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Nr. 85. 32. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 26. März 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplass, Nr. 151 90-151 97.

Die Spuren des Ruffeneinfalls in femel.

Gestlicher Kriegsschauplah. Die Meldung des Großen Hauptquartiers   Zur Vorgeschichte des Welt­

Der Russeneinfall in Memel  . Amtlich. Großes Hauptquartier, den Amtlich. Großes Hauptquartier, 25. März. 25. März 1915.( W. T. B.)

( W. T. B.) Ueber die Vorgänge bei Memel   ist folgendes festgestellt:

Westlicher Kriegsschauplatz.

Donnerstag, den 18. März, rückten die Russen, gleichzeitig von Abgesehen von unbedeutenden Gefechten Norden und Osten kommend, in mehreren Kolonnen gegen Memel   auf den Maas  - Höhen, südöstlich von Verdun ren Geschüßen, einige Reichswehreskadrons, zwei Kompagnien und am Hartmannsweilerkopf, die noch an­Marineinfanterie, ein Bataillon des Reserveregiments Nr. 270 und dauern, fanden nur Artilleriekämpfe statt.

vor. Es waren sieben Reichswehrbataillone mit sechs bis acht älte­

Grenzwachttruppen, aus Riga   und Libau  , im ganzen sechs bis zehntausend Mann. Der unterlegene deutsche Landsturm zog sich von der Grenze auf Memel   zurück und mußte schließlich auch

Russen sengten an den Vormarschstraßen von Nimmersatt und Lou­

gallen zahlreiche Gebäude, vor allem Scheunen, nieder. Im ganzen

wurden fünfzehn Ortschaften schwer geschädigt. Eine erhebliche Anzahl von Landeseinwohnern, auch Frauen und Kinder, wurden nach Rußland   fortgeschleppt, eine Anzahl Einwohner crschlagen. Am Abend des 18. März zogen die Russen in Memel  cin. Die Truppen wurden hauptsächlich in den Kasernen unter­gebracht.

Deftlicher Kriegsschauplatz.

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Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht. Wien  , 25. März.( W. T. B.) Amtlich wird ver­Am Freitagabend erschien der russische Kommandant im Rat- lautbart: 25. März 1915, mittags: haus, forderte den Oberbürgermeister und später noch drei weitere In den Karpathen haben unsere Truppen an der Bürger als Geifeln und ließ fie in die Stafernen bringen, welche Front westlich des Uszoker Passes schwere russische Angriffe von den Ruffen bereits in einen unglaublichen Zustand verfest abgeschlagen. Die Kämpfe dauern an. Der gestrige Tag ist in waren. In den Straßen der Stadt trieben sich plündernde einigen Abschnitten ruhiger verlaufen. Fünfzehn­Trupps russischer Soldaten herum, verhafteten Ein hundert Mann des Gegners wurden neuerdings wohner, drangen in die Häuser, cin, zerschlugen Ladenfcheiben, gefangen. Bei Wyszkow   scheiterte ein Angriff, des plünderten und raubten Lebensmittelgeschäfte, zwei Uhrmacherläden Feindes auf die am 22. von uns genommenen Stellungen. und einen Juwelierladen vollständig aus. In drei Fällen find An den übrigen Fronten hat sich nichts Vergewaltigungen weiblicher Personen bisher fest­gestellt. Brände und Hauszerstörungen ereigneten sich im allgemei Wesentliches ereignet. nen nicht. Die Nachricht, daß russischer Böbel sich an Am südlichen Kriegsschauplas fanden in letter den Ausschreitungen, beteiligt habe, hat sich nicht bestätigt. Zeit an der Donau   und Save vereinzelte Geschütz­Der russische Kommandant, dem das wüste Treiben seiner kämpfe statt. Die allgemeine Situation ist unverändert. Leute anscheinend selbst ungeheuerlich schien, suchte Einhalt Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes zu gebieten, indem er die Plünderertrupps in die Kasernen von Hpcfer, Feldmarschalleutnant. zurückschiden und schließlich die Kaserncntorc schließen licf.

krieges.

Der Labour Leader", das Drgan der unab­hängigeit Arbeiterpartei Englands, bringt in seiner Nummer vom 18. März d. 3. folgende bemerkenswerte Ausführungen: Es ist ein offeries Geheimnis, daß am Vorabend des Krieges es in Kabinett über die Frage der Beteiligung Großbritanniens  zwei ernsthaft getrennte Gruppen gab. ir glauben mit Recht erklären zu können, daß acht Tage vor dem britischen  Ultimatum a an Deutschland   die Mehrheit des Kabinetts Aus der gegen die Einmischung Großbritanniens   war. ant

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denkbar besten Gewährsquelle wissen wir, daß noch Russische   Angriffe östlich und südöstlich von durch die Stadt über das Haff und die Nehrung zurüdgehen. Die Augustow, sowie bei Jednorozek nordöstlich von Vorabend der Kriegserklärung der Premierminister die Rüc trittserklärung von sechs Mitgliedern des Kabinetts in der Hand hatte. Mr. Asquith, Gir Prasznysz wurden abgeschlagen. Eduard Grey   und diejenige Gruppe im Kabinett, die wir als imperialistisch bezeichnen können, vertraten die Ansicht, daß Britannien auf Grund der Entente" mit Frankreich   und der von Rußland   und unserem Auswärtigen Amt   inse geheim eingegangenen Verpflichtungen sich einmischen müßte. Die andere Gruppe war gegen solche Einmischung. Wäre Deutschland   nicht in Belgien   eingedrungen, so hätte wahrscheinlich ein wahrscheinlich ein großer Teil des Kabinetts demissioniert und wäre ein Stoalitionskabinett gebildet worden. Denn der von Lord Lansdowne und Mr. Bonar Law an Mr. Asquith gesandte Brief machte es llar, daß die Impérialisten auf deren Unterstügung rechnen konnten. Deutschlands   Einmarsch in Belgien   belehrte vier der sechs Widerspenstigen zugunsten des Krieges, nur Lord Morley   und Mr. John Burns beharrten auf ihrem Rücktritt aus dem Kabinett, und ihnen schloß sich ein Mitglied des Ministeriums, Mr. C. P. Trewelyan an. Wir müssen gestehen, wir hatten Mr. Lloyd George   Unrecht getan; als wir ihn den Imperaliſten zuzählten, wir konnten uns nur so seine Mansion Haus- Rede von 1911 erklären, indes handelte er vielleicht damals nur als das Mundstück von Sir Edward Grey  . Sein in " Pearsons Magazine" veröffentlichtes Juterview machte es. aber flar, daß er bis zum Einmarsch in Belgien   Geguer der Teilnahme Großbritanniens   am Krieg war. Dies weiß ich," erklärt er, ist wahr, daß, sobald die Garantie zugesichert war, daß die deutsche  Flotte die Küste Frankreichs   nicht angreifen noch( Deutsch  land) irgend welches französische   Gebiet annektieren winde, ich nicht für die Kriegserklärung 811 haben gewesen wäre, nicht in Belgien   eingedrungen worden, und ich glaube, ich kann das gleiche von der Mehrheit, wenn nicht von der Gesamtheit meiner Kollegen sagen". Mr. Lloyd George  stellt endgültig fest, daß, wenn Deutschland   nicht den Fuß auf den belgischen Boden gesezt hätte, die liberale Regierung nicht in den Krieg eingegriffen hätte. Nun, in diesem Fall würde eine Koalitionsregierung eingegriffen haben. Der Premierminister und Sir Edward Grey   würden sicherlich nicht Mr. Lloyd Georges Erklärung unterschreiben. Als Lord Robert Cecil die Frage formulierte, die vom Premierminister Antwort darauf ver­Tangte, ob der Schatzkanzler( Lloyd George  ) die Politik der Regierung genau zum Ausdruck bringe", lies die Regierung ihren Druck auf ihn spielen, sie zurückzuziehen, und sie ver­schwand stillschweigend von der Tagesordnung. Der Leitartifel der Times", der ausführt, daß Britannien auch ohne die belgische Frage eingegriffen hätte, war offenbar eine Zurüdiveifung der Meinung des Mr. Lloyd George  . Wir möchten gern wissen, ob der Premierminister oder der Sekretär des Auswärtigen etwas mit seiner Veröffentlichung zu tun hatten."

und einige Vergewaltigungen vorgekommen. Wie mir die Einwohner versicherten, nahmen russische Infanteristen sie gegen die Kosaken in Schuß. Ungefähr 100 Einwohner wurden von den fliehenden Russen ein Stück Weges mitgeschleppt und dann freigelassen. In Memel   selbst herrscht große Aufregung. Die Kommandantur erklärt aber, daß keine Gefahr mehr vor­handen sei. Ausführlicher Bericht folgt.

Kriegskontribution in Polen  .

Am Sonnabendvormittag war die Stadt selbst bis auf Patrouil- In Memel   sind ungefähr 20 Zivilpersonen erschossen worden Ien frei von russischen Soldaten. Am Sonnabendabend zogen die Russen ab. Nur einzelne versprengte Trupps blieben in Memel  zurüd. Diese wollten bereits ihre Gewehre auf dem Rathaus ab­liefern, als am Sonntagnachmittag von neuem st är: Icterussische Truppsvon Norden her in die Stadt einrüdten. Sic stießen in Memel   bereits auf deutsche Patrouit len, denen stärkere deutsche Truppen von Süden her folgten. Im energischen Angriff, bei dem sich das Bataillon Nußbaum vom Ersat­regiment Königsberg besonders auszeichnete, warfen sie die Russen nus Memel   heraus. Bei dem heftigen Straßenkampfc ver­loren die Russen etwa hundertfünfzig Tote. Unsere Der Berl. Lokalanz." ist in der Lage, zu be­Verluste waren gering. Beim Zurückgehen rissen die Ruffen ihre richten, daß Generalfeldmarschall von Hindenburg dem nachkommenden Verstärkungen mit in die Flucht. Die Geiseln Gouvernement Suwalki sowie auch den übrigen maren beim Herannahen unserer Truppen unter Bedeckung nord- Teilen des von ihm beseßten feindlichen Gebietes Kon= wärts abgefahren. Bei Königswäldchen blieb der Wagen tributionen auferlegt als Strafe für den Russen­st chen, die Bededungsmannschaften flüchteten. Die verhafteten einbruch bei Memel   und die dabei verübten Plünde Bürger suchten nach Memel   zurückzukommen; hierbei fiel Bürger- rungen und Mordbrennereien. 11. a. wurde der Stadt Lodz meister Podels zu Boden und wurde liegend von flüchtenden die Summe von einer halben Million Rubel auferlegt. russischen   Soldaten durch Bajonettstiche schwer verlegt. Der in Russisch Polen durch den Krieg entstandene Die Russen flohen, ohne Widerstand zu leisten, und wur- Schaden wird von einem Warschauer bürgerlichen Komitee den am 22. und 23. März energisch verfolgt. Besonders auf 2360 000 000 Mart berechnet. beim Durchmarsch durch Bolangen erlitten sie durch das Ges

wäre

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ſchüsseuer unserer Kreuzer, die sich an der Berfolgung beteiligten, Rußland   erklärt die polnischen Legionäre verschiedener Hinsicht interessant, sie bilden im ersten Teil ein

schwere Verlust c. Es fielen fünfhundert Gefan gene, drei Geschüße, drei Maschinengewehre und Munitionswagen in unsere Hand.

für Franktireure.

So der Labour Leader". Seine Mitteilungen sind in Stück Kommentar zum englischen Blaubuch über den Krieg: Zu ihrem besseren Verständnis sei bemerkt, daß das

Wien  , 25. März.( W. T. B.) Die Kriegsberichterstatter der Kabinett in England den inneren Rat des Ministeriums Die russische Unternehmung gegen Memel   kennzeichnet sich als Blätter melden: Der in Südostgalizien operierende russische Armee  - bildet, so daß zwar alle Kabinettsmitglieder Minister, aber ein Raubzug, bei dem es von vornherein weniger auf militärischen kommandant erließ einen Befehl, in dem den Soldaten und der nicht alle Minister auch Kabinettsmitglieder sind. Lord  Erfolg als auf Beute und Verwüstung ankam. Ein gleicher Raub- Bevölkerung der Auftrag erteilt wird, die Mitglieder der polnischen Lansdowne und Wir. Bonar Law   sind die Führer der zug scheint gegen Tilsit   geplant gewesen zu sein. Der russische   Legion, obwohl diese in unserer Armee bereidigt find, als Räuber- konservativ- unionistischen Partei, der erstere im Haus der Kommandant fragte den Oberbürgermeister von Memel   am Freitag- banden zu behandeln. Es wird jedem mit Kriegsgericht gedroht, der Lords, Bonar Law   im Haus der Gemeinen; dieser Partei abend, wie es in Tilfit aussehe, und war sehr erstaunt zu hören, die Legionäre unterſtüßt, ebenso mit Zerstörung der Dörfer, in gehört auch der Abgeordnete Lord Robert Cecil an. word welchen Legionäre aufgefunden werden.

daß diese Stadt sich in den Händen der Deutschen   befinde.

Bei den deutschen   Truppen, die Memel   säuberten, befand sich. der jüngste Sohn Seiner Majestät des Kaisers, Prinz Joachim von Preußen  . Er wurde überall, wo er erkannt wurde, von der Be-, völkerung freudig begrüßt.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Der französische   Tagesbericht.

Lansdowne und Bonar Law   richteten Ende Juli v. J. einen Brief an Mr. Asquith, worin sie ihm die Unterstübung ihrer Partei für den Striegsfall zusagten. Die Mansion Hous- Rede Lloyd Georges von 1911 war die Rede, die der Geitannte am 21. Juli 1911 auf einem Festessen vor den Kauffenten Paris  , 25. März.( W. T. B.) Amtlicher Bericht der Londoner City hielt und worin er, ohne Deutschland   zu von gestern abend: Nördlich von Arras   versuchten nennen, im Hinblick auf den Panthersprung nach Agadir   die die Deutschen   in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch Warnung nach Berlin   ergehen ließ, im Streithandel mit zwei Angriffe gegen die Höhe Notre Dame de Lorette; Frankreich   um Maroffo nicht England beiseite schieben zu die Angriffe mißlangen vollkommen. In der Champagne   wollen, als ob es im Rate der Rationen nicht mehr mit­in der Stadt zerstört, kein Brand, kein Feuer hat gewüte. Aber wurde ebenfalls ein Nachtangriff gegen eine Feldschanze zähle. Diese Rede war, was dem Labour Leader" aus dem einige Läden sind aufgebrochen und ausgeplündert. Dagegen bei Beau Séjour versucht; der Angriff wurde sofort zum Gedächtnis entfallen zu sein scheint, laut einer von Eir ist ein Ort in der Nähe von Memel   durch Brand vernichtet. Stehen gebracht. Edward Grey   am 27. Juli 1911 im Haufe der Gemeinen ab.

Genosse Wilhelm Düwe II telegraphiert uns aus Königsberg  : Soeben komme ich aus Memel  . Kein einziges Haus ist