die WeltHem'chaft gehöre. Schon tor Jahren habe ich... bor diesen Brunnenvergiftern gewarnt." Mit Recht weist Müller-Holm darauf hin, daß„der Wdruck der WelthandelZpolitik uns die Aussicht auf endlose inter - nationale Verwickelungen und beständige Kriege eröffnet." Er beruft sich dabei auf Rohrbach, der in der impe- rialistischen Propagandaschrist„Ter deutsche Gedanke in der Welt' auf Seite 187 die Folgen eines Krieges zwischen Deutschland und England schildert: „Entweder werden wir beim Angriff auf England geschlagen und dann droht uns das Ende, oder das Unwahrscheinlickie ge» schieht, und wir besiegen die englische Flotte.(Die Arbeit ist vor dem Kriege erschienen; Anmerkung der Redaktion des„Vor- w ä r t s'.) In demselben Augenblick ist aber auch das europäische Bündnis, das uns des Siegespreises beraubt, gegen uns fertig, denn wenn wir England besiegen, dann mühten nicht nur unsere Gegner, sondern auch unsere Bundesgenossen sich gegen uns zusammenschließen." Müller-Holm sieht die einzige Rettung aus dieser„verzweifelten Lage" in der Aufgabe deS imperialistischen Standpunkts. Müller-Holm ist nun nicht der geeignete Führer, um aus dem Imperialismus hinauSzuleiten. Der Sozialismus gibt dazu viel bessere Wege an. Der Sozialismus ist überzeugt, daß die Wirt- schastliche Entwicklung notwendig dahin treibt, daß das die Großbanken und die Großindustrie beherrschende Finanzkapital der Allgemeinheit dienstbar gemacht wird. Gerade der Krieg und seine Wirkungen, die zunächst nur die Konzentration des Finanzkapitals verstärken, werden diese Umwandlung beschleunigen helfen. Ein Vorstoß üer russischen Schwarzen Meer-Ilotte. Konstantinopel , 28. März.(W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: Heute früh bemerkten unsere Beobachtung?- Posten am Bosporus einige russische Kriegsschiffe, die aus sehr großer Entfernung einige Granaten gegen unsere Wachschiffe ab- schössen und sich dann schnell entfernten. Von den anderen Kriegsschauplätzen ist nichts zu melden. Ein französischer Kreuzer vernichtet! Athen , 28. März.(W. T. B.) Der Sonderberichterstatter der „Estin" meldet aus M u dr o s, daß ein französischer Kreuzer am 22. März in der Nähe deS türkischen Forts TardanoS vom Land aus torpediert worden und in einundeinhalber Minute mit der ge- samten Besatzung gesunken sei. Der Name des Kreuzers werde geheim gehalten. (Bon türkischer Seite ist diese Nachricht bisher nicht bestätigt.) Hefechte im Kaukasus . Petersburg, 27. März.(W. T. B.) Der Stab der Kau- kasuSarmee teilt folgendes mit: Am 25. März haben einzelne Zusammenstöße in dem Gebiete jenseits des Tfchorokh und in der Richtung auf Olti stattgefunden; an den anderen Fronten war es verhältnismäßig ruhig. Der Seekrieg. Die Tätigkeit üer üeutschen Unterseeboote. Liverpool , 28. März.(W. T. B.)(Meldung des Reuterfchen Buraus.) Der Dampfer„V o s g e s" ist an der Küste von Cornwall durch Geschützfeuer zum Sinken gebracht worden, wahrscheinlich von einem Unterseeboot. Der erste Maschinist ist getötet und drei Mann von der Besatzung sind ernstlich verletzt worden. Die übrigen 30 Mann landeten in New Ouay. London , 28. März.(W. T. B.)(Meldung der„Agence HavaS".) Der Ueberseedampfer„N i a g a r a", welcher die Besatzung des bei Rewport News versenkten Dampfers„Florida " an Bord hatte, be- gegnete auf der Rückfahrt von New Dork auf der Höhe von Eher- bourg am 25. März einem deutschen Unterseeboot, welchem er dank seiner höheren Geschwindigkeit enttann.
Worte eines Vaters. Die Aufgabe der Schule besteht im Lehren und Erziehen. Das Erziehen ist noch wichtiger als das Lehren. Tüchtige und charaktervolle Menschen sind der Welt und dem Vaterlande notwendiger als gelehrte. Eine Kriegszeit wie die gegen- wärtige, deren Erschütterungen in den empfänglichen Herzen der Kinder oft tiefer wirken, als in Erwachsenen, kann eine wirkungsvolle Erzrehungszeit sein. Ist sie es? Ich habe als Vater bittere und peinliche Er- fahrungen gemacht. Der Krieg hat seine zwei Gesichter. Das eine Gesicht ist Sieg und Triumph, das andere Schmerz und Elend. Das sollte nian in der Schule nie vergessen. Erzieher. die den Krieg ihren Schülern nur im Lichte des Sieges und Triumphes zeigen, versündigen sichan ihnen. Zu leicht pflanzen sie in die Herzen der Kinder die Auffassung, als sei der Krieg die gewaltigste, die höchste Lebensbetätigung des Menschen. Und es ist doch so, daß der Friede das höchste Glück und Gut der Menschen ist. Ja, der Krieg hat seine sittliche Berechti- gung nur dadurch, daß durch ihn gebrochener Friede, gefähr- deter Friede wieder zu einem gesicherten und dauernden wird. Deshalb muß die Zeit des Krieges mit all ihren tiefen Er- schütterungen und Eindrücken, besonders auf die Gemüter der Kinder, eine Zeit der Erziehung der Kinder und Völker zum Frieden sein. Der Krieg ist die Herrschast des Negativen: des Zer- störenden und Vernichtenden. Aber das Positive im Menschen läßt sich weder für längere noch für die kürzeste Zeit völlig unterdrücken. Das Heilende, Schafsende und Aufbauende greift in die Speichen des zermalmenden Kriegsrades ein, eilt hinter seiner furchtbaren Spur her, rettet, lindert, hilft, schafft, barst wieder auf. Das Entsetzliche des Krieges ließe sich nicht ertragen, es machte an der Menschheit und der Menschlichkeit verzweifeln, wenn der Krieg nicht zugleich alle Hilfsbereit- schaft, alles Mitleiden, alle Solidarität in so erhebendem Maße auslöste. Und wieder hat hier die Schule die Pflicht, in besonderer Weise die Kinder auf das letztere hinzuweisen. Man feiere in den Schulen einen Sieg. Aber man vergesse nicht den Kindern zu sagen, welche schmerzliche Kehrseite der Sieg hat; man vergesse nie die Kinder darauf aufmerksam zu machen, welche solidarische rettende, helfende, schaffende und aufbauende Tätigkeit, welches Riesenwerk hingehendster Menschlichkeit erforderlich ist, um die schreckliche Spur eines Sieges vom Antlitz der Erde zu löschen, wenn auch noch so viel Genie, Kraft, Mut und Ausdauer zu seiner Erringung not- wendig ist. So denke ich als Vater, denke ich im Interesse des Vater- handes, denke ich im Interesse der Menschheit; denn ich kann vnd will nie ein Voll von der Menschheit lösen. Aber ich
Hüll, 28. März.(A. T. B.) Ms der Dampfer„ThchoS" der Mlsonlinie, von Bombay nach Hall, am Sonntag sich den Downs näherte, wurde beobachtet, daß ein deutsches Unterseeboot auf den Dampfer lossteuerte. Der Kapitän gab Volldampf. Trotzdem holte das Unterseeboot das Schiff ein und schoß einen Torpedo ab, der am Bug vorbeiging. Zum Untergang üer»delmira*. London , 28. März.(23. T. 33.) Nach einer Meldung des „Daily Ehronicle" aus Portsmouth erklärt die Admiralität, daß die „Delmira" offenbar nicht gesunken ist, da berichtet wird, daß sie bei St. Vaast Lahogue gestrandet fft und brennt. Der Wert des Schiffes wird mit 36 000 Pfund Sterling angegeben. Der Kapitän erzählte, da der Dampfer ein schnelles Schiff war, hätte er wahr- scheinlich dem Angriffe des Unterseebootes ausweichen können, wenn nicht die Heizer, die aus Ehinesen bestanden, als sie hörten, daß das Schiff von einem Unterseeboot verfolgt wurde, die Kessel im Stich gelassen hätten und auf Deck geeilt wären. Dadurch verlor die „Delmira" Dampf unt) mußte anhalten. Der Kommandant des Unterseebootes war sehr höflich und bot der Besatzung Wein an, der aber zurückgewiesen wurde. Das Unterfeeboot schleppte die Rettungsboote der„Delmira" eine Stunde lang gegen die eng- lische Küste und ließ sie fahren, als das Handelsschiff„Lizzie" in Sicht kam, welches die Bemannung aufnahm. der Krieg und öie Kolonien. von üen Kämpfen in Kamerun . London , 28. März.(W. T. B.) Die„A f r i c a n World" veröffentlicht den Brief eines Leutnants in einem n i g e- rischen Regiment aus Mamfe vom 7. Februar über eine Expedition nach Kamerun . Der Leutnant schreibt darin, daß die Engländer im Oktober und November ernsUiche Niederlagen bei Dola und Nfanakang erlitten hätten. Bei diesem Ort verloren sie alle Offiziere und etwa 100 Mann. Hierauf wurden in Lagos Freiwillige aufgerufen. Der Schreiber des Briefes ist einer davon. Am ersten Weihnachtsfeiertag brach man von Rkami nach Mamfe auf. Als die Vorhut einzog, wurde von einem gegenüberliegenden Hügel mit Maschinengewehren das Feuer eröffnet, wodurch sechs Eingeborene getötet wurden. Die Briten erwiderten das Feuer und vertrieben den Feind. Hierauf wurde nach dem 40 Meilen entfernten Tinto marschiert, welches nach drei Tagen ohne Zwischen- all erreicht wurde. Zwei Tage später erfuhren die Briten , daß die Deutschen 500 Mann stark auf Mamfe anrückten und mußten in- olgedesscn eilig den Rückzug antreten. Sie erwarten den Feind n Mamfe, in dessen Umgebung bereits mehrere Patrouillengefechte tattgefunden haben. Der Offizier bemerkt in seinem Briefe noch, daß die Kämpfe in Belgien gegen die Schwierigkeiten in Kamerun Kinderspiel fein müssen. Er wisse nicht, wie lange der Kleinkrieg noch dauern werde. Ein üeutscher Fliegerangriff in Süüwesiafrika. London , 28. März.(W. T. 33.)(Meldung des Reuterfchen 33ureaus.) Gin feindliches Flugzeug hat bei Garub östlich von Lüderitzbucht einen neuen Angriff auf ein Lager unternommen. Das Flugzeug näherte sich bei Tagesanbruch, flog ungewöhnlich hoch, beschrieb einen weiten Bogen noch Norden und warf einige Bomben und Handgranaten ab, wodurch ein Eingeborener leicht verwundet wurde. Zugesiänüniffe an üie Lonüoner Hafenarbeiter. London , 28. März.(W. T. B.) Die Bootsleute im Londoner Hafen haben vom Schiedsgericht eine Kriegszulage von 3 bis 8 Pence täglich bewilligt erhalten. In den Königlichen Docks fft den Arbeitern durch die Regierungskommiffron eine Kriegs- zulage von 1 bis 3 Schilling für die Woche zuerkannt worden. » London , 28. März.(W. T.B.) Zweitausend Hafen» arbeiter in Liverpool setzten trotz der Mahnungen der Re-
gierung den Wochensnd-Streik fort. Sie gingen Sm Frei- tagnachmittag 5 Uhr nach Hause und wollen erst am Montag früh die Arbeit wieder aufnehmen. Rußlanü gegen Italien . Die„Nowoje Wremja" schreibt, offenbar offiziös inspi» riert, es wäre ein Skandal, wenn Rußland erlaubte, daß Italien Trieft nähme, und kritisiert scharf die westeuropäischen Diplomaten, weil sie die Abtretung empfehlen. Das Blatt versucht den Beweis zu erbringen, daß Trieft slawisch sei. Die Italiener seien, wie die Deutschen , Meister in der Kunst der Unterdrückung, was aus der völligen Nichtachtung der kultu - rellen Rechte der Slowenen im nordwestlichen Teile der Region Venezien hervorgehe. der russische slüel gegen üie deutschen. Petersburg, 28. März.(W. T. B.) Der Kongreß des vereinigten Adels ist nach Annahme folgender Resolution geschlossen worden: 1. Es soll Ausländern untersagt sein, sich an Unternehmungen zu beteiligen, die der Nationalverteidigung dienen. 2. Alle Deutschen gehörigen Kolonien in Rußland sollen eingezogen und die Landgüter, die sich im Besitz von Deutschen , Oesterreichern und Ungarn befinden, Veteranen aus dem Offizier- und Soldatenstande übergeben werden, es sei denn, daß die ur- sprünglichen Besitzer Slaven sind. 3. Weiter sollen alle den gc- nannten Nationalitäten gehörigen Immobilien in Dörfern und Städten sowie alle ihre Güter und Waren beschlagnahmt werden, und zwar auch dann, wenn die Besitzer sie bereits an russische Untertanen überschrieben haben. Wittes Nachlaß. Ueber Kopenhagen wird aus Petersburg berichtet: Am 18. März erschienen in Wittes Wohnung Generaladjutant Maksimowitsch, Fürst Trubetzkoi und ein Vertreter der Polizei mit dem Auftrag, die hinterlassenen Papiere von staatspolitischer Bedeutung, hauptsächlich die auf den Finanzausschuß bezüglichen. in Sicherhett zu bringen. Alle Papiere wurden untersucht, ein großer Teil davon mitgenommen. Wittes Denkwürdigkeiten wur- den in der Wohnung nicht vorgefunden. Die Untersuchung wurde durch ein von Witte kurz vor seinem Tode angefertigtes genaues Berzetchnis über den Verbleib jeden Dokuments erleichtert. Witte hinterläßt 500 000 Rubel, wovon 400 000 sich in Deutschland und nur 100 000 in Petersburg befinden. Inüien unü üer Krieg. Delhi , 28. März.(W. T. B.)(Meldung des Reuterfchen Bureaus.) 33ei der Budgeiberatung in der Gesetzgebenden Versammlung ttat begeisterte Uebereinftimmung aller Mitglieder mit der Reichsregierung in der Frage der Fortsetzung des Krieges zutage. Es wurde einstimmig der'Wunsch ausgesprochen. daß die Regierungsperiode des Lord Hardinge bis zum Ende des Krieges ausgedehnt werde. Die finanzielle Stärke Indiens rief Befriedigung hervor. Bei Schluß der Debatte wies Lord Har- dinge auf den trotz der großen Ansprüche gesunden Zustand der Finanzen hin, der das Land in die Lage versetze, auch noch weitere Lasten auf sich zu nehmen. Ueber die Politik der Regierung bc- züglich der Weizenausfuhr sagte Lord Hardinge , es werde wahr- scheinlich großer lleberschuß für die Ausfuhr vorhanden sein. Die Ausfuhr dürfte erheblichen Nutzen bringen, der den Ackerbau treibenden Klassen der Bevölkerung zugewendet werden solle. Ueber seinen jüngsten Besuch am Persischen Golf erklärte der Vizekönig, die Provinz iöasra, die unter der türkischen Regierung gelitten -habe, verspreche für die Zukunft außerordentlich viel. Die 33evölkc- rung sei spärlich. Die Stadt Basra könne mit verbältniSmätzig geringen Ausgaben in einen ausgezeichneten Ausfuhrhafen für Mesopotamien und Nord-Persien verwandelt werden. Nur die Ufer des Schat-el-Arab seien bebaut; die einfachste Bewässerung würde genügen, um weite Siedlungen anzulegen und das Land in ein Paradies zu verwandeln. 3Nit tiefem Bedauern habe ich gehört, fuhr Lord Hardinge fort, daß der Antrag, eine Adresse an den König zu senden, die sich gegen die Errichtung eines Exekutive Council in den Vereinigten Provinzen ausspricht, vom Oberhause angenommen worden fft. Da nichts über ein ähnliches Vorgehen im Unterhause bekannt fft, kann man annehmen, daß die Proklamation nicht vom ganzen Paria- ment verworfen worden fft. Es ist eine sehr ernste Sache, daß eine
sehe die Spuren der Erziehungsarbeit der Schule in der Gegenwart an meinen Kindern und an fremden Kindern. Die Spuren betrüben und erschrecken mich. Ich kann mich vor meinen Buben nicht mehr retten. Sie wollen eine Uniform, einen„Lustdruck", einen Säbel, eine Pistole; sie wollen Zinnsoldaten und Schlachtpläne. Sie kommen alle Tage vom Kriegspielen verbeult, zerschunden und zerrissen nach Hause. Sie siebern in der Nacht im Traum, schreien„Hurra" auf,„Haut ihn!"„Nieder mit den Hun- den!" Mit ihren Mitschülern machen sie die Straßen des Ortes, den Wald unsicher mit ihrem Gebrüll, Gehetze und Gehaue. Ich stemme mich mit aller Kraft dagegen; belehre, warne, mahne, züchtige— vergeblich. Haus und Schule sollten Hand in Hand gehen. Aber ich bin mit meinem Latein zu Ende, wenn meine Buben mit roten Köpfen nach Hause kommen und erzählen:„Heute haben wir in der Freistunde Schlacht gespielt. Au, das war fein!" Zu alledem kommt, wie ich bei meinen Kindern konsta- tieren mutz, ein Nachlassen im Lernen, an Aufmerksamkeit in der Schule und an häuslichem Fleiß. Die Kriegszeit sollte, um dieses Wort einmal zu gebrauchen, zu einer„Ertüchtigung" unserer Jugend führen. Ich verstehe darunter körperliche, geistige und vor allem sittliche Ertüchtigung. Mit tiefem Schmerz muß ich das Gegenteil konstatieren. Aber auch in anderen Hinsichten sind Feststellungen zu machen, die erzieherisch verkehrt, ja verderblich sind. Das Volk hat eine schwere Zeit zu überwinden. Um auf wirt- schaftlichem Gebiete auszuhalten, muß es sparsam sein und nach jeder Richtung hin haushälterisch. Zur Sparsamkeit und zum Haushalten sollten auch die Kinder in den Schulen er- zogen und angehalten werden. Das Gegenteil ist der Fall. Fast kein Tag vergeht, wo mein« Buben nicht mit einer Bitte um Geld nach Hause kommen. Da wird gesammelt, um das Bild eines siegreichen Heerführers zu kaufen und im Klassen- zimmer aufzuhängen; da werden den Kindern Ansichtskarten, deren Erlös diesem oder jenem Zwecke zugeführt werden soll, angeboten: da sind Lichtbildervorträge, deren Ertrag für das Rote Kreuz bestimmt ist; da muß ein Lehrer ins Feld, und die Kinder sammeln freiwillig, um ihm irgend etwas als Liebesgabe mitzugeben. Und einzelne Kinder bringen zu diesen Sammlungen verhältnismäßig oft hohe Beträge mit. Die Kinder aber, deren Eltern es beim besten Willen nicht der- mögen, fühlen sich zurückgesetzt. Dieses Geldsammeln in und durch Schulen hat aber, a�° gesehen davon, daß es nicht gerade zum Sparen und Haus- halten erzieht, die verhängnisvollsten sozialen Folgen. In einer Zeit, wo die verschiedenen sozialen Schichten einheitlich zusammenstehen müssen, wird dadurch bei den Kindern die Kluft zwischen denen, die es vermögen, und denen, die es beim besten Willen nicht vermögen, ihren Kindern zu allem Mög-
lichen das Geld zu geben, erst offenbar oder weiter aufgerissen. Das ist so unpädagogisch, daß man erwarten müßte, jede Sammeltätigkeit in den Schulen würde ohne weiteres eingestellt. Es mag ja für die Schulen ein gewisser Ehrgeiz befriedigt werden, wenn sie in Sammlungen an erster Stelle stehen. Aber diesem Ehrgeiz darf nicht die Erziehungsaufgabe der Schule geopfert werden. Es ließen sich ja auch die Kinder in den Schulen in einer positiven und erzieherischen Art am Durchhelfen während der Kriegszeit beteiligen. Man sammle die Kinder in der freien Zeit, lasse für die Verwundeten Ver- bandzeug herstellen, lasse sie in den Handwerksstuben der Schule für die Unterhaltung und Ermunterung der Verwun- deten Gegenstände anfertigen. Die größeren Schüler könnten sich der Begleitung, der Unterhaltung der Verwundeten wid- men, in den Lazaretten ihnen Gesang und Musik bieten, ihnen behilflich sein beim Briefschrciben. Man könnte den Schulen Ländereien zur Verfügung stellen, die sie klassenweise bear- beiten, um Bodenfrüchte zu ziehen. Eine ganze Reihe solcher und ähnlicher Betätigungen gäbe es für die Schulen, die sehr nützlich sind und großen erzieherischen Wert haben. Die Schule hat in der Kriegszeit eine erhöhte Aufgabe. Auch die Herzen der ihr anvertrauten Kinder sind erregt und erschüttert durch die furchtbaren und großen Ereignisse der Zeit. Die Sinne und Gedanken, das Tun und Lassen der Kinder in dieser Zeit gerade auf das hohe und edle Mensch- liche, auf das Heilende, Schaffende und Aufbauende hinzu- lenken— das muß vor allem die Erziehung durch die Schule in der Gegenwart zu erreichen streben.
In St. Huentin. In der„Frkf. Ztg." schildert Hans Brandenburg das„Kriegs- leben in St. Ouentin". Wir geben einiges davon wieder: ... Geht man über die Brücke des Seine-Somme -Kanals mit ihren gespreizten und lüsternen Allegorien die steigende und sich windende Haupfftraße hinan zu dem großen Platz, an dem das Theater und das zierliche spätgotische RathauS stehen und von dem ein« Gasse auf die Basilika läuft, so erkennt man die behaglich und fast pompös diSpönierte Anlage dieser Stadt, die Mar außer den beiden genannten gotischen Werken baulich nichts Merkwüroiges besitzt, aber mit ihren Läden, Schaufenstern. Restaurants und ihrem ganzen Verkehr geradezu großstädtisch anmutet, wie bei uns kaum eine Stadt von nur 60 000 Einwohnern. Und das Leben geht äußerlich längst wieder seinen Gang, ob es auch ganz von dem überall wimmelnden deutschen Militär gefärbt ist. Die Restaurants am Rathausplatz haben sich im„Ham- burger Hof" und„Frankfurter Hof" vertvandelt, vor dem Rathaus tritt die Hauptwache ins Gewehr, wenn mittags mit klingendem Spiel die Ablösung auszieht. Das große Cafe„L'Univers". dem mit Soldaten belegten Theater gegenüber, hat zwar seinen Namen behalten, aber es ist in der Woche fast ausschließlich von unseren Offizieren und Mannschaften besucht, drinnen hängt eine Ber -