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Nr.94. 32. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 6. April 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morihplatz, Nr. 151 90-151 97.

Heftige Kämpfe im Laborcza- Tale.

Oestlicher Kriegsschauplah. Die Meldung des Großen Hauptquartiers

Der russische Generalstab über die Kar  - 4. April 1915.( W. T. B.)

Amtlich. Großes Hauptquartier, den

pathenkämpfe.

Petersburg, 4. April.  ( M. T. B.) Der Stab des Gene­ralissimus teilte gestern abend mit: Unsere Offensive in den

Westlicher Kriegsschauplatz. Am Vser- Kanal südlich Dirmude besetzten unsere Truppen den von Belgiern   besetzten Ort Drie Grachten auf dem westlichen Ufer. Im Priesterwalde wurden mehrere franzö­ sische   Vorstöße abgewiesen.

Karpathen geht mit gleichem Erfolge weiter. Im Laufe des 1. April festen wir unser Vorrüden mit besonderem Erfolge in dem Abschnitt von Wolja- Michowa in der Richtung Uzsok fort. Trotz des hartnädigen Widerstandes der österreichisch- ungarischen Truppen, ihres umfassenden Gebrauchs von Exploſivkugeln(?) und ihrer zähen Gegenangriffe bedrängen unsere Truppen den Feind und nehmen ihm Gefangene, Maschinengewehre, Munition und Wagen, die er zurüdgelassen hat, ab. Im Laufe des 1. April nahmen wir gegen 100 Offiziere und über 7000 Mann gefangen wurden zurückgeschlagen. und erbeuteten einige Dugend Maschinengewehre.  (?) An den andeven Abschnitten der ganzen Front feine wesentliche Aenderung.

Belgische Probleme.

Aus Amsterdam   schreibt man uns: Es ist sehr be­dauerlich, daß die Leichtfertigkeit und Oberflächlichkeit, womit manche Leute die politische Zukunftsfrage Belgiens  behandeln, auch bei der Erörterung der wirtschaftlichen die ungeheuren Schwierigkeiten leugnen, denen die Versuche Gegenwartsfragen sichtbar wird. Kein Mensch wird begegnen, in dem vom Krieg heimgesuchten und vielen Drten verwüsteten, von einem ansehnlichen Zeil

seiner Bevölkerung verlassenen, dom Ausland abge­schnittenen Land das wirtschaftliche Leben zu erneuern. Es heißt den guten Willen und die Arbeit der deutschen  Verwaltung durchaus nicht in Abrede stellen oder

Deftlicher Kriegsschauplatz. Russische   Angriffe in Gegend Augustow   unterschägen, wenn man sich gegen Darstellungen fehrt, deren

Oberste Heeresleitung.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 5. April 1915.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

"

Verfasser das neue Schlagwort Geschäfte wie gewöhnlich" auf die belgischen Zustände anwenden und teils aus einer wenig gewissenhaften Tendenz, teils aus völliger Unfähigkeit Ein neuer russischer Armeekommandeur. ernster Untersuchung die Dinge dem deutschen   Publikum in rosen­farbigem Licht vorführen. Wir sind diesen Schilderungen, die Petersburg  , 4. April.  ( W. T. B.) General   Alege­infolge der von ihnen beförderten Verkennung der wirklichen jeff ist an Stelle des Generals Rußki zum Oberst­Zustände und wirkenden Kräfte durchaus nicht ungefährlich tommandierenden der Armeen an der nord- Nach dem Orte Drie Grachten, der sich seit kölnische Zeitung", manchmal in den von ihr ver­sind, wiederholt begegnet, auch in Blättern, die, wie die westlichen Front ernannt worden. Alexejeff hat dem 3. April bis auf einzelne Alegejeff hat dem 3. April bis auf einzelne Häuser am Nord- öffentlichten Zustandsschilderungen aus den außerdeutschen und war im japanischen Krieg Chef des Generalstabes im rande in unserem Besiz befindet, suchten die Gebieten ein Streben zur Objektivität fundgeben. Gewöhn­Kiemer Militärbezirk. Belgier   Verstärkungen heranzuziehen, sie wur- ber Berichterstatter bemerkt hat, daß die Brüsseler Boulevard­lich gründet sich der Optimismus dieser Berichte darauf, daß den jedoch durch unser Artilleriefeuer zurück- cafés besetzt sind, die Menschen auf der Straße und getrieben. auf der Straßenbahn äußerlich gleichmütig scheinen Ebenso verhinderte unser Artilleriefeuer Der Herr Berichterstatter hält es entweder für unnötig oder und da und dort ein Kientopp noch Zulauf hat. Die französischen   Tagesberichte. französische Angriffsversuche im Argonner- für eine besser zu vermeidende Störung seiner schönen Selbst­Paris, 4. April.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht walde. Ein starker feindlicher Angriff gegen gewißheit, etwas anderes zu befrachen, als diesen winzigen bon gestern nachmittag: Im Sommegebiet bei La Boisselle und Dompierre dauerte der Minenkrieg mit Vorteil für uns die Höhenstellung westlich Boureuilles( südlich ſtereotypen Ausschnitt aus dem sozialen Leben eines ganzen fort. Die Gesamtzahl der im Priesterwald nordwestlich von von Varennes  ) brach dicht vor unseren Hinder- tigung seines Urteils nur nötig, daß er sich z. B. nach den Landes. Und doch wäre es zur Ueberprüfung und Berich Bont- à- Mousson vom 30. März bis 1. April gemachten Ge- nissen zusammen. Französische   Infanterie- 3iffern der öffentlichen Unterstütungs­fangenen übersteigt 200, darunter 6 Offiziere. Gestern wurde ein deutsches Flugzeug heruntergeschossen, das soeben Bomben vorstöße westlich von Pont- a- Mousson hatten einrichtungen erfundigte. Sowohl für die wirtschaftliche auf Reims   geworfen hatte. Es fing bei der Landung Feuer; keinen Erfolg, dagegen brachten uns mehrere Situation in Brüssel   wie für die Psychologie der Brüsseler iſt es viel wichtiger, welches Ausmaß z. B. die öffentlichen beide Flieger wurden unverlegt gefangen genommen. Minensprengungen Geländegewinn im Priester- Ausspeisungen haben, als wie der Boulevardbetrieb aussieht.

Westlicher Kriegsschauplah.

Deftlicher Kriegsschauplatz. Ein russischer Angriff auf Mariampol  wurde unter schweren Verlusten für den Feind

Paris  , 4. April.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht walde. bon gestern abend: In Dompierre, südwestlich Peronne schritten unsere Minenarbeiten fort, weiterhin bei Lassigny versuchten die Deutschen   einen Vorstoß, wurden aber durch unser Feuer beim Verlassen der Schüßengräben sofort zum Halten gebracht. Im Oberelsaß, im Gebiet von Oberburn- abgeschlagen. haupt wiesen wir zwei deutsche Angriffe zurück.

Paris  , 4. April.  ( W. T. B.) Der heutige amtliche Nachmittagsbericht besagt, daß nichts zu melden ist.

Paris  , 5. April.  ( W. T. B.) Amtlicher Kriegs­bericht von gestern abend. Der Tag verlief auf der gesamten Front ruhig, außer im Woevre, wo unsere Fort­schritte fortdauerten. Wir nahmen das Dorf Regniéville, 212 Kilometer westlich von Fayenhaye, ein, welches am 1. April besetzt worden war.

Mißbräuchliche Anwendung des

Kreuzes.

Roten

Berlin  , 4. April.  ( W. T. B.) Der Daily Telegraph  " bringt in seiner Nummer vom 20. 3. unter der Ueberschrift, om­fort an der Front" folgende Mitteilung:

Der König besichtigte gestern eine Einrichtung, die von der englischen Heilsarmee zur Verabreichung warmer Getränke an die Truppen an der Front erfunden worden ist, und sprach seine volle Befriedigung über das Gesehene aus.

Sonst hat sich auf der ganzen Ostfront nich ereignet. Oberste Heeresleitung.

In der Tat sind die Statistiken dieser Einrichtungen feineswegs im Einklang mit dem Optimismus der gekenn zeichneten Darstellungen. Es ist z. B. Leider unleugbar, daß in Brüssel   die Zahl der Bürger, die gezwungen sind, ihr Essen beim Hilfsausschuß zu holen, noch wächst. Sie November 23,8, Ende Februar 25,9 Proz. und für Ende betrug im September 16,2 Proz. der Bevölkerung, Ende März wird ihr Ansteigen auf 28 Proz. angenommen. Sicher wäre es nicht richtig, aus diesem zunehmenden Appell an die öffentliche Hilfsleistung ohne weiteres auf eine wachsende Der österreichische Generalstabsbericht. Arbeitslosigkeit zu schließen und zu behaupten, daß alle Ver­Wien, 4. April.  ( W. T. B.) Amtlich wird versuche, die stockende Wirtschaftstätigkeit zu beleben, vergeblich lautbart: 4. April, mittags. geblieben seien. Vielmehr ist der Umstand zu berücksichtigen, In den Karpathen dauern die Kämpfe auf den daß sich viele Leute, namentlich aus den bürgerlichen Schichten, so lange als es nur möglich war, d. h. so lange als ihre Höhen beiderseits des Laborcza- Tales fort. Ein auf Spargroschen reichten, gescheut haben, mit ihrem Suppennap

den östlichen Begleithöhen gestern durchgeführter zur Verteilungsstelle zu gehen. Weiter ist auch die zunehmende Gegenangriff warf den bisher heftig angreifenden Teuerung von Einfluß. Jedenfalls aber ist es weit über­Feind aus mehreren Stellungen zurück. Auch östlich Virava trieben, von der Wiederkehr eines annähernd normalen Zu­wurde ein starker russischer Angriff zurüdge- standes in einer Stadt zu sprechen, wo 210 000 Menschen Gefangene. schlagen. In diesen gestrigen Kämpfen 2020 russische es handelt sich um Brüssel   mit den Vororten) täglich auf öffentliche Kosten ernährt werden. Für diesen Zweck werden Nördlich des Uzsoker Passes ist die Situation unteilung von Kleidern und Kohle, die Arbeitslosenunterstüßung, 65 000 Fr. täglich aufgewendet. Die Kosten, die die Ver­verändert. Ein erneuter Angriff der Russen scheiterte nach die Kinderfürsorge usw. erfordert, find hierbei nicht inbegriffen. kurzem Kampf. Diese Ausgaben müssen alle von der Gemeinde, deren Einnahmen natürlich eine riesige Einbuße erlitten haben, teils von privaten Hilfsfonds getragen werden, deren Mittel so gut wie erschöpft sind. Daß freiwillige Sammlungen immer weniger ergeben, ist zu begreifen.

An allen übrigen Fronten keine besonderen Ereignisse. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon Hoefer, Feldmarschalleutnant. Wien  , 5. April.  ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 4. April 1915, mittags.

Es handelt sich um fahrbare Motor- Feldküchen, die sobald als möglich zum französischen   Kriegsschauplatz abgesandt werden sollen. Die Wagen ruhen auf einem starken Unterbau und haben das Aussehen von Motorambulanzen, da sie bestimmt sind, in Verbindung mit dem Roten Kreuze zu arbeiten. Aus diesem Grunde tragen sie auch das Zeichen des Roten Kreuzes. Es besteht die Absicht, sie so nahe als möglich an die Linie der Schüßengräben vorzubringen, um den Soldaten, die von der Feuerlinie kommen bzw. dort vor­gehen, heißen Tee, Kaffee, Katao und Fleischbrühe berabreichen In den Karpathen wird im Laborcza- Tale und in zu können. Auf jedem Wagen befindet sich als ständige Besatzung den beiderseits anschließenden Abschnitten weiter heftig ge­ein Prediger der Heilsarmee und ein Chauffeur. Zur Innen­ausstattung gehört ferner ein Behälter, in dem sich alle für die kämpft. An allen übrigen Fronten stellenweise Artillerie­Kommunion erforderlichen Gegenstände befinden: ein trag- fämpfe. Sonst Ruhe. barer Altar, ein Kelch, ein Chorhemd und anderes. Bei Uscie Biskupie östlich Zaleszczyki   versuchten stärkere Wolffs Telegraphenbureau bemerkt hierzu: Wir stellen fest, daß die Engländer das Zeichen des Roten feindliche Kräfte am südlichen Dniestr Ufer Fuß Kreuzes zum Schuße ihrer militärischen Einrichtungen miß- 3u fassen. Sie wurden nach mehrstündigem Kampf zurüd. brauchen. Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, daß die Ver- geworfen, 1400 Mann gefangen, 7 Maschinengewehre erbeutet. bindung der Feldküchen mit Einrichtungen zur Erteilung der Kom­Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: munion nicht über die abermals von englischer Seite begangene Verlegung des Völkerrechts hinwegzutäuschen vermag.

bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

In der Provinz ist die Lage ungefähr dieselbe oder viel­mehr, wenn sie an einzelnen Orten günstiger erscheinen mag, so ist sie an vielen noch schlechter Wir empfingen dieser Tage hat, die Bemühungen um die Wiederbelebung des Wirtschafts­von einem Belgier, der infolge seiner Stellung Gelegenheit lebens und ihre Erfolge gut zu kennen, einige Mitteilungen über die Lage im Lütticher   Becken, die uns die Wiedergabe zu verdienen scheinen. Unser Gewährsmann wies darauf hin, daß die deutsche Verwaltung ihren guten Willen für diese Wiederbelebung anhaltend betont. Aber er nannte eine An­zahl von hemmenden Umständen. Dazu gehören vor allem die fortdauernden Schwierigkeiten im Eisenbahnverkehr. Die Tarife sind hoch und werden zu oft geändert, so daß den Fabrikanten eine zuverlässige Saltulation unmöglich