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Nr. 95. 32. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Die andere Wirkung.

Man schreibt uns:

Mittwoch, 7. April 1915.

Verbotene Zeitungen.

Wirkungen liegen in dem Objekt, nicht in dem Subjekt der politischen Tageszeitung wollen sie dagegen als politisches Aufrufe. Da erinnere ich mich einer Aeußerung Sebastian Urteil gewertet sein. Faures, die er vor einigen Jahren in meiner Gegenwart tat. Es war in einer Versammlung, wo er für seine Erziehungs­Außer der Essener Arbeiterzeitung", deren Verbot für Im Monat Januar gaben Sebastian Faure , ein anstalt" La Ruche" wirkte. Um Anhänger für den Bienen­Anarchist, aber auch einer der idealsten Köpfe und edelsten forb" zu gewinnen, schilderte er die Erziehung der Arbeiter drei Tage wir schon meldeten, sind noch auf je drei Tage ver­Herzen Frankreichs , und Pierre Monatte , Gewerkschafts- finder in grellen Farben. Ein Genosse meinte, daß dadurch boten worden die Bergische Arbeiterstimme" in Solingen und Beide Blätter verfielen sekretär und Redakteur des Arbeiterblattes La vie ouvrière", die Gegner leicht zu der Ansicht kommen fönnten, daß die die Arbeiterzeitung" in Remscheid . Friedensflugblätter heraus, die sie mit ihrem vollen Namen Arbeiter die Erziehung ihrer Kinder leichtfertig bernach dem Verbot gleichfalls wegen des Bernsteinschen Artikels zeichneten. Beide nahmen kein Blatt vor den Mund. lässigten. Faure erwiderte: Das ist die andere Wirkung. Ich Worauf es anfam". bin machtlos gegen fie. Aber ich darf in den Forderungen der Vernunft nicht nachlaffen, weil die Böswilligen, die Inter­effierten und unvernünftigen diese Forderungen in ihr Gegenteil verkehren."

Faure fagt: Es ist endlich Zeit, das Wort zu sprechen, das einzig und allein der Würde der Stunde entspricht. Und dieses Wort heißt: Genug! es ist ohnehin schon zuviel ge­wefen. Er sagt offen, daß es nicht zu erwarten sei, daß Deutschland unterliegen und den Frieden erbitten würde. Er führt weiter aus, daß der Friede, den das französische Volk wünsche, nicht derjenige sei, den ein Haufen bluttrunkener Nationalisten erstrebe. Er verlangt Friede.

Politische Uebersicht.

Diplomatie und Abwehrkrieg.

"

Gegen den Kriegswucher.

In der Zeitschrift Die Tat", die Eugen Diederichs in Jena herausgibt, beschäftigt sich der frühere fortschrittliche Reichstags­abgeordnete Dr. Heinz Potthoff eindringlich mit dem Problem des Kriegswuchers, Geradezu entsetzt steht Botthoff vor den Er­scheinungsformen, die der Kapitalismus während des Krieges an genommen hat: Nie war das deutsche Geschäftsleben so unsozial wie Monatte geht noch weiter. Er meint: In diesem Augen­jezt!.... Ohne Ausnahme finden auf allen Gebieten Preissteige­Neben Herrn von 8edlig in der" Post" vertieft sich rungen statt, auch wo von einer Erhöhung der Herstellungskosten Llid vom Frieden reden, werde nicht nur in nationalistischen, seit einiger Zeit auch Graf Reventlow( von der Deutschen gar keine Rede ist. Jeder nimmt, was er friegen kann. Der Wucher sondern auch in gewerkschaftlichen Kreisen Frankreichs als Tageszeitung") häufig in historische Situationen der Ver ist zur allgemeinen Berkehrsfitte geworden. Und was das schlimmste ein Fehler angesehen, gelte als Verrat, ja als eine Mitwirkung gangenheit, um mehr oder weniger offen Nuganwendungen ist, er wird tatsächlich als Sitte anerkannt. Während alle andere an deutschen Manövern. Trotzdem halte er es für seine für die Gegenwart daraus zu ziehen. Pflicht, feine heiligste Pflicht vom Frieden zu sprechen, um historischen Lehren für den Gebrauch des gegenwärtigen als fonit. Meist sind die moral schärfer geworden, ist die Geschäftsmoral im Kriege lager auch die französischen Arbeiterorganisationen von dieser Reichskanzlers bestimmt. Vor wenigen Tagen machten wir Pflicht zu überzeugen. Er wendet sich scharf gegen die fran- auf einen Artikel des Grafen Reventlow aufmerksam, in dem fumenten durch Organisation der Hausfrauen, Anwendung des Als Mittel dagegen empfiehlt Potthoff Selbsthilfe der Kon­zösischen Arbeiterführer, die aus irgendeiner Ideenverwirrung die Unterordnung der Anlage und Durchführung militärischer§ 302e des R.-Str.-B.( Wucherparagraph), nachträgliche Rückforderung fich hinter diesen, von den nationalistischen Politikern bor Operationen unter eine einheitliche politische Drientie- bezahlter lleberprofite bei Heereslieferungen und Ausbau der bereiteten Krieg, den sie doch so lange schon kommen sahen rung" gefordert wurde. In der Ostersonntag- Nummer ergänzt vermögenszuwachs steuer, die er in ihrer heutigen Ge­und bekämpft haben, stellen, daß sie davon redeten, dieser Graf Reventlow seinen Gedanktengang durch eine Betrachtung ftalt mit Recht als eine ungemein bescheidene Abgabe charakterisiert. Krieg bringe Deutschland die Freiheit und Republik und über die Aufgaben der Diplomatie in bezug auf die Vor­Europa die Befreiung vom Joche des Militarismus. Monatte bereitung des Strieges. Graf Reventlow kleidet sein Urteil fagt: Das ist eine Fälschung. Er zeigt dann die ökonomischen in ein Lob über Bismards Bereitschaft": Ursachen des Krieges und nennt das französisch- russische Bündnis den Schandfled der Republik . Zum Schluß warnt er die französischen Arbeiter, sich den Herrschenden zu nähern und ruft sie auf, für den Frieden zu wirken.

Ich kenne Sebastian Faure ; ich kenne Pierre Monatte . Sie sind so gute Franzosen wie irgendein anderer. Sic wirken um Frankreich und des französischen Volkes willen fiir hen Frieden. Sie halten dies für ihre Pflicht. Diese Pflicht bestimmt ihr Handeln. Darf es anders sein? Darf die Bflicht außer Acht gelassen werden, weil ihre Erfüllung viel­leicht andere als die ehrlich beabsichtigte Wirkung hat? Die andere Wirkung! Jede Tat hat schließlich die anderen Wirkungen.

Die Friedensaufrufe von Sebastian Faure und Pierre Monatte hatten auch die andere Wirkung. In der franzöfi­schen Presse wurden sie gescholten als Verräter des Landes, als Schwächer der nationalen Verteidigung und anderes mehr. Und in der gegnerischen Auslandspresse? Da wurden diese Friedensflugblätter begrüßt als Zeichen der wachsenden 1Inzufriedenheit in Frankreich . Vor mir liegt die B. 3. am Mittag" vom 12. Februar 1915, die sich mit diesen beiden Flugblättern beschäftigt:

Manche Franzosen haben den Krieg gründlich satt, weil er ihnen bisher nur das Gegenteil von dem eingetragen hat, was sie von ihm erhofften. Da diese Unzufriedenen, Miß­gelaunten und Enttäuschten jedoch weder in der Presse ihre Meinung frei heraussagen dürfen, selbst dann nicht, wenn ihnen ein eigenes Blatt zur Verfügung steht, noch bei den Kammer­abgeordneten den erwünschten Rückhalt finden, geben sie foge­nannte riegsflugblätter heraus, die sich in Wirklichkeit als Friedensflugblätter entpuppen.

Frankreich wird zurzeit von solchen Schriften geradezu überschwemmt. Die meisten find anonym, so daß sich nicht sagen läßt, welcher Kategorie von Unzufriedenen ihre Urheber ange­hören: ob den ißgestimmten aus Temperament, den durch persönliche Verluste Niedergedrüdten, den Konvulsionisten aus Rerbenschwäche und Angst, oder den Unzufriedenen aus Einsicht und Idealismus."

Das ist die Wirkung. Ist sie die gewollte oder unge­mollte Folge der Aufrufe? Onein. Die Ursache solcher

Kolomea während der Russen­herrschaft.

Soll sich das Reich mit diesem winzigen Anteile auch be gnügen gegenüber solchen Gewinnen, die im Krieg und am Kriege gemacht worden sind? Das wäre geradezu ein Hohn auf die vielen, die sich mühsam über Wasser halten; auf die vielen, die Beruf und Erwerb verlieren, weil sie dem Vaterlande dienen; auf die vielen, die für den Reichtum der anderen bluten und sterben. Wenn wir eine soziale Geschäftsmoral hätten, wenn das wachsende soziale Verständnis der Gegenwart nicht gerade am Geschäfte fast spurlos vorübergegangen wäre, so wäre es selbstverständlich, daß niemand im Kriege sein Vermögen wachsen ließe; daß jeder sich scheute, größere Gewinne als sonst zu machen; daß jeder den lleberschus, zum mindesten doch den leberschuß seiner Einnahmen über seine üblichen Ausgaben, also seinen Vermögens­zuwachs, der Allgemeinheit, dem Liebesdienste, dem fämpfenden Heere, den Verwundeten, den Hinterbliebenen zur Ver­fügung stellte; restlos! Da unsere Wirtschaftsmoral leider das Gegenteil besagt, da sie den Wucher zum all­gemeinem Brauche macht und viele Vermögen wachsen läßt, muß das Reich mit Steuerzwang fich einen Anteil sichern. Aber nicht ein Hundertstel des Gewinnes oder noch weniger " Diese Vollkommenheit der diplomatischen Bereitschaft und wie das Besitzsteuergesez heute vorschreibt, sondern mindestens ein feine jederzeit flare lleberschau der wirklichen Lage und der Mo Zehntel, möglichst ein Viertel oder noch lieber die Hälfte. Mit tive und Ziele der übrigen Mächte vor allem ist auch der Grund anderen Worten, vor dem Ende des Jahres 1916 muß eine geset gewesen, daß Bismard sich niemals einen Krieg hat liche Bestimmung in Kraft sein, wonach in den Jahren 1917, 1918, 1919 die Zuwachssteuer im fünfzigfachen oder im dreißig aufzwingen lassen, den er nicht wollte und fachen, allermindestens aber im zehnfachen Betrage erhoben wird. in einem Augenblide, wo er es nicht wollte. Wie man sieht, ist Potthoff in diesem Punkte anderer Meinung Niemals ist es ihm paffiert, was er in seinen Gedanken als sein Parteigenosse Mugdan , der unlängst in einer Versamm und Erinnerungen" streift; das drifting into war", das lung der Textildetaillisten in Berlin erklärte: Das ganze Geschrei Hineintreiben" in einen Krieg, auch wenn man nach einer Sondersteuer auf den Kriegsgewinn ist auf die Mißgunst ihn unter allen Umständen bermeiden wünschte, einzelner zurückzuführen, die sich ärgern, wenn ein anderer etwas vor allem das Hineintreiben in einen Krieg, der verdient." nicht nach jeder Nichtung hin, politisch und diplomatisch, illusionslos auf der Grundlage der ungünstigsten Möglichkeiten vorbereitet worden wäre. Die Geschichte und das Wesen der Bismarckschen Politik lehrt weniges mit solcher Ein dringlichkeit wie den Grundsaz: den Krieg an und für sich nicht zu wollen, den Angriffstrieg zu perhorreszieren, aber nic in die Lage zu gelangen, einen Krieg im Widerspruch zum eigenen Willen zu führen, sich einen Krieg aufzwingen zu lassen."

" Bei Ausbruch jedes dieser( von Bismard geführten) Kriege war durch den großen Staatsmann eine politische Situation ge schaffen worden und wurde während des Krieges bis zu Ende durch Bismards Kunst derart erhalten, daß die preußischen und nachher die deutschen Waffen, ohne durch dritte Mächte gehindert zu sein, kämpfen, siegen und den Sieg ausnutzen und die Diplomatie das Ergebnis festlegen konnte..... Diese unendlich wegfältige, fühl berechnende diplomatische Vorarbeit Bismards war nicht zum wenigsten deshalb so erfolgreich, weil Bismarck sich nicht auf dem Gebiete der Realitäten täuschen ließ, nicht schein für Sein nahm."

Graf Reventlow scheint es schließlich nicht gerade für einen Vorzug und eine Rechtfertigung der Diplomatie zu halten, wenn ein Staat als Angegriffener sich in Verteidigungs­stellung befindet; denn Bismarck wird gelobt, weil er sich nie einen Strieg hat aufzwingen lassen:

zu

"

In einer historischen wissenschaftlichen Zeitschrift würden diese Säße nichts Auffälliges haben. Als Leitartikel in einer der Stadt Kolomea . Gleichzeitig versprach er, wenn sich die Be­völkerung ruhig verhält, wird niemandem ein Leid zugefügt werden.

Bismarck und das Sozialistengeses.

Der Direktor der Bibliothek des preußischen Herrenhauses, Friedrich Thimme , veröffentlicht in den Süddeutschen Monats­beften" einen vertraulichen Brief, den Bismard nach seinem Rücktritt an den freilonservativen Reichstagsabgeordneten v. Kar dorff über seine Stellung zum Fall des Sozialistengeseges ge­schrieben hat. Das interessante Dokument lautet:

" Ich habe damals im Staatsministerium und allen amtlichen Stellen gegenüber das Programm vertreten, auch ein ab­

Eines schönen Tages tam der Oberst Sechin mit folgendem zum Bürgermeister:

" Ich höre, die Juden wollen die Rubel nicht einlösen! Auch sonst geht es ihnen zu gut; sie spazieren viel, reden viel, ver­breiten Gerüchte. Das kann so nicht weitergehen. Führen Sie mir 20 Juden vor."

Dann ritt der Kommandant samt seinem Stabe in die Stadt. Nach wenigen Minuten erschien der Oberst bei dem neuernannten Bürgermeister und verlangte bis zum anderen Tage früh 8 Uhr 100 000 Яtronen zur Sicherstellung. Der Schreck des Bürgermeisters Der Bürgermeister leistete dem Wunsche Folge und führte die Von Franz Göndör- Budapest . war sehr groß, da die besitzende Schicht der Bevölkerung zum größ verlangten Juden vor. Der Oberst verlangte eine Sicherstellung ten Teil geflüchtet und daher an eine Sammlung von 100 000 von rund 100 000 kronen. Zehn Mann wurden sofort interniert Kolomea , diese schöne galizische Stadt mit ihren 50 000 Ein- Kronen über Nacht nicht zu denken war. Trotzdem leitete der Bür- und die anderen zehn mußten die verlangten 100 000 kronen herbei­wohnern, war fünf Monate lang unter russischer Herrschaft. Gs germeister sofort eine Sammlung ein. Um 8 Uhr abends waren schaffen. Es gelang ihnen aber nur, 60 000 kronen aufzubringen, mar für die Russen nicht schwer, diese Stadt zu erobern, da sie im an Geld, Wertpapieren und Schmuckgegenständen( wer kein Geld welche der Oberst sofort in seine Tasche verschwinden ließ, worauf ganzen von nur 200 Landsturmmännern verteidigt wurde. hatte, gab Gold- oder Silbersachen) 60 000 Stronen beisammen. Als er die zwanzig Juden freigab. Es plünderte nicht nur die Mann­Am 30. August v. J. verständigte der Bezirkshauptmann Bobli- der Oberst im Laufe des Abends sich nach dem Resultat der Samm- schaft, sondern der Oberst selbst auch. Tabaktrafiken plünderte der kobzkh die Bewohner der Stadt von dem Siege der österreichisch- lung erfundigte, geschah etwas unerwartetes. Oberst Sechin warf Oberst höchsteigenhändig, den gestohlenen Tabat verkaufte er für ungarischen Truppen bei Haliét, es möge sich daher jeder ganz sich in Bositur und tat folgenden Ausspruch: teures Geld. Der Herr Oberst hat sich auf solche Weise ein ansehn­ficher fühlen. Um so schredlicher wirkte die zweite Botschaft, eben- Aus dem Ergebnis dieser Sammlung ersehe ich, daß die Be- liches Privatvermögen erworben. Die erhaltenen Kautionen wurden falls am 30. August nachts, als man die Bevölkerung aus dem völkerung gute Absichten hat, ansonst hätten Sie solch hohe Summe aus Vergeßlichkeit auch mitgenommen. Schlafe medte und ihr mitteilte: nicht so schnell aufgebracht. Geben Sie jedem sein Geld retour, Herr Bürgermeister!"

Die Russen kommen! Rette sich, mer fann!" Es entstand eine fürchterliche Panit. Das Allernotwendigste nur wurde mitgenommen und alles, was flüchten konnte, strömte nach dem Bahnhofe. Viele mußten zurückbleiben, da kein Platz im Zuge war. Ein Teil der Bevölkerung verließ mittels Wagen und zu Fuß die Stadt.

Kolomea wurde mit russischen Zeitungen, in welchen die phan­tastischsten Nachrichten über die Truppen der Monarchie standen, überflutet. Zur Zeit, als die Russen in Maramarosßiget waren, sprach man in Kolomea von einer Vereinigung der russischen mit den serbischen Truppen in Ungarn .

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Der Bürgermeister entfernte sich erstaunt und dachte bei sich, daß nun das ärgste vorbei wäre. Doch es sollte anders kommen. Die Kosaten plünderten schon am ersten Abend, obwohl es ihnen verboten war, in die Stadt zu kommen. In den Wohnungen und Der Bürgermeister wurde seines Amtes enthoben und ein Geschäften wurde eingebrochen und alles mitgenommen, was nicht stadtbekannter Russophile namens Diakovßky wurde Bürgermeister. Der überwiegende Teil der Einwohner blieb aber zurüd. Die niet- und nagelfest war. Man tonnte seine Beschwerden beim Als dessen Stellvertreter wurden wieder zwei Russophile ernannt. Daheimgebliebenen organisierten zur Aufrechterhaltung der Ord- Obersten vorbringen und in einigen Fällen fanden sogar Rück- Diese drei Herren verließen mit den Russen zusammen Kolomea. nung eine Bürgerwehr und erwarteten zitternd die russische Inva- vergütungen statt. Später wurden die Geschädigten in die Kaserne Amt 23. Oktober verließ die ganze Sippe schleunigst Kolomea. Am sion; 200 Landstürmer bewachten die Stadt und das vor Kolomea geschickt, um den Dieb selbst festzustellen. Welcher Bürger hätte 24. Oftober erschienen zur großen Freude der Bevölkerung liegende Mariahilf. Diese kleine Landsturmgruppe hatte nicht ein- mohl den Mut gehabt, in eine Sofafenfaserne zu gehen und den fünf österreichisch- ungarische Gendarmen. Sie wurden mit Hurra mal eine Stanone. Am 15. September vormittags 11 Uhr hörte Missetäter selbst zu suchen. begrüßt. Die russischen Fahnen wurden heruntergerissen und ver man Kanonenschüsse, und von Mariahilf aus sah man Rquchsäulen Oberst Sechin war übrigens ein sehr launenhafter Mensch. brannt. Die österreichische Fahne wurde gehißt. Später kamen aufsteigen. In der Stadt hatte die Verzweiflung ihren Höhepunkt Es kam vor, wenn jemand in das nächste Dorf reisen mußte und zehn Husaren an. Die Bevölkerung jubelte und atmete auf. Die erreicht, jeder bangte vor der nahenden Gefahr. Vor Mariahilf um eine Reiselegitimation ansuchte, er vom Oberst hinausgeohr- Freude aber dauerte leider kaum drei Tage. war noch ein kleines Gefecht. Einige Landstürmer fielen, 14 wurden feigt wurde. Selbst Frauen wurden so von diesem vornehmen gefangen genommen, und der Reſt flüchtete. Später erschien in russischen Soldaten behandelt. russischen Blättern, die auch in Kolomea gelesen wurden, über dieses unbedeutende Geplänkel ein Bericht, in dem es hieß:

" Die Russen eroberten die Festung Mariahilf und machten bei dieser Gelegenheit 80 000 Gefangene!"... Mariahilf als" Festung" und vierzehn alte Landsturmmänner als 80 000 Gefangene!...

Am 26. Oktober kamen wieder große Massen von Russen in Kolomea an, welche, wie später festgestellt wurde, gegen Sniathn Jeden Tag wurden neue Plakate ausgehängt, welche größten zogen. Am selben Tage nachmittag kamen abermals aus dem nahen teils sich gegen die Juden richteten. Der Wert eines Rubels Bablotov frische russische Truppen an. Die neuangelangten Russen, wurde auf 3 Kronen 30 Heller, später 3 Kronen 33 Heller fest- die unter dem Kommando Schwirsts standen, begannen sofort zu gesetzt. Wer den Rubel zu diesem Preise nicht einlöste, der wurde rauben und zu plündern und zu schänden. Die unglückliche Be­auf dem Ringplaze öffentlich gepeitscht. Es waren natürlich völkerung hatte von nun an wieder zu leiden. Die russischen immer wieder nur die Juden, von welchen irgendein russischer Spione machten für alles die Juden verantwortlich. Auf der Am 15. September marschierten die ersten feindlichen Spion nachweisen wollte, sie hätten den Rubel um den bestimmten Straße, ja sogar aus ihren Wohnungen wurden sie geschleppt und Truppen in die Stadt ein. Die Bewohner blieben alle in ihren Preis nicht annehmen wollen. Die Verurteilten mußten eigen- unbarmherzig gestoßen und geschlagen; gleich in den ersten Tagen Wohnungen. Als man nach einer Stunde es wagte, wieder auf die händig die Bank, auf der sie nachher gepeitscht wurden, nach dem wurden fünf von ihnen totgeschlagen. Straße zu gehen, war der Ringplab bereits von Kosaken belagert. Ringplak tragen. Dann wurden die Bewohner zusammen- Man fragte: Bist Du ein Jude?" Oberst Sechin, der Kommandant der einziehenden Truppen, ließ den getrommelt und verständigt, daß auf dent Ringplatz öffentliche Bürgermeister rufen. Der Bürgermeister war jedoch nicht an- Prügelungen stattfinden. Der Delinquent wurde vorher untersucht, wesend, an dessen Stelle war sein Sekretär im Amte. Sekretär ob er nicht eine zu dicke Hose anhabe; war dies der Fall, dann Aropacsek nahm zwei städtische Beamte, einen Diener, fuhr ins wurde sie heruntergezogen und der arme Teufel nadt geprügelt. russische Lager und übergab nach einigen Begrüßungsworten die Täglich gab es fünf bis sechs solche Urteilsvollstreckungen. Ohn­Stadt. Der Oberst ernannte sofort Aropacfet zum Bürgermeister mächtige wurden mit Wasser begossen und zu sich gebracht.

Mache ein Kreuz!"

Wenn sein Aussehen den Kosaken trotz des Kreuzmachens nicht imponierte, wurde er beraubt, ausgezogen und blutig geschlagen. Das gestohlene Gut verkauften fie öffentlich auf dem Marktplay. Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Eines Tages wurden der Tafelrichter Kossacset und der Fabrikant Friedmann