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Nr. 6.
Erscheint täglich außer Montage. Abonnements Preis für Berlin: Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 6 Pfg. Sonntags: Nummer mit dem ,, Sonntags: Blatt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartai. Unter Kreuzband: Für Deutschland u.Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Eingetrc.gen in der Post- Zeitungs- Preisliste
für 1891 unter Nr. 6469.
612
Vorwärts
8. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3 bis 7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
Redaktion: Benth- Straße 2.
Bur Frage der Programmrevision."
Donnerstag, den 8. Januar 1891.
Expedition: Beuth- Straße 3.
und die internationale Partei sich einigten. Diese Formel Das alte Programm theilte sich in vier Theile. Im zur Zufriedenheit beider Theile gefunden zu haben, und ersten wurden die wissenschaftlichen Prinzipien der Partei durch sie die Prinzipien der Partei klarzulegen, war das dargelegt, im zweiten wird das Ziel derselben festgestellt. tretenen deutschen Sozialdemokratie. Verdienst der auf dem Gothaer Einigungskongreß ver- Im dritten und vierten werden die Forderungen der deutschen Sozialdemokratie formulirt. Uns scheint diese
Seit mehr als fünfzehn Jahren hat die deutsche Sozialdemokratie ihr Programm im wesentlichen unverändert gelassen. Diese fünfzehn Jahre enthalten ein so Bei einem Programm, das sich aber heute die Partei Form, wie auch auf dem Halle'schen Kongreß hervorbedeutungsvolles Stück der Geschichte Deutschlands und als Grundlage ihrer ferneren Thätigkeit giebt, hat dieselbe gehoben ward, nicht ganz glücklich gewählt zu sein. Wir unserer Partei, daß schon das Verfließen dieser Zeit allein feine Rücksicht auf Meinungsverschiedenheiten innerhalb der würden das Programm lieber auf die ersten zwei Theile wir in einer Prinzipien uns das volle Recht geben könnte, unser Programm um- Partei zu nehmen. Heute weiß jedermann in Deutschland, beschränken, indem zugestalten. Nicht nur haben die leitenden Personen des daß es keine Spaltungen innerhalb der Partei giebt, daß erklärung die wissenschaftliche Grundlage und die Jahres 1875 zum großen Theil anderen Platz machen die Diskussion des Programmes und der vorgeschlagenen Endziele der Partei feststellen und unsere Stellung zu den müssen, auch haben, was viel wichtiger ist, sämmtliche Aenderungen ruhig und sachlich geführt werden wird. einzelnen Fragen der Gesetzgebung in Resolutionen fassen gegnerischen Parteien ihren Standpunkt zu fast allen poli- Natürlich wird das kommende Programm nicht aus dem ließen. Dies hätte den Vortheil, daß die Prinzipientischen und sozialen Fragen im Laufe der letzten fünfzehn Kopfe eines Einzelnen fertig entstehen und sofort allgemeine erklärung, die allgemeinen Forderungen der Partei, das Jahre ganz gewaltig geändert. Dies vergessen ganz die Zustimmung finden, selbstverständlich werden Vorschläge für die Stellung derselben Charakteristische, den Strömungen gegnerischen Preßorgane, welche uns aus der Absicht unser aller Art gemacht und überlegt werden müssen, bevor wir des Tages nicht Unterworfene enthalte und aller VorausProgramm zu revidiren, einen Vorwurf schmieden wollen. ein neues Programm haben, aber die Diskussion wird sich sicht nach eine für lange Zeit dauernde Festsetzung unserer Man rufe sich doch in Erinnerung die Haltung der weit weniger um Prinzipienfragen als um Fragen der Stellung als Partei bedeuten würde, während die häufige nationalliberalen Partei zu den Fragen der Zollpolitik im Formulirung drehen, weil wir über die Prin- Aenderung des Programmes gleichzeitig verhindert würde, Jahre 1875 und in den letzten Jahren. Man möge sich 3ipien unserer Partei vollständig einig sind und von wenn für die Stellungnahme zu den Fragen der Tagespolitik, welche entsprechend der politischen und ökonomischen doch in's Gedächtniß rufen, wie sehr verschieden die Stellung Anfang an waren.... Entwickelung eher dent Wechsel unterworfen sein können, die Form der leichter zu ändernden Resolutionen gewählt
wird.
der bürgerlichen Parteien zu allen Freiheits- und Kein Streit fann unter uns darüber herrschen, daß sozialen Fragen geworden ist, man erinnere sich doch an das spezifisch Lassalleanische aus dem Programm verdie vollständig veränderte Stellung der gegnerischen Par- schwindet. Die Zeiten sind längst vorbei, wo unter den Wir haben hier nur ganz im Allgemeinen einige teien zu einander, und man wird es nicht begreifen können, älteren. Genoffen betont wurde, daß sie früher der Lassalle Fragen herausgegriffen, die bei Betrachtung unseres alten wie man der Sozialdemokratie aus ihrer Absicht, das schen Richtung oder der der Eisenacher Partei angehört Programmes in's Auge fallen. Wir beabsichtigen in nächster Gothaer Programm einer Revision zu unterziehen, einen haben, so daß von einer Verlegung der Pietät nicht ge- Beit das ganze Programm in unserem Blatte durchzuVorwurf machen kann. sprochen werden kann, wenn wir einzelne Punkte, welche biskutiren und hoffen, daß die Genossen im ganzen Lande Im Vergleiche zu der Aenderung der Haltung der auf Wunsch der Richtung des Allgemeinen deutschen Ar- in unserem Blatte und in der Lokalpresse an der DisBourgeoisparteien in den Jahren seit 1875 sind die beitervereins dem Programme einverleibt wurden, aus Eussion theilnehmen. Aenderungen unseres Programmes, welche von den Ge- demselben streichen. Die Frage der Revision des Parteiprogrammes wird nossen angestrebt werden, ganz geringfügige zu nennen. Trotz aller Verehrung und Dankbarkeit gegen das Es wird sich auch nicht um das geringste Abweichen von Andenken Lassalle' s verstehen die deutschen Arbeiter ganz gegengeführt werden, wenn das Programm auf Grundlage nur dann einer vollständig zufriedenstellenden Lösung entunseren Prinzipien, sondern wohl vornehmlich um eine wohl die größere Bedeutung der Mary- Engels'schen Auf- einer möglichst breiten Diskussion neu verfaßt werden kann. schärfere wissenschaftliche Fassung des Programmes, um fassung über den ökonomischen Entwicklungsprozeß zu die Herstellung eines einheitlichen Geistes in demselben würdigen, sie stimmen daher darin überein, daß die und um eine andere Redaktion desselben handeln. theoretische Grundlage des Programmes einer Revision im
Dies wird geschehen müssen. Falsch wäre es aber, Sinne der im Kapital von Karl Mary nieder- Politische Uebersicht. meinte man, wir setzten den Werth des alten Programmes gelegten wissenschaftlichen Erkenntniß unterzogen werde. Wir damit herunter. Nichts kann uns ferner liegen; wir sind uns auch darüber einig, daß die Lassalle'sche Fordehalten das Gothaer Programm für die beste Form eines rung der staatlich unterstützten Produktivassoziationen nicht Programmes unserer Partei unter Berücksichtigung der mehr aufrechtzuerhalten ist, daß sie nicht weiter als hinderVerhältnisse der Partei und der politischen Konstellation, licher Ballast mitgeschleppt werden darf. unter denen es entstanden ist. Das Gothaer Programm bildete die Formel, auf Grund welcher die Lassalleanische
Berlin, den 7. Januar.
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Die parlamentarische Maschinerie, welche bei uns bekanntlich sehr zusammengesetzter Natur ist bei feiner Maschine ein Vortheil, wie jeder Sachverständige weißWir wollen in diesem Artikel die Wünsche in Landtag tritt morgen- Donnerstag der Reich 3- kommt diese Woche wieder in Gang. Der preußische Bezug auf die Abänderung einzelner Punkte nicht besonders tag Dienstag den 13. d. M. zusammen. Die Arbeiterkritisiren, das sei die Aufgabe einer Reihe von weiteren schutz- Se ommission hat am 14. ihre erste NachferienNur über die Sigung, in welcher der Bericht festgestellt werden soll. Wie es in der Natur der Sache liegt, ist dieser, wie alle Betrachtungen über das Programm. folgenden Artikel über die Revision des Programms persönlicher Form des Programmes feien einige Bemerkungen geDie Länge der Landtagssession läßt sich nicht annähend abschäßen, da die Möglichkeit einer Auflösung immerhin ins
Meinungsausdruck.
Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
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Fanny erschrak und begann zu jammern. " Nein, Mama, bitte nicht, bitte nicht!" sagte sie. " Nun, so sei folgsam!" antwortete Mama; sie ging wieder in die Küche und setzte ihre Arbeit fort.
ſtattet.
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Mit und schon nahte, ganz bleich vor Raserei, Mama. einem zornigen Ruck wurde Fanny gepackt, vom Boden aufgehoben und auf Mama's Knie herabgedrückt; die richtige Stelle wurde entblößt und die Exekution begonnen, mit einem solchen Eifer, daß man Fanny's Geheul bis hinab zur Apotheke vernahm.
Nun, versprichst Du, daß Du es nicht mehr thust? Was? Versprichst Du es? Willst Du? Oder magst Du noch mehr von dieser Sorte? Was?"
Fanny war in so heftiges Weinen gerathen, daß sie kein Wort hervorbringen foute; na, so bekommst Du noch ein Bischen dazu!" stieß Mama hervor und peitschte weiter. " Ja! ja!" heulte die Kleine in Todesangst.
Jetzt schweigst Du, Fanny," sagte sie, oder es giebt sogleich noch etwas! Wirst Du still sein?" " Ja, ja!".
" Sun, so schweig denn!"
" Ja, ja," heulte Fanny; sie konnte nicht schweigen, so gerne sie gemocht hätte.
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„ Ei, da Du so trotzig bist, versuchen wir es mit noch einer Portion," sagte Mama; sie ging um die Ruthe. ,, Nein! nein! Mama! Mama! Ich werd' son sweiden, ich werd' son sweiden, ich werd' son sweiden! Mama! Mama!" Jedoch sie schrie weiter, krampfhaft, unüberwindlich. Mama biß die Zähne zusammen und hob die Kleine wieder auf; dieser schreckliche Trozz mußte gebrochen werden. Wieder fielen die zischenden Schläge und wieder schrie das Kind, als ob es geschlachtet würde. Das ergriff Mama dergestalt, Leibe. daß sie nicht weiter konnte. " Ja! ja!" pfiff das Kind, dem die Angst die Kehle„ Nun, wirst Du also brav sein?" fragte sie in nacheinschnürte,- und dann mit einem schrecklichen hervorgiebigem Ton. brechenden Schrei:„ ja, ja, ja!" " Ja! ja! Ich werd bjav sein, ich werd' bjav sein",
Es war doch so schrecklich trocken, meinte Fanny, so den Boden ohne Wasser aufzureiben; nach einiger Zeit schlich sie zum Waschbecken und tauchte ihr Fehlein nur Also versprichst Du es?" fragte Mama und hielt ein ganz flein wenig ein; das bemerkte Mama wohl nicht. ein;" sie war dunkelroth im Gesicht und zitterte am ganzen So ging es gleich besser. Und nun, da Mama immer noch draußen mit den Kochtöpfen weiter raffelte, fonnte doch keine Gefahr drohen, dünkte ihr; nach kurzer Ueberlegung schlich sie hin und tauchte das Tuch noch einmal ein, diesmal ein bischen ordentlich.
war Mama.
"
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Aber nein
werden."
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„ Also da schweige und schreie nicht so, daß man vom Hören verrückt werden könnte. Sei schön still und artig, dann wird Mama den Krauskopf nicht mehr schlagen."
Es war, als risse der Schmerz sie in Stücke; sie zuckte jammerte Fanny. Und jetzt ging es wirlich gut. Nun sollte der Boden und zappelte wie ein Fisch; heftige nervöse Stöße durchauch hübsch rein werden. Auf einmal hielt sie inne und wurde ganz roth. Da fuhren ihren Körper, so oft sie glaubte, Mama wolle wieder losschlagen. Na," sagte Mama und gab sie frei, wir wollen sehen, Fraß!! Ja, nun sollst Du wahr haftig! Einmal muß der Sache doch ein Ende gemacht ob Du es Dir merkst. Denn sonst weißt Du, was es absent." Mama holte nun die Ruthe von dem Pult; Fanny Fanny versteckte sich beim Bett voll Scham und Zorn; fühlte schon die brennenden Hiebe und begann laut zu Mama ging wieder zu ihrer Küchenarbeit; sie bebte noch vor Erregung. Fanny heulte. Dies Geheul wurde bald so Warte nur, so sollst Du etwas zu weinen bekommen!" laut, daß Mama wieder hinein ins Zimmer mußte.
meinen.
„ Ja, ja! Ich werd' son a'tig sein!" versicherte Fanny. Mama hatte Fanny soweit losgelassen, daß diese herabfrabbeln fonnte; nun so schweige also!" sagte sie mit etwas schärferem Akzent und stand auf.
" Ja! ja!" schrie Fanny. Sie klammerte sich ans Bett und suchte ihr Schluchzen in der Decke zu ersticken. Mama wurde plötzlich gerührt und ging hinaus.