Nr. 120. 32. Jahrgang.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Pfarrer Mirbt vor Gericht.
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I.
fungiert Rechtsanwalt von Wrefe.
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Sonntag, 2. Mai 1915.
Nach der Pause beginnt die Zeugenbernehmung. Ein jeht 67 jähriges Fräulein F. ist zur Zeit, als der Angeklagte no in Wittenberge amtierte, mit deffen Familie sehr befreundet gewesen. Sie hat im Jahre 1900 der Frau des Angeklagten auf deren Er fuchen 4000 M. geliehen zur Ablösung dringender Verpflichtungen ihres Mannes. Sie hat die Zinsen regelmäßig bekommen, aber das Geld nicht zurüderhalten können.
Beuge Pfarrer Bansin ist durch seinen Vetter im Juni 1914 angeflingelt und befragt worden, ob er dem Angeklagten mit einer größeren Summe ausbelfen fönne; es feien Wechsel fällig, und wenn ihm nicht geholfen würde, würde er sich bielleicht ein Reid antun. Der Zeuge erklärte sich zur Hilfe bereit. Mirbt wünschte zunächst 60 000 W, was aber abgeschlagen wurde, worauf er sich mit 30 000. zufrieden gab. Der Zeuge hat dann durch Hinter legung von Bapteren, die einen Kurswert von 39 500 M. hatten, dem Angeklagten geholfen. Er hat dafür nichts bekommen, als ein Afzept des Angeklagten und drei Lebensversicherungspolicen über 34 000 m., fällig spätestens 1926 oder bei dem Tode. Dieser Fall ist kein Anklagefall, sondern foll nur zur Illustration dienen. Der erste Anflagefall betrifft einen Hauptmann der Landwehr B., der kein Bebenden getragen hat, dem Angeklagten etwa 24 000 m. in Papieren Hinzugeben. Das Geld, welches der Zeuge verloren, bildete einen wesentlichen Teil feines bäterlichen Grbteils. Hätte er gewußt, daß es sich um fein äußerst lutratives, Unterbarin gefährdet war, so hätte er ihm das berlangte Geld nicht ge nehmen handelte und der Pfarrer schon selbst mit seinem Gelde darin gefährdet war, so hätte er ihm das berlangte Geld nicht ge geben.
Eine Witwe H. heundet, daß sie zu ihrem Erstaunen eines Tages den Besuch des farrers erhalten habe. Auf ihre verwunderte Frage, was das zu bedeuten habe, hat dieser geantwortet: er tolle sich in diesen Kriegszeiten nach dem Grgehen der Witte erkundigen. Auf die Frage nach ihren petuntären Verhältnissen erwiderte fie, daß sie ruffische Staatspapiere besibe, die ihr doch einige Sorge machten. Am nächsten Tage erschten der Angeflagte wieder und kam auf die russischen Papiere zurüd. Er sagte, er fäme für einen Freund und überredete fie, diefem die Postere zu überlassen, was ihm und ihr von Vorteil sein würde. Sie würde die Papiere genau fo, wie sie gegeben, wieder zurüderhalten. Die Beugin hat sich zunächst sehr ängstlich gegen diesen Gebanten gefträubt, schließlich hat sie sich aber doch überreden laffen, Sie Papiere, von denen ihr jedes einzelne als Anbenfen an ihren Ehemann lieb und wert war, auf ein halbes Jahr herzugeben. Sie hat fie noch nicht wieder herausbekommen fönnen.
Verbindung mit dem Architekten Kraatz habe damit begonnen, daß Borf.: Es wird weiter behauptet, daß Sie im Anschluß an Trauer diesen auf sein Ersuchen eine Summe von 110 00 M. beschaffte, und Tauffeiern den Leuten gesagt haben, sie tönnten ihr Geld besser die er von Bekannten, die inzwischen schon längst größtenteils glatt anlegen, und dann das Ihnen überlassene Geld alles an Krank befriedigt seien, sich selbst erst verschaffte. Er habe von Kraab, der gegeben haben. Angefl.: Ich bin zu feiner der Damen in der große Bauunternehmungen in Fluß hatte und drei Häuser befaß. Absicht gekommen, fie zur Geldhingabe zu bewegen; das kam dann pünktlich Zinsen in Höhe von 6 und 4 Proz. erhalten. Im Jahre 1913 ganz gelegentlich zur Sprache. Ich habe den betreffenden Damen Vor der 3. Straftammer des Landgerichts II hat gestern habe er Herrn Kr. noch Einschüsse in großer Höhe geleistet und auf der einen Seite eine höhere Berzinsung ihres Kapitals vermorgen der Prozeß gegen den Pfarrer Friedrich Mirbt aus diese Gelder für ganz sicher gehalten, denn die Schwierigkeiten des schaffen und auf der anderen Seite auch Herrn Kraab helfen wollen. Schöneberg begonnen, dessen im Oktober v. J. erfolgte Verhaftung Kr. feien stets kurzfristiger Art gewesen. Kr. habe ihm auf wieder--Bors.: Aber Ihre eigenen Interessen spielten doch wohl auch feinerzeit das größte Aufsehen in den weitesten Kreisen erregt boltes Befragen wohl ein dugendmal die felfenfeste Versicherung mit. Sie sagten sich doch wooht: Wenn Kraak fällt, dann falle auch batte. Wie noch erinnerlich sein dürfte, waren seinerzeit gegen gegeben, daß er durchhalte und seine augenblidlichen Schwierig ich- Beisiger Referent Geb. Justiarat Bienutta: Sie find doch Mirbt zahlreiche Anzeigen wegen Betruges und Unterschlagung feiten überwunden werden würden. Auch bis zum Ausbruch des feineswegs aus ganz selbstlosem Interesse für das Wohl der Damen Strieges fei ihm auch nicht ein Atom eines Gebankens gekommen, daß bei der Polizei und Staatsanwaltschaft eingelaufen, in denen es Straaß nicht durchhalten würde. Er selbst habe von dem Geld, Seite den Damen, auf der anderen Seite Straak helfen wollen. zu diesen gegangen. Angefl.: Ich habe, ivie gesagt, auf der einen sich um eine Gesamtsumme von über eine halbe Million Mark welches er selbst aufgenommen und Herrn Kr. hingegeben und Verteid.: Die betreffenden Personen haben ja auch zum Teil recht handelte. Mirbt wurde nun gestern aus der Unterfuuchngshaft auch für die zahlreichen Bürgschaften, die er für diefen übernahm, hohe Zinsen bekommen. Geh. Justizrat Bienutta: Hier fommt dem Strafrichter vorgeführt, um sich auf die recht umfangreiche, auf niemals Provision oder sonst einen Pfennig erhalten. Im Jahre bas Interesse des Angeklagten doch sehr erheblich mit ins Spiel. Unterschlagung in einem Falle und Betrug in elf Fällen lautende 1913 habe er 150 000 m. aufgenommen und dafür durchschnittlich - Der Angeklagte erklärt nochmals, daß er feinerlei persönliche Anklage zu verantworten. Den Vorsitz im Gerichtshofe führt 10 Broz. Zinsen auf drei Monate, d. h. 40 Proz. Zinsen im Jahre Vorteile von der Sache gehabt habe. Einen weiteren Vorhalt Landgerichtsdirektor Seligmann, die Anklage wird von Staats- zahlen müssen.- Vors.: Machten Sie sich denn nicht klar, daß Sie des Beisitzers Geh. Rais Bienutta fucht ber Angeklagte aufzuklären, sich auf diese Weise folossal selbst schädigten?- Angell: Straat anwalt Wachsmann vertreten, als Bereidiger des Angeklagten wußte, unter welchen Bedingungen ich das Gelb beschaffte; wenn wieso er bazu gekommen, daß er den Leuten gesagt hat, fie erhielten ich irgendwelche Bedenten hatte, wies er auf die Bauten hin, die ihre Papiere im Original wieder und sie dann doch hat veräußern Der im Jahre 1865 in Gnadenfrei in Schleften geborene An- er in Aussicht hatte und bei denen er große Gewinne erzielen müsse. lassen. geflagte übt seit langen Jahren das Amt eines Geistlichen aus. Rechtsanwalt v. Wrefe erläutert auf weiteren Vorhalt den ges Hierauf tritt eine Bause ein. Er war lange Zeit in der Provinz, unter anderem in Wittenberge schäftlichen Modus dahin, daß Kraaz im ganzen 650 000 M. Wechsel und Oranienburg tätig, bis er die Pfarre an der Kirche Zum für das Geld, das er erhalten, hingegeben; in seinen Büchern Heilsbronnen in Schöneberg erhielt. Am 12. Oftober v. ist figuriere eine wesentlich geringere Summe. Die Differenz stelle er hier, als seine Verfehlungen bekannt wurden, durch freiwillige das Damno dar, welches die Geldgeber sofort in Abzug gebracht Amisnieberlegung aus dem geistlichen Stande ausgeschieden. Wie hatten. Beispielsweise habe Pfarrer Stems für die 30 000 m., die Die Anklage als festgestellt anjieht, war Mirbt, abgesehen von einer er gegeben, gleich 3000 m, bas find die 40 Broz, abgezogen. Rente von 800 M., früher ohne jedes Vermögen. Seine Verhält- AngelL: Andere Gelder sind nur von Bekannten auch ohne solche niffe änderten sich erst, als seine Ehefrau im Jahre 1909 ihren hohen Zinsen gegeben worden; z. B. hat mein Amtsbruder Baufin, Water beerbte. Die Erbschaft betrug 184 000., die seinerzeit der auch mehrere Male ausgeholfen hat, nicht einen Pfennig ver den verhältnismäßig geringen Binsertrag von 7000 m. brachte. langt und erhalten. Bors. Haben Sie denn gar kein Buch Durch Verkauf der zur Erbschaft gehörenden Grundstüde und ge- geführt über die Gelder, die Sie aufgenommen und die Sie weg fdjidte Finanzoperationen, welche die Anklage sogar als zweifel gegeben haben?- Angefl: Ich hatte mich nach und nach so in die haft" bezeichnet, brachte es M. dahin, daß das vorhandene Ver Sache hineingearbeitet, daß ich die zu den einzelnen Terminen mögen 23 000 m. und schließlich jogar 82 643 m. 8infen abwarf. bereitzustellenden Summen im Kopfe hatte. Bors.: Haben Sie Diese lettere Summe hat M. zuleht versteuert. Im Februar 1914 fich denn aber nicht die Frage vorgelegt, was werden würde, wenn gab der Angeklagte selbst sein Vermögen auf 262 000 m. an. Die Sie sterben sollten? Angell.: Daß ein Zusammenbruch während Steuerbehörde erkannte jedoch dies nicht an, sondern schäßte den meines Lebens eintreten könnte, habe ich überhaupt nicht für mögIngeklagten mit einem Vermögen von 450 000 m. ein. Mirbt er lich gehalten. Borf.: Aus welchem Grunde? Sie konnten es hob dagegen teinen Einspruch; später foll er angeblich den be- doch persönlich nicht vermeiden trotz Ihrer Berbindungen. treffenden Bescheid der Steuerbehörde dazu benugt haben, sich den Angefl.: Ich wurde in faufmännischer Beziehung von dem Zeugen Darlehnsgebern gegenüber als ein sehr bermögender Mann aus. Perlewih beraten, der mir immer gesagt hat, Kraah werde durchzugeben. Wie die Anflage behauptet, soll Mirbt vom Anfang halten. Berlewis hat 1914 felbst noch eine große Summe an feiner geistlichen Tätigkeit an weit über seine Verhältnisse gelebt Straaß auf bloße Quittung hin gegeben und wenn ein Kaufmann haben, so daß er z. B. seinen Bosten in Wittenberge mit einer dieses tut, so mußten mir, als Nichtkaufmann, doch alle BeSchuldenlaft von 18 000 m. verließ, die dann sein Schwiegervater tommenden Geldsummen noch viel größer gewesen, als 1913. Im denken schwinden. Borf.: Im Jahre 1914 find die in Frage tilgte. Als M. nach Schöneberg fam, soll er einen sehr üppigen Haushalt geführt haben, häufig sollen sehr fostspielige Gesellschaf- ganzen sollen etwa 600 000 m. in Frage kommen. Sind Sie ten stattgefunden haben, die unfummen verschlangen. Gleich zu denn auch für die Bürgschaften, die Sie geleistet haben, in Anspruch Angefl.: Fast gar nicht; nur erst Anfang feiner Amitstätigkeit in Schöneberg wurde er mit dem genommen worden? Architekten Kraat, der Stadtverordneter und Mitglied des Ge ganz zum Schluß.- Vors.: Hat Kraatz von seinen Afzepten übermeindefirchenrats in Schöneberg ist, näher bekannt. Zwischen haupt irgend eins eingelöſt? Angell: Jawohl! Berteidiger: beiden tam es zu Geldgeschäften, bei denen Mirbt dem R. Summen Die Wechsel, die Kraak dem Angeklagten gab, waren mit dem horstreckte, die bald in die Hunderttausende gingen. Straat, der ausdrücklichen Abkommen gegeben worden, baß fie nicht weiter in Bautreisen eine geachtete Stellung einnimmt, batte nach und gegeben werden follten. Vors.: Die Wechsel wurden immer pronach 516 000 m. bon Mirbt erhalten, von denen sich, wie die An- longiert und die Kosten bei den nächsten Akzepten Herrn Kraak flage behauptet, jebt noch 424 000 m. in Händen des N. befinden. zur aft gelegt. Ist denn die Art Ihrer Beteiligung bei Kraak mit Diese Summe soll zum Teil in überseeischen Geschäften investiert Wissen und Willen Ihrer Gattin gefchehen? Ich fomme damit auf fein. Im Jahre 1918 ließ sich M. von seiner Ehefrau eine General die Generalbollmacht zu sprechen. Angefl.: Ich glaubte mich bollmacht geben, die aber von dieser bald wieder widerrufen wurde. berechtigt, alles als Generalbevollmächtigter meiner Frau zu zeich Trotzdem legte der Angeklagte bei den späteren, ihm jetzt als Benen, weil ich alles für fie au besorgen hatte Sie stellte mir in trug ausgelegten Geldgeschäften den Darlehnsgebern eine be- einem Spezialfalle eine notwendige Generalbollmacht aus, die meine glaubigte Abschrift dieser Vollmacht vor Außerdem soll sich M. Frau Anfang Februar 1914 zurüdberlangte mit dem Bemerken, in sehr fragwürdige Unternehmen eingelaffen haben. So überließ Saß ich sie jederzeit aurüdbekommen fönnte. Vori.: Haben Sie M. Unteile eines Autofahrlehrinstituts, die er selbst für 21 000 mit Ihrer Gattin glüdlich gelebt? Ist Ihre Gattin vielleicht eifer Mart erworben hatte, dem als Hochftapler stedbrieflich verfolgten füchtig gewesen? Angefl.: Nein, unfere he ist durchaus glüdlich angeblichen Baron de Chartre, der ihm dafür ein Azept über gewefen. Vorf.: Hatte hre Gattin nie irgendwelche Bedenken? 280 000 M. aushändigte, welches natürlich nicht eingelöst wurde. Angelt: Meine Frau hatte eine gewisse persönliche Abneigung Einer Zeugin St. übergab er 69 500 M. zur Eröffnung des gegen Strach- Borf.: Wußte Ihre Gattin, in welder Gesamt Restaurants Boncourt" am Kurfürstendamm , welches bald wieder summe Sie bei Kraak festlagen? Angel.: Nein. Vorf.: cinging. Die Anflage fnüpft hieran verschiedene Feststellungen, Fürchteten Sie nicht, daß Ihre Gattin unwillig werben würde, wenn die auf die moralische Führung des Angeklagten fein sehr günstiges te bie Tatsache erführe?- AngelL: Ich habe öfter mit ihr geLicht werfen. Als das vorhandene Vermögen verbraucht war, prochen, aber der Gesichtspunkt, daß wir unser Geld verlieren ließ sich der Angeklagte mit zwei erwerbsmäßigen Darlehnsgebern, fönnten, war dabei nie berührt worden, wir waren! darin einig, Berlemik und Meyer, ein, denen er die nach Behauptung der An- daß der Verlust unseres Geldes erst in letter Reihe stehen flage auf betrügerische Weise" erlangten Wertpapiere mit leber meiüßte und dafür gesorgt werden müßte, daß die anderen ihr Gelb tragung des Verkaufsrechts in Höhe von 192 000 m. berpfändete. erhielten, wenn wir auch alles verlieren sollten. Vors.: Haben Nach dem Gutachten des Büchersachverständigen Frid foll Mirbt Sie nicht die toeiteren Einzahlungen Ihrerseits auch aus dem Gein der Zeit von April 1913 bis zum Zusammenbruch im Ottober fichtspunkte heraus gemacht, daß Sie auf diese Weise auch Ihr 1914 Darlehen in Höhe von 629 185 M. aufgenommen haben, so eigenes Geld retten tönnten? Angefl.: Ich war mit Kraab perdaß er mit den übrigen Einkünften zusammen über eine Summe fönlich bekannt, habe ihn bis zum Schluß für einen anständigen bon 956 185 M. verfügt hatte. Von diefer Summe mußte rechne Menschen gehalten und habe ihm helfen wollen. Nachher stand ich risch noch der Betrag von 117 000 M. als Bestand vorhanden sein. auf dem Standpunkte: Wer einmal A gesagt hat, muß auch B3 fagen. Da hierfür keine Belege vorhanden sind, so nimmt die Anklage In bezug auf die Anteilscheine der Autotechnik G. m. b.. er an, daß M. in den anderthalb Jahren diese Summe für sich ver- flärt der Angeflagte, daß ihm sein Bruder in Göttingen darlehns. braucht hat. Wie die Anlage weiter behauptet, soll Mirbt schon weise 41 000 W gegen Quittung überlassen habe. Er habe das int Juni 1914 erkannt haben, daß der Zusammenbruch vor der Tür Unternehmen und das ganze Geschäft für durchaus einwandfrei ftehe, trotzdem foll er sich stets als sehr vermögender Mann aus gehalten. Der Baron de Chartre sei nach feiner Meinung eine gegeben haben. ganz reelle Persönlichkeit gewesen, ein Franzose, der eine Empfehlungskarte eines hohen Hofbeamten im Befize hatte.- Vors.: Wir wollen nun mal Jhre Lebensweise etwas erörtern. Angell.: Ich bin immer mit dem ausgekommen, was mir durch Gehalt und die Zuschüsse meines Schwiegervaters zufloß. Bon all den unerhörten Behauptungen, die die Zeitungen brachten, von den Autofahrten nach Italien u. dgl. ist kein Wort wahr. Unser Haushalt hielt sich in den Grenzen eines gutbürgerlichen Haushalts und wir haben in keiner Weise über unsere Berhältnisse gelebt. Wir hatten vielleicht zweimal im Jahre Gäste bei uns in den For Der Angeflagte behauptet demgegenüber in einer von Rechts- men, toie es üblich ist. Ich habe in meinem Leben noch keine antalt von Wrefe verfaßten Schuhschrift, daß er sich nicht strafbar Starte angerührt. Ich bin in meinem Leben vecht oft von anderen gemacht habe. Er behauptet, daß er sein Vermögen stets richtig an- Leuten ausgenutzt worden, durch Gelddarlehen u. dgl, so daß ich gegeben habe, auch habe er nie über seine Berhältnisse gelebt. Wie manchmal im Scherz sagte: Ich bin der Bantier von ganz Berlin . weiter unter Beweis gestellt wird, hat M. auch viel persönliche Ich muß auf das entschiedenste bestreiten, daß irgend etwas von Wohltätigkeit ausgeübt und u. a. einem Schriftsteller S. ohne jede dem Gelde verwandt ist zur Bestreitung meines Haushalts. Meine Sicherheit 30 000 M. geliehen. Bei der Feststellung der angeblich Frau war sehr bescheiden. Vors.: The Ginkommen betrug ja auch enthält Verluste folgender Truppen: Die Verlust liste Nr. 213 der preußischen Armee fehlenden Summen sei ganz vergessen worden, die sehr hohen zirka 30 000 M. Haben Sie Kinder? Angefl.: Jawohl, zwei Sinfen und Damni in Abzug zu bringen, welche M. an die GeldReitendes Felbjägertorps( siehe Ref. Jäger- Bat. Nr. 6). Borf.: Es wird behauptet, daß bei Ihnen Seftgelage geber habe zahlen müffen. Schließlich wird von der Verteidigung stattgefunden hätten. Angefl.: Ich möchte die Person sehen, die Schüßen- Bat.; Grenadier-, bzw. Infanteries, baw: Fujilier- tegiStab der 70. Inf.- Brigade; 2, Garde- Ersatz- Reg.; Garde auch noch geltend gemacht, daß der Angeklagte große Hoffnungen es wagen wollte, dies unter ihrem Gide zu behaupten. Gewiß haben menter Nr. 1, 2, 3, 5, 11( fiehe auch Landw.- Ecf.- Reg. Nr. 8), auf die Zukunft des Zeugen Kraat geſetzt habe, der Aufträge in wir hier und da auch wohl einmal ein Glas Seft getrunken, von 12, 17, 18( fiche Erf.- Inf.- Neg. v. Reinhard), 22, 24, 27, 30, 41, Höhe von zirka 6 Millionen Mark in Aussicht gehabt habe. Wenn Settgelagen ist aber nicht im entferntesten die Rede. Auf weiteren 49, 51( siehe Landw.- Grf.- Reg. Nr. 8), 53, 56, 59, 61, 66, 67, 69, diese Geschäfte perfett geworden wären, so wäre der Angeklagte Borhalt gibt der Angeklagte zu, daß er zur Eröffnung der Restau- 71, 73, 74, 75, 76, 77, 79, 84, 86, 87, 88, 90, 91, 112, 113, 115, 118, jeden Tag mit Leichtigkeit in der Lage gewesen, seinen sämtlichen rants Boncourt" etwa 70 000 m. gegeben. Ueber die Motive hier- 132, 140, 146, 147, 148, 151, 156, 157, 158, 159, 161, 168, 169, Verpflichtungen nachzukommen. Für die Verhandlung sind drei Tage in Aussicht genommen. 3u will er sich nicht äußern. Mit Entschiedenheit bestreitet er, daß 173, 174, 176; Ref.- Inf.- Regimenter Nr. 1, 6, 7, 8, 12, 15, 27, 28, Zur Verhandlung find 23 Zeugen vorgeladen, unter ihnen der er die von ihm bekämpfte Veranlagung zu der hohen Einkommen- 32, 37, 39, 53, 56, 59, 61, 66, 68, 69, 73, 75, 76( siehe auch Sachwalter der geschiedenen Frau Dirbt, Justizrat v. Glafenapp, steuer dazu benutzt habe, um die Leute, von denen er die Gelder Festungs- Maschinengewehr- Abt. Stöln 8 b), 77, 79, 80, 83, 84, 86, Staatsanwalt 87, 93, 94, 98, 118, 216, 218, 219, 235, 236, 240, 249, 250, 253, 256, den jedoch Frau Mirbt in einem Telegramm aus Davos von der erhielt, über seine finanzielle Lage zutäuschen. Pflicht der Verschwiegenheit nicht entbunden hat. Wachsmann: Wenn Kraaz dem Angeklagten Wechsel auf Wechsel 263, 265; Grf- uf- Regimenter Nr. 29 und v. Seinhard; Reserve In der Bernehmung zu seinen persönlichen Verhältnissen er gibt und er ihm Woche auf Woche sagt: Gieb mir Geld, ich brauche Ersatz- Reg. Nr. 2; Landwehr- nf.- Regimenter Nr. 5, 11, 12, 15, flärt der Angeklagte, daß er aus einem vermögenden Sause es, um über Schwierigkeiten hinwegzukommen, so konnte doch der 27, 30, 39, 40, 49, 52, 53, 60, 66, 75, 76, 85( stehe tes- Inf- Reg. stamme; sein Bater sei Großlaufmann in Schlesien gewesen, aber angeflagte unmöglich annehmen, daß Kraak in günftigen Ver- Nr. 79), 116; Landwehr- Ersatz- Regimenter Ne. 2, 4, 8 der Div. früh verstorben. Er, der Angeklagte, habe schon in seiner Stu- hältnissen lebte. Angefl.: Ich habe mir inzwischen diese Frage v. Menges; Befagungsregimenter Nr. 2 der Brigade Bouffin, Nr. 4 tentenzeit vielfach über seine Vermögensverhältnisse hinaus Wohl selbst oft vorgelegt, ich fann aber immer nur sagen: ich habe mich der Brigade v. Reizwib; Brigade - Erfaz- Batallone Nr. 6, 8, 27, tätigkeit geübt und beispielsweise einem Schriftsteller v. Stulpnagel, immer wieder täuschen lassen, da Herr Kraaz es immer nur als 50, 55, 58, 82, 84( Die drei letteren siehe Ers.- Inf.- Neg. Nr. 20); der bereits verstorben ist, eine große Summe hingegeben. Er selbst eine vorübergehende Geldknappheit hinstellte. Staatsanw.: Kombiniertes Grsaz- Bat. der Inf.- Regimenter Nr. 11 und 51 babe stets in geordneten Verhältnissen gelebt. Von seinem raah hat Ihnen doch oft gesagt: Jebt geht es nicht weiter, wenn( fiehe Landw.- Ers.- Reg. Nr. 8 der Division v. Menges); LandSchwiegervater, der im Jahre 1909 verstorben ist, erhielt er einen ich nicht neues Geld erhalte." Wie konnten Sie den Geldgebern da wehr- Brigade - Ersatz- Bataillone Nr. 21( siehe Landw.- Ers.- Reg. Nr. Bujchuß von 5-6000 M. Es habe fich dann herausgestellt, daß sagen: es handele sich um ein unbedenkliches, glängendes Unter- 2), 38, 41( fiehe Landw.- Ers- Reg. Nr. 4); Landsturm- Bataillone deffen über 600 000 M. geschätztes Vermögen durch besondere Um- nehmen? Is ehrlicher Mensch hätten Sie doch sagen müffen: es I Gffen, Kattowiß, Lüneburg , Marienburg, 4. Trier ( fiche Nes.Stände auf 250-260 000. aufammengeschmolzen war. Seine handele fich um Ueberwindung einer augenblicklichen Berlegenheit. Reg. Nr. 4 der Brigade v. Neißwik); Jäger- Bataillone Nr. 5, 9,
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In dem als Unterschlagung angesehenen Fall wird dem Angeklagten vorgeworfen, daß er Wertpapiere, die ihm zur SicherheitsLeistung zu treuen Händen übergeben worden waren, bald nach Empfang verkauft habe. In den Fällen, in denen Betrug angenommen wird, foll M. den Darlehnsgebern vorgespiegelt haben, er brauche das Geld für eine Sicherheitsleistung für Lieferungen an die Eisenbahnbehörde, zu einem totficheren Geschäft, welches hohe Zinsen bringe," zur Unterstützung einer in Not geratenen Familie" u. dgl mehr.
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Mädchen.
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Aehnliche Erfahrungen hat die Beugin Frau Prof. G. mit dem Angeklagten gemacht. Dieser hat ihre Kinder tonfirmiert. Am 28. Juli ist ihr Ehemann gestorben, am 27. September war gerade ihr Hochzeitstag- machte ihr der Angeklagte eine Art Beileidsbesuch. Das Ende der Unterhaltung war auch hier, daß die 8eugin ihre Papiere im Nominalbetrage von 30 000 W. hergab.
Es wird fodann eine Zeugin bernommen, die feit 1902 in dem Mirbischen Hause als Stüße tätig ist und auch jekt noch, während der Abwesenheit der Frau M. in Davos , die Kinder betreut. Nach ihrer Darstellung wurde ein großes Haus geführt, welches große Ausgaben erforderte. Der Angeflagte habe gern mehrere Flaschen Wein am Tage getrunten, es wurden viele Gesellschaften gegeben und das Ganze hielt sich in dem Rahmen eines bornehmen Hauses. Nach den Wahrnehmungen, die die Beugin und das Hausntädchen gemacht haben, soll, wenn die Frau verreist war, der Angeklagte wiederholt weibliche Personen in seinem Studierzimmer empfangen haben. Er habe vorher die Türen des Salors und des Zimmers verschlossen und ihr und dem Webchen gesagt: er müsse an seiner Predigt arbeiten und wolle völlig ungestört sein. Er fei dann zwei Stunden lang für niemand zu sprechen getrefen. Planchmal jei er betrunten nach Hause gekommen. Was das ehe. fiche Verhältnis betrifft, so habe es auf den ersten Augenblid geschienen, als ob es eine fehr glüdliche Ghe sei. Bei näherem EinBlick mußte man aber doch erkennen, daß dies nicht der Fall war. Der Angeklagte bestreitet entschieden alle diese Verdächtigungen bezüglich eines intimen Verkehrs mit weiblichen Perfonen. Es fei speziell die Behauptung absolut unwahr, daß er eine solche einmal auch nachts in seiner Wohnung beherbergt habe. Die Beugin habe ein völlig falsches Bild von seinem Familienleben gegeben. Er habe tagsüber jehr fleißig gearbeitet und leugne nicht, abends wohl seine Flasche Wein getrunken zu haben. Die Verhandlung wird hierauf auf Montag 9 Uhr bertant.
Verlustkisten.