Nr. 123. 32. Jahrgang.
Ausgetauscht wurden die
Nolte
Vizekonsuln Walther, Ehrt,
wo es
Mittwody, 5. Mai 1915.
Konsuln b. Bülow, Botschaft in Petersburg liegt die Annahme nahe, daß die Die Mißhandlung der deutschen Konsuln säring, Sönstedt, und Gaedecke, die ganze Denkschrift nur verfaßt ist, um die Aufmerksamkeit von der Schmidt, Spieß, unerhörten und skandalösen Tatsache der unter den Augen und mit in Rußland und die Zerstörung der Koeniger und Scheunert, die Konsulatsbeamten Carl offenbarer Billigung der Regierungsorgane erfolgten Zerstörung des son, Fischer, Sebald, Wucherpfennig, Bartsch, deutschen Botschaftsgebäudes abzulenken. Der ungeheuerliche, feit Petersburger deutschen Botschaft. Burghardt, Forner, Herold, Wohlenberg, Pache, dem Rastatter Gesandtenmord einzig dastehende Wölkerrechtsbruch Pallat, Scholz und Fräulein Meyer, endlich die spielte sich nach den Berichten der deutschen Beamten, die innerhalb Die Norddeutsche Allgem. Zeitung." veröffentlicht Botschaftsangestellten Limberts und Przibilat, im ganzen und außerhalb der Botschaft Zeugen der Vorgänge waren, folgenderin einer Sonderbeilage eine Denkschrift über die Behandlung 26 Personen. Von diesen waren im Gefängnis oder, was noch maßen ab: der deutschen Konsuln in Rußland und die Ber - schlimmer ist, auf Etappentransport Sekretär Herold 6 Monate, Am 4. August hatte bereits nachmittags auf dem Platz vor der störung der deutschen Botschaft in Petersburg , der wir Konsul Gaedede 51, Konsul Häring 5, Konsul Nolte und Botschaft eine große Demonstration stattgefunden, wobei von folgende Stellen entnehmen: die Vizekonsuln Walther und Ehrt über 4, die Konsuln Militärpersonen start aufreizende Reden ge Es galt bisher als selbstverständlich, daß die Vertreter eines Schönstedt und Schmidt und die Sekretäre Carlson und halten worden waren. Gegen 10 Uhr abends erschien eine viel feindlichen Landes, und zwar die konsularischen ebenso wie die diplo- ach sowie Fräulein Meyer fast 4, Vizekonsul Scheunert, tausendköpflige Menge und begann unter furchtbarem Pfeifen und matischen, mit der ihnen zukommenden Rücksicht behandelt wurden Kanzler Wohlenberg und Sekretär Sebald 3 Monate usw., Johlen Steine gegen die Botschaft zu werfen, dann und ihnen die freie Ausreise gewährt wurde. dabei wurden die Beamten in der sinnlosesten Weise von Ort zu Drt wurde zunächst die kleine Tür nach der Moila mit Merten Es ist der russischen Regierung vorbehalten, alle bisherigen erbrochen, worauf der Mob in das Gebäude eindrang Grundsäge auf den Kopf zu stellen, indem sie die deutschen Konsulats- und von Gefängnis zu Gefängnis gehetzt. beamten wie auch einige Botschaftsangestellte in einer jeden Anstands Die Kultur eines Volkes läßt sich am besten aus seinem Ver- und alles Erreichbare, soweit er es nicht mitnahm, kurz und Wie haben sich nun die klein schlug. Einige hundert Personen waren auf das Dach und jeder Menschlichkeit baren Weise Monate in der unwürdigsten halten gegen die Frauen ersehen. russischen Behörden, nicht etwa in einem abgelegenen Nest, sondern geklettert, ihnen gelang, von der schönen GiebelGefangenschaft hielt, sie auf das raffinierteste quälte und vielfach in der eigentlichen Hauptstadt Moskau , in dieser Hinsicht verhalten? gruppe die eine männliche Figur abzureißen und auf die Straße zu dauernd an ihrer Gesundheit schädigte. Unbelästigt entkamen, abgesehen von dem mit dem Botschafter Es war am dortigen Generalkonsulat Fräulein Selma Meyer stürzen, von wo sie später in die Moika geworfen wurde; die Stadtabgereisten Botschaftspersonal, die Beamten des Petersburger als Maschinenschreiberin angestellt und zur Verfügung des amerika- verwaltung vollendete später das Zerstörungswert, indem sie auch Generalfonfulats, soweit sie sich der Botschaft angeschlossen hatten, nischen Konsulats zurückgeblieben. In ihr glaubte die Polizei eine die anderen Figuren entfernte. Drei Bilder russischer Herrscher der Gerent des Generalkonsulats Moskau , die Beamten des Kon- besonders wichtige Persönlichkeit entdeckt zu haben; sie nahm wurden fein fäuberlich auf die Straße getragen und auf den Stufen Eine des Denkmals aufgestellt. Die auf dem Platz aufgestellte Polizei, fulats Wladivostok und das Personal des Generalkonsulats Warschau verschiedene Haussuchungen vor, natürlich ohne Erfolg. mit einer Ausnahme; letzteres ist kein Verdienst der Regierung, die, solche fand auch in der Nacht vom 10. auf den 11. August darunter auch berittene, verhielt sich vollständig passiv, ebenso auch eine Menge höherer und niederer Beamten statt. der Stadthauptmann, der sich begnügte, den Vorgängen zuzusehen. wie aus einem aufgefangenen Birkular hervorgeht, den Behörden, durch allerdings zu spät, zur Pflicht gemacht hatte, den Warschauer Fräulein Meyer mußte sich in Gegenwart mehrerer Beamten Gegen 11, Uhr flaute der Strom ab. Ein in der Botschaft verGeneralkonsul Freiherrn v. Brück nicht aus Rußland heraus- ankleiden und wurde dann um 3½ Uhr früh auf den Janiti steckter Beamter hörte Sporen flirren und jemand sagen:„ Na, hier zulassen. Uebrigens wurde das Warschauer Konsulatspersonal in Utschastok gebracht und dort in den am Eingang angebrachten haben Sie ja gut gearbeitet! Gehen wir, was sie für uns Wilna von betrunkenen Offizieren in der pöbelhaftesten Weise be- Käfig gesteckt. Es ist dies ein 50 3 entimeter tiefer ver- übriggelassen haben." Einige Angestellte waren über die schimpft und bedroht. gitterter Raum, in dem noch eine etwa drei Personen Raum Dächer entflohen; der greise Hofrat Kattner konnte nicht schnell Alle anderen Konsulatsbeamten, soweit sie sich in Rußland be gewährende Bank angebracht ist, so daß man kaum stehen fann; genug laufen und wurde auf die scheußlichste Weise erfanden, sind in den ersten Tagen nach der Kriegserklärung verhaftet, alle Leute, die in die Polizeibureaus gehen, müssen dort vorbeigehen. mordet. Es kennzeichnet die Niedrigkeit der Gesinnung des führenden ihre Kanzleien und Privatwohnungen durchsucht, die Akten vielfach Später steckten sie noch einen vollständig verkommenen Mann Konfisziert worden; die Herren selbst wurden durchweg wie hinein, der seit Wochen in der Gosse gelegen baben mußte und nicht russischen Blattes" Nowoje Wremja", daß es sich nicht scheute, die gemeine Verbrecher behandelt; es wurden ihnen alle einmal mehr Hosen anhatte; doch auch dieser wollte nicht hinein, ungeheuerliche Lüge zu verbreiten, daß der bereits am 1. August abSachen und ihr Geld weggenommen, fie wurden obwohl ihm der Polizist sagte:„ Aber wir sperren hier doch immer gereiste Botschafter Graf Pourtalès Herrn Kattner als unbequemen für das Verbrecheralbum photographiert und das Straßengesindel ein." Das Publikum sammelte sich vor dem Mitwisser ermordet habe, obwohl Kattner noch am 4. Auguſt mit gemessen, auch Fingerabdrücke genommen; sie wurden Käfig, verhöhnte Fräulein Meyer, rief immer„ Niemka" und tanzte einer Menge Personen gesprochen hatte. Ein anderer Herr, der nach bei jeder Gelegenheit einer eingehenden und herabwürdigenden schließlich in hysterischer Erregung um den Käfig herum. Das Aus- erfolgreicher Verteidigung mit einer Champagnerflasche schon unter Untersuchung unterworfen, vielfach mit dem gemeinsten Ge- treten wurde ihr stundenlang verweigert, bis sie Lärm machte. Sie einem mit einem Messer bewaffneten Hooligan lag, wurde auf wundersindel zusammen eingesperrt und teilweise per Etappe befördert, was blieb dort bis 122 Uhr dem Hohne des Publikums ausgesetzt, bis bare Weise dadurch gerettet, daß gerade in diesem Augenblick die in Rußland als das schrecklichste gilt. Die Verpflegung war viel- fie es nicht mehr aushalten konnte und mit Erfolg die wilde Frau elektrische Beleuchtung in dem ganzen Gebäude erlosch, worauf die fach unter aller Kritik und direkt gesundheitsschädlich. Die monate- spielte. Sie wurde dann in ein Zimmer verbracht, neben dem die Menge von panischen Schrecken ergriffen, plötzlich floh und es dem lange absolute Einzelhaft wirkte auf manche Organismen zerrüttend, Polizeioffiziere sich versammelten, dort nackt ausgezogen und Beamten gelang, sich unter die aus dem Gebäude herausströmende und es ist ein Fall von Wahnsinn eines solchen Unglücklichen vor- längere Beit ohne Kleider gelassen. Polizeioffiziere Menge zu mischen. Kurz vor 12 Uhr drangen neue Horden ein und setzten das Zergekommen. Bei dem außerordentlich niedrigen Kulturstand der Be- wollten zu ihr eindringen, doch nahmen sie angesichts ihrer energivölkerung ist der Aufenthalt in einem russischen Gefängnis, das schen Haltung davon Abstand. Sie wurde dann in das unglaublich störungswerk fort, wobei offenbar dazu besonders mitgebrachte Eindurchweg von Schmuz und Ungeziefer stroßt, für einen unsaubere Untersuchungsgefängnis gesteckt. Alle ihre Bitten um bruchswerkzeuge aller Art zur Verwendung gelangten. Um 14 Uhr Menschen mit höheren Kulturansprüchen an sich unerträglich. Manche Herausgabe von etwas Wäsche blieben unerhört. Am 1. September fetzte der inzwischen etwas abgeflaute Ansturm mit erneuter Straft Herren sind noch jetzt mit Narben bedeckt. Die fürchterlichen Schilde- wurde sie in der dünnen Bluse, die sie bei ihrer Verhaftung trug, ein. Um, 24 Uhr versuchte die Menge die Botschaft in Brand zu setzen, rungen des Amerikaners Kennan treffen für Etappen- und Polizei- per Etappe nach Wologda gebracht und sollte dann als einzige Frau was die Polizei, die offenbar für die umliegenden Häuser fürchtete, gefängnisse auch heute noch zu. mit 152 Gefangenen nach dem Dorf Selo Ustje gebracht werden, endlich bewog, einzuschreiten. Aus der Leichtigkeit, mit der es ihr Diese Behandlung wurde unseren Beamten aber nicht bloß in doch gelang es ihr, wegen Krankheit in Wologda zu bleiben, bis sie, gelang, in wenigen Augenblicken die Botschaft und den Platz zu Dort fäubern, geht die verbrecherische Mitschuld der Regierung kar hervor. den ersten aufgeregten Tagen nach der Kriegserklärung zuteil, sondern angeblich zum Austausch, nach Petersburg gebracht wurde. Deutsche Beamte hatten schon um 11 Uhr mit dem amerikasie wurde bis in die legte Zeit fortgesetzt; sie beruhte nicht etwa fam sie ins Frauengefängnis in Einzelhaft, wo sie 34 Monate auf Uebergriffen der Lokalbehörden, sondern war von der Regierung blieb. Man versuchte wiederholt, sie für den russischen Dienst an- nischen Geschäftsträger gesprochen, der erklärte, daß er be reits das Auswärtige Amt um Schutz gebeten habe. Der österangeordnet. Wie einem der Herren gesagt wurde, äußerte sich ein zuwerben. Gouverneur dahin, daß die Vorschriften der Regierung so hart und. reichische Botschafter machte um 1 Uhr Herrn Safonow auf die unstreng seien, daß man sie nicht ausführen könne. erhörten Vorgänge aufmerksam, erhielt aber von ihm die unglaubliche Antwort: Ils ont cassé quelques vitres."
Bei dieser schmählichen Behandlung unser Konsuln, die Monate in der unwürdigsten Weise gequält wurden, hatte die Was nun das Schicksal der einzelnen Beamten betrifft, so sind russische Regierung die Stirn, sich in einem eigenen Rundschreiben Konsul Freiherr v. Lerchenfeld( Kowno ) und Vizekonsul über die angeblich schlechte Behandlung der russischen Funktionäre in Anders( Tiflis ) noch immer, also seit acht Monaten, im Gefängnis, Deutschland zu beklagen und Ausdrücke wie Unmenschlichkeit und derwo sie auf das empörendste behandelt werden. Baron Lerchenfeld gleichen heuchlerische Phrasen zu gebrauchen. Aber was konnte trotz befindet sich in der ungesunden Peter- Paul- Festung in einer engen Uebertreibungen und Erfindungen vorgebracht werden? Nur, daß einige Belle, wo er Sträflingskleider tragen muß und nur eine Holzpritsche Leute in den ersten aufgeregten Tagen nach der Kriegserklärung einige als Lagerstätte hat; die gereichte Gefangenenkost ist ungenießbar. Unbequemlichkeiten seitens des Publikums zu erdulden hatten. In beHerr Anders ist einem als besonders ungesund befannten Zucht- zug auf die Behandlung der Zivilpersonen gegen die die russische ReHause bei Tiflis untergebracht, wo nur das übelste Volt eingesperrt gierung in einer unerhört rohen und unmenschlichen Weise vorgegangen wird. Der in Warschau zurüdgebliebene Hilfsschreiber Fibich ist nach ist, und die zu Tausenden einem langsamen und gräßlichen Hinsterben einem weitentlegenen Kosakendorf im Gouvernement Orenburg, wo überantwortet worden sind und werden, werden die Behauptungen der russischen Regierung an anderer Stelle kritisch beleuchtet werden, er der einzige Nichtkosake ist, verbannt worden. Während alle Verhandlungen wegen des Austausches dieser Personen da die Schilderung der in Rußland begangenen Untaten hier einen vergeblich waren, sind die anderen Beamten, nachdem sie sechs bis sieben zu großen Raum in Anspruch nehmen würde. Monate in Rußland geschmachtet hatten, gegen Russen ausgetauscht Bei der außerordentlichen Dürftigkeit des tatsächlichen Materials, worden, die man auf die Kunde von der Zurückhaltung unserer das der russischen Denkschrift zugrunde liegt, und der gewaltsamen Herren noch hatte aufhalten können, die sich aber großenteils auf Konstruktion eines Zusammenhangs zwischen den angeblichen Leiden freiem Fuße befanden und in Hotels angenehm lebten. der Russen in Deutschland und der Zerstörung der deutschen
Am 5. Mai wird das Denkmal eingeweiht, das die Stadt Genua auf dem Felsen von Quarto errichtet hat, zum Andenken an den Zug der Tausend von Marjala.
27
Politische Uebersicht.
Verbot der Maiversammlungen in Baden . Der Vorstand des Sozialdemokratischen Wahlvereins Offenerhielt am Freitagabend folgende Zuschrift: Gr. Bezirksamt Nr. 6790. I.
burg
Offenburg, den 30. April 1915. Die Abhaltung von Versammlungen betr. Auf Grund der allgemeinen Anordnung des stellv. Gen. Komm. XIV. Armeekorps, die die Abhaltung politischer Versammlungen anläßlich des 1. Mai verbietet, wird angeordnet, daß die auf 1. Mai anberaumte Mitgliederversammlung des Sozial
die Restauration der vertriebenen Herrscher von Parma , Piacenza ,| Nat. Kraft seines Ranges als piemontesischer General ließ er sich Toscana usw. am Herzen. Man faselte davon, daß gleichzeitig der von zwei Forts am Kanal von Piombino die Waffen und Munitionen Papst in die Romagna und der Herzog von Modena in die Herzog - ausliefern. Es waren schlechte Gewehre;" Borlegeschlösser" nenut tümer einfallen würde, während Desterreich, Preußen und Rußland für die er sie selbst in seinen Memoiren, die sich fast stets weigerten, Feuer Wiedereinsetzung der legitimen Fürstenhäuser die Waffen ziehen zu geben": 1200 Gewehre, 100 000 Patronen und drei kleine sollten. Cavour mußte den Gedanken aufgeben, irgend etwas im Kanonen. Es mutet einen an wie eine wunderbare Fügung, daß Verein mit den Bourbonen auszurichten, aber gleichzeitig fagte gerade der durch die unterbliebene Waffenlieferung veranlaßte Aufihm sein staatsmännischer Sinn und gebot ihm seine staatsmännische enthalt es verhindern sollte, daß die Schiffe der Garibaldiner der Verantwortlichkeit, heute nichts gegen sie zu unternehmen. Die ihnen auflauernden bourbonischen Kriegsflotte in die Hände fielen. Um ein Uhr nachmittags, am 11. Mai, schifften sich die Tausend Erst 55 Jahre ist es her, daß man ausziehen konnte mit tausend ganze Reaktion Europas stand schüßend hinter dem bourbonischen Mann, um ein Königreich zu erobern.... Ausziehen konnte, wie Regime. Das Königreich Sardinien und seine Diplomatie konnten in Marsala aus, unter dem Artilleriefeuer zweier bourbonischen Freibeuter, ohne andere Waffen als die man unterwegs zu erlangen nur abwarten, bis die Zeiten reiften. Sie mußten sich den Rufen Schiffe, die ihrer zu spät anfichtig geworden waren, um die Landung zu verhindern. verstand, mit einer Organisation, die erst an Bord geschaffen wurde, taub zeigen, die aus den schwer bedrückten Ländern kamen. ohne Kriegsplan, ohne Kenntnis von der Stellung der feindlichen In dieser Stunde konnte die revolutionäre Tat den Stein ins Von Marsala, wo man leicht umzingelt werden konnte, ging Seemacht. Ausziehen fonnte, um das Unmögliche zu vollbringen, Rollen bringen. Sie konnte alles wagen, weil das Mißlingen des es in Eilmärschen nach Palermo . In Rampagalle, nach einent nachtwandlerisch sicher auf der schmalen Zinne, von der die geschicht- Anschlages nur dessen Träger ins Verderben gezogen hätte, nicht das Tagesmarsch, stieß man auf die erste Schar sizilianischer Aufliche Tat herabsinken konnte zum tollen Abenteuer. junge Reich, um das sich die nationale Einheit kristallisierte. Und ständischer. Es waren ihrer nur fünfzig, ein versprengter leberrest Garibaldis bedeutender Biograph, Giuseppe Guerzeni, berichtet, sie konnte alles vollbringen, weil ein Mann wie Garibaldi fie der Wackeren, die im Vorjahre den mißglückten Anschlag im Kloster daß der Feldherr das schon in allem vorbereitete Unternehmen führte, und weil das Regime der Bourbonen reif war für den der Gancia von Palermo unternommen hatten. Die meisten waren Ende April aufgeben wollte und sich nach mehreren Tagen der Ver- Schnitter, was die in allen Teilen des Landes spontan aufflammenden mit Ziegenfellen bekleidet und vorweltlich bewaffnet, aber Garibaldi schlossenheit und des Grübelns ganz plöglich dazu entschloß und mit Aufstände ebenso bezeugten, wie die törichte Verblendung derer, die nahm sie mit Jubel auf, als stöße ein regelrechtes Heer zu den Seinen. Brachten sie ihm doch die erste Gewähr jener sizilianischen fieberhafter Haft die Abfahrt betrieb: er, der in schwerwiegenden es stüßen wollten. Dingen von andern nie Rat annahm, dem keine neuen Tatsachen zu So ließ die Regierung, die selbst die Tat nicht wagen konnte, Revolution, ohne die der Zug der Tausend nichts gewesen wäre als Dhr famen, ließ sich gleichsam von einer Eingebung leiten. Der sie geschehen. Cavour befahl, der Expedition die Waffen der„ Società eine heldenhafte Tollheit. In Salemi empfing ihn zuerst die dankMann, der im Dienste der Freiheit in zwei Weltteilen gekämpft Nazionale" auszuhändigen, und gab den sardinischen Kriegsschiffen bare Begeisterung des fizilianischen Volkes. Alle Glocken der Stadt hatte, wußte es, wie wenig andere, daß sich die Freiheit nicht ver- Drder, die Schiffe Garibaldis ziehen zu lassen und nur die.... wurden bei seinem Einzuge geläutet: man begrüßte in ihm den schenken läßt; deshalb hatte er auf alle früheren Anfragen, für die Süsten Sardiniens zu bewachen. In ganz Genua flüsterte es am Befreier, den Messias. Man sah nichts als erhobene Arme und Sache Siziliens einzutreten, immer geantwortet, er werde den 4. Mai 1860 der eine dem andern zu, daß heute nacht die emporgereckte Waffen", schreibt ein Augenzeuge, G. C. Abba,„ die Sizilianern zu Hilfe eilen, sobald diese selbst gegen das bourbonische Garibaldiner sich einschifften; nur die Polizei wußte nichts. Und einen schwuren Treue, andere Inieten nieder, andere segneten ihn. Regime aufstehen würden. Das, woran er in jenen Apriltagen der Reeder Rubattine meldete am nächsten Tage, daß ihm zwei Der Platz, die Straßen und Gassen waren gedrängt voll; es dauerte zweifelte, um dann den Glauben daran zurückzugewinnen, das war Dampfer entwendet worden waren: gemerkt hatte er gar nichts. lange, ehe er vorwärtsschreiten konnte. Und er wartete geduldig eben die Kraft der Sizilianischen Freiheitsbewegung. Und so zog man aus, im ersten Dämmerlicht des Maimorgens. und freudig, grüßte und lächelte". Zu Beginn des Jahres 1860, das Garibaldi die Bitternis der„ Es war eine ganze Welt auf diesen Schiffen", schreibt Guerzoni in Aus den Bergen stießen neue Scharen Aufständischer zu ihmi Abtretung Nizzas , seiner Vaterstadt, an Frankreich brachte, war mit seinem Leben des Kino Birio"," Rekruten und Veteranen, Abenteurer darunter eine, die der Mönch Pantales führte. Die Kunde von der Vereinigung der Lombardei und der mittelitalienischen Herzog- und Helden, Künstler und Philosophen, Settierer und Patrioten. Garibaldis Ankunft belebte diese Männer neu, die sich teils mit dem tümer unter dem Königreiche Sardinien das Werk der italienischen Der Sizilianer ging, ein Vaterland zu suchen, der Dichter einen Tausend zu vereinigen suchten, teils auf dem Wege nach Palermo Einigung erst zur Hälfte getan. Das Königreich beider Sizilien, der Romanstoff, der Verliebte Vergessen, der Hungernde Brot, der Un- zu einer wertvollen Vorhut zusammenzogen. In der SarazenenKirchenstaat und Venedig fehlten. Auch in Regierungstreifen fühlte glückliche Tod und Vernichtung. Tausend Köpfe, tausend Herzen, stadt Calatafimi erwartete der Bourbonengeneral Landi die verund wußte man, daß das Werk vollendet werden müßte, aber das tausend Leben, aber in ihrer Vereinigung geläutert durch die lachten„ Lumpen und Freibeuter". Die Stadt lag auf einem Hügel, junge Königreich, das eben erst so teuren Preis für die Beihilfe Heiligkeit des Zieles, von dem einzigen Willen ihres Führers der die Straßen nach Palermo und Trapani beherrschte und nach Frankreichs gezahlt, fürchtete die Revanche Desterreichs und hielt es beseelt: eine furchtgebietende, fast eine verzauberte Schar". der Ebene zu in sieben Terrassen stufenförmig abfiel. Auf den
für dringender, das Erworbene zu festigen als Neues zu erwerben. Märchenhaft flingt es, daß diese Legion in See ging ohne Terrassen stand ein gut bewaffnetes Heer mit vier Kanonen, denen Die piemontesische Diplomatie war so weit gegangen, an ein Bünd- Waffen und Munition. Beides sollte in den Wassern von Begliasee die Garibaldianer nichts entgegenzustellen hatten als ihre rostigen nis mit dem König von Neapel gegen Desterreich zu denken. Der an Bord gebracht werden und blieb aus, wie man später erfuhr, Bajonette. Aus einem Vorpostengefecht der genuesischen Karabinieri Bourbone lehnte ab: ihm lag nicht die italienische Einigung sondern durch Verrat des mit der Führung Beauftragten. Garibaldi wußte entwickelte sich die Schlacht, in der die Bajonette über die Feuer