Unternehmt» Muck, der den Betrieb nitt einer größeren Anzahl von Kähnen übernehmen wollte, zu leisten vermocht. Auf Antrag des Stadtv. I a e o b i wirb diese Angelegenheit wegen dabei zu erörternder Personenfragen in geheimer Sitzung verhandelt. Schluß 7�/« Uhr. ©etfitftfs-Bcifitna. Prozeß Plack- Schweinhage».(Vierter VerhandlungZ- tag.) Landgerichtsdirektor Voigt eröffnet die Sitzung um 9>/l Uhr. Der Angeklagte Plack erbittet sich sofort das Wort: Herr Prästdent, ich möchte um eine Rechtsbelehrung bitten, in- betreff eines Punktes, der gestern zur Sprache kam.— Präs.: Ich habe Ihnen keine Rechtsdelehrung zu errheilen. Wir fahren in der Beweisaufnahine fort. Generalkonsul Ruffel soll Auskunst über den Rückgang der„Dortmunder Union" geben. Derselbe sei hauptsächlich dar- auf zuriickznsühren, da« infolge einer totalen Umwälzung auf dem Gebiete der Eisenindustrie umfangreiche und kostspielige Bauten auf den Werken ausgeführt werden mußten, welche die Jahre 1373 und 1874 vollständig in Anspruch nahmen. Als die Werke konkurrenzfähig waren, fei die Eisenindustrie sehr zurückgegangen, wogegen die Stahlindustrie in Blnthe stand. Es seien noch eine Menge anderer Umstände hinzugetreten, welche in Verbindung mit dem angeführten Geld- und Zeitverlust einen Rückgang der Werke herbeiführen mußten. Der Zeuge giebt sodann eine Schilderung von der Gründung der Rumänischen Eisenbahn-Gesellschast und den in Frage kommenden finanziellen Maßnahmen. Angekl. Plack stellt an den Zeugen verschiedene Fragen über die Retrozession und die Thatsache, daß infolge eines Pro- zeffes, welchen ein Herr Ludwig v. Kaufmann angestrengt hatte, das Reichsgericht die Beschlußfassung über die Relrozesiion für nicht gesetzmäßig erklärt hat. Der Zeuge erklärt, daß das rein theoretische Erkenutniß ihm bekannt sei. ebenso daß das Reichs- gericht irgend welche Anordnung zur Ausiührung dieses Er- kenntnisses nicht getroffen hat. Man versuchte eine Ver- antwortlichkeit des Aufsichtsraths zu konstruiren, weil der- selbe den rechtsgiltig gefaßten Beschluß durchgeführt hat. Thatsächlich habe also das Reichsgericht einer Klage des Herrn v. Kaufmann stattgegeben, praktische Folgen habe das Erkenntniß aber nicht gehabt, weil die rumänische Regierung faktisch im Besitze der Bahnen war.— Staatsanwalt Müller: Wann ist die Retrozession zu stände aekommen?— Zeuge: Im Jahre 1880.— Staatsanw.: Ter Herr Minister ist bekanntlich schon im Jahre 1876 aus- getreten. Will der Angeklagte behaupten, daß der Herr Minister für die Retrocession verantwortlich ist?— Angekl. Plack: Das kann ich natürlich nicht behaupten. Der nächste Zeuge ist Geh. Rath S ch w a b a ch von der Firma Vleichröder. Derselbe wird über die der Rumänischen Eisenbahngesellschast von der Seehandlung gewährten Tarlehne vernommen und erklärt, daß die den Banken für ihre Bürgschaft gewährte Provision von vier Prozent zu damaliger Zeit außer- ordentlich billig war. DieS war nicht eine einfache Provision, welche in die Tasche gesteckt wurde, sondern es kam dazu, daß die Banken der rumänischen Regierung die Gewähr dafür übernahmen, daß die ganze Sache die rumänische Regierung nicht mehr koste als 3 Prozent, d. h. den Prozentsatz, welchen die rumänische Regierung für ihre Staats- tchulden zahlte. Im weiteren Verlaufe erklärt der Zeuge: Ich ade noch zu bemerken, daß ich seiner Zeit zu Herrn von Bleich- röder in einem ähnlichen Verhällniß stand, wie Herr Miguel zu Herrn v. Hansemann, nur daß ich auch Chef der Börsen-Ab- theilung war. Ich kann mich selbstverständlich nicht mehr auf alle Einzelheiten besinnen und muß mich von vornherein salvircn, falls mich mein Gedächtniß verlassen sollte. Ich habe jedenfalls das beste Bestreben, in allen Punkten die reine Wahrheit zu sagen. Das Wort„Meineid" scheint ja eine sehr beliebte Marke z» sein, unter welcher namentlich auch mein verstorbener Chef und Freund Herr von Bleichröder zu leiden batte. Ich habe mit großer Betrübniß gelesen, daß hier Herr v. Diest - Daber die alte Legende wieder vorgebracht hat, daß bei einen, Verleumdungs-Prozesse des Fürsten Bismarck gegen Herrn Diest -Daber Herr v. Bleichröder einen Meineid geleistet habe. Diese schwere Beschuldigung des Herrn war damals ebenso absurd, wie sie es jetzt ist. Er hat wiederholt versucht, mit dieser Behauptung bei dem Staatsanwalt � und Oberstaatsanwalt durch- zudringen, ist aber stets zurückgewiesen worden. Als Sozius der Firma, als alter Freund und Testamentsvollstrecker des Ver- storbenen, muß ich diese dreiste Behauptung entrüstet zurück- weisen, mit um so tieferer Entrüstung, indem die schwere Be- schuldigung einem Tobten gilt, der sich nicht mehr vertheidigeu kann. Erster Staatsanwalt Drescher: Ich möchte hierKenntniß geben von einem bei mir eingegangenen Schreiben des Herrn Finanzministers. Der Herr Munster scheint aus einem Zeitungsberichte der Meinung zu sein, als hätte der Angeklagte Plack hier behauptet: der Herr Minister habe seiner Zeit im Gehlsen- Prozesse beschworen. daß er der Generalversammlung vom 29. Juni 1874 nicht beigewohnt habe. Das hat der Herr Minitier damals nicht beschworen, das hat aber auch der Angeklagte hier nicht behauptet. Derselbe hat sich viel- mehr nur bemüht, festzustellen, ob der Herr Minister in jener Generalversammlung zugegen gewesen, um daraus wohl zu dednziien, daß, wenn der Minister zugegen war, er von dem Darlehnsgeschäfte Kenntniß gehabt haben müsse.— Präs.: So verhält es sich in der That. Ich habe ja gestern ausdrück- lich dem Angeklagten vorgehalten, daß, selbst wenn der Herr Minister der Generalversammlung beigewohnt hätte, daraus jene Kenntniß noch absolut nicht zu folgern sei. Es folgt die Bernehmung des Schriftstellers Dr. Kolk, welcher gleich dem Augeklagten Plack gegen den angebliche» Börsenschivindel zu Felde zieht. Ter Zeuge erklärt, daß er die feste Ueberzeugung hege, daß es an der Börse eine Gruppe von Personen gäbe, welche im stände sei, den Kurs gewisser Papiere längere Zeit vorher zu bestimmen. Auf der Börse gehe es nicht nach der Logik der Thatsachen. Er habe sich seit Jahren damit beschädigt, Tabellen aufzustellen, auf grund der«» er hinter das Geheimniß kommen wolle, es sei ihm bisher aber noch nicht gelungen. Eine solche Börsen- gruppe habe zu viele Fühler. Er sei zu der felsenfesten Anucht gekounuen, daß ein„kolossaler Schwindel" an der Börse ge- trieben werde, und Hobe in dieser Beziehung namentlich auch die Papiere der Rothschildgruppe genau verfolgt. Auf Befragen er- klärt der Zeuge, daß er seine Erfahrungen an der Wiener und Frankfurter Börse gemacht. Heber dasselbe Thema wird der folgende Zeuge, Schrift- steller Weber vernommen. Er giebt an, daß er sich durch löjährige Thätigkeit im Auslande ein Vermögen erworben habe, das nach seiner Rückkunft nach Deutschland in kurzer Zeit an der Börse wieder verloren gegangen sei. Er sei der Ueber- zeugung. daß es an der Börse nicht mit richtigen Dingen zugehe. Zunächst sei es ihm aufgefallen, daß ein gewisser Kurs- stand bestimmter Papiere immer wiederkehrte, ohne daß eine Er- klärung dafür zu ergründen war. Er habe es zu seiner Lebe»«- ausgab? gemacht, hinter den Börsenschwindel zu kommen und ein Zufall habe ihm dabei einen bedeutenden Schritt vor- wärts geholfen. Als er sich eines Tages an der Börse befunden babe; habe er das Noiizbuch eines Bankiers gesunden. i Er habe einen Blick hineingeivorsen und darin eine Tabelle von Papieren entdeckt, von denen die Kursbezeichnung bei zweien der- selben mit rothcr Tinte geschrieben war. Er habe sich die G ittung der Papiere und den Kurs genau gemerkt und ihren Stand an der Börse verfolgt. Es sei ihm aufgefallen, daß diese beiden Papiere— es seien österreichische gewesen— schon im Laus, des Monats ohne erklärliche Veranlassung gestiegen seien. Am Ultimo hätten sie genau den Kurs erreicht, der i» dem Notizbuche des Bankiers angegeben war. Er sei ein fleißiger Börsenbesucher geworden, wobei er sich den Anschein eines völlig Unkundigen gegeben habe, um hinter das Geheimniß zu kommen, welches seiner Ueberzeugung nach gewisse Börsengruppen ver- binde. Fast fei es ihm gelungen, aber er sei mit seinem System noch nicht völlig fertig.— Aul eine Anfrage des Angekl. Plack erklärt der Zeuge, daß er jetzt schon so wert gekommen sei, die Kurse auf sechs bis acht Tage vorher berechnen zu können. Der Erste Staatsanwalt Drescher richtet an den Zeugen die Frage, warum er denn nicht mittels seines„zuverlässigen" Systems spekulire, um dadurch sein verloren gegangenes Ver- mögen wieder zu gewinnen. Der Zeuge Weber erwidert, daß er dies erst lhun werde, nachdem es ihm gelungen sei, sein System vollständig fertig zustellen. Als Sachverständiger giebt sodann der gerichtliche Bücher- revisor Töpfer ein auf einem sorgfältigen Studium der sämmtlichen Bücher der Distonto-Gesellschafl beruhendes um- fangreiches Gutachten. Aus dem reichen Ziffermaterial, welches derselbe vorführt, ist hervorzuheben, daß bei den in der Ars- schüre bezeichneten Gesellschaften, die unter der Aegide der Tis- konto-Gesellschaft ins Leben getreten sind, nirgends ein so- genannter Gründergewinn gemacht worden ist. Bei der Dort- munder Uuion hat sich iür die Diskonto-Geselllchaft ein Verlust von S'/« Millionen Mark ergeben, dem ein Gewinn von zirka Svovov Mark gegenüberstand. Was die Comerner Bergwerke betrifft, so habe die betreffende Gesellschaft in den ersten Jahren nenn bis sechs Prozent Dividende ge- zahlt, später sei sie zurückgekommen. Mit der Gründung von Gelsenkircheu habe die Diskonto-Gesellschaft selbst nichts zu thun gehabt, da die Verhandlungen direkt zwischen dem Vorbesttzer und der Gesellschaft geführt wurden. Eine Durchsicht der Konten des Ministers Dr. Miguel zeige, daß derselbe keinerlei Spekulationsgeschäfte gemacht habe, und es sei nicht ein einziges Differenzgeschäft vorhanden. Was die Art der Papiere betreffe, in denen der Minister sein Geld, welches doch nicht todt daliegen könne, angelegt habe, so handele es sich um einunddreißig ver- schiedene Papiere. Der Minister habe sie jahrelang im Besitz ge- habt und jetzt noch theilweise im Besitz. Verkäufe der Papiere seien vorgekommen, nachdem sie lange Zeit ruhig dagelegen. Uebrigens� sei ihm von Beamten der DiSkonto-Gesellschaft gesagt worden, daß der Minister Miguel sich persönlich um diese Dinge nicht gekümmert habe. Die Gegenüberstellung von Gewinn und Verlust aus den verschiedenen Anlagen ergeben für den Minister einen Verlust von 49 251 M. Von rumänischen Stammaktien habe der Minister nur 2000 Thaler besessen. Was den in der Broschüre enthaltenen Vorwurf betrifft, daß die Diskonto- Gesellschaft bei dem Darlehnsgeschäft die rumänische Gesellschaft bewuchert habe, erklärt der Sach. verständige, daß an Provision und Zinsen von sämmtlichen Dartebncn der einzelnen Jahre sich em Durchschnittssatz von 8,33 pCt. ergiebt. Die Anssührungen des Sachverständigen geben dem Ange- klagten Plack Veranlassung zu einer unendlichen Kette von Fragen und verdächtigende» Ausdrücken im Sinne seiner Bro- schüre. Er bleibt nameiitlich immer dabei, daß die Diskonto- Gesellschaft Wucherzinsen bei dem qu. Kreditgeschäfte genommen babe, und läßt sich durch keine Darlegungen des Generalkonsuls Rüssel belehren. Die Diskussion über diesen Punkt schließt damit ab, daß auf Antrag des Angeklagten ein Vertreter des Bankhauses F. W. Krause"sofort geladen wird, um Auskunft darüber zu gebe», welchen Provisions- und Zinssatz ein solider Bankier im" Jahre 1372 bei einem Kreditgeschäste mit einem sicheren Kunden berechnete. Längere sinanzielle Ausführungen des Angeklagten Plack er- rege» wiederholt das Gelächter der anwesenden Finanzmänner. Der Angeklagte will auch den Bücherrevisor Töofer beivegen, zu bekunden, daß die Bilanzen der rumänischen Eisenbahn-Gesell- schafl gefälscht waren. Herr Töpfer lehnt aber eine Auskunft darüber ab, weil ihin zu einer solchen neben den Bilanzen auch die Bücher vorlegen mußten. Zeuge Rietze: Die Bilanzen seien von ihm gemocht wor- den. Als derselbe gemeine Vervacht, den der Angeklagte hier wieder vorbringe, seinerzeit im Prozesse Gehlsen vorgebracht ivorde», seien die Bücher eingefordert und von einem gerichtlichen Bücherrevisor durchgesehen worden. Weil die Belästigungen dann geradezu infam wurden, habe er in jedem Jahr einen Bücherrevisor zu den Bilanzen herangezogen. Der Angeklagte Plack stellt den Antrag, aus dem Bericht des Aussichtsroths und der Bilanz vom 26. Juni 1873 einzelne Stellen zu verlesen. Der Erste Sraalsanwalt widerspricht diesem Antrage. Der Slrafantrag beziehe sich lediglich auf die Person des Finanzministers. Der Gerichtshof habe doch nicht die Auf- gäbe, gewissermaßen eine Untcrsuchungs- Kommission zu bilden über Börsengeschäfte im Allgemeinen. Der Gerichlshof lehnte den Antrag ab, d» der Finaiizminister Miquel im Jahre 1878 weder persönlich haftender Gesellschafter der DiSkonto-Gesellschaft noch Aussichtsrath der rumänischen Eisenbahn-Gesellschast ge- wesen sei. Der Angekkagte Schweinhagen kommt jetzt wieder auf die braunschiveigische Eisenbahn-Angelegenheit zurück. Der Prä- sident hält ihm vor, daß doch alle neuen Beweisanträge über- flüssig seien, da er ja doch schriftlich und mündlich die Erklärung abgegeben habe, daß er den gegen Dr. Miquel erhobenen Vor- ivurf nicht aufrecbt erhalten könne. Der Angeklagte bestreitet dies, woraus der Präsident noch einmal die Abbitte zur Ver- lesung bringt, die Schweinhagen unterm 13. Oktober v. I. vom Gefängnisse aus an den Finanzminister gerichtet hat. Der Angeklagte Schweinhagen erklärt, daß in dem Inhalte dieses Briefes weder ein Widerruf noch eine Abbitte zu finden sei, sondern lediglich das Anerbieten eines Vergleichs. Er neige sich jetzt allerdings der Ansicht zu, daß die erste Erklärung des Finanzministers im Reichstage die richtige sei. Er stelle nun den iilutrag, folgende Personen zu laden, welche genanen Aufschluß geben könnten über die Vorgänge, welche zum Verkauf der braun- schweigischen Eisenbahnc» führten. Es seien dies der vormalige Eisenbahnvorsteher Hummel zu Kreiensen und der Ver- sicherungsagent Kalterseld in Braunschweig , der früher ebenfalls brauuschweigischer Beamter gewesen sei. Ferner beantrage er die Ladung des früheren Staatsministers v. May- dach, welcher bekunden solle, bei welcher Gelegenheit der preußische Staatsschatz die Aktien der braunschiveigische» Eisenbahnen übernehmen mußte und welche Erträge daraus dem preußischen Staatsschatz zugeflossen seien.— Ter Erste Staatsanwalt widerspricht auch diesem Antrage, der mit dem Inhalte der Anklage in keinem Zusammenhange stehe.— Der Gerichtshof beschließt, dem Antrage stattzu- eben und die Zeugen sofort telegraphisch zu reitag Mittag 1 Ubr zu laden. Inzwischen ist der Prokurist H o e n e vom Bankhause F. W. Krause u. Co erschienen. Derselbe bekundet, daß sein Bankhaus im Jahre 1372 bei Gewährung von Darleheu an ganz sichere Kunden an Zinsen und Provision 6—7 pCt. berechnet haben würde. Bei so großen Summen, wie sie bei den Ruma- nischen Eisenbahnen in Frage kamen und bei einem so große» Risiko würden sich die Bedingungen natürlich erschweren. Ter Angeklagte Plack richtet dann noch eine ganze Reihe von Fragen an die früheren Direktoren Otlermann und Rietze, welche wieder auf die Verhältnisse der rumänischen Eisenbahn- Gesellschast bezug haben. Er wünscht namenllich Ausklärungen über die Beziebungen der Gesellschaft zu verschiedenen österreichisch- ungarischen Preßorganen. Er ,mll damit beweisen, daß durch Vermiileluiig des Ritters von Gründorf große Gelder ausgegeben seien zur Bestechung der öffentlichen Meinung und daß somit eine Broschüre mit der Behauptung Recht habe, daß Herr Miquel die Zeitungen bestochen habe. Der Angeklagte überreicht mit triumphirender Miene ein Konvolut von Quittungen und Briefen ver rumänischen Eisenbahngesellschaft und setzt stolz hinzu „Das sind lauter Originale!"— Zeuge Ott er mann: Ach das sind wohl die von Meißner gestohlenenAkten?— Angekl.: Das weiß ich nicht. Ich kenne Herrn Meißner nicht.— Aus den Bekundungen der Zeugen geht hervor, daß damals der Direktion der Gesellschaft natürlich daran liegen mußte, die Pro- spekre:c. auch in die österreichischen Blätter zu bringen, theils um das dortige Publikum zu interessiren, theils um durch Zu- wendung von Inseraten an gewisse Organe gehässige Kritiken zu vermeiden. Es seien auch Artikel über die Lage deS Unternehmens in die Presse lancirt worden. Der Angeklagte behauptet, daß verschiedene dieser Notizen direkt falsche Thatsachen enthalten, was von den Zeugen entschieden bestritten wird. — Präs.: Und meinen Sie denn, daß der Herr Minister Miquel von diesen Verbindungen mit den Zeitungen irgend welche Kenntniß hatte?— Angekl.: Gewiß, Herr Miquel war doch Aussichtsrarhs-Mitglied.— Zeuge Otter- mann: Der Angeklagte hat gestern gezeigt, daß er keine Ahnung hat von den Ersordernissen emer Bilanz, jetzt zeigt er, daß er gar keine Ahnung hat von dem Geschäftsbetrieb einer großen Gesellschaft. Glaubt er denn wirklich, daß in solchen Dingen die Mitglieder des Anfsichtsrathes, die oft an ganz ver- schiedenen Orten wohnen, erst um ihren Rath befragt werden? Der Herr Finanzminister Miquel hat von diesen Dingen keine Kenntniß gehabt.— Der Angeklagte geht weiter mit verschiedenen Fragen auf die Darlehnsaufnahmen der Rumänischen Gesellschaft ein. Zeuge Ottermann schneidet diese Fragen mit der Bemerkung ab: Bei einer Gesellschaft, an deren Spitze die hervorragendsten Männer standen, ist doch schon der Gedanke, daß unreelle Geschäfte betrieben seien, geradezu absurd. Es ist namentlich ein« absurde Erfindung, daß die Ge- sellschaft Gelder blas deshalb aufgenommen habe, um der Gesell- schast Provisionen zu verschaffen.— Zum Beweise, daß der Zeuge Herr Miquel sich sehr um die mternen Angelegenheiten der Gesellschaft bekümmert und auch die Preßangelegenheiten gekannt habe, beruft sich Plack auf einen bei feinen „Akten" befindlichen Briefwechsel zwischen Ottermann und Miquel, bei welchem es sich um Joachim- Gehlsen handelte.— Zeuge O t t e r m a n n: Das war ein einzelner, ganz besonderer Fall. Es kam damals einmal ein Mann zu mir, welcher mir erzählte, daß Gehlsen am nächsten Tage in seiner„Deutschen Eisenbahn- zeitung"(späteren„Reichsglocke") einen Schmähartikel gegen uns veröffentlichen wolle. Er legte mir nahe, doch alle Schritt» zu thun, um dies zu verhindern, ich lehnte es aber ab, da ich meinte, daß solche Subjekte kaum Schaden zufügen könnten. Ich habe dann über die Angelegenheit mit Herr» Miquel unterhandelt und dessen Rath eingefordert, ob und was etwa geschehe» solle. Ich frage nun einen jede», wenn solcher Hallunke... An- g e k l.(der sich getroffen fühlt) unterbricht: Aber wie darf denn der Zeuge so etwas sagen!— Präs.: Sie sehen, daß ich eben dabei war, den Zeugen zu unterbrechen. Im Uebrigen brauchen Sie doch wahrhastig nicht so sehr penibel zu sei», der Sie so oft mit Ausdrücken wie„Schwindel",„erlogen" und der- gleichen um sich werfen.— Zeuge Ottermann: Der „Hallunke" war ja gar nicht aus den Angeklagten gemünzt, sondern aus Gehlsen.(Heiterkeit), Die Beweisaufnahme ist damit bis auf die heute geladenen eugen vorläufig erledigt. Der Angeklagte Plack wünscht den inauzmimster Miquel nochmals zur Stelle zu haben, da er noch mehrere Fragen an denselben zu richten habe. Der Präst- dent bemüht sich vergeblich, den Angeklagten von diesem Gedanken abzubringen und der Gerichtshof beschließt, den Minister Miquel auf Freitag nochmals vorzuladen. Hiermit schließt die Sitzung. Die Verhandlung wird Freitag 11 Uhr sortgesetzt werden. Prag , 14. März.(Prozeß gegen die Mörder Mrva's). Der Mitangeklazte Cizek leugnet die Mitwiffenschaft an der Er- mordung des Mrva und erklärt sich bezüglich der Verbreitung des juiigezechischen Manifestes für unschuldig. Das Verhör der Angeklagte» wurde sodann geschlossen und das Verhör der Zengcn begonnen. Verlaittittlungett. Die„große Protestversammlung" der Getreuen der be- rühmten Firma Sieniens u. Halske hat wie das vorauszusehen war, mir einem glänzenden Fiasko geendigt. Von den zirka hundert Personen, die man mit vieler Mühe zu dieser großen Mohrenwäsche herangeschleppt hatte, bestand der größte Theil aus Beamten, Werkmeistern, Komtoirpersonal u. s. w. Der fromme Wunsch, ganz unter sich zu sein, ging leider nur sehr bedingt in Erfüllung, denn trotz der peinlichsten Kontrolle war das fremde Element, das partout nichts von dem Vertuschungs- System hält, in bedenklich großer Zahl vertreten und nur die Letzteren faßten auch die Versammlung ihrer Bedeutung entsprechend, nämlich als Komödie, auf. Mit wahren Lachsalven begrüßte man die Erklärung des Herrn Christoph, Werkmeister- Aspirant seines Zeichens, daß er persönlich(!) vom Direktor die Versicherung erhalten habe, daß hier Jeder seiner Ueberzeugung gemäß sprechen könne, ohne einer Maßregelung ausgesetzt zusein. Die Wiberleguiig der von„agitatorischer Seite" angeführten Mißstände beschränkte sich auf Schimpfereien gegen die Sozialdemokratie und Lobgesänge auf die wirklich zu gute Firma. Nachdem die Braven eine Weile über alles Mögliche geredet hatten, dämmerte ihnen die Erkenntniß auf, daß sie doch auch«lwas Posirives thun müßten. Ganze zwölf Personen, die übrigen Anwefenden betheiliglen sich nicht an der Abstimmung,„beschlossen" feierlich(gewählt wurde niemand) eine Kommission damit z« betrauen,„die Sache mit den Mißständen" dem Herrn Direktor vorzutragen. Nachdem man diese That voll- brach:, ivar auch die Energie verdampft und man wurde sich schließlich einig, daß wegen der geringen Zahl der Anwesenden die Kompetenz doch wohl bestritten werden könnte und schloß deshalb die Versammlung. Der Verband aller in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiter in Berlin und Umgegend hielt am 12. März eine Bezirksversammlung für Moabit :n der Kronenbrauerei ab. Da der Referent nickt erschienen war, hielt der Kollege Rüther einen Vortrag über den„Nutzen der Fach- vereine." Kollege Rüther erklärte vorher zu diesem Thema angeregt zu sein durch Herrn Kramer, demselben Herrn, der am 27. Februar in der Versammlung der Arbeiter von Siemens und Halske die Humanität dieser Firma so ,varm verlheidigt habe. Redner zeigte sodann, wie unbedingt nothivendig es sei, daß sich die Arbeiter gewerkschaftlich organisiren, wenn sie nicht aus eine noch tiefere Stufe ihrer Lebenshaltung herabsinken wollen. Auf diese Ausführungen des Kollegen Näther wußte nun Herr Kramer sachlich fast gar nichts zu envidern. Er er- zählte, er habe den Fachverei» der Maschinenbauer niitbegründct, aber schließlich einen Haken in der Bewegung ge- fundeu und sich seit 1878 um gar nichts mehr gekümmert. Da- mals seien wenigstens»och Arbeiter an der Spitze des Vereins gewesen, heute aber säßen im Borstand inur Uhrenfabrikanten und Leute, die keine Arbeiter seien, sondern nur vom Verbände besoldet würden. In energischer Weise erwiderte Kollege Näther unter Zustinimung der Versammlung dem Herrn. Er selbst sei nicht mehr im Vorstand, iin letzteren befänden sich nur Arbeiter und außerdem würde auch der Vorstand nicht besoldet. Ein solcher Mann, der nur im Auftrage seines Chefs die Leute, die sich für ihre Mitmenschen opfern, mit Schmutz bewerfen könne, verdiene nur die Verachtung aller Arbeiter. In diesem Sinne sprachen sich auch noch zwei andere Redner aus und forderten zum Schluß die Mitglieder auf, sich dem Verbände anzuschließen. ...„Paukow. In einer öffentlichen Versammlung, zu welcher die Wähler besonders»ingeladen waren. sprach am ö. März