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Nr. 133.- 32. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 15. Mai 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 151 90-151 97.

Regierungswechsel in Italien .

Die Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 14. Mai 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Starke englische Angriffe gegen unsere vor Ypern neu gewonnene Front scheiterten unter schweren Verlusten für den Feind. An Straße Menin- Ypern gewannen wir in Richtung Hooge weiter Gelände. In der Gegend südwestlich Lille griff der Feind nach starker Artillerievorbereitung nur an einzelnen Stellen an, Alle Angriffe wurden abgewiesen.

An der Loretto- Höhe und nördlich Arras verlief der Tag verhältnismäßig ruhig. Größere Angriffe des Feindes fanden nicht statt. Unsere Verluste bei der Wegnahme von Carench durch den Feind betragen 600 bis 700 Mann.

Ein weiterer Angriffsversuch des Feindes, uns das nordwestlich Berry- au- Bacad genommene Grabenstück wieder zu entreißen, scheiterte abermals. Zwischen Maas und Mosel brach ein feindlicher Vorstoß im Priesterwalde vor unseren Stellungen in unserem Feuer zusammen.

Die Insassen eines bei Hagenau zum Landen gezwungenen französischen Doppel­deckers wurden gefangen genommen.

Oestlicher Kriegsschauplah.

Bei Szawle sind die Kämpfe auch gestern noch nicht abgeschlossen worden. Nördlich des Njemen an der unteren Dubissa machten wir bei einem nächtlichen Vorstok 80 Gefangene.

Westlich Prasznyiz gelangten Teile des ersten turkestanischen Armeekorps nach viermaligem vergeblichen Ansturm bis in unsere vorderen Gräben. Am Abend war der Feind überall wieder hinausgeworfen. Er hat schwere Verluste erlitten. 120 Gefangene blieben in unserer Hand.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Die Vortruppen der Armeen des Generalobersten v. Mackensen stehen vor Przemysl und am linken Ufer des unteren San. Rechts und links anschließend sezen die verbündeten Truppen die Verfolgung in Richtung Dolina- Dobromil einerseits und über Polaniec( an der Weichsel )- Kielce andererseits fort.

Auch von Kielce bis zur Pilica bei Inowlodz haben die Russen ihre Stellungen nicht zu halten vermocht und sind im schleunigen Abzug nach Osten.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 14. Mai. ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:

Oberste Heeresleitung.

Die italienische Krise. Demission des Kabinetts.

Die Wendung.

Nachdem eine Woche hindurch alle Welt geradezu Bon Stunde

zu Stunde mit dem Eintreten Italiens in den Krieg auf der Seite des Dreiverbandes gerechnet hatte, geschieht plötzlich das Uner­wartete: das interventionistische Ministerium Salandra reicht seinen Abschied ein.

Wir möchten noch immer bezweifeln, daß die Wendung wirk­lich auf die Rechnung der starten Persönlichkeit des ehemaligen und vermutlich zukünftigen Ministers Giolitti gesetzt werden muß, und nur das können wir ohne weiteres zugestehen, daß Giolitti mit außerordentlicher Geschicklichkeit für sein Auftreten den Moment gewählt hat, an dem die Vorbereitungen für einen Erfolg beson ders günstig waren. Gerade die Tage, an denen das Losbrechen des Krieges nach allgemeiner Meinung nur noch eine Frage von Stunden war, und an denen die Interventionisten den Sieg cr­rungen zu haben glaubten, brachten viele zur Besinnung. Man merkte plötzlich, daß man unmittelbar vor dem Abgrunde stand, und die Gefahr, mit der man bisher gespielt hatte, erhob jetzt drohend ihr Haupt. Die Anhänger der Neutralität gewannen Boden, und weitere Kreise legten sich ernsthaft die Frage vor, ob es denn eine vernünftige Politik sei, sich in einen Krieg zu stürzen, wenn ohne einen solchen Italien zum mindesten einen großen Teil der Ansprüche befriedigen könnte, zu denen es sich int Hinblick auf die europäische Situation berechtigt glaubte.

Es ist ja niemals wahr gewesen, daß das italienische Volf in seiner Maffe den Krieg gewollt hat. Die Schreier in den großen Städten, besonders in denen des Nordens, waren nicht das Volk. Die Masse war und ist weit entfernt von dem Wunsche, am eigenen

Leibe zu erfahren, was sie mit Schaudern neun Monate hindurch bei ihren Nachbarn gesehen hat. So fanden die Freunde der Neu­tralität, an deren Spize dic Sozialisten standen, für ihre Arbeit überall einen günstigen Boden, und mochte ihr abasso la guerra( Nieder mit dem Krieg) auf den Straßen und Pläßen Mai­ lands auch durch das Geschrei der Gegner übertönt werden, so hatten sie doch in der Masse der arbeitenden Bevölkerung eine gewaltige Zahl von Anhängern.

Mit einem Male erinnerte sich Italien auch an sein Parla­ment. Und nun wurde ausgerechnet, daß sich in ihm ja gar keine Mehrheit für den Krieg finde. Die große Mehrzahl der Senatoren ist für die Beibehaltung der Neutralität. In der Deputierten­tammer sind fünfzig Sozialisten und fünfzig Klerikalkonservative einem Eingreifen abgeneigt. Giolitti mustert ungefähr 200 An­hänger, so daß bei 508 Mitgliedern hier ungefähr eine Zweidrittel­mehrheit für den Frieden vorhanden ist. Kein Zweifel, daß das Stimmenverhältnis verschoben worden wäre, wenn das Kabinett die Volksvertretung vor eine vollendete Tatsache gestellt hätte. Der Rausch der ersten Kriegstage pflegt ber= hängnisvoll zu wirken.

Die Demission Salandras bedeutet noch feineswegs die endgültige Neutralität Italiens . Die Gefahr ist

14. Mai 1915 mittags: Der Rückzug des Feindes in Rom , 13. Mai. ( W. T.B.) Die Agenzia Stefani durchaus noch nicht vollständig gebannt. Jeden Augen­Russisch- Polen dauert fort, er übergreift auch auf die gibt bekannt: Der Ministerrat hat in Anbetracht, daß er blick muß mit neuen Komplikationen gerechnet werden. Abschnitte der bisherigen Pilicafront. Von östlich in bezug auf die Richtlinien der Regierung in der inter - Aber auf alle Fälle wissen wir jetzt, daß es möglich ist, auch solche Petrikau bis zur oberen Weichsel verfolgen die verbün- nationalen Politik der Eintracht und der Zustimmung der Streitfragen, die die nationale Ehre eines oder mehrerer deten Armeen Wohrsch und Dankl den zurück- konstitutionellen Parteien entbehrt, die angesichts des Ernstes Länder berühren, auf dem Wege von Verhandlungen, gehenden Gegner. Ihre Truppen haben im Berglande der Lage erforderlich wäre, beschlossen, dem König seine auf dem Wege von beiderseitigen Zugeständnissen zu lösen. Aller nordöstlich Kielce Fuß gefaßt. Demission zu überreichen. Der König hat sich Wahrscheinlichkeit nach wird das italienische Königreich auch ohne seinen Beschluß vorbehalten. zum Schwerte zu greifen, einen nicht unbeträchtlichen Gebiets­

Vor der Armee Erzherzog Josef Ferdinand ziehen sich die Russen in Mittelgalizien über den San zu rück und weichen aus dem Raume Dobromil- Stary -Sambor vor den Teten der Armeen Boroevic und Boehm Ermolli in nordöstlicher Richtung. Unsere Boehm- Ermolli Truppen haben die Höhen südwestlich Dobromil und Stary Sambar unter Nachhutkämpfen erreicht.

Dem allgemeinen Vorgehen haben sich nun auch die ver­bündeten Truppen der Armee Linsingen angeschlossen, die über Turka und Skole vordringen.

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Die Schlacht in Südostgalizien dauert an. Starke russische Kräfte sind bis über Obertyn bis nördlich Sniatyn und bis Mahala vorge­drungen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Rom , 13. Mai. ( W. T. B.) Meldung der Agenzia zuwachs erwerben können, und Oesterreich findet sich, um einen Stefani. Als Ministerpräsident Salandra heute vormittag Krieg mit Italien zu vermeiden, zu Zugeſtändnissen bereit, die, gelegentlich der Unterzeichnung von Dekreten durch den König wie man sich in der Regel auszudrücken pflegt, die Lebensfrage des mit den Ministern zusammentraf, berief er persönlich einen Staates berühren. Das ist eine Lehre nicht nur für die unmittel­Ministerrat auf Uhr nachmittags. Dieser Ministerrat bar Beteiligten, sondern für die gesamte Welt, eine Lehre vor beschloß die Demission des Ministeriums. Salandra teilte allem für die Staaten, die jetzt in den Krieg verwickelt sind. Ist diesen Entschluß dem König um 7 Uhr abends mit. es nicht möglich, sich in friedlicher Verhandlung über das zu ver­ständigen, was heute zwischen den Nationen noch strittig ist?

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Rom , 14. Mai. ( W. T. B.) Meldung der Agenzia Stefani. Im Laufe des Vormittags empfing der König der Reihe nach den Senatspräsidenten Manfredi, den Kammerpräsidenten Marcora und Giolitti.

Salandra und Marcora beim König. Rom , 14. Mai. ( W. T. B.) Wie die Agenzia Stefani meldet, hat der König heute nachmittag nach einander Salandra und den Kammerpräsidenten Marcora empfangen.

Das Programm Sonninos.

In Depeschen aus Lugano und Zürich teilt die Köln . Zeitung" über die Haltung Italiens mit: Sonnino habe am 7. Mai im Ministerrat die Entscheidung über den endgültigen Abbruch der Verhandlungen mit Wien und den förmlichen Ab­schluß mit dem Drei verband gefordert, sei aber- nach einer Mitteilung des ,, Avanti" in der Minderheit geblieben. Die Folge davon war der Beschluß, das Parlament zu vertagen und Giolitti nach Rom zu berufen. Das Blatt meint, die Diktatur der