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Nr. 136.- 32.Jahrg.

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Telegramm Adresse:

,, Sozialdemokrat Berlin"

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplas, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 18. Mai 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Ttalien vor der Entscheidung.

Die Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 17. Mai 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplay.

Nördlich von Ypern  , westlich des Kanals, bei Steenstraate und Het Sas gaben wir unsere vorgeschobenen Stellungen auf und zogen die dort tehenden schwachen Kräfte, um Verluste durch starkes feindliches Artilleriefeuer zu ver­hindern, in unsere Hauptstellungen am östlichen Kanalufer zurück.

Südlich von Neuve Chapelle halten die Engländer noch die Teile unseres vorderen Grabens, die seit den vorgestrigen Kämpfen in ihrer Hand sind; das Gefecht dauert dort noch an. Nördlich von Arras  , bei Ablain und Neuville, wiesen wir französische Angriffe sehr verlustreich für den Gegner ab.

Bei Ailly und im Priesterwald haben sich geringfügigere Infanteriekämpfe entwickelt. Unsere Luftschiffe machten erfolgreiche Angriffe auf die Kriegshäfen Dover  und Calais  .

Seftlicher Kriegsschauplatz.

An der Dubissa in der Gegend Eiragola und Ezekiszi fowie füdlich des Njemen bei Mariampol   und Ludwinow wurden feindliche Angriffe abgewiesen. Unter den bei Szawle gemachten russischen Gefangenen wurden Rekruten des Jahrgangs 1916 festgestellt, die eine nur vierwöchentliche Ausbildung hinter sich hatten.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Unser Vormarsch zwischen Pilica   und oberer Weichsel  , ebenso wie auf der Front Sambor- Stryj- Stanislan wird fortgesezt. Bei Jaroslau und nördlich ist es an mehreren Stellen gelungen, den San zu überschreiten. Um Przemysl   wird gekämpft.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Oberste Heeresleitung.

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Die Triumphatoren.

Der König hat die Demission Salandras abgelehnt. Marcora und Carcano trugen kein Gelüst, in diesen schweren Stunden die Verantwortung eines italienischen Premiers zu tragen. Giolitti wollte oder konnte fein Kabinett bilden. Salandra weigerte sich, Sonnino fallen zu lassen und in eine teilweise Neubildung ohne diesen seinen alten Freund zit willigen. Und ein Kabinett Salandra- Sonnino bedeutet nach der Motivierung der Demission mit der Notwendigkeit der Eintracht und Zustimmung der konstitutionellen Parteien an gesichts der ernsten Lage" den Krieg, der unvermeidlich ist, wenn nicht in letzter Stunde das große Wunder geschieht. Zwar haben, Stampa  " und" Tribuna" noch vor wenigen Tagen eine parlamentarische Mehrheit für Giolitti und die Neu­tralität ausgerechnet, aber alle Welt fennt den relativen Wert solcher Additionen, die nirgends nichtssagender als in Italien  find. Hier gibt es feine Parteien mit scharf abgegrenzten Programmen, die offiziellen" Sozialdemokraten ausgenommen. Die Armut und Unwissenheit der Wähler erleichtert die Wahl­forruption, die ein Kandidat um so leichter und besser prafti­giert, je intimer er mit der Regierung ist. Der Kandidat. entwirft kein Programm, das verpflichtet, sondern erschöpft sich in in beglückenden Versicherungen. Der Abgeordnete folgt dem Minister, dessen Erfolg ihn anlockt und die rascheste Erfüllung der Wünsche der Wähler erlaubt. So zählt die Regierungspartei mehr als dreihundert Mitglieder, aber nic­mand kennt genau das zahlenmäßige Verhältnis der Anhänger Giolittis und Salandras; beide entstammen derselben Barici, aus der Giolitti jetzt seine Opposition und Salandra seine Leibgarde bilden.

Die furze, Meldung der Agenzia Stefani, der König habe die Demission des Kabinetts Salandra- Sonnino ab­gelehnt, schließt cine schwere Niederlage Giolittis ein. Er fam aus feiner freiwilligen Verbannung nach Rom  , unt vor einem gefährlichen Abenteuer zu warnen. Die Regierung nahm seine Opposition zum An­laß ihrer Demission und Salandra schlug ihn nach parlamen­tarischem Brauch dem König zum Nachfolger vor. Aber Giolitti nahm den Antrag nicht an. Die furzen Meldungen Tassen seine Motive nicht erkennen; vielleicht, weil er feinen Ausweg wußte, vielleicht, weil ihm die Kriegspartei zu start schien, vielleicht, weil er feine furagierten Mit arbeiter finden konnte. Er mußte den Antrag des Königs, ein Ministerium zu bilden, ablehnen, nachdem er das amitierende Stabinett gestürzt und die Zer­

Krieg, gegen welche die friedliche Majorität der Bevölfe­Wien, 17. Mai.  ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut- heben. Diesem Ton der Verzagtheit der Intellektuellen ist rung bisher nicht gewagt hat, ihrerseits die Stimme zu er bart 17. Mai mittags: Im Verhältnis zu den hart auch der geringe Teil der Bresse   angepakt, der nicht mit rissenheit Italiens   aller Welt offenbar gemacht hat. nädigen kämpfen der vergangenen zwei vollen Segeln im Fahrwasser der Kriegspartei schwimmt. Beweis großen Geschickes gegeben, und wird vielleicht auch Giolitti hat in einer fünfundzwanzigjährigen Praxis mancheit Wochen verlief der gestrige Tag an der ganzen Man kann kaum noch ein ernstes Wort gegen den Krieg in heute seine Geschicklichkeit erproben. Vielleicht? Vielleicht Front im allgemeinen ohne wesentliche Erden Blättern finden, und die Tatsache, daß heute die aber muß er sich gedulden, bis die schreckliche Wirklichkeit des eignisse. Die Armeen haben weiter nach vorwärts Tagesordnung für die auf den 20. angesetzte Strieges die berauschenden Phrasen der Kriegshezer Lügen Raum gewonnen. Die gegen den oberen Onjestr vorgerückten Stammer sig ung nicht verfassungsgemäß ber straft und eine erbitterte Menge ruft: A basso Sonnino! Kolonnen haben mit Teilen nun auch Drohobycz   genommen, wiederum vertagt und ihr die Entscheidung öffentlicht wurde, deutet darauf hin, daß die Kammer Evviva Giolitti! Die erregte Zeit läßt heute Gerüchte auftauchen und weitere fünftausendeinhundert Gefangene über den Krieg entzogen wird. morgen in Vergessenheit versinken. Der in der Regel gut gemacht und acht Maschinengewehre erbeutet. informierte Avanti" berichtet, das Kabinett Salandra­Sonnino habe am 25. April mit dem Dreiverband das AB­tommen getroffen, daß Italien   losschlägt, es sei denn, daß bis zum 25. Mai eine Verständigung mit den Zentralmächten getroffen werde. Am 4. Mai habe aber Sonnino in Wien  und Berlin   den Dreibundsvertrag fündigen lassen. Dagegen versichert die Telegraphenunion aus guter Quelle, daß weder in Berlin   noch in Wien   eine Kündigung des Dreibundes er­folgt ſei.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Die italienische Krise.

Die Heze der Kriegspartei.

Keine Kündigung des Dreibundvertrages.

In der Presse ist die Meldung aufgetaucht, daß Italien  den Dreibundsvertrag gekündigt hätte. Diese Meldung entspricht den Tatsachen nicht, denn in Berlin   wenigstens ist bis jekt von einer Kündigung nichts bekannt.

Extrablatt- Heher.

"

Der Dreibund ist ein Werk der Geheimdiplomatie, die sein Geheimnis mit eifersüchtiger Aufmerksamkeit wahrt, unt Rom  , 16. Mai.  ( W. T. B.) Der heutige Tag ist dem politischen Gegner das Maß der Verpflichtungen und die ohne ernstere 3 wischenfälle verlaufen, obgleich Mailand  , 17. Mai.  ( W. T. B.) Den Zustand der italienischen Bedingungen des Bündnisfalles zu verheimlichen. Es ist nicht am Nachmittag eine große Volts versammlung auf dem Presse kennzeichnet folgender Aufruf an das italienische einmal das genaue Datum des Beitritts Italiens   zum deutsch­Popolo- Platz stattfand; sie war ursprünglich als Protest. Volk, den der" Popolo d'Italia" am Sonntag in Hunderttausenden österreichisch- ungarischen Zweibund bekannt- man nimmt den von Gremplaren verteilen ließ: 1. Der Dreibundvertrag ist am 20. Mai 1882 an. Der Vertrag ist öfters erneuert worden, bersammlung gegen Giolitti gedacht und wurde, nachdem der 4. Mai gekündigt worden. 2. Am 15. April ist ein Kriegsabkommen das letztemal am 5. Dezember 1912 ohne jede Aenderung", Entschluß des Königs bekannt geworden war, Salandras mit dem Dreiverbande abgeschlossen worden, wonach Italien   sich obwohl der Vertrag erst 1914 abgelaufen wäre. Zweck der Demission nicht anzunehmen, zu einer Ovation für das verpflichtet hat, Oesterreich- Ungarn   bis zum 24. Mai anzugreifen. llebung war, in der ersten Balkankrise alle Welt von der Kabinett Salandra und für den Krieg. Die 8. Dieses Abkommen garantiert Italien   die Befreiung aller un- Einigkeit und Geschlossenheit des Dreibundes zu überzeugen. Demonstranten zogen dann durch die Stadt und brachten zum erlösten Gebiete, die Herrschaft in der Adria   und eine große Kom- Das Ablaufsdatum und die Kündigungsbedingungen sind Teil unweit des Quirinals Ovationen für das Kabinett pensation in Asien   und Afrika  . 4. Es ist bereits zur Ausführung ebenfalls unbekannt, um den rührigen Diplomaten nicht die ersehnte Gelegenheit zu Salandra dar, während ein anderer Teil der englischen   Bot- dieses Planes geschritten worden, da Offiziere des italienischen des Dreiverbandes schaft bei der Porta Pia   huldigte, wo die englische Botschafterin Generalstabes sich für eine einheitliche militärische Aktion in Paris   bieten, mit heimlicher Minierarbeit hohe Drden ihrer und London   betätigt haben. Folglich mar Giolitti, der dies dankbaren Souveräne zu erwerben. Erst das angekündigte Lady Renell Rodd den Demonstranten Kußhände und Blumen alles wußte, von Bülow, bezahlt. Er versuchte das Vaterland zu Grünbuch der italienischen Regierung wird wahrscheinlich, zuwarf; auf Wunsch der Demonstranten waren schon am Vormittag verraten und an Oesterreich auszuliefern. Angesichts der Majestät natürlich nur im Kriegsfall, den Dreibundsvertrag und die in den meisten Häusern die Fahnen herausgesteckt worden, und des italienischen Volkes beschuldigen wir Giolitti des Hochverrats Balkanabkommen im Wortlaut mitteilen. Erst dann wird sich selbst die Straßenbahnwagen waren beflaggt. Es war eine und überweisen ihn der Verachtung und öffentlichen Rache. Evviva ein wohlbegründetes Urteil über die Vertragstreue des süd­sorgfältig inszenierte Propaganda für den la guerra. lichen Dreibundgenossen fällen lassen. Bis dahin muß sich

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