Gewerkschaftliches. die berliner Gewerkschasten im Kriegsjahr 1914. Das Jahr 1914 war für die Gewerkschaften ein besonders kritisches. Die ersten 6 Monate standen sichtlich unter dem Druck wirtschaftlicher Depression. Dann machten sich An- zeichen bemerkbar, die zu der Hoffnung berechtigten, daß sich das wirtschaftliche Erwerbsleben wieder beleben würde. Da kam die Kriegsfurie dahergerast. Der Ausbruch des Krieges zerstörte all diese Hoffnungen. Eine Lähmung des gesamten Wirtschaftslebens trat ein, erst nach rind nach wurde die Arbeitsgelegenheit günstiger, da Tausende in der Produktion für den Heeresbedarf Arbeit fanden. Man kann trotzdem mit dem Berliner Gewerkschaftsleben im Kriegsjabr 1914 zufrieden sein. Vor allem zeigte sich eine innere Konsolidierung der Gewerkschaften. Das ergibt auch der soeben erschienene Jahresbericht der Berliner Gewerkschastskommission über das Jahr 1914. In der Berliner Gewerkschaftskommission sind 46 der der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands an- geschlossenen Zentralverbände vertreten. Diese zählten am Jahresschluß 237 151 Mitglieder. Das Jahr 1913 schloß mit einem Mitgliederbestande von 391 986 ab. Das ist ein Ver- lust von 64 835 Mitgliedern— 21,2 Proz. im Jahre 1914. Der Verlust beträgt bei den männlichen Mitgliedern 69 199 oder 22,7, bei den weiblichen Mitgliedern 3572 oder 12,7 Proz. Von den männlichen Mitgliedern dürften am Jahresschluß wahrscheinlich mindestens 56 999 zum Kriegsheere eingezogen sein. Der tatsächliche Verlust ist somit unter Berücksichtigung der Gesamtverhältnisse nicht so erheblich. An dem Verlust der weiblichen Mitglieder sind die Verbände der Buchbinder, der Buchdruckereihilfsarbeiter, Schneider und Transportarbeiter beteiligt. Die Verbände der Fleischer, Handlungsgehilsen und Sattler haben dagegen eine Zunahme der weiblichen Mitglieder zu verzeichnen. An dem Gesamtverlust der Mitglieder sind— abgesehen von den Verbänden der Handlungsgehilfen und Metall- arbeiter, die sogar eine Zunahme von 195 bzw. 199 Mitgliedern verzeichnen— alle übrigen Verbände beteiligt. Durch- schnittlich beträgt der Verlust bei den Verbänden 21,2 Proz. Der Durchschnittsverlust wird von 32 Gewerkschaften über- schritten. 18 Gewerkschaften verzeichnen einen Verlust bis 39: 13 von 39 bis 59 und 3(Glasarbeiter 63,8: Gärtner 56,6 und Glaser 55) ü b e r 59 P r o z. 11 Gewerkschaften bleiben unter dem Durchschnittsverlust. Eine Betrachtung der Größenverhältnisse der Berliner Gewerkschaften ergibt, daß die 19 größten Verbände rund 199 678— 89,45 Proz. aller Mitglieder zählen. Am Jahres- schluß zählten diese Verbände Mitglieder: absolute Prozent- Ziffer ziffer Metallarbeiter SS 829 37,22 Transportarbeiter.... 33 175 14,— Holzarbeiter...... 20 011 8,45 Buchdrucker...... 9 688 4,08 Bauarbeiter...... 7 967 3,35 Schneider....... 7 169 3,12 Gemeindearbeiter.... 6816 2.87 Fabrikarbeiter..... 6 498 2,73 Buchbinder....... 6 193 2,61 Vuchdruckereihilfsarbeiter.. 4 334 1,92 Ml' zehn kleinsten Gewerkschaften zählen 1891— 9,8 Proz. der Eesamizisser. Der übrige Teil fällt auf die mittleren Ge- werkschaften. Die Werbearbeit der Gewerkschaften zeigt trotz der schweren wirtschaftlichen Depression in der ersten Hälfte des Jahres und trotz der 5 Kriegsmonate doch ein recht erfreuliches Ergebnis: Insgesamt wurden von sämt- lichen Gewerkschaften 57 332 neue Mitglieder aufgenommen. Am wirksamsten war die Werbearbeit unter den männlichen Personen. Die finanziellen Leistungen der Berliner Ge- werkschasten zeigen im Berichtsjahr eine Gesamteinnahme von 16 678 516 M. Gegen 1913 ein M e h r von 139 148 M. — 9,83 Proz. Die Gesamtausgaben betrugen 12 684 372 M., gegen das Vorjahr ein Mehr von 348 466 M.— 2,9 Proz.
Die durchschnittliche Ausgabe pro Kopf betrug im Berichts- jähr 53,5 gegen 49,9 M.(1913): das ist ein Mehr pro Kopf von 12,6 M. Die Ausgaben in allen Unterstützungszweigen der Ge- werkschaften haben sich vermindert mit Ausnahme der Arbeitslosen-, Invaliden- und besonderen Unterstützung. In diesen drei Zweigen ist eine außerordentliche Steigerung zu verzeichnen, wie aus der nachstehenden Tabelle ersichtlich ist:
Art der Unterstützung
Ausgaben 1913
Ausgaben 1914
Mehr in Prozenten
36,3
5,3 59,8
Weniger in Prozenten
20.— 25,1 34- 17,7 0,42
Streik....... 1118 802 895 165 Matzregelung.... 198 975 149 172 Reise....... 71 744 47 624 Arbeitslosen..... 3 468 979 5 450 429 Kranken...... 2 004 129 1 648 578 Sterbe....... 162 817 162 124 Invaliden...... 188 172 198 784 Besondere...... 271 303 673 853 Summa... j 7 484 921| 9 225 729 18,9 Die Minderausgaben resultieren aus den Maßnahmen, weP'- die Gewerkschaften bei Ausbruch des Krieges ergreifen mußten. Fast in allen Verbänden wurde die Krankenunter- stützung mit Ausbruch des Krieges aufgehoben: die Streiks- hzw. Lohnbewegungen mußten abgebrochen werden usw. Die erste Fürsorge der Gewerkschaften galt ihren arbeitslosen Mit- gliedern und den Angehörigen der zum Kriegsdienst Einge- zogenen. Bei den Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung stehen die Holzarbeiter mit 1 157 299 M., die Buchdrucker mit 995 967 M. und die Metallarbeiter mit 1 776 227 M. an erster Stelle. Pro Mitglied und Jahr verausgabte der Buchdruckerverband 192,73, der Holzarbeiterverband 56,82 und der Metall- arbeiterverband rund 29 M. Demnach hat der Buchdruckerverband mehr als fünfmal und der Holzarbeiter- verband nahezu dreimal soviel als der Metallarbeiterverband ausgegeben. Von den Gesamtausgaben der Unterstützungen entfallen 6 124 282 M.— 66,38 Vroz. auf die Arbeitslosen- und besondere Unterstützung. Auf diese von geWerk- schaftlicher Solidarität getragenen Leistungen können die Ge- werkschaften mit Stolz blicken, und jeder vernünftige Sozial- Politiker wird beim Blick aus diese Zahlen anstandslos die hohe Bedeutung der Gewerkschaften für unser gesamtes Wirt- schaftsleben anerkennen. Aber noch im demselben Berichts- jähr erklärte der Polizeipräsident einige Verbände als poli- tische Verbände. Von der Gesamtunterstützungsausoabe von 9225 729 M. entfallen auf die Streik Unterstützung 9,76, Gemäß- regelten- 1,67, Reise- 9,57, Arbeitslosen- 58,69, Kranken- 17,94, S t e rb e- 1,81, Invaliden- 2,21 und besondere Unterstützung 7,44 Proz. Am Jahresschluß verfügten die Berliner Gewerkschaften über ein Vermögen von 3 933 873 M., gegen 1913 ein Weniger von 232 431 M.= 5,5 Proz. Lohnbewegungen und Streiks fanden im Be- richtsjahr 328 statt. Daran waren 49979 Personen beteiligt. Den größten Raum nehmen die Lohnbewegungen ohne Arbeitseinstellung ein. Es fanden 199 Lohnbewegungen statt. An diesen waren 35292 Personen beteiligt. In 163 Fällen endete die Lohnbewegung mit einem vollen, in 32 Fällen mit einem t e i l w e i s e n Erfolg. Augriffs st reiks sanden 52 statt. An diesen waren 13 Gewerkschaften mit 3182 Personen beteiligt. Das Ergeb- nis war in 43 Fällen ein voller, in 7 Fällen teilweiser Erfolg. Abwehr st reiks fanden 77 statt: an diesen waren 18 Gewerkschaften mit 19 695 Personen beteiligt. Das Er- gebnis war in 52 Fällen ein voller, in 9 Fällen ein teil- weiser Erfolg. So haben die Gewerkschaften auch im Berichtsjahr trotz der schweren wirtschaftlichen Depression es verstanden, nicht nur Verschlechterungen der Lohn- und Arbeitsverhältnisse abzuwehren, sondern konnten in zahlreichen Fällen eine Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse erfolgreich durchsetzen.
Das zeugt von dem energischen Willen der Gewerkschaf- ten, ihre vornehmste Aufgabe— die Verbesserung der Lebens- Haltung ihrer Mitglieder— trotz aller Schwierigkeiten zu er füllen. Auch bei den Kriegsmaßnahmen der Stadt Berlin und der Vororte spiegelt sich eine recht erhebliche Mitarbeit der Berliner Gewerkschaftskommission bzw. deren Ausschuß mit den städtischen und Gemeindebehörden wieder. » 4- » Das BerlinerArbeitersekretariathat seinm Bericht dem der Gewerkschastskommission mitangefügt. Das Sekretariat hat auch im Kriegsjahr 1914 eine segensreiä e Tätigkeit im Interesse der rat- und recht suchenden Arbei- ter ausgeübt. Das Sekretariat wurde von insgesamt 28 997 Ratsuchenden angerufen, an diese wurde in 35 119 Fällen Auskunst erteilt. An 1231 Personen wurde in 1391 Fällen schriftliche Auskunft erteilt. Von den Ratsuchenden gehörten 27 999 Personen— 96 Proz. den gewerkschaftlichen Ver- bänden an. Schriftsätze wurden 7148 angefertigt. Davon entfallen auf die Arbeiterversicherung 4589, auf den Arbeits- und Dienstvertraq 268: aus bürgerliches Recht 275, auf Strast'echt 46, auf Gemeinde- und Staatsangeleaenheiten 276, auf die Privatangestelltenversicherung 27 und aus Steuer und ion- stige Sachen 1942. Von den Auskünften entfallen: auf die Arbeiterversicherung 26 289 oder rund 75 Proz. aller Aus- künfte: hiervon kommen auf die Unfallversicherung 16 153 — 61 Proz., auf die Krankenversicherung 3226 oder 12.27 Prozent, auf die Invalidenversicherung 6529 oder 24,84 Pro-. Die persönliche Vertretung erfolgte in 342 Millen mit 397 Terminen. Davon entfallen vor dem Oberversicherungs- amt 77, vor dem Reichsversicherungsamt 246 , vor den Amts- oerichten 12, vor den Versicherungsämtern 5 Fälle. Der Ausgang des Rechtsstreits wurde dem Sekretariat in 678 Fällen bekannt. Das Ergebnis war folgendes: 549 Fälle waren für die Arbeiter bzw. Arbeiterinnen erfolgreich und 129 erfolglos. In den letzteren sind auch die am Jahresschluß noch nicht erledigten Fälle eingerechnet. Von den mit Erfolg erledigten Fällen, nach der Art des Rechtsstreits gegliedert. entfallen auf die Unfallversicherung 492, auf die Invaliden- und Hinterbliebcnenversicherung 191, auf die Kranken- und Knappschaftsversicherung 25, auf den Arbeits- und Dienstver- trag 2 und auf die Schadenersatz- bzw. Haftpflichtversicherung 19 Fälle. veutsches Reich. Ter Verband der Maler im Jahre 1914. Nach der allgemeinen Aussperrung im Vorjahre sollte da? Jahr 1014 dem Verbände wieder einen größeren Mitgliederzuwachs und eine Stärkung seiner Finanzkraft bringen. Die im Frühjahr planmäßig eingeleitete umfassende Agitationstätigkeit brachte auch tatsächlich einen recht guten Erfolg, sicher wären die gehegten Er- Wartungen trotz des zunächst keineswegs günstigen Geschäftsganges in Erfüllung gegangen. Der Kriegsausbruch traf den Malerverband in einem höchst ungeeigneten Moment und setzte dessen erfreulicher Entwicklung plötzlich ein Ziel. Trotzdem und obwohl er nahezu un- beteiligt ist an den Vorteilen, die die Produktion für den Heeres- bedarf' manchen Gewerben und deren Organisationen brachte, hat er seine Position behaupten können. Bis Jahresschluß verlor der Verband nicht weniger als 14 685 Mitglieder durch Einberufung zum Kriegsdienst: nicht gerechnet jene, die in der Aufregung der ersten Kriegswochen ihre regelrechte Ab- meldung unterlietzen. Weiter wirkte das starke Abwandern vieler Berufsangehörigen in die mit Militärlieserungen bedachten Gewerbe auf ihn sehr nachteilig. Er besaß am Schluß des Jahres 1S14 noch 22 610 Mitglieder, wobei jedoch zu beachten ist, daß in dieser Zeil der Malerberuf alljährlich seine schlechteste Saison hat. Die Mit- gliederzahl im Jahresdurchschnitt betrug 34 928 gegen 47 611 in, Jahre 1913. Von den zum Militär einberufenen Mitgliedern mußten schon vor Monaten über 500 im Organ des Verbandes als gefallen registriert werden. Die Einnahmen betrugen 1 219 447 M., die Ausgaben 1 172 136 M.: das Vermögen der Hauptkasse 606 500 M., das des Gesamtverbondes 729 474 M.> gegenüber 720 117 M. am Schlüsse des Jahres 1913. Danach haben die Kriegsfolgen der finanziellen Stärke des Verbandes nichts anhaben können, und zwar, trotzdem er sein Statut zugunsten besonderer Kriegsmaßnahmen ganz erheblich erweiterte. Es wurden ausgegeben: 175102 M. besondere, nicht im Statut vorgesehene Arbeitslosenunterstützung und 57 646 M. Unterstützung an die Familien der Kriegsteilnehmer. Bis Kriegsausbruch wurden ferner gezahlt an kranke Mitglieder 333 240 M., für Reise-
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