Nr. 152.- 32. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 4. Juni 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Przemysl den Ruffen entriffen.
Die Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 3. Juni 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Um den von den Engländern besezten stark ausgebauten Ort Hooge etwa drei Kilometer östlich von Ypern entwickelte sich ein Kampf, der einen günstigen Verlauf für uns nimmt. Wir sahen uns gezwungen, den Turm der Martinskirche in Ypern , auf dem feindliche Artilleriebeobachtungsstellen erkannt waren, gestern zu beseitigen. In der Gegend nördlich von Arras war die Kampftätigkeit auf der Front Souchez- Neuville und südlich wieder sehr lebhaft. Die Franzosen sezten dort nachmittags und in der Nacht mehrfach zu größeren Angriffen an, die an einzelnen Stellen zu erbitterten Nahkämpfen führten. Ueberall erlitten die Franzosen die schwersten Verluste, ohne irgendwelche Vorteile zu erringen. Um den Besitz der Zuckerfabrik bei Souchez wird noch dauernd gekämpft. Das Feuer der französischen Artillerie auf die hinter unserer Stellung liegenden Ortschaften forderte unter den französischen Einwohnern gestern wieder zahlreiche Opfer, so z. B. in Angres, wo 5 Männer, 15 Frauen, 10 Kinder, und in Méricourt, wo zwei Frauen getötet oder verlegt wurden.
Im Priesterwald sind die Kämpfe noch nicht abgeschlossen.
In den Vogesen bewarfen unsere Flieger den Etappenort und Bahnknotenpunkt Remiremont und feindliche Truppenlager bei Hohneck mit Bomben. Kleinere örtliche Gefechte entstanden heute nacht in der Gegend des Fechttales bei Meheral.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Die Lage ist unverändert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Die Festung Przemysl ist heute früh, nachdem in den Nachtstunden die sich noch haltenden Werke der Nordfront gestürmt waren, von uns genommen. Die Beute ist noch nicht zu übersehen. Gegenangriffe der Russen gegen die Angriffskolonnen und unsere Stellungen östlich von Jaroslau scheiterten vollständig.
Die Armee des Generals von Linsingen dringt in Richtung auf 3ydaczow nordöstlich von Stryj vor und kämpft um den Dnjestr Abschnitt westlich Mikolajow . Die Beute der Schlacht bei Stryj ist auf 60 Offiziere, 12 175 Mann Gefangene, 14 Geschüße, 35 Maschinengewehre gestiegen.
Oberste Heeresleitung.
Die Entwidelung der Kriegshandlung hat in der vergangenen Woche bis zum Ende des Mai auf keinem der vielen Kriegsschaupläße Fortschritte gemacht. Natürlich haben an den verschiedensten Stellen Kämpfe stattgefunden, an denen teilweise große. Truppenmassen beteiligt waren und die blutige Opfer forderten. Aber Ergebnisse, die die Lage entscheidend beeinflußt hätten, sind von feinem der Gegner erzielt worden. Die materielle und moralische Widerstandskraft der gewaltigen Volksheere unserer Tage macht geduldiges Ausharren mehr wie früher zu einer Notwendigkeit. Alle Kriege der letzten zwanzig Jahre haben lange gedauert und, den Burenkrieg ausgenommen, nicht zu einem völligen Niederzwingen des Gegners geführt. Und selbst in diesem hat weniger die Ungunst der militärischen Lage als die Sorge um die Zukunft der Rasse zur Aufgabe des Widerstandes bewogen.
Die Beteiligung Italiens an dem Weltkriege eröffnet zweifelsohne schicksalschwere Aussichten; aber: bisher ist noch nichts geschehen, was irgendwelche Schlüsse in die Zukunft gestattete." Selbst die Frage, ob Italien den Krieg offensiv, oder defensiv beginnen will, ist zur Stunde noch nicht zu beantworten. Man sollte allerdings meinen, daß die einzige Großmacht, die den bedenfenfreien Mut gehabt hat, den Raub fremden, von fremder Rasse bewohnten Landes nicht etwa als Kriegsziel, sondern als leßten und einzigen Beweggrund zum Kriege offen einzugestehen, den Kampf nun auch mit dem Versuch beginnen müßte, das gewünschte Gebiet tatsächlich zu befezen. Aber die Schwierigkeiten eines Vordringens über die durch Natur und Kunst geschütte Greuze sind sehr groß; die bisherige Tätigkeit der italienischen Alpentruppen, die im günstigsten Fall einige Kilometer über die Grenze marschiert sind, bis ihnen die österreichischen Sperr=) befestigungen alt geboten, bedeutet mehr eine Verschleierung des eigenen Aufmarsches als schon den Beginn eines großzügigen Angriffes. Auf der anderen Seite ist ebenfalls nicht zu erkennen, ob unsere Bundesgenossen die Behauptung der bedrohten Grenzländer durch ein im wesentlichen verteidigungspeises Verhalten ihrer Truppen suchen werden, das gelegentliche Vorstöße gegen den anmarschierenden Gegner nicht ausschließt, oder ob sie die geographisch günstige Lage des weit nach Italien vorspringenden Südtirols zum Einbruch in die Lombardei ausnuten werden. Die Entscheidung hierüber wird schließlich von den gegenseitigen Kräfteverhältnissen abhängen, über die uns andern erst die Ereignisse selbst Aufklärung bringen werden. Vielleicht nicht ohne Absicht ist in den letzten Tagen der Dank veröffentlicht worden, den der österreichische Oberfeldherr, Erzherzog Friedrich, der 106. Landsturm- Infanterie- Truppen- Division für ihr tapferes Verhalten in den Maikämpfen von Galizien gezollt hat. Ich lege fein besonderes Gewicht auf die hohe Nummer; in jedem Fall aber liegt in dem Auftreten von Landsturmverbänden in der Feldschlacht der Beweis, daß die österreichisch- ungarische Heeresleitung, die den Krieg zunächst und monatelang mit den 49 Friedensdivisionen Der österreichische Generalstabsbericht. rung Przemysls wird in ganz Deutschland mit Jubel ihres Heeres führen mußte, inzwischen beträchtliche und fampfesbegrüßt. Der bewunderungswürdigen Tapferkeit der ver- tüchtige Neuformationen aufgestellt hat. Sie braucht also den Krieg Wien , 3. Juni. ( W. T. B.) Amtlich wird verbündeten Truppen unter hervorragender Führung ist es ge- gegen Stalien nicht in der Rolle des zitternden Greises aufzulautbart: 3. Juni 1915: lungen, die Feste in raschen, wuchtigen Schlägen zu bezwingen. nehmen, der sich vor Räuberbanden ängstlich in sein festes Haus Als eine friegerische Ruhmestat ersten Ranges wird die Ein- verschließt. Dem Erzherzog Eugen sind weiterhin die Generale Deutsche Truppen erstürmten nachts die lesten nahme von Przemysls in der Geschichte fortleben. Hier haben Danfl und Rohr„ beigegeben" worden. Ersterer hat bisher die russischen Stellungen der Nordfront von in Wahrheit hohe Führergaben und Schneidigkeit der Truppen 1. Armee in Südpolen nicht ohne Erfolge und Anerkennung bePrzemysl und drangen heute um drei Uhr dreißig zusammengewirkt, um eine solche Leistung zu vollbringen. Die fehligt. Wir dürfen hiernach die Frage stellen, ob man das gegen Minuten vormittags von Norden her in die Stadt ein. Waffen waren es, die den Sieg erfochten, nicht der Hunger, Italien bestimmte Seer vielleicht in zwei Armeegruppen gliedern Von Westen und Süden ist unser zehntes Korps dem sie dem Feinde mit äußerster Singebung getrost katte. Fronten, die Tiroler und die färntnerischen scheiden, würden eine dem die brave österreichisch- ungarische Besatzung erlag, nach- wird. Die geographischen Verhältnisse, die das Kriegsgebiet in zwei eingedrungen. Seine ersten Abteilungen erreichten bald nach Damals wurde in den gegnerischen Ländern viel Lärm um solche Teilung nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen. sechs Uhr vormittags den Hauptplatz der Stadt. Die Trag die„ Eroberung" der Festung gemacht. Sie wurde als Helden- Auf dem galizischen Kriegsschauplake wird gegenwärtig weite dieses Erfolges läßt sich noch nicht überblicken. tat ohne gleichen gefeiert. Das frei gewordene Belagerungs- die Entscheidungsschlacht gegen die weitaus stärkste der Der Augriff der verbündeten Truppen im Raume nörd heer sollte so wurde verkündet die Karpathenlinie durch- russischen Heeresgruppen geschlagen. Sie ist bisher noch nicht belich Stryj schreitet weiter erfolgreich fort. Bisheriges brechen und den russischen Heereshaufen den Weg nach Buda- endet. Man darf hierbei nicht vergessen, daß die siegreichen MaiErgebnis der Schlacht bei Stryj : 60 Offiziere, pest. Wien und Berlin frei machen. Und nun? Der größte schlachten bis Gorlice und Tarnow und die glänzende Verfolgung 12175 Mann gefangen, 14 Geschüße, 35 Maschinen- Teil jener russischen Truppen ist am Karpathenwall hin- bis zum San, trok ihrer großen Ereignisse immerhin nur zwei gewehre erbeutet. geopfert worden. Ungarn ist gänzlich, Galizien einzelne Armeen, aber nicht die Gesamtheit der in Galizien Italienischer Kriegsschauplah. in weiter Ausdehnung vom Feinde gesäubert fechtenden Streitermassen des Gegners betroffen haben. Dazu und schon befindet sich der Hauptstützpunkt der kommt, daß das große Reich immer und immer wieder neue Die Italiener setzen die erfolglose Beschießung unserer Russen in der Sand der Verbündeten. Aber Truppen und neue Erjaßmannschaften in den Schlund des Kampfes Befestigungen an mehreren Punkten der Tiroler und mals hat das einträchtige Zusammenwirken der deutschen mit werfen kann, fie mögen nun so untüchtig und so schlecht beKärntner Grenze fort. Wo feindliche Abteilungen ins den österreichischen und ungarischen Truppen eine ernste waffnet und selbst so unluſtig wie nur möglich sein. Es ist die Feuer kamen, flüchteten sie, so ein italienisches Infanterie- Probe glänzend bestanden und der Bundestreue der beiden Maie selbst, die in sich furchtbare Widerstandskräfte bietet, dem regiment auf dem Plateau von Folgaria, mehrere Kompagnien Kaisermächte ein neues herrliches Denkmal gesetzt. jedenfalls, der nicht in der gleichen skrupellosen Weise seine Verbei Misurina und die von einer Offizierspatrouille von uns in luste auszugleichen vermag. Uebrigens sind unter den neu cinGradisca überfallene Kavallerie und Bersaglieri - Abteilungen. treffenden russischen Verstärkungen zweifellos auch Kerntruppen, wie die festgestellten Nummern der Divisionen und noch mehr ihr beiden Seiten seit mehr als einer Woche erbittert gefochten, von München , 3. Juni. ( W. T. B.) Nach einem Telegramm den einen, um den Sieg zu vollenden, von den andern, um dem des Generalobersten v. Mackensen an Seine Majestät den Vormarsch des Gegners ein Halt zu gebieten und von Galizien König von Bayern ist Przemysl unter hervorragender Be- zu retten, was noch zu retten ist. Den letzteren ist es immerhin teiligung bayerischer Truppen von den Verbündeten genommen gelungen, sich östlich des San und sogar noch südlich des worden. Dnjestr von neuem zu jeben, während ihr rechter Flügel um
Russischer Kriegsschauplah.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Zur Wiedereroberung von Przemysl . Die Norddeutsche Allgemeine 3eitung" schreibt: Die frohe kunde von der Wiedererobe
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Hervorragende Beteiligung bayerischer Truppen bei der Erſtürmung Przemysls. fräftiger Angriffsgeiſt beweiſt. So wird denn jezt am San von