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Jm„ Tag"( Nr. 128 vom 4. Juni 1915). beschäftigt sich Dr. Bach e m mit der Einwirkung des Weltkrieges auf die Stellung des Papstes, eine Frage, die durch den Eintritt Italiens in den Weltkrieg besonders aktuell geworden ist. Er führt u. a. aus:
„ Das Papsttum darf um seiner selbst willen nicht dem Einfluß eines Staates unterliegen, am wenigsten, wenn dieser Staat, wie jetzt Stalien, in einen mit größter Erbitterung auf Tod und Leben geführten Weltkrieg verwickelt ist. Der Papst hat seinen Sit in Rom , der Hauptstadt des mit dem Dreiverbande alliierten Italiens . Da ist die Verlockung zu dem Versuche stark, sich die große moralische Macht des Papsttums irgendwie zu weltlichen Und Italien hat dem Papsttunt Zwecken dienstbar zu machen.
Sehen wir jest auf Grund der amtlichen Aftenstücke, wie die fichten berwirklichen wollte. Er bermutete, Stalien könne] Teile der liberalen Presse, die gegenüber der Forderung einer Bundesgenossen uns in der Unternehmung gegen Libyen ge- um einiger falsch ausgegebener Millionen willen Annäherung an den Westen für eine Annäherung an den holfen haben. Die vom Herzog der Abbruzzen gegen türkische und unter dem Einfluß einiger Personen, welche Osten eintraten, unter den gegebenen Verhältnissen der Torpedoboote bei Prevezza begonnenen Secoperationen wurden jede Fühlung mit der Nation verloren hatten, und durch Kollusionen, auf eine schroffe und unduldsame Weise von Oesterreich- Ungarn welche er bei Politikern versuchte, aber welche, wie ich hoffe und Sache des Friedens keinen besonderen Dienst erwiesen haben. aufgehalten. Aehcenthal benachrichtigte am 1. Oftober unseren glaube, nicht zum Abschluß kamen, von seinem Wege abLord Crewe über Italiens Eingreifen. Botschafter in Wien , daß unsere Operationen auf ihn einen pein- irren. Die gegenteilige Wirkung wurde erzielt, ein ungeheurer lichen Eindruck gemacht hätten, daß er ihre Fortseßung nicht zu- Entrüstungsschrei verbreitete sich in ganz Italien und nicht nur im London , 4. Juni. ( W. T. B.) Jm Oberhaus erklärte laſſen könne und daß es dringend erforderlich sei, ihnen ein Ende niederen Wolfe, sondern auch in den wirklich höher stehenden Lord Crewe bei Besprechung der Intervention Italiens , zu machen und die nötigen Befehle zu erlassen, damit verhindert Schichten, in allen edlen Herzen, bei allen denen, welche für die daß diese ein höchst belangreiches Ereignis sei. Sie beweise, werde, daß sich diese Kriegshandlungen in den Gewässern der Adria Landesverteidigung begeistert sind, und in der ganzen Jugend, und im Jonischen Meere erneuerten. Tags darauf benachrichtigte welche bereit ist, ihr Blut für das Vaterland hinzugeben. Dieser daß eine Bundesgenossenschaft, die auf politischen Forderungen der deutsche Botschafter in Wien vertraulich unseren Botschafter in Entrüstungssturm entfachte sich infolge des Verdachtes, daß ein und nicht auf nationalen Sympathien und übereinstimmenden noch drohenderen Ausdrücken, daß Achrenthal ihn gebeten habe, fremder Botschafter sich zwischen die Regierung und das Parlament Idealen beruhe, nicht imstande gewesen, eine Strijis, wie sie feiner Regierung zu telegraphieren, sie möge der italienischen Re- des Landes stelle. In furzer Zeit verschwand der Zwiespalt, die in Italien eingetreten sei, zu überwinden. Dagegeir stehe das gierung zu verstehen geben, daß diese unmittelbar mit Desterreich ganze Nation schloß sich in wunderbarer moralischer Einigkeit zu Bündnis Italiens mit England auf einer viel stärkeren GrundUngarn zu tun gehabt hätte, wenn sie ihre Seeoperationen in der sammen, welche unsere größte Stärke in dem harten Kampfe fein lage. Lord Crewe gab der Ansicht Ausdruck, daß die zwei Adria und im Jonischen Meere fortgesetzt hätte.( Unruhe.) wird und welche uns durch unsere Tugend und nicht durch mohl Nationen schließlich einen großen Endsieg erkämpfen würden. Desterreich lähmte nicht nur unsere Tätigkeit in den adriatischen wollende Konzessionen anderer zur Erfüllung der höchsten Geschicke und jonischen Gewässern, sondern Aehrenthal benachrichtigte auch des Vaterlandes führen soll. Salandra hob sodann die in die Was wird aus dem Papst? am 5. November den Herzog von Avarna davon, daß er erfahren Augen fallenden Anzeichen der moralischen Einigkeit des Landes habe, daß italienische Kriegsschiffe in der Nähe von Solum gesehen hervor, welche sich in den Werken des Friedens wie denen des worden seien, wo sie Operationen mit elektrischen Scheinwerfern Krieges bei denen, die kämpfen, wie bei denen, die daheimbleiben, vorgenommen hätten.( Seiterkeit.) Aehrenthal erklärte ferner, offenbarten. Da wir in die große Krisis eingetreten sind, fuhr daß unser Vorgehen an den Küsten der europäischen Türkei und an Salandra fort, dürfen wir nicht unter den den Alliierten feindlichen den Inseln des Aegäischen Meeres weder von Desterreich- Ungarn Völkern stehen. Vom König, welcher als Dolmetscher der Gefühle noch von Deutschland zugelassen werden könne und daß es dem des Volkes und der nationalen Wünsche an der Front weilt( LebVertrage des Dreibundes entgegengesetzt sei. hafter Beifall, Rufe:„ Es lebe der König!"), bis zum einfachsten Im März 1912 erklärte Graf Berchtold , der inzwischen Nach- Arbeiter und bis zu den Frauen und jungen Leuten haben wir alle folger Aehrenthals geworden war, dem deutschen Botschafter in das Vertrauen, daß wir durch diese höchste Anstrengung den fünftiWien, daß er bezüglich unserer Operationen gegen die gen Generationen ein vollständigeres, ehrenreicheres und stärkeres Küsten der europäischen Türkei und die Inseln des Italien geben werden, welches im europäischen Konzert nicht als Aegäischen Meeres dem Standpunkte Aehrenthals treu bleibe, wo- unterworfenes oder protegiertes Land, sondern unter Sicherheit nach diese Operationen von der österreichisch- ungarischen Regierung seiner natürlichen Grenzen seinen Platz finden wird, und welches als den von uns im Artikel VII des Dreibundvertragse über zu fruchtbaren Friedensarbeiten zurückkehren wird, indem es, wie nommenen Verpflichtungen zuwiderlaufend erachtet würden. es bisher immer tat, die Freiheit und Gerechtigkeit in der Welt gegenüber gerade in seiner neueren Geschichte eine abgeneigte, Unsere Operationen gegen die Dardanellen betrachte er als im hochhält.( Sehr lebhafter Beifall.) Da das Schicksal unserer Ge- wiederholt geradezu feindselige Stellung eingenommen, indem es Widerspruch stehend erstens mit unserem Versprechen, feinerlei neration die fruchtbare und hohe Aufgabe zugeteilt hat, das der alten terrritorialen Unabhängigkeit und Selbständigkeit des Handlungen vorzunehmen, die den Statusquo auf dem Balkan Ideal eines Großitaliens zu verwirklichen, dessen Papstes mit Waffengewalt ein Ende machte. Wird dieses Italien gefährden könnten, und zweitens mit dem Sinne des Vertrages, Erfüllung die Helden des Risorgimentos nicht erblicken konnten, in der gegenwärtigen schweren Krise die Unabhängigkeit und Selbder sich auf die Erhaltung des Statusquo gründete. Als später wollen wir diese Aufgabe mit unerschütterlicher Festigkeit und mit unser Geschwader vor den Dardanellen beschossen wurde, das Feuer der Bereitwilligkeit auf uns nehmen, unserem Vaterlande alles zu welche die Regierung zum Kriege getrieben haben, in erster Reihe ständigkeit des Papsttums respektieren wollen? erwiderte und das feuernde Fort beschädigte, beschwerte sich Graf geben, was wir sind, und alles, was wir haben. Vor den drei Berchtold über das, was geschehen war, da er es im Widerspruch Farben, die am Lager und in der Nähe der heiligen Person des die Freimaurerei, sind ausgesprochen firchen- und papstfeindlich. mit den gemachten Versprechungen stehend fand. Er erklärte, wenn Königs flattern, sollen alle Fahnen sich neigen und alle Stimmen und selbst, wenn sie wollte, wird die Regierung imstande sein, die die italienische Regierung ihre Handlungsfreiheit wiederzugewinnen der Eintracht sollen in unserem Geiste sich vereinigen. Dann werden Stellung des Papstes und auch nur die Unantastbarkeit der Person beschlösse, so würde die österreichisch- ungarische Regierung dasselbe wir siegen.( Rufe:„ Es lebe Italien , es lebe der König!" Lang- des Papstes zu schützen und zu verbürgen, nachdem sie ein solches tun können.( Unruhe.) Er fügte hinzu, er habe nicht zulassen anhaltender Beifallssturm.) Maß von Schwäche gegenüber den zum Kriege drängenden Mächien fönnen, daß wir fünftig derartige gewissermaßen mit seinem Gefichtspunkt int Widerspruch stehende Operationen unternehmen des Umsturzes im eigenen Lande an den Tag gelegt, sich der würden. Ebenso wurde uns die geplante Befehung von Chios verboten. Es ist überflüssig, darauf hinzuweisen, wie viele Reben Man braucht nur diese Fragen zu stellen, um sich klar darüber italienischer Soldaten, wie viele Millionen uns dieses Verbot gezu werden, daß die Situation des Papstes in Rom cine unmögliche kostet hat, das unser ganzes Vorgehen gegen die Türkei lahm legte, Berlin , 4. Juni. ( W. T. B.) Die Norddeutsche ist, und zwar keineswegs bloß vom kirchlichen, sondern ebenso sehr die sich durch unsere Bundesgenossen vor jedem gegen die wichtigsten Allgemeine Zeitung " schreibt zur Rede Salandras: vom international- staatspolitischen Standpunkt. Man kann demTeile gerichteten Angriff geschützt wußte. Man hat uns bitter vorgeworfen daß wir die in den letzten Einem Bericht der Frankfurter Zeitung " und des Berliner gegenüber auch nicht auf die sogenannten Garantiegesetze ver3eiten gemachten Angebote nicht angenommen haben. Aber waren diese Angebote in gutem Glauben gemacht?( HeiterSalandra verlas den Teil der Rede des Reichskanzlers, Papstes sichern sollen. Abgesehen davon, daß es sehr zweifelhaft feit, Zustimmung.) Gewiffe Dokumente laffen vermuten, daß dem den die Blätter bisher verschwiegen hatten, und darin eine ist, ob die italienische Regierung auch nur gewillt und imstande nicht so war. Kaiser Franz Joseph erklärte, daß Italien gierige Stelle, die angeblich behaupte, daß das italienische Kabinett sein wird, diese Geseze aufrechtzuerhalten, treffen diese feinerlei Blicke auf das Erbteil seines Hauses werfe. Bethmann Hollweg durch ausländisches Geld bestochen worden sei, und diese Vorsorge für den jezt eingetretenen Fall der Teilnahme des sagte, daß man durch diese Konzessionen unsere Neutralität zu er fleine Fälschung gab ihm Veranlassung, den Reichskanzler Sönigreichs Italiens an einem Weltkriege. faufen beabsichtigt habe. Jeßt, meine Herren, flatscht uns doch als einen vor But um seinen Verstand gekommenen Mann Schon jetzt haben nicht nur zahlreiche deutsche und öster
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Die Glemente,
Die„ Norddeutsche Allgemeine Zeitung" Rebolution mit Haut und Haaren verschrieben hat? zur Rede Salandras.
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Man hat uns bitter vorgeworfen daß wir die in den lebten Rokalanzeigers" aus Lugano entnehmen wir folgendes: weisen, welche die Unabhängigkeit der kirchlichen Wirksamkeit des
Beifall, daß wir das nicht angenommen haben!( Sehr lebhafter
Beifall.) Uebrigens entsprachen diese Zugeständnisse in ihrer lezten zu bezeichnen. Der Reichskanzler hat solchen Vorwurf reichisch- ungarische hohe firchliche Würdenträger, insbesondere und verspäteten Form keineswegs den fachlichen Zielen der italieni - gegen das Kabinett natürlich nie erhoben, sondern nur gesagt, Ordensobere und Vorsteher wichtiger firchlicher Anstalten, Rem schen Politit, nämlich erstens der Verteidigung der italienischen die Straße sei mit dem Gelde der Tripleentente bearbeitet berlassen; auch die beim Vatifan beglaubigten Gesandten CefterNationalität, die die größte unserer Pflichten ist, zweitens der worden, eine Tatsache, die die Spatzen von allen Dächern reich- Ungarns , Preußens und Bayerns haben ihren Wohnsitz an Sicherung militärischer Grenzen, welche diejenigen ersetzen sollen, Roms pfiffen. die schweizerisch - italienische Grenze verlegt, weil sie sich und ihre die uns 1860 aufgezwungen worden sind und durch welche alle Türen Italiens unseren Gegnern offen stehen, drittens der ErOb ein Uebersehungsfehler oder eine Fälschung zugrunde Wirksamkeit in Rom nicht mehr für ungefährdet erachten konnten. zielung einer minder gefährlichen strategischen Lage in der Adria , liegt, wissen wir nicht. Jedenfalls hat der Reichskanzler an Werden sie von dort aus unbehindert und wirksam ihre wichtige diplomatische Tätigkeit ausüben tönnen?" als es die augenblickliche Lage ist, deren Wirkung Sie in diesen der betreffenden Stelle seiner Rede in Wirklichkeit gesagt: Tagen noch gesehen haben. Alle diese hauptsächlichsten Vorteile Bachem schließt seinen Artikel: So hat denn der Weltfricg Die Vernunft fam nicht mehr zum Wort. Es herrschte wurden uns in aller Form verweigert. Im Grünbuch findet sich allein die Straße. Und die Straße war unter der wohl- u ber vielen anderen Fragen auch die römische Frage nit erAuch sie wird eine interein östereichisches Dokument, das eine gewisse Naivität bezeugt, in- wollenden Duldung und Förderung der leitenden Männer des neuter Schärfe wieder aufgeworfen. dem es ungefähr bejagt: Dies können wir nicht geben, weil es die italienischen Kabinetts( Sehr richtig!), bearbeitet von dem nationale Lösung finden müssen, welche Sicherheit und Dauer strategische Grenze verändern würde. Aber es handelte sich nicht Golde der Tripleentente( Erneute Zustimmung), und unter verspricht." Und wir können hinzufügen, daß es Streise gibt, die um eine Verteidigungsgrenze für Oesterreich, sondern um eine An- der Führung gewissenloser Kriegsheßer in einen Blutrausch ernsthaft damit rechnen, daß der Krieg auch dem Papste die griffsgrenze gegen Italien . Auf unser Mindestansuchen, Triest die Unabhängigkeit zu geben, erwiderte man, indem man für Triest versetzt worden, der dem Könige Revolution und allen Ge- weltliche Macht wiederbringen werde. die Selbstverwaltung anbot.( Protestrufe.) Die Frage der Aus- mäßigten, die sich noch ein nüchternes Urteil bewahrt hatten, führung dieser Versprechungen war gleichfalls sehr wichtig. Man Ueberfall und Mord androhte, wenn sie nicht in die Kriegsjagte uns, daß wir an der Ausführung dieser Versprechungen nicht trompete mit stoßen wollten." zweifeln dürften, weil wir die Bürgschaft Deutschlands hätten. Aber welches wäre unsere Rage gewesen, wenn Deutschland am Ende des Arieges nicht imstande gewesen wäre, das gegebene Wort zu halten? Nach diesent Abkommen hätte es jedenfalls einen erneuerten Dreibund gegeben, aber zu bedeutend ungünstigeren Bedingungen, da es einen souveränen und zwei untergebene Staaten gegeben hätte. ( Unruhe.)
Zu den Sonderfriedensgerüchten im italienischen Grünbuch.
Neue französische Kriegskredite.
Paris , 3. Juni. ( W. T. B.) Meldung der Agence Havas. Der Finanzminister Ribot hat in der Kammer einen Gesetzesantrag eingebracht auf Eröffnung provisorischer Kredite für das dritte Vierteljahr 1915. Die Kredite betragen ungefähr 5600 Millionen Frant. Seit Ausbruch des Krieges betragen die vom Parlament angenommenen Kredite 24 Milliarden, einschließlich der für die lesten fünf Monate des Budgets von 1914 bewilligten Ergänzungskredite.
Die von uns nach der„ Vossischen Zeitung" wieder An dem Tage, da eine der Vertragsklauseln nicht ausgeführt gegebenen Telegramme der diplomatischen Vertreter Italiens worden wäre, an dem Tage, da die städtische Selbstverwaltung aus dem italienischen Grünbuch über Separatfriedensver Kein Attentat auf den König von Griechenvon Triest durch irgendeinen Erlaß oder durch irgendeinen Statt handlungen zwischen den Zentralmächten und Rußland , die halter aufgehoben worden wäre, an wen hätten wir uns da wenden halter aufgehoben worden wäre, an wen hätten wir uns da wenden jetzt in der russischen Presse wiedergegeben werden, gewinnen land. fönnen? An den gemeinsamen Oberherrn, a it Wien , 4. Juni. ( T. U.) Die hiesige griechische GesandtDeutschland?( Seiterkeit.) Ich will nicht von Deutschland im Anschluß an die uns jetzt vorliegenden Aeußerungen der schaft teilt mit, daß die im Auslande verbreitete Meldung ohne Achtung und Reſpett sprechen. Ich bin italienischer Minister- führenden russischen Blätter ein besonderes Interesse. So schaft teilt mit, daß die im Auslande verbreitete Meldung präsident und nicht deutscher Reichskanzler und verliere nicht den schreibt die Netsch", das liberale Hauptorgan, in ihrer von einem Attentat auf den König Konstantin erfunden sei. Verstand.( Lebhafter Beifall.) Aber bei allem Respekt für die Wochenrundschau vom 24. Mai: Macht und Größe Deutschlands , das ein bewundernswertes Beispiel von Organisation und Widerstand bietet, erkläre ich im Namen Italiens : Wir wollen niemand unterjochen, noch über irgend jemand eine Schuhherrschaft aus= üben.( Lebhafter Beifall.) Der Traum von Welt herr= schaft ist gebrochen. Die ganze Welt ist aufge= standen. Der Friede und die Zivilisation der zukünftigen Menschheit müssen auf der Achtung der nationalen Gelb- ständigkeit begründet sein. Unter den selbständigen Völkern wird Deutschland als mit den anderen gleichgestellt, aber nicht als Herr der anderen angesehen werden müssen.( Lebhafter Beifall, Zustimmung.) Aber eines der bemerkenswertesten Beispiele des maßlosen Stolzes, mit dem die Führer der deutschen Politik die anderen Völfer betrachten, liegt in dem Bilde, das sich Bethmann Hollweg von der politischen Welt Italiens gemacht hat.
Salandra verliest sodann den Absatz der Rede Bethmann Hollwegs, auf den er anspielt und fährt fort:
Das foeben veröffentlichte Grünbuch" bestätigt den Eindruck, den die italienische Presse in der letzten Zeit machte, und Die sibirische Zeitschrift Nascha Delo", die von dem Verbande überzeugt endgültig, daß der Hauptgrund, der Italien der wirtschaftlichen Genossenschaften herausgegeben wird, ist für beranlaßthat, seine Entscheidung zu beschleuni- die Dauer des Krieges verboten worden. gen, in der Befürchtung bestand, Oesterreich= Ingarn fönnte einen Separatfrieden mit dem Dreiberband schließen und so Italien aller Chancen be rauben, seine nationalen Aufgaben zu verwirklichen. Die im Grünbuch" veröffentlichten Dokumente beweisen in der Tat, daß die vor anderthalb Monaten in die Presse gedrungenen Gerüchte von der Möglichkeit eines Separatfriedens eine gewisse reale Grundlage besessen haben."
Kriegsbekanntmachungen.
Korrespondenzvermittelung nach dem feindlichen
Ausland.
Genf , 4. Juni. ( W. T. B.) Die von dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes cingerichtete Internationale Nach der Wiedergabe der erwähnten Telegramme der Agentur für Kriegsgefangene in Genf will die Weiterdiplomatischen Vertreter Italiens laut der Meldung der leitung der auch für andere Personen als Kriegsgefangene bePetersburger Telegraphenagentur fährt das Blatt fort: stimmten Korrespondenz übernehmen. Die betreffende Korrespondenz Wenn wir uns einiger Betrachtungen unserer rechtsstehenden muß an das Komitee gerichtet werden und es muß der Sendung ein internationaler Antwortschein beigegeben werden, denn PortoBlätter, beginnend mit der„ Novoje Wremja", bis zur" Semscht freiheit besteht nur für Kriegsgefangene. schina", erinnern, so wird die Wirklichkeit der hier gemachten Enthüllungen noch verständlicher. Es fann faum ange= nommen werden, daß die Gerüchte über einen Separatfrieden absichtlich inszeniert worden sind, um Italien und andere neutrale Staaten zu beeinflussen. Handelte es sich aber, wie jest ersichtlich ist, um einen„ ernsten Versuch" Oesterreichs und sogar Deutsch lands , so kann man sich nur freuen, daß die ungeschickte Diplomatic der uns feindlichen Staaten noch einmal gegen ihre eigenen Interessen und zu unseren Gunsten gearbeitet hat."
Ich weiß nicht, ob in diesent von Zorn verblendeten Mann dic Absicht lag, meine Kollegen und mich persönlich zu beleidigen. Wenn dem so wäre, so würde ich den Fehdehandschuh nicht aufheben. Wir, deren Leben Ihr kennt, sind Männer, die dem Staate bis zum borgerückten Alter gedient haben, Männer von makellojen Rufe, Männer, die ihrem Rande das Leben ihrer Kinder geben. ( Rebhafte Zustimmung und Beifall.) Aber dentet nicht an uns, denket im Gegenteil an die schreckliche Beleidigung, welche dieses Stück Proja gegen den König, gegen das italienische Volk, die Mammer, den Senat und selbst gegen Politiker schleudert, die eine von unserer politischen Anschauung verschiedene politische Meinung haben. Salandra hebt sodann hervor, daß die Quellen, auf die Wir wollen uns über den Ton nicht aufregen, den das sich das Urteil Bethmann Hollwegs stüße, von dem Reichsfanzler russische liberale Organ, das jetzt im Schlepptau der russischen demjenigen Manne zugeschrieben würden, den er den besten Kenner Striegspartei segelt, gegen die deutsche und österreichische der italienischen Dinge nenne und fagt weiter: Das kann nur eine Diplomatie anschlägt. Wichtig erscheint uns vor allem die Anspielung auf Bülow sein, mit dem brüderlichen Wunsche, Feststellung, daß es sich bei den Separatfriedensgerichten in cinen Teil der Verantwortlichkeit auf ihn abzuwälzen. Ich möchte jedoch nicht, daß Sie die Absichten Bülows falsch beurteilen. Ich der Tat um einen„ ernsten Versuch" gehandelt hat. Entsinnt glaube, daß er Sympathien für Italien hatte und daß er das man sich aber der Pressediskussion, die um die fragliche Zeit Menschenmögliche tat, um zu einer Verständigung zu gelangen. einsetzte, so muß man mehr und mehr zu der Ueberzeugung Aber wieviele Fehler beging er nicht, indem er seine guten Ab- gelangen, daß die Stimmen in der konservativen und einem
Paris , 4. Juni. ( W. T. B.) Der gestern Nacht ausgegebene amtliche Bericht lautet: Außer neuen Fortschritten unserer Truppen im Labyrinth südöstlich von Neuville- Saint Vast ist nichts zu melden. 29 französische Flugzeuge belegter morgens zwischen 4 und 5 Uhr das Hauptquartier des Kronprinzen mit 178 Geschossen, von denen viele ihr Ziel erreichten, sowie mit mehreren tausend Fliegerpfeilen. Die Flugzeuge wurden heftig beschossen, fehrten aber alle wohlbehalten zurüd.
( Anmerkung des W. Z. B.: Wie wir auf Anfrage an z11 ständiger Stelle festgestellt haben, sind durch den Bombenabwurf mehrere Mannschaften getötet worden. Weiteren Erfolg hat der Fliegerangriff nicht gehabt.)