Schweine sei übrig«' S nicht verschwunden, sondern zum grötzi-n ?eil zu Touerwaren verarbeitet und aufbewahrt worden für tünf� rigc knappe Zeiten. Cr» werden Mittel und Wege gesunden werden, den gegen-. wiirtig vorhandenen Kartoffetuberschutz dem Verbrai-ich zuzuführen und den Landwirten zu angemessenen Preisen abzunehmen." In der Besprechung wurde allseitig anerkannt, das; ciirc allgemeine Beschlagnahme der Kartoffeln untunlich sei. T-er Vorsitzende der Reichsstelle für Kartosfclversorguug teilte nach längeren Darlegungen über die Tätigkeit der Reichsstelle mit, das;, um die zur Verfügung stehenden scdr großen Mengen von Kartoffeln Mensch und Tier zuzuführen, Verhandlungen mit den Siarkesabriken, Kartasseltrocknereicu und flocken fabriken abge- ichlossen worden seien über Verarbeitung von l! Millionen Zentnern Kartaffeln. Äua> sei anzunehmen, das; eine größere Menge von Kartoffeln für die Spiritusfabrikation Verwendung finden würde. Tie Spiritusfabrikation würde eine große Rolle spielen bei der Lösung der Beleuchtungsfrage. Bei der Frage der Erhaltung der ü b r i g e n SB i e h b e st ä n d e und der Beschaffung der Juttermittel, insbesondere der Kleie, erklärte der LandwirtschaftSimuister folgendes: ..Im Gegensatz zu den Schweincbcständen haben sich die heimi- scheu Rinderbestände im allgemeinen auf der s rüderen Höhe er- halten. Es ist sogar bei der Viehzählung am I. Dezember 191t eine Vermehrung gegen das Vorjahr festgestellt worden. Dieses Ergebnis ist mit auf die Wirkung de» seinerzeit vielfach angegrif- scnen iachlachtvervotö vom 31. September 1911 zurückzuführen, nach dem das Schlachten von Kälbern unter 7ö Kilogramm Lebend- gew'chr und von weiblichen Rindern unter 7 Jahren bis zum 39. Dezember 1911 untersagt war. In der Schweinehaltung lvird sich die fetzige Lücke allmählich ergänzen lassen. Bei einer starken Minderundg der Rindvichbestände würde eine Wiederau fsüllung wesentlich schwieriger sein. Deshalb muß die Rindniebzuckt weiter nach Kräften gefördert werden, zumal bei der bereits eingetretenen Knappheit an Schweinefleisch die Rindoiebbestände erheftlicher als bisher für die Ve.ischversorgung beansprucht werden. Vor allem bedarf es einer Verstärkung der Futtermittel. Alle hierzu geeigneten Maßnahmen und Unternehmungen sind seit dem Kriegsausbruch von oer landwirtschaftlichen Verwaltung aus jede mögliche Weile gefördert worden. Die Benutzung von Strohmahl in der Vieh. Haltung hat einen verhältnismäßig großen Ilmfang angenommen. Es wird hauptsächlich alö Beifutter verwendet. Roch günstigere Crrfolge sind von der Ausschließung de» Strohs auf chemischem Wega für Fütterungszwecke zu erwarten." Aus der Kommission wurde der Antrag gestellt, daß die Kleie aus die. einzelnen Kreise nach dem Verhältnis der Viehbestände per- teilt werden sollte. Den? Antrage wurde entgegen gehalten, daß bei dieser Verteilung bann aber etwaige Gerstevorrätc zu berück- sichtigen seien. Im übrigen war sich die Kmimission darüber einig, daß eine möglichst wertgehende Beschlagnahme aller Futtermittel und eine behördliche Verteilung derselben nonvcnd'g sei. Angeregt wurde serner, es möge durch ReichSzufchüsse an die Bezugsvereinigung der deutschen Landwirte dafür gesargt werden, daß der Land w'im, schaft billige Futtermittel.zugefiihrt werden. Rur so könne, erreicht werden, daß die landwirtschaftlichen Produkte, besonders Fleisch, zu Preisen der Bevölkerung zugeführt werden könnten, die die Be- völkerung enchwingen könne.
politische Uebersicht. �ur Geschäftslage des Preußischen Landtages. Durch den erneuten B es ch l u ß. den Landtag nicht zu vertagen, sondern die Session zu schließen, �at die Regierung die ursprünglichen Dispositionen deS Abgeordnetenhauses pöllig durchkreuzt. In der Annahme, daß die Session vertagt werden würde, wollte daS Abgeordnetenhaus jetzt noch das tfischereigesetz un Plenum erledigen, damit das Herrenhaus im Herbst mit seinen Arbeiten beginnen kann. Da die Regierung" den Wünschen des Abgeordnetenhauses nicht nachgekommen ist, andererseits aber auf die Verabschiedung des Fischereigasetzes Wert legt, so soll setzt versucht werden, es m ö g i i ch st schnell in zweiter und dritter Lesung zu beraten und eS dann sofort dem Herrenhause zur w e i- teren Behandlung überweisen. Um dies erreichen zu können, hat der S e n i o r e n k o n v e n t am üN i t t w o ch beschlossen, daß diesen Sonnabend eine Plenar-- sitzung mit der Tagung: 1. und 2. Losung des Fischereigesetz- cntwurfcs, abgehalten wird. Am Montag wird das Herren-
..... Aber schmachvoll ist diese Gefangenschaft hier doch, das empfinden wir olle mit größter Bedrücktheit. Die großen Strapazen des Marsches nach hier habe ich gut überstanden und verdanke die eiserne Gesundheit und meinen gesunden Körper.— Ich bin mit Stiesetn und Sachen gänzlich abgerissen. Kochen und Waschen tun wir selber, Bedienung dürfen wir nicht halten." 14. 2. 1915, ein Bankbeamter....: ...... daß wir nun etwa 710 Kilometer von der Küste, nahe am Rande der Wüste sitzen. Unsere Kost ist«hier hat die Zensur em Wort unleserlich gemacht;..... einseitig und unsere Wohnungsverbältnisse weniger denn notdürftig. Betten und die sonstigen notdürftigsten Wohnungseinrichtungen haben wir uns selbst gezimmert. Ausstehen, Holzholen,.,,, Ziegelstreichen und LebenSmittcl-Empsang 7. 1. 1915: ..... nachdem wir WO Kilometer mittel* Eisenbabn. 27Ö Kilometer in Fußmarsch und den Rest im Auto transportiert worden waren, lieber die hiesige Gegend, die Art der Unter- bringung und die sonstigen Verhältnisse will ich mich jeder Mit, tcilung enthalten, die sonst vielleicht zu Beanstandung des Briefes führen könnte." ö. 1. 1915 klagt ein Deutscher über die entsetzliche Hitze und die Moskito-Plägc. Durch Gcheimzeichen drückt ein anderer folgendes aus: „Mangel an Proviant, Hunger, wünsche sofort Proviant." Vom 3. 2. 1915 au»....: ..... Ihr würdet die Hände über dem Kopf zusammen- schlagen, wenn ich Euch alles genau berichten dürfte. Warum hat man zu Hause so menig für die Kolonisten übrig und versagt ihnen jede Hilfe und Erleichterung?.... Wobl mancher hat sich im Stillen lieber eine Kugel gewünscht als dieses traurige Da- sein. Ein Zuchthäusler hat entschieden ein besseres Los wie wir und daraus könnt Ihr Euch einen Vers über unser Leben machen. Das Herz dreht sich einem im Leibe herum, wenn man diesen Jammer täglich mit ansehen muß.,. Möge dieser Brief für uns ein rettender Engel sein." 2t. 2. 1915 schreibt ein Gefangener: ...... Hier ist es fetzt sehr warm, 10 bis 50 Grad im Schatten, dabei arbeiten ist bitter..... Es hat bisher noch niemand meiner Kameraden etwas aus der Heimat bekommen." 15. 2. 1915 schreibt ein Missionar, daß er � „in eine andere Arbeitstlafse einrangiert sei... Es ist nur schade, daß ich keine nähere Schilderung geben darf." Ein Telegramm durch Botschafter in Madrid , daß „Kriegsgefangene in Dahomep zu Straßenaroeitcn verwendet werden,(wie leiden Mangel an Kleidern, Schubzeug und Ehinin, vier schon tot, viele krank." Ein Brief au» einem englischen Gefangenenkager: „Aus sicherer Quelle wissen wir. daß die gefangenen Deut- scheu in Tahowev im Innern unter schwarzen Aufsehern auf Farmen und bei Wegebautcn im Lcndcntuch arbeiten müssen, mchrerc seien schon tot."
Haus zusammentreten und die Kommission zur Dorberatung des Gesetzes wählen. Diese Kommission soll ihre Arbeiten so beschleunigen, daß das Plenum möglichst noch in nach st er Woche zu ihren Beschlüssen Stellung nehmen kann. Nimmt das Herrenhaus die Vorlage in der Fassung des Abgeordnetenhauses unverändert an, dann könnte das Gesetz also in kaum vierzehn Tagen der- abschiedet sein. Voraussetzung ist hierbei allerdings, daß die Regierung nicht etwa die Session noch während der Beratung der Kommission des Herrenhauses schließt, eine Möglichkeit, mit der immerhin gerechnet werden muß. Die Parteien des Abgeordnetenhauses würden darin allerdings eine Brüskierung erblicken. Geht die Erledigung des Fischereigesetzes glatt von statten, dann rechnet man mit einem Schluß der Session um den LI. Juni herum. Das Abgeordnetenhaus lvird außer Sonnabend dann nur noch einmal zusammentreten, um den Bericht der ver- stärkten Ludgetkommission über den Antrag Brütt und Gen., sowie den Bericht der Handels- und Gewerbekommission über die. Anträge des Zentrums und der Sozialdemokraten zum Knappschaftskriegsgesetz entgegenzunehmen und die Not- Verordnungen zu genehmigen. In der verstärkten Budgetkommission selbst gehen die Arbeiten langsam von statten; erst morgen, Donnerstag, wird voraussichtlich die Frage der Lebensmittelversorgung erledigt sein. Freitag und Sonnabend werden keine Sitzungen stattfinden und am Montag wird man mit den Beratungen der übrigen Fragen beginnen für die eine Woche vorgesehen ist. Das Plenum tagt während dieser Zeit nicht. Auf die Beratung ihrer Anträge legen die Parteien kein Gewicht. Tie Fortschrittler wollen zwar ihren Antrag auf Verbot der Gründung von Fideikommissen auf die Tages- ordnung bringen, aber sie werden damit kein Glück haben, da die Konservativen sich diesem Plane widersetzen. Eine An- regung des sozialdemokratischen Vertreters im Senioren- konvent, auch die Wahlrechtsanträge noch zu erledigen, fand auf keiner Seite Gegenliebe. Zu bemerken ist noch, daß die Regierung den Landtag Ende Oktober, oder, wenn es nötig sein sollte, auch schon früher, zu einem neuen Tagungsabschnitt einberufen soll.
Zum Kampf um die preußische Wahlrechtsreform. Der Vorstand des Wahlvcrcins der Fort- schrittlichen Volkspartei in Stettin hat in seiner Sitzung vom 2. Juni einstimmig folgenden Beschluß gesaßt; „Die Fraktion der Fortschrittlichen Volkspartei im vreutzischen Abgeordnetenhausc wird gebeten, die Frage einer Aenderung deS preußischen Landtagswahlrechts im Sinne der Forderungen der Fortschrittlichen Volkspartei unausgesetzt im Auge zu behalten und bereits bei nach st er Ge- legenheit entsprechende Anträge zu stellen. AuS den Gründen heben wir die folgenden hervor: 1. Die Aenderung des preußischen Wahlrechts bleibt eine der drin- gendsten politischen Forderungen. Für ihre Verwirk- lichung erscheinen die Zaitverhältnisse nicht ungünstig. Die wundervolle Bewährung des gesamten Volkes in dieser Kriegszeit muß der Regierung und auch Kreisen, die einer Wahlreform bisher ablehnend gegenübergestanden haben, die lleberzeugung aufdrängen, daß das geltende Wahlrecht, welches die Masse der Staatsangehörigen entrechtet, diesem Volke nicht mehr entspricht. 2. Die Reform des Wahlrechts im Sinne der fortschrittlichen Forderungen würde die Be- geistarung und Vaterlandsliebe des Volkes, sowohl der in der Heimat Gebliebenen, als besonders aber auch der Krieger, außerordentlich stärken und damit eine weitere Gewähr für die siegreiche Durchführung des Krieges bieten, o. Die Gruppierung der Parteien nach dem Kriege ist ungewiß. Es erscheint in jedem Falle angezeigt, die Aenderung des Wahlrechts in liberalem Sinne in der Zeit zu versuchen, in der die Verantwortung für das Schicksal des Vaterlandes offenkundig bei der Gesamtheit der Volksgenossen ruht."
Ein Oberingenieur berichtet unter dem 15. 3. 1915; „Gestern wurde uns bekannt gegeben, daß von unseren Briefen über hundert vernichtet worden seien, weil sie zu lang waren, in 15 Zeilen etwa muß ich Dir also das Wichtigste mit. teilen. Ich vegetiere noch, wann auch das HoffnungSflämmchen, Euch gesund wiederzusehen, immer trüber flackert. Roch viele Monate werden vergehen, ebe wir in die Heimat zurückkehren tonnen. Roch immer«arte ich vergeblich auf Geld und Paket. Warum? Mein Elmtin gebt zu Ende. Wenn ich dem Fieber ver- falle, bin ich verloren. Schicke mir ans alle Fälle ein Mäschchen Ehininperlen mit. Behüt Euch alle Gott gnadigst, wie. ich dies auch für mich sehnlichst erhoffe. Immer Dein..." Einige Auszüge aus Briefen aus Nordafrika : Ein Landwebrmann schreibt aus Algier am 31. Januar. 1915: „Uns haben sie jetzt in die Wüste gesteckt zum Straßsndau. Sind ungefähr 500 Kilometer im Lande drin, die Stadt liegt 100 Kilometer hinter uns. Die Nahrung wird auf Kamelen ge- bracht, denn Straßen gibt cö keine. Die 100 Kilometer mußten wir zu Fuß machen und auch wieder retour. Hoffentlich sind die Pakete nicht zu groß, daß ich sie bekomme, sollte sehr nötig Fuß- bcklcidung haben.... Gestern wurde uns ein Schreiben von der französischen Re- gicrung verlesen, woraus zu ersehen war, daß die Gefangenen in Deutschland sehr schlecht behandelt würden und sehr wenig zu essen bekommen, deshalb würden wir auch so behandelt werden. Teilt mir mit, was die französischen Gefangenen in Deutschland bekommen, denn es ist nicht schön, wenn man Gefangene hungern läßt, und dazu noch schwere Arbeit. Ich will nur sehen. wie wir aussehen, wenn wir retour kommen, denn Stiefel und Uniform wird hier sehr mitgenommen auf den steinigen Wegen, denn hier hat es nur Steine und Sand. Läuse hat jeder von uns." Ein Garde-Grenadicr berichtet am 16. Februar 1915 aus Marokko : „Es find schon viele Kameraden an Fieber gestorben. Im März, April usw. soll es hier unheimlich heiß sein. Hoffentlich werden wir dann nicht in der sengenden Hitze arbeiten brauchen. Wir sind hier am istraßenbau beschäftigt, auch bin ich ab und zu im Steinbruch tätig, kann also später mal als Stcinhauer gehen. Wir hatten es schon so einigermaßen wieder, nun ist es uns aber abgenommen worden. Als Grund wird angegeben, wie Du wir, so ich Dir. Also wie es die Franzosen bei uns baben, so sollen wir es haben. Auch schlafen wir in Zelten ans Apfelsinenkisten. Wenn sie uns dieselben lassen werden, ist es ja viel besser, als wie auf der Erde. Es richtet sich alles nach den Gefangenen in Deutschland ." Ein Sanitäts-Unteroffizier schreibt vom 15. März 1915: „Die Behandlung der Gefangenen, durch die französische Regierung veranlaßt, spottet jeder Beschreibung.... Auf den Marsche lagen wir nachts entweder auf Pfcrdemist in offenen Ställen oder auf blanker Erde in kleinen Zelten. Tie Gcfangc- nen müssen hier an einem Straßenbau arbeiten und ist diese Arbeit bei großer Hitze sehr schwer. Als Lohn gibt es 35 Et«. bei 9 Stunden Arbeitszeit und 30 Kilometer Marsch. Mittags zum Essen haben wir nur Zü Stunden Zeit. Wasser ist sehr
Der Berkauf städtischer Fleischdaucr- und Gefriervorröte im ganzen Reiche fand am 8. Juni in einer vorn Krieg s- auSschuß für Ä o n s u m c n t e n i n t c r c s s c n ein- berufenen Sachverständigenkonferenz eine eingehende Erörterung. Es beteiligten sich daran Vertreter von Großberliner Gemeinden. des Deutschen Städtetages. des KriegsauSschusscS für VolkSernährung und de» Fleischer- gewerbes. Die in einigen Städten verschieden beurteilte Frage, ob die kommunalen Fleischvorräte schon jetzt abzugeben oder noch länger aufzubewahren seien, fand in der Beratung einmütige Beantwortung dahin, daß wie in Berlin auch anderswo setzt unverzüglich verkauft werdeir solle. Dadurch könnte sowohl der augenblicklichen ungeheueren Fleischteuerung entgegengewirkt als auch für die Aufzucht schlachtreifer Tiere bis zum Herbst erfolgreich gewirkt werben. Die beim Fleisch naturgemäß schtvierige Frage der Ver- t e t l u n g an die Verbraucher hielt die Versammlung in Berlin für vorbildlich gelöst. Sie erwartet eine ähnliche Regelung auch von den anderen deutschen Städten. lind zwar soll unter Mitwirkung der Fleischermeister da. wo große Fleischbeständc aufgespeichert wurden, an die mit entsprechenden Ausweisen versehene minderbemittelte Bevölke- rung an bestimmten Tagen und zu erichivinglichen Preisen. dagegen bei geringen kommunalen Vorräten außerdem unter Rationszumessung Fleischkartcn mit Abschnitten verkauft werden, damit man möglichst lange mit den verfüg- baren Mengen reicht. Gegenüber der Gefahr von M i ß- brauchen derartiger segensreicher Einrichtungen Auflauf in kleinen Mengen durch Interessenten und Weiter- verkauf zu erhöhten Preisen sowie Verarbeitung zu Fleisch- waren usw. wird vom Bundesrat eine Verordnung mit schärfsten Straf-» androhungen erhofft. Gleichzeitig kann erwartet werdet'. daß von Reichs wegen allen deutschen Gemeinden die sofortige Inangriffnahme ihrer Fleischverkäufe, die bekanntlich gemäß der Verordnung nicht vor dem 1. Juni stattfinden durfte», nach obigen Grundsätzen zur Pflicht gemacht wird. Die zahl- reichen Bezirks- und Ortsausschüsse für Konsumenten- Interessen, die in diesem Sinne bereits eifrig am Werke sind. werden dabei ihre Mitwirkung an Hilfs- und Kontrollarbeiten gern zur Verfügung stellen.__ Zur Beurlaubung heeresdicnstpflichtiger Winzer. Dem ReichStagspräsidenten wird mitgeteilt: Die Anfrage R r. 1 des Mitglieds de» Reichstags Bau- mann iKitzingen) und Genossen— Drucksache Nr. SO— wird wie folgt beantwortet: „DaS Königlich Preußische Kriegsministerium hat die stellver- tretenden Generalkommandos und die mobilen Kommandobehörden davon verständigt, daß gegen eine Beurlaubung der zum Heeresdienst ei»berufenen Winzer zum Zwecke der Bekämpfung der Rebschädlinge aus jedesmaligen be- sonderen Antrag, soweit eS in ilitärischeRück sichten zu- lassen, keine Bedenken be flehen. Im gleichen Sinne hat eS da» Königlich Bayerische, Sächsische und Württem bergische Kriegsministenum benachrichtigt. Dr. Delbrück."
Eine falsche Bchauptuug Vandcrveldes. Zu der Behauptung, die Bandervelde in seiner letzten Rede vor den Pariser Arbeitern aufftellte, daß Genosse NoSke bei einem Gc sprach mit belgischen Genossen im Brüsseler LolkShause erklärt haben sollte, die Ehre sei eine Ideologie deS Bürgertums und die Belgier hätten keinen Anlaß gehabt, ihre Neutralität zu verteidigen, schreibt uns NoSke: „Schon vor Monaten habe ich öffentlich erklärt, daß ich niemals etwas derartiges gesagt habe. Ich lege erneut Wert darauf, fest- zustellen, daß das, was Bandervelde mich sagen läßt, absolut un- zutreffend ist. Soweit ich in Brüssel mit belgischen Genossen über- Haupt über die belgische Frage gesprochen habe, ist von mir anerkannt worden, daß von ihrem Standpunkt au» die Verteidigung ihres Landes eine Selbstverständlichkeit sei."
wenig vorbanden und ist an tägliche Waschungen nicht zu denken. Wenn die Leute nicht arbeiten, so werden sie bestraft, und sogar 3 Gefangene sind von Unterleutnant P. geschlagen worden. Schübe und Strümpfe sind zerrissen, ob wir neue erhalten? Unser Körper wird von Läusen geplagt, vor welchen man sich»'cht schützen kann. ES ist die bochite Zeit, daß diese Behandlung g--, ändert wird, sonst kommen wir alle krank zurück. Vertrauend aus Gott und unseren Kaiser erwarten wir das Morgenrot unserer Heimfahrt zu unseren Lieben." Am 3. Mai 1915 schreibt ein Kriegsgefangener aus Tunis : „Seitdem wir von K. abgereist sind, liegen wir in Zelten. vollständig der Witterung preisgegeben, mitten in der Kolonie. Tunis . Wir leiden viel unter der Hitze, erhalten sebr wenig Trinkwasser. Wir leiden viel unter llngezieser, des Nachts unter Kälte, und haben keine Waschgelegenhcit. Der Transport war 200 Mann stark und sind dies lauter solche, die verwundet gewesen sind, teilweise sind noch solche darunter mit eiternden Wunden, mit lahmen Gliedern oder kurzen Beinen, so daß selbst die französischen Aerzte jede Verantwortung über den Transport ab- lehnen. Wir werden zur Arbeit gezwungen, in Vorschlag ist ein Straßenbau, für den pro Mann 1 Sou» gezahlt werden. Für schlechte Arbeit folgen Strafen. Bewacht werden wir von der Strafkompagnie und geht der Anführer derselben äußerst streng vor. Für uns gelten die rühmlichst bekannten Strafen der Fremdenlegion. Scheinbar vergessen die Franzosen daran, daß wir Kriegsgefangene und keine Verbrecher sind. Seit sieben Wochen erhalten wir keine Pakete mehr, und wenn wir solche erhalten sollten. Schokolade, Süßigkeiten usw. herausgenommen. Bis heute fehlen 050 Pakete für diesen Transport." Wir möchten zu diesen Mitteilungen folgende» bemerken: Richtachtung von Menschenleben und Menschenwürde lieg« im Wesen des KolonialinilitariSmuS, und gerade die Geschichte d-n- französischen ÄolonialmilitariSinu» weist zu diesem Kapitel recht düstere und blutige Seiten auf. Leider müssen jetzt auch deutsche Kriegsgefangene die afrikanischen Methoden gewisser französischer Kolonialmilitärs über sich ergehen lassen. Wir möchten die Auf- merksamkeit unserer französischen Genossen auf diese eine Kulturnation schändenden Tatsachen lenken. Sie haben ja bis zum Ausbruch des Krieges einen erbitterten Kampf gegen das Biribi-System geführt, und die„H u m a n i t c" hat manche grauenhaften Einzelheiten au» afrikanischen Strafanstalten usw. festgenagelt. Unsere französischen Genossen werden wohl nicht annehmen, daß in den zehn Kriegsmonatcn alle Kolonialbarbarei und alle„ca{ard">Anfäßc*) bei gewissen Kolonialtyrannen verflogen und die brutalen„LekzuiL'-Naturen*�) mit einem Schlage zu Edel- menschen geworden sind. Ein Einwirken der französischen Sozia- listen zur Verbesserung de» Loses der deutschen Kriegsgefangenen in Afrika wäre daher sehr verdienstlich und läge auch im Interesse der französischen Kriegsgefangenen in Deutschland . *) Cafard — französische Bezeichnung für Tropenkoller. _**} Schaut, afrikanische Bezeichnung für Gcfangcnenaujieher,