Gewerkschaftliches. Serlin und Umgegend. Ein Kampf um den verdienten Lohn. In der Werkstatt des Suttlermeisters Geithe herrschte eines EonnabendS grotze Aufregung. Der Meister hatte sich die ganze Woche nicht sehen lassen. Er erschien auch nicht, als der fällige Wochenlohn ausgezahlt werden mußte. Stundenlang warteten die Arbeiter vergebens auf ihren Lohn. Unter diesen Umständen grif die Ansicht Platz, der Meister sei auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Diese Ansicht stützte sich auch darauf, daß schon die vorige Lohnzahlung unpünktlich erfolgt war und die Ar-- beitcr aus alledem schloffen, der Meister befinde sich trotz der lohnenden Militärarbeit in schlechten finanziellen Vcr- hältnisien. Um ihre Lohnforderungen sicher zu stellen, er- wirkten die acht Arbeiter beim Amtsgericht einen Arrestbeschluß, au Grund dessen sie die Sachen Geithes durch einen Gerichtsvollzieher nach der Pfandkammer schaffen ließen. Außerdem klagten sie beim JnnungSschiedSgericht auf Zahlung des verdienten Lohnes und Per- gütung für die Zeit, wo sie auf Lohnzahlung warteten.— Der Beklagte Geithe sagt, er habe eine Reise nach Holland gemacht, um Leder einzukaufen. An der Grenze sei er wegen Konterbandeverdachts in Gewahrsam genommen worden. Dadurch habe sich seine Heim- kehr verzögert. AlS er nach Haufe kam, habe er zu seinem Erstaunen gesehen, daß seine Werkstatt geschlossen und seine Sachen gepfändet waren. Er macht den Klägern heftige Vorwürfe, daß sie ihn in diese viage gebracht haben.— Die Kläger entgegnen, das sei not- wendig gewesen, um den Lohn zu sichern. Schon in der vorher- gegangenen Woche habe der Beklagte Leder versetzt, um den Lohn zu zahlen. An die Reise nach Holland glauben die Kläger nicht.— Die Lohnforderungen der Kläger erkennt der Beklagte an, er will auch jedem fünf Stunden Wartezeit vergüten, verlangt aber, daß die Kläger zuvor die Aufhebung des Arrestbeschlusses erwirken. Aber darauf wollen die Kläger nicht eingehen. Sie sagen, sobald der Beklagte wieder die Verfügung über die Pfand- objekte habe, würden sie nichts bekommen.— Nach langem Hin- und Herreden erklärt sich der Beklagte schließlich bereit, den Betrag, welchen er den Klägern schuldet, auf dem Amtsgericht zu hinterlegen, gleichzeitig sollten die Kläger die Aushebung des Arrestbeschlusseö beantragen und sich aus der hinterlegten Summe bezahlen lassen. Die Kläger sind damit einverstanden. Als aber ein Pergleich auf dieser Grundlage abgeschlossen werden sollte, lehnte der Beklagte ab, auf den Vergleich einzugehen.— Das Schiedsgericht verurteilte ihn dann zur Zahlung der von den Klägern erhobenen Forderungen, die insgesamt 417 M. betragen.
Höhere Löhne und Teuerungszulagen in der Textil- industric Berlins. Die gänzlich veränderte Wirtschaftsordnung hat auch Aende- rungen in die Lohnverhältniste der Berliner Texlilarbeiterschaft ge- bracht. Auf Anregung des Deutschen Textilarbeiterverbandes ivurden folgende Verbefferungen erreicht: In der Posamenten- Militäreffektenbranche bei H e n s e l u. S ch u m a n n für 80 Posamentierer a 7,50 M.= 375,00 M.> Ii! Lohnarbeiter a 2 M.— 24 M., 120 Arbeiterinnen a 2 M.— 240 M., 6 Lehrlinge a 1 M.=<3 M., in Summa 645 M. pro Woche für 138 Personen. Knoblauch 10 Posamentierer a 2,50 M.— 25 M., 3 Arbeiterinnen a 1 M.— 3 M., 5 Arbeiterinnen a 50 Pf.-- 2,50 M., in Summa 50,50 M. für 18 Personen. In derselben Branche zahlen TeuerungS- oder Kriegszulagen folgende Firmen: Fr a n z E b e l N a ch f. hat die bisher gezahlten 10 Proz. auf 15 Proz. erhöht. Das macht für V Posamentierer a 2,25 M.--- 15,75 M., für 25 Arbeiterinnen a 85 Pf.■=- 21,25 M., in Summa für 32 Personen 37 M. George LudwigBredcreckc zahlt neben 10 Proz. Kriegszuschlag noch 3 M- Teuerungszulage pro Woche für alle Beschäftigten in Summa 300 M. Die Vereinigten Märkischen Tuchfabriken in Nieder- Schöneweidc haben die Wcblöhne erhöht für zirka 200 Weberinnen um 25 bis 40 Pf. pro Stück und zahlen für alle Weberinnen außer- denr 5 Proz. Teuerungszulage. Das macht bei 275 Weberinnen 357,50 M. pro Woche. Hier kam es leider durch das Vor- halten eines Direktors zu unliebsamen Auftritten. Der Herr war recht unhöflich gegen die Arbeiterinnen und drohte, sich Ersatz auS Lodz kommen zu lassen. Die Arbeiterinnen mußten den Herrn erst auf den Burgfrieden und seine Bedeutung aufmerksam machen. Die Strumpfwarenfabrik Felix Lande zahlt an 168 im Akkord Beschäftigten 5 Prozent Teuerungszulage---- 132 M. Für die Lohnarbciterinnen ist der Ein- stellungslohn um 1 bis 3 M., die alljährliche Zulage um 50 Pf. und der Hochstlphn um 1 M. erhöht worden. Die Strickgarnfabrik Lindenau u. Pinkf ohn zahlt an 25 Lohnarbeiterinnen 10 Prozent Teuerungszulage--- 49 M. pro Woche. Die Firma wird sich hoffentlich auch dazu bereit finden, den HaSplerinnen und Dockerinnen eine dementfprechende Zulage zu zahlen. Dre Firma A. u. B. E l k i f ch derselben Branche will ihren Ar- beiterinnen bei Ausbruch eines schlechteren Geschäftsganges pro Woche 3 M. als TeuerungSzuschlag zahlen. Für die Dekatur- brauche besteht noch der Tarifvertrag. Zu den durch diesen fest- gesetzten Löhnen werden während der Tauer dcS Krieges 5 Proz. als Teuerungszulage gezahlt, an 80 Arbeiter— 128 M. pro Woche. Die Berliner Lelvetfabrik M. MengerS u. Söhne zahlt an ihre Arbeiter(340) eine wöchentliche Teuerungszulage von je 3 M., an die Arbeiterinnen(180) je 1 M., in Summa 1200 M. pro Woche. In der Färberei Ilse in Weitzensee wurde für vier Färber der Wochenlohn um je 2,10 M. erhöht. Das Gesamtergebnis ist, daß in diesen wenigen Betrieben das Arbeitereinkommen um rund 3000 pro Woche erhöht worden ist, im Durchschnitt 2,50 bis 3 M. auf den Einzelnen. Das heißt mit anderen Worten, weil diese Arbeiterinnen und Arbeiter 35 oder 65 Pf. Organisationsbcitrag zahlten, haben sie für diese Ausgabe eine Einnahme von 2,50 bis 3 M.: jedenfalls ein hoher Gewinn im Vergleich zu dem niedrigen Einsatz. Wenn auch diese Erhöhung deS ArbeitereinkommenS nicht im entferntesten einen Ausgleich schafft zwischen den jetzigen hohen Lebensmittelpreisen und den früheren, so trifft aber daS zu, daß diese 2,50 reip. 3 M. nur gezahlt worden sind, weil die Ärbeilerorganisation den Anstoß hierzu gegeben hat. Dieses möge sich die Textilarbeiter- schaft Berlins merken, schließen sich alle Textilarbeiter und-Arbeite- rinnen ihrer Berufsorganisation an, dann wird auch die Zeit kommen, wo ihre Löhne den in anderen Berufen gezahlten gleich- kommen.
Die Teuerungszulagen in den Brauereie«. Unsere gestrige Notiz über die Teuerungszulagen in den Berliner Brauereien ist nach verschiedenen Richtungen hin mißver- ständlich. Zunächst stellen wir fest, daß die Verhandlungen wegen der Teuerungszulage nicht durch den Brauereiarbeiter-Lerband sondern durch die Ausschüsse des Personals geführt worden sind. Alle in den Brauereien Groß-BerlinS vertretenen Arbeitnehmerorganisationen haben sich einstimmig aus den Stand- punkt gestellt, daß wegen der bestehenden Tarifverträge Forderungen an die Unternehmer nicht gestellt werden können. AuS diesem Grunde habe« sie es den Ausschüssen des Personals überlassen, die Wünsche
auf Teuerungszulagen zu vertreten. Die Ringbrauersien verhielten sich zunächst ablehnend. Als erste bewilligte die außerhalb deS Ringes stehende Engelhardt-Brauerei eine Teuerungszulage von 1,75 M. und von 80 Pf. für die Dauer des Krieges. Die Borussia- Brauerei und die Brauerei Groterjan folgten mit 1,50 bezw. 1 M. nach. Erst später kamen die Ringbraucreien nach Vorstelligwerden der Vertrauensleute zu ihren: gestern mitgeteilten Beschluß. Zur- zeit schweben noch Verhandlungen mit den dem Verein der Brauereien Berlins und Ilmgegend nicht angeschlossenen Betrieben. Diese Verhandlungen werden nicht vom Brauereiarbeiter-Verband sondern von allen in den Brauereien Berlins vertretenen Arbeit- uehmcrorganisationcn gemeinsam geführt.
fius Groß-öerlin. Deut Ausflügler ins Stammbuch. „Was in der Stube gilt als simpler Brauch, beachte du im Walde auch: laß niemals auf den Boden fallen Papier, Apfelsinen- und Eierschalen. Halt sauber und rein daS Waldrevier, Dann bist du stets willkommen hier."— Wie gut wäre es, wenn dieser Vers Genreingut aller Ausflügler würde.— Was ist nicht schon alles über die Verunreinigung von Wiesen und Wälder geschrieben worden. leider nicht mit vollem Er« folg. Immer noch findet man Plätze im Grünen, die mit dem be- wußten Stullenpapicr in allen Größen und Farben verunziert sind. Ganze Zeitungen werden vom Winde weiter getragen. Die Leser geben sich nicht einmal die Mühe, sie zusammenzufalzen, viel weniger sie wieder in die Tasche zu stecken. Haben gar Vereine oder Gesellschaften ihre Spiele beendet, dann zieren oft ganze Kartons, Holzwolle und anderes die Stelle, wo Wettrennen, Sack- laufen oder Reifen- und Ballspiele stattgefunden haben. Alles zieht mit Musik zurück in das nahegelegene Lokal und kümmert sich nicht weiter um das Aussehen des Ortes, den man verlassen. Und wie viele Tausende bedürfen der Erholung. Sie ziehen an den Sonntagen hinaus in die freie Natur, in Wald und Feld Ruhe suchend, die Lunge zu weiten, neue Kraft zu schöpfen. Da schmerzt eS zu sehen, wie Wald und Wiese zu Papierkörben und Mülleimer umgewandelt worden sind. Mit den Jahren ist auch auf diesem Gebiete manches besser geworden, aber cS bleibt noch viel Selbst- erziehung übrig. Hoffen wir, daß jeder Ausflügler sich zur Richt- schnür nimmt, Wald und Wiese rein zu halten, damit die, die nach ihm kommen, sich gleichfalls erholen können.
Um den Löckmtzkies. Die Streitereien über die Brauchbarkeit des KieieS, der bei dem Bau der Berliner Nordsüdbahn zur Herstellung der Beton- hülle deS Tunnels genommen wird, hatten gestern ein gerichtliches Nachspiel. In den Verträgen der Stadt Berlin mit den Unternehmern, denen man die Tunnelbanten übertrug, lourde für den Beton die Verwendung von FlußkieS, im besonderen von Neiße - und OderkieS, zur Pflicht gemacht. Später aber wurde ihnen, weil die Föderung der nötigen Mengen Kies aus Neiße und Oder infolge erschwerender Bestimmungen der staatlichen Wasserbauverwaltung nicht möglich war, die Verwendung von KieS aus dem Löcknitztal gestattet. Für ihn fanden so die Märkischen Sandwerke, die Kieslieferanten zweier am Bau der Nordsüdbahn beteiligten Ilnternehmorfirmen erwünschte Abnehmer. Aber diese nach- trägliche Einschränkung der Vertragsbestimmungen weckte den Wider- spruch anderer KieSinteressenten. In der Stadtverordneten- Versammlung gab Ende Dezember 1013 infolge einer an den Magistrat gerichteten Anfrage der Stadtbaurat Krause eine Erklärung ab, die den Löcknitzkies als mindestens so brauchbar wie den anfänglich ausbedungenen Neiße - und OdcrkieS rühmte. Er berief sich hierfür auf Ergebnisse von Untersuchungen deS staat- lichen MatcrialprüfungSamteS. die ganz vorzüglich feien. Auch der Löcknitzkies werde unter Wasser gebaggert, er gleiche an Reinheit dem eigentlichen FlußkieS, die Druckfestigkeit deS Betons fei bei Löcknitzkies ebenso hoch wie bei FlußkieS ermittelt worden. UeberdieS habe die städtische Bauverwaltung wegen Ver- billigung der Transportkosten des nun aus Berlins Nähe bezogenen Kieses die Unternehmer genötigt, ihr eine nachträgliche Preisermäßigung auf die Botonlieferung zu gewähren. Die Angelegenheit war hiermit für die KieSinteressenten nicht abgetan, sondern beschäftigte sie weiter noch längere Zeit hindurch. Ende August 1014 richtete der Ki e S unt er n e h m e r Triefe- t h a u an den Magistrat ein Schreiben, worin er jene Erklärung deS Stadtbaurats Krause als„wissentlich unwahr" bezeichnete. Stadtbaurat Krause sah in diesem Wort eine schlimme Kränkung und Ehrverletzung, und Oberbürgermeister Wermuth stellte gegen Triesethau einen Strafantrag wegen Beleidigung, dem die Staatsanwaltschaft stattgab. Triesethau sollte sich gestern unter der Anklage der Beleidigung vor dem Landgericht Berlin l (Strafkammer 3) verantworten. Vor Eintritt in die Verhandlung, für die von der Staats- anwaltschaft wie von der Verteidigung eine reichliche Menge Zeugen beigebracht worden war. regte der Vorsitzende Landgerichtsdirektor Unger einen Vergleich an. Stadtbaurat Krause wollte in einen solchen einwilligen, wenn der Angeklagte Triesethau eine ihn befriedigende Erklärung geben würde. Er selber müsse dabei bleiben, daß er damals in der Stadtverordnetenversammlung seine Meinung nach bestem Wissen und Gewissen geäußert habe. Triesethau war bereit, zuzugeben, daß er in jenem Schreiben sich i in A u S d r u ck vergriffen habe, wenn er auch an seiner Ueberzeugung von der objektiven Unrichtigkeit der Krauseschen Meinungsäußerung über den Löcknitzkies nach wie vor festhalten müsse. Die Zurücknahme des Strafantrages ist hiernach möglich, das Recht dazu hat aber nur der Oberbürgermeister. Staatsanwalt Weißmann wollte eine bloße Ehrenerklärung nicht für ausreichend halten. Es sei zu befürchten, daß der Oberbürgermeister sich mit ihr nicht begnügen, sondern von dem Angeklagten noch eine freiwillige Geldbuße zu WohltäligkeitSzwecken erwarten würde. Triesethau lehnte das ab, und auch sein Verteidiger Geh. Justizrat Friedmann meinte, daß nach Lage der Sache ein so weit gehendes Zugeständnis keineswegs geboten scheine. Der schließlich zustande gekommene Vergleich hat folgenden Wortlaut:„Herr Triesethau erklärt: In meinem Schreiben vom 20. August 1014 habe ich behauptet, daß die Angaben des Herrn Ge- heimratS Krause über die Qualität des LöcknitzkieseS wissentlich un- wahr seien. Mit dem Ausdruck„wissentlich" habe ich mich ver- griffen. Ich habe nicht behaupten wollen und behaupte auch jetzt nicht, daß daS Gutachten deS Herrn GeheünratS Krause einer inneren Ueberzeugung widerspreche, sondern nur nach meiner Ansicht objektiv unzutreffend sei. Jede beleidigende Absicht hat mir fern gelegen. Herr Geheimrat Krause nimmt diese Erklärung an, bleibt aber objektiv bei seinem 'rüher dargestellten Standpunkt. Herr Triesethau übernimmt die Kosten. Herr Geheimrat Krause verpflichtet sich, dahin zu wirken, daß der Strafantrag seitens des Herrn Oberbürgermeisters von Berlin zurückgezogen wird."
Türschließeriiultir im Elsenbahndienst sollen demnächst eingestellt werden. Sie erhalten Eisenbahnermützen mit dem Buchstaben T (Türfchlietzerin), müssen futzfreie Röcke und kurze Acrmel tragen.
Verschobene Ferien der hohen Schulen? Mit Ermächtigung des Oberpräsidentim hat daS Königliche Provinzialschulkollegium die diesjährigen Sommerserien an den höheren Lehranstalten für die männliche und iveibliche Jugend sowie an den Schullehrerseminaren und Präparandeu- anstalten in der Provinz Brandenburg , mit A u s n a h m c von Groß- Berlin, um zwei Wochen, aus die Zeit von Freitag, den 16. Juli, bis Dienstag, den 17. August, hinaus- geschoben._ Ein Soldat als Lebensretter. Mut und Entschlossenheit bewies gestern der Gardejäger Paul Schmidt vom Rekruten-Depot Nowawes, der mit eigener Lebensgefahr an der Nuthebrücke bei der Jutespinnerei in NowaweS eine auf dem Strome treibende Frau dem Tode des Ertrinkens entriß. Schmidt kam in Begleitung eines Oberjägers vorbei, als eine Iveibliche Person auf den Wellen trieb. Er sprang ins Wasser und holte die Bewußtlose ans Land. Man brachte sie nach dem Obcrlin- KreiSkranlenhauS. Ihr Zustand ist noch immer schonungsbedürftig. und die Frau war bis zur Stunde nicht vernehmungsfähig, lieber die Beweggründe ihres WcrzweiflungSschritteö ist noch keine Ausi klärung geschaffen._ Der verbrannte Schatz. Uebcrgroße„Vorsicht" ist einem Ehepaar auS dem Südosten der Stadt verhängnisvoll geworden. Die betagten Leute hatten in einem arbeitsreichen Leben 3000 M. gespart und diese als Not- groschen für daS Alter auf einer Bank zinstragend angelegt. Wie viele andere auch wurden sie bei Ausbruch des Krieges ängstlich und hoben auS Lorsicht, wie sie meinten, daS Geld ab. Um cS jetzt gegen Einbrecher und Diebe zu sichern, legte die Frau den ganzen Betrag in Papiergold in ein Ofenloch und glaubte damit das beste Versteck gesunden zu haben. Mit der Zeit aber vergaß sie selbst, wo sie ihren Schatz geborgen hatte, und dachte auch nicht daran. als sie jetzt einmal wertloses Zeug in dem Ofen verbrannte. Ersi als ihr Papiergeld mitverbrannt war, siel es ihr wieder ein. Die Frau nahm sich den Verlust so zu Herzen, daß sie in einem Voran ins Wasser sprang, um sich daS Leben zu nehmen. Sie wurde aber gerettet und vorläufig ins Krankenhaus gebracht.
Ein Schlafstcllcnschwiudlcr in blauer Uniform tritt wieder an verschiedenen Stellen auf. Er erzählt den Vermieterinnen, daß er die ganze Nacht gefahren sei, um hier seine in Stellung befindliche Schwester zu besuchen. Aus einige Tage mietet er dann ein Zimmer. Ist er dann allein in der Wohnung, so rafft er zusammen, was ihm begehrenswert erscheint, und verschwindet. In einigen Fällen hol er auch noch anderen Schlafburschen die Koffer erbrochen und ihres Inhalts beraubt. Der Dieb ist etwa 1,50 Meter groß und trägt einen Kneifer._
Feuer in Nudow.— Ein Heizer verbrannt. In der Fabrik des Dr. ing. Schliemann in Rudow , Kanalstraßc, am Teltowkanal, entstand gestern vormittag 101/* Uhr ein Schadenfeuer, dem leider ein Menschenleben zum Opfer fiel. Ein Heizer verbrannte, der Leiter des Militärkommandos vom nahen Flugplatz erkrankte so schwer an Rauchvergiftung, daß man ihn nach dem Garnisonlazarett in Tcmpelhof bringen mußte.— In der Fabrik wird Oel auS Teer hergestellt. Der Brandherd lag in dem großen Kesselhausc. Der Heizer hatte einen Hahn gcöffncr und der ausströmende Rauch entzündete sich. DaS Feuer griff so schnell um sich, daß sich der Heizer nicht mehr zu retten vermochte, während ein anderer im Kesselräume an- wesender Arbeiter glücklich entkam. Der Kesselraum ist vollständig ausgebrannt, ebenso haben die in der unmittelbaren Nachbarschaft lagernden Vorräte an fertigen und halbfertigen Werten sehr gelitten Die mächtige Flamme, die von der Brandstätte ausging, alarmierte die ganze Nachbarschaft, so daß zahlreiche freiwillige Feuerwehren - wohl zwanzig an der Zahl— auS Britz , AdlerShof , Johannisthal anrückten. Gegen 1 Uhr mittags war weitere Gefahr beseitigt. Der Materialschaden ist ziemlich erheblich. Ei» sehr gefährlicher Brand kam am Mittwochnachmittag in dem Ehemikalienkeller der Chemischen Fabrik von C. Doehl Nachfolger in der Lothringer Str. 50 zum Ausbruch. Der Angriff war infolge der gistigen Ehlordämpfe usw., die sich entwickelt hatten, sehr er- schwert. AtmungSapparate mußten benutzt werden, mit denen«S gelang, bis zum Brandherd vorzudringen. Erst nach längerein Löschen mit mehreren Schlauchleitungen glückte cS, des Brandes Herr zu werden. Die Mannschaften hatten unter der Einwirkung der Dämpfe und der außergewöhnlich großen Hitze viel zu leiden. Die Entstehung des Brandes wird auf Unvorsichtigkeit zurückgeführt. Ardeiter-BildungSschule. Der nächste Vortrag de! Kursus deS Genossen Eduard B ernst ein findet am Freitag, den 11. Juni, statt. Gesperrt. Der östliche Fahrdamm der Brunnenstraße zwischen Demminer und Stralsunder Straße wird wegen der Ausführung von Nntergrundbahnbauarbeitcn in der Zeit vom 7. Juni bis 8. Juli d. I. für den FuhrwerkSverlehr gesperrt. Die Omnibusse werden bei der Fahrt in nördlicher Richtung umgeleitet über die Stralsunder, Ruppincr und Demminer Straße.
fim öen Gemeinden. Lebensmittclverkäufe in den Vororten. Nach und nach beginnen jetzt die Vororte mit dem Verlauf der aufgespeicherten Nahrungsmittel. In Charlotten bürg wird man in der nächsten Zeit damit beginnen, während Neukölln noch bis zum nächsten Monat warten will. Einige andere Gemeinden haben bereits damit begonnen, von denen wir zunächf: die nachstehenden veröffentlichen: Lichtenberg . Der Fleischverkaus findet statt: 1. in der Schorn- weberslratze 40: Montags und Donnerstags, 2. in der Türrfchmidi- straße 2: Dienstag« und Freitags, 3. in der Magdalenenstraße 14: Mittwochs und Sonnabends in der Zeit von 0 bis 12 Uhr vor- mittag« und von 4 bi« 7 Uhr nachmittag«.— Preise von Montag. den 7. Juni ab: Für daS Pfund mageren und fetten Specks 1,60 M. Für das Pfund Schmalz 1,60 M. Die Preise für Fleischkonserven, die aus bestem Schweinefleisch unter ständiger Beaussichligung der staatlichen Zentral-Einkaufsgesellschaft hergestellt sind, beträgt für die 1 Pfund-Dose Schweinefleisch in Brühe 1,35 M., I-Pfund-Dose Weiß- und Leberwurst 1,10 M, I-Psund-Dose Blutwurst 1,00 M., I-Pfund-Dose Sülzwurst 1,20 M.— Außer den Fleischwaren werden beste Tafel- Margarine, 1 M. pro Pfund, und Makkaroni, 50 Pf. pro Pfund, verkauft. FriedrichSfeldc. Von den von der Gemeinde beschafften Fleischwaren kommen zum Verkauf(in Dosen von etwa 1 Pfund): Schweinefleisch in eigenem Saft zum Preise von 1,40 M., Rindfleisch in eigenem Saft zum Preise von 1,35 M.. Berliner Aufschnitl, sogen. Cornedbeef, zum Preise von 1.15 M., Leberwurst zum Preise von 1,20 M., Fleischwurst zum Preise von 1,10 M. Der Verkauf findet nur gegen Vorzeigung und Abstempelung der Brotkarte an Einwohner der Gemeinde statt und wird auf jede Brotkarte 1 Pfd. Fleischware pro Woche geliefert. Der Verkauf findet gegen Bar-