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Nr. 164.

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Berliner   Volksblaff.

32. Jahrgang.

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 16. Juni 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.

Heftige Kämpfe an der ganzen galizischen Front

Die Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 15. Juni 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Die Franzosen holten sich gestern eine neue Niederlage. Trotz der am 13. Juni erlittenen schweren Verluste segten sie ihren Durchbruchsversuch auf der Front Liévin­Arras mit großer Zähigkeit fort. Die mit einem ungeheuren Munitionsaufwand vor bereiteten und in dichten Wellen vorgetragenen französischen   Angriffe brachen abermals in dem Feuer unserer braven Truppen unter den schwersten Verlusten für den Feind ans. nahmslos zusammen.

Nordwestlich von Moulin fous Touvent( nordwestlich von Soissons  ) gelang es uns noch nicht, die am 6. Juni verlorenen Grabenstücke wiederzunehmen.

In der Champagne nördlich von Perthes und von Le Mesnil lebte der Kampf stellenweise wieder auf, ohne daß der Feind einen Vorteil zu erringen vermochte.

Am Sonntag wurde die Kirche in Leffinghe, südwestlich von Ostende  , während des bürgerlichen Gottesdienstes von feindlicher Artillerie beschossen. Mehrere belgische Zivilpersonen wurden verlegt.

Gestern ist die offene Stadt Karlsruhe  , die in keinerlei Beziehung zum Kriegs­schauplan steht und nicht die geringste Befestigung aufweist, von einem feindlichen Flugzeuggeschwader mit Bomben beworfen worden. Soweit bisher bekannt, fielen 11 tote und 6 verwundete Bürger dem Ueberfall zum Opfer; militärischer Schaden konnte natürlich nicht angerichtet werden. Von einem unserer Kampfflugzeuge wurde ein Flugzeug aus dem feindlichen Geschwader herausgeholt; die Infaffen find tot. anderes feindliches Flugzeug wurde bei Schirmeck   zum Landen gezwungen,

Deftlicher Kriegsschauplaz.

Ein

Westlich zawle stürmten deutsche Truppen das Dorf Dautize und wiesen danach mehrere von zwei bis drei russischen Regimentern geführte Gegenangriffe ab. 4 Offiziere 1660 Mann wurden gefangen genommen.

Unsere neugewonnenen Stellungen südlich und östlich der Straße Mariampol­Kowno wurden gestern wiederholt von starken feindlichen Kräften vergeblich angegriffen.

Wir stießen aus der Front Lipowo- Kalwarja vor, drangen in die russischen Linien ein und eroberten die vordersten Gräben. Auch am Orzhe gelang es unseren an greifenden Truppen, das Dorf Jednorozec  ( südöstlich von Chorzele), die Czerwona Gora und die Brücke östlich davon im Sturm zu nehmen; bisher an dieser Stelle 325 ge: fangene Russen.

Feindliche Angriffe gegen unsere Einbruchsstellen nördlich von Bolimow   scheiterten.

Südöstlicher Kriegsschauplay.

Dem in der Schlacht am 13. und 14. Juni von der Armee des Generaloberst v. Mackensen geschlagenen Gegner ist es nicht gelungen, in seiner rückwärtigen, vor­bereiteten Stellung nordwestlich von Jaworow Fuß zu fassen. Der Feind wurde ge­worfen, wo er sich stellte. Die Beute mehrt sich.

Durch die scharfe Verfolgung sind auch die russischen Truppen südlich der Bahn Przemysl- 2emberg zum Rückzug gezwungen.

Truppen des Generals von der Marwiz nahmen gestern Moszisca. Der rechte Flügel der Armee des Generals v. Linsingen stürmte die Höhen westlich Jezupol; ihre Kavallerie erreichte die Gegend südlich von Mariampol  .

Der österreichische Generalstabsbericht. Wien  , 15. Juni.  ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut­bart, 15. Juni 1915 mittags:

Russischer Kriegsschauplah.

Oberste Heeresleitung.

gegen alle russischen Angriffe halten. Teile dieser Armee haben in Bessarabien   zwischen Dujestr und Pruth   die dort stehenden russischen Kräfte erneut zum Rückzug gezwungen und sie gegen Chotin und entlang des Pruth   zurückgedrängt.

Die Zahl der in den galizischen Kämpfen seit 12. Juni eingebrachten Gefangenen hat sich gestern wieder um Durch den Angriff der verbündeten Armeen haben sich einige Tausend erhöht. nahezu an der ganzen Front in Galizien   heftigel Kämpfe entwickelt.

Italienischer Kriegsschauplah.

Truppen der Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand Neuerliche Versuche der Italiener, an unsere Stellungen dringen nach Besisnahme von Sieniawa am Ost- bei Tolmein und Plava heranzukommen, blieben wieder ufer des San in nördlicher und nordöstlicher Richtung vor. ohne Erfolg. Gestern herrschte an einzelnen Abschnitten der Schloß und Meierhof Piskorowice wurden gestern erstürmt; Isonzo   front Ruhe. Die durch einen italienischen   Parla­zahlreiche Gefangene gemacht. mentär überbrachte Bitte, wegen Beerdigung der Toten das Unter erbitterten Kämpfen dringt die Armee des Feuer einzustellen, wurde aus militärischen Gründen ab­Generalobersten v. Madensen beiderseits Krakowies und gewiesen. auf Oleszyce vor. Anschließend greifen die Truppen des Au der kärutnerischen Grenze erstürmte steirischer Generals Boehm- Ermolli   die Russen östlich und südöstlich Landsturm den Pal östlich des Plöckenpasses und wies drei Mosziska an, wo neue feindliche Stellungen die Richtung auf Gegenangriffe des Feindes auf diesen Grenzberg ab. Grodek decken. Im Tiroler Grenzgebiet fühlte der Gegner gegen Südlich des oberen Dujestr halten starke russische unsere Stellungen vor und unterhält wirkungsloses Artillerie­Kräfte die Brüdenköpfe von Mikolajow, 3y- feuer. An einem Grenzpuukt zwang ein Gendarmerieposten daczow und Halicz gegen die vordringenden verbün- ohne eigene Verluste eine italienische Kompagnie zum Rückzuge deten Truppen der Armee Linsingen, während fluß- und nahm 58 Italiener gefangen. abwärts die Truppen des Generals Pflanzer- Baltin  

vor Nizuiow und Czernelica stehen und das eroberte Zaleszczyki  

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Verständigung mit England.

Es ist bekanntlich der Presse verboten, über das Kriegs­ziel zu schreiben. Zwar haben der Reichskanzler im Reichs­tage für den aufmerksamen Zuhörer verständlich genug, der Herrenhauspräsident, die Abgeordneten v. Westarp und Schiffer und eine Reihe bürgerlicher, meist nationalliberaler und fonservativer Politiker für jeden mit nicht zu über­sehender Deutlichkeit sich für bestimmte Kriegsziele ausge sprochen; aber eine Erörterung dieser Fragen mögen sie durch die Mitteilung der stenographischen Parlamentsberichte noch so sehr zu eingehender Diskussion und Beantwortung drängen bleibt verboten. Da ist es nur au natürlich, daß die öffentliche Meinung notgedrungen sich andere Wege zu bahnen sucht. Mehrere große Wirtschaftsverbände haben wiederholt in Denkschriften ihre überspannten Kriegsziel­wünsche zur Kenntnis der Regierung, der Parlamente und besonders interessierter politischer Kreise gebracht und die Antwort darauf von ruhigerer einsichtsvollerer Seite fann nicht ausgeblieben sein. Wenigstens zeigt das ein heftiger Angriff von Dr. Doerkes Boppard in der National­Beitung", wo gegen die Maulwurfsarbeit eines kleinen Konventifels englandfreundlicher Pazifisten und international gesinnter Fanatiker" Front gemacht wird. Wir wollen nicht lange darüber rechten, daß die National Zeitung" nie irgend­ein tadelndes Wörtlein über die mit allen Mitteln arbeiten. den geheimen Konventikel" der Annerionsfreunde gesagt hat. Wir heben vielmehr nur den sachlichen Kern der Angriffe heraus, und da heißt es:

W

Klar und deutlich gesagt: es sind Bemühungen im Gange, die verantwortlichen Stellen im Reiche und die politisch ein­flußreichen und maßgebenden Schichten im Volke von der an­geblichen Notwendigkeit und Nüglich feifeines biT ligen Friedens mit England zu überzeugen, eines Friedens, der natürlich nur durch das Entgegenkommen Deutschlands   in einer ganz bestimmten Frage zu er­langen ist.".

Die National- Zeitung" wird sich erinnern, daß in der rechtsstehenden Presse und der in diesen Fragen stets mit­laufenden Vossischen Zeitung" fortgesezt Wochen hindurch ganz offen einer Verständigung mit Rußland   das Wort ge­redet worden ist. Wir können uns nicht denken, daß nun die Empfehlung einer Verständigung mit den Westmächten, speziell mit England, die Bedeutung haben soll, den Boden zu unterwühlen, auf dem nach dem Kriege die Befestigung und Sicherung Deutschlands   errichtet werden sollen" wie die National- Zeitung" so schön entrüstet schreibt. Vielmehr haben alle Kreise die Absicht, im Interesse Deutschlands   z11 wirken, und der Vorwurf weniger vaterländischer" Ge­sinnung sollte in dieser Zeit wirklich völlig zum Verstummen gebracht sein.

-

Die Diskussion über eine Verständigung mit England hat besonders dadurch an Boden gewonnen, daß Gerüchte um­liefen, England sei im Frühjahr zu einem Frieden mit Deutschland   bereit gewesen. Die offiziöse Norddeutsche All­gemeine Zeitung" hat diese Gerüchte widerlegt, aber nach Mitteilung der National- Zeitung" wird dieser Berichtigung in bestimmten Kreisen kein Glauben geschenkt.

"

Die Reichsregierung hat in der Nordd. Allg. 3tg." ant 5. Juni erklären lassen, daß keinerlei Friedensanregungen der englischen   Regierung hierher gelangt sind." Wenn nunt von bestimmter Seite, die der Regierung ja nicht unbekannt ist, jetzt der Versuch gemacht worden ist, dies durch gegenteilige An­gaben zu bestreiten, so ist es Sache der zuständigen Stellen, ob sie sich ins Unrecht sehen lassen wollen oder nicht."

Ja, die National- Zeitung" scheint selbst der Norddeut­schen" nicht ganz zu glauben; denn sie weiß allerlei über Ver­handlungen ,, englischer Mittelspersonen" zu berichten. Sie

schreibt:

Man muß doch heute schon Verwahrung dagegen einlegen, daß von einem fleinen Konventifel englandfreundlicher Pazifisten und international gesinnter Fanatiker über den Kopf aller ver­antwortlichen Stellen hinweg Verhandlungen und Beratungen gepflogen werden, die auf nichts mehr und nichts weniger als auf eine Preisgabe der deutschen   Interessen gegen weitgehende Kompensationen" Englands abzielen. Diese Preisgabe soll eben darin bestehen, daß Deutschland   vorbehaltlos sich auf der prinzipiellen Grundlage" einigt, die von englischen Mittels­personen vorgeschlagen worden ist. Was damit einzig und allein gemeint ist, liegt so klar auf der Hand, daß es der wörtlichen Wiedergabe der Vorschläge nicht bedarf.

Nach unserer Kenntnis der Dinge hat die Reichsregierung, obwohl namhafte Diplomaten( allerdings außer Diensten) diesen " Verständigungsabsichten" sympathisch gegenüberstehen und sich um ihre Weitergabe bemühten, es abgelehnt, sich weiter mit der Angelegenheit zu befassen."

Daß die englische   Regierung nicht selbst offiziell Friedens­angebote an Deutschland   übermittelte, ist selbstverständlich. Der Weg, von dem die Nationalzeitung" berichtet, ist der in