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Zu dem Mord bor dem Gchlefischen Tor ist zu berichten, daß der Schulranzen des ermorderten Mädchens jetzt aufgefunden worden ist. Bei dem Bootsverleiher Schellach, der am Gröbenufer unterhalb der Oberbaumbrücke seinen Stand hat, kamen am Sonntagmittag zwei junge Männer von 1617 Jahren, liehen ein Boot und ruderten in der Richtung nach Treptow zu. Gegen 1 Uhr etwa kehrten sie zurück und übergaben ihm mit dem Boot zugleich eine Schulmappe, die sie in der Spree aufgefischt hatten. Schellach hatte viel zu tun und sah sich deshalb zunächst die Mappe nicht weiter an. Erst später übergab er sie einem Beamten. Diese Mappe ist, wie jetzl feststeht, die der er- mordeten Else Ley. Ihre Bücher befanden sich noch darin. Für die weiteren Ermittelungen ist es nun sehr wichtig, daß ihre Finder, die beiden jungen Männer, sich unverzüglich bei der Kriminalpolizei im Zimmer 103 des Polizeipräsidiums melden, lieber den Aufenthalt des ÄiiideS nach dem Verlassen der Schule konnte noch nichts ermittelt werden. Die Kleine besuchte die Klasse 6M der katholi­schen Gemeindeschule, die von der Skalitzer nach der Forster Straße verlegt wurde. Auf dem Heimwege pflegte das Kind die Forster Straße entlang, durch den Tunnel der Görlitzer Bahn gegenüber de Liegnitzer Straße und dann durch die Falckensteinstraße und übe die Oberbaumbrllcke bis zur Stralauer Allee zu gehen, über die sie dann nach rechts einbiegen uiußte, um nach Hause zu kommen. Diesen Weg wird sie wahrscheinlich auch am Sonnabend einge- schlagen haben, eS hat sich aber niemand gemeldet, der sie dort oder vor dem elterlichen Hause gesehen hätte. Die Kleider des Mädchens, ihr Bild und Teile des Kartons mit der Verschnürung find jetzt im Lichthofe des Polizeipräsidiums ausgestellt worden. Nach dem Gut- achten deS Strommeisters der Strecke wird der Karton mit der Leiche nicht weit von der Schleuse entfernt ins Wasser geworfen worden sein. Ein Knick der Spree und der Wasserdrang aus der Schleuse erzeugen einen Strudel, der das Paket wahrscheinlich längere Zeit an diesem Orte festgehalten hat. Es ist anzunehmen, daß das Mädchen auf dem Heimwege die Oberbaumbrücke nicht mehr überschritten, sondern wohl schon im Tunnel der Görlitzer Bahn die Bekanntschaft deS Mörders gemacht und daß dieser eS schon von dort aus verschleppt hat. Wahrscheinlich hat er die Leiche am Sonntag in aller Frühe in? Wasser geworfen. Der Karton ist nicht neu, sondern schon länger gebraucht. Er wird also aus einer Wirtschaft oder einer Wohnung jetzt plötzlich verschwunden sein. Zimmer- und Schlaf- stellenvermieterinnen werden ersucht, sich darauf hin ihre Räume ein- mal anzusehen und der Kriminalpolizei sofort Mitteilung zu machen, wenn sie einen Karton dieser Art vermissen.

Wegen Betruges verurteilte das Schöffengericht einen hiefigen Einwohner, der sich durch Vorspiegelung falscher Tatsachen von der Landesversicherungsanstalt Berlin zuunrecht Arbeitslosenunterstützung erwirkte, zu zwei Wochen Gefängnis.

IV OVO lebende Renntiere beabsichtigt, eine Berliner Firma behufs Abschlachtung aus Norwegen nach dein Berliner Schlachthof ein- zuführen. Ein solches Tier ist, wie die»Allgemeine Fleischer-Zeitung" berichtet, hier geschlachtet worden; es schien durch den Transport etwas gelitten zu haben. Das Gehörn war verletzt, und der Ge- samteindruck war der einer großen Erschöpfung. Bei Einfuhr größerer Transporte werden sich sür die Tiere mancherlei Erleichte- rungen beschaffen lassen, die für ein einzelnes Tier nicht eingerichtet werden können. Flucht eines Verbrechers. Ein gefährlicher Verbrecher ist gestern auf dem Wege nach dem Untersuchungsgefängnis zu Moabit ent- sprungen. Es ist der Schlächtermeister Leonhard Kaufmann aus der Ningbahnstr. 7 zu Tempelhof. der im Laufe eines halben Jahres für 40 000 M. Fleischwaren von Einbrechern, denen er Winke gab und Wege zeigte, stehlen ließ und zum Teil selbst mit stahl. Von der Neuköllner Kriminalpolizei endlich verhaftet, sollte er gestern vom Amtsgericht nach dem Untersuchungsgefängnis in Moabit ge- bracht werden. Beim Verlassen deS Straßenbahnwagens gelang eS ihm. dem Beamten, der ihn begleitete zu entwischen und im Ge- dränge zu verschwinden. Nrbeiter-Bildungsschule. Der letzte Vortrag im Kursus des Genossen Eduard B e r n st e i n findet schon heute Mittwoch, den 16. Juni statt. Ferner wird der BezirkSbildungSauSschuß demnächst eine Hörerversammlung einberufen. Wirersuchen die Teil- nehmer in den Kursen, ihre Legitimationskarten aufzubewahren, die als Eintrittskarten gelten. Die Ankündigung erfolgt im»Vor- wärtS." Unter dem verdacht deS räuberischen UcberfalleS, der in der Nacht zum Sonntag auf den Telegraphenmechaniker Neuendorf am städtischen Friedhof in der Seestraße verübt wurde, ist von der Kriminalpolizei ein Mann verhaftet worden, der in der Nacht mit mehreren Kopfverletzungen nach der Wohnung seiner Geliebten in der Wriezener Straße kann Der Verhastete wollte über diese Ver- letzungen, die einen großen Teil des Gesichtes bedecken, erst keine Auskunft geben und sagt jetzt, er habe sie an der Ecke der Pank- und Badstraße, also nicht weit von der Seestraße entfernt, in einer Schlägerei mit zwei Zivilpersonen und einem Artilleristen erhalten. Einer seiner Gegner, der sich für einen Schlächter ausgegeben und auch so ausgesehen habe, sei ebenfalls erheblich verletzt worden. Diese beiden Zivilpersonen und der Soldat werden ersucht, sich umgehend bei der Kriminalpolizei im Zimmer 52 zu melden, damit festgestellt werden kann, ob die Angaben des Ver- hafteten richtig sind. Der schwerverletzte Neuendorf wurde, als er an der Friedhofmauer lag, zuerst von einem Manne erblickt, der dann einen zweiten von der anderen Straßenseite herüberrief. Dieser zweite Mann hat sich bei der Kriminalpolizei gemeldet, der erste dagegen, der angab, daß er aus Tegel sei, noch nicht.

Feuer im Strafgefängnis Tegel. Im Strafgefängnis Tegel war am Dienstagnachmittag ein Brand ausgebrochen. Es brannte in eineni Seitenflügel. Die Ge- fahr wurde zum Glück gleich bemerkt und die Berliner Feuerwehr benachrichtigt, die sofort einen Automobilzug entsandte. Mit einem L-Rohr und drei v-Rohren griff die Feuerwehr von zwei Seiten gleichzeitig an. Dadurch gelang eS noch vor Eintreffen der Wehren aus Tegel , Reinickendorf . Wittenau . Spandau usw. die Flammen zu lokalisieren. Dank der vorzüglichen, massiven Bauart und der auf Feuerficherheit getroffenen Matznahmen und der schnellen Hilfe blieb der Brand auf seinem Herd beschränkt. Gegen Abend konnten die Wehren wieder abrücken. Von den Gefangenen soll niemand zu Schaden gekommen sein. Da§ jetzt sehr beschränkte Wärter- und Be- amtenpersonal hatte Vorsorge getroffen, daß die Gefangenen, welche gefährdet erschienen, sich ohne Beunruhigung in Sicherheit bringen konnten. Die Entstehung wird auf Unvorsichtigkeit zurückgeführt. Das Opscr enutS Autvmobilunfallcs ist gestern nachmittag der 58 jährige>.Kaufmann Rudolf Rabe aus der Alvenslebenstr. 17 geworden. Als er gegen 2 Uhr an der Ecke der Eichhornswaße den Fahrdamm der Potsdamer Straße überschreiten wollte, übersah er das Herannahen eines Geschäftsautos der Firma Grünfeld und wurde von dem Kraftwagen zu Boden gerissen. R. erlitt Rippen- brüche und Quetschungen der Brust und mußte, nachdem ihm auf der nahen Unfallstation die erste ärztliche Hilfe zuteil geworden war, nach dem Rudolf-Virchow-Krankenhause gebracht werden. Beim Baden ertrunken. Am Sonntag, den 13. Juni 1915, nach- mittags, ist ein unbekannter, etwa 2025 Jahre alter, iniltelgroßer Mann, wahrscheinlich im Freibnd Tegeler«ec ertrunken. Die Kleider

' deS Unbekannten, der einen kleinen Schnurrbart haben soll, wurden des Abends am Ufer gefunden. Sie bestehen aus einem Marengo- jockettanzug, lilafarbenem Oberhemd, weißem Sportumlegekragen mit Selbstbinder, blauen Strümpfen, schwarzen Lackknöpfschuhen mit grauem Einsatz, Gummiregenmantel mit flacheni, rundem Strohhut mit schwarzem Band. Sein weißbuutes Taschentuch ist gezeichnet: K M." Wer über die Persönlichkeit des Mannes Auskunft geben kann, wolle sich bei der Tegeler Polizei melden. Kleine Nachrichten. Die Berliner Wehr wurde gestern früh um 5 Uhr nach der Graunstr. 15 alarmiert, wo sich zwei Personen mit Gas vergiftet hatten. Wiederbelebungsversuche waren leider erfolg- los. In einem anderen Fall glückte es in der Kot'.buser Str. 4, die bewußtlose Person zu retten und lebend nach dem Urban- Krankenhause zu schaffen. Bor dem Hause Hasenheide 16 sprang gestern vormittag gegen 10 Uhr der Feldwebel Marks von der 3. Kompagnie des 4. Garde-Regiments zu Fuß während der Fahrt von einem Siraßenbahnwagen der Linie 15 und kam zu Fall. Er erlitt einen Bruch des lmken Unterschenkels und fand im Reserve- lazarett»Neue Welt' Aufnahme. Ein Portemonnaie gefunden wurde am Sonnabendnachmittag in der Hermannstraße in Neukölln . Der Verlierer kann sich melden bei Schied, Weisestr. 17 III._

fius öen Gemeinden. Marktdebatte in Schöneberg . Die Stadtverordnetenversammlung wählte am Montag für den ausgeschiedenen Genossen Molkenbuhr den Stadtv. Wols -Zitel- mann sFreie Fraktion) zum Vorsteher-Stellvertreter und Genossen Rottländer zum ersten Beisitzer. Das Marktwesen soll eine größere Ausdehnung erfahren, zu diesem Zweck will der Magistrat auf dem Rudolf-Wilde-Platz vor dem neuen Rathause einen neuen Markt errichten, der Dienstags und Freitags abgehalten werden soll. Auf dem Winterfeldt-Platz soll jeden Montag ein Abendmarkt eingerichtet werden. Die dadurch entstehende Einnahme wird für die ersten Jahre mit zirka 16 000 M. berechnet. Stadtv. Friedrich sFr. Fr.) ersuchte um Ablehnung der Vor- läge, da man den Gemüsehändlern das Leben nicht zu sehr er- schweren dürfe. Als Preisregulator könne der Markt nicht in Be- tracht kommen, da dort nicht immer frische, noch viel weniger die beste Ware verkauft werde. Auch fehle es an der notwendigen Kon- trolle. Bei dem vor einiger Zeit vorhandenen Karloffelmangel waren es die Gemüsehändler, die dem Publikum entgegen kamen und genügend Kartoffeln zu mäßigen Preisen zur Verfügung stellten. Die Bücher dieser Gewerbetreibenden beweisen deren starken Ge- schäftsrückgang durch Einrichtung von Märkten. Auw Sozialdemo- traten geben zu, an den Markttagen sehr schlechten Geschäftsgang der umliegenden kleinen Geschäftsinhaber bemerkt zu haben. Den Kleingewerbetreibenden kann nur durch Ablehnung der Vorlage ge- Holsen werden. Genosse K ü t e r erklärte, daß je mehr sich das wirtschaftliche Leben ausbreite, sich eine Preisregulierung von selbst ergebe. Von der städtischen Verwaltung müsse vielmehr getan werden, um dem Allgemeinwohl Rechnung zu tragen. Auch die öffentlichen Märkte haben ihre Nachteile, die aber durch Vorteile für die Käufer voll- ständig behoben werden. Besonders die Frauen der arbeitenden Bevölkerung haben diese Vorteile erkanilt. Den hiesigen Händlern steht nichts im Wege, ihre Waren den Preisen des Marktes anzu- passen sowie auf dem Markte ihre Ware feilzuhalten. In der Kartoffel- frage haben die Märkte sich wohl bewährt, während die Ladenhändler mit den Marktpreisen nicht konkurrieren konnten. Die Befürchtung des Vorredners, daß ein neuer Markt vor dem Rathause den Frauen der Kriegsteilnehmer Gelegenheit bieten würde, ihr Geld los zu werden, sei vollständig falsch. Die Frauen sind vielmehr gezwungen, mit dem wenigen Gelde sparsam und haushälterisch umzugehen, und daS kann leichter durch eine große Auswahl auf dem Markte erreicht werden. Vor allen Dingen komme erst das Allgemeinwohl, Interessengruppen müßten dabei zurücktreten. Die Vorlage wurde einem Ausschuß überwiesen, dem die Ge- noffen Eichelhardt, Küter, Reiche angehören. Städtischer Fleischverkauf in Charlottenburg . Am Mittwoch, den 16. d. M., eröffnet die Stadt den Verkauf von Fleischdauerwaren in 32 als städtische Verkaufsstellen kenntlich gemachten Fleischerläden, die über die ganze Stadt verteilt find. Der Bezug des Fleisches ist nur Charlottenburger Einwohnern gegen Vorzeigung der von einer städlisckien Brotkommission ausgestellten Berechtiguiigskarte, die jeder auf Verlangen erhält, gestattet. Die für den Kauf von städtischen Kartoffeln ausgestellten Karten haben gleichfalls Gültigkeit. Ein Verkauf an Wiederverkäufer, Zwischen- Händler, Fleischer, Fleischwarenhändler usw. findet nicht statt. In den städtischen Verkaufsstellen dürfen andere als städtische Fleisch- dauerwaren nicht verkauft werde«. ES werden an den einzelnen Käufer nur'/z bis 4 Pfd. geräuchertes oder gesalzenes Schweine- fleisch oder Speck abgegeben; Hinterschinken wird in ganzen oder halben Schinken verkauft. Die Preise für das Pfund sind folgende: Hinterschinken mit Knochen 1,60 M., Kamm oder Schulter(Border- schinken 1,30 M., Rücken und Bauchspeck 1,40 M., Pökelfleisch(Kamm oder Schulter) 1,10 M._ Der Neuköllner Magistrat genehmigte in seiner letzten Sitzung den Entwurf kür den Bau der Abtei-Brücke in Gußeisenbeton. Der Magistrat Berlin soll auf die das Stadtbild verunzierende Aus­nutzung des Borchardtschen EckgrundstückS am Hermannplatz hin- gewiesen und ersucht werden, eine vorläufige Freilegung der Straßen- landflächen vorzunehmen, sobald die Sradlgemeinde Berlin in den Besitz deS Grundstücks gelangt ist. Mit der vom Sonderausschuß II der Kriegsnolstandskommission beschlossenen Herabsetzung der Kartoffelpreise erklärt sich der Magistrat einverstanden. Er genehmigt ferner die wegen anderweiter Verwertung der Äartoffelbestände zur Herstellung von Kartoffelichnitzeln und Äartoffelflocken getroffenen Maßnahmen. Die für die Kartoffelverwerlung nicht mehr ge- eigneten Kartoffeln sollen als Futterkartoffeln verkauft werden. Kinderveranstaltunge» in Neukölln . Heute Mittwoch: Spielausflug nach dem Spielplatz der Freien Turnerschaft Neukölln- Britz. Abmarsch 2 Uhr nachmittags vom Wildenbruchplatz lElsensteg». Nächste Tagespartie: Sonntag, den 27. Juni.

Ermäßigung der Kartoffelpreise in Steglitz . Die Gemeinde hat die Kartoffelpreise abermals ermäßigt, und zwar auf 3,50 für den Zentner. Im Einzelverkauf kosten 10 Pfd. 40 Pf. Der Verkauf findet wie bisher täglich von 812 und 2 bis 7 Uhr im Schuppen der gleislosen Bahn. Bergstraße, außerdem Sonnabends in der Gemeindeschule Friesenstraße statt. Kinderveranstaltunge« i« Steglitz . Heute wie jeden Mittwoch: SpielauSflug der Kinder. Treffpunkt um 2 Uhr am Bahnhof Steglitz .

Mus Industrie und Handel. KriegSgewinue. Die Spreng st off-Gesellschaft Kosmos in Hamburg erhöhte ihren Betriebsgewinn von 95 380 auf 109 875 M. Aus dem Reingewinn wird wie im Borjahre eine Dividende von 7'/, Proz. gezahlt._ Preissteigerungen in England. Berlin , 15. Juni. (W. T. B.) Bei der Beurteilung, welche die eben bekannt gewordenen Maiziffern deS englischen Außenhandels

in der Presse erfahren, wird bielfach, was insbesondere die Einfuhr von Lebensmitteln betrifft, ausschließlich von der Verschiebung der Einfuhrwerte gesprochen, während die Mengenziffern außer acht ge- lassen werden. Auf diese kommt es aber wesentlich an, wenn man sich ein richtiges Bild von den Verhältnissen machen will. So ist z. B. der Wert der Weizen- Einfuhr gegen den Mai 1914 von 2 464 000 Pfund Sterl. auf 5 373 000 Pfd. Sterl. gestiegen; dagegen hat sich die ein- geführte Menge von 6 046 000 osnt�vsigfirts nur auf 7 284 000 cwts erhöht. Das bedeutet eine Preis st eigerung um 81Prozent im Laufe des Jahres. An Hafer sind 1 783 000 cvts gegen 1 192 000 owts ein­geführt; wenn aber der Wert der Einfuhr sich auf 1 021 000 Pfund Sterl. gegen 347 000 Pfd. Sterl. im Mai 1914 stellt, so bedeutet das wiederum eine Preis st eigerung um 97 Prozent. ES sind 566 000 ovts Speck gegen 419 000 cwts eingeführt worden. Die Steigerung deS Einfuhrwertes von 1 427 000 Pfund Sterling auf 2 084 000 Pfund Sterling bedeutet eine Preis- st eigerung von 8 Prozent. Wenn die Butter- Einfuhr von 325 000 owts auf 275 000 owts zurückgegangen ist, so ist andererseits der Einfuhrwert von 1 798 000 Pfund Sterling auf 1930 000 Pfund Sterling gestiegen, und das macht eine Preis st eigerung von 27 Prozent aus. Fleischkonserven sind, offenbar für militärische Zwecke, in einer Menge von 183 000 owts gegen 85 000 owts im Vorsabre ein­geführt worden; die Erhöhung des Einfuhrwertes von 405 000 Pfd. Sterling auf 1 098 000 Pfd. Sterling bedeutet eins Preis- st eigerung von 26 Proz. Für Tee stellt sich die Einfuhrmenge auf 22 087 000 Pfund gegen 16 858 000 Pfund im Mai 1914, der Einfuhrwert auf 1043 000 Pfd. Sterling gegen 633 000 Pfd. Sterling; daraus be- rechnet sich eine Preis st eigerung von 26 Proz. Diese Liste ließe sich noch weiter ausdehnen. So viel ist sicher, daß ein überwiegender Prozentsatz in der Erhöhung der Einfuhr- werte auf teurere Preise zurückzuführen ist. Auffallender noch ist ein Vergleich der Maiziffern mit denen des April. Da stellt sich z. B. heraus, daß Weizen, Hafer, Speck in erheblich geringerer Menge, dabei aber zu erheblich gestiegenen Wertziffern eingeführt worden sind.

Frankreichs Außenhandel. Der»TempS* schreibt: Der Außenhandel Frankreichs ist in den ersten fünf Monaten um 2 574 762 000 Frank zurückgegangen, von denen 922 528 000 Frank auf die Einfuhr entfallen und eine Verminderung um 25 Proz. be- deuten, und 1 652 234 000 Frank auf die Ausfuhr, was eine Ver- Minderung um 53 Proz. bedeutet. Die Lage der französischen Aus- fuhr weist gegenüber den Vormonaten keine Besserung auf. Die Einfuhr hat sich dagegen zusehends gebessert und zwar hauptsächlich infolge der Ankäufe von Artikeln für den Heeresbedarf im Auslande.

Die griechische Schiffahrt im Kriege. Ein bemerkenswerter und bezeichnender Faktor der gegen- wärtigen Lage ist das Zuströmen neutralen Schiffsraumes nach den Märkten, welche bisher als Hauptgebiet für die Verwendung bri- tischer Schiffe galten. In Nord- und Südamerika, im fernen Osten und in auswärtigen Kohlenmärkten wird nach der»Morning Post" die Borherrschaft besonders griechischer Schiffe täglich bemerkbarer. Seit dem Balkankriege haben griechische Reeder ständig britische und ausländische Dampfer aufgekauft, so daß sich die Summe des in griechischen: Besitz befindlichen Tonnen- gehaltes fast verdoppelte. Außerdem ließen sie in England Schiffe bauen, welche in jeder Hinsicht den besten britischen Trampdampfcrn gleichkommen. Während die Amerikaner ungezählte Reichtümer durch Ver- kauf ihrer Fabrikate ansammeln, kann man ruhig sagen, daß die griechische Nation eine Handelsflotte erwirbt, welche in künstigen Tagen ernstlich mit derjenigen irgendeiner anderen Nation rivali- sieren wird. Sie zieht den unbeschränkten Vorteil aus der Lage, welche durch die weitgehende Beschäftigung der britischen, französi- schen und italienischen«schiffe seitens threr Regierungen geschaffen wurde,

Soziales. 50 Pf. für ein Glas Wasser. In einem v-Zuge Berlin -Köln verknigtei: zwei Damen von eineni Speisewagenkellner je ein GlaS Wasser und erboten sich, das Glas mit 10 Pf. zu bezahlen. Der Kellner aber wollte 50 Pi. für daS Glas Wasser haben. Die Damen gingen darauf ein und bezahlten tatsächlich das GlaS Wasser mit 50 Pf. Ein Matrose. der sich als Mitreisender in demselben Wagenabteil befand, machte dem Oberkellner Mitteilung von dem Wucher, den der Kellnech mit den: Trinkwasser getrieben hatte. Der Kellner mußte auf Veranlassung des Oberkellners das Geld an die Damen zurück- geben und wurde entlassen. Beim Gewerbegericht verklagte der Kellner die Firma Rittelmann, Speisewagengesellschaft, auf Zahlung von 63 M., die er bei seiner Einstellung, die erst zwei Tage vor der Entlassung erfolgt war, für die Anschaffung der vor- geschriebenen Livree ausgegeben hatte. Die horrende Forderung von 50 Pf. für ein Glas Wasser suchte der Kläger damit zu recht. fertigen, daß es Eiswasser das ist Wasser mit einem Stückchen Eis darin gewesen sei, und daß er, falls die Damen die Gläser zerbrochen haben würden, die Kosten bätte tragen müssen. Der Pertretcr der Beklagten bezeichnete das Wassergeschäft des Klägers als eine so unehrliche Handlungsweise, daß man dem Kläger auch noch andere Dinge zutrauen könne. Deshalb sei er entlassen wor- den. Abgesehen von einzelnen Ausnahmen fei die Verabfolgung von Trinkwasser an die Reisenden durch die Angestellten der Speise- wagen nickü zulässig, denn wenn das Publikum ein GlaS Eiswasser für 10 Pf. haben könnte, würden wohl wenig Limonaden für 25 Pf. verkauft werden. Die Klag« wurde abgewiesen, weil der Kläger mit vollem Recht entlassen worden sei und er keinen An- spruch habe, die Kosten seiner Livree zurückzuverlangen. Vertragsbruch gegen italienische Musiker. In einem der Bäder- und Hotelbetriebsgesellschaft gehörenden Weinrestaurant konzertierte ein Luartett, bestehend auS einem ungarischen Pianisten und drei Italienern den Brüdern Tomni, welche Mandoline und Gitarre spielten. Die Musiker waren von der Direktion der Bäder- und Hotelbetriebsgesellschaft engagiert mit einer Tagesgage von 30 M. und Istägiger Kündigung. Als in der zweiten Hälfte des Monats Mai die Beteiligung Italiens am Weltkriege in ziemlich sicherer Aussicht stand, glaubte der Direktor der Bäder- und Hotelbetriebsgesellschaft den Gefühlen der Gäste seines Weinrestaurants dadurch Rechnung tragen zu müssen, daß er die drei Italiener plötzlich entließ. Der Ungar sollte mit einem neuengagierten Violinisten weiterspielen. Aber das ging nicht, weil die entlassenen Italiener die Noten, welche ihr Eigentum waren, mitgenommen hatten. Also schloß sich auch der ungarische Pianist seinen italienischen Kollegen an und verlangt« gleich ihnen Zahlung des entgangenen Verdienstes für 14 Tage. Die Klage wurde vor der Kammer 6 des GewerbegerichtS verhandelt. Das ganze Quartett forderte Zahlung von 1250 M., da es außer der Gage noch bedeutende Einnahmen von den Gästen gehabt habe. Der Direktor der Bäder- und HotetbetriebSgesellschaft erklärte. es sei sozusagen seine patriotische Pflicht gewesen, die Italiener zu entlassen. Unter den Gästen der Weinstube seien viele Offiziere, denen könne man doch nicht zumuten, sich jetzt von Italienern etwas vorspielen zu lassen. Es sei doch nicht möglich, daß jetzt deutsche Musiker in Rom auftreten, also könne auch nicht erwartet werden, daß er in Berlin italienische Musiker beschäftige. Das Gericht verurteilte die Beklagte, an die Kläger 700 M. als Entschädigung für die kündigungslose Entlassung zu zahlen.