1. Beilage zum„Vorwärts" Bttliner Volksblatt.Ar. 67.Mittwoch, den 2 Marz 1894.11. Iichrg.Lokales.Achtung, Parteigenosse»! Herr Großjahn, Inhaber vonKnebel's Restaurant am Spandauerberg, hat vor wenigen Tagendie Erklärung abgegeben, daß er sein Lokal fernerhin nicht mehrzu Partei- und Gewerkschaftsversammlungen hergeben werde.Das Restaurant ist mithin von der Lokalliste zu streichen.Im Auftrage der Lokalkommission:H. Schwarz, Rosmenstr. 2, Charlottenburg.In den Kreisen der Elementarschnllehrer Berlinsherrscht eine vollberechtigte tiefe Mißstimmung über den auch inder Sitzung vom letzten Freitag aufrechterhaltenen Beschluß desMagistrats, den Beschlüssen der Stadtverordneten-Versammlungnicht beizutreten, die eine Verbesserung der kümmerlichen Ge>hälter der Volksschullehrer enthielten. Das arbeitende Volk hatdas erste Interesse daran, daß die Lehrer ihrer Kinder so gtstellt werden, daß sie ihres Amtes mit Lust und Liebe, mitHingebung und Berufsfreudigkeit walten können: wie selten hatdiese ein durch Nahrungssorgen verbitterter Mann! Unter dennothwendigen Folgen einer schlechten und kümmerlichen Besoldungdes Volksschullehrers leidet das Kind des Proletariers und seineAusbildung.Allerdings mag diese Folge manchem Besitzenden erwünschtsein— von diesem und allem von diesem Standpunkt aus istes begreiflich, daß man die Hungerpeitsche über die Bildner derJugend zu schwingen bemüht ist. Die jetzige BerlinerSchulverwaltung hat wahrlich alle Veranlassung, denLehrern schon deshalb dankbar zu fein, daß trotzder grenzenlosen Vernachlässigung, deren sich unser Schul-wescn im Vergleich zu anderen Großstädten erfreut, nochbei der übergroßen Anzahl unserer Lehrer jener selbstlose, idealeSinn rege ist, der allein es erwöglicht, daß die Leistungen unsererSchulen noch das jetzige Niveau haben. Und wenn die Lehrer,die in ihren Gehaltsverhältnissen schlechter stehen als in einigenVororten Berlins, z. B. Pankow, den bescheidenen Antrag stellen,sie nicht schlechter zu stellen als die Subalternbeamten desMagistrats, dann ruft Herr Stadtschulrath Bertram in öffenr-licher Sitzung aus:„Herrschaften, die solche Ansprüche stellen, sindnie zufrieden zu stellen." Glaubt er, mit solchen Redewendungenden Lehrerstand zu heben? Wenn nun derselbe Magistrat demfast einstimmigen Beschluß der Stadtverordneten-Versammlungauf Verbesserung der Lage der Volksschullehrer ein Nein ent-gegensetzt, derselbe Magistrat, der für Forckenbecken und Schloß-Verschönerungen eine so offene Hand hat, so nähert er sich durchsolches Vorgehen immer mehr dem nothleidcnden Groß-Grund-besitzer, der Lehrer, Nachtwächter und Schweinehirt auf dieselbeHungerstufe setzt. Mag auch dies Vorgehen des Magistratswenigstens in weiteren Kreisen dahin auiklärend wirken, daßzwischen den Bestrebungen des eingefleischtesten JunkerthumS unddenjenigen der Bourgeoisie kein allzu großer Unterschied herrscht.Die kann eS ja! Nämlich die Direktion der GroßenBerliner Pferdeeisenbahn. In der letzten Generalversammlungder Gesellschaft wurde ihr durch Anfrage eines Aktionärs Ge-legenheit geboten. sich über ihre Stellung zu den verschiedenenWünschen des Publikums zu äußern. Die Antwort war: Wagen-Heizung ist nicht. Das Publikum kann sich die Influenza holen,wenn es sich aus dem geheizten Wagen ins Freie begiebt. Ver-billigung der Fahrpreise gicbt es ebenfalls nicht; vor allem keineZehnpfennig-Dectsitze. der ausgleichenden Gerechtigkeit wegen. Indiesem scherzhaften Tone ging es weiter. Warum auch nicht.Das Publikum läßt sich's ja gefallen und die zwölf ProzentDividende bleiben der Gesellschaft.Die Umgestaltung der Charit«« soll der„Köln. Ztg.« zu-folge in der Weise beabsichtigt sein, daß auf dem alten Charitee-Kirchhof eine neue große Klinik für innere Krankheiten errichtetund demnächst der Umbau der neuen Charitee in Angriff ge-nommen werden soll. Die Entwürfe für diese Neubauten sindsoweit gediehen, daß die Einstellung der ersten Forderungen inden Staatshaushalt für 1SSS/9ö in Aussicht genommen wer-den darf.Dieser Art Beschwichtigungsnotizen werden die BerlinerArbeiterbevölkerung nicht abhalten, die Charitee weiter zu de-kämpfen.Aus der Umformung deS NachtwachterweseuS soll, wieeine Lokalkorrespondenz meldet, vorläufig noch nichts werden.Als Grund wird angegeben, daß zu wenig Schutzleute auf derWelt sind und daß es aus den Polizeirevieren an Räumlich-leiten fehlt.Wie vou AmtSwegen Arbeiter außer Brot gebrachtwerden. Der Amtsvorsteher von Friedenau, ein Herr Rönne-berg. hat an den Geschäftsführer des Speditionsgeschäfts vonI. Schuhmacher das folgende, vom 10. März d. I. datirteSchreiben gesandt:Am 24. August v. I. ist Ihnen bereits im AmtZbureau zuDeutsch- Wilmersdorf aus Anlaß wiederholter Diebstähledie Verpflichtung auferlegt worden, in dem von Ihnen ge-leiteten Speditionsgeschäft unbedingt ehrliche Arbeiter zu be-schäftigen.Dessenungeachtet haben Sie gegenwärtig noch mehrere wegenDiebstahls und Kuppelei vorbestrafte Personen, insbesondere dieArbeiter Hermann R. und Heinrich D. aus Berlin, sowie denArbeiter Siegfried H. aus Steglitz in Stellung.Im Interesse der öffentlichen Ordnung und Sicherheit wirdIhnen gemäߧ 132 des Gesetzes über die Allgemeine Landes-Verwaltung vom 30. Juli 1333 hiermit aufgegeben, die oben-genannten Personen sobald als möglich zu entlassen, und ferner-hin keine Personen in Beschäftigung zu nehmen, von denenIhnen eine Bestrafung wegen Eigenthumsvergehen oder Kuppeleibekannt geworden ist, widrigenfalls gegen Sie für jeden einzelnenFall der Zuwiderhandlung eine Geldstrafe von 30 M. bezw.3 Tage Haft festgesetzt werden wird.Namen und Nationale der von Ihnen neu eingestellten Ar-beiter haben Sie innerhalb 43 Stunden nach ihrer Einstellung anmich schrifilich milzntheilen. widrigenfalls für zedenFall der Zuwiderhandlung eine Geldstrafe von 10 M.bezw. zwei Tage Hast gegen Sie festgesetzt werden wird.Zu dieser amtlichen Strafandrohung sei bemerkt, daß emer derverfehmten Arbeiter, dessen Namen wir, um ihn nicht zu schadigen.auslassen, vor siebzehn Jahren wegen Kuppelei mit achtTagen Gefängniß ven.rtheilt worden ist; ein anderer erhieltwegen desselben Vergehens drei Tage Gefängniß und der drittehatte einmal zehn Tage wegen Körperverletzung abzubüßen. DemAmtsvorsteher von Friedenau genügt ei» solcher geringer Fehl-tritt aber, um Arbeiter, die sich ehrlich ernähren wollen, außerBrot zu bringen. Eine herrliche Leistung zum Besten des sozialenFriedens!In Adlershof wurde am Montag unser Genosse Bokertmit 122 gegen 36 Stimmen zum Gemeindevertreter der drittenAbtheilung wiedergewählt. Alle Purzelbäume der Gegner warenvergebens.Zum 18. März sei noch als Kuriosum mitgetheilt, daßdie Zensurbehörde, welche sich in Gestalt eines Polizeibeamtenam Einaang zum Friedhof postirt hatte, der in königl. preußlschenLanden" znlässigeii Gedankenfreiheit wenigstens in einem stalleam Sonntag größeren Spielraum gewährt hat, als dies imvorigen Jahr geschehen. Die Hausdiener hatten sich diesmalganz denselben Spruch als Widmung erkoren, der im vorigenJahre der Scheere zum Opfer gefallen war— Aus Euren Ge-deinen ersteht der Rächer— und die Polizei war liberal genug,diesmal die Worte unbeanstandet zu lassen, die im vorigenJahre für staatsgesährlich befunden worden waren. Es giebtalso doch einen Fortschritt.Mehr oder weniger verschämte RäsonnementS findensich in der Tagespresse über die bedeutende Verkehrsstockung,welche die Alarmirung der Berliner Garnison am Montag ver-ursacht hat. Die waschechten Patrioten und Ordnungsmänner,welche es wagen, das bürgerliche Interesse über das militärischezu stellen, scheinen immer noch nicht zu wissen, daß wer A sagt,auch B sagen muß. Wer das herrliche Kriegsheer erhalten undgar noch herrlicher gestaltet wissen will, muß auch die Verkehrs-stockungen, als eins der harmlosesten Uebel des Militarismus,ehrfurchtsvoll in den Kauf nehmen, wenn ihn anders nicht gleichdie— Sozialdemokratie holen soll.Vor de« Revolverfeiglingen sind jetzt schon dieFrauen nicht mehr sicher. Als die Gattin eines Redakteurs H.mit zwei Kindern am Sonntag Abend über die Prenzlauer Chaussee fuhr, feuerte, der„Volks- Zeitung« zu-folge, ein Mann einen Revolverschuß gegen das Fuhrwerk ab,ohne jedoch jemanden zu verletzen. Die Frau glaubt, einer Per-sonenverwechselung zum Opfer gefallen zu sein. Der Kirchhoffmacht Schule.Blutvergiftung. Großes Aussehen verursacht in BerlinerAerztekreisen der am Sonntag erfolgte Tod des ZahnarztesDr. Bernstein durch Blutvergiftung. Herr Dr. Bernsteinhatte am Donnerstag einer Patientin einen Zahn gezogen, ergerieth bei der Operation mit dem Zeigefinger in den Mund derDame, welche die Zähne krampfhaft aufeinanderbiß. Schonnach wenigen Stunden machten sich bei dem Zahnarzte die An-zeichen einer sehr schweren Blutvergiftung bemerkbar, die sorapide um sich griff, daß eine noch an demselben Tage vor-genommene Operation erfolglos blieb. Am Freitag traten Delirienei» und trotz der Bemühungen zweier Aerzte verstarb Dr. Bern-stein am Sonntag Vormittag.Eine eigenartige und den gesetzlichen Sinn der Unter-nehmer trefflich illustrirende Nachricht kommt aus unserem Nach-barort Werder a. d. H. Es war dort bekannt geworden, daß derRevisor der Alters- und Jnvaliditäts- Versicherungsanstalt ein-getroffen sei und dies Gerücht hatte zur Folge, daß fast sämmt-liche Unternehmer des Orts und vor allem die Ziegeleibesitzer sichdaraus besannen, daß die Versicherungskarten ihrer Arbeiter inOrdnung gebracht werden müßten. In einem Nu waren dieMarken auf dem Postamt ausverkauft, so daß schleunigst austelegraphischem Wege für Ersatz gesorgt werden mußte. Dasrechtzeitige Bekanntwerden der Ankunft eines solchen Revisors istfür den Unternehmer ebenso schön und nützlich, als wenn er,was auch schon geschehen, vorher weiß, wann der Fabrikinspektorihm die Ehre geben wird. Es geht doch nichts über ein bischenGemüthlichkeit.Sistirt wurde am Sonntag Vormittag S Uhr der KolporteurRosenberg, weil er am Friedrichshain die„rothe Nummer« des„Teltower Volksblatt« verkauft hatte. Man fand bei ihm, alser auf der Wache untersucht wurde, einige Nummern des kon-siszirten„Süddeutschen Postillon" Nr. 6 und dies niag derGrund gewesen sein, weshalb man ihn nach dem Alexanderplatztransportirle und von dort aus eine Haussuchung in seinerWohnung anordnete. Rosenberg wurde während der Haus-suchung m Haft behalten und erst entlassen, nachdem die Be-amten Abends um 3 Uhr mit einer sehr unschuldigen Ausbeutezurückgekommen waren. Die in der Wohnung konfiszirtenSchriften— Manfred Wittich's Prolog und einige Bilder zudem Gedicht die Verbannung— gab man Rosenberg bei derEntlassung zurück, während man das„Volksblatt« und den„Postillon« zu den Akten legte.Vor Huuger umgefallen ist am Montag Abend Unter denLinden am Eingang zur Passage eine arme Frau, die dort mitZündhölzern handelte. Die in den Kreisen der Flaneurs seitklirzem betriebene Agitation gegen das„Unwesen« des sich anden Promenaden frech hervorragenden Elends, scheint also rechtsichtbare Früchte zu tragen.Berlin hat einen neuen Polizei-Obersten in der Persondes früheren Polizeihauptmanns Krause erhalten. Die Ernennungwurde am Montag Abend vom Kaiser vollzogen, und zwar weildieser, wie eine Lokalkorrespondenz meldet, seine Freude daranhatte, daß die Polizei bei der Truppenalarmirung früher ausdem Tempelhofer Felde war, wie die Soldaten. Der neuePolizei-Oberst wird nicht verfehlen, die Berliner Schutzmannschaftnoch berühmter zu machen, als dies heute schon der Fall—falls eine Steigerung in der Berühmtheit überhaupt noch mög-lich sein sollte.Eine rohe Mißhandlung ließ sich am Sonnabend ein indem Hauße Waldemarstr. 2 wohnender Schneider zu Schuldenkommen. DaS Dienstmädchen des Hauswirlhs war beaustragt,die Treppen zu scheuern und wies deshalb die dort spielendenKinder des Schneiders fort. Bald erschien dieser und trat dembeim Scheuern beschäftigten Mädchen auf die Hände; als diesesdarauf mit dem Scheuerlappen nach dem Schneider warf, entrißderselbe dem Mädchen den Schrubber und versetzte ihm mit dem-selben einen wuchtigen Schlag auf den Kopf. Die herbeieilendenHausbewohner sorgten dafür, daß der Schwerverletzten die ersteHilfe auf der nächsten Sanitätswache am Görlitzer Bahnhofe zuTheil wurde.Ein gesährlicher Schlafbursche ist in der Person des„Arbeiters« Schwabeden am Sonntag festgenommen worden. Erhatte vor Kurzem in der Werststr. 4 eine Schlafstelle inne undwar eines Tage? unter Mitnahme zweier Sparkassenbücher undbaaren Geldes verschwunden. Auf die Bücher erhob er je 100 M.,um sie dann von dem gleichfalls in der Werftstraße belegenenPostamt 52 aus an die Bestohlenen zurückzuschicken. Nun entzogsich Sch. seiner Ergreifung, indem er sich bei einer Frauens-person versteckt hielt. Einem Kriminalbeamten war aber ver-ralhen worden, daß der Gesuchte am Sonntag an der Sieges-fäule eine Zusammenkunft haben werde. Da aber Sch. miteinem geladenen Revolver ausgerüstet sein sollte, verständigte derKriminalist einen uniformirten Beamten zwecks Mithilfe, schlichsich dann von rückwärts an den Fesizunehmenden heran und hieltihm durch Uinfa> en die Arme fest, bis der Uniformirte hinzukam.Sch. wurde gefesselt abgeführt. Von dem Gelde wurde nichtsmehr vorgefunden. Der Dieb beschuldigt jetzt die Frauenspersonder Begünstigung bezw. Hehlerei und hat dadurch auch ihre Fest-nähme veranlaßt.Ein fünfzehnjähriges Mädchen, die am Kurfürstendamu,Nr 70 wohnhafte Klara M. suchte sich am Sonntag im elter-lichen Hause durch Phosphor zu vergiften. Motiv: UnerwiderteLiebe.In den Kanal sprang am Montag Abend gegen 10 Uhrdie 17 jährige Verkäuferin Anna Ratzow, die Pappel-Allee 44bei den Eltern wohnte. Sie gehörte einem Theaterverein anund fühlte sich derart zur„Kunst« hingezogen, daß ihr der Vaterden Besuch des Vereins untersagte. Dies ging ihr so nahe, daßsie sich das Leben nehmen wollte. Sie wurde aber gerettet undnach einem Krankenhause gebracht.Ein Ehrenbegräbniß. Aufsehen erregte am MontagNachmittag das Begräbniß eines in der Kottbuserstr. 6 ver-storbenen Zuhälters, der mit großem Pomp bestattet wurde. DerVerstorbene war ein Häuptling in der„Zunft« der ZuhäUergewesen und hatte in derselben großes Ansehen genossen. Erwar auch nur der„Beschützer" solcher Dirnen, die in noblerToilette in feinen Balllokalen verkehrten und anständig„abladen"konnten. Der Todte ruhte in einem mit kostbaren Kränzen und Palmen-zweigen geschmückten Sarg, für den Ivo M. gezahlt worden. DemLeichen wagen folgten 40 Droschken erster Klasse, in denen sich die„Damen" befanden. Eine große Anzahl von Genossen der sauberenZunft begleitete zu Fuß den Zug. Sie alle trugen Leibröcke undZylinder, und wer keinen Frack sein eigen nannte, hatte sich einensolchen gepumpt. Nach der Beerdigung begaben sich sämmtlicheTheilnehmer nach der„Stampe« in Rixdorf, wo sie das„Fell"des Verstorbenen vertranken.Die Vertreter des geistigen LouiSthums haben alle Ursache,auf ihren verstorbenen Kollegen neidisch zu sein. Jh»en wirdkein so pietätvolles Begräbniß zu theil.Weaen Veröffentlichung eineS GedichtS umter demTitel:„Gummischlauch und Eisen« in der„Allgemeinen Fahr-Zeitung«,- Organ für die Gesammtinteressen des s/ahrwesens,welches sich mit den Vorgängen am Friedrichshain von, 13. Januard. I. beschäftigt, hat der Redakteur dieses Blattes, Herr WSchütte, bereits gerichtliche Vernehmung gehabt.Der Polizeipräsident hat Strafantrag wegen Beleitrigung gestellt,und da voraussichtlich auch Anklage gegen das Blatt erhobenwird, so ersucht dasselbe alle diezenigen, welche aus eigenerWissenschaft über die obigen Vorgänge thatsächliches Materialliefern können, sich unverzüglich bei der Redaktion desselben,Schützenstr. 53, zu melden.Einen qualvollen Tod hat der 49 Jahre alte Gelbgießer-meister Hermann Cigalski aus der Weberstraße gefunden. Alser dieser Tage in seiner Werkstatt mit einem Tiegel glühendenMetalls hantirte, stolperte er, und vie Masse ergoß sich überseinen Körper. In sehr bedenklichem Zustande wurde er nachdem Krankenhause am Friedrichshmn gebracht, wo er den Brand-ivunden erlegen ist.Polizeibericht. Am 18. d. M. erschoß sich ein Mann inseiner Wohnung in der Wilsnackerstraße.— In der Nacht zum19. d. M. wurde ein Handwerker im Keller des Hauses Palli-sadenstraße 17 todt ausgefunden. Er ist anscheinend von derTreppe gestürzt.— Am 19. d. M. Nachmittags wurde an derEcke der Admiral- und Britzerstraße ein Maurer durch einenGeschäftswagen überfahren und am Bein so schwer verletzt, daßer nach dem Krankenhause gebracht werden mußte.— Abendssprang ein Mädchen von der Mehlbrücke in den Spreekanal,wurde jedoch noch lebend aus dem Wasser gezogen und nach derCharitee gebracht.- Im Lause des Tages fanden fünfBrände statt._Gevittrks-Äetkung.Gewerbegericht.Kammer VIII. Vorsitzender Assessor Für st. Sitzung vom10. März.Der Photograph S. erhebt gegen den Photographen SchwarzAnspruch auf eine Lohnentschädigung, dieselbe folgendermaßenbegründend. Er sei bei Schwarz erster Kopirer gewesen undhabe auf grund eines beim Abgange aus dessen Geschäft er-haltenen Zeugnisses keine Stellung bekommen können und zwardeshalb, weil darinnen stand:„Beim Kopiren beschäftigtgewesen, Leistung und Betragen im allgemeinen befriedigend.«Im photographischen Beruf sei üblich, daß in den Zeugnissen denKopirern ihre Beschäftigung als erster, zweiter u. s. f. Kopirerbescheinigt werde. Ehe er einen Kopirer einstelle, versichere sichjeder Prinzipal durch Einsichtnahme in die Zeugnisse des event.Aufzunehmenden davon, welcher Kategorie der Betreffende an-gehöre. Der unter Bezugnahme aus sein Zeugniß als ersterKopier engagirte Gehilfe erhalte ein höheres Gehalt wie der-jenige, welcher nur zweite Stellungen inne gehabt habe. DerBeklagte erklärt diesen Ausführungen gegenüber, er selbst seisein erster Kopirer, dann komme sein Sohn und hinter dem-selben sei erst Kläger in Betracht gekommen. Uebrigens habe erden Kläger erst anlernen müssen, da das Kopiren in seinemGeschäft etwas ganz anderes sei wie bei den Portraitisten;er mache nur Aufnahmen von Maschinen, Landschaften u. dergl.Der Kläger wurde abgewiesen, wie in der Begründung ausgeführtwurde, wesentlich infolge des eingehenden Gutachtens eines derArbeitgeber-Bcisitzer, eines Photographen. Das Gericht nahm an,daß dem Kläger durch die Fassung des Zeugnisses kein Schadenentstanden sein könne, insbesondere nicht deshalb, weil die Ver-hältniffe bei dem Beklagten ganz eigenarttge und nicht solche seien,wie in den gewöhnlichen photographischen Betrieben. Den In-habern derselben sei die Art der Produktion im SchwarzachenAtelier bekannt; sie würden getäuscht worden sein, wenn Kläger sichmit einem Zeugniß vorgestellt hätte, in dem Schwarz ihn seinengewesenen ersten Kopirer nenne. Wenn der Kläger bei Schwarzdas Gehalt eines ersten KopirerS erhielt, ist dieS nur ein Beweisdafür, daß hier die Produktion ganz andere Anforderungen anden Produzenten stellt, wie in anderen Betrieben.Das„gemopste« Neujahrsgeld. Gegen sden In-Haber eines Fensterputzinstituts, Sprung, klagt der FensterputzerK. auf Zahlung von füns Mark. Er behauptet, ein Angestellterdes Beklagten babe ihm bei der Lohnzahlung mit dessen Ein-willigung fünf Mark fortgenommen. Die Sache verhielt sich nachder Beweiserhebung so: Zu Neujahr gehen die Fensterputzer,wie viele andere„dienenden Geister« zu«ihren Kunden«gratuliren, um„eine Kleinigkeit' zu erobern. DerKläger, augenscheinlich ein„gewiegter Junge«, war nunzu Neujahr ganz kurze Zeit für den Beklagten erst thätig, be»mühte sich aber deffen ungeachtet um„Gratulationsgelder« undzwar mit Erfolg. Er«schnappte« dieselben seinem schon viellänger wie er in den Diensten Sprung's stehenden Kollegen S.„vor der Nase weg«, was nebenbei bemerkt, ein«schöner Zug«sicherlich nicht war, mag man die Trinkgelder-Neujahrsreisensonst beurlhecken wie man will. �Als S. seines Schadens innewurde, brütete er fürchterliche Rache, wozu ihn noch besondersdie Bemerkungen anderer Kollegen anstachelten, er solle doch. nicht so dämlich sein' und sich„sein Geld« wegnehmen lassen.Der Kläger batte vornehmlich seine Kunden heimgesucht. De»zweiten Sonnabend nach der Trinkgelderjagd„drängelte« sich Sgeheimnißvoll in die Nähe K.'s und harrte dort der Aus-zahlung des Lohnes. Als es soweit war und K. sich gerade seinGeld besah, stürzte der von diesem Hintergangene aus dem„Hinterhalt« hervor, griff zu und steckte im Vollgefühlseines Rechts dazu 5 M. in seine Tasche. Ein ehrlicher Manngab er ,edoch dann einem ebenfalls durch den Kläger geschädigtenalten Kollegen« zwei Mark ab. Der Gerichtshof wies denKlager„auf grund des erwiesenen Sachverhalts« ab. Es stehe