Ar. 170.-32. Jahrg.
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Dienstag, den 32. Juni 1915.
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Die Meldung des Großen Hauptquartiers. Amtlid). Großes Hauptquartier, den 21. Juni 1915.(W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Gegen die Jront nördlich Arras beschränkte sich der Gegner hauptsächlich auf Artillericfeuer, nur nördlich S o u ch c z erfolgte ein Jnfantericangriff, der von uns ab- gewiesen wurde. Westlich Soisfons scheiterte ein vereinzelter nächtlicher französischer Vorstoß gegen unsere Stellung westlich Moulin-sons-Touvent. Im Westrand der Argon neu gingen wir zum Angriff über. Württemberger und norddeutsche Landwehr erstürmten auf zwei Kilometer Frontbreite mehrere hinter- einanderliegcnde Verteidigungslinien und fügten den Franzosen bei ihren vergeblichen Gegenangriffen die schwer st e» V e r l u st e zu. Die Beute dieses Kampfes beträgt an Gefangenen S Offiziere,«25 Mann, sowie 5 Maschinengewehre und 5 M i n e n w e r f e r. Auf den Maas -Höhen richteten die Franzosen gegen unsere Stellungen an der Grande Tranchee westlich Les Eparges abends fünf starke Angriffe, die westlich der Straße in unserem Feuer zusammenbrachen; östlich der Straße drang der Gegner in Teile unserer Stellung ein; er ist zum Teil berests wieder verjagt. 79 Gefangene blieben in unserer Hand. Oeftlich von Lnneville nahmen wir unsere über Gondrexon vorgeschobenen Vor- Posten vor überlegenen Kräften auf die Hanptstellung nordöstlich des Ortes zurück. In den V o g e s e n wurden feindliche Angriffe im Fccht-Tal und südlich blutig ab- geschlagen. Nachts räumten wir zur Vermeidung unnötiger Verluste planmäßig den Ort Meneral, der von der französischen Artillerie in Trümmer gesd)ossen ist. Oestlicher Kriegsschauplatz. In Gegend nordwestlich Szawle und östlich der oberen Dubissa mißlangen mehrere, zum Teil von stärkeren Kräften ausgeführte russische Angriffe. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Armeen des Generalober st en v. Mackensen kämpfen um Lemberg und Zolkiew ; Rawa-Ruska ist in unserer Hand. Westlich Rawa-Ruska wurde der Feind gestern von deutschen Truppen angegriffen und geworfen. Am 19. und 29. 9. wurden auf dem Kampffelde zwischen Janow und nördlich Magierow rund 9599 Russen gefangen genommen, 8 Geschütze und 29 Maschinengewehre erbeutet. Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht. Wien , 21. Juni. (2B. T. 33.) Amtlich w i r d v c r- lautbart: 21. Juni 1915, mittags: Russischer Kriegsschauplatz. Die Verbündeten Truppen sind in der Verfolgung bis vor Z o l k ie w bis nahe an Lemberg und südl»� der Stadt bis an den Szczarek-Bach vorgedrungen. Die in dieser Linie stehenden russischen Kräfte werden überall an- gegriffen. Bei M i k o l a j o w und Z y d a c z o w hält der Feind am Dnjestr . Truppen der Armee Pflanzer schlugen heftige Angr ifsc der Russen südwestlich Potok Zlotp, bei Zaloszczpki und im bessarabischen Grenzgebiete wieder unter schwersten Verlusten des Feindes zurück. Die sonstige Lage im Nordosten ist unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. In der Nacht auf den 29. Juni schlugen unsere tapferen Truppen bei Plava wieder zwei italienische Angriffe ab. Hier erschien ein italienischer Offizier mit der weihen Fahne und einem Hornisten vor unserer Stellung, um eine Bitte seines Brigadekommandanten vorzubringen. Da sich diese Personen nicht mit einer schriftliche» Vollmacht als Parla- mcntöre ausweisen konnten, wurden sie festgenommen und sind Kriegsgefangene. Im Gebiete nordwestlich des Arn wurde der Feind aus seiner Sattclstcllung geworfen, wobei sich Abteilungen des Dcbrsczincr Honved-Jnfanterie- Regimentes besonders auszeichneten. Unsere schwere Ar- tillcrie griff erfolgs-ich in den Gcbirgskampf ein. An der Kärntner Grenze griff der Gegner im Räume östlich des Plöcken wie immer erfolglos an.
Im Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts Wesent- liches ereignet. Das Feuer der italienischen schweren Ar- tillcrie gegen unsere Befestigungen ist ohne jede Wirkung. Am 19. Juni wurden die Tank- und Hafenanlagen von M o n o p o l i durch Torpcdofahrzeug mit Erfolg be- schössen lind die Bahnhöfe von Bari und Brindisi von unseren Seeflugzeugcn durch Bombenwürfe beschädigt. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Auf diesem hat sich in letzter Zeit nichts ereignet. Der Stellvertreter des Ehcfs des Gcncralstabcs: von Hoefer, Feldmarschallcutnant.
Die öefchlüsse öer öuögetkommMon des Abgeordnetenhauses. Bevor der preußische Landtag geschlossen wird, wird das Abgeordnetenhaus noch einen oder mehrere Tage auf die Bc- ratung des Berichts der verstärkten Budgetkommission über die gemäß dem Antrage Brütt und Genossen von der Re- gierung gegebenen Auskünfte über wirtschaftliche Fragen ver- wenden. Der von allen Parteien unterzeichnete Antrag er- sucht die Regierung um Mitteilung, welche Maßregeln sie angesichts des Kriegszustandes getroffen hat und zu treffen gedenkt, 1. um die Ernährung des Heeres, der Flotte und des Volkes weiter sicher zu stellen, insbesondere mit Rücksicht auf die neue Ernte; 2. in bezug auf die Verhältuisse der Industrie, des Handels, des Handwerks und des städtischen Grundbesitzes; 3. in bezug auf die Fürsorge für die Familien der Kriegsteilnehmer; 4. in bezug auf den Wiederaufbau der Provinz Ostpreußen . Die Kommission hat nicht weniger als 19 lange Sitzungen abgehalten, um die gewünschten Auskünfte entgegenzunehmen und Anregungen zu geben. Das Zeugnis, daß sie fleißig gc- arbeitet hat, kann man ihr nicht versagen. Leider stehen die Früchte ihrer Arbeit in keinem Verhältnis zu dem Auftvand an Fleiß, wenigstens nicht, soweit es sich um den ersten Punkt handelt, der den größten Teil der Sitzungen in Anspruch ge- nommen hat. Worauf es ankommt, ist nicht nur die Sicher st ellung der Ernährung, sondern auch der SchW der Bevölkerung vor Uebcrvorteilung, und gerade in dieser Beziehung hat die Kommission versagt. Man hätte an- nehmen sollen, daß sie aus den Erfahrungen der hinter uns liegenden Monate die richtigen Lehren gezogen und Maß- nahmen getroffen hätte, um zu verhindern, daß das Volk selbst für solche Lebensmittel, die in ausreichendem Maße vorhanden sind, unerschwinglich hohe Preise zahlen muß. Das ist nicht geschehen, und deshalb können wir uns durch die Arbeiten der Kommission in keiner Weise für befriedigt erklären. In formeller Hinsicht sei zunächst bemerkt, daß die auf dem Gebiete der Nahrungsmittelversorgung zu treffenden An- Ordnungen nicht von den Regierungen der Einzelstaaten, sondern von der Reichsregierung ausgehen. Aber es ist ein offenes Gehcininis, daß alle Maßnahmen des Bundesrats auf Anträge der preußischen Regierung zurückzuführen sind. Auch das Abgeordnetenhaus hat sich ja in seinem letzten Tagungs- abschnitt auf den Standpunkt gestellt, daß im Interesse Preußens und des ganzen Deutschen Reichs eine kraftvolle Vertretung des preußischen Staatsministeriums in allen den Krieg betreffenden Reichsangelcgcnheiten wünschenswert sei. Im Interesse Preußens und des ganzen Deutschen Reichs! Ob aber auch im Interesse des preußischen und deutschen Volkes, das ist eine andere Frage, eine Frage, die wir nach dem Gang der Kommissionsvcrhandlungen nicht so ohne weiteres bejahen können. Als Nahrungsmittel kommen hauptsächlich in Betracht Getreide, Kartoffeln und Fleisch. Die Regelung des Verkehrs in G e t r e i d e u n d M e h l ist der Kriegsgetreidegesellschaft übertragen, die ihre Aufgabe so gut oder so schlecht es ging zu lösen bemüht gewesen ist. Wir haben mancherlei an ihrer Geschäftsführung auszusetzen gehabt, mehr als eine ihrer Maßnahmen fordert zu Kritik heraus, aber die Haupt- schuld daran, daß sie nicht mehr erreicht hat, ist nicht ihr, sondern der Regierung beizumessen, die viel zu spät und viel zu zaghaft ans Werk gegangen ist. Unsere Kritik bewegt sich in ganz anderer Richtung als die der Mehrheit der Budgetkommission, denn uns liegt in erster Linie an einer wesentlichen Herabsetzung der Getreide- und Mehlpreise und an der Verhütung unbegründet hoher Gewinne. Der Mehrheit der Budgetkommission dagegen ist die Kriegsgetreide- gesellschaft an sich ein Dorn im Auge, sie möchte sie, wie es in einem ihrer Anträge zum Ausdruck kommt, ersetzen durch eine Reichs-Getreidestelle, die der Aufsicht des Reichskanzlers untersteht und der„zur beirätlichen Mitwirkung bei Eni- scheidung grundsätzlicher und sonsüger wichtiger Fragen" ein aus Konsumenten und Produzenten gebildeter Ausschuß bei- gegeben wird; und sie verlangt des weiteren, daß der preußische Staat einen sogenannten Selbstversorgungsverband im Sinne der Bundesratsverordnung vom 25. Januar 1915 bildet. Das würde bedeuten, daß Preußen von seinem bis- her mehr als 2,5 Millionnen Tonnen betragenden Ueberschuß nichts niehr an die übrigen Bundesstaaten abzugeben braucht, daß also dort die Getreidepreise wesentlich in die Höhe gehen, was naturgemäß wieder auf Preußen zurückwirkt. Die Höchst- preise würden Mindestpreise werden, die Produzenten kömsten sich nach Herzenslust bereichern, und die Konsumenten hätten das Nachsehen.