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Ur. 182.

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Cricheint tägilds.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

32. Jahrgang.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonel­zeile oder deren Raum 60 Bfg., für politische und gewertschaftliche Vereins. und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. Kleine Hnzeigen", das fettgedrudte 28ort 20 Bfg( aulaffig 2 fettgedrudic Worte), jedes weitere Bort 10 Pig. Stellengefuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Bfg. Borte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm dresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90--151 97.

Sonntag, den 4. Juli 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Weitere Erfolge zwischen Weichsel   und Bug.

Ein Seegefecht in der Ostsee.  | Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Berlin  , 3. Juli.  ( W. T. B.) Auf der Rück­lehr von einer Vorposten stellung traf am 2. Juli, gegen 6 Uhr morgens, ein Teil unserer leichten Ostseestreitkräfte, die ihrer Aufgabe gemäß in auf­gelöster Ordnung fuhren, zwischen Gotland   und Windau bei strichweise unsichtigem Wetter auf russische Panzer­kreuzer. Es entspannen sich Einzelgefechte, in denen unsere schwächeren Streitkräfte versuchten, den Gegner in den Bereich der Unterstützungen zu ernsterem Kampf zu ziehen.

Im Verlauf dieser Einzelgefechte vermochte S. M. S. Albatros" nicht den Anschluß an die eigenen Streitkräfte wiederzugewinnen. Nach zweistündigem schweren Kampfe gegen vier Bauzerkreuzer, die mit der Beschießung auch innerhalb der schwedischen Hoheitsgewässer fortfuhren, mußte das Schiff infolge zahlreicher Treffer in sinkendem Zustande bei Oestergarn auf Gotland   auf den Strand gesetzt werden. Es hatte 21 Zote und 27 Verwundete, deren sich die schwedischen Behörden und Einwohner in menschenfreundlichster Weise annahmen.

Der Stellvertreter des Chefs des Admiralstabes gez. Behnde.

Einzelheiten über das Gefecht.

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Be­

Stockholm, 3. Juli.  ( W. T. B.) Nach allen eingetroffenen Meldungen über die Seeschlacht an der Küste von Gotland   fämpfte die Albatros" gegen eine große Ueber­macht heldenmütig. Schwer beschädigt suchte das Schiff mit forcierter Fahrt unter lebhaftem Feuerwechseln mit den Verfolgern sich unter der Küste von Gotland   in Sicherheit zu bringen. Aber die Russen setzten, bekümmert um das schwedische Seegebiet, die schießung fort und fügten dem Schiff, nach Aussage deutscher Matrosen, gerade auf dem neutralen Seegebiet die schwersten Schäden zu. Granaten schlugen auf den Strand, so daß die schwedische Bedienungsmannschaft des Destergarn­feuers hinter einem Berge Deckung suchen mußte. Hundert Meter vom Strand lief das Schiff auf und liegt dort mit ſtarter Schlagfeite. Die deutsche Flagge im Topp auf den Hintermast, während der Vordermast fortgeschossen war. Als das Schiff auflief, spielte die Musikkapelle an Bord die deutsche Nationalhymne, die Besagung brachte Hurrarufe aus, froh, der russischen Gefangenschaft entronnen zu sein. Das Schiff bot einen schaurigen Anblick mit seinen Toten und Verwundeten. Eine Granate war in dem Operationsraum des Schiffes geplagt, wobei zehn Verwundete getötet und der Schiffsarzt tödlich verletzt wurde. Von allen Seiten strömte die Bevölkerung herbei, um nach Möglichkeit zu helfen und die Verwundeten auf weichen Sand zu betten. Es war rüh­rend, zu sehen, wie die alten Fischerfrauen die ungewohnten Krantendienste zu leisten versuchten. Dann kamen Aerzte und Pflegerinnen in Automobilen. Trotz der furchtbaren Verlegungen hörte man feinen Schmerzenslaut, still und ruhig, mit 8igarren oder Zigaretten im Munde, warteten die Verwundeten ab, bis die Reihe an sie fam. In Roma, wohin die Verwundeten geführt wurden, fanden sie sorg­fältige Pflege.

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Am Mittag wurde an Bord des Albatros" eine kurze Totenfeier gehalten. Dann entließ der Stommandant die Be­fagung. Hurras erklangen auf Deutschland   und den Kaiser, worauf die Flagge gestrichen wurde. In Fischerbooten wurden die Toten, in deutsche Striegsflaggen gehüllt, an Land gebracht und abends unter militärischen Ehren auf dem Friedhofe beigesezt. Der Kommandant ersuchte die Behörden, das Schiff und die Besatzung zu internieren, worauf sofort ein Internierungslager in Roma eingerichtet wurde. Dorthin wurden heute die 190 Ueberlebenden von der Besatzung über­geführt. Sieben Offiziere werden bei Familien des Ortes einquartiert.

ein

Stocholm, 2. Juli.  ( W. T. B.) Aus Anlaß der Tatsache, daß deutsches Kriegsfahrzeug von russischer Seite innerhalb der schwedischen Zone bei Destergarn auf Gotland   beschossen worden ist, ist der schwedische Gesandte in Petersburg   beauftragt worden, gegen diese Verlegung des schwedischen Territoriums und dadurch auch der schwedischen Neutralität zu protestieren. Militärkommandant von Gotland   und der Oberpräsident berichten, daß Maßnahmen zur Internierung des besagten Fahrzeuges, das bei Kuppen gestrandet ist, getroffen worden seien. Eine Division Torpedobootszerstörer hat Befehl er­halten, nach diesem Drt abzugehen.

Der

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 3. Juli 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Die Franzosen griffen in der Nacht unsere Stellungen nordwestlich von Souchez an. Der Angriff wurde abgewiesen.

Bei Les Eparges mißlang ein durch Hand. granatenfeuer und Stinkbomben vorbereiteter franzö­sischer Angriff.

Die vorgestern auf dem Hilfen first eroberten Werke gingen gestern wieder an den Feind ver. Ioren.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Nichts von Bedeutung.

Südöstlicher Kriegsschauplah. Nördlich des Dujestr dringen unsere Truppen unter Verfolgungskämpfen über die Linie Marjam. pol- Narajow- Miasto gegen den 3lota Lipa Abschnitt vor. Sie haben den Bug ab. wärts von Kamionka Strumilowa bis unterhalb Krylow  an vielen Stellen erreicht und sind auch in nördlicher Richtung zwischen Bug und Weichsel   in flottem Vor­schreiten; die Niederungen der Lubanka und des Por find, trotzdem der Gegner an einzelnen Stellen noch hart­näckigen Widerstand zu leisten versuchte, nunmehr in unserer Hand.

Auch am Wyznica- Abschnitt zwischen Kras­nik und der Mündung faßten deutsche Truppen auf dem Nordufer Fuß.

Zwischen linkem Weichselufer und der Pilica ist die Lage im allgemeinen unverändert, ein russischer Gegen­stos südwestlich von Radom   wurde abgewiesen.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalitabsbericht.

Wien  , 3. Juli.  ( W. Z. B.) Amtlich wird verlauthart: 3. Juli 1915, mittags.

Russischer Kriegsschauplatz.

In Ost galizien dringen die verbündeten Truppen in der Verfolgung östlich Halicz und über die Narajowka vor und sind nördlich anschließend in erfolgreichem Angriff auf die Höhen östlich Janczyn.

Am Bug ist die Lage unverändert.

Zwischen Weichsel   und Bug dringen die verbündeten Truppen unter heftigen Kämpfen stetig vor. Zamosc   wurde erstürmt, westlich hiervon wurden die Russen überall über die Por- Bach- Niederung, die in unserem Besitz ist, zurüdgeworfen, der Uebergang über den Bach an mehreren Stellen erkämpft. Destlich Krasnik, um das noch gekämpft wird, wurde Studzianki genommen; ebenso ist westlich Krasnik der Ort Wysnica er­stürmt, auch hier ist der Feind vom Südufer der Wysnica über­all zurückgeschlagen und nördlich des Baches schon aus einigen Stellungen geworfen. Am Borbach und bei Krasnik   wurden gestern 4800 Gefangene und drei Maschinengewehre eingebracht. Westlich der Weichsel   Geschützkampf.

Italienischer Kriegsschauplak.

Der geftrige Tag brachte den Italienern an der Küsten= ländischen Front cine neue Niederlage. Nach vergeb­lichen Vorstößen bei Sagrado und Polazzo begann gegen Abend wieder ein von mindestens zwei Infanteriedivisionen geführter Angriff gegen den Abschnitt des Doberdo  - Plateaus von Polazzo bis zum Mt. Cosich. Unsere kampfbegeisterten Truppen schlugen den Feind, wie immer, überall zurück. Seine Verluste waren auch gestern schwer.

Gegen den Görzer Brüdentopf südwestlich des Monte Sabotino angesezte feindliche Angriffe wurden gleich falls blutig abgewiesen.

An der Kärntner   Grenze wurde in den letzten Zagen um den Großen Pal( öftlich des Plödenpasses) gekämpft. Der Berg blieb schließlich in unserem Befit.

Im Tiroler Grenzgebiet fanden stellenweise Ge­schüßkämpfe statt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Das Balkanrätsel.

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Der Vierverband hat gehofft, daß die Intervention Italiens   die zaudernden Balkanstaaten zur sofortigen Teil­nahme am Weltkrieg veranlassen werde. Der moralische Ein­druck der Zurückdrängung der Russen in Galizien   hat aber den kriegerischen Enthusiasmus besonders in Rumänien   ge­dämpft. Der frühere konservative Minister Arion hat in einer in Jassy   gehaltenen Rede diesem Gefühl offen Ausdruc geliehen und der Corriere della Sera  " bestätigt, daß die große Mehrheit in Bukarest   denkt und spricht wie Arion". Die fritische militärische Lage hat die Mächte des Vier­berbandes zu den stärksten diplomatischen Anstrengungen angespornt. Die Reise des Reichskanzlers und des Staats. sekretärs des Auswärtigen nach Wien   zeigen, daß auch Deutschland   nicht müßig bleiben und eine gemein­same Attion der Mittelmächte einleiten will, um einige schwankende und zögernde Balkanstaaten zu gewinnen.

Besonders lebhaft sind die Bemühungen des Vierverbandes um Rumänien   und Bulgarien  . Reservierter ist seine Haltung gegen Griechenland   geworden, das durch das Gefühl der Isolierung eingeschüchtert werden soll, nachdem alle lockenden Versprechungen vorläufig vergeblich gewesen sind.

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Mit der rumänischen Regierung verhandelt Rußland   allein, wenn ihm auch die Vertreter seiner Bundesgenossen in Bukarest  , besonders der französische   Ge fandte Blondel, alle Hilfe leisten. Die russische   Regierung soll angefragt haben, ob Rumänien   marschieren wolle, wenn Ruß­ land   alle seine Wünsche erfülle. Nach dem Corriere della Sera  " hat Bratianu   offenbar ausweichend am 19. Juni geantwortet. Das italienische   Blatt läßt sich den rumänischen Minister­präsidenten von einer berantwortlichen Persönlichkeit also schildern: Man darf an dem redlichen Willen und Wunsch Bratianus zu marschieren, nicht zweifeln. Aber Bratianu fann nicht über die öffentliche Meinung hinweggehen, die unter dem Eindruck der russischen Niederlage in Galizien   steht."

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Dagegen hat der Vierverband gemeinsam in Sofia  eine Note präsentiert, von der der Corriere della Sera  " triumphierend berichtet, daß sich Rußland  , England und Frankreich   über ihren Inhalt monatelang nicht einigen konnten, daß sie aber kurze Zeit nach der Inter  bention Italiens   der bulgarischen Regierung überreicht worden ist. Gefordert wird die Teilnahme Bulgariens  am Kriege gegen die Türkei  , als Lohn die Enos- Midia- Linie und die Abtretung eines Stüdes von Mazedonien   versprochen. Die bulgarische Regierung hat abgelehnt. Darüber bringt der Corriere della Sera  " prägnante und wohlinformierende Erklärungen eines Sofioter Politikers: Der Vierverband hat Bulgarien   ein begrenztes Stück von Mazedonien   angeboten, borausgesetzt, daß Serbien   ein entsprechen­des Entgelt erhalte, ohne aber zu sagen, welches. Klärlich kann aber kein Volt ohne Kenntnis seiner wirklichen Aussichten in einen Krieg eintreten. Und im besonderen: Welche Gebiete muß Serbien  bekommen, damit es einen entsprechenden Entgelt" erhält? Wenn ein kleines Stück zu den von Serbien   als entsprechend erachteten Kompensationen fehlte, fäme Bul­ garien   nicht in die Gefahr, um die Früchte seiner Anstrengungen betrogen zu werden? Italien   hat sich zum Striege erst nach vollständiger Aner­fennung seiner Rechte und der genauen Grenze seiner fünftigen Eroberungen entschlossen. Es kann Bulgarien   nicht tadeln, weil es dieselben Bürgschaften verlangt. Es ist wahr, daß Bulgarien   genaue und bestimmte Stompensationen gegen die Türkei   erhalten hat, aber die bulgarischen Ansprüche gegen die Türkei   haben einen sekundären Charakter. Die eigentlichen Absichten des bulgarischen Volfes gehen auf Mazedonien  , das das eigentliche Ursprungsland der nationalen Renaissance ist. Wenn die Bulgaren   Krieg führen, führen sie einen Befreiungs­tampf, will sagen, einen Kampf um Mazedonien  .. In Sofia   hegt man die Hoffnung, daß der klare und beweg­liche Geist der italienischen Diplomatie innerhalb des Vierverbandes solche Ueberzeugungen weden

werde."

Damit ist an das eigentliche Problem gerührt! Der Eintritt Italiens   in den Strieg ging auf Stosten Serbiens  , der Eintritt Bulgariens   foll wieder auf Kosten Serbiens   gehen. Kein Zweifel, daß die Nischer Politiker ungeduldig werden, daß sie fürchten, der Krieg werde ihnen trotz wahrhaft unerhörter Opfer nicht den erhofften Frieden bringen und daß sie sich durch die Besetzung Nordalbaniens, durch schleunige Schaffung bollendeter Tatsachen schadlos halten und so den lang be­gehrten Korridor an die Adria gewinnen wollen. Dadurch aber fühlt wieder Italien   seine adriatischen Aspirationen