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Sozialdemokrat Berlin  "

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 7. Juli 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Miederlage der italienischen 3. Armee bei Gör3.

Der italienische   Krieg.

Der italienische   Kriegsbericht.

Rom  , 5. Juli.  ( W. T. B.) Generalstabsbericht. Das Artilleriefeuer dauert mit Birksamkeit gegen die Be­festigungen von Malborghet und Predil an. Unsere Offensive auf dem Hochplateau von Corsico   entwidelt sich mit Erfolg. In den gestrigen Kämpfen machten wir 400 Ge­fangene. Vergangene Nacht bombardierten unsere Luftschiffe wirksam das feindliche Lager in der Umgebung von Doberda sowie der Eisenbahnknotenpunkt Dornberg- Prvacino und be­schädigten die Streckenverzweigung und die Eisenbahnstation Prvacino. Nachdem sie das Artilleriefeuer geleitet hatten, kehrten sie unversehrt heim. gez. Cadorna.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Der französische   Tagesbericht.

Paris  , 6. Juli.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht bon gestern nachmitta g. Jm Gebiete nördlich Arras  wurden zwei feindliche Angriffsversuche, welchen ein heftiges Bombardement voranging, gegen 10 Uhr abends angehalten. Der eine war gegen unsere Stellungen vor Souchez ge­richtet. Die Deutschen   drangen mehrere Male, mit Hand­granaten, und Bomben bewaffnet, aus den Schüßengräben bor  , wurden aber gezwungen, zurückzugehen und ließen zahl­reiche Lote auf dem Gelände. Der andere Angriff erfolgte im Labyrinth. Er wurde sofort durch unser Feuer angehalten. Im Laufe des gestrigen Nachmittags und Abends ergriffen die Deutschen   die Offensive auf etwa fünf Stilo. meter Front von Feh en Haye bis zur Mosel. Destlich Fey en Haye sowie im Westteil des Priesterwaldes, das heißt auf einer Gesamt­front von etwa einem Stilometer, gelang es ihnen nach einem Bombardement von äußerster Heftigkeit, in ihren ehemaligen, früher von uns eroberten Linien wieder Fuß zu fassen. Trotz der Wucht ihrer Aktion fonnten sie nicht über diese Gräben hinausgelangen. Weiter östlich, von Croir des Carmes bis zum Gehöfte von Haut de Rupt an der Mosel  , mißlang der deutsche Angriff voll­kommen. Der Feind erlitt sehr schwere Verluste. Von der übrigen Front ist nichts Wichtiges zu melden.

Paris  , 6. Juli.  ( W. Z. B.) Amtlicher Bericht bon gestern abend. Der Tag war auf der ganzen Front verhältnismäßig ruhig. Keine Infanterieaktion. Es fann lediglich eine besondere Tätigkeit der feindlichen Artillerie zwischen Maas   und Mosel gemeldet werden. Insbesondere war im Gebiet des Priesterwaldes das Feuer von Geschüzen großen Kalibers sehr heftig.

[ Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 6. Juli 1915, varmittags.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplak.

Nachts wurden zwei französische   Angriffe bei Les Eparges abgewiesen.

Die Beute des Erfolges am Priesterwalde hat sich um ein Feldgeschütz und drei Maschinengewehre erhöht. Außerdem fiel ein Pionierpark mit zahlreichem Material in unsere Hand.

Unsere Flieger griffen den Flugplas Cor= cieux östlich von Epinal   und ein französisches Lager am Breitfirst östlich von Kruet   in den Vogesen   an.

Deftlicher Kriegsschauplaz.

Heute am frühen Morgen wurde der stark be. festigte Wald füdlich Biale- Bloto( west. lich der Straße Suwalfi- Kalwarja) erstürmt, dabei nahmen wir etwa 500 Russen gefangen.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

Die Lage bei den deutschen   Truppen ist unverändert. Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 6. Juli.  ( W. Z. B.) Amtlich wird verlaut­bart, 6. Juli 1915, mittags:

Russischer Kriegsschauplas.

Durch die Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand   in der zweiten Schlacht bei Krasnik   geworfen, ziehen sich die Ruffen in nördlicher und nordöstlicher Richtung zurüd. Die Armee des Erzherzogs dringt nach gelungenem Durchbruch unter neuen erfolgreichen Kämpfen weiter vor und hat gestern die Gegend von Gielczew und die Höhen nördlich der Wyznica erkämpft. Unter dem Drucke dieses Bor­gehens wich der Gegner auch am Wieprz über Tarnogora zurück. Die in diesen Kämpfen eingebrachte Beute hat sich auf 41 Offiziere, 11 500 Mann und 17 Maschinen­gewehre erhöht.

Am Bug und in Ostgalizien   ist die allgemeine Lage unverändert.

An der Zlota- Lipa und am Dnjestr   herrscht Ruhe. Italienischer Kriegsschauplah.

Die Kämpfe im Görzischen, die in den letzten Tagen immer größeren Umfang angenommen hatten, entwickelten sich gestern durch den allgemeinen Angriff der italienischen dritten Armee zur Schlacht. Etwa vier feindliche Korps gingen unter mächtiger Artillerieunterstüßung gegen unsere Front vom Görzer Brückenkopf bis zum Meere vor. Sie wurden vollständig zurüdgeschlagen und erlitten furchtbare Berluste. Dank der über alles Lob erhabenen Haltung unserer vortrefflichen, kriegsgewohnten Truppen, be­sonders der tapferen Infanterie, blieben alle unsere Stellun gen unverändert in unseren Händen. So halten die Helden an der Südwestgrenze der Monarchie starke und treue Wacht gegen die Ueberzahl des Feindes. Sie können des Dankes aller Bölker ihres Vaterlandes und der im Norden von Sieg zu Sieg eilenden Armeen sicher sein.

Teures Geld.

England, das auch seine Verbündeten mit Geld zur Kriegführung versorgen muß, bedarf gewaltiger Anleihen. Die Lage ist dabei um so schwieriger, als im Gegensatz zu Deutschland  , das seinen Kriegsbedarf ausschließlich im In­lande deckt, England große Zahlungen für Kriegsmaterial an das Ausland leisten muß, und daß außerdem die englische Volkswirtschaft in die Lage verfekt worden ist, die Waren, die aus dem Auslande bezogen werden müssen, nicht mit Waren, die die einheimische Industrie erzeugt, zahlen zu können, weil auch die englische Industrie in hohem Grade für den Krieg arbeitet. Es fließt daher viel Geld ins Ausland und das erschwert zweifellos die Aufnahme weiterer Staatsanleihen.

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Die Leiter der englischen Finanzen haben sich denn auch bei Ausschreibung der neuen Anleihe zu ganz neuen Methoden entschlossen. Die Höhe der Anleihe ist ähnlich wie bei den deutschen   Anleihen nicht begrenzt; der Staat wird soviel nehmen, als er bekommen fann. Der Zinsfuß ist für eng­lische Verhältnisse enorm hoch, nämlich 4½½ Proz. Das Originelle besteht aber darin, daß mit, der neuen Anleihe eine Hinauftonvertierung der alten stattfinden soll.. Es be­stand nämlich die Gefahr, daß durch Aufnahme einer neuen Anleihe zu 4 Proz. die früheren Anleihen, die mit 2, 3 und 3/2 Proz. verzinst werden, entwertet pürden, daß ihr Kurs stürzt. Den Schaden würden dabei die privaten Geldleute, die Inhaber dieser alten Schuldverschreibungen haben, aber boltswirtschaftlich bedeutet das eine Desorgani sierung des gesamten Geldmarktes, die die Unterbringung der neuen Anleihe ungemein erschweren würde. Um das zu ver meiden, greift also die englische Regierung zu folgender Mani pulation: Wer für 100 Pfund Sterling von den neuen 42 prozentigen Schuldscheinen kauft und bar bezahlt, hat das Recht weitere Schuldscheine zu erwerben, indem er alte Schuldscheine in Zahlung gibt. Für 50 Pfund in neuen Schuldscheinen hat er dann 75 Pfund in alten 21/2 prozentigen, oder 67 Pfund in alten 23/4 prozentigen herzugeben. Das ganze läuft also darauf hinaus, daß die alte Schuld ihremt Betrage nach verringert ipird. Nehmen nämlich die Inhaber der alten Schuldscheine diesen Austausch vor und reichen für -sagen wir 75 Millionen Pfund 22 prozentige Schuld­scheine ein, ſo bekommen sie dafür 50 Millioneit Pfund in neuen Scheinen, der Staat schuldet nur noch 50 statt 75 Millionen. Aber freilich die Zinsenlast wird nicht verringert, sondern erhöht: 75 Millionen Pfund zu 2, Proz. erfordern an Zinsen jährlich 1875 000 Pfund; während 50 Millionen zu 4 Proz. 2 250 000 erfordern. Der Vorteil für die Regierung besteht darin, daß ein ge­waltiger Anreiz zum Kauf der neuen Schuldscheine geschaffen wird, weil die Inhaber der alten Schuldscheine nur dann die für sie vorteilhafte Transaktion vornehmen können, wenn sie eine entsprechende Menge neuer Schuldscheine kaufen.

*

Diese sicher von finanziellem Scharfsinn zeugende Methode hat nun aber die tiefgehendsten Folgen für die Zukunft. Die neue Anleihe ist unfündbar bis zum Jahre 1925, d. h. bis zu diesem Zeitpunkt kann eine Reduktion des Zinsfußes nicht vor­genommen werden und für die nächsten zehn Jahre gilt also in England ein Zinsfuß von 4 Proz. für die Staats­gläubiger. In anderen friegführenden Staaten ist ebenfalls eine Erhöhung des Zinsfußes für die Staatsanleihen ein­getreten und ist für längere Zeit festgelegt. Das Resultat muß nun sein cine Erhöhung des Zinsfußes auch für Leih­kapital, das für andere Zwecke geliehen wird. Solange der Staat seinen Gläubigern 4 Proz. und darüber bewilligt, ist nicht daran zu denken, daß der Zinsfuß für andere Gläubiger niedriger sein kann. Handel und Industrie haben also für Jahre hinaus mit einer sehr wesentlichen Verteurung des Kredites zu rechnen.

Oestlicher Kriegsschauplah. Russische   Generalstabsmeldung. Petersburg, 6. Juli.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht des Großen Generalstabes. In der Gegend Edwabno ließen die Deutschen   am 3. Juli zwei Minen­herde erfolglos in die Luft gehen und eröffneten dann an der Explosionsstelle ein heftiges Feuer. Am nächsten Tage unter­minierten unsere Pioniere mit Erfolg einen deutschen   Minen­gang, was neuerdings heftiges Feuer beim Feinde hervorrief. In der Richtung auf Lublin   drang der Feind nach hart­nädigen Stämpfen am 4. Juli an der Front zwischen Rrasnit und dem Flusse Wieprsch vor. Alle deutschen   Angriffe zwischen dem Bjeprsch und dem westlichen Ufer des Bug, sowie an diesem Flusse zwischen dem Dorfe unseren rechten Flügel starke Aufklärungsabteilungen vor- hunderts wurde die Behauptung aufgestellt, daß der Zinsfuß In den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahr­Krylow und der Stadt Sokal, die am 3. und am Morgen des rücken lassen, die wir jedoch zurückwarfen. Bei der Süd- unablässig finken müsse, es sei das ein nationalökonomisches 4. Juli unternommen worden waren, wurden abgewiesen. Wir machten hier einige hundert Gefangene. Am Bug ober- gruppe sprengte unsere Artillerie am 4. Juli ein feind- Gesetz. Die Behauptung war falsch. Theoretisch begründet halb Sokal an der Zlota- Lipa und am Dnjestr   ist die Lage Batterien einen Brand und eine Explosion hervor und de- praktisch lagen damals die Dinge so, daß der Zinsfuß dauernd liches Munitionslager in die Luft, rief in den feindlichen ist das Sinken der Profitrate, nicht des Zinsfußes.

unverändert.

Der türkische   Krieg.

Am mittleren Isonzo  , im Krn- Gebiet und an den übrigen Fronten hat sich gestern nichts Wesentliches ereignet. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant. zimierte  

die feindlichen Soldaten, die herbeieilten, um das zurüdging, wenigstens in den kapitalistisch entwickelten Ländern. Feuer zu löschen. An der Jratfront in der Gegend von Die Ursache war, daß das durch Anhäufung von Profit be­Bassorah wurde eine feindliche Truppenabteilung, die ständig anwachsende Kapital nicht genügend Aniage fand. Die Die Meldung des türkischen   Hauptquartiers. und Freiwilligen in die Flucht geschlagen. Der leihen konvertierten, den Zinsfuß herabfepten. mit der Euphratbahn befördert wurde, von unseren Truppen Leiter der Staatsfinanzen nüßten das aus, indem sie die An­Das wirfte Konstantinopel  , 5. Juli.  ( W. T. B.) Das Hauptquartier   Feind ließ über 60 Tote, darunter einen Major und zwei dann mit, um auch den Zinsfuß für anderes Leihkapital teilt mit: An der Kaukasusfront verfolgen wir die von andere Offiziere, zurück. Auf der Flucht führte der Feind niedrig zu halten.-Diese Bewegung kam indessen gegen unserem rechten Flügel zurückgeschlagene feindliche Kavallerie. auch zwei mit seinen Verwundeten gefüllte Fahrzeuge mit. die Wende des Jahrhunderts zum Stillstand. Zwar ging die An der Dardanellenfront versenkte am 4. Juli um Wir erbeuteten eine Menge Gewehre und Munition. Auf Akkumulation von Sapital immer lebhafter weiter, aber der 1 Uhr nachmittags ein deutsches Untersee boot vor Sedd ul diese Weise haben wir die englische Unternehmung Bedarf an Leihkapital stieg derart rasch, daß die Verleiher Bahr einen großen französischen   Transportdampfer in jener Gegend in einen Rüdzug verwandelt, von Kapital höhere Zinsforderungen durchfeßen tonnten. Die mit zwei Schornsteinen. Der Dampfer ging in drei Minuten der unter dem Schuße der auf dem Flußlaufe befindlichen Periode imperialistischer Expansion bewirkte nämlich, daß die unter. An der Roxgruppe wollte der Feind in der englischen Kanonenboote ausgeführt wurde. Auf den übrigen Länder, die in den Malstrom des Kapitalismus hineingerissen Nacht vom 3. zum 4. Juli nach lebhaftem Gewehrfeuer gegen Fronten hat sich nichts von Bedeutung ereignet. wurden, eine schier unersättliche Nachfrage nach Kapital hatten,