om Sonntag, den i. Juli, statt, die sich'mit der Haltung der Reichstags fraklion und unseres Parteiorgans, der Frankfurter. Volks stimme" beschäftigte. Genosse Hoch, als Vertreter unseres Kreises, vertrat seinen Standpunkt zur Kreditbewilligung und Genosse Rühle, Dresden , den der Minder- heit. Nach eingehender Debatte wurde eine Resolution einstimmig angenommen, die sich mit den Ausführungen des Genossen Rühle einverstanden erklärt und in der Zustimmung der Fraktion zum Etat einen Verstoß gegen die Parteitagsbeschlüsse von Lübeck , Nürn- berg und Magdeburg erblickt. Der Fusion wurde das Recht be- stritten, sich über diese Beschlüsse Dnwegzusetzen.... Die konsequente Haltung des Genossen H a a s e und sein Artikel .Das Gebyt der Stunde" werden begrüßt und daran der Wunsch gNknüpst, daß Genosse Haase auf seinem verantwortungs- vollen Posten ausharren möge. Auch mit der unter dem S. Juni ?u d«n Parteivorstand gerichteten Kundgebung erklärte sich die Kon- serenz einverstanden. Ueber die Haltung des Parteiorgans wurde dw nachstehende Resolution angenommen: Die am 4. Juli 1915 tagende Vertrauensmännerkonferenz des Wahlkreises Hanau-Bockenheim-Gelnhausen-Lrb protestiert mit aller Schärfe gegen die opportunistisch. iianonalisiische Haltung des politischen Teiles unseres Parteiorgans, der Franksurier.Volksstimme", die sich außerhalb des Rahmens sozialistischer Grundsätze bewegt. Tie Äreiskonferenz lehnt jede Verantwortung für den Inhalt des politischen Teils der.Volksstimme" ab, weil die politische Re- daktion, die schon in Friedenszeiten den Beschlüssen der Organi» sationen und Pressekommission keine Beackitung schenkte, während des Kriegszustandes lediglich ihre Privatansicht zur Geltung kommen läßt, keinerlei Rücksicht auf die gegenteiligen Anschauungen breiter Schichten der Parteigenossen nimmt und alles ausbietet, die Preß- kommission als die legitime Vertretung der Parteimitglieder völlig auszuschalten. Wir richten aber den Appell an die Genossen unseres Wahl« kreises, die Frankfurter „Volksstimme" unter keinen Umständen ab- zubestellen— dieser Gedanke kommt leider vielfach in berechtigter Entrüstung über die Haltung der.Volksstimme" zum Ausdruck—, jedoch den Inhalt des politischen Teils des Blattes mit der nötigen kritischen Vorsicht zu lesen und als Partei jede Verantwortung für denen Inhalt abzulehnen. * Der sozialdlem akratische Verein für den Wahl- kreis Hamm -Soest hielt am Sonntag seine diesjährige Generalversammlung ab. Der Bericht des Borstandes beschränkte sich auf geschäftliche Angelegenheiten. Zum Kriegsdienst eingezogen sind zirka 359 Mitglieder. Am 31. März 1315 waren noch vor- banden 714 männliche und 423 weibliche Mitglieder. Während der Kriegszeit wurden nur 32 neue Mitglieder gewonnen. Der Mitgliederverlust beträgt etwa 400. Die Mitgliedschaft verteilt sich auf 24 Filialen in 34 Orten. Die� Generalversammlung nahm auch Stellung zum Partei- zwist. �Sie verurteilt das parteischädigende Verhalten der„Quer- treibcr" und billigt die Haltung der Fraktionsmehrheit und des Parteivorstandes, indem sie sich einmütig den bekannten Beschluß der Bezirkskommission für das westliche Westfalen zu eigen macht. * Der 3. württembergische Wahlkreis hielt am 4. Juli seine Kreisgeneralversammlung in Heilbronn ab. Sie war von 58 Delegierten aus 22 Ortsvereinen besucht. Nach dem Vorstands- bcricht sind von 3390 Mitgliedern rund 1600 zum Militär einge- zogen. Nahezu 100 Genossen sind bereits gefallen. Der Kassen- abschluß weist bei einer Einnahme von 4354 M. einen Ueberschuß von 898 M. auf. Die Stuttgarter Parteiwirren haben im 3. Wahl- kreis nur in der Stadt Heilbronn sich bemerkbar gemacht. Hier sind etwa 50 frühere Mitglieder der Westmehergruppe beigetreten. Das„Neckar-Echo", das Organ des Wahlkreises, hat in der Kriegs- zeit verhältnismäßig gut abgeschnitten. Seine Haltung wurde als richtig anerkannt. Ueber die Politik der Reichstagsfraktion refe- rierte der Abgeordnete Feuerstein. Die Versammlung nahm gegen zwei Stimmen folgende Resolution an:„Die Kreisversamm- lung�erklärt sich mit den Ausführungen ihres Abgeordneten über die Stellung der Partei während des Krieges durchaus einver- standen. Sie billigt vollkommen die Entscheidungen der Reichs- tagsfraktion und des Parteivorstandes, begrüßt insbesondere die neueste Meinungsäußerung des Parteiausschusses und macht sich dieselbe zu eigen."— Des weiteren nahm die Versammlung scharf Stellung gegen die Lebensmittelteuerung. » Der Bezirksvorstand der Provinz Brandenburg , der sich aus sämtlichen Vorsitzenden der Kreiswahlvereine und den an- gestellten Sekretären der Provinz zusammensetzt, beschäftigte sich an- knüpfend an die Verhandlungen des Parteiausschusses mit den inneren Vorgängen in der Partei. Nach eingebender Erörterung faßte der Bezirksvorstand seine Meinung durch einstimmigen Beschlutz dabin zusammen, daß er sich mit den Beschlüssen des Partei- ausschusses einverstanden erklärte. Außerdem wurden noch Organi- sationsfragen verhandelt. Die Frage der Einberufung eines außer- ordentlichen Provinzialparteitages wurde dem Bezirksausschuß zur Erwägung überwiesen. Um bereits früher entstandenen Irrtümern zu begegnen, machen wir darauf aufmerksam, daß die beiden großen Berlin vorgelagerten Landkreise Teltow-Beeskow und Niederbarnim nicht zu diesem Bezirlsverband gehören. ♦ Aus dem Pressebureau wird geschrieben: Die Neu- konstituierung des Kreisvereins für den 10. württembergischen Wahlkreis(Göppingen -Gmünd) bat am letzten Sonntag auf einer außerordentlichen Kreisversamm- lung in Lorch stattgefunden. Eine am 21. März abgehaltene Kreis- Versammlung hatte unter Führung Crispiens-Stuttgart mit Mehr- heit beschlossen, keine Beiträge mehr an die Landesorganisation zu zahlen. Alle Versuche des Parteivorstandes, den Kreisvorstand zur Erfüllung der statutarischen Pflichten zu bewegen, waren vergebens. Eine im Mai abgehaltene Vorständekonferenz, auf der nur noch ein Teil der Ortsvereine vertreten war, beharrte mit Mehrheit auf dem Beschluß vom 21. März. Darauf stellte der Parteivorstand fest, daß die alte Kreisorganisation infolge verweigerter Beitrags- pflichten aus der Parteiorganisation Deutschlands ausgeschieden sei und wies dem Landesvorstand die Aufgabe zu, einen neuen Kreisverein ins Leben zu rufen. Diesem Zweck diente die außer- ordentliche Kreisversammlung. vom letzten Sonntag, die der Landes- vorstand einberufen hatte. Sic war von 46 Delegierten besucht, die 17 Ortsvereine vertratest. In der Aussprache über die bis- herigen Vorgänge in der.Kreisorganisation wurde das Verhalten der alten Kreisleitung scharf kritisiert. Der Verlust des Reichs- tagsmandats, das sich von 1303 bis 1906 im Besitz der Partei befand ''und 1912 leicht zurückzugewinnen war, und des Landtagsmandats für den Bezirk Göppingen , das 12 Jahre der Partei gehörte, wurde als eine Folge der unzweckmäßigen Agitationsmethoden bezeichnet. Statt anziehend habe die Arbeit der Partei abstoßend auf die arbeitende Bevölkerung gewirkt. In einer einstimmig angenomme- nen Resolution wird die Haltung der bisherigen Kreisleitung be- dauert und ausgesprochen, daß die Versammlung das Organi- sationsstatut anerkennt als Voraussetzung zur Ausübung von Mit- gliederrcchten. Auch mit der politischen Haltung der„Freien Volks- zeitung" erklärte sich die Versammlung einverstanden. Ueber die Politik der Partei in Kriegszeit sprach Reichstagsabgeordnetcr Genosse Bios. Einstimmige Annahme fand eine Resolution, die die Haltung der Reichstagssraktion billigt... und die Forde- rung der Opposition durch Genossen in verantwortlicher Stellung mißbilligt, weil hierdurch der Krieg in die Länge gezogen und die Organisation zerrüttet werde. Zum Vorsitzenden des neuen Kreis- Vereins wurde Genosse S ch i r m e r- Göppingen gewählt. Die übrigen Mitglieder des Vorstandes sind pon den Ortsvereinen Göppingen und der umliegenden Orte zu wählen.
Gewerkschaftliches. der Kampf um öie Kriegslö'hne. Im Schneidergewerbe nehmen die Lohndifferenzen immer noch ihren Fortgang vor der Schlichtungskommission des Gewerbegerichts. Obgleich die Löhne bis ins einzelne geregelt sind, kommen täglich Beschwerden zur Sprache, wonach die Löhne, die von der Militär- behörde festgesetzt sind, nicht eingehalten werden. Es gibt immer noch Unternehmer und Zwischenmeister, die diesen Forderungen mit größter Verständnislosigkeit gegenüberstehen. Vielfach ist auch zu verzeichnen, daß die Arbeitskräfte sich mit den gebotenen Löhnen einverstanden erklären, oder aber die Arbeiter sind über das, was sie eigentlich mit Fug und Recht zu erhalten haben, nicht unter- richtet. Hier ist es die Organisation der Schneider, die sofort wirksam eingreift, wenn ihr derartige Lohnumgehungen be- kannt werden. Oft besteht aber ein solcher Wirrwarr im Her- stellungssystem, daß es der Kommission schwer wird, Klarheit zu schaffen. Vielfach arbeitet der Inhaber selbst mit, welche Arbeit abgerechnet werden muß, oder die Arbeit geht durch mehrere Hände, so daß es nicht leicht ist, zu einer befriedigenden Einigung zu gelangen. In manchen Fällen muß die Sitzung vertagt und die Schar der in Betracht kommenden Arbeiter und Arbeiterinnen erst zusammengetrommelt werden. Charakteristisch ist auch das Verhalten einer gewissen Sorte von Zwischenunternehmern, die ganz stramm Lohnnach- Zahlungen einzuklagen suchen, sich aber weigern, den Arbeitern die kriegsmäßigen Tariflöhne zu zahlen. Diesen Leuten mutz dann an der richtigen Stelle der Star gestochen werden. In einem solchen Falle hatte der Unternehmer an den Zivischenmeister 450 M. Vorschuß gezahlt, als das Verhältnis gelöst wurde. Die Klage vor dem Schiedsgericht endete mit einem Vergleich, wonach der Unter- nehmer sich bereit erklärte, 200 M. an den Zwischenmeister zu zahlen, die von den 450 M. abgehen sollten.„Ach, was," meinte der Zwischenmeister,„ich bekomme nichts von dem Herrn und er bekommt auch nichts von mir!" In einer anderen Klagesache war die Preisfrage: Bei wem waren die Arbeiterinnen beschäftigt, beim Zwischenmeister oder beim Hauptunternehmer? Da der Zwischenmeister eine dahin- gehende Unterschrift geleistet hatte, muhte die Schlichtungs- kommission ihn als völlig selbständigen Unternehmer bezeichnen, so daß das Personal als bei ihm beschäftigt zu gelten hat. Da das betreffende Personal durch diese Differenzen aus der Arbeit ge- kommen war, wurde in dem nachfolgenden Vergleich auch die Zu- sage des Fabrikanten erzielt, einen größeren Teil der Leute wieder einzustellen und für die entgangenen Tagesverdienste zu ent- schädigen. Ein anderer Unternehmer hatte an A. W e r t h e i m die An- fertigung von Soldatenunterhosen vergeben. Da die von der Militärbehörde festgesetzten Löhne nicht eingehalten wurden, als Fabrikant aber der Vergeber der Unterhosen angesehen wurde, mußte er noch 160 M. an Kunze vom Schneiderverband als Vertreter der zu kurz gekommenen Arbeiter nachzahlen. Ein Arbeiter klagte gegen einen Unternehmer auf 140 M. Lohn. Der Beklagte machte geltend, daß er eine Gegenforderung von 160 Dl. habe für Aenderungen, die infolge schlechter Arbeit notwendig gewesen seien. Die Sache endete nach mühevoller Ver- Handlung mit einem Vergleich, wonach der Arbeiter 100 M. erhält. Zwei Zwischenmeister wurden wegen Nichterscheinens ver- urteilt, und zwar waren dies Endurteile, nicht Versäumnisurteile. Die beiden waren mittels Zustellungsurkunde geladen und hatten trotzdem nicht Folge geleistet. Serlin und Umgegend. Abgelehnte Arbeiterwünsche. Die Portefeuiller und Reiseartikelsattler be- schäftigten sich am Montag mit der Teuerungszulage in der B e r- l i n e r Lederwaren- und Reiseartikelbranche nach den Borschlägen der Fabrikanten. Schulze referierte und gab eine Darstellung der Verhält- nisse für diese Gruppe bei und nach Ausbruch des Krieges, die sich außerordentlich ungünstig gestalteten und erst durch die Heeres- auftrüge wieder günstiger wurden. So konnten die Fabrikanten die Schäden des Kriegsausbruchs wieder wettmachen, dagegen die Arbeiter aus der Lederwarenindustrie nicht, denn ein mehr- monatiger gänzlicher Lohnausfall ist selbst durch eine nachfolgende gute Konjunktur kaum noch auszugleichen. Es lohnt sich darum, einmal die Durchschnittsverdienste für die Lederwarenindustrie festzustellen, was durch die amtliche Lohnstatistik ermöglicht wird. Der Verband nimmt diese Statistik zur Feststellung der Durch- schnittsverdienste. Demnach haben die Arbeiter der Handbetriebe nach Angabe der Unternehmer im Durchschnitt 24,85 M. pro Woche verdient. Wenn da auch die weiblichen Arbeitskräfte miteingezählt sind, so sind aber andererseits auch Werkführer usw. dabei. Die Arbeiter aus Betrieben mit Motorbetrieb verdienten 25,20 M. Unter diesen Umständen ist mit Spargroschen nicht gut zu rechnen. Auch haben die Arbeiter der Portefeuillerbranche am Segen der Militärarbeit nicht soviel profitiert; sie waren meist nur Hilfsarbeiter, Berufsfremde, und mußten sich viel auf eigene Kosten einarbeiten. Mit dem Frühjahr war auch dieser Segen zu Ende. Dies alles festzustellen, ist notwendig, um de» Argumenten der Unter- nehmer begegnen zu können. Zu bemerken ist noch, daß die Lebenshaltung ganz enorm verteuert worden ist, ja, den Heim- arbeitern sind auch noch die Zutaten äußerst gesteigert worden. Als diese Teuerung eintrat, fragte man sich, ob es nicht billig und recht wäre, hier einen Ausgleich zu schaffen. Es war dies keine leichte Frage, da ein Vertragsverhältnis vorlag und die Konse- quenzen in Betracht gezogen werden mußten. Schließlich kam die Organisation aber zu der Begründung, daß ganz außergewöhnliche Zustände eingetreten seien und eine Lohnaufbesserung sich sehr wohl rechtfertigen lasse. Bei den darauffolgenden Verhandlungen mit den Unternehmern wurde denn auch erklärt, daß an dem bestehen- den Vertrag nicht gerüttelt werden solle, sondern daß es sich nur um eine außergewöhnliche Notzulage handele. Die Fabrikanten unterbreiteten einen Gegenvorschlag, der von der Organisation nicht angenommen werden konnte, da er in Wirklichkeit nichts ent- hielt. Die letztere legte einen neuen Entwurf vor. Zu diesem Vorschlag kam noch die Forderung, daß auch die bei Zwischenmeistern beschäftigten Arbeiter der neuen Vergünstigungen teilhaftig werden sollten. Für das Industriegebiet Offenbach kam nachträglich eine Notzulage zustande, die allerdings nicht viel dar- stellte. Auf zentraler Grundlage ließ sich unter den bestehenden Umständen nichts schaffen; so mutzte auf eine Regelung in Berlin hingearbeitet werden. Die Verlwndlungen zeigten, daß die Fabri- kanten zwar gerne nach außen hin mit ihrem sozialen Verständnis glänzen möchten, daß dies aber nichts koste» dürfe. So waren denn die Beziehungen negativ. Schulze erklärte, oaß mindestens das, was die Offenbachcr Fabrikanten zugestanden haben, auch für Berlin Geltung bekommen müsse. Jetzt werde man in den ein- zelnen Betrieben von Fall zu Fall vorgehen und die Forderung auf eine Notzulage vorbringen. In der Diskussion geißelte noch W e i n s ch i l d das Verhalten der Fabrikanten. Ein anderer Redner bezeichnete die Antwort der Fabrikanten als einen Hohn gegen die Arbeiter. Die Unternehmer scheinen nur Zeit gewinnen zu wollen. Ueberhaupt sprach aus der ganzen Debatte eine große Unzufriedenheit und die feste Zuversicht, das zu erringen, was die heutige Lebenshaltung bedingt.
Schulze betonte noch, daß unter den Fabrikanten sich auch solche befänden, die sich durchaus entgegenkommend gezeigt hätten und dementsprechend zugelegt haben. Die Versammlung war mit dem Vorschlage der Leitung ein- verstanden und brachte zum Ausdruck, daß unbedingt in jedem Bc- triebe vorgegangen werden müsse. Deutsches Reich . Teuerungszulagen in der Holzindustrie. Während schon in normalen Zeiten die Arbeitslöhne in viele» Fällen kaum zur bescheidenen Ernährung einer Arbeiterfamilie ausreichend sind, machen die jetzigen Lebensmittelpreise für viele Arbeiterfamilien eine befriedigende Ernährung geradezu unmöglich. Deshalb Ijabcn die Arbeiter verschiedener Industrien an die Unternehmer das Ersuchen um Gewährung von Teuerungszulagen gestellt. Die Holzarbeiter fanden für solche Bestrebungen zuerst in einigen von der Verwüstung verschont gebliebenen Orten des Ostens bei den Unternehmern Entgegenkommen. In Königsberg wurde eine Teuerungszulage von 2,50 M. für Verheiratete und 2 M. für Ledige gewährt. Die der Unternehmerorganisation nicht angehörenden Firmen dewilligten eine Zulage von 10 Pf. für die Stunde für die Lohnarbeiter und 15 Proz. für die Akkordarbeiter. — Die Tischler-Innung in Jnfterburg erhöhte die Löhne außer den ohnehin fälligen vertraglichen Zulagen um 5 Pf. für die Stunde und die Akkordpreise um 8 Proz.— Der Unternehmerverband in Danzig traf mit dem Holzarbeiterverband eine Vereinbarung, wonach alle bestehenden Stundenlöhne um 4 Pf. und die Akkord- Preise um 8 Proz. erhöht wurden. Im Gegensatz zu diesem entgegenkommenden Verhalten ein- zelner Unternehmerorganisationen benützcn diese in den weitaus meisten bis jetzt bekannt gewordenen Fällen ihre Macht dazu, die Arbeiter durch Einschüchterungen aller Art von einem Vorgehen abzuhalten oder den einzelnen Firmen trotz deren Bereitwilligkeit die Gewährung von Teuerungszulagen zu untersagen. Im Einzel- falle geht diese Unternehmertaktik, so weit, daß vom Holzarbeiter- verband allen Ernstes verlangt wird, er möge seinen Mitgliedern zur Pflicht machen, solche Forderungen auf Teuerungszulagen nicht zu erheben. Die Werftbesitzer haben sich an das gute Beispiel der Kaiser - lichen Werften nicht gekehrt und bisher jedes Entgegenkommen— teilweise sogar sehr_ schroff— abgelehnt. Eine Ausnahme hiervon macht die Firma E>chichau in Danzig und Elbing , die Zulagen von 1—2 M. bewilligt hat. Trotz der geschilderten Haltung vieler Unternehmcrvcrbände der Holzindustrie haben doch schon eine beträchtliche Anzähl Einzel- firmen ihren Arbeitern Entgegenkommen bewiesen. So in Ham- bürg acht Betriebe, in Nordhausen , Ingolstadt , Rosenheim , Bruck mühl , Stettin , Niecky, Warmbrunn, Glauchau , Wcrdau, Köln , Uer- dingen, Brandenburg , Güstrow , Holzminden und Gotha je ein Be- trieb, in Breslau , Düsseldorf , Mannheim und Finsterwalde je zwei Betriebe. Die gewährten Teuerungszulagen sind in Form und Höhe sehr verschieden, in den meisten Fällen aber mehr als minimal; doch zeugen sie immerhin von einem gewissen Maß sozialen Geistes. Soweit die Bewilligungen sich über ganze Branchen erstrecken, sind noch zu nennen die Kistenfabrikanten in Bünde i. W.. die allen Arbeitern eine Verbesserung von 1,50 M. wöchentlich gewährten, sowie die Bürstenmacher in Neuruppin mit einem Lohnaufschlag von 10 Proz. Auf dem Gebiete der Lohnbewegungen hat innerhalb der Kriegszeit im allgemeinen Ruhe geherrscht. Soweit als möglich wurde jedoch dahin gestrebt, die Arbeitsbedingungen in den für den Heeresbedarf arbeitenden Industrien den Zeitverhältnissen ent- sprechend zu regeln. Hierbei kommen neben den Korbmachern vornehmlich die im Waggon- und Flugzeugbau beschäftigten Arbeiter in Betracht. Bei den Korbmachern wird die mit den Unter- nehmern getroffene Vereinbarung lange nicht überall eingehalten. Die an elendesten Verdienst gewöhnten Heimarbeiter und Arbeite- rinnen der Spielwarenindustrie haben sich während des Krieges in großen Massen der Korbmacherei zugewendet und lassen sich viel- fach mit weniger als der Hälfte des ihnen zustehenden Arbeits- lohnes abspeisen. Es kommt vor, daß solche armen Familien mit Mann, Frau und Kindern von früh bis spät rackern und dabei nur einige Mark mehr herausschinden als sonst. Mit den Berliner Flugzeugindustriellen ist ein Vertrag abge- schlössen worden, der die normale wöchentlicbe Arbeitszeit auf 51 Stunden und den Einstellungslohn für Tischler, Zimmerer, Stellmacher und Maschinenarbeiter auf 80 Pf. für die Stunde fest- setzt. Da sich in immer größerem Umfange auch in den sonstigen Landesteilen Flugzeugwerke etablieren, mögen die Mitglieder und Verbandsvertreter sich in dem gleichen Sinne um die Wahrnehmung der Interessen dieser Arbeiter bemühen. Solches ist bereits in einem Falle geschehen und hat zu einem befriedigenden Erfolg gc- führt. So bietet sich auch während des Krieges für die Organisation ein immer größeres Tätigkeitsfeld, und nichts ist für die Arbeiter verhängnisvoller, als in dieser Zeit ihrer Organisation das Jnter- esse zu versagen. Die Folge ist, daß inzwischen die Arbeitsbedin- gungen immer mehr heruntergewirtschaftet werden und nach dem Kriege gar manche Position verloren ist, die nur unter großen Opfern und Kämpfen wieder gewonnen werden kann. Wer es ehrlich mit der Sache der Arbeiter meint, richtet sein erstes Augen- merk während der Kriegszeit darauf, die Einigkeit in den eigenen Reihen und die Kraft der Organisation ungeschwächt zu er- halten._
Der Verband der Gastwirtsgehilfen im Jahre 1914. Der Weltkrieg hat naturgemäß auch das Gastwirtsgewerbe stark beeinflußt und damit die gastwirtschaftlichen Angestellten. Der Rückschlag auf die Organisation konnte nicht ausbleiben. Die in den letzten Jahren, namentlich während der Sommerzeit, leb- Haft einsetzenden Lohnbewegungen mußten mit Ausbruch des Krieges gänzlich unterbleiben oder eingestellt werden. Die Unter- nehmer benutzten die Panik der ersten Kriegswochen und suchten die in den letzten Jahren errungenen Löhnerhöhungen nach Mög- lichkeit wieder aufzuheben. Wo Tarifverträge bestanden, gelang es den Organisationen in den meisten Fällen, sogenannte Kriegs- tarife zu vereinbaren, wodurch wenigstens ein allzugroßer Lohn- rückgang vermieden wurde. Viele dieser Tarife sind jetzt bereits wieder zugunsten der Angestellten revidiert worden. In den ersten sieben Monaten haben 146 Lohnbewegungen in 24 Orten jtattgc- funden; beteiligt waren 212 Betriebe mit 2677 Beschäftigten. Nur bei 22 Bewegungen mit 673 Beschäftigten kam es zur Arbeisein- stellung oder zur Aussperrung. Erreicht wurde durch die Lohn- Bewegungen für 222 Personen eine Arbeitszeitverkürzung von 1272 Stunden wöchentlich. Lohnerhöhungen für 849 Personen im Betrage von 2163 M. wöchentlich. Sonstige Verbesserungen der Arbeits- Bedingungen(darunter Anerkennung des Arbeitsnachweises und der Organisation) wurden in 62 Fällen für 534 Personen erreicht. Die Tarifverträge kamen in 94 Proz.(138 von 147) auf friedlichem Wege zustande. Wie fast alle Verbände, so hat auch der Verband der Gast- Wirtsgehilfen infolge der Kriegsereignisse einen starken Rückgang des Mitgliederbestandes zu verzeichnen. Am 1. Januar 1314 wurden 16 025 Mitglieder gezählt, im ersten Quartal machte sich ein ansehnlicher Zuwachs bemerkbar. Da kam der Krieg, und die erste Zählung am 3. August ergab nur noch einen Bestand von 3362 Mitgliedern, davon zum Militär abgemeldet 1740, sodaß ein wirklicher Bestand von 7612 verblieb. Bei der Zählung am 31. Dezember 1914 änderte sich das Bild etwas zugunsten des Verbandes: es wurden gezählt in 72 Verwaltungsstellen 12 395 Mitglieder. Davon waren aber bereits zum Militär abgegangen 4441(35,9 Prozent), sodaß 7954 Mitglieder verblieben. Bei diesen Zahlen ist zu beachten, daß die Abmeldung vielfach unterlassen wird. Die Hauptaufgabe des Verbandes während des Krieges war selbstverständlich die Unterstützung seiner arbeitslosen Mit;