Nr. 186.- 32. Jahrg.
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Donnerstag, den 8. Juli 1915.
Erhöhte Kampfestätigkeit it in
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 7. Juli 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplak.
Nördlich von Ypern drangen englische Truppen gestern in einen unserer Schüßengräben ein; sie waren am Abend wieder vertrieben. Westlich von Souchez wurden zwei nächtliche Angriffe des Feindes abgewiesen. Bei der Beschießung feindlicher Truppenansammlungen in Arras geriet die Stadt in Brand; der Feuersbrunst fiel die Kathedrale zum Opfer.
Zwischen Maasund Mosel herrschtleb. hafte Kampftätigkeit: Südwestlich von Les Eparges setzte der Feind seine Anstrengungen, die ihm unlängst entrissenen Stellungen wieder zu erobern, fort. Bei dem ersten Angriff gelangten die Franzosen in einen Teil unserer Verteidigungslinie; ein Gegenstoß brachte die Gräben bis auf ein Stück von hundert Metern wieder in unsere Hand. Der Feind ließ ein Maschinengewehr zurück. Zwei weitere Vorstöße des Gegners, ebenso wie ein Angriff an der Tranchee, scheiterten völlig.
Halbwegs Ailly- Apremont wurde unsererseits angegriffen; wir eroberten die feindliche Stellung in einer Breite von 1500 Metern und machten dabei mehr als 300 Franzosen zu Gefangenen.
Bei Croix des Carmes( im Priesterwalde) rfolgte heute nacht der erwartete feindliche Gegenangriff; Ser Gegner wurde abgewiesen.
Am Sudel( in den Vogesen ) wurde ein feindliches Grabenstück erstürmt und für die feindliche Verteidigung unbrauchbar gemacht.
In der Champagne, südwestlich Suippes, bewarfen unsere Flieger mit Erfolg ein feindliches Truppenlager.
Oestlicher Kriegsschauplah.
Die Zahl der Gefangenen südlich Biale- Bloto erhöhte fich auf 7 Offiziere und rund 800 Mann. Ferner gingen 7 Maschinengewehre und ein reichhaltiges Pionierlager in unseren Besitz über.
In Polen südlich der Weichsel eroberten wir die Höhe 95 östlich Dolowatka( südlich Borzymow). Die russischen Verluste sind sehr beträchtlich. Erbeutet wurden zehn Maschinengewehre, eine Revolverkanone and viele Gewehre.
Weiter nördlich nahe der Weichsel wurde ein russischer Vorstoß abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Westlich der oberen Weichsel wurden gute Fortschritte gemacht. Oestlich der Weichsel sind keine größeren Veränderungen zu melden.
Auf der Verfolgung zur 3lota- 2ipa bom 3. bis 5. Juli machten wir 3850 Gefangene.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 7. Juli. ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 7. Juli 1915, mittags:
Russischer Kriegsschauplas.
An der Front der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand dauern die Kämpfe fort. Eingetroffene russische Verstärkungen, die an mehreren Stellen zum Angriff vorgingen, wurden unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Die Gefangenenzahl hat sich noch weiter erhöht. Am Bug und in Oft galizien ist die Lage unverän
bert. In den Kämpfen an der unteren Zlota- Lipa wurden vom 3. bis 5. Juli 3850 Russen gefangen.
Italienischer Kriegsschauplas.
An der Schlachtfront im Görzischen trat zunächst ziemliche Ruhe ein. Nach dem vorgeftrigen Siege hatten unsere Truppen noch einige zaghaft geführte Nachtangriffe gegen den Görzer Brückenkopf und die Plateaustellungen abzuweisen. Gestern eröffnete der Feind neuerdings ein heftiges Geschüßfeuer, dem nachts wieder vergebliche Vorstöße schwächerer Kräfte folgten. Italienische Flieger warfen auf Triest Bomben ab, ohne erheblichen Schaden anzurichten.
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Im Krn Gebiete griff der Gegner eine Felskuppe, der schon frühere Anstrengungen gegolten hatten, abermals an. Die braven Verteidiger schlugen den Angriff, wie immer, ab. Bor unserer Stellung ist ein Leichenfeld.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete dauern die Geschüßkämpfe stellenweise fort.
Südöstlicher Kriegsschauplas.
Auf den Höhen östlich von Trebinje fand in den letten Tagen ein für unsere Truppen erfolgreiches Gefecht statt. Im Angriff eroberten einige unserer Abteilungen nach kurzem heftigen Kampfe eine montenegrinische Vorstellung und trieben die Montenegriner auf die nächsten Höhen zurück. Tags darauf ging zirka eine montenegrinische Brigade nach starker Artillerievorbereitung zum Gegenangriff vor, erlitt jedoch im Feuer unserer Truppen derartige Verluste, daß sie nach einiger Zeit auf die Hauptstellung, aus der sie vorgebrochen war, zurüdging. Mehrere unserer Flieger griffen mit Bomben und Maschinengewehrfeuer erfolgreich in den Kampf ein.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.
Südpolen.
Handelspolitische Bewegungs
freiheit!
Uns wird geschrieben:
Die Siege der deutschen Truppen in Galizien haben auf diesem Kriegsschauplah eine Entscheidung herbeigeführt. Das größte Kronland der verbündeten Donaumonarchie ist so gut wie zurückerobert.
Damit isi der Diskussion über das zukünftige Verhältnis der beiden Mittelmächte ein größerer Spielraum gewährt. Allgemein ist der Wunsch nach einer weitgehenden Annäherung und der Uebung eines solchen gegenseitigen Einflusses, daß stet& das Höchstmaß politischer, finanzieller und militärischer Leistungsfähigkeit erreicht wird, ohne daß die Handlungsfreiheit eines jeden der beiden Staaten durch ungebührliche Rücksichten gehemmt wird.
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Der Mitteleuropäische Wirtschaftsverein versammlung hat er sich für die möglichste wirtschaftshat die Aussprache eröffnet. Auf seiner diesjährigen Hauptpolitische Annäherung der verbündeten Monarchien" ausgesprochen, ohne sich auf einen konkreten Vorschlag festzulegen. Er hält es nur für geboten, die Schaffung eines weiten einheitlichen Wirtschaftsgebietes, sei es mit gemeinsamer Zollgrenze und einer den Bedürfnissen beider Volkswirtschaften angepaßten 3 wischenzollinie, deren Abbau erst in der Frist einiger Jahrzehnte zu erfolgen hätte, oder durch gegenseitige zollpolitische Vorzugsbehandlung, bor allem auch in Gestalt der Vermehrung der zollfrei eingeführten Waren mit Ausblick auf einen späteren Ausbau dieser Freiliste zu betreiben."
Leider nimmt sich der Mitteleuropäische Wirtschaftsverein zu viel vor. Er kennt nur die Alternative zwischen dent gemeinsamen Zollgebiet mit Zwischenzollinie und der Gewährung einer gegenseitigen Vorzugsbehandlung bei sonst selbständiger Handelspolitik.
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Der erste Vorschlag, ein gemeinsames Zollgebiet mit einer Zwischenzollinie zum Schuße der österreichisch- ungarischen Industrie зи ist mit aller gründen, Kraft zu betämpfen. Drei Parlamente hätten sich auf ein Gesetz zu einigen, das die schwierigste und komplizierteste wirtschaftliche Materie behandelt und das auch nur in einem Parlamente den größten Schwierigkeiten begegnet. Wichtiger ist aber noch ein anderes Bedenken: Deutschland müßte seine handelspolitische Bewegungsfreiheit um ein Linsengericht verkaufen! Der Anteil der Ausfuhr Deutsch lands nach Desterreich Ungarn beträgt 10,9 Proz. seiner Gesamtausfuhr, na ch Großbritannien aber 19,2 Proz.! Wenn die noch einige Zeit nachwirkende Verbitterung des Krieges auch den Absatz Deutschlands in den feindlichen Ländern, die seine wichtigsten Konsumenten sind, schmälert, so werden doch diese kommerziellen Folgen des Weltkrieges bald vergehen. Rußland, Frankreich und England sind die wichtigsten deutschen Märkte, neben denen Desterreich- Ungarn steht, ohne über ihnen zu stehen. SchließSchwierigteiten, denen unsere Angriffs- lich wird auch in Desterreich- Ungarn die Kauftraft der Bebewegung begegnet, sind Heeresleitung und bölkerung empfindlich geschwächt werden. Und das wichtigste: Rom , 7. Juli. ( W. T. B.) Heeresbericht. Im Truppen von der besten Stimmung und von Die Schwäche der österreichisch - ungarischen Industrie wird Gebiet von Tirol und im Trentino unternahm der dem Willen beseelt, die ihnen übertragene auch im Zwischenzolltarif so hohe Zollsäge zur Folge haben, Feind am 5. Juli nur einen Angriff auf den az von Aufgabe um jeden Preis zu erfüllen. Mezzo, westlich von den Laveredogipfeln, wurde aber zurückgeworfen und ließ einige Gefangene, Waffen und Munition in unseren Händen. An der Kärntner Grenze unternahm der Feind in der Nacht vom 5. Juli neuerdings einen Angriff gegen die Schüßengräben nördlich vom Petersburg, 6. Juli. ( W. T. B.) Der Generalstab währung besonderer gegenseitiger Vorteile zu beschränken, Großen Pal. Er wurde in einem Gegenangriff mit des Generalissimus gibt bekannt: In der Gegend scheint die gegen den ersten Vorschlag sprechenden Bedenken schweren Verlusten zurückgeworfen und ließ biele von Murawiew und Szawle, westlich vom mittleren zu umgehen. Waffen und einige Infanterieschilde auf dem Gelände Njemen , an der Narewfront und auf dem linken Weichselufer schwerung des Abschlusses von MeistbegünDie Folge wäre aber eine große Er. liegen. Am selben Tage griffen bedeutende bedeutende Kräfte hat sich nichts Wesentliches ereignet. Das Feuer war schwach stigungsverträgen. unsere Stellung am Pizzo Abostano an. Unsere Ver- und verstärkte sich nur für Augenblicke. Es kam zu verein- struktion: Die beiden Mittelmächte würden den anderen Es ergäbe sich folgende Konteidigungstruppen ließen die feindliche Infanterie bis auf sehr gelten Scharmützeln, besonders, wenn Minenherde gesprengt Staaten die Meistbegünstigung gewähren, dann aber ihren furze Entfernung herankommen und warfen sie dann mit wurden. An der Front zwischen der Weichsel und dem Mitgenuß an den für den Verkehr untereinander zugestandenen Gegenangriffen zurück. Bug tam es am 4. Juli abends und am folgenden Morgen Sondervorteilen ausschließen. Da nun schon heute die von
Der italienische Schlachtbericht.
Cadorna.
Die russische Generalstabsmeldung.
daß eine Kompensation für die Aufgabe der vollen handelspolitischen Bewegungsfreiheit nirgends zu erspähen ist. Der andere Vorschlag, die selbständige Handelspolitik beizubehalten und die wirtschaftliche Annäherung auf die Ge
Im Isonzogebiete entwickelt sich die Kampftätig- in dem Abschnitt zwischen Urzedow und Bychawa zu hart- Deutschland Desterreich- Ungarn gewährten Ermäßigungen des feit regelmäßig. Der Feind sette unserem Vor- nädigeren Stämpfen. Die Offensive des Gegners östlich von allgemeinen Zolltarifes die meisten Vertragspositionen einmarsch durch wiederholte fräftige Gegenangriffe sehr rasnif ist durch einen von uns in die Flante des Gegners schließen, würden sich dritte Mächte in einer neuen, für sie erbitterten Widerstand entgegen, konnte jedoch auf den Höhen nordwestlich von Wiltolaz geführten Stoß auf- sehr unvorteilhaften Lage sehen und mit handelspolitischen niemals unseren tapferen Truppen das von ihnen um gehalten worden. Wir fügten dem Feinde dort schwere Ver- Repressalien antworten. den Preis so vieler Mühen eroberte Gelände entreißen. lufte zu und nahmen ihm am Morgen des 5. Juli mehr meine hochschutzöllnerische Aufrüstung. Die Folge wäre eine allgeMan meldet ferner, daß von den gegnerischen Truppen un- a 13 2000 Gefangene mit 29 Offizieren ab. Vor erlaubte Mittel angewendet werden, was auch von Ge- unserer Front lagen ungefähr 2000 feindliche Reich- Wirtschaftspolitiker nicht nur nicht ein Nachteil, sondern eine Nun ist die Schaffung solcher Schwierigkeiten für viele fangenen bestätigt wird. Eines der häufigsten, obwohl er- name. Wir wiesen im Laufe des 5. Juli neue Offensiv- wertvolle Waffe bei den kommenden handelspolitischen folglosen dieser Mittel ist die List, daß Abteilungen in lichten versuche zwischen dem Wjeprsch und dem Bug sowie gegen Auseinandersetzungen mit den Vierverbandsmächten. So läßt Reihen mit erhobenen Händen, als wollten sie sich ergeben, das Dorf Strylow mit Erfolg ab. Am Oberlauf des Bug, an sich das„ Berliner Tageblatt" anläßlich der Tagung des vorgehen, worauf fi die vorderste Reihe zu Boden wirft der Blota Lipa und am Dnjestr fand am 4. Juli und am österreichisch- deutschen Wirtschaftsverbandes in Wien also ver und hinter ihr dichte Schüßenlinien erscheinen. Trok der Morgen des 5. Juli tein Kampf statt. nehmen: Wie dürfen wir hoffen, in dem wirtschafts
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