Politischen Feldzug, der sich an den militärischen anschließen wird, erfolgreich zu bestehen, wenn wir bis zu seinem Beginn nicht einmal unsere Basis befestigt und ausgebaut haben?" Schön! Nur muß auch der einleuchtende Beweis geführt werden, daß die nur mit viel Geld zu bauende Basis wirklich tragfähig ist. Ein unwiderstehlicher Druck konnte durch die Verbindung Oesterreich-Ungarns und Deutsch lands zu einer handelspolitischen Einheit nur dann auf Ruß land ausgeübt werden, um dessen Markt der kommende Wirt schaftliche Krieg besonders geführt werden wird, wenn ent weder der Vierverband ganz auf die Knie gezwungen wird oder die Verbindung mit Oesterreich-Ungarn Deutschland von dem Zwang befreit, seine Futtermittel aus Rußland zu beziehen. Das erste ist eine dunkle Zukunftsfrage, das zweite eine glatte Unmöglichkeit. Es wäre sogar eher möglich, daß Deutschland durch die Nutzbarmachung des Strohs für die Verfütterung vom Bezüge russischer Futtermittel unabhängiger wird, als durch die Verbindung mit Oesterreich-Ungarn . Der wirtschaftliche Zweibund ist in einem Zollkrieg eine stumpfe Waffe. Wenn dritte Staaten von den Ermäßigungen aus- geschlossen werden, die sich die Mittelmächte im gegenseitigen Verkehr gewähren, werden sie einfach sehr hohe Zollpositionen in den autonomen Zolltarif einsetzen, um sich möglichst viel abhandeln zu lassen, und besonders Rußland wird sich seiner kolossalen Bedeutung als Absatzgebiet der deutschen Industrie sehr wohl bewußt sein. Der Endeffekt einer Vorzugsbehand lung der Mittelmächte unter einander bleibt also die Zoll aufrüstung und Erschwerung des internationalen Waren Verkehrs, was nach dem Kriege so ziemlich das schädlichste ist. In einer Resolution erklären überdies die Teilnehmer an der vom Deutsch-Oesterreichisch-Ungarischen und dem Oester- rcichisch- Deutschen Wirtschaftsverbande veranstalteten Tagung, daß eine innige wirtschaftliche Annäherung der zwei ver bündeten Reiche stattfinden müsse, die vor allem in der mög lichsten Annäherung und Uebereistimmung der Wirt' schaftlichen Gesetzgebung ihren Ausdruck zu finden habe. Insbesondere wäre ein wirtschaftlicher Bündnisvertrag zu schließen, durch den sich die beiden Reiche zu einer gemeinsamen Handelspolitik gegenüber anderen Staaten verpflichten, und zwar auf Grund zwischen ihnen nach einem einheitlichen Zollschema vereinbarter Außentarife, deren Zollsätze nicht durchweg die gleichen sein müssen, sowie auf Grund einer beson- deren, im gegenseitigen Einverständnis auch auf andere Staaten ausdehnbaren Vorzugsbehandlungihres Wechsel- seitigen Verkehrs, wobei dem aus den wirtschaftlichen Verschiedenheiten der zwei Gebiete sich ergebenden besonderen Schutzbedürfnisse einzelner Warengruppen durch Ausgleichs- zölle Rechnung zu tragen wäre. Diese Entschließung fordert eine gegenüber dritten Staaten gemeinsame Handelspolitik unter Gewährung gegenseitiger Vorzugsbehandlung. Alles, was gegen die zweite vom Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein angegebene Alternative angeführt worden ist, spricht auch gegen diese Resolution. Für die Sozialdemokratie sind in der Beurteilung aller dieser handelspolitischen Pläne noch andere Erwägungen maß- gebend. Die zollpolitische Angliederung eines so ausgesprochen hochschutzzöllnerischen Staates wie Oesterreich-Ungarn würde die protektionistische Bewegung in Deutschland zum Schaden seiner Konsumenten und seiner weiterverarbeitenden Industrie sehr stärken, ohne daß dieser einseitigen Belastung ein erkenn- barer Vorteil gegenübergestellt werden könnte. Und trotzdem gibt es Mittel und Wege, den Waren- verkehr zwischen den Mittelmächten kräftig zu fördern, ohne Deutschlands Freiheit des Entschlusses und Handelns ein- zuschränken und seine Verbraucher ungebührlich zu belasten. Der Professor an der Wiener Exportakadenne Dr. Grunz el hat schon vor einem Jahrzehnt ein sehr beachtliches Programm entworfen: „1. Vollkommene Freiheit in der autonomen Tarifpolitik, jedoch Gleichförmigkeit im Zollschema und in der Zollbehandlung. 2. Ausbau des Konventionaltarifes zum Zwecke der möglichsten Erleichterung des gegenseitigen Warenverkehrs. 8. Zusammenarbeit beider Staaten beim Abschluß von Handels» vertragen mit anderen Ländern. 4. Einsetzung einer gemeinsamen Zollkommisfion zur Schlich» tung von Streitigkeiten und Vorbereitung gemeinsamer Wirtschaft- licher Maßnahmen. [ 5. Erweiterung der bestehenden Begünstigungen im Grenz« und Veredlungsverkehr, soweit dies ohne Schädigung der be» treffenden Industrie möglich ist. S. Weitergehende Vereinbarungen und Verbindungen auf dem Gebiete des Eisenbahntarifwesens. 7. Einverständliche Handhabung der Veterinärpolizei. 8. Gemeinsames Vorgehen in wichtigen An- gelegenheiten der wirtschaftlichenGesetzgebung und Verwaltung." Besonders der letzte Punkt des Wunschzettels verdient alles Lob. Die Schaffung eines gemeinsamen Wirtschafts- und bürgerlichen Rechtes kann eine enge handelspolitische Verschmelzung in ferner Zukunft sehr erleichtern. Dazu gehört aber auch eine freund- lichere Behandlung der aus Oesterreich- Ungarn stammenden Ausländer in Deutsch - land. Ihre Teilnahme an der wirtschaftlichen und politischen Betätigung der deutschen Arbeiterschaft ist zu leicht mit Ausweisung gesühnt worden. Die Erfahrungen diesesKrieges predigen aber die eindringliche Lehre, daß Bündnisse nicht allein in den Kanzleien der Diplomaten gefertigt und gesiegelt werden dürfen, sondern im lebendigen Volksbewußtsein verankert sein müssen._ Westlicher Kriegsschauplatz. der ftanzösische Tagesbericht. Paris , 7. Juli. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. Die Nacht war an mehreren Stellen der Front sehr betvegt. In Belgien bemächtigten sich englische Truppen, von unserer Artillerie unterstützt, einiger deutscher Schützengräben südwestlich Pilken auf dem östlichen Kanalufer. Ein sehr lebhafter Kampf entwickelte sich um den Bahnhof Souchez, der trotz wiederholter Anstrengungen des Feindes in unseren Händen blieb. A r r a s wurde die ganze Nacht bombardiert. In den A r g o n n e n waren unaufhörliche Kämpfe mit Handgranaten und Bomben im Gange. Unsere Artillerie entwickelte mehrmals Kreuzfeuer, das die feindlichen Angriffsversuche glatt anhielt. Auf den Maashöhen griffen die Deutschen zweimal unsere Stellungen auf dem Höhenrücken südlich der Schlucht San Vaux und östlich des Grabens von Calonne an. Sie wurden
vollkommen zurückgeworfen. In dem Gebiet des P r i e st e r Wäldes ergriff der Feind ebenfalls die Offensive. Zwei Angriffe wurden ausgeführt, von denen der eine sich nach und nach vom Westteile deS Waldes bis Feyenhahe ausdehnte, während der andere besonders gegen den Teil gerichtet war, der sich westlich von Crois des Carmes erstreckt. Beide Angriffe wurden durch unser Infanterie- und Artilleriefeuer angehalten, das dem Feinde schwere Verluste beibrachte. Paris , 7. Juli. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern abend. Englische Truppen wiesen mehrere Gegenangriffe gegen die Schützengräben zurück, deren sie sich vergangene Nacht im Südwesten von Pilkem bemächtigt hatten. Sie machten 80 Gefangene und fügten dem Feinde sehr hohe Verluste zu. Die Deutschen beschoffen Ar ras, insbesondere die Kathedrale, mit Brandgranaten. Reims erhielt gleichfalls einige Geschosse. In den A r g o n n e n Kanonade ohne In fanteriekampf. Auf den Maashöhen auf der Südkuppe der Schlucht von Souvaux nahmen wir ein Schütze»' grabenstück wieder ein, in dem die Deutschen Fuß gefaßt hatten und sich seit dem 27. Juni behaupten konnten, Wir drangen über das Schützengrabenstück hinaus vor. Der Feind machte nach heftiger Beschießung einen Gegenangriff, welcher unter das Kreuzfeuer unserer Maschinengewehre genommen wurde. Die Deutschen fluteten in Unordnung zurück. Sie erlitten schwere Verluste. Im Gebiet von Feh en Hahe, im Priesterwald zeitweilige Beschießung mit Granaten aller Kaliber. Aus den V o g e s e n wird verstärkte Tätigkeit der feindlichen Artillerie gemeldet, die besonders Lafontenelle, Hilsenfirst, Hartmanns Weilerkopf und Thann beschoß. die ergänzende englische Meldung. London , 7. Juli. (W. T. 83.) General French meldet über die Eroberung von Schützengräben, von denen bereits im französischen Heeresbericht die Rede war, daß sie sich über 200 DardS ausdehnten und daß 80 Deuffche gefangengenommen worden feien. Seit dem letzten Be- richt habe sich nichts geändert. Der Kampf beschränke sich auf gelegentliche Artilleriekämpfe, wobei der Feind vor allem bei Zpern übermäßig von Gasbomben Gebrauch mache. Der Feind, berichtet French weiter, ließ acht Minen springen, ohne unsere Schützengräben zu beschädigen. Wir brachten 50 Dards Frontlinie des Feindes nörd- lich von Neuve Chapelle zur Explosion. Am 4. Juli abends wurde durch unser Haubitzseuer eine deutsche Sappe nördlich von Dpern in Stücke geschossen. Hierauf rückte ein Zug Infanterie vor, um die Zerstörung zu vervollständigen. Die wenigen Deutschen , die im Artilleriefeuer übriggeblieben waren, wurden mit dem Bajonett Vertrieben. Ein in der Sappe gefundenes Maschinengewehr wurde zerstört. Unsere Verluste waren unbedeutend. Der Zug kehrte nach vollführtem Auftrag so gut wie unversehrt zurück. DaS Gefecht am Weg von Pilkem spielte sich folgender- maßen ab: Am 5. Juli früh eroberten die Deutschen eine Barrikade an der Bahnlinie Dpern— Rousielaere nach zweistündigem Sturme. Wir machten sofort einen Gegenangriff und eroberten die Stellung zurück. Die englischen Verlufte. London , 7. Juli. kW. T. B.) Die letzte Verlustliste zählt ;i8 Offiziere und 1659 Mann auf. Ein ftiüafrikanifthes Truppenkontingent für den europäischen Kriegsschauplatz. Pretoria , 7. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die britische Regierung hat das Angebot Südafrikas , ein Truppenkontingent mit schwerer Artillerie auf den europäischen Kriegsschauplatz zu schicken, angenommen._ Neues vom Zelömarfchall fjinöenburg/) II. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns ge- ichrieben: Nördlich des Njemen haben Truppen, die zum Befehls- bereich des Feldmarschalls v. Hindenburg gehören, ein großes Stück des schönen Kurland fest in der Hand. Ueber 100 Kilometer kann man von der ostpreußischen Grenze gen Nordosten fahren, bis man auf die dsutschen Jnfanteriestellungen stößt, die sich in einer Breite von rund 250 Kilometern zum Njemen -Strom hinunter und zum Ostseestrande jenseits Libau hinaufziehen. Noch sind die Operationen dort nicht abgeschlossen, und die Rüsten werden sich noch manchmal darüber die Köpfe zerbrechen, was ihnen dort noch bevorstehen mag. Anfangs hatte sich der Feind, wie wir von gefangenen Offi- zieren wissen, über die Bedeutung des deutschen Einbruchs in Kur- land gründlich getäuscht. Er glaubte nur ein auf Verblüffung ab- zielendes Reiterunternehmen vor sich zu haben, dem vielleicht kleine, auf Kraftwagen mitgeführte Jnfanterieteile als Rückhalt dienten. Erst der kraftvolle Widerstand unserer Truppen gegen die ich ständig mehrenden russischen Verstärkungen und die wohl- gelungenen Gegenstöße zeigten den wahren Sachverhalt. Aber der Irrtum der Rüsten war erklärlich. Denn ver- bluffend war in der Tat die Schnelligkeit des Vormarsches— eine Glanzleistung der deutschen Truppen und ihrer Führer. Binnen weniger Tage hatte der mit der Leitung des Unternehmens beaus- tragte Generalleutnant v. Lauenstein die Vorbereitungen ge- troffen, zu denen auch eine Verabredung mit den in der Ostsee operierenden Marineteilen gehörte. In der Frühe des 27. April begann der Einmarsch aus den äußersten Flankenstellungen heraus: eine Kolonne ging bei Schmalleningken über den Njemen und nach Norden zu, eine andere— 100 bis 125 Kilometer davon entfernt— brach aus dem ostpreußischen Nordzipfel in östlicher Richtung vor. Jene drang bereits am ersten Tage mit der Infanterie fast 50 Kilometer in Kurland ein, mit der Kavallerie nach Rossienie und über die Dubista hinaus; diese stieß bei Korciany auf Widerstand und mußte den Uebergang über den Minia-Abschnitt unter dem Feuer schwerer russischer Artillerie erzwingen, kam aber ebenfalls ein gutes Stück vorwärts. Eine dritte Kolonne rückt« in der Mitte langsamer vor» Die Kühnheit dieses so weit ausgreifenden Unternehmens wird noch klarer, wenn man bedenkt, daß die Nach- richten über Art und Stärke des Feindes recht unsicher lauteten und daß sich Ende April das Land noch in einem Zlggregat- zustande befand, der ein Fortbewegen vielfach nur auf den Straßen zuließ.
•) Siehe Nr. 168 des„Vorwärts" vom 20. Juni.
Am Morgen deS zweiten Tages stellte es fich heraus, daß de: an der großen Straße Tilsit — Mitau bei Skaudwile stehende Geg- ner sich eiligst der drohenden Umfastung seiner linken Flanke ent- zogen hatte und auf Kielmy— Szawle abgezogen war. Sofort wurde die rechte Kolonne ihm nachgeschickt. Sie nahm noch am Abend Kielmy, war also in zwei Tagen 75 Kilometer vorwärts gekommen. Die linke Kolonne hatte in dem sehr schwierigen, meist morastigen Gelände besonders große Anstrengungen zu über- winden, weshalb die Mittelkolonne sie durch einen Halblinksvor- marsch unterstützte, erreichte aber mit Kavallerie doch schon Worny an der Seenlinie westlich von Kielmy. Der dritte Tag führte die rechte Kolonne bereits über den vom Feinde verteidigten Win- dawski-Kanal, die linke nach Worny und Telsze, ihre Kavallerie nach Trischki nordwestlich von Szawle . Fast 100 Kilometer sind nach vorwärts gewonnen. Die Rüsten, die in Kurland wohl nur Kavallerie und Reichswehr gehabt hatten, ziehen nun schleunigst mit der Bahn Verstärkungen heran und laden sie zwischen Szawle und Szadow aus. Aber die deutsche Truppenführung läßt sich da- durch nicht beirren: die Kavallerie erhält den Befehl, die Bahnen zu zerstören und um Szawle herumzugreifen; und es geht weiter vorwärts. Am Nachmittag des 30. April, des vierten Tages, zieht die rechte Kolonne in Szawle ein, das die Russen angesteckt haben. und verfolgt noch ein Stück darüber hinaus. Die Kavallerie er- beutet auf der Straße nach Janischki— Mitau Maschinengewehre, Munitionswagen und Bagagen. Sie zerstört die Bahnen südwestlich und nordwestlich von Szawle . Der nächste Tag bringt Nachrichten, wonach der Feind von Kowno her Truppen schickt, um unsere rechte Flanke zu bedrohen. Die Infanterie wird daher angehalten und nach rechts verschoben, mit der Weisung, die Dubissa-Linie zu halten; die Kavallerie jedoch greift immer weiter vor. Sie besetzt nach Gefechten Janischki und Shagory, die nur noch sechs Meilen von Mitau entfernt liegen, und nimmt Gefangene, Maschinen- gcwehre und Bagagen des in voller Auflösung nach Mitau flüchten- den Fundes. Am 2. Mai kreist sie die im Zwischenraum noch stehengebliebenen Russen bei Skaisgiry ein und macht 1000 Ge- sangene. Umfangreiche Bahnzerstörungen an allen erreichbaren Linien gelingen nach Wunsch. Dann wird die Kavallerie der rech- ten Kolonne zurückgenommen, um den Gegenstoß an der Dubista zu unterstützen, die der linken aber stößt, obwohl schon das Eintreffen russischer Verstärkungen in Mitau gemeldet wird, über Grünhos vorwärts, nimmt noch 2000 Russen gefangen und steht am 3. Mai mit Teilen 2 Kilometer vor Mitau . Die außerordentlichen Marschleistungen der Infanterie wie der Kavallerie sind um so höher zu bewerten, als die Wege in denk- bar schlechtestem Zustande, die Flußübergänge vielfach zerstört und die Russen keineswegs überall ohne Kampfkraft waren. Nun stellte die Abwehr des russischen Vorstoßes gegen unsere rechte Flanke neue hohe Anforderungen an die Ausdauer unserer Truppen. Eine umfastende Gegenoffensive an der Dubista bewies dem Feinde, wie sehr er die Stärke der deutschen Truppen unterschätzt hatte. Erst allmählich erholte er sich von der Ueberraschung und schaffte neue Infanterie-, Kavallerie- und Artilleriemasten heran. Zu gleicher Zeit aber erlebten die Russen noch eine besondere Ueber- raschung, auf die sie allem Anschein nach gar nicht gefaßt waren: den Zug auf Libau . Während unsere Hauptkolonnen in Eil- Märschen auf die obere Dubista zustrebten, ging eine Nebenkolonne von Memel her nordwärts etwas langsamer vor. Eure Abteilung derselben marschierte über Schkudy, eine andere nahe am Strande von Süden her auf Libau vor. Vom Feinde war nicht viel zu merken. Die Marine hatte ihn schon am 22. April durch die Bc- schießung von Liban eingeschüchtert. Am 6. Mai sprengte er selbst die Ostsorts, dann brachten unsere Kriegsschiffe auch die Strand- batterien zum Schweigen. Die Landtruppen, die an eine so schwache Verteidigung des großen Hafens nicht glauben wollten und immer auf einen Hinterhalt gefaßt waren, nahmen die«snd- sorts nach kurzem Gefecht und griffen von der Landseite an. Aber die Russen waren tatsächlich auf diesen Schlag nicht vorbereitet gc- wesen. Sie konnten nur noch in Mitau stärkere Truppen aus- laden und in südwestlicher Richtung vorschicken, vermochten jedoch unsere langsam nachgebende Linie nicht zu durchbrechen. Am 8. Mai. 6 Uhr morgens, zogen die deutschen Soldaten in Libau ein. Etwa 1500 Gefangene, 12 Geschütze und eine Anzahl Maschinen- gewehre bildeten die Beute. Der frische Wagemut fand schönen Lohn. Schnell wurden Abteilungen zur«icherung des Platzes um etwa 50 Kilometer über Prekuln, über Hasenpot und am Strande vorgeschoben. Sie haben bisher alle Stöße des allmählich sich sammelnden Gegners abgewehrt und werden das auch ferner tun. Der Wert des ganzen Einbruchs in Kurland sowie die Ent- Wickelung der weiteren Kämpfe am Dubissa-Abschnitt sind noch be- sonders zu erörtern. lW. T. B.) Ein öeutfthes Dementi. Amtlich. Berlin , 7. Juli. (W. T. B.) Der Petersburger Generalstad hat vor einiger Zeit eine amtliche Mitteilung auch im neutralen Auslande verbreitet, wonach an einem Kosaken des ussurischcn Reiterregiments Petschnjew auf der Narewftont während seiner Gefangenschaft von den deutschen Soldaten Greuel verübt worden seien, und zwar durch Ab- chneidung von Teilen der Ohren und Emschneiden von parallelen Striemen in die Haut des Oberschenkels. — Wie amtlich festgestellt ist. ist bei den in Frage kommenden deut- chen Armeeteilen ein Kosak des Usiuri-Reiterregiments über- jaupt nicht gefangengenommen worden, damit entfallen von elbst alle daran geknüpften Behauptungen. Der türkische Krieg. Die Melüung des türkischen Hauptquartiers. Konstautinopel, 7. Juli. (W. T. B.) Bericht des Großen Hauptquartiers. An der kaukasischen Front fuhr auf dem rechten Flügel unsere Kavallerie nach ernsthaften Kämpfen ort, die feindliche Kavallerie gegen Osten zurückzuwerfen. Wir machten in dem Kampfe vom 4. Juli eine Anzahl Ge- ängene und gewannen Beute. An der D a r d a n e l l e n f r o n t ist die Lage im all- gemeinen unverändert. Die gewohnten Grabenkämpfe dauern ort, und zwar besonders heftig auf unserem rechten Flügel iei S e d d u l Bahr. Alle diese Kämpfe sind für uns günstig. Unsere anatolischen Batterien riefen zahlreiche Explosionen und Brände in dem feindlichen Lager bei Sedd ul Bahr hervor. Unsere Flieger warfen zweimal mit Erfolg Bomben auf die feindlichen Truppen. Vor Art Burnu bombardierte ein eindlicher Monitor, der sich sichtlich hinter einem Lazarett- chiff verbarg, unsere Landstellungen. Von den übrigen Fronten nichts Bedeutendes. Gefecht im Kaukasus . Petersburg, 7. Juli. (W. T. B.) Bericht d e s G e n e r a I- tabes der Kaukasusarmee vom 5. Juli. In der Küsten- gegend Artilleriekampf. Ein russisches Motorschiff versenkte eineu türkischen Segler. An der südlichen Kette des Chariandagh stieß eine russische Abteilung auf feindliche Kräfte in der Stärke eines Infanterieregiments mit Artillerie, Maschinengewehren und zwei Reiterschwadronen. Unsere Abteilung eröffnete den Kampf, schlug den Feind und brachte ihm große Verluste bei. Westlich von Ahlavat versuchten die Türken, die Offensive gegen unsere Deckungstruppen zu ergreifen. Der Angriff scheiterte. An der übrigen Front keinerlei Veränderung.