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rrfdjt Btjtefffeftt, Leute dorhanden find, die gegen ein Eingreifen Schwedens   an der Seite der Zentralmächte nichts einzuwenden haben würden. Sie sind in der Hauptsache in den Kreisen der sogenannten Jungkonservativen zu suchen und haben der Regierung, die die Neutralität unter allen Umständen aufrechterhalten will, das Leben gelegentlich ein wenig sauer gemacht. Die Liberalen und Sozialdemokraten haben von Anfang an die Regierung in ihrem Bestreben unterstützt und teils aus wirklicher Sympathie mit der Sache der Entente, teils auch aus taktischen Gründen gegenüber den kriegslustigen Freunden Deutschlands   den Standpunkt der Alliierten, vor allem Frankreichs   und Englands verteidigt. Es gibt dabei in Schweden   so gut wie allenthalben gewisse Nuancen, und auch innerhalb der Sozialdemokratie sind die Meinungen darüber, auf welcher Seite das moralische Recht ist, ge� teilt. Keineswegs angebracht aber ist es, den Genossen Branting, wie die genannte Korrespondenz es tut. in Gegensatz zu der grossen Mehrheit seiner Parteigenossen zu bringen und ihn deutsch feindlicher Gesinnung zu beschuldigen. Die Behauptung, er habe .in seinem Blatte und mündlich bei seinen Reisen durch Deutschland   aus seiner deutschfeindlichen Gesinnung kein Hehl gemacht und den Gegnern Deutschlands   und der deutschen   Arbeiterbewegung schon reichlich Material geliefert ist einfach unwahr. DaS einem französischen   Journalisten gewährte Interview, das als Beweis angezogen wird, haben wir im Augenblick nicht zur Hand, soviel aber wissen wir, dass Branting   selbst im Stockholmer.Social demokrat' einige Irrtümer dieses Interviews festgestellt hat. Dass Branting während de» Krieges mehrere Reisen durch Teutschland gemacht haben soll, ist, wie wir bestimmt zu wissen glauben, un- richtig. Wir kennen nur eine Reise, die nämlich, die ihn in der vergangenen Woche nach Berlin   geführt hat. Eine ganze Reihe von Parteigenossen, die mit Branting in Berlin   zusammengetroffen sind, haben von ihm keinerlei deutschfeindliche Äeusse- rung vernommen, sondern nur feststellen können, dass er, ebenso wie in seinem Blatt, die Politik der deutschen   Regierung und die Haltung der deutschen   Sozialdemokratie zum Teil vielleicht auf Grund von unzureichenden Informationen mit kritischen Augen ansteht, sich in seinem Urteil aber der denkbar größten Objektivität defleissigt. Solange man uns nicht den Beweis erbringt, dass Branting sich wirklich irgend jemand in Deutschland   gegen- über in deutschfeindlichem Sinne geäussert hat, müssen wir an« nehmen, dass es Parteigenossen gibt, die jede Kritik als Feindselig keit auffassen und die von jedem neutralen Sozialdemokraten ver« langen, dass er ohne weiteres alles, was von deutscher Seite geschieht, unbesehen und kritiklos hinnimmt. Wie bedenklich ein solcher Standpunkt ist, sollte uns eigentlich schon der Miherfolg der Aktion jener Professoren bewiesen haben, die zu Beginn des Krieges ebenfalls jedem Neutralen, der nicht be> dingungslo« die Gerechtigkeit der deulschen Sache anerkannte, als Feind Deutschlands   brandmarkten. Wir nehmen im übrigen an, dass Genosse Branting selbst auf die gegen ihn erhobene Anklage antworten wird, wir möchten nur einstweilen diese Bemerkungen vorausschicken, weil er, wie wir wissen, zurzeit schwer erreichbar und nicht wohl in der Lage ist, zu berichtigen.
Konferenz der Finanzminister. Die Finanzminister der Bundesstaaten werden auf Ein- ladung deS Staatssekretärs des Reichsschatzamtes am Sonn- abend, den 10. Juli, in Berlin   zu einer Besprechung zusammen- kommen. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt dazu: Wie wir hören, handelt es sich bei dieser Konferenz nicht um die Beratung bestimmter Vorlagen; der Zweck der Zusammenkunft ist vielmehr eine allgemeine Aus- spräche über die Finanzlage des Reichs und die mit der finanziellen Kriegführung zusammenhängenden Fragen. Der Chef der Reichsfinanzverwaltung legt in der gegenwärtigen Zeit ganz besonderen Wert auf die unmittelbare und Person- liche Fühlung mit den Leitern der einzelstaatlichen Finanzen."
Urlaub des Gesandten in Konstantinopel  . Berlin  , 7. Juli.  (38. T. 23.) Der deulsche Botschafter in Kon- stantinopel, Freiherr v. Wangenheim, sieht sich auf ärztlichen Rat genötigt, wegen eine» Herzleidens einen sechswöchigen Urlaub zu einer Kur in Bad Nauheim   zu«rbitlen. Zu seiner Vertretung wird Fürst Hohenlohe-Langenburg als Botschafter in ausserordentlicher Mission nach Konstantinopel   entsandt werden, um während der Ab- Wesenheit des Freiherrn   v. Wangenheim die Geschäfte zu führen.
Gegen den Lebensmittelmucher. Das stellvertretende Generalkommando des ersten bayerischen  Armeekorps in München  , das wiederholt Missständen scharf zu Leibe ging, hat jetzt, lautTägl. Rundschau" gewerbsmässigen Händlern Gefängnisstrafen bis zu einem Jahre angedroht, wenn sie für Gegenstände deS täglichen Bedarfs u n a n g emessene hohe Preise fordern. Mit der gleichen Strafe wird bedroht, wer solche Borräte zum Zwecke der Preistreiberei zurückhält oder wer im gewerbsmässigen Kleinhandel die Abgabe gegen Bezahlung verweigert. Die Verordnung, die allenthalben Nachahmung ver» dient, bezieht sich auf alles, was unter den Begriff Nahrungs  -, HeizungS- und BeleuchtungSmittel für die Hauswirtschaft fällt.
Eine Mahnung zu erhöhter Zuckerproduktion. verli», 7. Juli.<W. T. B.) Die Zentraleinkaufsgesellschaft. Abteilung Zucker, teilt mit: Trotz der gesetzlichen Massnahmen, dem Konsum aus den reichlich vorhandenen Beständen VerbrauchSzucker zuzuführen, laufen noch fortgesetzt dringende Klagen über Mangel an Ware«in. ES kann den Zuckerraffinerien und allen sonstigen Eigentümern von VerbrauchSzucker nur dringend geraten werden, dem Konsum mit allen lu Gebote stehenden Mitteln, selbst unter Einstellung von Aushilfskräften, Zucker zuzuführen, da andernfalls in Kürz« schärfere Massnahmen zu gewärtigen sein dürften.
Kriegsinvalidenfürsorgc. Bei einer Aussprache der lippischen Regierung mit Lande«- Vertretern über planmäßige Fürsorge für die Kriegsinvaliden hob der StaatSminister hervor, daß man sich wegen der Kostendeckung zunächst selber helfen müsse. Die Finanzlage des Reiches sei u n- geklärt und deswegen könne man heute auch nicht sagen, ob nach dem Kriege ein« Ersetzung der von den Bundesstaaten und Gemeinden ausgegebenen Summe erfolgen werde.
ftis öer Partei. Borberatungen für die kommende Reichstagssesfiou. Darüber kann die.Mannheimer   Volks st imme" mit teilen: ReichstagSfraktion und Parteiausschuß werden einem von letzterem bei seinem kürzlichen Beisammensein geäußerten Wunsche entsprechend vor der nächsten Tagung des Reichstags, die für den 10. August in Aussicht genommen ist, zu einer gemeinsamen Beratung der politischen Situation zusammentreten. Zunächst soll die Fraktion, um ihre Angelegenheiten zu regeln, am Freitag, den 6. August, allein tagen; die folgenden drei Tage sollen dann der gemeinsamen Beratung mit dem ParleiauSschuss vorbehalten bleiben. In erster Linie wird es sich dabei voraus sichtlich um die Erörterung der Annexionsfragen uud der Friedens bedingungen handeln, wofür zwei Referenten vorgesehen sind. Der Dienstag(S. August) bliebe dann für die endgültigen Beschlüsse der Fraktion frei. Sollte der Reichstag   was nicht ausgeschlossen erscheint nicht auf den 10. August, sondern aus einen etwas späteren Termin zusammenberufen werden, so würden sich die oben angegebenen Termine entsprechend hinausschieben.
Zur Tagung des Parteiausschusses bemerkt die»Zittauer Volkszeitung": Mit derartigen gepfefferten Resolutionen wird man die Opposition nicht erdrosseln. Dass übrigens der ParteiauSschuss mit dem Partei vorstand an ein und demselben Strange ziehen würde, brauchte ei nicht erst durch eine Resolution der Oeffentlichkeit zu beteuern Die Mehrheit der Fraktion, deS Parteiausschusses und des Partei Vorstandes ist durchaus nicht identisch mit der Mehrheit der Partei. Ob die genannten Körperschaften die Mehrheit hinter sich haben, ist leider im Augenblick nicht festzustellen. Vielleicht erleben Fraktion. ParteiauSschuss und Parteivorstand noch einmal ihr blaues Wunder, wenn sich herausstellt, daß diese verhältnismässig kleinen Körperschaften monatelang gegen den Mehrheitswillen der Partei gehandelt haben. Einstweilen sind sie in der glücklichen Lage, in aller Oeffentlichkeit die schwersten Verdächtigungen ausstoßen zu können, ohne die Antwort der Gegenseite befürchten zu müssen. Daß das schliesslich gleich dem Steine höhlenden Tropfen seine Wirkung
haben wird, bezweifeln wir nicht. Sei's drmn. Den Gipfel erreicht der Parteiausschuß mit seiner Hetze gegen den nossen Haase. Aber soweit wir den Genossen Haase kennen ist er fest genug, um solchem Lamento gegenüber nicht den Platz zu räumen. Was der ParteiauSschuss in diesem Augenblick für unvereinbar mit den Pflichten eines Vorsitzenden hält, ist nicht so sehr von Bedeutung. Ueber den Genossen Haase hat der nächste Parteitag zu sprechen und der wird sich, des sind wir gewiß, nicht von den Auffasfungen des ParteiausschusfeS leiten lassen. Die.Bergische Arbeiter stimme" halte geschrieben: .Der ParteiauSschuss ist keine Instanz, die irgendwie für die Partei bindende Beschlüsse fassen könnte, sondern lediglich ein guv achtlicher Beirat für den Parteivorstand. Ihm bindendes Beschlust rech: zu geben, ist bei seiner Einsetzung ausdrücklich abgelehnt worden und der Parteivorstand ist vor dem Parteitage durch Meinungsäusserungen deS Parteiausschusses in keiner Weise gedeckt.
Eine Richtigstellung. Unter der obigen Ueberschrift schreibt die»Essen er Arbeiter- zeitung": .Gegenüber einer Bemerkung in der.Breslauer Volkswacht" von der angenommen wird, dass sie die Bedeutung der acht Wahl kreise des westlichen Westfalen« die sich in einer Erklärung gegen die Opposition in der Partei wandten, herabsetzen solle, schreibt das»Bochumer Volksblatt": »Wir stellen fest, daß von den acht Kreisen der Bochumer der größte und der am stärksten bevöllertste ist. Dann folgt Dortmund   als bedeutender JndustriekreiS, ihm Reck linghausen und Hamm  - Soest   alle vier im engeren Ruhrbezirk. Vom Wahlkreis Essen  , der auch zum Ruhrgebiet  gehört, aber dem niederrheinischen Agitationsbezirk angeschlossen ist, wissen wir, daß die Genossen daselbst, bis auf eine wenig be deutende Minderheit, das Zirkular nicht unterstützen, ebenso dürfte es im letzten Wahlkreis im Ruhrgebiet  , Mülheim- Duisburg sein. Im ganzen Ruhrbecken will man von der radikalen Opposition in der Partei nichts wissen, die Wenigen, die sich dafür begeistern, sind ohne jeden Einfluß auf dt« Haltung der Arbeiter in dem wichtigsten und größten Jndustrierevier Deutschlands  . Was wollen da noch die sonstigen Kreise(bis auf zwei oder drei) im niederrheinischen Bezirk besagen? Und auch hier haben die Bezirksleiter aus einer Konferenz e» abgelehnt, das Zirkular zu unterschreiben. Was sollen also die Versuche, der Opposition im rheinisch-westfälischen Agitationsbezirk ein bedeutendes Gesicht zu geben?" Die Auslassungen unsere» Bochumer Bruderblattei sind richtig, wenn man sie nur auf die Opposition bezieht, die hinter dem Zirkular vom 9. Juni steht. Sie sind aber nicht richtig, wenn man unier die.Opposition" auch die rechnet, die sich hinter die Genossen Bernstein-Haase-KautSky stellen. Hinter diesen Genossen steht die gesamte Vertretung des Bezirks Niederrhein   einstimmig und ge- 'chlosien. Der Bezirk umfaßt die 14 Wahlkreise Essen  , Duisburg  , Düsseldorf  , Reuss-Grevenbroich  , Krefeld  , Cleve-Geldern, Keinpen, M.-Gladbach. Mörs-Rees, Solingen  . Remscheid  , Elberfeld  , Hagen  - Schwelm  , Altena  -Jserlohn-Lüdenscheid  . Da vielfach die hinter Bernstein-Haase-KautSky stehenden Ge- nassen mit der extremen Opposition in einen Topf geworfen werden, ist unsere Feststellung nicht ohne Interesse."
Wie ein Gewerkschaftsblatt für die Parteieinheit wirft. Der.Grundstein" wendet sich gegen den Aufruf Lern tein-Haase-Kautsky und schreibt: .AlS Gewerkschafter haben wir nur geringen Einfluß auf diese Dinge. ES muß Sache unserer Mitglieder in den politischen Organi sationen sein, da« ihrige zu tun, um dort ihre Interessen, die die Interessen der deulschen Arbeiterklasse sind, gegenüber den Zerstörern zu verteidigen und den politischen Organisationen zu Helsen  , diese 'chwere Krisis zu überwinden. Noch mögen wir nicht die Hoffnung aufgeben, dass eS doch noch gelingen wird, die politische Organisation vor der Gefahr zu schützen, die ihr droht, wenn jene Leute stärkeren Anhang finden. Sollte das aber eintteten, nun dann zweifeln wir nicht, dass die Gewerkschaften groß und stark genug 'ein werden, um ihrerseits das AktionSzentrum u schaffen, ohne daS die Arbeiterklasse ihren drängenden Auf- gaben nicht genügen kann." Wir haben bisher geglaubt, dass auch in gewerkschaftlichen Kreisen die Ansicht verbreitet ist. dass über die zukünftige Haltung der Partei nach demokratischen Grundsätzen entschieden werden muß, elbst dann, wenn die.Zerstörer" die Mehrheit der Parteigenossen auf ihrer Seite haben sollten. Die Redaktion de»Grundstein" scheint demgegenüber die Auffassung zu vertreten, daß wenn die Mehrheit der Partei sich nicht zu»hrer Anschauung bekehrt, die Gewerkschaften eigene politische Aktionen unternehmen müßten.
Aus den Organisationen. Der Hallesche Bezirksvorstand befaßte sich in seiner letzten Sitzung mit der gegenwärtigen politischen Lage und der Taktik der Partei. Nach einer sehr ausgedehnten Debatte wurde daS Ergebnis über die inneren Parteidifferenzen folgendermaßen zusammengefaßt: Wir begreifen den Schritt deS Genossen Haase und lehnen eine Verurteilung ab. Ueber die Eingab« einer Anzahl Parteifunktionär« an Partei- und Fraktionsvorstand bestanden Meinungsverschiedenheiten; eine Entschließung wurde nicht gefaßt.
Soziales.
Städtische Stellenvermittelung für Handlungsgehilfen. DaS Bedürfnis nach öffentlich-rechtlicher Stellenvermittelung für Handlungsgehilfen, das schon vor dem Kriege vorlag, macht sich jetzt besonders bemerkbar. Leider gibt es einige Handlungs- gehilfenvereine, welche die Errichtung städtischer Stellenvermitte- lungen für kauftnännische Angestellte zu hintertreiben suchen. Diese Gegner des öffentlich-rechtlichen Arbeitsnachweises pflegten bisher zu behaupten, dass die Stellenvermittelung für Handlungs- gehilsen nicht örtlich durchführbar sei, sondern durch eine Organi- satton erfolgen müsse, die über das ganze Reich gegliedert sei. Dem stand aber entgegen, daß gerade zahlreiche kaufmännische Vereine, deren Wirkungskreis nur auf einzelne Orte beschränkt ist, sich mit der Stellenvermittelung befassen. Um diesen Wider- spruch zu beseitigen, haben 16 solcher kaufmännischen Lokalvereine und der Verband deutscher Handlungsgehilsen(Sitz Leipzig  ) ihre Stellenvermittelung derart vereinigt, daß sie wöchentlich zweimal ein Verzeichnis der offenen Stellen herausgeben. Diese Stellen­listen können auch von NichtMitgliedern abonniert werden. Tie Herausgeber dieser Stellenliste nennen ihr neues Unternehmen Gemeinnützige kaufmännische Stellenvermittelung für Deutsch­land". Der Handlungsgehilfe, der sich dieses neuen Unternehmens be- dienen will, kann sich beim Erscheinen einer Stellenliste jedesmal bis zu fünf Adressen derjenigen Firmen angeben lassen, die eine Stellung zu besetzen haben. In der Stellenliste selbst werden die Adressen der betr. Firmen geheimgehalten. Diejenigen Hand- lungsgehilfen, die sich die Adressen haben kommen lassen, veran- stalten unter sich ein Wettschreiben, indem sie sich gleichzeitig bei den betr. Firmen bewerben. Eine Menge Zeit, Müde und Porto wird so von einer ganzen Reihe von Handlungsgehilfen aufge- wendet, um eine Stelle zu erlangen, die vielleicht inzwischen längst besetzt ist. Bei vielen der in der Stellenliste als offen angegebenen Stellen kann der Stellensuchende gar nicht sehen, ob sie auch nur einigermaßen für ihn passen würde. ES wird nämlich vielfach nicht einmal angegeben, welcher Lohn ungefähr gezahlt wird. DieGemeinnützige kauftnännische Stellenvermittelung für Deutschland" ist also keineswegs geeignet, die gewünschte städtische Stellenvermittelung zu ersetzen, sie fit vielmehr ein klägliches Ver- legenheitsprodukt, durch das die Notwendigkeit der städtischen Stellenvermittelung für Handlungsgehilfen aufs neue bewiesen wird.
Das Geheimkonto der Ehefrau. Eine im Aufspeichern von Kapitalien erfinderische Ehefrau de- schäftigte mit ihremSysteni" die 2. Kammer des Berliner   Kauf- mannsgerichts in mehrstündiger Sitzung. Der Prozeß hat folgende Vorgeschichte: Der Kaufmann Heinrich betrieb eine Krawatten- fabrik, die im Jahre 1897 gegründet wurde. Die Ehefrau des In­habers war mit im Geschäft tätig, und zwar vom Jahre 1908 an. Als Ende v. I. der Konturs über das Unternehmen ausbrach, waren die zahlreichen Gläubiger nicht wenig erstaunt, zu hören, dass die Frau des Gemeinschuldners für sechs Jahre Gehalt in Gesamthöhe von 11 700 M. zur Konkursmasse anmeldete. Der Konkurs- Verwalter erkannte erklärlichevweise diese Forderung nicht an, was Frau H. zur Erhebung der Klage beim Kaufmannsgericht ver- anlaßte. Sie verlangt die Verurteilung des Konkursverwalters Guillemot zur Anerkennung von 9900 M. Masseschulden und 1800 M. bevorrechtigter Forderung als Gehalt für das letzte Jahr. Zur Begründung ihres Anspruchs brachte die Klägerin folgende« vor: Gleich bei Beginn ihrer Tätigkeit hätte sie mit ihrem Eh»- mann ein Monatsgehalt von 1S0 M. vereinbart, sie hätte das Gelt» nur immer aus Entgegenkommen ihrem Gatten gegenüber anstehen lassen. Sie hätte auch öfter wegen des Geldes gemahnt, aber, weil es sich eben um ihren Mann handelte, immer wieder Rücksicht ge- nommen. Bei einem fremden Unternehmen hätte sie natürlich nicht solange gewartet. Ueber ihr Gehalt sei ihr regelmäßig auf einem Gehrimkonto gutgeschrieben worden. Der beklagte Konkursver- Walter hegt starke Zweifel, dass das sogenannteGeheimkonto" echt sei, er vermutet vielmehr, daß das Konto nachträglich angelegt worden sei, um den Anspruch im Prozeß gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Er müsse darum im Interesse der Gläubiger den An- spruch der Klägerin zurückweisen. In der Beweisaufnahme bestättgt der als Zeuge vernommene Ehemann die Gehaltsvereinbarung mit seiner Frau. Wann er das Geheimkonto angelegt habe, könne er nicht genau sagen, er glaube aber, im Jahre 1909. Er habe seine Frau öfter gebeten, das Ge- halt noch anstehen zu lassen. Zugeben muß der Ehemann H., dass das Gehalt seiner Frau sonst nicht durch die Bücher gegangen ist, und daß es auch nicht im Jahresabschluß berücksichtigt sei. Auch zur Angestelltenversicherung sei seine Frau nicht angemeldet worden. Das dem Gericht vorgelegt« Geheimkonto erweckt beim Richter- tollegium den Eindruck, als ob die Eintragungen der Monats- gehälter zu gleicher Zeit, mit einer und derselben Feder und Tinte vorgenommen worden seien. Auch bekundet die als Zeugin vernom- mene Buchhalterin, dass sie das Konto in dem Geschäftsbuche erst in letzter Zeit gesehen habe. Eine andere Zeugin, die Frau H. von einem Kaffeekränzchen her kennt, sagt aus, letztere habe einmal, als man ihr Vorwürfe wegen ihres späten Erscheinens zum Kränz- chen machte, entschuldigend gesagt:»Ich Hab« immer viel im Ge- schüft zu tun. Dafür bekomme ich auch Gehalt. Ich kann es ztvar jetzt noch nicht abheben, da die anderen Verpflichtungen vorgehen." Das Kaufmannsgericht kam zur Abweisung der Klage. Das Gericht habe sich von der �Berechtigung des Anspruches nicht überzeugen Linnen. Nach den ganzen Umständen müsse man annehmen, daß weder der Ehemann H. noch seine Frau an ein wirklicke» Ao- stcllungsverhältnis ernstlich dachten.
Tödliche Unfälle in Preußen. Nach den Mitteilungen des Königl. Preuss. Stat. Landesamts ind in Preußen im Jahre 1912 16 713 Personen<13 668 männlich« und 3250 weibliche) tödlich verunglückt gegen 16 810 im Vorjahre. Davon fanden den Tod durch männliche weibliche
zusammen 680 3319 766 3466 446 2917 68 686 62 1662 744 1687 246 777 106 361 28 296 46 681 29 236 54 140 188 911 Auf die ersten drei Ursachen: Ertrinken, Sturz und Ueber« ahrenwerden. entfällt also mehr als die Hälfte oller tödlichen Un- alle, sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Personen. Unter den durch Sturz Verunglückten befanden sich 66 Radfahrer weiblich). Der Luftverkehr hat 17 Opfer gefordert, gegen 10 im Vorjahre, von denen 16 auS Seroplanen und 2 aus Freiballons ab- gestürzt waren. Fast nur männliche Personen fanden durch Ver- 'chüttet- und Erschlagenwerden den Tod: eS kommen hier Haupt- ächlich Unfälle beim Bergbau in Betracht. Auffallend gross ist da- ,egen die Zahl der weiblichen Personen, die durch Verbrennen und verbrühen ums Leben gekommen sind: man muß hier wohl be- 'anders an Unfälle im Haushalt denken. Der Blitz tötete nicht weniger als 140 Personen.
Ertrinken.......... 2781 Sturz........... 2690 U eberfahren......... 2410 Maschinenverletzung und elektrischen Strom.......... 528 Verschütten und Erschlagen... 1600 Verbrennen und Verbrühen... 343 Ersticken.......... 531 Vergiftung......... 166 Schlag und Biß von Tieren... 267 Erschießen, Explosionen usw.... 636 Erfrieren.......... 207 Blitzschlag......... 86 Sonstige Ursachen...... 728