wegimg entgegen zu stemmen versuchte, wurde gestürzt. Der neue Minister� Fürst Schtscherbatow hat, obgleich er sich vorläufig bestimmter Zusagen enthalt, der Presse und den Abgeordneten gegenüber einen anderen Ton angeschlagen. Weitere Verändc- rungen im Kabinett und in den höheren Verioaltungen, die setzt im Flusse sind, verstärken den Eindruck, dag die Regierung durch Konzessionen an die Parteien eine breitere Basis im Lande ge- Winnen will. Nun ist es aber im höchsten Grade symptomatisch, daß die Parteien sich mit bloßen Versprechungen nicht abspeisen lassen, sondern die Absicht haben, durch Erweiterung der Rechte der Duma und durch Unterordnung der Exekutive unter die Gesetzgebung ein Stück realer Macht an sich zu reißen. Dar- auf deutet mindestens die Absicht des SeniorcnkonventS hin, durch Schaffung eines„Landesverteidigungskomitees" aus Mitgliedern der Regierung, des Reichsrates und der Reichsduma die Z e n- tralbehörden und die Militärgewalt unter die Kontrolle der Kammern zu stellen. Dringt dieser Antrag durch, so bedeutet das natürlich eine gewaltige Machtver- schiebung� zugunsten der herrschenden politischen Parteien, eine enorme Stärkung der Volksvertretung auf' Kosten der Regierung und der Buveaukratic. lieber die Motive dieses Vorgehens darf man sich freilich keinen Illusionen hingeben. In ihin kommt in erster Linie das Verlangen der herrschenden Parteien und Klassen zum Ausdruck, die Wehr- kraft des Landes zu erhöhen und die Leitung des Krieges unter ihre Kontrolle zu stellen. Da die bisherige Organisation der Zivil- und Militärverwaltung versagt hat, verlangen die den Krieg stützen- den Gesellschaftsklassen gebieterisch eine Umformung dieser Organisation unter Heranziehung neuer Elemente aus ihrer Mitte. Da die politischen Forderungen der herrschenden Parteien eine Stärkung der Volksvertretung bedeuten, unterstützen auch unsere Genossen, trotz des antidemokratischen Charakters der jetzigen Volksvertretung, dieses Borgclfen gegen die Bureaukratie. Sie werden aber die aus dieser Machtverschiebung sich ergebende Situation selbstverständlich dazu ausnutzen, um die bürgerlichen Parteien vor- loärts zu treiben, sie zur Erfüllung chrer Reformversprechungen zu drängen und, gestützt auf die immer lauter werdende Friedens- sehnsucht der Massen, dem Kriegs willen der bürgerlichen Parteien den Friedenswillen der Arbeiterklasse entgegen zu setzen. •* Verzweifelte Stimmung in Rußlaaö. Bern , 3. Juli. (W. T. B.) Das Auslandskomitee des ArbeiterbundeS erfährt laut„Berner Tagwacht" aus Ruß- land: In der Moskauer Gesellschaft spreche man von der völligen Niederlage Rußlands . Die vorn Kriegsschauplatz heimkehrenden Offiziere verzweifeln an dein Erfolg der russi- scheu Waffen. Für alle Niederlagen suche die Regierung die Juden verantwortlich zu machen, um so die Volksempörung auf den armen Süudenbock zu leiten. Man spricht in Rußland sogar davon, daß die Regierung entschlossen sei, die Juden auch aus Petersburg auszuweisen, wenn Riga von den Deutschen besetzt werde. Man habe dies schon früher tun wollen, aber auf die Intervention des Ministers des Aeußeren aufgeschoben. Die revolutionäre Stimmung des russischen Proletariats wachse. Sogar Krankenschwestern seien unter dem Verdacht der revolutionären Agitation unter den Sol- baten verhaftet worden. Die Mitteilung schließt: Jeder- man in Rußland fühlt, daß man großen inneren Ereignissen entgegenschreitet.
Menüerungen in üer rutschen Kommando- gewalt. Den Oberbefehl über die russischen Armeen an der Nord- Westfront übernahm General R u ß k i, der vor einiger Zeit wegen Unstimmigkeiten mit dem Großfürsten Nikolai beurlaubt wurde.— Rußki befehligte vor diesen Differenzen fünf Armeen zwischen Thorn und Krakau . Er hatte den Ober- befehl über die dritte russische Armee, die die Offensive gegen Lemberg durchführte. Rußki gilt neben General Iwanow als der fähigste russische Heerführer. Er ist 18M geboren, machte den Russisch-Türkischen Feldzug 1877/78 mit und war im Japa- nischen Kriege 1!X)4— 1305 Chef des Stabes der zweiten Armee, dann Kommandierender General deS 21. Armeekorps. Verstärkung des kanadischen Kontingents. London , 9. Juli. (W. T. B.) Die„Times" erfährt aus To- ronw, daß die Regierung die Vergrößerungen des kanadischen Ex- peditionskorps auf 159 000 Mann beschlossen habe. Die neuen Truppen sollen zur Anfüllung zweier über See befindlicher Divi- sionen dienen, eine dritte Division soll in Kanada bleiben. der türkische Krieg. die Kämpfe um die Dardanellen. Frankfurt a. M., 9. Juli. iW. T. B.) Die„Frankfurter Zeitung " meldet aus Konstantinopel : Die Operationen an den Dardanellen nehmen seit einigen Tagen einen sehr befriedigenden Fortgang. Während trotz der heftigsten Kämpfe die beiderseitigen Positionen seit Wochen unverändert blieben, ist es jetzt durch eilten kühnen Angriff der Türken gelungen, mehrere wichtige Schützengräben des rechten Mgels den Engländern zu ent- reißen. Bei dieser Gelegenheit find zwei bemerkenswerte Erscheinungen beobachtet worden. Die Franzosen , von denen auch einige gefangen genommen wurden, setzen sich au« jungen, kaum über 17 Jahre alten Mannschaften zusammen. Sie machen einen geradezu bedauernswerten Eindruck. Unter den Engländern zeigen sich ernste Anzeichen von Disziplinlosigkeit und Ermüdung. Die englischen Führer muffen zu den stärksten Mitteln Zuflucht nehmen. um ihre Truppen in der Hand zu halten. So feuern die hinter der Hauptfront befindlichen zweiten englischen Schützengräben unbarm- herzig auf ihre eigenen Leute, wenn beim Angriff Schützen zurück- bleiben oder sich mit Fluchtabsichten tragen. Slockaüe üer griechischen Küste) Bern , 9. Juli. (W. T. B.) Der Mailänder„Secolo" meldet aus London , daß laut Berichten aus Athen deutsche Unterseeeboote im Acgäischen Meer erschienen seien, die in der Flotte der Alliierten große Aufregung hervorgerufen hätten. Daraufhin habe der Ad- miral die hauptsächlichsten Einheiten von den Dardanellen zurück- gezogen. In London messe man der Nachricht nicht viel Glauben bei, wenn man auch die Möglichkeit zugäbe, daß einige Schiffe zurückgezogen worden seien, weil sie ausgebessert werden müßten, Die Zurückziehung der Schiffe könne sich auch aus der Notwendig- keit von Dislokationen ergeben haben. Die Turiner „Stampa" erfährt aus Sofia , daß die englische Flotte mit der Blockade der gesamten griechischen
Küste begönnen habe. Die griechische Regierung habe in London energischen Einspruch erhoben mit der Begründung, daß die Blockade eine Verletzung der griechischen Neutralität darstelle. Der italienische Krieg. Caöorna melüet„nichts Semerkenswertes". Rom , 8. Juli. (28. T. B.) Meldung der Agencia Stefani. Amtlicher Kriegsbericht. In den letzten 21 Stunden ereignete sich nichts Bemerkenswertes. Die Aktion dauert regelmäßig auf den verschiedenen Fronten an. C a d o r n a. Spionenriecherei. Bologna , 9. Juli. jW. T. B.) Das Militärgericht hat die Ver- Haftung des Oberen und dreier Paters des Kapuzinerklosters in C o m a c ch i o wegen Spionage in der Provinz Sondrio verfügt. In der Kriegszone dauert die Ausweisung verdächtiger Geistlicher an. Der Präfekt ordnete die Ausweisung des Kanonikus der Kirche von Bormio an. Zum Verlust üer Rom , 9. Juli. iW. T. B.)„Giornale d'Jtalia* hebt hervor, daß der Verlust der. A in a l f i" erneut die Notwendigkeit beweise, aus der Adria ein vollkommen italienisches Meer zu machen um auf der andercy Küste jede feindliche Macht zu beseitigen, welche durch den Besitz durch Itatur und Kunst ausgezeichneten Ufers ein un- überwindlicheS Hindernis für eine wirksame ständige Verteidigung der italienischen Adriaküste bilden würde. Trotz der Schwierigkeilen hätte die italienische Flotte beweisen müssen, daß sie die Herrin der Adria sei. Sie habe es bewiesen und den Feind gezwungen, in seinen befestigten Häfen und Kanälen zu bleiben.„Giornale d'Jtalia" fährt fort: Wir hatten mit einigen Verlusten gerechnet, obwohl wir durch tägliche Aufklärungsfahrten unserer Flugzeuge und planmäßige Streifzüge unserer Torpedoboote die Aufgabe der österreichisch- ungarischen Unterseeboote sehr erschwerten. Der materielle und moralische Wert unserer Flotte und unsere Zuversicht in ihre Führer geben uns volles Vertrauen auf den Enderfolg. §laggenmißbrauch üurch Italien . Athen , 9. Juli. (W. T. B.) Von unserem Sonderberichterstatter. Ein unter griechischer Flagge fahrender Dampfer, der Benzin- und Oelladung an Bord hatte, ist in den griechischen Gewässern von einem griechischen Kriegsschiff aufgebracht und nach Korfu ge- schleppt worden. Die dort angestellte Untersuchung ergab, daß das Schiff„Giannicolo" hieß, zur italienischen Kriegsflotte gehörte und von einem aktiven italienischen Marineoffizier befehligt wurde. Nach dieser Feststellung muß die Angelegenheit auf diplomatischem Wege geregelt werden. Der Mißbrauch der griechischen Flagge durch die italienische Kriegsflotte erweckt hier die größte Entrüstung. Es verlautet, daß noch ein zweites Schiff unter ähnlichen Um- ständen aufgebracht worden ist. Der Seekrieg. vom v-Doots-Krieg. London , 9. Juli. (W. T. B.) Das Reuterfche Bureau meldet aus Hull : Der Dampfer„D i d o" von der Wilson- linie, der in der letzten Woche einem deutschen Unterseeboote entronnen war, nachdem ihn dieses durch einen Kanonenschuß beschädigt hatte, ist jetzt in der Nähe von Nordschottland durch ein Torpedo versenkt worden. Die ganze Besatzung ist ge- rettet. ßür eine Kabelverbinüung zwischen Deutschland und Amerika . Berlin , 9. Juli. (W. T. B.) Die„New Jork Times" vom 11. Juni enthält den Wortlaut einer Note der deutschen Regierung an die amerikanische vom 27. Februar d. I., in welcher die Frage der Wiederher st ellung direkter Kabelverbindung zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland behandelt wird. Die deutsche Regierung hat sich darin bereit erklärt, die Kosten für die Instandhaltung des Kabels zu tragen und seine Benutzung durch die amtlichen Vertretungen der Vereinigten Staaten in Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu gestatten. Ferner sollte das wiederhergestellte Kabel dem Verkehr der amerikani - schen Zeitungen mit ihren Korrespondenten dienen und auch nnt gewissen Einschränkungen für den geschäftlichen Privat- verkehr zur Verfügung stehen. Die Regierung der Vereinigten Staaten wird unter Hinweis auf die Vorteile, die hieraus auch für das amerikanische Publikum erwachsen, ersucht, die Zustimmung der englischen Regierung zu diesem Vorschlag herbeizuführen. Sie hat ihn denn auch in London unter- breitet; so viel indessen hier bekannt geworden ist, hat die großbritannische Regierung ihn bisher nicht beantwortet. der Krieg und die Kolonien. AWonsnachrichten aus Deutsch-Mika. Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt folgende MissionS- Nachrichten aus Süd- und Ostafrika : Bei der Berliner Mission sind Briefe aus Südafrika aus der zweiten Hälfte des Mai eingetroffen. Danach hat in den Tagen der wüsten Ausschreitungen gegen deutsche Läden und Wohnhäuser in südaftikanischen Städten die erregte Volksmeinung nicht nur die Gefangensetzung aller deutschen Männer, auch aller Missionare, ge- fordert, sondern auch die Konfiskation alles deutschen Eigentums. Nach Briefen vom 19. Mai wurden auch, wie alle anderen deutschen Männer, so auch alle Missionare zum Zweck der Verhaftung neu registriert. Die Missionare hielten aber an der Hoffnung fest, daß die Regierung sich zur Ausführung der ebenso undankbaren und ungerechten wie kurzsichtigen Maßregel der Gefangennahme aller deutschen Missionare nicht hinreißen lassen werde. Ein letzter Brief vom 31. Mai, der wenigstens aus Pretoria den ungestörten Fortgang der Missionsarbeit meldet, gibt Raum zu derHoffnung, daß die angedrohte Maßregel doch nicht, oder wenigstens nur in beschränktem Umfange ausgeführt worden ist. Die Berliner Mission hat auch von der schottischen Mission nahe der Iljassagrenze von Deutsch-Ostafrika Nachrichten über das Ergehen der im September dort verwundet in englische Gefangen- schaft geratenen Deutschen erhalten. Die Verwundeten sind dort für- sorglich gepflegt worden. Oberleutnant v. Veltheim ist völlig wieder- hergestellt und weilt als Kriegsgefangener in Zomba . Leutnant Kiekhöfer ist nach Nairobi in Britisch- Ostafrika transportiert worden, damit dort auf Grunds einer Röntgenuntersuchung ihm eine Kugel entfernt werde. Der Schutztruppenarzt von Neulangenburg, Dr. Gothein, hat auf deutsches Gebiet zurückkehren dürfen. Die am 9. September gefallenen Deutschen haben auf dem Missionsfriedhof in Karonga mit den gefallenen Engländern eine würdige Ruhestätte gefunden.
Die deutsche Antwortnote an Amerika . Berlin , 9. Juli. jW. T. B.) Die deutsche Antwort auf die amerikani s che Note vom 19. Juni ist dem amcri- kanischen Botschafter in Berlin gestern überreicht worden. ** A mtli ch. Berlin , 9. Juli. (W. T. B.) D i e A n t w o r t der Kaiserlich Deutschen Regierung auf die amerikanische Note vom 19. Juni dieses Jahres ist gestern überreicht worden und lautet wie folgt: Der Unterzeichnete beehrt sich. Seiner Exzellenz dem Bot- schafter der Vereinigten Staaten von Amerika Herrn James W. G e r a r d auf die Note vom 10. v. M.— F. O. Nr. 3611— über die Beeinträchtigung amerikanischer Interessen durch den deutschen Unterseebootkrieg nachstehendes zu erwidern: Die Kaiserliche Regierung hat mit Genugtuung aus der Note entnommen, wie sehr es der Nogicrung der Bereinigten Staaten am Herzen liegt, die Grundsätze der Menschlichkeit auch im gegenwärtigen Kriege verwirklicht zu sehen. Dieser Appell findet in Deutschland vollen Widerhall, und die Kaiserliche Rc- gierung ist durchaus gewillt, ihre Darlegungen und Entschließungen auch im vorliegenden Falle ebenso von den Prinzipien der Humanität bestimmen zu lassen, wie sie dies stets getan bat. Dankbar hat es die Kaiserliche Regierung begrüßt, daß die Amerikanische Regierung in ihrer Note vom 15. Mai d. I. selbst daran erinnert hat, wie sich Deutschland in der Behandlung des Seekriegsrechts stets von den Grundsätzen des Forschritts und der Menschlichkeit hat leiten lassen. In der Tat haben seit der Zeit, Ivo Friedrich der Große mit John Adams , Benjamin Franklin und Thomas Jeffcrson den Freundschafts- und Handclsvertvag vom 19. September 1785 zwischen Preußen und der Republik des Westens vereinbarte, deutsche und amerikanische Staatsmänner in dem Kampf für die Freiheit der Meere und für. den Schutz des friedlichen Handels immer zusammengestanden. Bei den internationalen Verhandlungen, die später zur Regelung des Seekriegsrechts gepflogen wurden, sind Teutschland und Amerika gemeinsain für fortschrittliche Grundsätze, insbesondere für die Abschaffung des Scebeuterechts sowie für die Wahrung der neutralen Interessen eingetreten. Noch bei Beginn des gegenwärtigen Krieges hat sich die Deutsche Regierung auf den Vorschlag der Amerikanischen Rc- gierung sofort bereit erklärt, die Londoner Seekriegsrechtserklärung zu ratifizieren und sich dadurch bei der Verwendung ihrer See- streilkräfte allen dort vorgesehenen Beschränkungen zugunsten der Neutralen zu unterwerfen. Ebenso hat Deutschland stets an dem Grundsatz festgehalten, daß der Krieg mit der bewaffneten und organisierten Macht des feindlichen Staates zu führen ist, daß da- gegen die feindliche Zivilbevölkerung nach Möglichkeit von den kriegerischen Maßnahmen verschont bleiben muß. Die Kaiserliche Regierung hegt die bestimmte Hoffnung, daß es beim Eintritt des Friedens oder sogar schon früher gelingen wird, das Seekriegsrecht in einer Weise zu ordnen, die die Freiheit der Meere verbürgt, und sie wird es mit Dank und Freude begrüßen, wenn sie dabei Hand in Hand mit der Amerikanischen Regierung arbeiten kann. Wenn in dem gegenwärtigen Kriege je länger je mehr die Grundsätze durchbrochen worden sind, die das Ziel der Zukunft sein sollten, so trägt die Deutsche Regierung keine Schuld daran. Der Amerikanischen Regierung ist es bekannt, wie von vorn- verein und in steigender Rücksichtslosigkeit Teutschlands Gegner darauf ausgegangen sind, unter Lossagung von allen Regeln des Völkerrechts und unter Mißachtung aller Rechte der Neutralen durch die völlige Lahmlegung des friedlichen Verkehrs zwischen Deutsch - land und den neutralen Ländern nicht sowohl die Kriegführung als vielmehr das Leben der deutschen Nation vernichtend zu treffen. Am 3. November v. I. hat England die Nordsee zum Kriegsgebiet erklärt und der neutralen Schiffahrt die Durchfahrt durch Legung schlecht verankerter Minen sowie durch Anhalten und Aufbringung der Schiffe aüfs äußerste gefährdet und erschwert, so daß eS tatsächlich neutrale Küsten und Häfen gegen alles Völkerrecht blockiert. Lange vor Beginn des Unterseebootkrieges hat England auch die legitime neutrale Schiffahrt nach Teutschland so gut wie völlig unter- Kunden. So wurde Deutschland zu dem Handelskrieg mit Unterseebooten gezwungen. Bereits am 16. November v. I. hat der englische Premier? minister im Unterhanse erklärt, daß es eine der Hauptaufgaben Englands sei, zu verhindern, daß Nahrungsmittel für die deutsche Bevölkerung über neutrale Häfen nach Deutschland gelangten. Seit dem 1. März d. I. endlich nimmt England von den neutralen Schiffen alle nach Teutschland gehenden sowie alle von Deutschland kommenden Waren, auch wenn sie neutrales Eigentum sind, ohne weiteres weg. Wie seinerzeit die Buren, so soll jetzt das deutsche Volk vor die Wahl gestellt werden, ob es mit seinen Frauen und Kindern dem Hungertode erliegen oder seine Selbständigkeit auf- geben wolle. Während uns so unsere Feinde laut und offen den Krieg ohna Gnade und bis zu völligen Vernichtung angesagt haben, führen wir den Krieg in der Notwehr für unsere nationale Existenz und um eines dauernd gesicherten Friedens willen. Den erklärten Ab- sichten unserer Feinde und der von ihnen angewandten Völkerrechts- widrigen Kriegführung haben wir den Unterseebootkrieg anpassen müssen. Bei allen grundsätzlichen Bemühungen, neutrales Leben und Eigentum nach Möglichkeit vor Schädigung zu bewahren, hat die deutsche Regierung schon in der Denkschrift vom 4. Februar rück? haltlos anerkannt, daß durch den Unterseebootkrieg Interessen der Neutralen in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Aber eben- so wird auch die amerikanische Regierung zu würdigen wissen, daß die Kaiserliche Regierung in dem Daseinskampf, der Deutsch- land von seinen Gegnern aufgezwungen und angekündigt ist, die heilige Pflicht hat, alles, was irgend in ihrer Macht steht, zu tun, um daS Leben der deutschen Untertanen zu schützen und zu retten. Wollte die Kaiserliche Regierung diese ihre Pflichten versäumen, so würde sie sich vor Gott und der Geschichte der Verletzung der- jenigen Prinzipien höchster Humanität schuldig machen, die die Grundlagen jedes Staatslebcns sind. Mit erschreckender Deutlichkeit zeigt der Fall der Lusttania, zu welcher Gefährdung von Menschenleben die Art der Krieg- führung unserer Gegner führt. Durch die unter Verheißung von Prämien erfolgte Anweisung an die britischen Handelsschiffe, sich zu armieren und die Unterseeboote zu rammen, ist in schärfstem Widerspruch mit allen Grundsätzen des Völkerrechts jede Grenze zwischen den Handels- und Kriegsschiffen verwischt und sind die Neutralen, die die Handelsschiffe als Reisende benutzen, allen Ge- fahren des Krieges in erhöhtem Maße ausgesetzt worden. Hätte der Konunandant des deutschen Unterseebootes, welches die Jusitania vernichtete, Mannschaften und Reisende vor der Tor- pedierung ausbooten lassen, so hätte dies die sichere Vernich- tung seine? eigenen Boote? bedeutet. Nach allen bei