übersteigt. Der Mann, der es innehat, ist zweifellos dem Parlament gegenüber verantwortlich, aber er darf nicht in einer Falle oder Intrige verschwinden, wie sonst irgendein Beamter. Was von der gestrigen Verhandlung bleibt, sind tiie eindrucksvollen Reden bet beiden Minister und die ein- nimmige Annahme der Kredite. Der Rest— Couloirklatsch, angesponnene Komplotte, verletzte Eigenliebe, enttäuschter Ehr- geiz, Gerüchte über Risse im Ministerium— ist nicht bestimmt, .us dem Schatten hervorzutreten. Der Senat hat zu viel Patriotismus, um sich zu einer politischen Krise her- Zugeben, von der man wenigstens das eine sagen könnte, daß üe unter den gegenwärtigen Umständen der öffentlichen Meinung unverständlich tväre." Wenn der„Figaro" in dieser Weise seine Unruhe zeigt, bat das wohl verschiedenartige Gründe. Zweifellos liegt den klerikalen Kreisen gerade au Millerands Bleiben im Ministerium, weil sie in ihm einen Beschützer der ultra- inontanen Propaganda im Heer und des antirepublikanischeu Offiziersklüngels sehen. Daß' bei der an der Regierung geübten Kritik persönliche Antriebs und Parteigeist mitspielen, ist natürlich zugegeben, indes würden diese itegungen schwerlich hervortreten, wenn der felsenfeste Enthu- siasmuS noch fortdauerte, der in Berlin den Frieden zu dik- kieren und das„Ende deS Militarismus" herbeizuführen gewiß war. Man darf wohl annehmen, daß die Mehrheit VeS französischen Volkes nichts mehr ersehnt als ein baldiges Ende des Völkergemctzcls. Wenn aber die Friedenswünsche sich nicht hervorwagen oder, von einzelnen ausgesprochen, in den Volksmassen keinen lauten Widerhall finden, so tragen die Hauptschuld daran jene Kundgebungen, die Frankreich die Vernichtung seiner großstaatlichen Existenz, die Zersplitterung 'eines nationalstaatlichen Organismus und ein wirtschaftliches Weißbluten androhen. Neues vom Zeiömarfchal! kinöenburg. Iii.*) AuS dem Großen Hauptquartier wird geschrieben: TaS vorläufige Ziel des Einmarsches in Kurland war, die Dubissa- Linie zu besetzen und Libau zu nehmen. Es ist erreicht worden und kann zweifellos behauptet werden. Unsere Stellungen sind dort sehr stark ausgebaut. Die weiteren Absichten müssen noch im Dunkeln bleiben. Aber schon mit den bisherigen Erfolgen können wir außerordentlich zufrieden sein. Die deutschen Truppen haben nicht nur im Marschieren und im Kampf gegen einen stellenweise weit überlegenen Feind Hervorragendes geleistet, sondern auch einen schönen und wertvollen Teil deS russischen Bodens besetzt. DaS südliche Kurland ist landschaftlich von hohem Reiz. So sehr die kräftigen Hügelketten, die ragenden Wälder, die reich ver- streuten Buschgruppen, die zahllosen Gewässer, Seen und Sümpfe dem Krieger das Leben erschweren, so sehr entzücken sie den fried- lichen Beschauer. Dabei nehmen sie dem Lande doch nicht den Zauber der ungeheuren Weite. Man braucht nur einen mäßigen Berg zu ersteigen, um einen herrlichen Rundblick in meilenweite Fernen zu genießen. ES ist wahrlich leicht zu verstehen, daß sich hier einst Deutsche niedergelassen haben. Leider merken hiervon unsere Truppen jetzt wenig oder nichts. Die dünne deutsche Ober« schicht ist zumeist verschwunden, als der Krieg in die Nähe kam, und die Landbevölkerung verhält sich keineswegs deutschfreundlich. Be- sonders über die Feindseligkeit und Spioniererei der Letten, die ja seinerzeit von den Russen gegen die Deutschen aufgehetzt und re« volutioniert wurden, klagen unsere Soldaten sehr. Weiter süd- lich bei den Litauern ist's aber auch nicht viel besser. Das Leben in diesen Landstrichen, die außerhalb der wenigen Güter kaum ein nach deutschen Begriffen anständiges HauS, selbst in den großen Ortschaften kein« ordentliche Wirtschaft aufweisen, ist ftir die Lckku- pationstruppen alles eher als angenehm. Die russische Regierung hat diese ursprünglich reiche Gegend wohl absichtlich stiefmütterlich behandelt, sie mit Straßen und Eisenbahnen äußerst kärglich der- sehen. Die Abneigung gegen die deutsch -baltischen Großgrundbesitzer und die Furcht vor einem deutschen Einmarsch mögen da Hand in Hand gegangen sein. Immerhin war das Land noch nicht so ver- armt, daß nicht bedeutende Vorräte an Lebens» und Futtermitteln, Vieh, Leder. Spiritus hätten für uns nutzbar gemacht werden können. Von besonderem Wert war in wirtschaftlicher Hinsicht natür- lich die Einnahme des großen Handelshafens Libau . In den Spei- chern dort haben wir ansehnliche Mengen von Exportwaren ge- funden, die uns sehr zu statten kamen und den StörungSversuchen der russischen Kleinmarine zum Trotz munter nach Deutschland befördert werden. An Schanz- und Werkzeugen fand sich der Bedarf für eine ganze Armee. Tie Fabrik, in der eS hergestellt war, wird vom deutschen Gouvernenient weiierbetrieben, ebenso werden in Libau jetzt für unser Heer angefertigt: Ketten. Beschläge, Stachel- droht. Eine Sattlerei und eine Gerberei sind im Gange; schließlich eine große Meierei zur Versorgung der armen Bevölkerung mit Milch. So leisten die Deutschen auch hier oben eine vorzügliche LwganisationSarbeit, die sich seblst auf das Finanzwesen erstrecken muß, das infolge der mangelhaften Vorsorge der russischen Re» giorung am völligen Zusammenbruch war. Die Stadt Libau hat Assignatc ausgegeben, die als Zahlimgsmittel dienen; die Libauer Bank beleiht die Requisitionsscheine mit 10 vom Hundert. Der Stadt ist keine Kontribution auferlegt worden, sie hat nur Ver- pftegungszuschüsse an die einquartierten Truppen zu zahlen. Diese werden für ihr kräftiges Zufassen und ihre Mühen hübsch belohnt. Sie haben wohl von allen Truppen im Osten das angenehmste Leben. Libau ist eine ansehnliche Stadt und ein prächtiger Bade- ort mit vornehmen Villenstraßen, schönen Anlagen und herrlichem Strände, die Russen, zumal die Beamten, sind meist geflohen. Allein der Einfall in Kurland hat uns nicht nur wirtschaftliche Vorteile mannigfacher Art gebracht und ein wertvolles Stück Rußlands in die Hand gegeben, sondern er hat auch militärisch den bedeutenden Erfolg erzielt, daß der Gegner veranlaßt wurde, starke Kräfte dorthin zu werfen und dadurch seine Front an anderen Stellen zu schwächen.— Die Zusammenstöße der deutschen und der russischen Kräfte an der Dübissa-Linie haben unter vielfachen blutigen Kämpfen stattgefunden. Dabei sind unsere Truppen all- mählich von der Defensive, die mit starken Gegenstößen geführt wurde, zur Offensive übergegangen. Aus der ersten Periode sei ein Gefecht herausgegriffen, das ftir die damaligen Kämpfe an der Dubissa bezeichnend ist und das ein vorbildliches Zusammenwirken der drei Hauptwaffen aufwies. Tie Russen, die auf den Besitz der Dubissa-Stellung und besonders deS sie beherrschenden Straßenknotenpunktes Rossienie den größten Wert legten, führten am 22. Mai eine neue Kerntruppe, heran: die aus vier Jnsanterle-Regimentern und der zugehörigen Artillerie be- stehende 1. kaukasische Schützenbrigade. Diese ging, unterstützt durch die Id. Kavallerie-Division, auf Rossienie WS, wurde aber zunächst einen ganzen Tag lang von den Vorposten unserer Kavallerie jen-
'l©ielje Nr. 168 und. 186 des„Vorwärts"�
1 seiis der Dübissä SUfgehallest. Die Zeit genügte, um ausreichende deutsche Verstärkungen heranzuholen und einen Gegenstoß vorzu- bereiten. Am 23. Mai ließen wir den Feind über den Fluß herüber- kommen und sich Rossienie von Norden her nähern. Nachts aber wurde der größere Teil unserer Truppen um den westlichen Flügel des Gegners herumgeiührt und zum Angriff bereitgestellt. Als es hell wurde, brach das Verhängnis los. Starkes Artilleriefeucr aus unserer Stellung nördlich von Rossienie ergoß sich aus die russischen Schützengräben. Gleichzeitig stürzte sich unsere Infanterie auf die Flanke der russischen Stellung und rollte diese auf. Ohne ernsten Widerstand zu leisten, flohen die Russen nach der Dubissa zurück, um sich zunächst unserer Artilleriewirkung zu entziehen. Erst im Walde auf dem Westufcr des Flusses setzten sie sich wieder fest. Ilun machte sich aber der Druck unserer von Süden her vorgehenden Truppen fühlbar. Gleichzeitig griffen Teile unserer Kavallerie von Norden her gegen den Rücken ein. Unter diesen Umständen setzten die Russen den Kampf nicht weiter fort. Sie vermochten auch die als Brückenkopf auf dem West- ufer stark ausgebaute Stellung nicht zu behaupten, In kühnem An- lauf überwanden unsere tapferen Truppen die Drahthindernisse, und nun fluteten die russischen Massen über das Tal der Dubissa zurück, im wirksamsten Feuer unserer Infanterie, Artillerie und Maschinengewehre. Dabei erlitten sie ganz gewaltige Verluste. Zahlreiche Verwundete brachen im Flusse zusammen und ertranken. Ader auch auf den jenseitigen Höhen fanden die Russen keinen Schutz. Hier mußten sie den weiteren Rückzug unter dem flankie- renden Feuer unserer Kavallerie fortsetzen, die inzwischen den Fluß überschritten hatte und nun gegen die Rückzugsstratze vorging. Wiederum häuften sich die Verluste. ES ist begreiflich, daß sich unter diesen Umständen nur Trüm- mer der kaukasischen Schützen zu retten vermochten. 2500 Gefangene und 18 Maschinengewehre blieben in unserer Hand. Rechnet man die blutigen Verluste hinzu, so haben die Kaukasier mindestens die Hälfte ihres Bestandes eingebüßt. Die Brigade war für längere Zeit gefechtsunfähig und zeigte auch später, als sie mit neuen Mannschaften wieder aufgefüllt war, keine rechte Kampfkraft mehr. Unsere Truppen dagegen, die verhältnismäßig gering« Verluste erlitten hatten, zogen fröhlich singend in ihre Stellungen ein. Ihre heitere Siegeszuversicht war herzbewegend. Aehnliche wohlgelungene Vorstöße gegen den immer von neuem andrängenden Feind haben unsere Truppen mehrfach an der Wenta ausgeführt. Am b. Juni setzte dann eine vom Armeeoberkommando geleitete Offensive auf der ganzen Linie ein, die unsere Linien wieder ein beträchtliches Stück vorwärts schob. Wir kamen über die Dubissa hinaus, errangen in hartnäckigen schweren Kämpfen den Uebergang über den Windawskikanal, besetzten die vielumstrittene blutgetränkte Höhe 145 bei Bubie, schoben uns so weit an Szawle heran, daß unsere schweren Geschütze schon in die Stadt hinein- reichen, und nahmen Kuze, 12 Kilometer nordwestlich von Szawle ; am 14. Juni fand diese Operation ihr vorläufiges Ende. Das weitere bleibt abzuwarten. Di« Russen haben in allen diesen Kämpfen ungeheure Verluste an Toten, Verwundeten und Gefangenen gehabt. Dagegen sind sie mit ihrer schweren Artillerie sehr vorsichtig geworden und m Offizieren sehr knapp. Bezeichnend ist, daß unter 14 000 Gefan- genen nur wenige Offiziere waren und kein Geschütz genommen wurde. Das scheinen Anzeichen für den Verfall der russischen Heeresmacht auch an dieser Stelle zu sein. Sie sollen beobachtet und verwertet werden.
Westlicher Kriegsschauplatz. Austausch französisch- üeutscher Sanitäts- Mannschaften. Paris , S. Juli.(32. T. B.) Der„TempS" veröffentlicht eine halbamtliche Note, die besagt, daß die sranzösischs Regierung be- schlössen hatte, die gefangene deutsche Sanitätsmannschaft in Frankreich zurückzuhalten, weil die französische Sanitäts- Mannschaft, die von der deutschen Armee gefangen worden war, im allgemeinen in deutscher Gefangenschafr gehalten worden sei. Die langen Unterhandlungen hierüber seien mmmehr a b g e- schlössen. Nach dem neuen Uebereinkommen werden Aerzte, Seelsorger, Apotheker, Verwaltungsosfiziere, Sanitätsmannschaft, Krankenwärter und Krankenträger beider Armeen gleich- zeitig freigelassen werden mit Ausnahme derjenigen, die vorläufig zur Pflege der Kranken, Verwundeten und Gefangenen ihrer eigenen Nationalität zurückgehalten werden. Eine Anzahl von Aerzten und Sanitätssoldaten wird mit den ersten Transporten Kriegsuntauglicher von Konstanz und Ltzon aus heimbefördert, die übrigen werden mit Sondertransporten zurückgeschickt. die englischen Verluste. London , 10. Juli. lW. T. B.) Tie letzte Verlustliste ver- zeichnet 55 Offiziere und 9L0 Mann. ver italienische Krieg. Der italienische Kriegsbericht. Rom , 9. Juli. (W. T. B.) Bericht der O b e r st e n Heeresleitung. Im Daonetal versuchte der Feind einen Handstreich gegen die Besatzung des Gipfels Boazzola, wurde aber zurückgeschlagen. Im Hochtale des Flusses A n- ziel eröffnete unsere Artillerie das Feuer gegen das Fort von P l ö tz w i e s e, beschädigte es schwer und verursachte einen Brand. In Kärnten griff der Feind am 8. Juli unsere Stellungen ani Z e l l e n k o f e l und auf der Grünen S ch n e i d an. Er wurde mit Verlusten zurückgeworfen. Das gleiche Schicksal hatte ein nächtlicher Angriff gegen den Großen Pal. Unsere Artillerie fährt fort, die Werke von Malborgeth und vom P r e d i l zu beschießen. An der übrigen Front ist die Lage unverändert. Es wird gemeldet, daß der Feind im Gebiete deS K r n häufig Explosivkugeln verwendet. Eines unserer Flugzeuge beschoß aus einer Höhe von weniger als hundert Metern den Bahnhof von N a b r e- s i n a und beschädigte das Ziel schwer. der italienische General porro in Paris . Paris » 10. Juli. (W. T. B.) Meldung der Agcnce Havas. Der italienische General Porro ist gestern hier ein- getroffen. Er begab sich in daS Kriegsministerium, wo er mit Millerand eine lange Unterredung hatte. General Porro stattete am Nachmittag Poincarö, Biviani und D e I c a s s ö Besuche ab, mit denen er gleichfalls lange Besprechungen hatte. Der türkische Krieg. der türkische Generalstabsbertcht. Äonstantinopel, 9. Juli. (W. T. B.) Bericht dos Hauptquartiers: An der K a u k a s u s f r o n t wurde der Angriff einer starken feindlichen Abteilung, die die Kavallerie des Feindes
auf ihrem Rückzugs am linken Flügel decken sollte, blutig zurückgeschlagen. Der Feind hatte mehr als hundert Tote und ebensoviel Verwundete. Unsere Kavallerie verfolgt die Russen. An der D a r d a n e l l c n f r o n t brachte unsere Artillerie deni Feinde bei Ari Burnu Verluste bei. Wir stellten fest, daß der Feind eine große Zahl Verwundeter fortschaffte. Bei ©ebb ul Bahr wurde der Versuch eincS feindlichen Bomben- angriffes gegen einige Gräben unseres rechten Flügels mit großen Verlusten für den Feind zurückgewiesen. Während des ganzen Tages dauerte der Austausch von Artillerie- und Jnfanteriefeuer und der Kampf mit Bomben mit Unter- brechungen an. Unsere anatolischen Batterien beschossen ivirl- sam das feindliche Lager und die Landungsstelle von Sedd ul Bahr. In der vergangenen Woche sank aus unbekannter Ursache ein großes Schiff im Suezkanal, ivas zur Einstellung der Schiffahrt im Kanal führte. An der Front von Irak wurde am 7. Juli in einem Kampf zwischen einem Geschwader von feindlichen Kanonen- Motorbooten, die von Bassora auf dem Euphrat heran- gekommen waren, und unseren Kanonenbooten das feindliche Befehlshaberschiff schwer beschädigt und von zwei Booten weg geschleppt. Wir erlitten keine Verluste. Äonstantinopel, 10. Juli. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: An der Kaukasusfront versuchte am 8. Juli ein feindliches Kavallerieregiment auf dem rechten Flügel in der Nähe der Grenze eine unserer Abteilungen an- zugreifen, die dem Feinde eine beherrschende Höhe abgenom- men und besetzt hatte. Wir schlugen den Feind unter schweren Verlusten für ihn zurück. An der D a r d a n e l l e n f r o n t trat am 9. Juli bei Ari Burnu und Sedd ul Bahr keine Veränderung ein: es fand dort nur das gewöhnliche Artillerie- und Infanterie- feuer statt. Unsere vorgeschobenen anatolischen Batterien be- schössen wirksam das feindliche Lager bei Tekke Burnu sowie das Gelände in der Umgebung von Sedd ul Bahr und eine auf deni Marsch befindliche Jnfanterieabteilung. Am Nach- mittag brach in der Umgebung von Tekke Burnu ein großer Brand aus; wir hörten von Zeit zu Zeit Explosionen. Auf den übrigen Fronten hat sich nichts Wesentliches ereignet. Englische Niederlage in Arabien . London , 10. Juli. (T. U.) Wie aus einem offiziellen Berich!« aus Aden hervorgeht, haben die in Arabien stationierten englischen Truppen am 4. d. MtS. eine schwere Niederlage erlitten. Ein türki« sches Korps, bestehend aus mehreren tausend Mann, begleitet von freiwilligen Arabern, griff bei dem Orte JuredS das dort befindliche englische Kamelreiterkorps an, dem 250 Mann Infanterie und Ar- tillerie beigegeben waren. Trotzdem die Engländer aus Aden Ver- stärkungen erhielten, konnten sie sich gegen Tagesanbruch infolge einer Flankenbewegung der Türken nicht mehr hallen. Sie zogen sich aus dem brennenden JuredS auf eine zweite Linie bei Dirnasr zurück, konnten sich aber auch hier infolge großen Wassermangels und der fortgesetzten heftigen Angriffe der Türken nicht halten. Die gesamte englische Streitmacht mutzte sich ans Aden zurückziehen, das Hinterland befindet sich vollständig in türkischem Besitz. Der eng- lische Bericht fügt noch hinzu, daß die britischen Truppen außer unter der Hitze und dem Wassermangel noch sehr viel unter den Angriffen der desertierten arabischen Geschoßträger zu leiden hatten. « London , 10. Juli. (98. T. 95.) Reuter meldet amtlich: Infolge von Gerüchten, daß eine türkische Streitmacht von Deinen iin Hinter- lande von Aden die Grenze überschritten habe und gegen Lahedj vorrücke, schickte der Offizier, der in Aden den Oberbefehl führt, ein Kamelkorps zur Ausklärung aus. DaS KorpS berichtete, daß eine türkische Abteilung mit Feldgeschützen und einer großen Zahl von Arabern heranrücke. Es zog sich nach Lahedj zurück, wo eS durch die Vorhut einer beweglichen Kolonne aus Aden , bestehend aus 250 Jafanteristen mit zwei zehnpfündigen Geschützen verstärli wurde. Unsere Truppen in Lahedj wurden am 4. Juli von einer aus mehreren tausend Türken bestehenden Streitmacht angegriffen, die über zwanzig Geschütze vcr- fügte und durch zahlreiche Araber verstärkt wurde. Unsere Truppen hielten sich aber trotz deS feindlichen Feuers bis zum Einbruch der Nacht in den Stellungen. Ein Teil der Stadt Lahedj brannte. In der Nacht fanden noch Kämpfe von Mann gegen Mann statt. Frontangriffe des Feindes wurden abgewiesen. Später begann der Feind aber unsere Truppen auch aus der Flanke an« zugreifen. Inzwischen zog der Rest der beweglichen Kolonne aus Aden nach Lahedj. Er wurde durch Wassermangel und den lockereu Sand in seinen Bewegungen aufgehalten. Infolgedessen wurde be- schlössen, die kleine Truppenabteilung, die Lahedj hielt, solle sich zurückziehen. Der Rückzug wurde am 5. Juli morgens in guter Ordnung durchgeführt. Das Detachement stieß zu dem Rest der Kolonne, der sich in B irn a sr befand. Außer unter großer Hitze und Wassermangel hatten unsere Truppen auch unier Desertionen arabischer Transportgehilfen zu leiden. Sie zogen sich daher nach Aden zurück. Drei britische Offiziere wurden verwundet. Wir nahmen einen türkischen Major und dreizehn Mann gefangen. Der Seekrieg. vom �-Gootskrieg. London , 10. Juli. (28. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus-„Marion Lightbody", ein stählerner Dampfer mit drei» tausend Tonnen Gerste an Bord, nicht wie gemeldet mit Nitrat befand sich auf dem Wege nach Oueenstown, um 9lnweisungen zu empfangen. Der erste Offizier teilte mit, daß feit der Ausreise aus Valparaiso am 23. März nichts Besonderes geschehen sei, bis gestern abend um 0 Uhr ungefähr hundert Meilen südwestlich von Cork ein deutsches Unterseeboot in Sicht kanr, das sich nach Ab- feuern eines Warnungsschusses näherte und der Besatzung befahl, das Schiff zu verlassen und binnen 10 Minuten die Boote zu besteigen. ES wurden zwei Boote flott- gemacht, in denen der Kapitän und 25 Mann Platz nahmen. Das Unterseeboot feuerte sechs Projektile auf das Schiff ab. dieses squl erst, als ein Torpedo abgeschossen wurde. Das Unterseeboot war grau angestrichen und ungefähr 130 Fuß lang; es verschwand in nordöstlicher Richtung, die Besatzung bestand aus 10 Russen, drei Schweden , zwei Norwegern und einem Dänen sowie einem Amerikaner. * Loudou, 10. Juli. (W. T. B.) Lloyds meldet aus Peterhead: Der russische Dampfer„Anna 200O Tonnen, von Archangelsk nach Hull unterwegs. wurde durch ein deutsches Unterseeboot angegriffen. Die Besatzung wurde in Peterhead gelandet, das Schiff selbst treibt noch und bildet eine Gefahr für die Schiffahrt. » London , 10. Juli. (W. T. B.)(Meldung des Reuterschen Bureaus.), Der norwegische Dampfer„N o o r d a s" aus