Einzelbild herunterladen
 

Verteidigung keinen Frieden ivünschtsn, sie verlangt Einheit und Geschlossenheit der deutschen Arbeiterbewegung. Es war hohe Zeit, daß eine solche Erklärung abgegeben wurde, die sowohl eine Zu- rückweisung der Notabelnerklärung Albrecht und Genossen als des Triumvirats Bernstein-Haase-Kautsky bedeutet. Dieser Haupt- teil der Erklärung ist so wichtig, daß man die letzten, weniger glücklichen Sätze ruhig hätte mit in den Kauf nehmen sollen. Zu mal sie schon dadurch hinreichend charakterisiert sind, daß sie in vollem Widerspruch zu dem übrigen Inhalt stehen. Nachdem der Parteivorstand auseinandergesetzt hat, wie schroff ablehnend sich in den Dreiverbandsländern selbst die sozialistischen Parteien gegen jeden Friedensgedanken gezeigt haben, kann er doch schwerlich er warten, daß deren kapitalistische Regierungen bereitwilliger au Friedensanregungen eingehen würden. Wie könnte die deutsche Regierung den Feinden Friedensverhandlungen anbieten, nachdem diese eben durch ihre berufensten Wortführer erklärt haben, der Kampf müßte bis zum Sieg oder Untergang durchgeführt werden? Man geht kaum fehl, wenn man annimmt, daß der soziabdemo- kratische Parteivorstand die tatsächliche Lage des Krieges genau so gut gekannt hat wie andere Leute, und wenn man deshalb in dieser Aufforderung an die Regierung nichts als eine schöne Geste sieht, bestimmt, Parteigenossen und vielleicht auch ausländische Sozialisten zufriedenzustellen... Wofür kämpft man! Auf diese Frage antwortet Genosse P e u s in dem Berner OrganDie Menschheit": Die Zentralmächte im Dauerbunde mit Frankreich würden Europa den ewigen Frieden gewähren. Der schreckliche Kampf zwischen Deutschland und Frankreich wird, so fürchte ich, zum Nutzen Englands diesen Bund für absehbare Zeit unmöglich ge macht haben. Um so schlimmer ist die Situation Deutschlands in der Zukunft. Um so mehr muß es sich s i ch e r n. S o ä h n l i ch wie 1871! Auch damals gab es widerstrebende Elemente unter den verschiedenen deutschen Stämmen, die nur zwangsweise zur deutschen Einigkeit gebracht werden konnten. So scheint mir jetzt die mitteleuropäische Einigkeit, wenn sie die Möglichkeit dazu bietet, auch zwangsweise herbeigeführt werden zu müssen. Wie im Osten die westlichen Randländer Rußlands , so müssen im W e st e n wie auch im Norden und Süden die Randländer Deutschlands und Oesterreichs zu einem Mitteleuropäischen Bunde zusammengeführt werden. Wer nicht will und wer nicht dazu gezwungen werden kann, den muß man wohl oder übel draußen lassen, aber das Ziel mutz nach dem Kriege, soweit es durch den Frieden nicht erreicht werden kann, unbedingt bleiben: Bildung eines Reiches Mitteleuropa . Bleibt Deutschland Herr über Belgien bis zum Ende des Krieges, so würde ich kein Unrecht darin finden, wenn Belgien gezwungen würde, ein Glied des Bundes Mitteleuropa zu werden. Die nationale Autonomie sollte Belgien wiedergegeben werden. Wenn ein siegreiches Deutschland ihm im Frieden das rein demo- kratische Wahlrecht aufzwänge, so könnte dagegen gewiß nichts ein- gewendet werden. Das auf Grund dieses demokratischen Wahl- rechts zu wählende Parlament könnte sich seine Verfassung geben wie es wollte, ob Monarchie oder Republik könnte der Entscheidung des belgischen Volkes überlassen bleiben. Aber Belgien müßte Glied des ReichesMitteleuropa " werden, um nicht wieder als Werkzeug Englands dienen zu können und sein Opfer zu werden. Ich fordere ein gemeinsames Jndigenat zwischen allen Staaten Mitteleuropas , in dem Sinne, daß jeder Bürger des einen Staates Bürger des anderen werden kann, wenn er will. Belgien ent- scheidet selbständig über seine Wehrmacht, stellt sie aber im Falle eines Krieges unter den Oberbefehl des Reiches Mitteleuropa , das auch durch die in ihm einzusetzende Zentral-Militärbehörde bestimmte Minima der Wehrhaftmachung vorschreiben kann. Für ganz Mitteleuropa werden gebildet ein mitteleuropäischer Zollverein, Eisenbahnvereiii und Postverein, deren Mehrheit?- beschlüssen sich jedes Glied zu unterwerfen hat. Für Belgien wird die Gleichberechtigung der flämischen Sprache mit der französischen festgelegt. Der BundMitteleuropa " muß die Glieder, die zu ihm ge- hören sollten, die er aber jetzt noch nicht zur Mitgliedschaft zwingen kann, moralisch zu erobern suchen, was mir, wenn es richtig an- gefangen wird, nicht zu schwer dünkt. Besonders die wirtschaftlichen Interessen können da schwerwiegend mitwirken.

)ie absolute Respektierung der staatlichen Selb- ständigkeit aller bisher geschichtlich gewordenen Staaten, diese Heiligsprechung der Vergangenheit, steht im s ch r o f f st e n Widerspruch einmal zu dem Organisations- und Entwicke- lungsbedürfnis unserer Zeit, sodann aber auch zu der Tatsache, daß schon so und soviel Nationen ihre staatliche Selbständigkeit verloren haben. Der Zwang, der gegenüber den einen recht ist, kann anderen gegenüber nicht unbillig er- scheinen, zumal wenn dieser Zwang das Ziel hat, eine größere Völkerorganisation unter Achtung derjenigen nationalen Freiheit, die dabei möglich ist, zu begründen. Irgendwelche territoriale Aenderung erschiene mir bei solcher Regelung im Westen sowohl überflüssig als auch schädlich."

Mus öer Partei. Bernstein und Kautsky über ihren Aufruf. Die Genossen Bernstein und Kautsky , dw im Unterschiede von Haase im Parteiausschuß nicht Sitz und Stimme haben, über- sandten dieser Körperschaft, die in der vergangenen Woche tagte, die nachfolgende Erläuterung zu dem in derLeipziger Volks- zcitung" mit lihren und Haases Unterschriften veröffsntlichten Artikel: .Wir erklären, daß dieser Artikel das Ergebnis eines Mei- nungsaustausches ist, der lediglich zwischen den beiden Unterzeichneten und dem Genossen Haase stattgefunden hat. Um es bestimmter zu sagen, daß kein weiterer Personen- kreis irgendwelcher Art dahinter steht, aus rhu Ein- fluß oder auch nur von ihm vor der Abfassung Kenntnis ge- habt hat. Im Angesicht der Kundgebungen, die in dem Artikel selbst zusammengestellt sind, und anderer, uns bekannt gewordener Tat- sacbcn, hielten wir es für unsere P'licht. ,n aller Oefsentlichkeit den Genossen die Anschauungen vorzulegen, über die wir be, unse- rem Meinungsaustausch volle Uebereinstimmung untereinander fest- gestellt hatten. Den von einigen Seiien erhobenen Vorävurf, oah ttnr vnmn eine Sonderaktion vollzogen hätten, die eine Störung der Einheit der Partei bedeute, müssen wir als g r u n d i r r i g zurückweisen. Unser Artikel wandte sich gegen keine von'der Partei be- reits beschlossene Aktion. Was er im Auge hat. ist eine Frage, vor die unsere Partei sich in nächster Zukunft gestellt sehen wird Eine freie Aussprache über bevorstehende Eni, che,- düngen kann aber unmöglich als Gefährdung der Parteic,nheit be- trachtet werden. Sie ist im Gegenteil als im demokratischen Eharakter unserer Partei liegend stets für notwendig erachtet worden. Sie wollte gerade die Genossen, die bisher auseinander gingen, wieder zusammenführen.,, Zur Sache selbst bemerken wir in Kurze folgendes: Die ent- schiedene Zurückweisung aller Annexionsbestrebungen rn unserer Presse, in Kundgebungen des Parteivorstandes und der Fraktion,

so wichtig sie ist, genügt für sich allein nach unserer Neberzeugung nicht. Es wird vielmehr für die Zukunft der Partei sehr viel davon abhängen, wie sich die Fraktion weiterhin gegenüber den Anschau- ungen der gegnerischen Parteien und der Regierung verhalten wird. Darüber eine sachliche Erörterung und Klärung herbeizu- führen und damit die Einheit der Partei zu fördern, ist der Zweck unserer Publikation. Wir müßten es aufs tiefste bedauern, wenn durch die formale Seite eine fruchtbringende Erörterung des In- Halts unserer Publikation zurückgedrängt und auf diese Weise die sachliche Einigung erschwert würde." Die Meinungsfreiheit der Gewerkschaften. Genosse Legten ersucht uns um Aufnahme folgender Be- richtigung: Genosse Kautsky berichtigt in Nr. 187 desVorwärts" falsch. Der Resolution über den politischen Massenstreik habe auch ich 1906 in Mannheim zugestimmt. Das wäre unmöglich gewesen, wenn der von Kautsky angegebene Satz in der Resolution gestanden hätte. Kautsky selbst, der diesen Satz im Antrag 157 in Mann heim einbrachte, hat ihn in dem Antrag Nr. 170(siehe Seite 143 des Protokolls) wesentlich geändert. Diese seine eigene Aenderung wurde durch Antrag Nr. 163(siehe Seite 140 des Protokolls) so abgeschwächt, daß auch Gewerkschaftler für die Resolution stimmen konnten. Genosse Kautsky hat den letzten Teil seines Antrages nicht allein deswegen zurückgezogen, um eine einstimmige Annahme der Resolution zu ermöglichen, sondern für seine nicht freiwillig er folgte Zurücknahme waren in erster Linie andere Gründe be- stimmend. Diese gab Kautsky folgend:Nach den voraufgegangenen Ausführungen wäre die Abstimmung gefälscht gewesen und hätte nicht die richtige Stimmung des Parteitages wiedergegeben. Um dem zu entgehen und eine einstimmige Annahme der Resolution zu ermöglichen, ziehen wir unfern Antrag, das heißt den Schluß desselben zurück."(Siehe Seite 303 des Protokolls.) Den verstorbenen Genossen Bömelburg mutz ich gegen die Be hauptung in Schutz nehmen, daß sein« Ansichten in bezug auf Unterordnung der Gewerkschaften unter die sozialdemokratische Partei mit denen Kautskys sich deckten. Kautsky beantragte, daß dieGewerkschaften von dem Geist der Sozialdemokratie beherrscht würden".(Siehe Antrag Nr. 157, Seite 138 des Protokolls.) Bömelburg sagte:Wenn Kautsky wünscht, daß die Mitglieder der Gewerkschaften von sozialistischem Geist durchtränkt werden, so be- findet sich dieser Wunsch völlig mit dem meinigen im Einklang." (Siehe Seite 277 des Protokolls.) Eine Auffassung, die ich stets mit Bömelburg geteilt und gegenüber den ganz anders gearteten Wünschen Kautskys vertreten habe. Berlin , 9. Juli 1915._ T. Legten. Zur Tagung des Parteiausschusses tragen wir noch folgende Preßstimmen nach: Die Erfurter Tribüne" schreibt: Der Parteiausschuß ist in seiner letzten Tagung ohne Zweifel zu weit gegangen, wenn er der Meinung sein sollte, seine Be- schlüsse seien für alle Parteigenossen und für die Partei absolut hindend. Der Parteiausschuß wurde seinerzeit weder zur Ent- lastung noch zur Festlegung des Parteivorstandes oder der Reichs- tagsfraktion auf gewisse Taktiken oder Matznahmen eingesetzt, sondern er sollte den Parteitag in eiligen Fragen nur in seinen be- ratenden Funktionen ersetzen." DasVolksblatt" für Halle bemerkt: Von der Mehrheit der Parteiblätter wurde dieser Beschluß gebilligt und mit Freuden begrüßt, während einige andere hervor- hoben, der Parteiausschuß sei nur begutachtendes Organ des Parteivorstandes; es sei auf reinen Fall erwiesen, ob er die Mehr- heit der Parteigenossen in diesen: Falle auf seiner Seite habe. Wir selbst bezweifeln dies ebenfalls, wissen zum mindesten, daß in unserem Verbreitungsgebiete jetzt überall die Meinung hervor- bricht, es sei nun an der' Zeit..... Doch da die Parteiorganisationen nicht tagen und unbehindert dis- tutieren können, läßt sich nicht einwandfrei feststellen, wie die Mehrheit der Parteimitglieder denkt und empfindet. Um so sorgfältiger müssen die Vertreter aber in ihren Beschlüssen sein! Wir müssen immer wieder erkennen lassen, daß die Vertreter nicht die bestimmenden, sondern nur die ausführenden Organe des Ge- samtwillens sein dürfen! Dem Parteitage sind sie genaue Rechen- schaft schuldig. Da die auf dem linken Flügel der Partei stehende Parteipresse verhindert ist, ihre Auffassung über die EntWickelung der Dinge und die dem allein angemessene Parteitaktik darzulegen, müssen wir unseren Lesern immer wieder versichern, daß sie aus unseren Blättern kein zutreffendes Urteil über unsere Stellung- nähme gewinnen können. Die ganze Situation kann jetzt in keiner Weise offen dargelegt werden weder die allgemein« noch unsere besondere..."_ Aus den Organisationen. Eine Ausschußsitzung des 16. sächsischen Kreises(Chemnitz beschäftigte sich ebenfalls mit den inneren Parteistreitigkeiten. Gegen zwei Stimmen wurde eine Resolution angenommen, die (ich mit der Haltung der Parteileitung und der Fraktion völlig ein- verstanden erklärt. Sodann wurde mißbilligt das Verhalten der hinter derBerner Tagwacht' steckenden Genossen und derjenigen, die kürzlich die Aufrufe gegen die Haltung der Parteileitung und der Fraktionsmehrheit unterzeichneten. Die Genossen des Kreises werden ersucht, an der Einigkeit der Partei festzuhalten und die Parteileitung wird aufgefordert, den Lebensmittelwucher auf das entschiedenste zu bekämpfen. » Eine Wahlkreiskonferenz inOschersleben-Halberstadt- Wernigerode tagte am Sonntag in Halberstadt . Sie nahm nach längerer Aussprache eine Resolution an, in der sie sich mit der bisherigen Hallung des Parteivorstandcs, der ReichsiagSfraktion und des Parteiausschusses zu den Kriegsfragen im allgemeinen ein- verstanden erklärt. Mit aller Entschiedenheit verurteilt wurde daS Borgehen einer Anzahl Parteimitglieder von links und rechts, die Einheit der Partei zu stören und deren Aktionsfähigkeit zu lähmen. Die Konferenz brachte ferner zum Ausdruck, daß der Partei« vorstand viel früher und viel energischer den Kampf gegen den un- erhörten Lebensmittelwucher hätte aufnehmen müssen und sprach die Erwartung aus, daß der Parteivorstand mit allem Nachdruck von der Negierung durchgreifende Maßnahmen zur Sicherung der neuen Ernte für die Volksernährung verlange, um dadurch eme Linderung der drückenden Teuerung zu erreichen. Der Vorsitzende stellte am Schlüsse der Konferenz fest, daß alle Beteiligten es als die wichtigste Aufgabe betrachten, die Ge- schlosienheit und Aktionsfähigkeit der Partei unter allen Umständen zu erhalten._ Dr. Angelo Vivanti's. In einem Anfall von Schwermut machte Dr. Angelo Vivanti in Trieft seinem Leben ein Ende. Er war jahrelang Chefredakteur desLavoratore ". Den Jrredentis- mus hat er mit ganzer Kraft bekämpft, und sein Buch darüber ist s. Zt. auch in Italien sehr beachtet worden. Es schloß mit den Worten: Italien könnte den Italienern der Julia(des osterrctchtschen Küstenlandes) keinen besseren Dienst erweisen, als indem es offen und loyal erklärt, daß es keinesfalls und unter gar keinen Um- ständen auf territoriale Eroberungen, auf Annexionen an der anderen Küste der Adria denkt." Sein Vermögen hinterließ Dr. Vivanti der Bezirkskrankenkasse zur Gründung von Heilanstalten, Arbeiterkolowien usw. Er ist nur 46 Jahre alt geworden.

Gewerksthastliches. öerlin und Umgegenö. Die Löhne im Friscurgewerbe, die zwischen der Gehilfen- organisation und einem Teil der Meister bis 1. Mai 1916 tarif- lich vereinbart sind, mutzten infolge der großen Arbeitslosigkeit, die nach Kriegsausbruch einsetzte, erheblich verringert werden. All- mählich trat dann Mangel an Gehilfen ein, wodurch der Wochenlohn sich von selber erhöhte und den Mindestsatz von 22 M. mehr oder minder überschritt. Während nun der Lohn für feste Stellung auf der Grundlage des Mindestlohnes eine Vereinbarung über seine Höhe von Fall zu Fall zuläßt, sind die zur Aushilfe arbeiten- den Gehilfen an die dafür festgesetzten Löhne gebunden. Der Herabsetzung dieser Löhne ist wohl eine Erhöhung gefolgt, doch blieb diese bisher hinter den Tarifsätzen zurück. Trotz der allge- mein günstigen Lohnkonjunktur sind also die Aushelfer schlechter gestellt als vor dem Kriege, wo der Lebensunterhalt wesentlich billiger war. Hinzu kommt, daß in Arbeitsangeboten durch An- zeigen in der Tagespresse auch für Aushilfe bessere Bezahlung vorgesehen ist. Der Aweigverein Berlin des Verbandes der Fri- seurgehilfen, Engelufer 15, hat daher in seiner letzten Mitglieder- Versammlung beschloffen, vom 15. Juni ab die im Tarif- vertrag vorgesehenon Lohnsätze für Aushilfe wieder in Kraft treten zu lassen. veutfches Reick. Der deutsche Landarbeiterverband hatte am Schlüsse des Jahres 1913 20 267 Mitglieder, darunter 884 weibliche. Am Schlüsse des Jahres 1914 waren nur noch 12 275 Mitglieder vor- Händen, darunter sind 1007 weibliche. Bis Schluß des Jahres 1914 wurden als zum Kriegsdienst eingezogen 4667 Mitglieder ge- meldet. Unter Berücksichtigung der Neuaufnahmen im Jahre 1914 müssen ungefähr 4 5000 Mitglieder neben den zum Heeresdienst eingezogenen als Verlust gebucht werden. Es ist zu vermuten, daß darunter sich doch noch eine größere Zahl Eingezogener be- findet. Ter Prozentsatz der zum Kriegsdienst eingezogenen Mit- glieder ist nämlich im Landarbeiterverhand um etwa 10 Proz. ge- ringex als in anderen Gewerkschaften. Dies läßt die Annahme zu, daß nicht alle Mitglieder gemeldet sind, die zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Am Schlüsse des 1. Vierteljahres 1915 dürfte die Mitgliederzahl noch weiter zurückgegangen sein und rund 10 000 betragen. Die Gesamteinnahme aus Beiträgen an Eintrittsgeldern bc- trug im 1. Halbjahr 1914 56 511 M.. im 2. Halbjahr 42 418 M. zusammen 98 929 M. Erfreulicherweise sind trotz der Kriegszeit verschiedene Ortsgruppen dazu ühergegangen, höhere Beiträge ein- zuführen. Ebenso werden in dem größten Teile Norddeutschlands besondere Gaubeiträge zu 10 Pf. pro Monat erhoben, um den Verband zu stärken. DieS ist ein Beweis, daß die dem Verband treugebliebenen Mitglieder wissen, um was es sich handelt und welchen Wert der Verband hat; ein gutes Zeickwn für die zu- künftige Verbandsarbeit. An Krankenunterstützungen wurden aus- gezahlt 25 244 M., an Sterbegeld 2350 M. An Unterstützung für Kriegerfamilien wurden aus den Ortskassen 1383 M. gezahlt. Für Lohnbewegungen und Streiks wurden 2383 M. verausgabt. Die Hauptsumme für Streiks betrifft den Winzerstreik in der Pfalz . Die Ausgaben für Rechtsschutz betragen 7848 M. Für die Zeitung wurden 10 816 M. und für Agitation 28 616 M. ausgegeben. Um die VerbandSausgaben zu decken, ist von der General- kommission der Gewerkschaften wiederum ein größerer Zuschuß gegeben worden. Es wird eine der wichtigsten Aufgaben nach dem Kriege sein, den Verband auf eigene Füße zu stellen, damit die Ausgaben von den Einnahmen aus Beiträgen gedeckt werden können. Die Ausgaben für Unterstützungen sind in der Kriegs- zeit ganz erheblich gestiegen. Im 1. Vierteljahr 1915 sind rund 50 Proz. der Einnahmen aus Beiträgen für Krankenunterstützung verbraucht worden. Der Landarbeiterverband wird anscheinend von einem großen Teil der Mitglieder nur als eine Krankenkasse betrachtet. Es wird nicht an seine Hauptaufgabe gedacht, die darin besteht, durch Einigkeit und Zusammenhalt eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse herbeizuführen. Die Erziehung seiner Mit- glieder zum gewerkschaftlichen Denken wird eine der Hauptauf- gaben der Verbandsleitung sein müssen. Mus Inöustrie und Handel. Vom k. k. Tabakmonopol. Ein Vergleich des Konsums im Jahr 1914 mit dem im Vor- jähre die Ziffern für 1913 geben wir in Klammern zeigt die Kriegswirkungen auch auf diesem Gebiet. Das österreichische Tabakmonopol fetzte im Inland ab: Zigarren 601(615) Mil- lionen Stück, Zigaretten 2,7<2P) Milliarden Stück, Pfeifentabak 1,3(1,1) Millionen Kilogramm, Zigarettentabake 789(641) Millionen Pakete, Spezialitätenzigarren 15,6(16) Mil- lionen Stück, Spezialitätenzigaretten 45(50) Millionen Stück. Gestiegen ist also der Verschleiß von Zigaretten, Zigaretten- und Pfeifentabak. Innerhalb der einzelnen Waren ist ein starker Uebergang zu den billigeren Sorten festgestellt. Regelung des Zuckerverkehrs in Oesterreich . Wien , 10. Juli. (W. T. B.) Die heutigeWiener Zci.'.ng' bringt eine Verordnung des Handelsministers über die Regelung des Zuckerverkehrs. Durch die Verord- nung wird das auSschlieMiche Verfügungsrecht über sämtlichen Zucker aller Art einer zu diesem Zwecke geschafsenen Zucker- zentrale übertragen. Um der Zentrale die Dispositionsmög- ichkeit in weitestem Umfange zu sichern, werden die gesamten Vorräte an unversteuertem Zucker aller Art, welche in den Zucker- fabriken und Freilagern lagern, und ferner die gesamte Pro- duktion der künftigen BetriebSperiode 1915/16 an Zucker unter Sperre gelegt und sämtlich« Vorverkäufe für Zucker aus der Kam- pagne 1915/16 für ungültig erklärt. Die Zentrale hat für ent- sprechende Zuteilung des Rohzuckers an die Raffinerien für Deckung des gesamten inländischen Bedarfs der Heeresverwaltung an Zucker zu sorgen. Die Verordnung regelt ferner die Zucker- preise nicht nur für die nächsten Monat« bis zur neuen Kam- pagne. sondern auch gleichzeitig für die Erzeugung der neuen Kampagne 1915/16 und setzt einen bis Ende August 1916 gelten- den Einheitspreis von 33 Kronen für Rohzucker und 88)4 Kronen für Raffinade fest. Um Sicherheit zu schaffen, daß die in der Verordnung festgesetzten Preise nicht im Detailhandel zum Nach- teile der Konsumenten eine ungerechtfertigte Erhöhung«rfahren, werden die politischen Behörden zur Festsetzung von Höchstpreisen für Verbrauchszucker im Groß- und Detailhandel angewiesen. Um die Konsumenten nicht durch ungerechtfertigt hohe Verschleißprcisc billigeren Zuckers der alten Kampagne zu schädigen, wurde an- georonet, daß der zum neuen höheren Preise in den Verkehr kommende Zucker durch«ine mit gelbem Aufdrucke ausgestattete amtliche Vcrschlußmarke anstatt der bisher üblichen roten Marke versehen werde. Durch die von der Regierung getroffenen Maß- nahmen wird der Zuckerbedarf bis Ende 1916 sichergestellt. Für eine angemessene Verteilung der Produktion sowie für die recht- zeitige Befriedigung des Bedarfs ist vorgesorgt und zugleich der Bevölkerung die Sicherheit gegeben, daß sie bis zum Herbste 1916 dieses unentbehrliche Lebensmittel zu unveränderten Preisen er- halten kann._ Auf die zweite Kriegsanleihe waren bis zum 7. Juli 8669,4 Millionen Mark eingezahlt gleich 95,2 Proz. der Gesamtzeichnung. Der Zugang erreicht gegenüber der Vorwoche den hohen Betrag von 101,8 Mill. M. Trotzdem ist die summe der von den Dar- lehnskassen für die Zwecke der zweiten Kriegsanleihe hergegebenen Darlehen um nicht weniger als 96 Mill. M. zurückgegangen, so daß sich gegenüberstehen: Einzahlung auf die zweite Krtegsanleihe 8669,4 Mill. M., Inanspruchnahme der Darlehnskassen für diesen Zweck 399 Mill. M.