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Mwoch.«len I». Juli: Zal)labend in Groß-Mln.
Ms Groß-6erlin. Das berliner �rrengefängnis. Im Berliner Weichbilde gibt es nur noch zwei dem Publikum wenig bekannte Stätten, in denen Geistesgestörte und solche Schlaumeier, die geisteskrank sein wollen, d. h. den so- genannten„wilden Mann" spielen, vorübergehend unter- gebracht werden. In der Charits, die ja früher, ehe die Stadt Berlin eigene Irrenanstalten baute, neben dem längst vom Erdboden verschwundenen berüchtigten„Ochsenkopf" am Alexanderplatz das eigentliche Berliner Irrenhaus war, ist von dieser Einrichtung noch eine psychiatrische Beobachtungs- abteilung zurückgeblieben, wie sie heute an wohl allen deutschen Universitätskrankenhäusern besteht. Sie liefert das klinische Menschenmaterial für die Medizinstudie- renden, unterscheidet sich von den übrigen Ab- tcilungen der Charits äußerlich nur durch gewisse Sicherheitseinrichtungen, die aber, weil hier die Aerzte sich zähe gegen den allzu hervorstechenden Irrenhaus- und Gefängnischarakter sträuben, für Fluchtversuche ziemlichen Spielraum lassen, und ist im großen und ganzen also eine Durchgangsstation zum wirklichen Irrenhaus. Die meisten Ein- gelieferten, die nur mal das seelische Gleichgewicht verloren und auf dem Wege zur Geisteskrankheit waren, werden nach einigen Wochen wieder entlassen und tragen nun keineswegs das Kainszeichen des Irrenhauses mit sich herum, die anderen, die als tatsächlich geisteskrank erkannt werden, kommen in regelmäßigen Transporten gewöhnlich nach der städtischen Irrenanstalt in Buch. Nicht selten werden in dieser psychiatrischen Abteilung ferner Polizei- und Untersuchungsgefangene, die im Verdachte geistiger Er- krankung stehen, Wochen hindurch beobachtet, was sich mangels der für viele solcher Leute erforderlichen Sicherheitsmaßregeln als ein Mißstand fühlbar gemacht hat. Auch gehört das Zu- sammenlegen dieser„unsicheren Kantonisten" mit unbestraften Kranken für letztere nicht immer zu den Annehmlichkeiten. Umgekehrt werden auf gerichtliche Anordnung Insassen von Irrenanstalten oder Entmündigte, die noch nie in einer Irrenanstalt waren, hierher zur Beobachtung und Be- gutachtung überwiesen, wenn um die Erlangung der persönlichen oder wirtschaftlichen Freiheit prozessiert wird. Die stetige Ueberfüllung der Station spricht für ihre Notwendigkeit. Einen wesentlich anderen Charakter trägt das„Irren- kittchen" für Gefangene, das wie ein„festes Haus" in der Irrenanstalt eingerichtet ist. Es befindet sich nicht, wie viel- fach geglaubt wird, im Moabiter Untersuchungsgefängnis, sondern ist eine besondere Abteilung des Königlichen Zellen- gefängnisses, des bekannten burgartigen finsteren Gebäudes an der Lehrter Straße . Solche Jrrengefängnisse gibt es außer in Berlin noch in Breslau , Halle, Münster und Köln . Sie bestehen seit etwa einem Vierteljahrhundert und sind eine Schöpfung des vor einiger Zeit verstorbenen, um die Gefan- genenfürsorge hochverdienten Gehcimrats Dr. Krahne. Daß recht viele Gefangene von dem sogenannten„Zuchthausklaps" befallen Iverden oder eine geistige Störung mit oft großer Schläue vortäuschen, um besser behandelt und verpflegt zu werden, ist ja wohl allgemein bekannt. Der„Zuchthausklaps" ist kein humoristischer Begriff, er gehört leider der Wirklichkeit an. Ereiheitsentziehung, Entbehrung, strenger ArbeitSzwang, ewissensbisse, auch das Gefühl ungerechter Bestrafung und ähnliche Umstände erzeugen sehr häufig Geistesstörung , wobei nach den Erfahrungen der Psychiatrie behauptet wird, daß für derartige Erkrankungen von vornherein eine gewisse Ver- anlagung besteht, die sich nur durch die Strafverbüßung aus- löst. Es kommen alle möglichen Formen der„Gefängnispsychose" vor, vom gesteigerten Schwachsinn und der Gemütskrankheit bis zum Größenwahn, Verfolgungswahn, religiösen Wahn mit gelegentlicher Tobsucht. Besteht die Geisteskrankheit in gemein- gefährlicher Form noch über die Strafzeit hinaus, so müssen diese Kranken natürlich den großen Irrenanstalten überwiesen werden. Die Trennung von den geistesgesunden Gefangenen ist unbedingt notwendig. Aber auch die Simulanten müssen schnell abgesondert werden, weil sie im geregelten Straf- Vollzug die Anstaltsordnung gefährden. Meistens ist es ihnen nur um eine angenehme Abwechselung zu tun, da das Leben im Jrrengefängnis im allgemeinen dem in den großen Irrenanstalten gleicht. Nebenbei spielt auch der Fluchtgedanke eine Rolle, wobei aber diese „Kranken" heute nur noch selten auf ihre Rechnung kommen. Nach einiger Zeit geben sie das Simulieren von selbst auf, weil sie wissen, daß die Ueberführung nach einer Irrenanstalt die Erlangung der Freiheit oft um Jahre verzögert. Werden sie wirklich im Jrrenhause nach Monaten oder Jahren für geistesgesund erklärt, so muß nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen doch noch der Rest der zuerkannten Strafe im alten Gefängnis verbüßt werden. Hauptsächlich wegen der durch bessere Sicherheitsvorkehrungen verminderten Flucht- Möglichkeiten hat die Zahl der hartgesottenen„wilden Männer", die sich so leicht nicht überführen lassen, in den letzten Jahren erheblich nachgelassen. Trotzdem werden noch genug Gefängnis- simulanten und wirkliche Geisteskranke aus den Gefängnissen auch den Berliner städtischen Irrenanstalten aufgehalst, die dann neben der durch solche Elemente geschaffenen besonderen Ueberwachungslast bekanntlch leider auch die Zeche aus dem allzeit geduldigen Kommunalsäckel bezahlen müssen.
Die Gemeindewählerliste für Berlin . Di«.Liste der stimmfäbtgen Bürger Berlins " wird, wie der Magistrat jetzt bekannt gibt, in der Zeit vom 15. bis einschl. 30. Juli an den Wochentagen von vormittags 9 bis nachmittags 3 Uhr und an den Sonntagen von vormittags 9 bis nachmittags 1 Uhr im Wahlbureau der Stadt(Stralauer Str. 44/45, Hof rechts, Eingang I, 1 Treppe, Zimmer 10) zur Einsichtnahme öffentlich aus liegen. Während dieser Zeit kann jedes Mitglied der Stadtgemeinde gegen die Richtigkeit der Liste bei dem Magistrat Einwendungen erheben. Diese werden auch in der Auslegestelle von den Beamten entgegengenommen. Die nach dem 30. Juli eingehenden Einwen- düngen sind verspätet und können nicht berücksichtigt werden. Der Magistrat macht daiauf ausmerkjam, daß bei Berichtigung der
Wählerliste bezüglich deS Wohnsitze» der stimmberechtigten Per- sonen in Berlin die von diesen erstatteten polizeilichen An« und Abmeldungen matzgebend sind. Demnach mußten auch solche an sich wahlberechtigte Personen, die polizeilich abgemeldet sind, ohne daß sie ihren Wohnsitz aufgegeben haben, z. B. alle, die sich nur zeilweise auswärts befinden(zur Kur usw.), in der Wählerliste gestrichen werden, wenn sie unterlassen haben, auf der Abmeldung zu vermerken, daß ihre Abwesenheit nur vorübergehend ist.(Es fehlt in der Bekanntmachung ein besonderer Hinweis auf die Kriegsteilnehmer, die nach ihrer Einberufung zum Heere etwa nur als von Berlin weggezogen abgemeldet wurden.) Obwohl in diesem Jahre die regelmäßigen Ergänzungs« wählen zur Stadtverordneten -Bersammlung zu vollziehen sind, soll diesmal für die Wählerlistenprüfung nur eine einzige Auslege stelle, nur das städtische Wahl- bureau, benutzt werden. Bei den letzten Ergänzungswahlen, vor zwei Jahren, wurden die Listen noch an fünf verschiedenen Stellen der Stadt zur Prüfung ausgelegt. Damals waren zur Ein- sichtnahme an Wochentagen die Stunden von 8 bis 8 Uhr und an Sonntagen die Stunden von 10 bis 4 Uhr freigegeben, während diesmal an Wochentagen von 9— 3 und an Sonntagen von 9— 1 die Einsichtnahme erfolgen soll. Das ist mindestens für die Wochentage eine sehr viel ungünstigere Tageszeit. Die Bekanntmachung de» Magistrats gibt auch an, wie die Abgrenzung der drei Wählerklassen nach der Steuerleistung sich stellt. Die Summe aller für die Klassen- einteilung zusammengetragenen Steuern ist diesmal mit etwa 73 Millionen Mark(genau: 72 911 583,03 M.) nur um ein ganz Geringes höher als im vorigen Jahr, wo sie etwa 72>/z Millionen Mark betrug. Der Durchschnittssatz ist beträchtlich her- untergegangen, auf 173 Mark 798/j00 Pfennige gegenüber 193 Mark 4244/,00 Pfennige im vorigen Jahr. Die Gemeinde- Wähler mit Steuerleistungen bis zu dieser Höhe gehören zur dritten Klasse. Die übrigen, die mehr zahlen, teilen sich in die zweite und erste Klasse. Diesmal gehört man zur zweiten Klasse schon von 178 M. 790/100 Pf. an, das ist um reichlich 15 M. weniger als der Steuerbetrog, mit dem im vorigen Jahre die zweite Klasse begann. Hinaufgerückt ist dagegen die obere Grenze der zweiten Klasse. Diesmal beginnt die erste Klasse erst mit 7257,40 M., gegen- über 7180,30 M. im vorigen Jahre. An dem Gesamtbild der Klasseneinteilung wird natürlich durch diese Verschiebung der Steuergrenzen nichts geändert. Die Wähler« zahlen für 1915 werden erst nach Prüfung und Berichtigung der Listen genau festzustellen sein. In den Listen für 1914 kamen auf je einen Wähler erster Klasse 40 Wähler zwester Klasse und 435 Wähler dritter Klasse. Herstellung von Obstkuchen in Grost-Berli«. Die zur MeblverteilungSstelle Groß-Berlin gehörigen Gemeinden haben eine Bekanntmachung erlassen, nach der auf Grund des§ 3 der Verordnung über die Einschränkung der Kuchenbereitung vom 25. März 1915 in Abweichung von der Bestimmung de« ß 1 dieser Verordnung zugelassen wird, daß von Verkündung dieser Bekannt- machung an bi» einstweilen zum 1. September Obstkuchen an Roggen- und Weizenmehl bis zu 20 vom Hundert des Kuchen- gewichts enthält und mit Hefe, Backpulver und ähnlich wirkenden Mitteln hergestellt wird. Schutz den Wäldern. Als wir kürzlich auf Einladung des Direktor» des Zweckver- bandeS Teile des Grunewalds durchschritten, mutzten wir an ver- schiedenen Stellen sehen, daß auch Unfugstifter den Wald unsicher machten. Wir erfuhren, daß Jugendvereine an manchen Stellen beim Abkochen nicht unerheblichen Schaden angerichtet hatten, und wir konnten uns auch überzeugen, welche heillose Unordnung durch das Umherwerfen der zum Verkauf gestellten Hölzer entstanden war. Dadurch werden auch die Holzkäufer schwer geschädigt. In welchem Umfange das der Fall ist, geht aus einer Beschwerde eines großen Berliner Holzunternehmens hervor, die an die Oberförsterei Grunewald gerichtet worden ist. In dieser Beschwerde heißt eS: „Bei Besichtigung der von uns angekauften Holzmengen aben wir recht eigentümliche Zustände feststellen müssen, die isher in keiner Weise in irgendeiner deutschen Forst vorge- kommen sind. Unsere bezahlten Hölzer sind vollständig aus- einandergerissen, jeder Witterung ausgesetzt, e i n g e- graben und mit Sand beworfen. Eine Feststellung ist überhaupt nicht mehr möglich. Die Kloben schwimmen vielleicht irgendwo in einem See herum. Verschiedene Nummern fehlen gänzlich. Wir wissen tatsächlich nicht, was wir davon halten sollen. An diesen Zuständen geben wir den Leitern der könig - lichen Oberförsterei absolut keine Schuld; denn wir haben uns selbst davon überzeugt, wie der Herr Hegemeister stetig bemüht ist, Ordnung zu halten, aber auch zu gleicher Zeit beobachtet, daß alle seine Bemühungen zwecklos sind. Wir führen diese unhalt- baren Zustände auf die Vergünstigungen, die das Publikum, namentlich die Jugendvereine, auf Kosten der Holzkäufer genießen, zurück. Zum Beispiel fehlen uns im Jagen 26 die Nummern 136, 137 und 138 mit 15 Raummetern, im Jagen 57 eine Nummer mit 5 Raummetern, ebenso im Jagen 56 ein Stapel. Jedenfalls sind das Zustände, die nie vorkommen dürfen, noch dazu, da während des Krieges weder genügend Leute, noch Gespanne zu bekommen sind, die ein schnelles Abfahren ermög- lichen." Der Notschrei der Holzfirma ist bezeichnend für manche Ver- eine, die glauben, sich alles erlauben zu dürfen. Der Wald ist zur Erholung der Bevölkerung da und jeder Besucher sollte den Schutz des Waldes als eine einfache Anstandspflicht betrachten.
Falsche Papiere. Das Polizeipräsidium empfiehlt dringend Vor- ficht bei der Annahme von Hausdienern und Kutschern in der Kriegszeit. Im Laufe der letzten Monate ist eine große An- zahl von Firmen dadurcki geschädigt worden, daß neu eingetretene Hausdiener oder Kutscher mit Ware oder einkassiertem Gelde ver« schwanden. Die Ermittelung der Täler wurde in vielen Fällen da- durch erschwert oder vereitelt, daß die beim Eintritt in die neue Stellung abgegebenen Papiere gefälscht waren. In einzelnen Fällen waren diese Fälschungen so ungeschickt ausgeführt, daß die Arbeitgeber sie bei auch nur geringer Aufmerksamkeit hätte bemerken müssen. Gegen die Mahnung des Polizeipräsidenten an die Geschäfts- inhaber, sich vor Schwindlern zu schützen, kann nichts eingewendet werden; hoffentlich führt sie aber nicht zu einer falschen Auslegung und Handhabung, so daß dadurch ein ganzer Stand herabgesetzt wird. Bon der Staatsanwaltschaft freigegeben wurde die Leiche des Kaufmanns Heinrich Pariser, über deren Beschlagnahme wir be»
richteten. Für die Beschuldigung, die die Söhne des Verstorbenen gegen seine Wirtschafterin erhoben, hat die Obduktion keinen Anhalt geliefert. Um ganz sichere Feststellungen zu gewinnen, hat aber die Staatsanwaltschaft einzelne Leichenteile zurückbehalten und dem Gerichtschemiker zu genauer Untersuchung Überwelsen lassen. Die Leiche ist in der städtischen Anstalt in der Gerichtstraße bereits ein- geäschert worden._ Die Zisterne als Diebesfalle. Auf dem Gelände der Treptower Laubenkolonie treiben seit einigen Wochen Einbrecher ihr Unwesen. In der Nacht zum gestrigen Sonnabend drang ein Dieb von der Straße her in ein Grundstück ein, um dort dem Kaninchen- und Hühnerstall einen Besuch ab- zustatten. In der Dunkelheit geriet er vom Hauptweg ab und über- schritt die Gemüsepflanzung, als plötzlich der Boden unter seinen Füßen versank. Der Gauner war au eine über einen Meter riefe Regenzisterne geraten und stürzte so unglücklich in das Faß hinein, daß er sich eine Verstauchung des rechten Fußes zuzog. Da alle seine Bemühungen, aus der Falle herauszukommen, vergeblich waren, blieb dem Dieb schließlich nichts anderes übrig, als laut um Hilfe zu rufen. Die Bewohner der Laube eilten herbei und befreiten ihn aus seiner mißlichen Lage, um ihn dann der Polizeibehörde zu übergeben._
Strastenunfälle. Durch einen Sturz vom Straßenbahnwagen ist vorgestern der Pionier Höser zu Schaden gekommen. Er hatte einen Wagen der Linie 19 benutzt und stand auf dem Hinlerperron. Vor dem Hause Köpenicker Straße 190 erlitt der Soldat einen Ohnmachtsanfall und stürzte vom Bahnwagen auf die Straße hinab. In besinnnungS- losem Zustande wurde der Pionier nach der nahen Kaserne geschafft. Vor dem Hause Hauptslr. 87 in Schöneberg versuchte der Bier- kutscher Kurtz unmittelbar vor einem in der Richtung nach der Link- straße fahrenden Straßenbahnwagen der Linie 15 das Gleis zu über- schreiten. Er wurde umgestoßen, geriet unter die Vorderplattform und wurde von der Schutzvorrichtung aufgenommen. Bei dem Sturz hatte Kurtz jedoch eine Kopfwunde erlitten, die seine Aufnahme in ein Krankenhaus notwendig machte. In der Müllerstraße, Ecke der Brüsseler Straße, fiel ein Fahr- gast eines Zuges der Straßenbahnlinie 2515 aus unbekannter Ursache während der Fahrt vom Vorderperron des Beiwagens und erlitt Hautabschürfungen am Kinn und Hinterkopf. Die Schaffnerin des Beiwagens erlitt infolge des Schrecks über den Unfall einen Ohn- machtsanfall. Die beiden Verunglückten erhielten auf der nälbsten Unfallstation die erste Hilfe und wurden von dort nach ihren Woh- »ungen gebracht. Eine mehr als halbstündige Störung im Straßenbahnverkchr entstand vorgestern nachmittag im Zentrum der Stadl dadurch, daß vor vor dem Hause Roßstr. 29 ein Eiswagen der Norddeutschen Eis- werke, dem das rechte Hinterrad gebrochen war, das Glei« in der Richtung nach dem Spiltclmarkt sperrte. In der Zeit von 5.51 bis 6.29 Uhr mußten infolgedessen die Wagen der Linien 5, 27, 82 über Spittelmarkt-Hausvogteiplatz abgelenkt werden. Das Hindernis wurde durch den Rettungswagen der Straßenbahn beseitigt.
Um 6500 Mark„gefleddert" wurde ein Viehhändler aus der Provinz, der in Berlin eine Ladung Vieh verkauft hatte und in einem Gasthof in Berlin-Lichtenberg einkehrte. Er stieg vorgestern abend nach 11 Ubr etwas angeheitert auf der Hallestelle Frankfurter Allee ein und. verfiel bald in einen tiefen Schlaf. Als man ihn am Schluß der Fahrt schlafend auffand und weckte, entdeckte er zu seinem Schrecken, daß ihm die Brieftasche mit 6500 Mark gestohlen worden war. Der Mordverdacht, der vorgestern die Kriminalpolizei nach der Stephanstraße rief, hat sich als unbegründet erwiesen. Nach der Obduktton ist der Magistratsdiener Becker, wie ja auch schon die nähere Aufklärung der zunächst verdächtigen Umstände erwarten ließ. an Herzschlag gestorben. Bon einem Eisenbahnzug überfahren und getötet wurde am Freitagabend gegen 10'/z Uhr auf der Vorortstrecke Berlin — Bernau kurz vor der Station Karow der Bahnsteigschaffner Deutschmann von dort. D., der sich bereits über zwanzig Jahre im Dienst be- findet, war auf die Gleise geraten; er wurde vom Zuge ersaßt und überfahren. Eine LiebeStragödie spielte sich gestern in der Rostocker Str. 16 ab. Der dort wohnhafte, auf Urlaub weilende Armierungssoldat G. gab— wie berichtet wird, im gegenseitigen Einverständnis— einen Schuß auf seine 20 Jahre alte Gelieble Gr. ab; alsdann richtete er die Waffe gegen sich selbst. Während seine Braut nur einen Streifschuß erhielt, verletzte er sich sehr schwer. Beide wurden nach dem Virchow-Krankenhaus gebracht. Im Berliner Aquarium ist die Jnsektenabteilung jetzt besonder? gut besetzt. Mehrere Bienenvölker können in ihrem geschäftigen Treiben bequem hinter Glas beobachtet werden; zahlreiche heimische und fremde Schmetterlinge sind in ihren verschiedenen Entwicklungs- stadien zur Schau gestellt; Käfer, besonders Hirschkäfer in beiden Geschlechtern und als riesige Larven sesseln den Beobachter. Von den malayischen Riesen-Stäbheuschrecken ist zurzeit ein prächtiges Paar vorhanden, bei dem das Weibchen dem Männchen um ein Viel- faches an Größe übertrifft. Sie sind in das Warmraum der Wandelnden Blätter untergebracht.
Mus öen Gemeinöen. Magistratsveränderung während des Krieges in Schöncbcrg. Oberbürgermeister Dominicus, der zweimal verwundet war, wird in der nächsten Woche sein Amt als Magistratsdirigent wieder übernehmen. Seit seinem Eintritt in das Heer sind im Schöne- berger Magistratskollegium erhebliche Aenderungen vorgekommen. Mehrere Magistratsmilglieder sind bereits durch den Tod dahin- gerafft worden. Weitere Lücken wurden durch die in Ruhestand ge- tretcnen oder ins Feld gerufenen Magistralsmitglieder gerissen. Am einschneidendsten wurden die städtischen Bauämter durch das Aus- scheiden ihrer Dezernenten in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Austritt des Stadtbaurats Gerlach und deS zu Ansang dieses Jahres in den Ruhestand getretenen Stadl- baurats Egeling blieben diese wichtigen Stellen unbesetzt. Dazu treten des weiteren die durch den Tod erledigten Stellen, deren Inhaber, wie Stadtbaurat Römer und Magistratsbaurat See« mann, im Felde gefallen sind, oder, wie Stadtrat Härder, mitten aus der Arbeit heraus verstarb. Das Dezernat des Stadtrats Härder ist jetzt von dem neugcwählten Stadtrat Molkenbuhr über« nommen worden. Sehr empfindlich machte sich ferner für die be- treffenden Dezernate und Arbeitsgebiete der Eintritt der Stadträt« Dr. Licht und Katz ins Heer geltend; ebenso das infolge eines Un- falles veranlaßt« Ausscheiden des Stadtrats und Syndikus Berg- mann._ Teuerungszulagen in FriedrichsfelÄv. Auf Antrag des Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter beschloß der GaswertSauSschuß die Gewährung einer Teuerungs»