des Parteivorstandes denjenigen Teil ab, der bis zum 1. Juli zugänglich geworden war. Er begrüßt beide Verlautbarungen mit der größten Freude und fährt fort: „Die deutschen Sozialisten erwarten von den Sozialisten der anderen kriegführenden Länder, daß sie eine ähnliche Aktion unternehmen, und wir hoffen, sie warten nicht ver- gebens. Wir erwarten zuversichtlich, daß die österreichischen und russischen Sozialisten den Vorschlag unserer deutschen Genossen unterstützen, und wenn in Frankreich die Partei es wahrscheinlich ablehnen wird, offiziell zu antworten, so sind doch zahlreiche Anzeichen vorhanden, daß die Massen darauf warten, ihre Hände brüderlich über die Grenze zu strecken. Vielleicht ist die Hoffnung zu kühn, daß die britische Abtei- Inng der Internationale mutig der Führung der deutschen Sozialisten folgen wird, denn sie repräsentiert nicht nur die Unabhängige Arbeiterpartei und die Britische Sozialistische Partei, sondern auch die Gesellschaft der Fabier und die mit der Arbeiterpartei verknüpften gewerkschaftlichen Organisa- tionen. Wenn aber die britische Abteilung keine Aktion unter- nehmen wird, so sind wir überzeugt, daß wenig st ens die Unabhängige Arbeiterpartei eine Er- klärung erlassen und eine Kampagne auf einer ähnlichen Grundlage wie das deutsche sozia- listische Manifest beginnen wird."
Tie italienische und die deutsche Sozialdemokratie. Wie wir der„Fr eisinnigen Zt g." entnehmen, beschäf- tigt sich die italienische sozialdemokratische Partei nach einer Meldung des„Avanti" mit den Vorkommnissen in der deutschen sozialdemokratischen Partei und stimmte einer Tagesordnung zu, welche die Haltung der deutschen Sozialdemokraten am Beginn des Krieges beklagt, die von der Minderheit innerhalb der Partei neuerdings eingeleitete Bewegung beglückwünscht und die Leitung der italienischen sozialdemokratischen Partei auffordert, für die Friedensbewegung der Sozialdemokraten aller Länder zu wirken.
Neue Angriffe auf unsere Partei. Die bürgerliche Presse beschäftigt sich fortgesetzt mit den Aus- einandersetzungen innerhalb unserer Partei. Sie begnügt sich da- bei nur selten mit bloßer Registrierung der Tatsachen, sondern nimmt mehr oder weniger offen für eine bestimmte Richtung— für welche, braucht nicht erst gesagt zu werden— Partei. Der „Burgfriede" gilt schon lange nicht mehr für die gesamte sozial- demokratische Partei. Von neuerlichen Aeußerungcn verzeichnen wir heute einen Artikel des nationalliberalen Abgeordneten Fuhrmann im „Tag". Er schreibt dort u. a.: „Selbst die Vielmalweisen und die Allesbesserwijscnden verstummen vor dem Einklang des großen deutschen Schicksalsliedes. Das deutsche Volk stand auf wie ein Mann. Wie ein Mann? Darf man das heute noch sagen, wo in ahnungsloser Unkenntnis der notwendigen Grundlagen des zu- künftigen größeren Deutschlands , wo in Verkennung aller Völker- Psychologie und im Rückfall in die alte sentimentale Weh leidigkeit des Internationalismus die Sozial- demokratie«inen baldigen Frieden fordert? Die vor aller Welt zutage liegende Uneinigkeit der Sozial- demokratie hinsichtlich der nationalen Notwendigkeiten des jetzigen Krieges blieb so lange für das deutsche Volk erträglich, als nur eine kleine und bedeutungslose Minderheit für eine Verneinung dieser nationalen Notwendigkeiten einzutreten wagte. Schwerer inL Gewicht fiel schon die Tatsache, daß mit fast einem Drittel der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion der Partei- und FraktionS- Vorsitzende Abgeordneter Haas« die Bewilligung der zweiten Kriegsanleihe verweigerte und in zahlreichen Reden im Lande gegen die zustimmende Haltung der Fraktionsmehrheit Stellung nahm. Seine Unterschrift gab dem von Kautsky und Bernstein gemeinsam mit ihm erlassenen Aufruf„Das Gebot der Stunde" mit seiner Forderung nach einer parlamentarischen und außerparlamentarischen sozialdemokratischen Friedensaktion die be- sondere Bedeutung. In gleicher Richtung lief das von mehreren hundert Parteifunktionären der Sozialdemokratie, Reichstags- und Landtagsabgeordneten, Redakteuren, Partei- und Gewerkschafts-
eigener Art. Die in der modernen Großbäckerei gebräuchlichen Maschinen fehlen hier noch gänzlich; und was an maschinellen Ein- richtungen da ist, d. h. eigentlich nur die Oefen,— das ruht auf Rädern und sieht recht anders au?, als man sich dergleichen ge- meinhin vorstellt. Ein Häuserblock wurde zur Einrichtung der Feldbäckerei mit Beschlag belegt. Nun häufen sich in den kleinen, ausgeräumten Stuben an den Wänden die Mehlsäcke; dazwischen sind große hölzerne Tröge aufgestellt, in denen der Teig bereitet wird, und inmitten der Stuben ziehen sich die eisernen Gestelle hin, auf denen die langen schmalen Bretter zum Aufbauen der fertig- geformten Brote ruhen. Emsige Tätigkeit herrscht in allen Räumen. Weiße Gestalten, beiß von der Arbeit, mit aufgekrempelten Aermeln, schleppen Eimer mit Wasser, hantieren an den Säcken, mischen Mehl und Wasser, salz und Sauerteig und kneten den zähen Brei in den großen Bottichen zwanzig, dreißig Minuten lang, bis er die rechte Mischung und Steife erlangt hat. Dann werden mit schneller, geschickter Hand etwa dreipfundige Brocken abgehoben, auf einer Wage nach- geprüft, durch ein paar Händedrücke in die rechte Form gebracht, gestempelt, mit Wasser überstrichen und auf die Bretter geschichtet, die für den Transport zum Backofen bereit stehen. Durch die Fenster werden sie den Trägern zugelangt. Auf den Höhen ringsum stehen die fahrbaren Backöfen. Kesselwagen, jeder mit hohem Schornstein. Im Bauch der Kessel leuchtet es unten durch eine Oeffnung von glühenden Kohlen rot hervor. Nun kommen die frischgegorenen, duftigen Laiber. Je zehn bei zehn werden sie auf einen Schieber gepackt und in acht Reihen hinterein- ander in den Wagenkessel geschoben. Kreide vermerkt auf schwarzer Tafel die Zeit. Und nun mögen sie backen und sich bräunen etwa eine Stunde lang; der Herr des Wagens paßt auf sie, regelt das Feuer und prüft beizeiten, ob seine Ware gar ist. Kaum hat sie den Ofen verlassen, bringen die Träger schon wieder neuen Vorrat.... Drüben auf der Wiese sind Zelte aufgeschlagen; ein Dutzend wohl, alle breit und tief, wenn auch nicht hoch, mit Laub zum Schutz gegen Fliegen überdeckt. Da schichten sich nun zu Hunderten, zu Tausenden die fertig gebackenen Brote, und es duftet rundum so warm und angenehm.... Wagen kommen und fahren; diese bringen Mehl, Salz, Holz, Fässer mit Wasser; jene holen die fertigen Brote ab, um sie den einzelnen Truppenkörpern zuzuführen.... Der Betrieb kennt keine Pause. Tag und Nacht kneten die Fleißigen ihre graubraun« Masse, glüht in den Oefen das Feuer. Von zwölf Stunden zu zwölf stunden wechselt die Schicht. Wer dran ist, kann wenig pausieren. Militärischer Zug beherrscht das Ganze. Und die Anforderungen sind auch hoch genug. Zu so einer kriegsstarken Division gehören eine ganze Menge Magen, gesunde, hungrige Magen, die ihr Recht verlangen. - Aber sie werden alle befriedigt. Dafür schuften sie hier Tag und Nacht und kennen keinen Feiertag. Hinter der Front, gewiß, und ohne die Gefahren, die so viele andere umdrohen. Aber auch sie wissen in ihrer Art, was der Krieg bedeutet..., L. hl.
beamten, unterzeichnete Flugblatt, das die Sozialdemokratie zum Aufsagen des Burgfriedens und zur sofortigen Wiederaufnahme des Klassenkampfes aufforderte. So bedauerlich dies alles hinsichtlich seiner die vaterländischen Interessen aufs schwerste schädigenden Wirkung auf das feindliche und neutrale Ausland war, so erfreulich war die Ablehnung, die diese an Landesverrat st reifenden Treibereien bei den leitenden Parteiinstanzen und Organisationen der Sozial- demokratie selbst erfuhren. Um so überraschender und bcfrem- dender hat die jüngste einstimmig gefaßte Erklärung des sozialdemokratischen Partcivor st andes gewirkt, die, gestützt auf die heutige günstige Kriegslage und in scharfer Wen- dung gegen unsere großen WirtschaftSverbändc und führende bürgerliche Politiker, die Aufnahme von Friedensverhandlungen durch die deutsche Regierung fordert.... Das bedauerliche Be- streben der Sozialdemokratie, der wachsenden inneren Partei- schwierigkeiten durch eine Taktik Herr zu werden, die in ihrer Wir- kung zu einer schweren Schädigung vaterländischer Interessen führen muß, darf uns nichts von der Gewißheit rauben, daß ge- rade unsere handarbeitenden Volksgenossen in und hinter der Front es begriffen haben, daß ihre und des Vaterlandes Sache ein Durchhalten bis zu dem vollen endgültigen Siege verlangt. Das ist ja mit das bedeutsamste in der jetzigen großen Zeit ge- wesen, daß sie mit der Wiederaufdeckung der gemeinsamen vater- ländischen Interessen aller Volksschichten den tönernen Unterbau eines versöhnungslosen Klassen- k a m p f e s erkennen ließ. Auch unsere Feinde werden dieser Tat- fache bald gewiß werden. Wenn ihre Hoffnungen auf papierne Parteivorstandsbeschlüsse sich gründeten, so werden sie an dem cnt- schlossenen Siegeswillen unserer deutschen Arbeitersoldaten bald ihre Hinfälligkeit erkennen. Unrichtig aber ist es, den Beschlutz des sozialdemokratischen Parteivorstandes mit dem Vorgehen unserergrotzen Wirtschaftsverbände zu entschuldigen und der Bekanntgabe ihrer Denkschrift in den sozialdemokratischen Blättern der Schweiz und Frankreichs einen gleichen Einfluß auf die Wiederbelebung der Widerstandskraft unserer Feinde wie dem sozialdemokratischen Friedensmanifeste zuzuerkennen. Die nach ihrer Quelle als sozialdemokratische Verhökerung sich erweisende Bekanntgabe der an den Kanzler gerichteten Eingabe der Wirtschaftsverbände kann durch den in ihr bekundeten Siegeswillen und durch die in ihr begründete SiegeSgewißheit der Hauptfaktoren unseres Wirtschaftslebens nur zur Entmuti- gung unserer Feinde und damit zur Abkürzung des blutigen Ringens beitragen.(?)"
Verbot einer Mitgliederversammlung. Dem sozialdemokratischen Verein für Halle war für Donnerstag eine Mitgliederversammlung wie bisher anstandslos genehmigt"worden. Als dann öffentlich angezeigt wurde, daß der Parteivörsitzende Genosse Haase über das Thema:«Die Sozialdemokratie in Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft" sprechen solle, kam plötzlich die bisher hier nicht übliche amtliche Aufforderung, das Manuskript der Rede einzu- reichen. Da Genosse Haase das verweigerte, erging am Nachmittag vor der Versammlung folgendes Verbot: Die zur Abhaltung einer am 3. d. M., SZH Uhr abends, im Volkspark stattfindenden Mitgliederversammlung des sozialdemo- kratischen VeremS zu Halle erteilte Genehmigung wird hiermit auf Anordnung des stellvertretenden Generalkommandos 4. Armee- korps in Magdeburg zurückgezogen, da erst nach Erteilung der Er- laubnis hierher mitgeteilt worden ist, daß in der Versammlung der Reichstagsabgeordnete Herr Haase einen Vortrag zu halten be- absichtigt, dessen Manuskript der Polizeivcrwaltung nicht vorgelegt worden ist._
Verbotene Druckschriftensendung an Soldaten. Das stellvertretende Generalkommando in Altona er- läßt folgende Bekanntmachung: „Außer Zeitungen dürfen Drucksachen oder Schriften, in denen für solche politische Aufgaben oder Ziele Stimmung zu machen versucht wird, die mit dem von allen Parteien ge- wollten Zusammenhalten während des Krieges im Wider- spruch stehen, den Soldaten in das Feld weder mitgegeben noch zugesandt werden. Zuwiderhandlungen werden, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Strafe bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft."
Wiedererscheinen der Königsberger„Volkszeitung". Unser seit dem 28. Juni verboten gewesene? Parteiblatt, die „Königsberger Volkszeitung", erscheint seit Sonnabend wieder.
Vom Reichsverband gegen die Sozialdemokratie. Die vielfach verbreitete Meinung, daß dieser Verband seine Tätigkeit einzustellen gedenke oder schon eingestellt habe, ist irrig. Sein uns vorliegendes„Mitteilungsblatt" Nr. 3 vom Juni 1316 zeugt von einer verhältnismäßig regen Tätigkeit. Von einer Sitzung des Hauptvorstandcs am 11. Juni wird berichtet, daß der „vaterländischen Arbeiterbewegung" Mittel zur Verfügung gestellt werden sollen. Auch möge man für das Mitteilungsblatt eifrig werben. Im übrigen beschäftigt man sich eingehend mit den Auseinandersetzungen innerhalb unserer Partei und mit sozialdemo. kratischen Stimmen zum Kriegsziel. Das Blatt behauptet dazu: „Die Haltung der sozialdemokratischen Partei zum Friedensziel verrät von neuem, wie wenig die sogenannte„Volkspartei " die Interessen der breiten Massen erfolgreich zu vertreten imstande ist. Führer und Presse(vgl. zum Beispiel den„Vorwärts") reden sich vor, daß sie in engster Fühlung mit der Ansicht ihrer Mitläufer- schaft ständen, und doch gähnt eine gewaltige Kluft zwischen beiden. Ter Verband beabsichtigt auch keineswegs die vor dem Kriege von ihm verbreitete sattsinn bekannte Literatur einstampfen zu lassen, denn er wendet sich wie folgt an seine Kommissionsbuchhändler im Lande: „Wir bitten alle in Betracht kommenden Herren, von den in Händen befindlichen Büchern und sonstigen Schriften, die Sie für uns in Kommission haben, während der Kriegszeit nichts zu verkaufen und etwaige Bestellungen mit der Begründung, daß während der Dauer des Krieges die politische Tätigkeit des Reichsverbandes ruht, abzulehnen. Wir bitten ferner, die Bücher gut verschlossen auf- ubewahren und werden uns erlauben, nach Beendigung es Krieges auf die Angelegenheit zurückzukommen. Berlin , den 16. Juni 1316. Die Hauptstelle des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie. Dr. Kramer."
Mißstände auf dem Zuckermarkte. In der„T ä g l. R u n d s ch a u" erörter Dr. Dieckmann die Ursachen der Zuckernot. Aus seinen Darlegungen geht hervor, daß zwischen den Raffinerien und dem Großhandel ein Ueberein- kommen bestehen muß zum Zwecke wucherischer Preistreiberei. Wie seinerzeit beim Getreide, so bat man auch beim Zucker von Monat zu Monat steigende Höchstpreise festgesetzt. Diese als Reports bezeichneten Zuschläge sind nichts anderes als Liebesgaben auf Kosten der Verbraucher, und außerdem bilden diese Reports
geradezu einen Anreiz dazu, den Zucker zurückzuhalten. Dr. Dieckmann führt dann noch weiter aus: „Recht bedauert wird übrigens in Konsumentenkreisen, daß es diesen nirgends mehr ermöglicht wird, von den Fabriken un- mittelbar Zucker zu kaufetv Unte« den nichtigsten Vorwänden lehnten die Fabriken die direkte Lieferung an die Verbraucher ab. Lediglich der Großhandel wird bcrücksichiigt. Sicherlich hat es niemals in der Absicht der Reichsregierung gelegen, bei Fest- legung von Höchstpreisen ein Handelsmonopol für Zucker ins Leben zu rufen. Der Großhandel hat sich beeilt, die Produktion der Zuckerfabriken aufzukaufen, um die Preise möglichst ungestört diktieren zu können. Ihm ist auch freigestellt, Zucker in Er- Wartung höherer Höchstpreise einzusperren und mit dem Angebot zu gelegener Zeit hervorzutreten." Als Mittel zur Abhilfe wird empfohlen, die Höchstpreisbestim- mungen für Zucker einer Prüfung zu unterziehen und dafür zu sorgen, daß aller verfügbare Zucker in den freien Verkehr gelangt. Es bleibt dabei auch zu erwägen, ob die bisher geschlossenen Kon- trakte nicht aufzuheben seien. Unmöglich dürfen die herrschenden verhängnisvollen Mißstände auf dem Zuckermarkte fortbestehen. — Eine Warnung in diesem Sinne hat die Zentral-Einkaufsstelle bereits vor einigen Tagen erlassen, der Erfolg ist aber ausgeblieben.
Militärische Jugendausbildung und katholische Jugendvcreinc. Auf ihrer kürzlich abgehaltenen 19. Generalversammlung nahmen die Präsides der katholischen Jugendbereine der Erzdiözese Köln (622 Bereine mit 78 300 Mitgliedern) eine Resolution an, worin sie die „bestimmte Erwartung" zum Ausdruck bringen,„daß die Arbeit der militärischen Jugendvorbereitung im Einklang mit den Forderungen der Kirche, der Familie und dcS Vereins geleitet wird. Für die Zeit nach dem Kriege lehnt sie eine zwangsmätzige Vereinsorgani- sation zur Durchführung der militärischen Vorbereitung grundsätzlich ab, desgleichen eine zwangsmäßigs Teilnahme an den Uebuugen des Sonntags."_ Eine Zentralstelle für Völkerverständigung. Die internationale Konferenz.für die Zukunftsinteressen der Menschheit", die Ende Mai in Bern tagte und über die wir damals berichteten, hat die Einsetzung einer„Permanen zko m m i s s i o n für Schutz bedrohter Menschheitsinteressen" be- schlössen. Die konstituierende Sitzung der Kommission wird Sonn- tag, den 11. Juli, im Lausanner Rathause stattfinden, vorbereitet von einem Aktionskomitee, dessen Sitz sich in Bern , Erlachstraße 23 befindet. Es soll ein Gedankenaustausch darüber stattfinden, in welcher Weise die Vereine mit ähnlichen Zielen, trotzdem sie kriegführenden Staaten angehören, Beziehungen miteinander anknüpfen können! die Organe des„Bundes für Mutterschutzintercsscn", so vor allem das Berner Wochenblatt„Die Menschheit", die altbekannte Revue „Dokumente des Fortschritts" und deren Schwesterorgane in fran- zösischer, englischer, ungarischer und Esperantosprache sollen dieser Vormitllungöaufgabe dienen. Auf der Tagesordnung der zweiten Sitzung steht die Stellung- nähme zu den Gefahren, welche die MenschhcilSintcresscn während gegenwärtigen Krieges bedrohen. Zahlreiche Bereine aller Länder haben die Entsendung von Delegierten in Aussicht gestellt oder sind der Permanenzkommission bereits durch schriftliche Mitteilung beigetreten. Aus Deutschland und Oesterreich besonders: Die Deutsche Friedensgesellschaft, der österreichische Verband für Völkerverständigung, der Deutsche Bund für Mutterschutz, daS Institut für internationalen Austausch fort- schrittlicher Erfahrungen sowie der Internationale Orden für Ethik und Kultur.
Keine Schwurgerichte in Oesterreich . Die österreichische Verfassung bestimmt, daß durch Verordnung des Gesamtministeriums die Tätigkeit der Schwurgerichte(vor die die Verbrechen und Vergehen durch Rede und Presse gehöre») ein- gestellt werden könne. Dieser Zustand darf aber nach Ablauf eines Jahre« auf dem Verordnungswege nicht verlängert, auch vor der nächsten Reichsratstagung nicht erneuert werden. DaS Jahr ist jetzt bald um. Die Regierung hat aber den Zustand doch(ohne Paria- ment) verlängert, indem sie eine Kaiserliche Jstl�-Verordimiig herbeiführte.... Dabei sagt die Verfassung, daß mit dem 8 14 die Grundrechte nicht abgeändert werden dürfen. Die Schwurgerichts- rechlsprechung ist aber ein Grundrecht. Jetzt urteilen die Militär- gerichte über politische Delikte. _ Wegen Hochverrat erschaffen. wurde nach deutschen Blättermeldungen der tschechische Arbeiter Franz Berka in Mährisch-Ostrau . Aus der amtlichen Kundmachung des k. k. schlesischen Landespräsidiums ergibt sich, daß Berka nach seiner Angabe amerikanischer Staatsbürger war und vom Land- Wehrfeldgericht Mährisch-Ostrau wegen zweier am 6. Mai d. I. im Gasthause zu Groß-Hcilendorf getaner Aeußerungcn standrechtlich des Hochverrats und der Störung der öffentlichen Ruhe schuldig gesprochen und zum Tode durch den Strang verurteilt wurde. Der Militärkommandant änderte die Strafe in Tod durch Erschießen ab. Zwei Stunden nach Fällung des Urteil» wurde Berka, der 66 Jahre alt war, erschossen.
Verbotene Hus-Feiern. Dem sozialdemokratischen Verein in Pilsen wurde die geplante Versammlung mit Gedenkrede des Abgeordneten Genossen Dr. Soukup auf Johannes HuS verboten, ebenso alle weiteren im Bezirk geplanten Erinnerungsabende an den Märtyrer der tschechischen Reformation und nationalen Wiedergeburt. In der deutsch -öster- reichischen Parteipresse konnten Gedenkartikel erscheinen, manchenorts allerdings mit Zensurstreichungen.
Letzte Aachrichten. Ter Bericht des türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 11. Juli. (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers: An der Dardanellenfront fand am 11). Juli bei Ari Burnu und Sedd ul Bahr keinerlei Ver- änderung statt, außer zeitweiligem Artilleriefener. Am Nachmittage erschien ein feindliches Panzerschiff vom Typ des„Nelson" vor Kaba Tepo unter dein Schutze von vier Torpedobooten und schlenderte ohne Erfolg mehr als zweihundert Granaten gegen unsere Stellungen. Wir hatten nur einen Toten und zwei Verwundete. Mehrere Schüsse unserer Artillerie erreichten das Schiff und zwangen es, sich zurückzuziehen. Infolge des wirksamen Feuers unserer anatolischen Batterien verlor die Tätigkeit des Feindes bei Ari Burnu ihre bisherige Lebhaftigkeit. Diese Batterien feuerten gestern besonders jjegen eine Haubitz- batterie westlich von Hissarlik wirksame Schüsse ab. wobei eine Haubitze einen Volltreffer erhielt. Feindliche Flieger über- flogen die anatolische Seite der Meerenge, wurden aber durch das Feuer unserer Abwehrbatterien vertrieben. Auf den übrigen Fronten keinerlei Veränderung.