Nr. 194. 32. Jahrg.
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Freitag, den 16. Juli 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplat, Nr. 151 90-151 97.
Prasnysz den Ruffen wieder abgenommen.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 15. Juli 1915.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
In Südflandern sprengten wir gestern westlich von Wytschaete mit gutem Erfolge Minen.
In der Gegend von Souchez griffen die Fran zosen , zum Teil mit stärkeren Kräften, an verschiedenen Stellen an. Sie wurden überall zurückgeschlagen.
Nordwestlich vom Gehöft Beau Séjour in der Champagne kam ein feindlicher Handgranatenangriff infolge unseres Minenfeuers nicht zur Durchführung.
Die Franzosen machten gestern bis in die Nacht hinein wiederholte Versuche, die von uns eroberten Stellungen im Argonnenwalde zurückzuerobern. Trok Einsages großer Munitionsmengen und starker auch neu herangeführter Kräfte brachen sich ihre Angriffe an der unerschütterlichen deutschen Front. An vielen Stellen kam es zu erbitterten Handgranaten. und Nahkämpfen. Mit ungewöhnlich hohen VerIusten bezahlte der Gegner seine ergebnislosen Anstrengungen. Die Zahl der französischen Ge. fangenen hat sich auf 68 Offiziere 3688 Mann erhöht. Der Erfolg unserer Truppen ist um so bemerkenswerter, als nach übereinstimmenden Gefangenenaussagen die Franzosen für den 14. Juli, dem Tag ihres Nationalfestes, einen großen Angriff gegen unsere Argonnenfront vorbereitet hatten.
Auch östlich der Argonnen herrschte gestern erhöhte Gefechtstätigkeit; im Walde von Malancourt wurden Angriffsversuche des Feindes durch unser Feuer verhindert.
Im Priesterwalde brach ein französischer Vorstos verlustreich vor unseren Stellungen zusammen.
Ein französisches Flugzeug wurde beim Ueberfliegen unserer Stellung bei Souchez getroffen und ging brennend in der feindlichen Linie nieder, ein zweites wurde bei Hénin Liétard heruntergeschossen. Führer und Beobachter fielen verwundet in unsere Hände. Deftlicher Kriegsschauplah.
In kleineren Gefechten an der Windau abwärts Kurschany wurden 2 Offiziere 425 Russen zu Gefangenen gemacht.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Südlich des Njemen in der Gegend von
Kalwaria eroberten unsere Truppen bei Franciszkowo Regierung und Kohlenbergbau.
und Osowa mehrere russische Vorstellungen und behaupteten sie gegen heftige Gegenangriffe. Nordöstlich Suwalki wurden die Höhen von Olszanka von uns erstürmt, 300 Russen gefangen genommen und zwei Maschinengewehre erbeutet. Südwestlich Kolno nahmen wir das Dorf Krusca, sowie feindliche Stellungen südlich und östlich dieses Dorfes und südlich der Linie Tartat- Lipniki. 2400 Gefangene und acht Maschinengewehre fielen in unsere Hand.
Die Kämpfe in der Gegend von Przasnysz wurden erfolgreich fortgeführt. Mehrere feindliche Linien wurden von uns genommen und die in den letzten Februartagen heiß umstrittene und von den Russen stark ausgebaute Stadt Przasnysz felbst von uns besett.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht..
Wien , 15. Juli. ( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart, 15. Juli 1915, mittags:
Russischer Kriegsschauplaş.
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Die allgemeine Lage hat sich nicht geändert. Dnjestr abwärts Nizniow kam es am nördlichen Flußufer an mehreren Stellen zu erfolgreichen Kämpfen unserer Truppen, wobei 11 Offiziere und 550 Mann des Feindes gefangen wurden.
Italienischer Kriegsschauplay.
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Gegen einzelne Stellen des Plateaus von Doberdo unterhalten die Italiener wieder ein lebhafteres Geschüßfeuer. Sie versuchten auch mehrere Infanterieangriffe, namentlich zwischen Sdrausfina und Polazzo, den aber, wie immer, unter großen Berluften zurückgeschlagen. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete hat sich nichts von Bedeutung ereignet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Man schreibt uns:
Die Verordnung des Bundesrates über die„ Errichtung von Vertriebsgesellschaften für den Steinkohlen- und Braunfohlenbergbau" ist reichlich unklar, vor allem weil man nicht weiß, was eigentlich damit bezweckt wird.
Die Lage der Kohlenindustrie ist zurzeit dadurch charak terisiert, daß die Produktion erheblich eingeschränkt werden mußte, weil erstens der Absatz geringer geworden ist, zweitens die Arbeitskräfte recht knapp sind, zumal gelernte Bergleute nicht leicht zu erseßen sind. Indessen kann von Kohlenmangel absolut nicht die Rede sein. Zu regulieren ist die Preisfrage. Nicht nur haben die Verbände, das Rheinisch- westfälische Syndikat, die Braunkohlensyndikate und die Oberschlesische Konvention, die Preise bedeutend erhöht, sondern stellenweise scheinen die Händler die Lage auszubeuten und den Abnehmern, besonders den Kleinhändlern überhohe Preise aufzuzwingen. Dieser Preistreiberei wäre indessen sehr leicht durch eine einfache Verordnung über Höchstpreise zu begegnen. Die erlassene Verordnung geht indessen weit über dieses Ziel hinaus. Der Hauptartikel lautet:
Die Landeszentralbehörden werden ermächtigt, die Besizer von Steinkohlenbergwerken und Braunkohlenbergwerken allgemein oder für bestimmte Bezirke oder für bestimmte Arten von Bergwerkserzeugnissen ohne ihre Zustimmung zu Gesellschaften zu bereinigen, denen die Regelung der Förderung sowie der Absat der Bergwerkserzeugnisse der Gesellschafter obliegt.
Die Landeszentralbehörden mehrerer Bundesstaaten können für ihre Gebiete oder Teile davon gemeinsame Gesellschaften zu den bezeichneten Zweden bilden.
Nun bestehen aber festgeschlossene Verbände in der Kohlenindustrie, die diesen Zweck verfolgen, und man fragt sich, wozu die Schaffung besonderer Gesellschaften, die offenbar nichts anderes sein können als 3mangssyndikate, nötig ist. In der erläuternden Mitteilung", die von amtlicher Stelle der Presse zuging, wird diese Frage nicht beantwortet. Es befindet sich aber darin der Hinweis, daß der Vertrag, auf dem das Rheinisch- westfälische Syndikat beruht, am 31. Dezember 1915 abläuft und die Zechen bereits vom 1. Oktober an Kohle zur Lieferung über diesen Termin hinaus freihändig verkaufen können. Die Auflösung des Syndikats, heißt es dann, könnte zu Erschütterungen führen, die während des Krieges und der auf ihn folgenden Jahre" verhütet werden müssen. Man kann füglich bestreiten, daß die Auflösung des Syndikats wirklich zu erwarten ist, und noch mehr, daß ste zu wirtschaftlichen Erschütterungen führen muß. Vielmehr wäre zu erwarten, daß auch ohne den Eingriff der Regierung die Syndikatszechen den Vertrag provisorisch erneuert hätten und die Außenseiter haben während des Kriegs kaum die Möglichkeit, den Kampf aufzunehmen. Zumal wenn Höchstpreise festgesett wären, fonnte man den Dingen mit Ruhe entgegensehen.
Gebiete westlich der Straße Binarville- Vienne- Le Château bis Marie Thérèse an. Westlich der Argonnen tamen unsere Angriffe über die Straße nach Servon hinaus und sicherten Dieser Hinweis auf die Gefahren einer Auflösung des Der französische Tagesbericht. uns den Besitz eines Beaurainsgehölz benannten kleinen wichtigsten Syndikats legte die Vermutung nahe, daß die ReParis, 14. Juli. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht Gehölzes. Zwischen Marie- Thérèse und Haute- Chevauchés gierung dem Syndikat beispringen und einen Drud auf die - Außenseiter ausüben will. Diese Vermutung wird aber dadie der Feind gestern er durch widerlegt, daß Herr Emil Kirdorf , der Leiter des Synvon heute nachmittag. In Belgien griffen die Deut- überschreiten die Gewinne, an feiner Stelle 400 Meter. In den difats, in einer Zuschrift an ein Berliner Blatt erklärt, daß schen nach dem im gestrigen Abendbericht gemeldeten Bom- zielen konnte, bardement die von den englischen Truppen südwestlich von Vogesen war heftiges Bombardement in La Fontenelle. er diesen„ Eingriff in die freie wirtschaftliche Tätigkeit nur Bilfelm in der Nacht vom 5. zum 6. Juli auf dem Dstufer Unserer Lufschiffahrt gelang es im weiteren Verfolg ihrer bedauern fann", und versichert, daß aus den Kreisen des des Kanals eingenommenen Schüßengräben an. Sie wurden Bombardementsunternehmungen, gestern am Bahnhof Libe- Syndikats niemand von der Regierung zu den Beratungen leicht zurückgeworfen. Im Gebiet nördlich von Arras court( militärische Abzweigung zwischen Douai und Lille ) be- herangezogen worden sei. Ein Geschwader von Somit bleibt nur die Annahme, daß die Regierung die fanden im Laufe der Nacht nur einige Rämpfe mit Hand- deutende Zerstörungen anzurichten. granaten von Schüßengraben zu Schüßengraben nördlich des 20 Flugzeugen belegte Gebäude und Schienenstränge mit 24 Gelegenheit ergreift, um sich entscheidenden Einfluß auf den Schlosses von Carleul und im Labyrinth statt. Arras und 90- Millimeter und 16 155- Millimeter- Granaten, Stanonen- Gang der Dinge in der Kohlenindustrie zu sichern. Es fragt sich nur, was dabei bezweckt wird? Bekanntlich wurde bei Soissons wurden mit großkalibrigen Granaten beschossen. Im flugzeuge( avions canons), die das Geschwader begleiteten, Den Steuerplänen in den letzten Jahren von verschiedenen Sommegebiet, in Frise Fay, westlich von Péronne bombardierten einen Eisenbahnzug, der zwischen zwei Bahn- Seiten auch eine Steuer auf Kohlen angeregt, ein sowie in der Champagne bei Perthes Minenkampf. In den höfen anhielt, und zwangen ein Albatrosflugzeug zum Landen. Blan, der durchaus verfehlt erscheint, da es sich um eine der Argonnen wurden Angriffe der Deutschen , welche sich auf das Gebiet zwischen Marie Thérèse und Haute Chevauchée konzentrierten, endgültig angehalten. Zwischen Ma as und Mosel, im Walde bei Apremont Kanonade ohne Infanterieaktion. Von den übrigen Fronten ist nichts zu melden.
Die englische Rekrutierung.
London , 15. Juli. ( W. T. B.) Das Kriegsamt hat die Leute, die wegen schlechter Zähne, schwacher Augen und geringer törperlicher Fehler zurückgewiesen waren, aufgefordert, sich zu erneuter ärztlicher Untersuchung zu stellen.
Paris , 15. Juli. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern abend. In Belgien bombardierte der Der italienische Krieg. Feind Furnes. Wir führten ein Vergeltungsfeuer gegen das deutsche Lager in Middelkerke aus. Im Gebiete nördlich Arras Italiens Kriegspläne. versuchten die Deutschen zweimal, aber vergeblich, aus ihren Schüßengräben bei Souchez herauszukommen. Im ganzen Abschnitt Secolo" berichtet, der Besuch des Generals Porro an der Mailand , 15. Juli. ( W. T. B.) Der Pariser Korrespondent des war die Kanonade ununterbrochen. In Arras litt besonders französischen Front habe den Zwed gehabt, über die Möglichkeit des das Kathedraleviertel uuter dem Bombardement. Drei Zivi- Bufammenarbeitens mit den verbündeten Streitkräften Klarheit zu listen wurden getötet. Im Aisnetal fand ziemlich heftiger schaffen und den Augenblick für einen gemeinsamen Angriff Artilleriekampf statt. In den Argonnen griffen wir vom festzusetzen.
gefährlichsten indirekten Steuern handeln würde, die überhaupt denkbar sind. Unter den bestehenden Verhältnissen würde nämlich eine solche Steuer sicher auf die Verbraucher abgewälzt werden, und wahrscheinlich würde die Belastung der Bevölkerung viel größer sein, als den Einnahmen, die der Staat erzielen könnte, entspricht. Eine andere Frage wäre die Verstaatlichung des Kohlenbergbaues. Soweit es sich dabei um fiskalische Zwecke handelt, kommt in Frage die Ueberführung des Profites aus den Händen Pri vater an den Staat; führt darüber hinaus das Monopol zu einer Verteuerung, so treten alle Uebel der Kohlensteuer in lichung unannehmbar, wenn damit eine Beeinträchtigung der verstärktem Maße ein. Für die Arbeiter wäre die VerstaatKoalitionsfreiheit der Bergarbeiter verbunden sein sollte.
Wie immer man sich zur Frage der Verstaatlichung des Bergbaues stellt, dürfte aber jedenfalls die Zeit nach dem Kriege recht ungeeignet sein, solche Pläne zu realisieren. Diese