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Parteigenossinnen und Partei­genossen! Die zu heute abenü in Aussicht ge- nommene Ilugblattverbreitung kann um- ftänüehalber nicht erfolgen.

Staötverorönetenversammlung. 18. Sitzung vom Donnerstag, den 15. Juli 1315, nachmittags 5 Uhr. Die Sitzung wird vom Vorsteher M i ch e l e t nach 5% Uhr eröffnet. Eine lange Reihe von Urlaubsanzeigen wird zur Kenntnis gebracht. Die Vorlage wegen Aufnahme einer neuen Anleihe in Höhe von 288 631 033 M. ist in der Ausschutzberatung unver- ändert einstimmig zur Genehmigung empfohlen worden. Der Ausschutzreferent Sladtv. Cassel(Linke) bemerkt, datz e§ sich beim grötzten Teil des Anleihebetrages um Ausgaben werbender Natur handelt und zudem um solche, für die bereits Gemeinde- beschlüsse vorliegen. Vermitzt habe man die Forderung für den Bau eines Geschlechtskrankenhauses; der Magistrat sei von mehreren Seiten ersucht worden, auch hinter diese Angelegenheit.etwas mehr Dampf" zu machen. Hinsichllich der Modalitäten der Begebung der Anleihe habe der Magistrat durchaus befriedigende Aufschlüsse gegeben. Ohne jede Diskussion wird die Anleihe nach dem Magistrats- entwurf genehmigt. Auf Antrag des Rechnungsausschusses erteilt die Versammlung die Entlastung für eine grotze Anzahl Rechnungen aus den Jahren 1911 1913 und nimmt Kenntnis von dem Abschlüsse deS Lagerbuches der Stadt Berlin . Danach betrug das Vermögen der Stadtgemeinde am 31. März 1914 455 285 695 M., ihr Grund- besitz 23 479 Hektar. Dem Erwerb einer Fläche von 49 Quadratmeter vom Grund- stück Torfstr. 34(Eigentümerin offene Handelsgesellschaft G. E. Dell- s-bau) für 53 M. pro Quadratmeter zu Zwecken der Bahn- anlagen des West Hafens stimmt die Vertammlung zu. Endlich erklärt die Versammlung ihr Einverständnis mit der Annahme des nach Bezahlung der Vermächtnisse etwa verbleibenden Ueberrestes der Erbschaft nach den Max Schultz« schen Ehe- leuten durch die Stadtgemeinde sowie mit der Annahme der in dem Testamente für Berlin ausgesetzten Vermächtnisse von a) 23 333 M. für das Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinder- krankenhaus, b> 13 333 M. für städtische Blindenheime oder Blindenanstalten, a) 43 333 M. zur Verteilung an Arme und Kranke der Stadt Berlin . Schluß der öffentlichen Sitzung 8/e6 Uhr.

Mus Groß-Serlin. Die Küche üer Ierienkinüer. Ein regelrechtes Blockhaus ist es. Aus Birkenstämmcn und roh behauenen, im Laufe der Jahre verwitterten Brettern gefügt, lugt es aus dem saftigen Grün des Ferienspielplatzes bescheiden hervor. Die Einfachheit wirkt hier am besten. Natur soll sich an Natur schmiegen. Dieses Holzhaus als Küche ist ja in der Kinderphantasie die Waldhütte Rotkäppchens oder das märchenhafte Knusperhäuschen. Mit den Händen fast können die Kleinen das Dach greifen, in die Fenster können sie, wenn es ge- stattet wäre, bequem hineinsteigen. Und der alten Frau, die da drinnen für Tausende ihrer Schutzbefohlenen so wacker den Kochlöffel schwingt, fehlt nur noch die Haube und die Horn­brille, um eine liebe Märchengestalt vorzutäuschen. Was es da zu schnabulieren gibt, das vertilgen unsere ewig hungerigen Kleinen mit dem größten Behagen. Wenn sie mit lustigem Singsang vormittags auf den Ferienplatz ziehen, schlängeln sich schon vielverheißende Rauchwölkchen aus dem kleinen Schornstein der Ferienküche, und gar bald ist dasTischlein deck dich" des fürsorglichen Magistrats in erster Auflage fertig. Auf dem schmucklosen Herde brodelt der mächtige Kaffeekessel. Dickbauchige, blecherne Milchkannen harren der Entleerung ihres süßen Inhalts. Schnell hat sich die freiwilligeEssenkolonne", aus älteren Knaben und Mädchen bestehend, bei der Ferienküchenfee ge- meldet. Am Herdfeuer haben die Helfer aus Gründen der Vorsicht nichts zu suchen, aber beim Austeilen des Essens uud beim Geschirreinigcn sind sie willkommen. Ohne solche Helfer wäre die Küchenarbeit, wenn viel« leicht zweitausend und mehr Kinder auf dem Ferien- spielplatz sind gar nicht schnell genug zu bewältigen. Mit Feuereifer sind namentlich die Mädels bei der Sache. Das ist ja ihr Element, ein Stückchen ihres zukünftigen Haus- frauenberufes. Zum Spielen bleibt noch genug Zeit. Ueberdies wechseln die Hilfskolonnen. Ebenso wird kein Kind zur Arbeit ge- nötigt. Alles ist freiwilliges Tun, genau wie bei der aus den älte- reu Kindern gebildetenSpielplatzpolizei". Auch manche Lehrerin legt kräftig mit Hand an und zeigt, daß sie n»ch etwas anderes versteht als das Einpauken des Abc. Um Mittag herum strecken sich tausend Näschen schnuppernd in die Luft. Wunderschön duftet es aus der Ferienküche. Wiener Schnitzel gibt's freilich nicht, aber die kräftige, würzige Maggibrühe ist auch nicht zu verachten. Nein, übrig bleibt nichts. Es wird so reichlich gekocht, daß jedes Kind mit einem warmen Imbiß versehen wird. Die Helfer erhaschen zur Belohnung für ihren Fleiß noch manche Extraschüssel und die doppelte Nation in Kriegssemmeln. Blitzblank sieht es niorgens und abends in der Ferienküche aus. Das ist auch ein gutes Er- ziehungsbeispiel. Wo überall Ordnung herrscht auf dem Ferien- spielplatz, darf sie in der Küche nicht fehlen. In Reih' und Glied stehen die Emaillegeschirre in den Schränken und auf den Wandbrettern aufmarschiert, viele Hunderte in treuer Ge- meinschaft. Meist ist es aber nicht möglich, die vielen Kinder zu gleicher Mittagszeit zu speisen. In kurzen Zwischen- räumen hintereinander wird kolonnenweise getafelt, während die Kessel sich mit immer neuer Maggiwürze füllen und die gebrauchten Geschirre von Dutzenden kleiner Hände unter Aufsicht flink und sauber gereinigt werden. Ja, Arbeit gibt es genug hier, inmitten aller Freude. Die Fcrienküchen- fee muß sogareingefuchst" sein, damit in ihrem Kinderreich alles klappt. Und wenn die fröhlichen Scharen heimwärts gezogen sind, bestellt sie schon wieder im voraus ihrKnusper- Häuschen" für den morgigen Tag, für abermals viele hundert hungrige Mäulchen.

Die Berliner Stadtanleihe. Mit der neuen Anleihe der Stadt Berlin hat die Stadt- verordnetenversammlung in ihrer gestrigen Sitzung sich einverstanden erklärt. Der Ausschuß, der sich über die Vorlage des Magistrats erst noch unterhalten mußte, fand selbstverständlich keinen Anlaß, irgend etwas wegzustreichen. Neue Schulden in Höhe von 288 Millionen Mark, das schien ja in dieser an Ausgaben reichen Zeit ein bißchen viel, und es fehlte im Ausschuß nicht an eifriger Mahnung, künftig mehr Sparsamkeit zu üben. Aber niemand wußte zu sagen, welche von den für die Reihe der nächsten Jahre geplanten Unternehmungen und Bauten, deren Kosten aus dieser Anleihe gedeckt werden sollen, etwa als unnötig anzusehen wären. Meist handelt es sich um lange Geplantes oder schon Be- schlossenes, wie z. B. bei demjenigen Unternehmen, das allein fast die Hälfte der ganzen Anleihe erfordert, bei den jetzt an- zukaufenden und demnächst zu erweiternden Elektrizitätswerken. Im Plenum wurde gestern nach Erstattung des Ausschuß- berichtes eine nochmalige Debatte nicht für nötig gehalten und die Anleihevorlage einstimmig angenommen.

Reformen" bei der Straffenbah«. Nach Mitteilung verschiedener Blätter plant die Große Berliner Straßenbahn verschiedene Aenderungen im Gebiete ihres Verkehrs- netzes. Nach diesen Angaben soll die Einführung des Umsteige« Verkehrs und die Einstellung der sogenannten Schleifenfahrten er- folgen, weil die Schleifenfahrten sich nicht bewährt hätten. Diese Neuerungen, die selbst in kleinen Provinzstädten keine Neuheiten mehr sind, scheinen als ein Geschenk an das Publikum angesehen zu werden, das eine Gegenforderung rechtfertigt: eine Tariferhöhung. Das ist des Pudels Kern. Es heißt da: Für eine Strecke bis zu 5 Kilometer bleibt der Iv-Pfennig-Satz bestehen, darüber hinaus bis 7 s/z Kilometer beträgt das Fahrgeld 15 Pf. und alle weiteren Strecken werden mit 23 Pf. berechnet. Das Umsteigebillett kostet für jede Strecke bis 7l/z Kilometer 15 Pf., während jetzt jeder, der zwei Linien in An- spruch nahm, 23 Pf. zu entrichte» hatte. Die Abonnements werden ebenfalls einen Aufschlag erfahren, die Arbeiterkarten dagegen sollen nach wie vor zu den bisherigen Sätzen abgegeben werden. Nach den bestehenden Verträgen kann eine Aenderung der Tarif- Politik erst mit dem Jahre 1923 eintreten, vorher nicht, es sei denn, datz die Kriegszeit dazu benutzt wird, unbequeme Bestimmungen der Verträge beiseite zu schieben._ Um den Totalisator. Die Pferderennen sollen den Zweck haben, die Landespferdezucht zu fördern. Das geschieht durch Aussetzen von Preisen. In Wirk- lichkeit haben die Rennstallbesitzer an diesen Rennen das grötzte Interesse, das aber nur dann, wenn der Betrieb ein recht umfang- reicher ist. Jetzt haben in Hoppegarten Pferderennen stattgefunden, aber ohne Totalisatorbetrieb. Die offizielle Wettmaschine war außer Tätigkeit gesetzt, was aber nicht hinderte, datz geheim gewettet wurde. Die große Zahl der Verhaftungen von Buchmachern zeugt davon. Es scheint aber als sollten die Pferderennen nur dann der Pferde- zucht zugute kommen, wenn der Totalisator im Betriebe ist. Das mutz man annehmen, wenn man den offenen Brief liest, den ein bekannter Rennstallbesttzer, Herr v. Tepper-Laski, imDeutschen Sport" an den Präsidenten des Unionklubs, den Fürsten Pietz, richtet. In diesem Schreiben heißt es: Mit der Abwicklung des Programms zu Hoppegarten ist der erste Teil der sportlichen Tragödie von 1915 nunmehr beendet. Welche Resultate hat er gezeitigt? Bestätigt wurde zunächst wie der Abfassung der Propositionen nach zu erwarten war die jahrzehntelange feststehende Suprematie einiger Rennställe und Gestüte. Was aber im Jntereffe der für die Landcspserdezucht unentbehrlichen Vollblutzucht notwendig war, ist nicht gefördert worden. Ich meine die Sicherheit des Fortbestandes der großen Menge kleinerer Gestüte und Rennställe, die momentan wichtiger ist als die ohnehin gesicherte Weiterführung der mit großen Mitteln arbeitenden Eliteställe. Die Versuche der Auslösung von Rennställen und Gestüten kommen einer Verschleuderung gleich. Die Spekulanten, die die Pferde er- stehen, haben nichts weniger als züchterische Absichten. Dadurch gehen zahllose brauchbare, jetzt uns so nötige Stuten der Zucht verloren. Das bedeutet für unsere Vollblut« und Landespferde- zucht eine drohende Kalamität. Diese zu vermeiden oder wenigstens zu mildern, gibt es nur ein Mittel: die sofortige Wiederaufnahme eines ausgedehnten Rennbetriebes mit Totalisator, ohne den es selbst in Hoppegarten , wie nun erwiesen nicht geht, unter besonderer Berücksichtigung der in ihrer Existenz bedrohten kleinen Flach- und Hindernisställe. Sentimentale Rücksichten auf die Schwere der Zeit sind hier nicht am Platze. Wie ich höre, würde das Oberkommando unter gewissen Kautelen nichts dagegen einzuwenden haben. Wenn Sie bisher die vitalen Interessen unseres Renn- und Zuchtbetriebes zu fördern ver- absäumt haben, die zu vertreten Ihnen als Präsident des Union- klubs oblag, so müssen Sie alles daransetzen, dieses Versäumnis wieder gutzumachen oder die nötigen Konsequenzen zu ziehen." Nach diesen Auslassungen ist eS vornehmlich der Totalisator, der die Rennen erst auf die Beine bringen kann.

Tödlicher Unfall eines Arztes. Ein verhängnisvoller Automobilunfall hat sich am Mittwoch kurz nach 9 Uhr abends in der Budapester Straße ereignet. Dort wollte der Führer der Kraftdroschke I A 9586 kurz vor einem von Moabit herannahenden Straßenbahnwagen der Linie 17 das Gleis kreuzen, um in die Lennöstratze einzubiegen, Dabei stieß das Auto mit großer Wucht gegen die Borderplatlform des LahnwagenS. In- folge des Anpralls wurde der Insasse der Droschke, Herr Dr. Brotz, mit solcher Gewalt gegen die Wand des Autos geschleudert, daß er einen Schädelbruch erlitt. Der Verunglückte wurde zur nächsten Unfallstation und von dort nach dem Urbankrankcnhaus geschafft. Dort ist er in der Nacht der schweren Verletzung erlegen. Der Chauffeur ist mit einer leichten Verletzung der linken Hand davon- gekommen. An dem Automobil wurde die Seitenwand stark be- schädigt und das rechte Hinterrad abgefahren, während am Straßen- bahnwagen die Vorderplattform eingedrückt und eine Dachstütze ver- bogen wurde.__ Mit dem Dienstgewchr schwer verletzt. Gestern früh hat der Landsturmmmm Max S. vom Ersatz- bataillon Landwehr-Jnfanterie-Regiments Nr. 8. Frankfuri a. O., der sick bei seiner Mutter, Zionskirchstr. 53, aus Urlaub aushielt, seinen Stiefbruder, den Arbeiter Johann Sch., mit seinem Dienst- gewehr in die Brust geschossen und schwer verletzt. Wie berichtet wird, hat sich zwischen beiden ein Streit entsponnen, in dessen Ver- lauf S. seinen Bruder mit dem Dienstgewehr in die Brust schoß. S. flüchtete nach der Tat. Sch. wurde schwer verletzt in das Lazaruskrankenhaus eingeliefert. Wie ein Hauswirt zu seiner Miete kam. In Lichtenberg hat das M i e t s a m t der Stadt einen un- gewöhnlichen Streit zwischen einem Hauseigentümer und einer Kriegerfrau zu schlichten gehabt. Ungewöhnlich scheint uns auch der Beschluß, durch den das Mietsamt ihn schlichtete. Wir erfahren hon.

dieser Angelegenheit, die schon um Monate zurückliegt, lei�i erst jetzt. Die Frau desorgte für den Eigentümer in seinem Hause die Portierarbeiten, doch geschah das ohne schriftlichen Portier- vertrag nur auf Grund mündlicher Abrede. Für die Wohnung war eine Monatsmiete von 33 M. ver- einbart, 18 Mark wurden als Arbeitsvergütung ange- rechnet, mithin blieben noch 12 M. bar zu zahlen. In dem schriftlichen Mietsvertrag war seltsamerweise nur von diesen 12 M. die Rede. Als nun die Frau infolge eines Zerwürf- nisies mit dem Hauswirt die weitere Ausführung der ihr über- tragenen Arbeiten ablehnte, meinte sie, auch weiter nur die 12 M. als Miete zahlen zu müssen. Daraufhin wandte der Wirt sich an das Mietsamt. Eine Einigung über die Wiederaufnahme der Ar- beit kam nicht zustande, aber auch zur Zahlung von mehr als 12 M. wollte die Frau sich nicht bereitfinden lassen. Sie berief sich auf den Mietskontrakt, durch den sie nur zu 12 M. verpflichtet sei. Das Ergebnis der Verhandlungen war, datz die Miete von 33 M. auf 27 M. ermäßigt wurde. Diese 27 M. werde man, so wurde der Frau angekündigt, regelmäßig von der ihr als Kriegerfrau zustehenden Familien- unter st ützung abziehen. Ein paar Tage darauf ging bei ihr noch vom Magistrat die schriftliche Nachricht ein, datz gemäß dem Beschluß des Mietsamtes die 27 M. abgezogen werden würden. Und dieser sonderbare Beschluß wurde denn auch vom nächsten Zahlungstermin ab ausgeführt. Die der Kriegerfrau bis dahin ge- zahlte Unterstützung belief sich für sie und ihr Kind auf zusammen 38 M. pro Monat, wovon 18 M. als Reichsunterstützung und 23 M. als Gemeindezuschutz anzusehen waren. Nach Abzug von 27 Mark blieben pro Monat in bar nur noch 11 Mark, alsonoch nicht mal der ganzeBetrag der Reichs- Unterstützung. Während die Frau bisher im Monat zweimal 19 Mark erhalten hatte, gab man ihr fortan zweimal nur 5,53 Mark. Drei halbe Monate hindurch mußte sie sich mit diesem Betrag ab- speisen lassen, dann aber erhielt sie plötzlich 9 Mark pro halben Monat. Hatte da jemand den Einfall gehabt, daß man ihr wenigstens die Reichsunterstützung in voller Höhe zahlen müsse? Doch die Freude dauerte nicht lange. Schon nach weiteren drei halben Mo- naten besann man sich eines anderen und die 9 Mark wurden wieder auf 5,53 Mark herabgesetzt. So ist der Hauswirt mit Hilfe der Gemeinde bisher zu seiner Miete gekommen. Mietebeihilfe für die Kriegerfrau zahlte die Ge- meinde nicht, aber dem Hauswirt diente sie sozusagen als Miete- kassiererin. Am Ende soll die Frau die ihr abgezogenen 27 M. als Mietebeihilfe ansehen, die ja allerdings sogleich für den Hauswirt einbehalten werden darf. Aber feit wann gibt Lichtenberg eine Mietebeihilfe in dieser Höhe? Das Verzeichnis über die Neuerwerbungen der Berliner Stadt- bibliothek während der Monate April-Juni 1915 ist erschienen und in der Bücherausgabestelle und im Lesesaal der Stadtbibliothek sowie in allen städtischen Lesehallen und Vollsbibliotheken zur Auslegung gelangt. Es enthält 311 Nummern. Ein braver Streiter für die Sache des Sozialismus, Fritz Block , wurde am Mittwoch auf dem Rummelsburger Fried- Hofe zur letzten Ruhe bestattet. Besonders die älteren Genossen werden sich des Verstorbenen erinnern. Schon unter dem Sozialisten- gesetz hatEmbott" so lautete seinKriegsname" meist im zweiten Kreise rege für die Partei gewirkt. In seinen letzten Lebens- jähren hinderte ihn andauernde Krankheit, sich an der Agitation zu beteiligen. Die Genossen werden des Toten stets ehrend ge- denken. Seinen Verletzungen erlege« ist der Hilfsschaffner Albert Radke, der in der vorgestrigen Nacht auf der Eisenbahnstrecke zwischen Lehrter Bahnhof und dem Bahnhof Friedrichstraße , gegenüber der Luisen- straße, unter einen Zug geriet. Er ivurde so schwer verletzt, daß er schon Mittwochmorgen in der königlichen Klinik starb. Die Räder hatten ihm ein Bern abgequetscht und den Schädel sowie das Stirn- bei» zerlrüminert. Beschlagnahmt wurde die Leiche der Näherin Frau Helbert aus der Langestratze 68. Die Frau war längere Zeit nickt zum Vorschein gekommen. Als man vorgestern nachmittag ihre Wohnung öffnen ließ, fand man sie tot auf einem Stuhle sitzen. Ein Arzt konnte die Todesursache nicht feststellen, wahrscheinlich aber ist die Frau an Herzschlag gestorben. Aus dem Landwehrkanal gelandet wurde gestern morgen die Leiche eines Mannes von etwa 33 Jahren vor dem Haufe Kottbuser Ufer 1. Nach Schriftstücken, die man bei ihm fand, scheint der Er- trunkene ein Arbeiter Alfred Kalbach zu sein und wegen eines Augen- leidens den Tod im Wasser gesucht zu haben. Seine Wohnung ist nicht bekannt._

Mus öen Gemeinden. Neukölln. Gefunden wurde bei dem Ausflug der Kinder nach Rudow ein Kinderhut und eine Halskette. Abzuholen im Bureau des Wahlvereins, Neckarstr. 3.

Soziales. Die Krankenkassen während des Krieges. Der Stand der Krankenversicherung ist durch den Krieg durch- aus nicht in der Weise beeinflußt worden, wie einige Kreise ver- mutet hatten. Nachdem sich der Arbeitsmarkt nach der ersten Ueber- stürzung infolge deS Kriegsausbruchs wieder erholt hatte, zeigte der Mitgliederstand der Kassen fast das alte Bild. Im Laufe der letzten Monate hat allerdings die Mitgliederzahl infolge der fortschreitenden Einberufung des Landsturms ständig abgenommen. Nach der vom Reichsstatistischen Amt laufend vorgenommenen Zählung der Mit- gliederzahl der Krankenkassen waren vorhanden: Am 1. Januar 1914 in 4426 Kassen 3 849 333 männliche und 1 617 333 weibliche Versicherungspflichtige. Am 1. Juli 1914 in 6118 Kassen 7 374 333 männliche und 3 734 333 weibliche Versicherungspflichtige. Am 1. Januar 1315 in 5224 Kassen 4 319 333 männliche und 2 775 333 weibliche Versicherungspflichtige. Am 1. April 1915 in 5977 Kassen 4 762 333 männliche und 3 291 333 weibliche Versicherungspflichtige. Auf eine Kasse entfielen danach Mitglieder: am 1. Januar 1914 833 männliche und 349 weibliche, zusammen 1182 Versicherungs- Pflichtige; am 1. Juli 1914 1156 männliche und 635 weibliche, zu- sammen 1761 Versicherungspflichtige; am 1. Januar 1915 826 männ- liche und 531 weibliche, zusammen 1357 Versicherungspflichtige; am 1. April 1915 796 männliche und 553 weibliche, zusammen 1346 Ver- sicherungspflichtige. Die durchschnittliche Mitgliederzahl hat sich zwar seit Kriegsausbruch um fast ein Viertel gesenkt, auch ist viel- fach cm Stelle dev männlichen die weibliche Arbeitskraft getreten.