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[teuer, als auch in bezug auf ihre Turchführbarkeit. Was den ersten Punkt anbetrifft, muß man beachten, daß es sich eben nur um eine einmalige Bestenerung handeln kann. Im besten Falle knöpft man den Putznießeril des Krieges einen Peil der Gewinne ab, die sie in der Kriegszeit gemacht haben, führt dem Staate einmalig ein paar hundert Millionen Mark zu, während die Hauptsorge ist, wie die Lasten des Krieges getragen werden sollen, die für lange Zeit dauernde Ausgaben von Milliarden bedingen. Was den .weiten Punkt anbetrifft, so besteht die Schwierigkeit darin, festzustellen, was denn nun eigentlich Kriegsgewinn ist, der zu besteuern wäre. Hier und da versucht man, einen moralischen Maß- stab anzulegen: es soll zwischenberechtigtem",reellein" Ge- mimt unterschieden werden und zivischenunberechtigtem", unsauberem". Eine solcheUnterscheidung ist indessen praktisch aar nicht durchzuführen.Geld riecht nicht" und man kann ihm auch nicht ansehen, wie es erworben wurde.Unreeller" Gewinn ist es doch wohl, wenn die Lieferanten die Not des Staates ausbeuten und übertrieben hohe Preise für Waren fordern, deren er bedarf. Daraus folgt aber noch lange nicht, daß jeder Lieferant, der zu hohen Preisen lieferte, solchen Gewinn eingesackt hat. Er kann z. B. gezwungen gewesen sein, das Rohmaterial, dessen er bedurfte, so teuer zu be- zahlen, daß er trotz des hohen Preises, den er erhält, nur normalen Unternehmergewinn erzielte. Auf der anderen Seite kann jemand ganz unverschämten Warenwucher ge- trieben haben und doch keinen Kriegsgewinn erzielt haben, weil er bei der nächsten Gelegenheit sich verspekuliert, das eben Erworbene wieder verloren hat. Mit dem moralischen Maßstab ist es also nichts. Außerdem aber gibt es ganze Kategorien von Nutznießern des Krieges, die dauernden Ge- winn erzielen dürften, und denen man trotzdem durch eine Steuer kaum beikommen wird. Wir meinen jene, die über Geld- kapital verfügen: sie werden lange Zeit über den Krieg hinaus daran profitieren, daß infolge des enormen Kreditbedarfs der ssinsfuß steigen wird: wollte man diesen Gewinn besteuern, so wird das nicht gelingen, weil die Steuer schließlich doch auf die Schuldner abgewälzt würde, die eben alle Bedin- gungen der Gläubiger hinnehmen müssen. Es würde zu weit führen, hier alle die Fälle aufzählen zu wollen, in denen eine steuerliche Erfassung des wirklichen Kriegsgewinnes ganz unmöglich ist. Für grundfalsch halten wir es aber, wenn man den Begriff des Kriegsgewinnes kantschukartig dehnt, wie es z. B. Georg Bernhard in derV o s s i s ch c n Z e i- tun g" tut, der bereits dahin gelangt ist, auch die Ar» b e i t e r unter die Nutznießer des Kriegsgewinnes zu zählen, indem er behauptet, in einzelnen Gewerbezweigen sei das Wocheneinkommen auf das Dreifache oder gar Vierfache des normalen Lohnes gestiegen. In Wirklichkeit liegen doch die Dinge so, daß die Löhne auch dort, wo die Verhältnisse für die Arbeiter günstig sind, kaum Schritt halten mit der Ver- teuerung des Lebensunterhaltes. Dabei wachsen aber auch die Ausgaben vieler Arbeiterfamilien, weil sie Angehörige zu unterstützen haben, die im Felde stehen, oder solche, die in- folge des Krieges arbeitslos gelvorden sind. Wo ausnahms- weise Arbeiter sehr hohen Verdienst haben, da wird er er- zielt durch gewaltige Leistungen, durch über alle Maßen ge- steigerte Intensität der Arbeit, durch Ausdehnung der Arbeits- zeit, durch Nachtarbeit und Ueberstunden. Solche Leistungen rächen sich in der Regel schwer an der Gesundheit, an der Lebenskraft des Arbeiters. Gar mancher von den Arbeitern, die heute solchen Ertraverdienst haben, erleiden in Wirklichkeit Verlust, beeinträchtigen dauernd ihre Arbeitskraft. Hier von Kriegsgewinn" reden, heißt denn doch wirklich den Tat- lachen ins Gesicht schlagen.

Kriegsgewine werden gemacht von den Produzenten, die für das Heer liefern. In noch höherem Maße vielleicht von den Zwischenhändlern, die aus der allgemeinen Preissteigerung Nutzen ziehen. Auch ein Teil der Landwirte, nämlich jene, die nicht gezwungen sind, Viehfutter zu kaufen, hat bei den teuern Preisen Extraprofite erzielt. Am besten dürften die Eigner von Geldkapital abschneiden, weil ihnen, wie gesagt, dauernder Gewinn durch Erhöhung des Zinsfußes wirkt. Aber im einzelnen die Kriegsgewinne so zu erfassen, daß sie für der Steuereinnehmer erreichbar sind, ist ganz unmöglich. Aus steuertechnischen Gründen ist also eine Kriegsgewinn- steuer wohl nur so denkbar, daß man den Vermögens- zuwachs b e st e u e r t, der wahrend der Kriegszeit ent- standen ist. Das würde auch dem Volksempfinden ent- sprechen, das dahin geht, jene zu treffen, die sich bereichert haben, während die Gesamtheit verarmte. Vernünftiger freilich wäre es, das Entstehen von Kriegs- gewinnen zu verhindern, indem man mit allen Mitteln dem Hinaufschrauben der Preise entgegenwirkt. Ter Profit- macherei freien Lauf lassen und nachträglich durch das schwer- fällige Mittel der Steuer einen Teil des Prosites abfangen wollen, führt schon deshalb nicht zum Ziele, weil die ge- riebensten Spekulanten in der Regel auch die geriebensten Steuerhinterzieher sind. * **

Die Kriegsgewinnfteuer in Sachsen . Ein interessantes Gutachten über die Frage der Einführung einer Kriegsgewinnsteuer hat die Dresdener Gewerbe- i a m m e r auf Ersuchen dem Deutschen Handwerks- und Gewerbe- kammertag erstattet. Die Dresdener Gewerbekammer spricht sich grundsätzlich für die Einführung einer Kriegsgewinnsteuer auS und führt hierzu weiter aus: Die Kammer hielt jedoch die Durchführung einer ge- rechten Erhebung der Kriegsgewinnsteuer für äußerst schwierig, wenn nicht u nasführbar. Verhältnis- mäßig leicht würde es sein, die von Zwischenhändlern gewissermaßen unter Ausnützug der Notlage des Reiches erworbenen, bisweilen maßlosen Gewinne zu treffen, da diese schon in der Erhöhung des Vermögens bezw. Einkommens zum Ausdruck gelangen. Diese Gewinne mit einer progressiven Steuer zu belegen, scheint sehr angebracht. Bei weitem schwieriger jedoch würde eS sein, die Kriegsgewinne von Ge- iverbetreibenden zu erfassen, die in ihren Betrieben Kriegsmaterial ohne weiteres haben herstellen können oder die sich erst auf die Lieferung vvn Kriegsmaterial und Heeresbedarf haben einrichten müssen. In beiden Fällen würde eS, so lange der Krieg dauert, nicht möglich sein, zu beurteilen, ob der erworbene Kriegsgewinn auch ei» dauernder sein, oder ob er im weiteren Verlaufe des Krieges wieder verloren gehen wird. In dem letzteren Falle, wo Unternehmer ihre Betriebe erst zur Ausführung von Heereslieferungen oft unter Aufwendung erheblicher Kosten entsprechend eingerichtet und damit zugleich in nicht zu unterschätzendem Maße zur Erhöhung der Schlag- fertigkeit unseres Heeres beigetragen haben, würde sich ein etwaiger Kriegsgewinn gerechterweise er st lange nach Friedensschluß berechnen lassen, da nicht vorauszusehen wäre, welche Schwierig- leiten für den Betrieb noch entstehen werden, um die in Friedens- zeiten geübte Tätigkeit wieder auszunehmen. Dabei wäre noch zu berücksichtigen, daß diese Betriebe nicht in der Lage gewesen sind. ihre vor dem Kriege hergestellten Erzeugnisse abzusetzen. In solchen Fällen würde sich ein infolge des Krieges erhöhtes Einkommen erst lange nach dessen Beendigung feststellen lassen.

Westlicher Kriegsschauplatz. Der französische Tagesbericht. Paris , 17. Juli. (W.T.B.) Amtlicher Bericsit von Sonnabend n a ch m i t t a g. Im Gebiete nördliaz von Ar rag dauerte die Kanonade während der Nacht an. Sie war besonders heftig nördlich von Souchez und zwischen Neuville und Roctincourt. In den Argon nen im Gebiete von Marie Therese Kampf mittels Bomben und Hand- granaten. In der Schlucht des Meuriffons-Baches heftige Kanonade. Zwei deutsche Angriffe gegen unsere SAellimgen auf der Höhe 263 westlich von Bonreuilles wurden zurückge­schlagen. Auf den Maashöhen dauerte das im vorher- gehenden Bericht gemeldete Bombardement in Les Eparges und im Gebiete von Sonvaux die ganze Nacht über an. In Lothringen griffen die Deutschen von neuem unsere Schützengräben im südöstlichen Teile des Waldes von Parrop an. Tie Angreifer wurden gegen l Uhr zerstreut. In den V o g e f e n richtete der Feind gestern abend einen Angriff ans die Stellungen, die er bei Bau de Sapt verloren hat. Der An- griff wurde durch unser Sperrfeuer und Maschinengewebrfeuer angehalten. Ein Handstreich, den die Deutschen um 11 Uhr nachts gegen unsere Schanzwerke der Tourniessarm 1.">D0 Meter nordöstlich vom Dorfe Bonhomme versuchten, scheiterte vollständig. Paris , 18. Juli. kW. T. B.) Amtlicher Bericht von Sonnabend abend: Im A r t o i s nimmt die Ka- nonade an Stärke ab. Einige Granaten fielen auf Arras . Ans dem rechten Aisneufer im Gebiete von Trovon Minenkamps und sehr heftiges Bombardement. Etwa 26 Granaten wurden auf Reims abgesenert: sie töteten einen Zivilisten und ver- wundeten einen anderen. In den A r g o n n e n inar der Tag verhältnismäßig ruhig und ohne Jnfanterieaktion. Ans den Maashöhen unternahmen die Deutschen nach ihrem Bombardr- ment der letzten Nacht einen heftigen Angriff gegen unser.' Stellungen vom Graben bei Calonne bis zum Dorfe Les Eparges ans der Südkuppe der Sonvauxschlucht. Es gelang ihnen, an einer einzigen Stelle in einem Schützengraben Fuß zu fassen, welchen wir ihnen am 6. Juli abgenommen hatten. Einige Gruppen von Deutschen , denen es gelungen war, in die Schlucht einzudringen, wurden getötet oder gefangen. Zwischen der Kuppe von Sonvaux und dem Graben von Calonne wurde der Feind mit schweren Verlusten gleichfalls znrückgeworsen. Im Walde von Apremont ununterbrochenes Bombardement. Die englischen Verluste. London , 18. Juli. (W. T. B.) Die letzte Verlustliste weist die Namen von 34 Offizieren und 1533 Mann auf. Der italienische Krieg. Der italienische Kriegsbericht. Rom , 18. Juli. (W. T. B.) Kriegsbericht vom Sonnabend: Am oberen Eordevole(Eadore) sind unsere Truppen, welche die seit einigen Tagen gegen die Forts- gruppen bei Falzarego und Livinallongo glücklich begonnene Offensive fortsetzten, jetzt dabei, sich� der hochgelegenen schwie­rigen Zone zwischen diesen beiden Stellungen zu bemächtigen. Gestern haben wir, indem wir die ernstlichen Geländeschwierig- leiten und den hartnäckigen Widerstand des Feindes über- wanden, eine Linie erreicht, die sich vom Boitepaß und dem Gipfel des Falzarego über den oberen Teil des Franzatales erstreckt und an den Abhängen des Lanapasses endet. Tie

Unser Konsumverein in Feindesland. Wir erhalten folgenden Feldpostbrief: Als ich die Heimat verließ, um als Schipper nach dem Osten zu fahren, da ahnte ich nicht, daß mir meine bisherige berufliche Tätigkeit als Kousumvereins-Angestellter irgendwie von Nutzen sein köintte. Zu- nächst war ja auch keine Aussicht vorhanden, etwas anderes als die Schippc oder Picke in die Hand zu bekommen. Ich zog morgens mit den Kameraden Hinaus und kehrte nachmittags hundmüde von der ungewohnten Arbeit heim. Hatten wir dann gegessen, unsere Sachen gesäubert und blieb dann nach den üblichen Appells usw. noch etwas Zeit, dann gingen wir einzeln oder in Gruppenin die Stadt", um Einkäufe zu machen. Das war in dein kleinen russisch -polnischen Städtchen, in dem wir hausten. nicht so einfach. Nach den Bezugsquellen brauchten wir freilich nicht lange zu suchen. Traten wir aus dem Tor der Fabrik heraus, die uns als Quartier diente, so umringte uns. sofort eine Schar von Kindern, Männern und Frauen und schrie uns entgegen:Wollen Sie kaufeit Eier",Wollen Sie trinken Tei mit Zitrin und Zicker", Zigarren, Zigaretten", Streichhölzer, drei Schachteln zehn Pfennig" usw. Von der vorwiegend jüdischen Bevölkerung des kleinen Nestes handelt alles, voni kleinsten Kind bis zum Greis. Der kleine Junge, der einen Interessenten für seinenTei mit Zitrin und Zicker" gefunden hat, führt ihn in das Haus der Eltern. Dort wird ihm ungeniert ein Platz in der Wohnstube angeboten diese sieht in der Regel freilich etwas anders aus als Berliner Wohnstuben und er erhält das Getränk vorgesetzt. Dabei blieb eS aber nicht. Bald bot die Frau des Hauses ein kuchenähnliches Weizengebäck zum Tee an, bald kam eines der Kinder mitApfelsinen" oder mitge- lochten Eiern" usw. Es gab aber außer den vielen Siraßenhändlern auch einige Ladengeschäfte, in denen vieles zu haben war, was wir auch als Schipper gebrauchten. Nur die fürchterliche Un- sauberkcit verleidete uns das Kaufen, bei dem wir sonst manche interessante Szene erlebten. Alle Einwohner versuchten natürlich die Tatsache, daß fünfhundert Mann Einquartierung in dem Ort lagen, auszunutzen. Es wurde gefeilscht und gefeilscht. Aber das war wohl einmal und schließlich noch mehrmal für uns als des Landes, seiner Sitten und Gebräuche Unkundige interessant: auf die Tauer war das Treiben jedoch nicht zu ertragen. Die Preise kletterten, weil viele der Kameraden aus Unkenntnis der Per- Hältnisse alles zahlten, was gefordert wurde, so in die Höhe, daß darunter besonders die Minderbemittelten unter uns leiden mußte».. Da wurde nach einem bewährten Rezept Abhilfe geichaffen. Hatten wir nicht zu Hause im Handel schon ähnliche Dinge erlebt und wie hatten wir dort versucht, uns zu helfen? Wir gründeten die Konsumvereine und versuchten dadurch den lebensmittelver- teuernden Zwischenhandel auszuschalten. Warum sollten wir uns nicht auch in unserer neuen Lage selbst helfen können? Der Komvagniesührer, ein Ofsiziersstellvertreter, nahm die Anregung auf Schafmttg einer Kantine sofort auf und etwa eine Woche nach unserem Einzug in Russisch-Polen hatten wir eine Kompagnie- kantine. Ich war mit als Verkäufer ausgewählt worden. So konnte ich die Erfahrungen, die ich zu Hause während meiner

beruflichen Tätigkeit gemacht hatte, auch in dieser Zeit verwerten. Der Einkauf der Waren, den ein anderer, der polnischen Sprache mächtiger Kamerad besorgte, gestaltete sich äußerst schwierig. An die erste Hand, an den Erzeuger der Ware, war schwer heranzu- kommen. Und gelang es wirklich, so erlebten wir es nicht selten. daß wir teuerer waren als die Straßenbändler. So ungesunde Verhältnisse im Handel wie in diesem Nest Russisch-Polens findet man so leicht nicht wieder. Es gejang jedoch im allgemeinen, die Preise der Waren erheblich zu drücken, sie auf ein erträgliches Maß herabzuschrauben. Die Händler bedienten sich jedoch im Konkurrenzkampf derselben Mittel, die ich schon von zu Hanse kannte. Nur um uns die Arbeit zu verleiden und zur Aufgabe der Kantine zu bewegen, verkauften sie die Waren, die wir ein- führten, zeitweilig unterm Einkaufs- oder Herstellungspreis. Andererseits hatten wir einen sehr schweren Stand mit unseren Lieseranten. Da wir ständig in Marschbereitschaft sein mußten, konnten wir unsere Waren nicht aus der Heimat bezieben; wir waren also aus die Leute im Ort und seiner Umgebung angewiesen. Alle bemühten sich auch eifrig, bei uns ins Geschäfts zu kommen. Tie ersten Lieferungen fielen stets glänzend aus. Saß aber erst jemand ins Geschäft, so versuchte er auch minderwertige oder zu kleine Ware, z. B. bei Backwaren, unterzuschieben. Da hieß es auf den Kien sein. Doch die Kantine erfüllte ihren Zweck. War auch zeitweilig ein Artikel in ihr teuerer als bei den Händlern, sie l>atte preisregulierend gewirkt und damit den Kameraden großen Nutzen gestiftet. Interessante Szenen erlebten wir ne>ch, als es hieß, wir soll- ten abrücken. Die Kunde lief wie ein Lauffeuer durch die kleine Stadt und schon eilten die Lieferanten unserer Kantine herbei, um die Gelder für ihre letzte Lieferung einzukassieren. Wir hatten Mühe, die einzelnen zu beruhigen und ihnen klarzumachen, daß sie ihr Geld unter allen Umständen bekommen würden, mit dem Abmarsch sei es noch nicht so eilig. Die Leute hatten während der Kricgszeit trübe Ersahrungen gemacht. Wider alle Erwartung kamen wir, als wir aus unserem ersten Quartier abrückten, nicht weiter an die Front im Osten, sondern nach dem Westen. Die Fahrt durch ganz Deutschland war eine Erholung für uns. In unserem ersten Quartier im Westen brauch- ten wir unsere Kantine noch nötiger wie im Osten. Wir lagen mit unserer Kompagnie aus einem einsamen Gehöft, weitab von Ortschaften, in denen wir Einkäufe machen konnten. So war die Kantine im neuen Quartier mit einemmal jede Konturrenz los geworden. Im Westen hatten wir nun den Vorteil, daß wir deutsche Bezugsquellen benutzen konnten. In diesem zweiten Quartier hielten wir uns aber nicht lange auf. Es war auch kein Vergnügen. Fünfhundert Mann auf einem Gutshof. Um so schöner ist aber unter gegenwärtiges Quartier. Wir liegen jetzt in einem schönen Städtchen an der Mosel . Hier erst empfinden wir, was wir während unseres Aufenthalts in Rußland und auch in unserem ersten Quartier im Westen entbehrten. Hier sind die Kaufgelegenbeiten auch be- deutend bessere als in irgendeinem unserer bisherigen Quartiere. Dadurch ist unsere Kantine etwas in den Hintergrund getreten. Das Personal wurde vermindert. Auch ich mußte wieder meinen Beruf" wechseln. Jetzt hantiere ich wieder die Schippe. Hoffentlich können wir recht bald aber unserenKonsum- verein" hier draußen gänzlich auflösen, seinen Erlös etwas ist natürlich auch bei ihm übrig geblieben unter die Kameraden verteilen, in die Heimat ziehen und dort wie der gesamten Arbeiter- bewegung, so auch der Genossenschaftsbewegung wieder dienen. F. O.

Sonntagsbesuch im Lazarett/

Schwupp, fliegt se ihm jleich an den Hals, Na, die hat aba Jbung! Un da die hibsche junge Frau 'n Säugling uss'm Arme, Die drängelt sich so sachte mit Uu löst sich auS'm Schwarme, Jehl beim uff eeneit Krankeu zu. Der abseits steht alleene: Na, Maxe, kennste nur nich mehr?" Huch, Trude mit de Kleene!" Die Mutter lricht een langen Kuß, Det Medel patscht de Hände. Nu knutscht' a erst de Kleene ab Un küßt, un küßl ahn' Ende. Da kommt een schlankst Medcl an In ecnfach schwarzem Röckchcn. Weißleinen Bluse treecht se un Kastanjenbraune Löckchen. Wie sie den Liebsten setz' bejrießt, Scheu naht sich seinem Munde, O riesenjroße Seligkeer Der Wicdasehenssiunde I So siebt ooch meine Liebste aus, Jenau so scheu se küßte. Nu liej' ick einsam hier in't Bett, Ach, wenn't det Medel wüßte! Wie wa' det srieba doch so scheen, Wenn Arm in Arm wir standen. Am Kirckchosszaun in'n Schillapack Sich uns're Lippen fanden. Vorbei die icheene Friedenszeit, Ick liech' in't Lazarette, Besucha sitzen iebaall An jedet andre Bette. Wat wird da allenö ausjepackt An Bichfen. Gleesan. Flaschen. «in' die KarionS ers mal jeleert, Denn kommen ran de Taschen. Fier jede neue Liebesjab' Von Frauchen oda Schätzken, Da jibb's vor lauta Freude jleich Von ihm een sißet Schmäykcu. So reiht sich Kißlen nu an Kuß . Et dröhnt schon unjeheuer, Beinahe möcht' ick sagen wie Lebhaftes Schützenfeuer!" Ick kneife beede Oogen zu; Denn't kommen schon die Tropfen, Un wenn ick wat ze sagen hält', Denn kommomdiert' ick: Stopfen!'") Musketier H.,... lazarett C. ") Aus dem Lazarett erhalten wir das folgende Gedickt eines Musketiers, der sich auch in diesen ernsten Zeilen seinen Berliner Humor erhalten hat. **) Stopfen Feuern einstellen.

Un is et zwec Uhr nachmittag, Setz ick ma uss in't Lette Un kiele auS't Barackentor Uff der Besucha Keile. Von vorne, von'n Torwech an, Die lange, schmale Josse, Da siehn se dickt un Kopp an Kopp Bis draußen uff de Straße. Knallrot, jifljtieii un donnajelb Weithin leucht't jede Bluse. Iln wenn se denn ers endlich drin, Herrjott wird det'n Jeschmujc. Det sin de Medels von Berlin , Wie srieha janz de Ollen: Die Bluse nagelneu von Tietz, Doch in de Sirimpe Bollen. Dazwischen oft ooch'ne Mama, Je ölla, desto dicka, Wie Orjelfeifen an de Hand An Jöhren vier, fünf Sticka. U» jede schleppt ooch een Paket, Wodruff wir eenzig lauan, Un die, wo keen' Besuch mal ha'm, Von Herzen drum bedauan. Je hibscha nu sonn Modelten, Je kleena is'l Pakete. 'n Paket scharniert, trn't Jeld is knapp, Wat nutzt da nu de Kröte? Eons, zwee von'n Turm de Jlocke schleecht. Der Posten läßt passieren. Herrjott, wi is de Liebe doch Schon bei'n Jruß ze spüren. Da latscht die kleene Dicke rin, Hin sckmeißt se die Pakete Und springtihr'nOllen an denHals. Der trieselt an't Stakete. Denn lang is er un'n Knickebeen, Wie sollt' er't da erdragen, Springt ibmso eenZweezentnerstick Mit Schlußsprung an den Kragen. Un denn die kesse Jöhre dort. Knapp siebzeb», achtzehn Jahre, DitrchbrochneBluie.seidneStrimp', StuppSneese, Wuschelhaare. Een kleen Kartonken an de Hand Wie ick auS't Bette kieke! So sucht se nu nach ihrenHerrn", Ne, is det Mädel schnieke! Da kommt oock schon ihr Laban an: Mit elejanta Schiebung,