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Nr. 210.

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Berliner   Volksblaff.

32. Jahrgang.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonel geile oder deren Raum 60 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins und Versammlungs- Anzeigen 30 Bfg. ,, Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Bfg.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 10 Pig. Stellengesuche und Schlafstellenan geigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 1. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

An der Schwelle des zweiten Weltkriegsjahres.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 31. Juli 1915.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Gestern früh stürmten wir die bei unserem An­griff auf Hooge  ( öfflich von Ypern  ) am 3. Juni noch in englischer Hand gebliebenen Häuser am Westrand des Ortes, sowie einen Stützpunkt südlich der Straße nach Opern. Nachmittags und nachts wurden Gegenangriffe des Feindes zurückgeschlagen. Wir eroberten vier Ma­schinengewehre, fünf Minenwerfer und nahmen einige Engländer gefangen. Die in den Gräben des Feindes gefundene Zahl Toter beweist seine großen blutigen Verluste.

Die Franzosen griffen bei Sou chez abermals cr. folglos mit Handgranaten an.

Die erbitterten Kämpfe um die Linie Linge­kopf Barrenkopf in den Vogesen sind zu einem Stillstand gekommen. Die Franzosen halten einen Teil unserer Stellung am Lingekopf noch besetzt. Schrah­männle und Barrenkopf sind nach vorübergehendem Verlust wieder in unserer Hand.

Als Vergeltung für die mehrfachen Bomben­abwürfe der Franzosen auf Chauny  , Tergnier und andere Orte hinter unserer Aisne  - Front wurde der Bahnhof Compiegne   beschossen. Auf Angriffe französischer Flugzeuggeschwader, die gestern auf Pfalz­ burg  , Zabern  , nördlich Hagenau   und auf Freiburg   Bom. ben abwarfen, antworteten am Nachmittag unsere Ge­schwader mit Bombenabwürfen auf Flughafen und Fa­briken bon, Lunéville  , die Bahnhofsanlagen von St. Dié   und den Flughafen bei Nancy  . Der durch die feindlichen Flieger angerichtete Schaden ist unwesent. lich. Ein französisches Flugzeug wurde bei Freiburg  durch unsere Abwehrgeschüße heruntergeschossen.

Deftlicher Kriegsschauplak.

Den in der Verfolgung begriffenen verbündeten Armeen des Generalfeldmarschalls v. Mackensen scheint der Gegner in der ungefähren Linie Nowo­Alexandrija an der Weichsel   Höhen nördlich Lublin  ( das gestern nachmittag besetzt wurde)- dicht südlich Cholm erneuten Widerstand leisten zu wollen. Der Feind wird überall angegriffen.

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Während der Kämpfe der deutschen   Truppen bei Biskupice Piaski am 30. Juli find 4930 Gefangene ge­macht und 5 Geschütze, 8 Maschinengewehre erbeutet. Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

# Der

Wien  , 31. Juli.  ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut­bart: 31. Juli 1915, mittags.

Russischer Kriegsschauplah.

Die Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand   nahm gestern nachmittag von Lublin   Besit, ihr linker Flügel überschritt in der Verfolgung die Bystra. Deutsche  Truppen drangen den Wieprz abwärts vor und nähern sich von Südwest der Stadt Cholm. Der Gegner versucht, an ver­schiedenen Punkten in vorbereiteten Stellungen erneuert Widerstand zu leisten; er wird überall angegriffen.

Nordwestlich Jwangorod wiesen die auf dem Oftufer der Weichsel   vorgedrungenen deutschen   Kräfte heftige Angriffe ab; die Russen erlitten große Verluste.

In Ostgalizien   blieb die Lage unverändert. Italienischer Kriegsschauplap.

Die italienischen   Infanterieangriffe im Goerzischen haben gestern vollkommen ausgefeßt. Gegen unsere Stellungen am Plateaurande verfeuert die feindliche Artillerie nach wie vor große Munitionsmengen.

Ein Jahr Weltkrieg.

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Als vor einem Jahre der Krieg ausbrach, der sich zu dem furchtbarsten Weltbrande der bisherigen Weltgeschichte entwickelt hat, rechnete wohl kaum jemand damit, daß nac) einem Jahre dieser Krieg sein Ende noch nicht erreicht haben, sondern mit unerhörter Heftigkeit fortdauern würde. Den meisten Zeitgenossen stand als der Typ eines Krieges der von 1870/71 vor Augen, wo innerhalb weniger Monate mit raschen, wuchtigen Schlägen der Gegner niedergeworfen und die Entscheidung herbeigeführt worden war. Man glaubte um so weniger an ein längeres, unentschiedenes Ringen, als man auch nicht für möglich hielt, daß ein so ungeheuer ver­zweigter und damit scheinbar um so empfindlicher ge­wordener Organismus, wie ihn die modernen kapitalistischen  Staaten darstellen, eine längere Kriegsdauer ohne schwerste Er­schütterungen des ganzen Wirtschaftslebens auszuhalten ver­möchte. Freilich war auch die Striegsgeschichte der Vergangen­heit keineswegs ohne alle Beispiele dafür, daß auch moderne Staaten sich langwierigen Striegen wider Erwarten gut anzu passen, an Stelle der normalen Produktion die Kriegs­produktion treten zu lassen und infolgedessen wirtschaftlich unabsehbar durchzuhalten vermögen. Hat doch z. B. Nord­amerika den schrecklichen Bürgerkrieg vier Jahre hindurch aus­zuhalten vermocht, ohne daß sein Wirtschaftsleben ins Stocken geraten wäre im Gegenteil! Und so gewaltige Unterschiede selbstverständlich zwischen dem damaligen Kriege und der da maligen kapitalistischen   Entwickelungsstufe der Vereinigten Staaten   und dem Weltkrieg und den wirtschaftlichen Um­ständen Deutschlands   oder Englands bestehen, so eindringlich haben wir gerade an der Hand dieses Beispiels stets davor gewarnt, vom Kriege ohne weiteres ein wirkliches Debacle, den wirtschaftlichen Kladderadatsch zu erwarten. Wobei ohne weiteres zugegeben werden soll, daß die An­passungsfähigkeit namentlich der deutschen   Industrie, des deutschen  Bant, Kredit- und Finanzwesens an die Ausnahmezustände eine immerhin überraschend große gewesen ist. Auf diesem Gebiete der Kriegsrüstung und Striegsbereitschaft hat Deutsch­ land   sich so glänzend bewährt, daß seine Gegner wirklich alle Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Niederringung aufgeben follten. Und so viel auch auf anderem Gebiete, speziell bei der Requisition und sorglichen Einteilung der Lebensmittel, bei der Fürsorge für die nicht übermäßige Steigerung der Lebensmittelpreise im ersten Kriegsjahr verabsäumt worden ist und in der Zukunft besser gemacht werden muß, so sind doch alle Aushungerungshoffnungen der Gegner endgültig zuschanden geworden. Deutschland   ist derart mit allen notwendigen Roh­stoffen für seine Produktion und so reichlich mit allen notwendigen Lebensmitteln versehen, daß es von diesem Gesichtswinkel betrachtet den Strieg noch geradezu unbegrenzte Zeit weiter­Der russische Generalstabsbericht. gewehre. Bei Kamionka wiesen wir mit Erfolg einen öster- führen könnte. Und daß auch die Hoffnung auf militärische Nieder­reichischen Angriff ab.. Petersburg  , 31. Juli.  ( W. T. B.) Der General­Im Schwarzen Meere bestanden unsere Torpedoboote ringung Deutschlands   eine totale Illusion ist, wie wir an anderer stab des Generalissimus teilt mit: Zwischen Njemen   einen Kampf gegen die Batterien bei der Stadt Schile in Stelle dieser Nummer ausführlicher darstellen, wird allen ein­und Düna   fanden am 29. Juli Vorhutkämpfe füdlich von der Nähe des Bosporus   und zerstörten in der Sohlen- fichtigen Gegnern längst hinlänglich zum Bewußtsein ge­Bauste am linken Ufer des Nuschaflusses statt. In der Gegend gegend einen großen mit Kohlen beladenen Dampfer und kommen sein. jenseits des Njemen erneuerte der Feind in der Nacht vom 47 Segelschiffe. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß der Weltkrieg ge­29. Juli seinen Angriff nordöstlich von Suwalki   bei dem Dorfe wissermaßen als Normalzustand betrachtet werden dürfte, Klenoreyzy. In der Gegend von Mowno rückten die feind­daß seine Beendigung nicht das höchste Ziel sein müßte. lichen Vorhuten von Südost vor und näherten sich den Außen­werken der Festung. Am Narew hauptsächlich Artilleriekampf. London  , 31. Juli.  ( W. T.B.) Die Times" schreibt: Wenn wir Geböten das nicht tausend zwingende Gründe politischer, wirt­An derfelben Front zwischen dem Dorfe Kamenta am Narem die feierlichen Mahnungen Lloyd Georges mit den selbstgefälligen schaftlicher und volkshygienischer Art; läge das nicht im und der Eisenbahn drückten wir auf die Deutschen  . Am Aeußerungen Asquiths im Unterhause vergleichen, möchten Streben aller Humanität und Ethik, so doch im innersten rechten Narewufer nördlich von Serozt schlugen wir mit Er- wir fragen, weshalb die Minister im Parlament in einem Wesen der Weltanschauung, die die Sozialdemokratie vertritt. folg mehrere feindliche Angriffe zurück. An der Weichsel   brachte anderen Tone als außerhalb des Hauses reden, während der Aber man braucht nicht Sozialist zu sein, um sich nicht der der Feind zu beiden Seiten des Nebenflusses Radowka seine Kanonendonner in den Straßen Warschaus   widerhallt und leberzeugung zu verschließen, daß dieser Krieg trotz alledent Vorhuten an einigen Stellen auf Pontons auf das rechte die Westfront unbeweglich bleibt. Das Blatt bemerkt dann, Ueberzeugung zu verschließen, daß dieser Krieg trotz alledent Ufer des Stromes. Er versucht Brücken zu zu schlagen. daß in der Unterhausdebatte über die Wehrpflicht der Unionist ein unabsehbares Unglück und daß es die vornehmste Aufgabe Unsere Truppen greifen feindliche Abteilungen an, welche die Amery in seiner Rede, in der er die Regierung der Unent- aller Verständigen und Weitsichtigen in allen Ländern ist, Weichsel   überschritten. Schwere Artillerie zerstörte eine Brücke schlossenheit anklagte, zum ersten Male im Parlament das auf die möglichste Verfürzung des blutigen Ringens der Na­tionen, auf eine Wiederverständigung der Beteiligten und die des Feindes bei dem Dorfe Kobylniza. Zwischen Weichsel   böse Wort Niederlage ausgesprochen habe. und Bug unternahm der Feind am 29. Juli mit großen London  , 31. Juli.  ( W. T. B.) Der kanadische Erneuerung jenes alten Zustandes des Güter- und Stultur­Massen einen Angriff auf beiden Ufern des Wieprz. Jm Premierminister Borden   erhielt gestern das Ehren- austausches hinzuwirken, der allein die Grundlage der Abschnitt Chmiel- Piaski wurde der Feind mit großen Ver- bürgerrecht der Stadt London  . Er sagte in einer Dantrede: modernen kapitalistischen   Wirtschaft wie eines erträglichen, Luften zurückgeschlagen; aber längs des linken Ufers des Ich bin sicher, daß die militärische Stärke, die unser zibilisierten Zusammenlebens der Völker zu bilden vermag. Wieprz   gelang es ihm nach einem hartnäckigen Kampf, a uptgegner entwickelt hat, die ganze Welt überrascht Was auch die überhitte Phantasie verblendeter Chaubi­

Nordwestlich von Lomza   und an der Bahn nörd­lich von Goworowo( östlich von Rozan  ) geht unser Angriff vorwärts. Gestern wurden 1890 Russen gefangen, 3 Maschinengewehre erbeutet.

Südöstlicher Kriegsschauplah.

Die auf das rechte Weichselufer übergegangenen Truppen des Generalobersten v. Wohrsch dringen unter hartnäckigen Kämpfen nach Osten vor; alle Gegenangriffe ciligst herangeführter russischer Verstärkungen scheiterten völlig. Die Zahl der Gefangenen ist auf 7 Offiziere ( darunter ein Regimentskommandeur) und 1600 Mann gestiegen.

Im Kärntner   Grenzgebiete tam es zu mehreren Gefechten. Drei italienische Bataillone griffen nach starter Artillerievorbereitung die Stellungen unserer Truppen auf dem kleinen Bal an. Es gelang dem Feinde, in einen vor­geschobenen Schüßengraben einzudringen, doch wurde er nach hartem Kampf unter schwersten Verlusten wieder vollends zurüdgeschlagen. Ebenso wurde ein Vorstoß italienischer Truppen beim Pak Lodinut( nördlich Paularo) auf nächste Distanz durch Feueranfall und Handgranaten ab­gewiesen. Am Grenzkamm füdlich Malborghet räumte eine unserer vorgeschobenen Abteilungen einen Beobachtungs­posten vor überlegenen feindlichen Kräften.

In Tirol beschoß italienische Artillerie erfolglos die Plateaus von Folgaria- Lavarone. Ein Angriff schwächerer feindlicher Kräfte im Gebiete des Monte Cristallo wurde blutig abgewiesen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Englische Besorgnisse.

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in dem Abschnitt vorzurücken. Eine Division bemächtigte hat. Wir pflegten stets das Jdeal geordneter Regierung, ber­sich des Dorfes Trawniki und ging hierauf oberhalb dieses bunden mit individueller Freiheit. Es bleibt abzuwarten, ob nisten in den verschiedenen Ländern Europas   an abenteuer­Punktes auf das rechte Ufer des Wieprz hinüber. Zwischen die individuelle Freiheit auf den britischen Inseln und in den lichen Weltumgestaltungsprojekten ausgebrütet hat von Wieprz und Bug schlugen wir am 29. Juli alle hartnädigen überseeischen Dominions mit einem so starten Gefühl der keiner Regierung irgend eines Landes sind bisher solch ver­Angriffe des Feindes zurück. Am Bug warfen wir in der Pflicht und des Dienstes für den Staat vereint ist, daß es hängnisvolle Bedingungen formuliert worden, die freilich auch Gegend von Sokal den Feind aus zwei Schüßengrabenlinien uns ermöglicht wird, dem Angriff eines so furchtbaren nur zur endlosen Verlängerung und maßlosen Verbitterung hinaus, machten an 1000 Gefangene und erbeuteten 4 Maschinen- Feindes zu widerstehen. des Krieges, zum Kampf bis aufs Messer, zum völligen Weiß­