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Als vor einem Jahre jubelnde Masjen durch die Linden zogen, dachte schlocrlich einer von den Teil- nchmern, daß der Krieg nach Verlauf eines Jahres noch nicht beendet sein würde. Selbst ruhigere Männer, die man damals sprach, hofften, daß ihre Söhne und Brüder um die fröhliche Weihnachtszeit wieder zu Hause sein würden, sogar Militärs schwärmten wohl davon, daß wir in sechs Wochen in Paris sein würden. Man galt schon als ein arger Pessimist, wenn man die Zeit der siegreichen Rückkehr auf Ostern verlegte, und wer von dem Kriege eines Jahres sprach, wurde kaum mehr ernst genommen. Es gab sicher auch damals)on ruhig urteilende Männer, die sich der ganzen Schwere des Welt- krieges bewußt blieben, in den wir geraten waren, und die die Machtverhältnisse wie die hartnäckige Entschlossenheit unserer Gegner richtiger einschätzten. In der Oeffentlichkeit kamen sie nicht zu Worte, und das um so weniger, als ja die größten Opti- misten in jenen glorreichen Augusttagen des Jahres 1914 Recht zu behalten schienen. Die vereinigten Heere Frankreichs und Englands sanken vor unseren siegreichen Scharen in den Staub, in wuchtigen Sckilägen wurden sie vor uns hergetrieben, die Festungen Belgiens und Llordsrankreichs fielen eine nach der anderen, manche ohne jede Verteidigung, und an den Grenzen Ostpreußens schlug Hindenburg die glänzende Schlacht von Tannenberg. Erst um die Wende des Monats Oktober und November begannen jene Blütenträumc langsam zu zerslattern, nach oen Schlachten an der User, n ch der Umgruppierung des Hindenburg -Heeres inPoscn, nach dem Verlust des größten Teils von Galizien durch die Oesterreicher . Da wurden wir uns be­wußt, daß der Sieg nur langsam. Schritt um Schritt errungen werden könnte, so wie der Wanderer die schroffen Zacken eines Bergriesen nur mit Seil und Pickel überwindet. Wenn wir jetzt nach Verlauf eines vollen Jahres aus die verflossenen zwölf Monate zurückblicken, so haben wir weder Grund zu klagen noch zu jubeln. Ilnerforschbar liegt die Zukunft vor uns und der Weg zum Siege ist noch steil und voller Mühe». Aber die Posten auf der ldroditseitc unseres Hauptbuches sind doch erheblich größer als die auf der Schuldseite, und wir haben einen ansehnlichen

Reservefonds für den weiteren Kriegsverlauf zu unseren Gunsten angehäuft. Zunächst! Haben wir die Schnelligkeit unseres Triumphes auf dem Schlachtfclde anfänglich über- schätzt, so haben wir unsere wirtschaftliche med finan- zielle Leistungsfähigkeit zweifellos erheblich unter- schätzt. Ich kenne urteilsfähige Männer, die Ende Juli des vergangenen Jahres es für unmöglich hicl- ten, daß Teutschland den Krieg eines Jahres über- Haupt durchzuhalten vermöge. Jetzt hat England den Sungerkrieg gegen uns in der rücksichtslosesten Weise durchgeführt und ist völlig gescheitert. Wir dürfen als sicher annehmen, daß wir mit Geld und Lebensmitteln den Krieg ebenso lange aushalten werden wie unsere Gegner. Militärisch aber stehen wir unvergleichlich gün- stiger da als sie. In Belgien und Nordfrankreich halten wir ein großes und reiches Gebiet, mit etwa 10 Millionen Einwohnern, besetzt; der Raum, den wir in den letzten Monaten im Osten gewonnen haben, wird reichlich ebenso groß sein. Unser eigen Gebiet ist mit Ausnahme winziger Teile des Elsaß frei vom Feinde, das österreichische Galizien zum bei weitem größten Teile zurückerobert. All die unsäglichen Leiden, die der Dämon Krieg den Landesteilen zufügt, durch die er dahinstürmt, bleiben unserem Volke erspart; dem Feinde aber werden reiche Hilfsmittel entzogen. Im Westen stehen wir in gesicherten Stellungen; die dreimaligen Masscnangriffe, die Oberfeldherr Joffre im März. April und Mai in der Champagne, zwischen Maas und Mosel, nördlich Arras , gegen uns unternahm, sind wemi man ihr Ziel ins Auge faßt vollkommen und unter den furcht- barsten Verlusten gescheitert. Ein billiger und durch- sichtiger Trost, den Mißerfolg auf den Munitions- Mangel zu schieben, nachdem Frankreich wie Eng- land schon seit Monaten große Lieferungen aus Amerika empfangen haben! Insbesondere bei Arras haben die Franzosen wochenlang ein Trommelfeuer von einer Gewalt und Wirkung gegen unsere Schützengräben losgelassen, das unser Fußvolk nie- mals vergcsien wird. Es hat von einem Geschoß- Mangel beim Gegner wahrlich nichts gespürt. Die mächtigen Angriffe der tapfer kämpfenden Franzose»: haben nicht einmal den Erfolg erreicht, unsere Heeresleitung an der Verfolgung unserer

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Ziele im Osten zu behindern. Gerade in seilen Monaten haben wir Heere auf Heere gegen Rußland neu gebildet, um dort im Sommer von Erfolg zu Erfolg zu schreiten. Es ist gut, den Nachrichten nicht allzu sehr zu vertrauen, die von einer beginnenden Erschöpfung Frankreichs sprechen; sie stammen aus englischer Ouelle und sollen die Rekrutierung in England för- dcrn. Glücklicherweise hat dieses bei weitem nicht das geleistet, was die Großsprecherei der Kitchener und Churchill uns androhte. Die Einführung des Dienstzwanges wird die Regierung nach ihrem Miß- erfolg bei den Waliser Bergarbeitern kaum mehr wage»». Trotzdem wird Eligland noch Hunderttausende auf das Festland senden können, und Joffre wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch einen ganz großen Schlag wagen, um die russischen Bundesgenossen herauszuhauen. Keine Frage, daß der Chef des Gcneralstabes dieses Moment in seine Berechnung mit aufgenommen hat. Der Gang der Dinge und besonders unsere Ver- pflichtungen gegen das verbündete Oesterreich haben es mit sich gebracht, daß wir allmählich unsere Hauptanstrcngungen gegen Rußland gewandt hatten. Die glänzenden Siege des Mai, des Juni und Juli liegen vor unserer aller Augen. In diesen letzten Wochen wird die größte und cntscheidcnste Schlacht der Weltgeschichte geschlagen. Von drei Seiten um- kl'eisen wir das russische Heer und aus der vierten liegt das ausgedehnte Sumpf- und Waldgebiet des Pripjet, das den Rückzugsraum für den Geg»ier ge- fährlich einschränkt. Wir haben den Narew siegreich überschritten und die Gegenangriffe der Russen abgewehrt, vom Westen aus sind wir dicht vor Warschau und Jwangorod herangerückt und haben auch die Weichsel zwischen beiden Festungen bereits hinter uns gebracht, von Süden her aber drängt Mackensen mit mächtigen Stürmen vorwärts und hat bereits die Bahnlinie Jwangorod Lublin Cholm gewonnen und durch- schnitten, die den Gegner mit den volksreichsten und fruchtbarsten Gebieten Rußlands verband. Noch ist die Schlacht gegen den verzweifelten Widerstand des russischen Großfürsten nicht endgültig gewonnen. aber sie steht sehr günstig für uns. Sie stände noch günstiger und wäre vielleicht schon abgeschlossen, wenn Oesterreich-Ungarn nicht genötigt gewesen wäre, einen Teil seiner Kraft gegen den treulosenBundesgenossen" im Südwesten zu wenden. Aber bisher hat dieser sich nur Mißerfolg auf Mißerfolg geholt, obwohl er mehr und mehr von seinen Kräften einsetzen mußte. Militärisch scheint auch von dieser Seite keine Gefahr zu drohen. Ob Italien trotz alledem eine größere Truppcnmacht an die Dardanellen senden wird, muß abgewartet werden. Für uns bleibt es natürlich wichtig, daß die Dardanellenpfortc dauernd für Rußland ver- schloffen bleibt. Wir brallchen kaum einen Blick aus die anderen Kriegsschauplätze zu werfen, denn die Entscheidung des ganzen Krieges fällt in Zcntralcuropa. Sie ist

wie ich schon hervorhob noch nicht gefallen, und niemand mag voraussehen, wann sie fallen wird. Ob der Sieg in Polen so groß sein wird, daß er die Widerstandskraft des riesigen Reiches bricht, ist zum mindesten in diesem Augenblick noch zweifelhaft. Seine Erwartungen zu hoch zu spannen, hat noch keinem Volke gknützt; es hebt nicht die Widerstandskraft, sondern schwächt sie gemeiniglich. Die Hoffnung unserer Widersacher geht dahin, daß trotz aller Siege, die wir schon erfochten haben und noch erfechten werden, unsere Volkskraft schließ- lich der überlegenen Waffe der Gegner nicht ge- wachsen sein werde. Aber diese Rechnung hat ennge Löcher. Unzweiselhast kämpfen wir mit zwei Völkern von 190 Millionen Einwohnern gegen rund 000 Mit- lioncn, ohne noch das indische Kaiserreich zu rech- neu, das doch auch zahlreiche HilfSvölker an den Suezkanal und nach Flandern abgegeben hat. Un- zweifelhaft ferner hatten Frankreich und Rußland mit aller Kraft auf diesen Krieg gerüstet. Aber ihre Arbeit hat bei»veitem nicht die gleiche Nutzwirkung gehabt wie die unsrige. Die Organisation, die militärische Tüchtigkeit, die Kriegsindustrie Deutsch- lands waren der unserer Gegner bei weitem über- legen..Keiner von ihnen hätte einzeln mit dem wafscngewaltigen Teutschland anzubinden vermocht. Dieser Vorzug ist uns bisher noch geblieben und wird so leicht von den Gegnern nicht eingeholt werden können. Aber auch die Masse wirds nicht tun; denn man berücksichtigt dabei nicht, daß die Verluste un- screr Gegner um ebensoviel höher sind als ihre VolrSzahl größer ist. Rußland hat in den letzten drei Monaten allein an Gefangenen 075 000 Mann verloren, im ganzen seit Beginn des Krieges 1% Millionen; seine Gesamtverluste werden OM- Mil­lionen eher übersteigen als dahinter zurückbleiben. Die französischen Verluste berechne ich a»lf reichlich 2 Millionen, die Engländer geben die ihrigen wahrscheinlich zu niedrig aus 330 000 Mann an, die italienischen betragen schon jetzt 100 000 Mann. Unsere Gegner in Europa , einschließlich Belgier und Serben, haben in dem ersten Kriegsjahr min- bestens 0 Millionen, wahrscheinlich mehr, Mcmn verloren. Und ein solcher Merlaß geht am stärksten Organismus nicht spurlos vorüber. Bei alledem darf man nicht übersehen, daß wenigstens die regierenden Kreise in den Ländern unserer Feinde sich augenblicklich noch nicht für be- siegt erklären und augenscheinlich noch immer hoffen, uns schließlich durch Erschöpfung niederzu- ringen. Der Krieg wird also mehr ui»d mehr ein Krieg der größeren Ausdauer, der gößtcn Willens- kraft, des größten Vorrats an nationaler Kraft werden. Wir müssen uns auf eine lange Dauer noch gefaßt machen.

Das Fazit des ersten Kriegsjahres. Von Richard Gädke.