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das Ergebnis öes ersten Kriegs- jahres. I. Die Zentralmächte haben bisher vom feindlichen Ge- biete besetzt: Belgien  ..... 29 000 Quadratkilometer Frankreich  .... 21 000 Rußland..... 180000
Der Feind Elsaß  . Galizien  
Im hat
ganzen besetzt:
Im
180 000 Quadratkilometer 1 050 Quadratkilometer 10000_ ganzen 1 1 050 Quadratkilometer
898 869 40000 120 000
1 058 869 636 534
II. Die Gesamtzahl der Kriegsgefangenen betrug mit Ab lauf des ersten Kriegsjahres: In deutschen   Gefangenenlagern und Lazaretten AlS Arbeiter beschäftigt........ In den letzten Wochen gefangen genommen, noch unterwegs zu den Gefangenenlagern... In Deutschland   im ganzen...... 7 In Oesterrcich-Ungarn   im ganzen etwa.._ Das ergibt eine Gesamtzahl von rund.. 1 695 400 An kriegsgefangenen Russen befinden sich darunter: in Deutschland   5600 Offiziere, 720 000 Unteroffiziere und Mannschaften, in Oesterreich-Ungarn 3190 Offiziere, 610 000 Unter offiziere   und Mannschaften, davon ein großer Teil durch deutsche Truppen gefangen genommen. Gesamtzahl der russischen Kriegsgefangenen 8790 Offi ziere, 1 330 000 Unteroffiziere und Mannschaften. III. An Kriegsbeute waren in deutschen   Sammelstellen bis zum Juni gezählt 5834 erbeutete Geschütze, 1556 erbeutete 'Maschinengewehre. Ein großer Teil der erbeuteten Geschütze und Maschinengewehre ist aber nicht zurückgeschafft, sondern blieb bei den Truppen zur Verwendung gegen den Feind. Ge naue Zahlen hierüber fehlen. Im ganzen kann man mit einer Kriegsbeute von 7 8000 Geschützen, 23000 Maschinen gewehren rechnen.___ Jim belgischen Archiven. Scrlin, B1. Juli. DieN o r d d e u t s ch e Allgemeine Zeitung" fährt heute mit der Veröffentlichung von Akten st ü ck e n aus belgischen Archiven fort. Einleitend bemerkt sie dazu: Wir fahren heute mit der Veröffentlichung der Berichte aus den belgischen Archiven fort. Sie fallen in die Jahre 19l)ö und 1997. Die große Politik dieser beiden Jahre zeigt uns die englischen Anschläge zur Isolierung und Einkreisung Deutschlands  in konsequentem Fortschritt begriffen. Wie bisher, verfolgen die belgischen Vertreter mit mißtrauischer Aufmerksamkeit diese Eni- Wickelung. Mit dem Jahre 1996 trat in England, nach der langen Vor Herrschaft der konservativ-unionistischeu Partei mit dem Ministe- rium Campbell Bannerman   die libcral-radikale Partei ihr Negl ment an, unterstützt von den irischen Nationalisten, deren Home Rule-Forderungen von da ab mit dem Programm des regierenden Kabinetts untrennbar verbunden blieben. Das mußie dann, in logischer Konsequenz, über kurz oder lang zu einem Konflikt mit dem Oberhause führen und hat in der Tat eine Periode fast un- unterbrochener innerer Kämpfe zur Folge gehabt. Tagegen blieb die auswärtige Politik Englands in den alten Bahnen. Nur machte sich der Einfluß des Königs, der zäh an der seit 1993 ein- geschlagenen Richtung festhielt, nvch iveit stärker geltend als unter dem vorigen Kabinett. Eduard VII.   hat sich zwar um das Teta'l der Politik nur wenig gekümmert, aber in den großen Fragen, oder vielmehr in der einen großen Frage, vor der bei ihm alles zurücktrat, trug er Sorge dafür, daß das offizielle England von dem Wege nicht wieder abwich, den es einmal eingeschlagen hatte. Das Detail dieser Aktion tritt uns in den Berichten, die wir ver- öffentlichen, deutlich zutage. Vorausschicken müssen wir jedoch noch einige Worte über die Persönlichkeiten, die in dieser Periode von maßgebendem Einfluß auf die Politik in Frankreich   und in Ruß- land gewesen sind. In Frankreich   war Fallieres   als Nachfolger von Loubet Präsi- den! der Französischen Republik geworden. Er hat nicht eigentlich eine politische Rolle gesvielt, sondern sich mit der dekorativen Stellung begnügt, auf welche die Oberhäupter Frankreichs   seit den Tagen Grevys sich freiwillig beschränkt hatten. Der eigentliche Leiter der inneren wie der äußeren Politik Frankreichs   Ivar Ele- mcnceau, der am 23. Oktober 1996 Ministerpräsident wurde und sich in dieser Stellung bis zum 19. Juli 1999 behauptet hat. Er ist noch inehr als Telcasie ein unbedingter Anhänger Eng- lands gewesen und stand in allerintimster Verbindung mit Eduard VII.  , der auch in dem französischen   Botschafter in London  , Herrn Paul Cambon  , eine weitere Stütze für seinen Einfluß in Frankreich   hatte. Unbedingt englisch gesinnt war ferner der Preßdirigent Georg Villier, der unter dem Namen Tardieu zugleich der politische Leit- artikler desTcmps" war. In Rußland   wurde am 3. Mai 1996 der frühere Finanz- minister Witte Ministerpräsident, und am 21. Juli 1993 als Nach- folger des Grafen Lamsdorff Jswolski Minister des Auswärngen, der sich bis zum 17. Dezember 1919 in seiner Stellung behauptete. Witte fiel am 21. Juli 1996, weil er dem Zaren zu liberal war. Ministerpräsident an seiner Statt wurde Stolypin  , der sich jedoch fast ausschließlich den inneren Angelegenheiten, d. h. der Nieder- kämpfung der Revolution und einer großzügigen Agrarpolitik wid- niete, so daß die auswärtige Politik Rußlands   ganz in Jswolskis Händen ruhte. Das Jahr 1996 stand zunächst noch vollkommen unter der Nachwirkung des Gegenzugcs, mit dem die deutsche Politik die Herausforderung Delcasses in der marokkanischen Frage beant- ivortet hatte. Von welchem Geist dabei unsere Politik beseelt war, zeigt ein Ausspruch Greindls. In einem Bericht an seinem Chef Baron Faverau schreibt er(31. Dezember 1993):Der höchste Ehrgeiz Seiner Majestät(Kaiser Wilhelms) ist die Aufrechterhal- tung des Friedens während der Dauer seiner Regierung." Daß dem Bemühen, den französisch-deutschen Konflikt auf der Konfe- r?enz von Algecioas zu lösen, Schwierigkeiten in erster Linie von englischer Seite bereitet wurden, stellte sich sehr bald heraus. Die Rolle, die fünf Jahre später Herrn Lloyd George   zugewiesen wurde, um die Verhandlungen zwischen Teutschland und Frank- reich zur endgültigen Regelung der Marokkofrage zu stören, spielte damals der erbitterte Gegner Deutschlands  , Sir Arthur Nicholson. Als englischer Vertreter auf der Konferenz tat er, was an ihm lag, um den Franzosen   den Rücken zu steifen, und es unterliegr kaum einem Zweifel, daß er es darauf abgesehen hatte, die Konfe- renz zum Scheitern zu bringeir. Auch die Haltung Sir E. Greys war darauf berechnet, Frankreich   in seincni Widerstand aufs äußerste zu ermutigen. Wie der belgische Geschäftsträger in London   unter dem 14. Januar berichtete, hatte der Minister den in London   beglaubigten Botschaftern mehrfach erklärt, daß England Frankreich   gegenüber bezüglich Marokkos   Ver- pflichtungen eingegangen sei, denen es bis zum Aeußersten nachkommen werde, selbst im Falle eines deutsch  -französischen Krieges und auf alle Gefahr h i n". Ter beunruhigende Eindruck, den diese Erklärung machte, wurde .noch verstärkt durch den Besuch Eduards VII. Anfang März in
Paris   und durch die geflissentliche AuSzefchnilng, die er dabei Delcasse zuteil werden ließ. Baron Greindl schrieb darüber in höchster Besorgnis: England suche die Lage in jeder Weise zu vergiften. England wurde dabei von Rußland   sekundiert, da der russische   Botschafter in Paris   es möglich fand, gegen allen diploma tischen Brauch, die für Deutschland   ungünstigen Instruktionen des russischen Delegierten für die Konferenz zu veröffentlichen. Im April berichtet Baron Greindl rückblickend, daß die englische Presse alles getan habe, um einen günstigen Ausgang der Konferenz zu verhindern, und der englische   Delegierte nichts, um eine für Frankreich   und Teutschland gleich annehmbare Lösung zu finden. Eduard VIl. habe, wie feststehe, über den Kopf der englischen   Regierung hinweg Delcasse   im Jahre 1993 199 999 Mann für eine Landung in Holstein versprochen. Daran knüpft er die Bemerkung:Könnten noch irgendwelche Ztveifel bestehen, so würden sie durch die sonder- bare Demarche des(englischen) Obersten Barnar- diston(bei dem belgischen Stabschef) General Ducarmee zerstreut worden sei n." Diese Bemerkung des Gesandten ist besonders interessant, sie zeigt, daß die belgische Regierung die Bedeutung der Eröffnungen des Obersten Barnardiston von vornherein erkannt hat. Der Bericht, den der belgische Generalstabschef dem Kriegsminister über seine vertraulichen Besprechungen mit dem englischen Militär. attache erstattet hat, ist vom 19. April 1996 datiert. Schon am 3. April aber nimmt Greindl in seinem Bericht auf diese Vorgänge bezug. Hierdurch wird die von der belgischen Regierung sowie von englischer Seite jetzt beliebte Tarstellung, als ob es sich nur um einen ganz unverbindlichen privaten Meinungsaustausch zwischen den beiden Militärs gehandelt habe, auf das bündigste widerlegt. Die belgische Regierung hätte, wenn sie diese Auf fassung tatsächlich gehabt hätte, wohl darauf verzichtet, ihre aus. wärtigen Vertreter von dem Vorgefallenen sofort zu unterrichten. Ungefähr gleichzeitig mit dem Versuch, auch Belgien   in die antideutsche Kombination hineinzuziehen, brachte dieRuß  " die jetzt noch nicht zu kontrollierende Nachricht, daß Eduard VIl. Rußland ein Kriegsbünduis angeboten habe. Die englische und französische   Presse förderte eifrig solche Pläne, vielleicht unter direkter Anregung durch die offiziellen Kreise. Von den Versuchen einiger Gegner dieser Agitation, wie von Lord Avebury  , eine Wandlung zum Besseren herbeizuführen, erwarteten die belgischen Beobachter keinen Erfolg, ebensowenig von einem Zusammentreffen des Königs mit Kaiser Wilhelm  , da dank der Haltung der engli- scheu Presse der Haß gegen den deutschen   Rivalen bereits ein Volksempfinden" geworden sei, das auf die Haltung der Re- zierung zurückwirkte. Greindl nennt den damals bei Gelegenheit der russisch  -englischen Verhandlungen auftauchenden Plan, die beiderseitigen Interessen auf Kosten der Türkei   und der Bagdad- bahn   auszugleichen, denGipfel der Unverschämtheit". Englands Flotteurüstungsplan als Vorbereitung für die Haager Konferenz erscheint in belgischer Beleuchtung ganz richtig als ein heuchle- rischer Versuch, Deutschland   und die Vereinigten Staaten als die Schuldigen am Scheiternder menschenfreundlichen Ideen Englands und seines neuen Friedensapostels Sir Henry Campbell Bannerman  " darzustellen. Anfang 1997 überraschte König Eduard Paris wiederum mit einem Besuch. Die Absicht, Frankreich   in die politische Gefolgschaft Englands zu ziehen, trat dabei dank dem Entgegenkommen Cle- mcnceaus so deutlich zutage, daß, um dieses Joch abzuschütteln, ich damals eine Reaktion dagegen in Frankreich   zu bilden begann. Sie ist fast bis zum Ausbruch des Krieges lebendig geblieben, hat aber nur einen kleinen Kreis von Persnen umfaßt und die offizielle Politik überhaupt nicht beeinflußt. Die Taktik König Eduards ver- langte fortan Steigerung der Rüstungen Frankreichs  , um das ge- 'ährdeteGleichgewicht" Europas   aufrechtzuerhalten. Wohl zu diesem Zweck haben die Wcrbereiscn König Eduards VII. im April 1997 nach Carthagena und Gaeta   stattgefunden, und das Er- scheinen eines russischen Geschwaders� in Portsmouth   war das erste an die Oeffentlichkeit getretene Symtom, daß Jswolski als russischer Minister des Ausivärtigen die Politik des Zarenreiches in Bahnen zu führen beabsichtige, die sie England und damit auch Japan   zu nähern und von Deutschland   abzuwenden bestimmt waren. Auch ließ sich erkennen, daß Rußland   iin nahen Orient eine aktive Politik wieder aufzunehmen entschlossen war. Die wieder aufflammenden Unruhen in Mazedonien   wiesen deutlich darauf hin. Mit echter Entrüstung berichtet Baron Greindl von den Bemühungen Frankreichs  , die eben erst in Algeciras   ge- troffenen Vereinbarungen bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu umgehen, und über die Verhandlungen, die zum russisch  -englischen Abkommen vom August 1997 führten, welche die Teilung Persiens  in englische und russische   Interessensphären und die beiderseitige Politik in Zentralisation festsetzten.Es handelt sich," schreibt er, um Fortsetzung der zur Isolierung Deutschlands   bestimmten Kampagne, die sehr geschickt geführt wurde und mit der Aus- öhnung ztvischen Frankreich   und Italien  (1992) sowie den Ab- machungen anfing, die mit letzterer Macht, auch seitens Englands wegen des Mittelmceres getroffen wurden." Er macht(8. April 1997) darauf aufmerksam, daß Frankreich   den Anspruch erhebe, wie vor 1879, in Angelegenheiten einzugreifen, die es absolut nicht angehen, wie in der Frage der Bagdadbahn  , und sich einbilde, ein Veto gegen Vereinbarungen unabhängiger Mächte einlegen zu dürfen. Offenbar begann Baron Greindl schon damals auch um die Zu unft seines Vaterlandes, Belgiens  , sich ernste Sorgen zu machen.
Leblich nur für Preußen), den freikonservakiven Abgeordneten Vorster feiert. Dieser Gegner jeglicher Demokratie ist be- kanntlich Mitbegründer und finanzieller Gönner des Reichs- Verbandes. Es wird allerdings behauptet, daß auch Vorster die»Reformbedürftigkeit" des preußischen Wahlrechts an- erkenne; er wollenamentlich der Bildung und dem Alter mehr Geltung verschaffen." Der wesentliche Inhalt des Heftes gilt wieder den Aus- einandersetzungen in der Sozialdemokratie. Es werden zahl- reiche Zitate aus den jüngsten Parteigenössischen Schriften bei- gebracht. Eingeleitet werden diese Zitate durch die Bemerkung: Es sei vorweggenommen, daß über das Endziel selb st zwischen beiden Richtungen keine M e i n u n g s- Verschiedenheit besteht, so daß die Annahme, die neuesten Refornisozialisten wollien schlechthin eine Veisiändigung mit der bürgerlichen Welt anbahnen, irrig sein würde.... Die Zusammenstellung von Zitaten schließt mit den Worten: Aus diesen für den nichisozialistischen Politiker hochbedcui- samen Erörterungen geht zweifelsfrei hervor, daß eine große Zahl sozialdemokratischer Denker auch fernerhin jede Weltpolilik ent- schieden ablehnen, und dmß die Partei a l s solche mit dem Grundsatz des Klassenkampfes als Mittel zur Erreichung ihres Endzwecks unter keinen Umständen brechen wird. Demnächst wird auch derNationale Volkskalender" des Reichsverbandes wieder erscheinen, allerdings nur in 100000 Exemplaren, gegen das Drei- und Vierfache in den Vorjahren. Derselbe wird Beiträge gus der Feder bedeutender Männer über die jetzige große Zeit enthalten und seiner bisherigen antisozialdemokratischen Tendenz mit Rücksicht auf den Burg- frieden vollständig entkleidet sein." Wie weit das stimmt, wird man beurteilen können, wenn der Kalender vorliegt.
politische Uebersicht. Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie. In dem neuesten Mitteilungsblatt(Nr. 4)an die Herren Vorsitzenden der Ortsgruppen des Reichsderbandes gegen die Sozialdemokratie" heißt es: DerVorwärts" bringt am 12. Juli 1915 eine Notiz über den NeichSverband und seine Tätigkeit. In durchaus sachlicher Form berichtet er Einzelheiten aus dem ihm offenbar vorliegenden Mitteilungsblatt Nr. 3. Nicht erwähnt wird hierbei, daß das Blatt nur an dieHerren Vorsitzenden der Ortsgruppen" ge- richtet und von uns nur an Mitglieder des Reichsverbands verschickt wird. Dadurch wird in der Oeffentlichkeil der Gedanke erweckt, als ob wir entgegen dem Beschluß des Vorstandes zu Beginn deS Krieges und ungeachtet des Burgfriedens in aller Oeffentlichkeit die politische Täligkeit«nieder ausgenommen halten. Dem wird hierdurch widersprochen. Das Mitleilungsblatt dient, wie gleich im Vorwort Heft 1 betont Ivurde, lediglich demgeistigen Austausch für unsere Mitglieder". Das Blatt 3 mutz durch In- diskretion in den Besitz desVorwärts" gelangt sein? wir er- suchen daher die Herren Borsitzenden umsorg- faltige Aufbeivahrung der jeweilig zugehenden Hefte. Uns kam es nur darauf an, nachzuweisen, daß der Reichsverband entgegen vielfach verbreiteten Ansichten keines- Wegs das Zeitliche gesegnet habe. Trotz der Warnung an die Herren Vorsitzenden liegt uns auch das Blatt 4 vor, das mit olgender Aufforderung beginnt: Sozialdemokratische Flugblätter sind in letzter Zeit häufiger verbreitet worden; die Hauptstelle ersucht die Herren Mitglieder, ein Exemplar aller solcher Druckerzeugnisse, sobald sie zu Gesicht kommen, nach Berlin   SW 11, Dessauer Str. 30, zu senden. S i e bilden wertvolles Material für spätere Zeiten. Das läßt darauf schließen, daß der Reichsverbandin päteren Zeiten" seine Arbeit wieder aufzunehmen gedenkt. Ferner enthält das erwähnte Blatt einen längeren Auf- satz, der einen Gegner deS Reichstagswahlrechts(d. h. an-
Eroberungskrieg. DieKreuz-Zeitung  " schreibt: Die Sozialdemokratie und diejenigen sehr vereinzelten bürgerlichen Kreise, die den Gedanken einer Erweiterung der Reichs« grenzen grundsätzlich ablehnen zu sollen glauben, berufen sich darauf, daß Deutschland   mit diesem Kriege keinenEroberungskrieg" führe. Manche dieser Darlegungen klingen so, als sei es unter allen Umständen für ein Volk, seine Herrscher und seine Staatsmänner ein Borwurf gewesen, wenn sie zu kriegerischen Taten geschritten und dabei von vornherein der Absicht gewesen sind, sich das für ihr nationales und staatliches Dasein Notwendige zu erobern. Die Geschichte aller Zeilen zeigt, daß solche Auffassung nicht zutrifft. Richtig aber und trotz aller Lügen unbestreitbar ist, daß Deutschland   vor nunmehr einem Jahre sich nicht zu dem jetzigen Kriege entschlossen hat, um Eroberungen zu machen, sondern daß es durch seine Feinde, die ihm sein politisches und wirlschaflliches Leben nehmen wollten, gezwungen worden ist, sich gegen eine Uebermacbt von Feinden zu verteidigen. Diese Tatsachen sind so oft und so unwiderleglich festgestellt, daß es ihrer Wiederholung aus deutschem Munde kaum noch bedarf.... Wir haben nun endlich einsehen gelernt, daß wir unser Dasein in der Welt gegen eine Ueberzahl gewaltiger Feinde erkämpfen müssen, und die Notwendigkeiten, die erfüllt sein müssen, um diesen Kampf durchzufechten, um namentlich dem Tyrannen der Meere gegenüber auch uns den Weg in die Welt freizuhalten, sind deutlich und scharf hervorgetreten. Wir wissen nun, daß wir auf ferne Zu- kunst hinaus unser Lebensrecht nicht auf den guten Willen und die Freundschaft der anderen Völker stützen können, soweit wir es nicht durch unsere eigene Machtstellung beweisen, und mit schweren und blutigen Opfern haben wir die Erkennlnis erkauft, in welchen Punkten diese politische, militärische und wirtschaftliche Machtstellung der Ergänzung, an welchen Stellen unsere Grenzen des erweiterten Schutzes bedürfen. Diese Erkenntnis wird und muß ihre Früchte tragen: was Deutschland   mit dem Blute seiner besten Söhne erkämpft hat. das kann, wenn eS zur Verstärkung unserer Stellung notwendig ist, nicht wieder herausgegeben werden. Das wird und kann auch nicht bloß zu dem Zwecke geschehen, damit Deutschland   in dem Streit der Worte und der Meinungen gewissermaßen eigensinnig recht be- hält mit der Behauptung, daß es keinen Eroberungskrieg ge- wollt habe. Air vermögen daher den Nutzen nicht einzusehen, den es haben oll, wenn von deutscher Seite auf diese Tatsache immer wieder hingewiesen wird. Das nutzt uns bei unseren versteckten und offenen Feinden sicher gar nichts, sondern macht höchstens den Ein- druck der Schwäche. Bei den wenigen Neutralen aber, die uns wohlgesinnt sind, ändert es nichts daran, daß sie ihre Interessen mit den unseren vereinbar finden." DieKreuzzeitung  " übersieht in ihrer Polemik, daß die Verneinung von Annexionen nicht einem bloßen eigensinnigen Abscheu vor dem BegriffEroberungspolitik entflammt, sondern aus der wohl begründeten Einsicht resultiert, daß Annexionen dem eigenen Interesse des Vaterlandes wider- sprechen. Gebietserweiterungen sind keine Friedensbürgschaft: sie bilden vielmehr sehr häufig durch die beim Unterlegeneu Seschaffene Revanchestimmung den Anlaß zu neuen kriegerischen Konflikten.,__ Eine Landesmehlreserve. Der preußischen Regierung ist eine Mehlreserve zur Verfügung gestellt, aus der solche Veränderungen in der Bevölkerung berücksich- tigt werden können, die von der Reichsvcrteilungsstclle bei der Auf- stellung des VerteilungSplanes nicht vorgesehen werden konnten. Diese Mehlreserve kann einmal verwendet werden für die Ernährung zurückgehaltener ausländischer Arbeiter und bei sielem Zu- zug von inländischen Wanderarbeitern, deren Mehl- verbrauch aus den dem Kreise zustehenden Anieil nicht gedeckl werden kann. Weiterhin erhalten die Kreise, in denen sich noch ostpreußische Flüchtlinge befinden, im Bedarfsfälle einen Zuschuß aus der Landesreserve. Eine Berücksichiigunz erforderten auch die Schwan- kungen in der Bevölkerungszahl, die in den Kur- und Bade« orten durch den Fremdenverkehr während der Sommermonate entstehen. Schließlich dient auch noch die Landesmehlreserve für die Versorgung der Besatzung neutraler oder deutscher Schiffe in preußischen Häfen. Insgesamt konnten für diese Zwecke aus der alten Ernte für das gesamte Staatsgebiet 199 999 Doppel- zentner zur Verfügung gestellt werden.
Arbeitszwang für Kriegerfrauen. In Ostpreußen   sind Landarbeiterfrauen wiederholt durch Drohung mit Entziehung der Kriegsunterstützung zur Arbeit auf den Gütern veranlaßt worden. Jetzt werden aber auch städtische Kriegerfrauen zur Erntearbeit ge- zwungen! So erläßt die Polizeiverwaltung in B r a u n s- v e r g(Ostpr.) folgende Verfügung: Erntearbeiten betreffend. Durch Bekanntmachung des Herrn Landrats vom 13. Juli cr.(Kreisblatts-Nr. 94) ist bereits darauf hin- gewiesen, daß bei dem Einbringen der bevorstehenden Ernte