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Nr. 213. 32. Jahrg.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 4. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 151 90-151 97.

Die Ruffen in Südpolen weiter nach Norden abgedrängt.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 3. August 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Die am 30. Juli bei Hooge geuommene englische Stellung ist entgegen dem amtlichen Bericht des eng­lischen Oberbefehlshabers vollständig in unserer Hand.

In der Champagne befesten wir nach erfolg reichen Sprengungen westlich von Perthes und westlich von Souain die Trichterränder.

In den Argonnen wurden nordwestlich von Le Four de Paris einige feindliche Gräben genommen und dabei 60 Gefangene gemacht. Bei dem gestern gemeldeten Bajonettangriff sind im ganzen 4 Offiziere, 163 Mann gefangen genommen und 2 Maschinengewehre erbeutet.

In den Vogesen ist bei den Kämpfen in der Nacht bom 1. zum 2. August cin kleines Grabenstück am Schramännle( zwischen Lingekopf und Barren­kopf) an den Feind verloren gegangen. Am Linge­fopf ist ein am 1. und 2. August vollständig zusammen­geschossener Graben von uns nicht wieder besetzt worden. Ein vom Gewittersturm losgerissener franzöñicher Feffelballon ist nordwestlich von Etain in unsere Hände gefallen.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Bei den Kämpfen in der Gegend von Mitau mur­den 500 Gefangene gemacht.

Deftlich von Poniewicz gab der Gegner, zum Teil aus mehreren Stellungen geworfen, den Widerstand auf und zog in östlicher Richtung ab. Unsere Truppen haben die Straße Wobolniki- Subocz überschritten. Gestrige Gefangenenzahl hier 1250 Mann; 2 Maschinen­gewehre wurden erbeutet.

In Richtung auf Lom za wurde unter erfolgreichen Kämpfen Raum gewonnen. Rund 3000 Russen wurden gefangen genommen. Im übrigen fanden auf der Narem­front und vor Warschau kleinere, für uns günstig ver­laufene Gefechte statt.

Unsere im Osten zusammengezogenen Luftschiffe unternahmen erfolgreiche Angriffe auf die Bahnlinien östlich von Warschau .

Südöstlicher Kriegsschauplah.

Generaloberst v. Wohrsch hat mit seinen deutschen Truppen die Brüdenkopfstellung am Ost. ufer der Weichsel erweitert. Es wurden 750 Ge­fangene gemacht. Die ihm unterstellten österreichisch. ungarischen Truppen des Generals v. Koeves border Westfront bon Jwangorod erreichten einen durchschlagenden Erfolg. Sie machten 2300 Gefangene und erbeuteten 32 Geschüße, darunter 21 schwere, und 2 Mörser.

Amtliche Bestätigung der Kapitulation der Schuhtruppe von Deutsch- Südwestafrika .

Vor den Armeen

des Generalfeldmarshalls Freihandel und wirtschaftlicher

v. Mackensen hielt der Gegner gestern noch in der Linie Nowo- Alexandrija- Leuczna- Zalin( nordöstlich von Cholm) stand. Am Nachmittag wurden seine Linien öst­lich von Lenczna und nördlich von Cholm durchbrochen. Er begann deshalb auf dem größeren Teil der Front in der Nacht seine Stellungen zu räumen, nur an einzelnen Stellen leistet er noch Widerstand.

Destlich von Lenczna machten wir gestern 2000, zwischen Cholm und Bug am 1. und 2. August über 1300 Gefangene; mehrere Maschinengewehre wurden erobert. Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 3. August. ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut­bart: 3. August 1915.

Russischer Kriegsschauplas.

Die Kämpfe zwischen Weichsel und Bug dauerten auch gestern den ganzen Tag in unverminderter Heftigkeit und führten wieder zu Erfolgen. An der ganzen Front ge­drängt, bei 2 enczna und nordwestlich Eholm neuer­lich durchbrochen, wich der Feind heute in früher Morgen­stunde fast überall aus den gestern hartnäckig verteidigten Linien abermals gegen Norden zurüd. Unsere Truppen verfolgen. Lenczna ist genommen. Die west­lich Zwang prod eingenisteten Russen nahmen unter dem Eindruck unseres am 1. August errungenen Sieges ihre Linien zum größten Teil gegen den Festungsgürtel zurück. Nordwestlich Jwangorod haben die Deutschen eine breite, der Weichsel vorgelagerte Waldzone unter erfolgreichen Gefechten durchschritten.

In Ost galizien feine Aenderung.

Italienischer Kriegsschauplas.

Im Küsten lande herrschte gestern vom Krn bis zum Brückenkopf von Görz fast völlige Ruhe. Den Plateau­rand von Polazzo griffen neuerlich starke italienische Kräfte an. Fünfmal stürmte der Feind gegen unsere Infan­terie, die östlich des Ortes und am Monte dei sei Busi helden­mütig standhielt. Jedesmal wurde der Angriff vom zähen Verteidiger nach schwerem Kampfe zurückgeschlagen. Die Italiener erlitten große Verlufte. Weitere Verstärkungen, die sie zum nochmaligen Vorgehen sammelten, wurden durch Artillerie überraschend beschossen und zersprengt. Während dieser Kämpfe standen die anderen Abschnitte des Plateaus unter starkem feindlichen Artilleriefcuer.

An der Kärntner Grenze versuchte der Feind unter dem Schuße dichten Nebels einen Sturmangriff gegen den Cellon ofel( östlich vom Blöcken); fein Unternehmen scheiterte völlig. Im übrigen an dieser Front nichts Neues.

Im Gebiete des Monte Cristallo stieß eine unserer Offizierspatrouillen auf eine etwa 60 Mann starfe gegnerische Abteilung. Der Feind verlor im kurzen Geplänkel 29 Mann. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer, Feldmarschalleutnant.

wort frei im Schuhgebiet bleiben. Die aktive Schußtruppe, noch rund 1300( dreizehnhundert) Maun starf, behält die Gewehre und wird an einem noch zu bestimmenden Plaze im Schutzgebiet fon­

sentriert.

( gez.) Seis.( gez.) Franke.

Zweibund.

Die Frage der wirtschaftlichen Annäherung zwischen Desterreich und Deutschland hat eine neue Bearbeitung ge­funden. Professor Jastrow nimmt in einer Broschüre: Die mitteleuropäische Zollannäherung und die Meist­begünstigung"( 3mischen Krieg und Frieden, Heft 26, S. Hirzel, Leipzig , Preis 80 Pf.) dazu Stellung. Jastrow hält den Gedanken eines Zollvereins für unerfüllbar. Eine völlige wirtschaftspolitische Gemeinschaft und Einheit wäre nur dann herzustellen, wenn Desterreich und Deutschland sich zum Freihandelsprinzip bekennen würden. Ein solches Zoll­bündnis begegnet aber unüberwindlichen Schwierigkeiten, so­lange hohe Schußzölle für den wichtigsten Punkt der Handelspolitik erflärt werden".

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Selbst der Gedanke von Vorzugszöllen", die sich Deutsch­ land und Desterreich gewähren würden, muß daran scheitern, daß bei dem bis jetzt allgemein geltenden System alle wichtigen Kulturstaaten sich gegenseitig das Recht der meist­begünstigten Nation" zugesichert haben, d. h. zollpolitische Vergünstigungen kommen automatisch allen meistbegünsfig­ten" Ländern zu, sobald sie irgend einem Land eingeräumt werden. Nun ist gelegentlich wohl behauptet worden, daß besondere Vorzugsrechte" nicht unter den Begriff der Meistbegünstigung" fielen. Aber diese Trennung von Borzugsrecht und Meistbegünstigung" ist durchaus will­fürlich und bestritten und mit Recht betont Jastrow: Voll­ständig ausgeschlossen muß es erscheinen, in eine politische Situation, wie sie nach dem Friedensschlusse sein wird, den Zündstoff einer derartigen wirtschaftlichen Streitfrage hinein­zuwerfen. Schon die bloße Erörterung dieser Möglichkeit ist politisch von der Hand zu weisen." Der Weg, dem befreun­deten Nachbarstaat Vorzugsrechte einzuräumen, ist aber ( formal) nur möglich, wenn alle Handelsverträge gefündigt. werden und Desterreich von der neuen Meistbegünstigungs­klausel ausdrücklich ausgenommen wird. Es würde sich also darum handeln, nicht nur beim Friedensschluß den gegne­rischen Staaten die Bedingung einer zollpolitischen Bevor-. zugung Desterreichs durch Deutschland aufzuzwingen, sondern durch Vertrag auch die neutralen Staaten zur An­erkennung des neuen handelspolitischen Grundsatzes der Vorzugsrechte" zu bewegen. Bei vorsichtiger Fassung der Klausel ließe sich nach Jastrom auch die Türkei und vielleicht sogar dieser oder jener Staat Mitteleuropas in das System der Vorzugsrechte" einbeziehen. Das würde natürlich zu einem zollpolitischen Stamp fb und gegenüber dem Vier­verband führen. Welche Gefahren darin liegen, haben wir an dieser Stelle wiederholt geschildert. Jastrow fürchtet ähn­liches und deshalb ermahnt er:

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,, Alle Erfahrungen sprechen dafür, daß die Völker, wenn sie den Kampfplak verlassen, gut daran tun, sich den Weg zu handelspolitischen Eifersüchteleien selbst zu verlegen. Denn die Versuchung, den Rest von Wut und Haß, der unausgetobt geblieben ist, bei jeder nur möglichen handelspolitischen Ver­anlaffung in seiner ganzen Wildheit wieder zu beleben und nicht nur gegen das andere Volk, sondern gegen das richtig berstandene Interesse des deutschen Volfs selbst wüten zu lassen, diese Versuchung wird sehr groß sein, und die Staatsmänner der Zukunft werden es in späteren handelspolitischen Verhandlungen leichter haben, den ein für allemal gesperrt ist. Bei zufünftigen handelspoli­Berlin, 3. Auguft.( W. T. B.) Seiner Majestät dem Kaiser tischen Verhandlungen mit den Nationen, die bis zum Friedensschluß unsere Feinde waren, sollen wir uns durch haben der Gouverneur von Deutsch- Südwestafrika Dr. Seit und London , 3. Auguft.( W. T. B.) Daily News" schreibt in nichts leiten lassen, als durch unser Interesse. Jede Bei­der Kommandeur der Schuztruppe Oberstleutnant Franke durch einem Leitartikel: Bothas Plan, Deutsch- Südwestafrika der Süd- mischung von Haz und Groll, von Erinnerung an frühere Vermittelung der Botschaft der Vereinigten Staaten von Nord- afrikanischen Union einzuverleiben und zu kolonisieren, würde zweifel- Gegensäglichkeit oder von dem Verlangen, einen neuen Wider­amerika nachstehende telegraphische Meldung erstattet: los ein großes, einiges und gedeihendes Südafrika schaffen, aber spruch zu betonen, muß den Blick für das wirtschaftliche Inter­nenn auch die Verfügung über Südwest ein isoliertes Problem ift effe trüben. Aber in den Verhandlungen der Parlamente Euerer Majestät melden wir alleruntertänight, daß wir ge- im Vergleich mit der großen Regulierung, die dem Kriege folgen und in literarischen Erörterungen werden alle Gebiete der zwungen waren, den Rest der bei Korab zwischen Otavi und muß, so wirft es doch Fragen auf, die viel genauere Erwä- Politik von demselben Temperament beherrscht, und die Tsumeb vom Feinde mit vielfach überlegenen Kräften einge- gungen heischen, als sie sie bisher bei den Kriegführenden fanden. Handelspolitik pflegt davon nicht ausgenommen zu werden. schloffenen Schutztruppe, in Stärke von rund 3400( dreitausend- Es wird allgemein zugestanden, daß die Dominions bei den end- Diese Ausnehmung zu sichern, gibt es nur ein Mittel: ein vierhundert) Mann an General Botha zu übergeben. Jede Aus- gültigen Entscheidungen eine Stelle neben dem Mutterlande einnehmen für allemal auszusprechen, daß die Staaten, die ihren sicht auf erfolgreichen Widerstand war ausgeschloffen, da, nachdem müssen. Aber welcher Grundjaz soll ihr Vorgehen betreffs der Ge- Frieden schließen, sich handelspolitisch gegen­die Orte Otavi, Gaub, Grootfontein, Tsumeb , Namutoni vom biete regeln, die die eigenen Truppen gewonnen haben? Die Frage feitig nicht schlechter behandeln werden als alle Feinde genommen, wir von unserer Verpflegungsbasis abgeschnitten betrifft sowohl Südafrika als auch Australien und Neuseeland , die die Staaten der Erde, die in diesem Kriege neutral ge= waren, und jeder Versuch eines Durchbruchs bei dem herunter- deutsche Gebiete besetzt haben. Man muß die Frage ins Auge fassen, blieben sind." zumal sie auch die Verbündeten angeht. Wenn deutsche Kolonien In einem weiteren Kapitel weist Jastrom im einzelnen. gekommenen Zustand der Pferde, für die feit Monaten kein Hafer infolge der Arbeitsteilung zwischen den Mächten des Dreiverbandes nach, wie gefährlich es vom Standpunkt der eigenen handels­mehr vorhanden, unmöglich war. Alle Personen des Beurlaubten in den Schoß Englands und der Kolonien gefallen sind, so darf politischen Interessen ist, in das System der Meistbegünsti­standes und des Landfturms, auch die in Südafrika kriegsgefange- doch das Ergebnis nicht als vollendete Tatsache gung ein Loch zu reißen. Denn wenn wir einem Lande einen nen, werden auf ihre Farmen und zu ihren Berufstätigkeiten ent- von den Erörterungen bei der endgültigen Aus- höheren 3oll auferlegen als einem anderen, so werden wir laffen. Offiziere behalten Waffen und Pferde, können auf Ehren- leinandersetzung ausgenommen werden. auch zu gewärtigen haben, daß man unsere Waren

Das Schicksal der deutschen Kolonien eine richtigen Weg zu finden und zu zeigen, wenn diefer Abweg Frage des Gesamtfriedens.