von Skarnitz auf dem Bergs Ciestalla an. wurde aber gleich- falls abgewiesen. Jetzt werden neue Einzelheiten über den von unseren Truppen am 30. Juli an der Abzweigung von Cianalot errungenen Erfolg bekannt. Der Gegner ließ über 100 Tote auf dem Kampfplatz, wo 200 Gewehre und zahl- reiche Munution aufgelesen und etwa 20 weitere Gefangene gemacht wurden. Während der beiden folgenden Tage ver- feuerte die feindliche Artillerie, die sich an den Zugängen von Malborghet längs der Abzweigung in Stellung befand, auch Geschosie mit erstickenden Gasen. Unserer Artillerie gelang es trotzdem, sie zum Schweigen zu bringen. Auf dem Karst erneuerte der Feind in der Nacht zum 2. August seine heftigen Angriffe gegen unseren rechten Flügel in der Gegend des Monte-dei-Sei-Busi, nachdem er gegen unseren linken Flügel demonstriert hatte. Alle seine Anstrengungen brachen sich je- doch an dem hartnäckigen Widerstand der Unsrigen. Im Laufe des gestrigen Tages dauerte unsere Offensive auf dem rechten Flügel an und dehnte sich merkbar gegen das Zentrum aus. Unser Kampf um die Besetzung weiterer Teile des Monte-dei- Sei-Busi wird heftig und hartnäckig sortgesetzt. Gestern wurden 843 Gefangene gemacht, darunter 3 Offiziere. C a d o r n a. Der türkische Krieg. Sericht ües türkischen Hauptquartiers. Konstantmopel, 4. August. (W.T.B.) Das Haupt- quartier teilt mit: An der Kaukasusfront griffen unsere Truppen heftig die feindliche Nachhut an, die in den Stellungen in der Umgebung von Hamur östlich des Kilidj Guedigui den Rüzug der Hauptmacht zu decken versuchte. Wir jagten den Feind nach Norden und machten hundertundfünfzig Gefangene. Die Russen hatten über fünfhundert Tote und tausend Verwundete. Unsere verfolgenden Abteilungen be- setzten Karakilissa und die Umgegend nördlich von Hamur . An der D a r d a n e l l e n f r o n t am 3. August bei Ari Burnu_ Schützengrabenkämpfe ohne Bedeutung. Unsere Artillerie zerstörte eine feindliche Bombenwerferstellung auf unserem linken Flügel. Ein feindlicher Kreuzer beschoß wir- kungslos Altchiteps. Unsere Artillerie erwiderte das Feuer und traf dabei ein feindliches Torpedoboot, das sich sogleich entfernte. Ein feindlicher Flieger warf eine Bombe auf das Hospital in Eznie, südlich von Kmnkale, durch die ein Ver- wundeter getötet wurde. Am 3. August ließen ein Kreuzer und vier Torpedoboote über Sighadji Kliman, südlich von Smyrna , ein Flugzeug aufsteigen, das dort drei Bomben abwarf, durch die eme Person getötet wurde. Die erwähnten Schiffe schleuderten über 200 Granaten auf den genannten offenen Ort, wodurch ein Haus zerstört wurde. Auf den übrigen Fronten nichts von Bedeutung. Ritßifthe Meldungen. Peter«»», 4.«ugust.(W. T. B.) Der Generalstab der KaukasuSarmee teilt mit: Am 2. August schlugen unsere Auf- klärungStruppen in der Richtung auf O l t i in der Nähe von ArkinS «ine Vorpoftenabteilung zurück. Auf der ganzen Front stehen unsere AufklSrungStruppen im Kampfe mit den feindlichen Vorhuten in der Richtung auf Sarykamisch. Während eines Erkundungsfluges warf einer unserer Flieger Bomben auf ein großes Lager der Türken und richtete bei ihnen Verwirrung an. In der Gegend von Alaschkert Nachhutgefechte. PeterSbarg, 4. August. (W. T. B.) Der Genralstab deS Generalissimus meldet weiter: Im Schwarzen Meere steckten unsere Torpedoboote im Kohlengebiet ein Kohlenlager in Brand und zerstörten zehn mit Kohlen beladen« Segelschiffe. An der anatoli- s ch e n K ü st e vernichteten unsere Torpedoboote über zwei- hundert mit d e m T r a ns p o r t v on K o h l e n und KriegSmunition beschäftigte Segelschiffe. sowie drei Werften für den Bau folcher Schiffe. Die auf einzelnen dieser Schiffe befindliche KriegSmunition wurde beschlagnahmt. Angriff auf üie kleinafiatische Küste! Athen , 3. August. (W. T. B.) Aus Mytilene wird ge- meldet, die Alliierten Planten einen großen Angriff auf die kleinasiatische Küste gegenüber von Mytilene, nach- dem sie eingesehen hätten, daß ein Vorwärtskommen auf Galli- poli ausgeschlossen ist. Der Seekrieg. vom l�Sootskrieg. London , 4. August. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Der englische Dampfer.Ranzau 2320 Tonnen groß, ist versenkt worden. Neun Mann der Besatzung wurden von dem holländischen Dampfer Prinz Willem Y. gerettet. Lyon , 4. August. (W. T. B.)„Nouvelliste" meldet aus B r e st: Die englischen Schiffe„T u r q u o i s e" und „N o u g g e t" wurden von einem deutschen Unterseeboot bei den Scillyinseln versenkt._
Mus belgischen Mrchwen. Die„Norddeutsche Allgemein« Zeitung" setzt ihre Veröffentlichung belgischer Dokumente fort und gibt folgenden Kommentar dazu: Die politische Atmosphäre, die nach dem bereits charakterisierten Besuch König Eduards VII. in Paris den Ereignissen, die sich im Verlauf des Jahres 1807 in Europa abspielten, eine besondere Färbung gab, läßt sich wohl am besten mit der Schwüle vergleichen, die einem aufziehenden Gewitter vorausgeht, von dem nicht zu erkennen ist, wann und ob überhaupt es sich über dem Horizont entladen wird. Rußland schien ganz von Sorgen über die EntWickelung seiner inneren Politik in Anspruch genommen. Nachdem die erste Duma auseinandergejagt war, trat am 3. März 1807 die zweite Duma zusammen. Auch sie mutzte am 16. Juni des Jahres auwelöst werden, am 14. November wurde auf Grund eines neuen Wahl- gesetzes eine dritte Duma eröffnet, der eine längere Lebenszeit be- schieden war, von der sich aber nicht voraussehen ließ, ob sie sich der Politik Stolypins zu Dienst stellen und wie West sie die neue von Jswolski inaugurierte auswärtige Politik unterstützen werde. Das russisch -englische Abkommen über Persien und Zentralasien war in der Zeit zwischen Auflösung der zweiten und dem Zu- sammentritt der dritten Duma perfekt geworden. Zu Anfang 1908 war kaum noch ein Zweifel darüber möglich, daß ein englisch - französisch-russisches Zusammenwirken Tatsache geworden sei. Mitte April trat in London eine Konferenz der britischen Kolonialminister zusammen, deren Arbeiten jedoch nicht erkennen ließen, ob sie zu einem größeren Einfluß der Kolonien auf die Reichspolitik oder zu einer stärkeren Heranziehung der großen Dominien zu Zwecken des Mutterlandes führen werde. Vom 15. Inns bis zum 18. Oktober 1907 tagte im Haag dig zweite
Friedenskonferenz, die mit großen humanen Prinzipien arbeitete, im wesentlichen aber zu vorsichtigen Kompromissen führte, die dem- jenigen, der das Spiel hinter den Kulissen verfolgen konnte, keinen Zweifel darüber ließen, daß England bemüht war, sich freie Hand für eine Angriffspolitik zu sichern, während Deutschland daran festhielt, sich sein Verteidigungsmittel nicht aus der Hand winden zu lassen. Auf diese Formel läßt sich der Kern der Verhandlungen ourchweg zurückführen. In Frankreich hatte man die Lage als günstig zur Wiederaufnahme einer Politik gefunden, die in Ma- rokko über die von der Konferenz zu AlgeciraS festgesetzten Schran- ken hinauszugreifen bemüht war und schließlich den Casablanca- konflikt zur Folge hatte. In England setzte König Eduard seine auf Isolierung Deutsch - lcmds gerichtete Politik fort. Sein Besuch in Spanien hatte den Abschluß von Verträgen zur Folge, die das Mittelmeer den Drei- bnndmächten, wenn nicht zu verschließen, so doch einzuengen be- stimmt waren; die Besuche des Königs in Gaeia und Wien waren Fühler, die feststellen sollten, wie stark die Bande waren, die Italien und Oesterreich-Ungarn mit Deutschland verknüpften. Die infolge der fortdauernden Wirren in Mazedonien wieder unsicher gewordene Lage auf dem Balkan scheint die äußere Veranlassung dazu gegeben zu haben. Ein Intermezzo bilden die Besuche der englischen Journalisten in Berlin und Kaiser Wilhelms Besuch in London Anfang November 1307. Die von unS für diese Periode veröffentlichten Briefe der belgischen Gesandten berühren nur einen Teil der hier kurz charakterisierten Probleme, sind aber da- durch überaus merkwürdig, daß sie immer deutlicher darauf hin- weisen, wie die Politik Eduards Vll. den europäischen Frieden und speziell auch die politische Zukunft Belgiens gefährde. Die wahre Bedeutung deZ englischen Besuchs in Carthagena wurde von den belgischen Vertretern in London wie in Berlin über- einstimmend sofort erkannt, nämlich als ein weiterer Schritt auf dem Wege zur Isolierung Deutschlands . Sehr treffend bemerkt Baron Greindl, der Eifer, Mächte, die niemand beorohe, angeblich zu Verteidigungszwecken zu einen, könne mit vollem Recht verdächtig erscheinen. Herr Leghait in Paris aber weist warnend auf die ernsten Gefahren hin, denen sich Frankreich aussetze, indem eS sich in das Schlepptau der englischen Regierungspolitik begeben habe. „Frankreich, " so erklärt er,„lädt eine Dankesschuld auf sich, die ihm schwer erscheinen wird, wenn eines Tages England die Zwecke enthüllen wird, zu denen eS die Kräfte benutzen will, die es heute um sich geschart hat." Wie aus dem betreffenden Bericht hervor- geht, fehlte es damals auch in Frankreich nicht an Leuten, die klar voraussahen, daß ihr Land eines TageS die Kosten der englischen Ententepolitik zu zahlen haben werde. In einem Bericht vom 30. Mai stellt Baron Greindl Betrach- tungen darüber an, wie wenig Aussicht vorhanden sei, daß der Besuch der englischen Journalisten in Deutschland zu mehr als zum Schein einer vorübergehenden Besserung der deutsch -englischen Beziehungen führen könne. Denn, so sagt er, England ist ge- wohnt, keine Rivalen zu haben, und hält jede Konkurrenz für einen Eingriff in ein ihm gehörendes Feld. England, da? feit Jahr- Hunderten fremde Flotten vernichtet habe, gebe sich den Anschein, als habe es die deutsche Kriegsmarine zu firrchten, während doch in Wirklichkeit Deutschland alles zu fürchten habe und, weit ent- fernt, auf eine Zuspitzung seiner Beziehungen zu England hin- zuarbeiten, vielmehr stets den Anstoß zu den Versuchen gegeben habe, eine Annäherung an England herbeizuführen. Der Ge- sandte geht sehr ausführlich auf den Verlauf des Journalisten- besuchs und auf die vortreffliche Rede ein, die damals der Unter- staatssekretär von Mühlberg hielt; er hebt auch hervor, daß Sir Edward LaScelles seit 12 Jahren auf bessere Beziehungen zwischen beiden Nationen hinarbeite; aber alle Bemühungen scheiterten an der persönlichen Politik und an dem gewissenlosen Treiben der englischen Presse, die, wie schon vorher Graf Lalaing, der belgische Gesandte in London , ausgeführt hatte, die Meinung des gesamten Volkes vergifte und dabei von dem König gefördert werde, der seinen persönlichen Einfluß in den Dienst der deutschfeindlichen JsolierungSpolitik gestellt habe. Lalaing weist auf HarmSworth, den späteren Lord Northcliffe, hin und brandmarkt die GesinnungS- losigkeit dieses Vertreters eines modernen Journalismus unter- geordnetster Kategorie, wie er durch die.Daily Mail" imd den „Daily Expreß " repräsentiert wird. Ueber den französisch-japanischen Vertrag und den bald da- nach(am 80. Auizust 1807) perfekt gewordenen russisch -englischen Vertrag sagt Greindl, sie schienen, falls sie keine Geheimartikel enthielten, nur geschlossen zu sein, um Deutschland hei Regelung von Weltinteressen wieder einmal zu übergehen.„Diese Vorsichts- matzregeln gegen Gefabren, die nur in der Einbildung bestehen, sind ihrer Natur nach dazu angetan, den Völkern die Vorstellung zu erwecken und zu nähren, daß Deutschland die angriffslustigste Macht sei, gegen deren Unternehmungen die übrigen Länder ge- nötigt seien, sich zu verbinden." Während diese Verträge vorgäben, dem Frieden zu dienen, gefährdeten sie in Wirklichkeit, als Shm- ptome eines neuen politischen Systems. Ueber die Beschießung von Casablanca und die daran ge- knüpften Absichten, die namentlich in einer Hetzrede von Delcassä zum Ausdruck kamen, berichtet der belgische Geschäftsträger de Cartier eindrücklich aus London . Auch Baron Greindl kommt auf diese Delcassesche Rede zu sprechen und gelangt in seiner Analyse zu folgendem historisch und politisch ungemein bemerkenswerten Schluß:„Die von König Eduard, unter dem Vorwand, Europa vor der imaginären deutschen Gefahr zu sichern, geleitete Politik hat eine nur allzu wirkliche französische Gefahr ins Leben ge- rufen, die in erster Linie uns(d. h. Belgien ) bedroht."
Segnaöigt. Brüssel , 4. August. (W. T. B.) Her Sekretär btS Kardinals Mercier, Kanonikus V r a n ck e n, war wegen Widerstandes gegen deutsch « Wachen bei der Zerstreuung einer Menschen- ansaurmlung am Tor von M e ch e l n zu einem Monat Gefängnis verurteilt worden. Der Generalgouverneur hat die Strafe im Gnadenwege erlassen. Was sonst über den Vorfall verbreitet wird, ist freie Erfindung. Der Ruf nach öer englifthen Wehrpflicht. London , 4. August. (W. T. B.)„Morning Post" schreibt in einem Leitartikel: Während Rußland aus Polen verdrängt wurde, standen wir in der Defensive und ließen den Feind sich gegen Osten konzentrieren. Jetzt können wir nicht erwarten, daß die Russen eine deutsche Konzentration gegen Westen verhindern. Frankreich leidet schwer! Das Blatt glaubt nicht, daß Frankreich auf deutsche Friedensvor- schlüge hören werde, wünscht aber, daß der Grund wegfiele, der es für Frankreich weiser erscheinen ließe, einen Separat- frieden zu schließen, und sieht die Rettung nur in der W e h r- Pflicht. Verurteilung wegen Streikens. London , 4. August. (W. T. B.) Das Munitions- gericht in Glasgow verurteilte dreißig Kupfer- schmiede wegen Streikens zu je zweieinhalb Schilling. Die Gewerkschaft wird die Strafgelder zahlen. In der Ver- Handlung fragte der Vorsitzende, ob die Leute denn nicht daran dächten, daß England sich im Kriege befinde. Ein Ar- beiter erwiderte: Ich bin ebenso patriotisch wie andere Leute. Die hier Anwesenden haben acht Verwandte im Kriege. Ich trete aber auch für die Sache der Gewerkschaften ein, was völlig gesetzmäßig ist. Die Schuld liegt allein bei der Fabrikleitung, welche Arbeiten an andere Fabriken weiter vergibt, so daß ihre Arbeiter unbeschäftigt in den Fabriken umherstehen. Diese Rede erzielte großen Beifall.
viviani akzeptiert öie Parlamentskontrolle. Genf , 4. August. (W. T. 33.). Wie die Blätter aus Paris melden, hat Viviani den Gruppen der Delegierten schriftlich die Antwort betreffend die Frage der Parlamentskontrolls mitgeteilt. Viviani nimmt den von den Deputierten gemachten Vorschlag an, wonach die Kontrolle von den Ausschuß- Mitgliedern ausgeübt werden soll, die nach Verhandlungen mit der Regierung hierzu in aller Form beauftragt worden sind. wieüerkehr öer üeportierten Duma- abgeoröneten! Da der Justizminister einen Antrag über den Ausschluß der verurteilten und deportierten fünf sozialdemokratischen Dumaabgeordneten eingebracht hat, wird sich die Duma zu- nächst mit dieser Frage zu beschäftigen haben. Indessen wird, wie die„Rußkija Wedomosti" mitteilt, in den Kreisen der Abgeordneten davon gesprochen, daß die Regierung die ver- urteilten Abgeordneten„begnadigen" wolle. Es sei deshalb nicht ausgeschlossen, daß sie in das Taurische Palais zurück- kehren würden. Rujflsche Stimmungen. Petersburg, 4. August. (W. T. B.)(Ueber Kopenhagen.) „Rjetsch" und anders liberale Blätter äußern sich empört über einon Artikel Menschikoffs, der in der„Nowoje Wremja" versucht, die Verantwortung an den Ereignissen der Duma zuzuschieben, um dadurch die Abgeordneten kleinlaut zu machen..Rjetsch" sagt, daß die Duma, obwohl sie ihre Meinung nicht öffentlich sagen dürfe und sie auch durch den ReichSrat vollständig lahmgelegt sei, doch in den geheimen Sitzungen ihre Pflicht voll erfüllt und alle not- wendige Kritik geübt und Hinweis« in den Sitzungen gegeben habe. Hinzukäme, daß immer die Kontrollrechte der Duma in Militärangelegenheiten bestritten würden und Menschikoff immer derjenige sei, der die Duma am meisten mundtot machen wollte. Vielleicht ließen sich in der Zukunft die jetzt plötzlich geäußerten Wünsche Menschikoffs über die Kontrollrechte der Duma durch- führen. Der liberale.Petersburger Courier" spricht die Anficht aus, daß zwar in Petersburg ein gewisser Anschein von einer Aendernng des Kurses gegeben werde, daß in der Provinz da- gegen alles beim alten geblieben sei. Zum Beispiel hätte die Polizei den Versuch eines Dumamitgliedes unterdrückt, eine Ver- sammlung von Studenten und Schülern, die Erntearbeiten be- sorgten, abzuhalten. Ferner habe sie eine Vereinigung von Bauern verboten, die mit Hilfe von des Lesens kundigen Leuten eine zen - surierte Zeitung beziehen und sich über die Kriegslage unter- richten wollten. Dabei beklage man sich, daß das Volk nichts vom Kriegs wisse. Keine Illusionen wegen Rumäniens . Paris , S. August.(W. T. B.).Libre Parole" äußert den Wunsch, daß man Frankreich von jenen falschen Propheten be- freie, die in der Presse und in der Oeffentlichkeit immer wieder ein Eingreifen Rumäniens als nahe bevorstehend verkünden und dadurch das Volk nervös machen. Wer glaube, daß Rumänien demnächst eingreifen werde, sei töricht oder wahnsinnig. Nicht minder töricht oder wahnsinnig sei, wer sich einbilde, daß ein kleines Land mit 400 000 Soldaten das tun könne, was das ungeheure Rußland mit seinen ungeheuren Hilfsquellen nicht tun konnte. An ein Ein- greifen Rumäniens fei nicht zu denken, solange nicht die Alliierten die Offensive ergreifen könnten. Eine scharfe Absage an Rumänien . In der.Deutschen Tageszeitung" veröffentlicht der bekannte Schriftsteller Graf Reventlow unter der Neberschrift:.Der sinkende Kurs Rumäniens " einen Artikel, der sich in ungewöhnlich schroffer Form gegen die bisherige Politik der rumänischen Regie- rung wendet. Nachdem kurz registriert worden, daß die Meldung über die Zulassung der Getreideeinfuhr falsch war, daß zirka 170 000 Waggon« Getreide zum Export bereit stehen, und Land« Wirte wie Kaufleute in Rumänien immer dringender die Auf- Hebung des Ausfuhrverbots fordern, heißt eS in dem Artikel weiter: .Wenn man auf die EntWickelung der rumänischen Frage und Fragen während des letzten Jahres zurückblickt, und zwar vom Standpunkte des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten und ihrer Interessen, so stellt sich heraus, daß die Bedeutung Rumäniens eine immer geringere geworden ist. Zuerst hoffte man, Rumänien würde seinen Bündnisverpflichtungen nach- kommen oder deren Erfüllung mindestens durch eine gerechte und wohlwollende Neutralität anbahnen. Das wäre in der ersten Periode de» Krieges von starker Wirkung auf die Ballanlage, auf den Krieg gegen Rußland und im besonderen auch auf die Haltung Italiens gewesen. Das Gegenteil trat ein: die Neutralität Rumäniens wurde dauernd übelwollend und die Tendenz, an der Seite nnserer Feind« in den Kampf einzutreten, wuchs.... Das Uebelwollen der rumänischen Neutralität zeigt sich dauernd weiter, einmal durch die erwähnten Ausfuhrverbote und ferner durch die Weigerung, KriegSmaterialtranSporte nach der Türkei durchzulassen, während die rumänische Regierung stets bereitwillig russische KriegsmaterialientranSporte auf der Donau nach Serbien passieren ließ und heute noch läßt. Diese Weigerung der Durchfuhr nach der Türkei hatte vor Monaten eine weit größere Bedeutung als seitdem, denn bekanntlich ist die Türkei auf solche Zufuhren nicht mehr angewiesen, sondern stellt sich ihren Bedarf selbst her. Damit ist natürlich der direkte und der politische Wert eines in Zukunft etwa erfolgenden ru- mänischen Entgegenkommens gesunken.... Die Zeiten sind seit Monaten dahin, als Rumämen gewissermaßen als der Angelpunkt der Balkanentwicklungen galt. Diese Zeiten werden auch nicht wiederkommen. Man kann auch insofern also wohl das Drängen rumänischer Interessenten und Politiker verstehen, welche fürchien, Rumänien werde den.Anschluß verpassen" oder habe ihn schon verpaßt. Wir wollen auf diese Frage heute nicht eingehen, dagegen mit Nachdruck den Umschwung der Lage gegen stüher feststellen: Rumäniens Haltung und damit Rumänien überhaupt als politischer Faktor sinkt im Kurse; auch als militärischer Faktor unter dem Gesichtspunkte, daß es gegen uns gehen könnte. Da hätte es nur in Kooperation mit Nußland etwas bedeutet, und auch diese Zeiten sind vorbei. Die Schlußfolgerungen aus diesen Betrachtungen zu ziehen, ist im Augenblicke nicht nötig. Ob die Rumänen das tun, interessiert uns um so weniger, als jene steund- schafllichen durch Ueberlieserung und deutscherseits durch festes Ver- trauen geheiligten Beziehungen zu Rumänien kaum mehr als vor- handen betrachtet werden können." Streik gefangener Gefterreicher in Toronto . London , 4. August. (W. T. B.) Die.Times" meldet aus Toronto : Oe st erreicher verursachten einen Streik in dem Gefangenenlager von Petawawa in Ontario . Fünfhundert von siebenhundert Gefangenen weigerten sich zu arbeiten. Die Offiziere setzten sünfhundert Ssteiker auf Brot und Wasser,'