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Nr. 216.- 32. Jahrg.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 7. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Verfolgungstämpfe auf der ganzen Oft- und Südostfront.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 6. August 1915.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Der Kampf am Lingekopf und südlich dauert noch an.

Durch unsere Abwehrgeschüße wurden vier feind­liche Flugzeuge zur Landung gezwungen; cins davon verbrannte, eins wurde zerschossen.

An der Küste fiel ein französisches Wasserflugzeug mit seinen Insassen in unsere Hand.

Deftlicher Kriegsschauplah.

In Kurland   fanden in Gegend von Popel ( 60 Kilometer nordöstlich von Poniewicz) und bei Ko= warst und Kurkle( nordöstlich von Wilkomierz  ) für uns erfolgreiche Reiterkämpfe statt.

An der Narewfront südlich von Lomza   maten die deutschen   Armeen, tros hartnäckigen Widerstandes der Russen, weitere Fortschritte.

Zwischen Bugmündung und Nasielsk  durchstießen Einschließungstruppen von Nomo- Geor­giewsk eine feindliche Stellung südlich von Bleudostwo und drangen gegen den unteren Narep vor.

Unser Luftschiffgeschwader belegte die Bahnhofsanlagen von Bialystok   mit Bomben.

*

Wie in dem gestrigen Tagesbericht erwähnt, hatten dis Russen, nachdem sie aus der äußeren und inneren Fortlinie von Warschau   geworfen waren, ohne daß dic Stadt irgendwie in Mitleidenschaft gezogen war, diese geräumt und waren nach Praga auf das rechte Weichselufer zurückgewichen. Von dort aus beschießen sie seit gestern morgen das Stadtinnere War­ schaus   stark mit Artillerie und Infanterie; besonders scheinen die Russen es auf die Zerstörung des alten pol­nischen Königsschlosses abgesehen zu haben. Unseren Truppen wird in einer Stadt von der Größe Warschaus  natürlich durch solches Streufeuer kein Schaden zuge­fügt. Man wird hiernach nicht gut die russische Behaup­tung glauben können, daß die Räumung der polnischen Hauptstadt aus Schonungsrücksichten erfolgt sci.

Südöstlicher Kriegsschauplay.

Unsere über die Weichsel   vorgedrungenen Truppen nahmen einige feindliche Stellungen. Feindliche Gegen­angriffe blieben erfolglos.

Die Armeen des Generalfeldmarschalls n. Madensen sehen die Verfolgungskämpfe fort. Nordöstlich von Nowo Alexandrija wurde der

Gegner von österreichisch  - ungarischen Truppen, bei Samin  ( nördlich von Cholm) von den Deutschen  aus seinen Stellungen geworfen.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 6. August.  ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut­bart: 6. August 1915, mittags:

Russischer Kriegsschauplas.

Nordwestlich Jwangorod machten unsere Ber­bündeten Fortschritte.

Zwischen Weichsel   und Bug dauern die Ver­folgungskämpfe an.

In Oftgalizien ist die Lage unverändert.

Italienischer Kriegsschauplas.

Die täglich wiederkehrenden Angriffsversuche und verein­zelten Vorstöße der Italiener enden für fic stets mit einem vollen Mißerfolg. Wo die italienische Infanterie zum Angriff ansett, wird sie entweder schon durch unser Geschüßfeuer zu= rückgetrieben, oder, wenn sie diesem standhält, durch unsere tapfere Infanterie unter großen Verlusten geworfen. Auch die durch den Feind geübte gründlichste und stärkste Artillerie­vorbereitung vermag an diesem Verlauf der Begebenheiten nichts zu ändern. So scheiterten in der Nacht zum 5. und gestern mehrere Angriffe, ciner der von Sagrado ausge führt wurde, ciner gegen die Höhe von Podgora, wo das Angriffsfeld mit italienischen Leichen bedeckt ist. Ebenso waren feindliche Vorstöße im Plava- Abschnitte und im Krn- Gebiete erfolglos. Ein der Artilleriebeobachtung dienender italienischer Feffelballon wurde bei Monfalcone   herabgeschossen.

In den karnischen Alpen   haben unsere Truppen in der Gegend des Monte Paralba einige günstige Höhenstellungen auf italienischem Gebiete besetzt.

An der Tiroler Front wurde der Angriff eines feind­lichen Bataillons gegen den Col di Lana( Buchenstein) abge­wiesen. Eine unserer Patrouillen überfiel in einem italieni­ schen   Seitental des Ortlergebietes eine Halbkompagnie des Feindes und brachte ihr erhebliche Verluste bei.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Höfer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See.

Eines unserer Untersee   boote hat gestern früh cin italienisches Unterfceboot, Typ Nauti I us", bei Belagosa an lanciert und versenkt.

Das italienische Luftschiff Citta di Jeft" wurde um Mitternacht vom 5. auf den 6. Auguft beim Ber­suche, über den Hafen von Pola zu fliegen, durch Schrap= nellfeuer heruntergeholt, bevor es irgendeinen Schaden anrichten konnte. Die gesamte Bemannung, be= stehend aus drei Secoffizieren, einem Maschinisten und zwei Mann, ist gefangen. Das Luftschiff wurde nach Pola gebracht. Flotten kommando.

Der Lebensmittelwucher.

Troß aller Mahnungen, die besonders von den Arbeiter­organisationen und ihrer Presse érgingen, der Lebensmittel­teuerung entgegenzuwirken, sind bisher von den dazu bc­rufenen Stellen so wenige, und so unzureichende Maßnahmen getroffen worden, daß wir nach einem Kriegsjahre vor einer faum erwarteten Preissteigerung stehen. Es besteht auch feinerlei Aussicht, daß diese Preissteigerung zurückgeht; viel­mehr sind Anzeichen vorhanden, daß alle notwendigen Existenzmittel weiter verteuert werden. Die Verhältnisse liegen heute so, daß auch die Gemeinden und Bundesstaaten nicht mehr daran vorübergehen können und fast fortgesetzt Eingaben an die Regierung. richten. und selbst Schritte zur Steuerung der Preissteigerung tun. Die Regierung hat zwar in den 12 Monaten einiges zur Verhütung der schlimmsten Dinge getan. Aber jetzt scheint die Regierung von weiteren Maßnahmen, so spät und lückenhaft die bisherigen auch aus­fielen, Abstand nehmen zu wollen. Sie beschränkt sich jetzt nur noch auf Verordnungen, die dem ausgesprochenen Wucher das Leben schwerer. machen sollen. Neben der Bundesratsverordnung, die die Wucherer mit Enteignung und Strafen bedroht, hat jetzt der preußische Handelsminister sich mit einer Ermahnung an die Handelskammern gewendet, der legitime" Handelsstand möge selbst alles tun, um die Unzufriedenheit der Bevölkerung über die wachsende Teuerung nicht noch stärker ansteigen zu lassen. Wir erwarten von der­artigen Erlassen und Ermahnungen nicht allzuviel. Die Er­fahrungen der zwölf Kriegsmonate zeigen, daß bisher die Behörden dem Bucher nicht allzu scharf entgegengetreten find, obgleich ihnen die Befugnisse dazu schon jetzt zustanden. Aber selbst wenn die in Betracht kommenden Instanzen schärfer vorgehen wollten, so wird sich bald herausstellen, daß es sehr schwer ist, juristisch festzustellen, wo der legitime Handel" aufhört und der strafbare Wucher" beginnt. Solange man an dem System festhält, daß Produzent und Händler über die Waren frei verfügen und die Preise selbst bestimmen, muß es an einem festen Maßstab über notwendige und berechtigte Preisgrenzen fehlen.

Das, was der Bevölkerung ihre Lebenshaltung zurzeit erschwert, sind ja auch nicht die unsauberen Geschäfte einzelner Wucherer, sondern die allgemeinen Preissteige­rungen aller notwendigen Existenzmittel. Aus der unten veröffentlichten Tabelle über die Preissteigerung bei der Konsumgenossenschaft in Berlin   geht klar hervor, daß die Waren sich um das Zwei- und selbst Dreifache ver­teuert haben, trotzdem jeder Bucher   ausgeschlossen worden ist. Es heißt, das Augenmerk von diesen normalen" Preis­steigerungen geradezu ablenfen, wenn man nur gegen die Wucherer wettert. Nun wird zavar eingewandt, Krieg und Teuerung gehörten notwendig zusammen, und daher ließen sich gewisse Preissteigerungen nicht unterbinden. Zu diesem Grundsat vermag sich aber nur der zu bekennen, der daran festhält, daß auch in Kriegszeiten das herrschende Wirtschafts­system ohne Einschränkung aufrechterhalten bleiben muß. Aber gerade Deutschland  , das sich zurzeit in der Situation einer großen belagerten Festung befindet, hat alle Veranlassung, mit Zwischen Weichsel   und Bug diesem System wenigstens für die Kriegszeit zu brechen. Erst Die Meldung des russischen Generalstabes.fi sprengten. warfen unsere Truppen spät am Abend des 3. August dann wird sich auch der Wucher vollkommen beseitigen lassen, Petersburg, 6. August.  ( W. T. B.) Der Generalstab die Deutschen   unter außerordentlichen Verlusten für den Feind wenn man Produktion und Handel durch staatliche Maß­des Generalissimus teilt mit: In der Richtung auf zurück. An zahlreichen Punkten der Fronten gaben diese ört nahmen so bindet, daß fein Raum mehr für das freie Spiel Riga   wich der Feind nach Kämpfen an der Missa am lichen Erfolge, die durch eine kurze Verfolgung ausgenußt der wirtschaftlichen Kräfte bleibt. Oder will man auch in 4. August in voller Eile zum Flusse Efau zurück, indem er wurden, unseren Truppen die Möglichkeit, in derselben Nacht, Zeiten der Not einem Prinzip zuliebe den durchgreifenden in seinen Schüßengräben viele Granaten und Munition zurüd ohne daran gehindert zu werden, eine neue borteil Kampf gegen die Schäden gar nicht erst aufnehmen? Nur ließ. In der Gegend von Poniewiez dauern die Stämpfe haftere Front auf dem linken Bugufer sowie auf dem Boden ungeregelter Wirtschaftsverhältnisse kann der Es gelang den Deutschen   von neuem, ein wenig vor- in der Richtung Wladimir- Wolinsky- Kowel Wucher erwachsen. zurüden. An der Narewfront unternahmen die Deutschen   einzunehmen. Am oberen Bug, der Zlota Ripa und Angriffe in der Richtung auf Lomza   und von der Front am Dnjestr   feine Veränderung. Ostrolenta- Rozan. Sie ergriffen die Offensive mit be- Im Schwarzen Meer wechselten unsere Torpedoboote wurde ein Kampf mit äußerster Erbitterung im Abschnitt des schiffe und zerstörten eine Schiffswerft. deutenden Kräften auf den Straßen nach Ostrow. Am 4. Auguſt Schüsse mit den Batterien von Eregli. Sie versenkten 37 Segel­Diefluffes geliefert. Unsere Truppen machten gegen den Feind, schiffe und zerstörten eine Schiffswerft.

ant.

In der Brotversorgung hat sich ja die Regierung zu einer gewissen Bindung der Produzenten und der Händler entschlossen, obgleich auch da die Maßnahmen, wie wir wieder­holt ausgeführt haben, feineswegs über jeder Kritik stehen. Aber bei den meisten wichtigen Nahrungsmitteln( wie Fleisch, Kartoffeln, Hülsenfrüchten und fast allen Kolonial­der diesen Fluß an mehreren Stellen überschritten hatte, Petersburg, 6. August.  ( W. T. B.) Der General waren) hat die Regierung troß allen Drängens die Dinge energische Gegenangriffe. Westlich von Barschau stab des Generalissimus teilt mit: Infolge der Ver- treiben lassen. Bei anderen Nahrungsmitteln hat die Regie­weiter füdlich von der Chaussee nach Blonie   warfen wir hältnisse der allgemeinen Lage erhielten unsere Truppen rung zwar Maßregeln ergriffen, aber sie sind so ausgefallen am 4. August erfolgreich deutsche Angriffe zurück. Der Feind westlich von Warschau   den Befehl, auf das rechte( z. B. bei der Festsetzung von Mindestpreisen für Zucker), daß gelangte unter außerordentlichen Verlusten bis an unsere Weichselufer zurüdzugehen. Nach dem ein- fie eher dem Schutz der Produzenten als dem der Konsumenten Stacheldrähte, wurde aber hier durch unser Feuer zum Stehen gegangenen Bericht wurde dieser Befehl ausgeführt. Die dienen. Neben der Kartoffelversorgung ist gerade die Zucker­gebracht. Rechts der Weichsel   bei Magievize ist die Lage Truppen, die Warschau   deckten, gingen am 5. August um 5 Uhr versorgung typisch für die bestehenden Zustände: Trotz Zucker­im großen und ganzen unverändert. In der Gegend von morgens, ohne vom Feinde angegriffen zu werden, in die überflusses bei Kriegsausbruch und troß der Tatsache, daß der Iwangorod gingen unsere Truppen, ohne vom neue ihnen bezeichnete Front zurück, nachdem sie alle Buderanbau in Deutschland   die Ausfuhr gewaltiger Mengen Feinde angegriffen zu werden, aufs rechte Weichsel  - Brücken über die Weichsel   hinter sich in die Luft ge zuläßt, ist der Zuderpreis gestiegen und besteht heute gerade­ufer hinüber, indem ste dic Brüden hinter sprengt hatten. zu 3uderfnappheit im Kleinhandel.