Wenn der R e i ch S t a g in 14 Tagen zusammentritt, wird er sich nicht nur mit der Kenntnisnahme der bisher getroffenen Rcgicrungsmaßnahmen beschäftigen dürfen, sondern von sich aus neue Vorschläge machen und ihre Durchsetzung erzwingen müssen. ** * Petitionen. Die vom Landesvorstand der sozialdemokratischen Partei Bayerns ausgegebenen Petitionslisten gegen die Lebensmittelteucrung wurden bis jetzt im Gau Nordbaycrn von 118055 Personen unterzeichnet. In Nürnberg unterzeichneten 49 056, in Fürth 15 250 Personen. Ueberraschend�groß ist oft die Zahl der Unterschriften in kleineren Orten. So zeichneten in Roth b. Nürnberg 1151, in Schwabach 1076, in Weihenburg 1129, in Zirndorf 1627 Personen. Achnlichc Resultate liegen aus oberfränkischen Orten vor. Die Petit�vnslisten gegen die Lebensinittelteuerung wurden im Gau Südbayern von 101 877 Männern und Frauen unterzeichnet. Die Stadt München mit den Vororten hat allein 79 703 Unterschriften erzielt. * Preissteigerungen rn Berlin . Seit dem Jahre 1313 werden in den Preisznsammcnstellungen de? Statistischen Amtes der Stadt Berlin u. a. auch die Lebens- mittelpreise veröffentlicht, die sich die Konsumgenossen- schaft Berlin und Umgegend, c. G. m, b. H., in ihren etwa 12S Grotz-Bcrliner Verkaufsstellen zahlen läßt. Die„Voss. Ztg." stellt nun die Preise für den 1. dieses Monats denen von dem gleichen Tage des Vorjahres gegenüber. Von den in dem Preisverzeichnis angegebenen 136 Waren und Warenqualitätcn sind nachstehend die 27 besonders angeführt, die seit dem 1. August 1914 mindestens um 136 v. H. teurer geworden sind. Tie in Mark angegebenen Preise gelten für 1 Pfund, bei Zitronen für 1 Stück.
1. 8. 1314 1. 8. 1315
Gestlicher Kriegsschauplatz. französische Besorgnis wegen ües russischen Rückzuges. Paris , 6. August. sW. T. B.) Die französischen Militärkritiker beschäftigen sich mit der Frage, ob der russische Rückzug ungefährdet ausgeführt werden kann. Sie erklären, dah infolge der Durchbrechung der Narewlinie und der Eroberung der Eisenbahnlinie Lublin — Cholm die Lage der russischen Truppen, welche noch im Räume von Warschau stehen, zu Besorgnis Anlaß gebe. Die Flankenbedrohuug des russischen Heeres fei von den Deutschen verwirklicht worden. Man wisse nicht, welche Gegen» maßregeln Großfürst Nikolai getrosten habe, um der Umklammerung
zu entgehen, man dürfe sich jedoch keinen Illusionen hingeben. Die Wege in Polen seien wenig geeignet, um einen so gewaltigen Rückzug ohne Stauung zu bewerkstelligen. DaS Problem, welches die Russen zu lösen hätten, um den Zusammenhang zwischen den Armeen auf- recht zu erhalten, sei sehr schwierig. Eine Prophezeiung Llopö Georges. London , 6. August. (W- T. 23.) Meldung des Reuter- scheu Bureaus. In einer Versammlung in Bangor sagte Lloyd George , er habe keine Angst wegen des endgültigen Ausganges des Kampfes. Die dunklen Wolken im Osten betrachte er mit Besorgnis, aber nicht mit Angst. Er sehe einen Strahl der Hoffnung am Horizont: die Wiedergeburt des großen russischen Volkes. Die Feinde begreifen nicht, daß sie selbst helfen, die rostigen Ketten zu zertrümmern, die die Seele des Volkes gefangen gehalten haben. Sie tun für Rußland , was ihre Voreltern für Frankreich getan haben: sie helfen das Schwert schmieden, das sie vertilgen wird. Westlicher Kriegsschauplatz. Der französische Tagesbericht. Paris , 6. August. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. Im Artois , um S o u ch c z fanden Kämpfe mit Handgranaten und Fröschen statt und nachts eine ziemlich starke Kanonade. Ziemlich lebhafte Artilleriekämpfe in Tracy le Val, um Vailly und im Aisnetal. In den Argonncn war eine bewegte Nacht- Gewehrfeuer und Minenwerfen von Schützengräben zu Schützengräben, unter zeitweiliger Teilnahme der Artillerie. Auf den Maashöhen, im Hautwalde, wurde ein deutscher An- griffsversuch leicht aufgehalten. In den V o g e s e n wurden unsere Schützengräben am Lingekopf unausgesetzt sehr heftig beschossen. Am Abend des 4. August unternahmen die Deutschen einen sehr heftigen Angriff. Wir behaupteten trotzdem unsere Stellungen mit Ausnahme einiger Schützengraben- stücke auf dem Lingekopf. Paris , 6. August.(23. T. 23.) Amtlicher Bericht von gestern abend. Mittlere Artillerietätigkeit auf dem Westteil der Front. In den Zlrgonnen dauerten die Kämpfe mit Bomben und Fröschen und die Kanonade an, aber mit geringerer Stärke auf feiten des Feindes. Heftiges Bombar- dement im Walde von A p r e m o n t. In den Vogesen wurden sehr erbitterte Kämpfe auf den Höhen, welche das Fecht- tal im Norden beherrsche», und namentlich am Schratz- männlejoch geliefert, wo der Feind, nachdem er sich eines Blockhauses bemächtigt hatte, durch sofortigen Gegenangriff verjagt wurde. Unser Sperrfeuer brachte den Deutschen sehr schwere Verluste bei. „Wesirnrnster Gazette" über üas erste Kriegsjahr. London , 6. August. (W. T. B.) Spencer Wilkenson schreibt in der„Westminster Gazette": Das erste K r i e g s j ah r endet mit einem Vorteil der Deutschen und Oe st erreicher, dessen volle Bedeutung noch nicht genau gewürdigt werden kann. Die unmittelbare Frage i st, ob die Russen sich mit ihrer ganzen Armee in guter Ordnung zurückziehen können. Wären die westlichen Verbündeten besser vorbereitet, so wäre die normale Zeit für ihre Hauptanstrengungen die letzten drei Monate gewesen. Die Lage ist zweifel- los kritisch und erfordert die äußerste Anstrengung. Weder der türkische noch der österreichische Widerstand ist gebrochen, und an der stanzösischen Front herrscht noch immer Gleichgewicht. Der Verfasser äußert sein Erstaunen darüber, daß das britische Kabinett außer Lord Kitchener noch keine militärische Persönlichkeit zu wichtigen Beratungen zugezogen habe. Auch diese Pressestimmc beweist gleich zahlreichen anderen, daß man in England wenigstens eine kritisch nüchterne Be- trachtung der militärischen und politischen Verhältnisse für keine Gefährdung der kriegerischen Operationen hält.
Die englischen Verluste. London , S.August. iW. T. B.) Die letzte Verlustliste enthält die Namen von 45 Offizieren und 633 Mann. Washington, 6. August. (W. T. B.j Die„Associated Preß" gibt die gesamten Osfiziersverluste Großbritanniens seit dem Beginne des Krieges auf 12 642 an, von denen 3685 tot und 1115 vermißt sind. Der italienische Krieg. Nelöung öer italienischen Heeresleitung. Rom , 6. August. (W. T. B.) Der Kriegsbericht vom 5. August 7 Uhr abends lautet: Im Val Cordevole haben wir die zur vollständigen Besetzung des Lanapasses be- stimmte Offensivaktion fortgesetzt, wo wir in den Kämpfen vom 17. und 27. Juli die am weitesten vorgeschobenen feind- lichen Schützengräben gegen Salesei am Fuße des Livinal- longo und bei Agai erobert hatten. Unter heftigem Feuer des Gegners gelang es unserer Infanterie, wirksam unterstützt durch Artillerie, sich sehr starker Schützengräben zu bemächtigen. die den oberen Teil des Sattels des Lanapasses verteidigen. Auf dem Karst unternahm der Feind, der die Fortschritte unseres Zentrums und unseres linken Flügels aufzuhalten versuchte, am gestrigen Nachmittag einen heftigen Angriff in Richtung des Kapuzinerwaldes. Unsere Truppen hielten dem Sturmangriff mit Erfolg stand. Hierauf gelang es ihnen. indem sie jüne kräftige Offensive ergriffen, sich starker aus- gedehnter Schützergräbcn zu bemächtigen, die unsere Soldaten $jl Trincerone nennen und welche den östlichen Ausgang des Kapuzinerwaldes und den Zugang von San Martina auf den Karst beherrschen. Spät abends versuchte der Feind einen neuen Vorstoß gegen unsere Linien, unterstützt durch heftige anhaltende Kanonade, ohne daß es ihm gelang, das aerinaste Ergebnis zu erzielen. Rushebungsarbeiten für öle Iahresklasie �ö. Rom, 6. August.(23. T. 23.) Das Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret des Reichsverwesers, das den Beginn der Aushebungsarbeiten der Klasse 96 bereits in diesem Jahre anordnet. der türkische Krieg. Der„ftoanti" und üie Daröanellenaktion. Zürich , 6. August.<W. T. B.) Die„Neue Zürcher eitung" schreibt: Der„Avanti" zitiert die in einem rovinzblatte niedergelegten Ansichten einer„unbekannten hohen Persönlichkeit" über den Stand und die Aus- sichten der Dardanellenaktion, deren guter Ab- schluß nur unter Mithilfe Italiens gelingen könne. Der stark zensurierte Zlrtikel, heißt es in der„Neuen Zürcher Zeitung " weiter, läßt erraten, daß sich der„Avanti" mit dem Blutopfer, das dem italienischen Heere im Dienste des Vierverbandes zu- gemutet wird, nicht befreunden kann. Wie der Vertreter des Blattes in Mailand aus privater Quelle erfährt, besteht in Italien wenig Stimmung für eine Teilnahme an der Dardanellenaktion. Die Bemühungen der Presse, durch stete Hinweise auf die türkische Feindseligkeit eine Erregung gegen die Türken im Volke hervorzurufen, haben bisher wenig gefruchtet. Solange Cadorna vom österreichi- scheu Kriegsschauplatze keinen abschließenden Erfolg zu melden hat, wird es der Regierung kaum geraten erscheinen, dem Volke die saureu Trauben darzubieten. Kämpfe im Kaukasus . Petersburg, 6. August. (W. T. B.) Bericht der Kau« kasusarme e. In Gegend der Küste Gewehrfeuer. In Richtung auf Olty wurden die Türken aus der Gegend von Norchine der- trieben. In Richtung auf Sarikamysch nahmen wir nach Kampf die Dörfer Alakilissa, Tsars und Ardost. In Richtung auf Maschkert heftiges Gefecht. Auf der übrigen Front kein Kampf.
von öer Westfront. Eindrücke und Erlebnisse. '■ E s war einmal... „Und dort: der Mittelpunkt all der heißen Kämpfe in den letzten Wochen. Einst ein Platz von drei-, viertausend Einwohnern. Heute..." „Wo? Dort hinten, wo man die Umrisse eines Turmes er- kennen kann? Oder da drüben rechis, wo die Höhe beginnt?" „Nicht doch. Hier unmittelbar vor uns,— das wcißgraue Feld mit den Baumstümpfen..." „Das—?" „Gewiß. Das ist der Ort. Oder war es doch einmal. Denn mehr als ein großer Trümmerhaufen ist heute ja allerdings nicht mehr zu sehen." Mehr staunend noch als grausend blickt das Auge über die Brustwehr des Schützengrabens binweg in die Wüstenei, die einst ein blühender Ort gewesen sein soll. Eine Wüstenei tatsächlich nur, nichts anderes! Ein fast ebenes Feld, nur weiße und graue Schutt- Haufen darauf, dazwischen Bäume und Gestrüpp, schwarz, kahl, zerschlissen und zerknickt, tot und düster inmitten des Grüns ringsum. Noch immer mag es der Neuling nicht glauben, daß diese kahle Halde der Platz sein soll, auf dem noch vor wenigen Monaten eine blühende Siedlung gedieh. Man reicht ihm ein GlaS; er führt es an die Augen. Und nun freilich müssen die Zweifel schweigen. Handgreiflich nahe liegt jetzt das Trümmerfeld vor feinen Augen. Und vermag auch keine noch so blühende Phantasie aus dieser Schutthalde das heranszukrnuen, was einst an ihrer Stelle stand, so zeigt sich doch jetzt deutlicher und klarer, daß diese kalkfarbenen Hügelchen die elenden Reste ehemaliger Häuser und Höfe sind. Oft, ja in der Regel, sieht man freilich nichts anderes als Haufen von Schutt und Ziegeln, die in nichts mehr an die Formen von ehedem erinnern. Hier und da aber erkennt man jetzt inmitten dieses Gerölles auch noch ein kleines Stück Mauer, das stehen ge- blieben ist: und verkohltes Dachgebälk ragt über dieses oder jenes Trümmcrgrab empor. Jedoch ein auch nur noch halbwegs in seinen Umrissen fichtbares HauS ist nirgends— nirgends mehr zu ent- decken. Alles zerschossen, zerschlagen, verbrannt, alles in Klump und Asche,— ein entsetzliches, schauriges Massengrab von Wohl- stand und BehaglickiteitI... DaS Furchtbarste aber sind jene stumpfen, schwarzen Hink läger inmitten der Schutthaufen, die zweig- und blattlosen Baumstümpfe und die kahlen Büsche. Leuchtende Sonne, grüne Wiesen, drüben aus der Höhe sommerlich voller Wald... und mitten darinnen diese abgeschossenen, angesengten, balbverkohltcn, düsteren Zeugen des Brennens, das diesen Ort heimsuchte: ein Bild voller Ein- dringlichtcit, ein geradezu unheimlicher Anblick!
Und immer noch ist das Werk der Vernichtung und Zerstörung nicht beendet. Feindliche Geschütze stehen unter den Trümmer- Haufen versteckt; man sieht mitunter die Rauchwölkchcn der Ab- schüsse. Und wieder und wieder singt drauf eine deutsche Granate in das Schuttfdd hinüber. Dumps hört man sie krachen. Und gelb wirbelt eine Wolke von Dampf und Staub empor, hoch hinauf über die Trümmer und Baumstümpfe, sich nur langsam, allmählich wieder verziehend. So sinkt noch immer mehr in Staub und Schult zusammen, was einst so reich und behäbig, so freundlich und glücklich dastand. Es war cinmall.... „So'ne und so'ne Unterstände." „Es gibt so'ne und so'ne Unterstände." Zweifellos. Und es kann einer recht arg enttäuscht werden, der so einen„hochberrschast- lichen" Unterstand in wohlausgebauter, gesicherter Stellung ge- wohnt war und dann durch das Geschick in einen Schützengraben verschlagen wird, in dem es die Umstände nur erlaubten, das Ällernotwendigste im Bau der Untcrtunftsstätten zu leisten. Tort hatte er eine geräumige Wohnung nnt abgesonderten Scfilafftellen, mit Tisch, Bank und Stühlen, mit Wandbekleidung, weißer Lein- wanddecke und Lichtschacht womöglich; was er hier findet, ist ein enges Loch, ein schräg nach unten in die Grabenwand getriebener Stollen, nur notdürftig abgesteift, und alles, was auch nur ent- fernt an Behaglichkeit erinnern könnte, fehlt. Diese Unterstände sind so eng, daß die Insassen darin kaum ausgestreckt liegen können, und so niedrig, daß sich den Kopf stoßen muß, wer sich anders als auf allen vieren darin bewegen wollte. Den Kopf hoch an der Wand, die Beine übereinander, möglicherweise noch auf die. Aus- gangsstufen hinaufgepackt, so liegen ihrer dreie, viere in jeder dieser Höhlen, und ein Kunststück ist es dann, hercruszuklettern. Das Lager ist hart genug: nackter Lehmboden oder Stroh, mit Steingeröll untermischt. Von der Decke bröckeln, wenn der Donner der Geschütze die Erde erzittern macht, immer neue Stückchen ab. Und feucht und dumpf ist's oft— zum Gotterbarmen! Und doch ist froh, wer in so einem Loch sitzen kann. Ist's auch nicht„bombensicher", so gewährt es doch wenigstens einigen Schutz. Und da es just die gefahrvollsten, dem feindlichen Feuer ani stärksten ausgesetzten Gräben sind, in denen sich diese dürftigsten aller Unterstände befinden, so will das schon etwas bedeuten. Es regnet. Ein hübsches, nettes Gewitter,— und nun ein regelrechter Landregen. Es plätschert und plätschert— und rinnt leise und sachte aus dem Graben auch in die Unterstände. Erdwände und Stroh sind naß und kalt, und vor den Stufen, die nach oben führen, weicht sich der Lehmboden allmählich, aber sicher, zu einem glit- schigen Brei auf. Immerhin ist es hier drinnen noch hundertmal gemütlicher
als draußen; und jeder wartet mit Bangen auf die Stunde, die ihn wieder hinaus und auf Posten ruft. Schon bis die Ablösung die lehmigen Stufen hinauf durch das schmale Ausgangsloch in den Schützengraben geturnt ist, ist alles naß und schmutzig geworden. Und nun heißt es, in dem engen Graben, durch das dicke Dunkel der Nacht, sich bis zur Sappen- mündung hintasten, und dann noch den schmalen Zickzackweg der Sappe weiter bis zum Postenstand. Bis hoch über die Knöchel sinkt der Fuß in die Lehmsuppe des Grabenbodens, patscht durch tiefe Pfützen, gleitet von bloßgewaschenen Kalksteinen ab und stößt sich an Ecken und Kanten. Tie Ellbogen stützen sich an den Graben- wänden, während die Hände vorne das Gewehr balancieren. End- lich— der Postenstand ist erreicht. Aber nun gilt es hier noch zwei Stunden auszuharren, während der Regen ununterbrochen herunterplätschert. Mantel und Rock sind bald durchweicht, und kalt und naß legt es sich auf die Haut. Dabei ist die Beobachtung schwieriger und gefährlicher als sonst. Der Wick vermag das Dunkel kaum zwei Schritt weit zu durchdringen. Das lauschende Ohr hört ununterbrochen Geräusche, ohne recht unterscheiden zu können, ob sie vom Regen herrühren, oder ob etwas anderes da- hinter steckt. Die aufgeregte Phantasie glaubt bald hier, bald dort eine Gefahr zu erkennen. Mehr als einmal entsichert die Hand das Gewehr oder greift in das Handgranatenlager. Bis eine auf- flatternde Rakete für einen Augenblick das Dunkel ein wenig er- hellt und die eingebildete Gefahr wieder verschwinden läßt. Gott sei Tank, daß die zwei Stunden herum sind? Aber eine Annehmlichkeit ist es auch nicht, wieder in dem naßkalten Unter- stand zu hocken und in dem durchregneten Zeug zu frieren, daß die Knochen klappern. Und doch ist es am Ende noch besser, die Sachen hier im Unter- stand langsam trocknen zu lassen, als das„Glück" zu haben, noch in der gleichen Stacht im Schützengraben abgelöst zu werden. Dann heißt es vielleicht, durch?tacht, Regen und Grabendreck noch einen stundenlangen Weg zurückzulegen, der den hellen Schweiß auf die Stirne treibt. So mancher legt sich da der Länge nach in den Schmutz des Laufgrabens hin. Und wer schließlich den Graben mit seinen ungezählten Wasserlachen und Lehmlöchern glücklich überwunden bat, der sieht aus wie durch den Kot gezogen. Tie feldgraue Uniform ist in eine lehmbraune verwandelt. Stiefel, Hosen, Röcke, alles ist mit einer gelblichen Kruste überzogen; und sestgetrocknet, gibt sie dem Zeug eine Steifheit, als ob eL ungegerbteS Leder wäre. Wie köstlich dann, in stundenlanger Arbeit diese Kruste mit Messern, Holzstäbchen und Fingernägeln wieder ab- zukratzen, die� Reste auszuklopfen und zum Schluß noch blankzu-- bürsten I— Schnupfen und ähnliche Annehmlichkeiten sind so und so die lieblichen Zugaben. Dabei ist es noch immer Sommer. Mit Schaudern aber denkt der Frierende daran, daß hinter dem Sommer wieder Herbst und Winter stehen. S. N.