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Nr. 217.

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Berliner   Volksblaff.

32. Jahrgang.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Solonel geile oder deren Raum 60% fg., für politische und gewerfschaftliche Vereins­und Versammlungs- Anzeigen 30 Pig. ,, Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Big.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 10 Pig. Stellengesuche und Schlafstellenan

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Telegramm Adresse:

,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 8. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplay, Nr. 151 90-151 97.

Einschliessung der Feftung flowo- Georgiewsk

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 7. August 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

In Flandern   wurden die Belgier durch die Wir­kung unserer Artillerie gezwungen, ihre bei Heernisse ( füdlich von Digmude) über die ser vorgeschobene Stellung teilweise zu räumen.

Französische   Handgranatenangriffe in der Gegend bon Souchez wurden abgewiesen.

Südlich von Leintrey( östlich von Luneville) wiesen unsere Vorposten einen Vorstoß des Gegners leicht ab.

In den Gebirgskämpfen nördlich von Mün- ster keine besonderen Ereignisse.

Deftlicher Kriegsschauplak.

Destlich von Ponie wiez gingen die Russen hinter die Jara zurück.

Gegen die Westfront von Kowno   wurden Fortschritte gemacht. Hierbei sind 500 Russen gefangen genommen und 2 Maschinengewehre erbeutet.

Die Armeen der Generale v. Scholt und b. Gallwit haben nach heftigen Kämpfen den feind­lichen Widerstand zwischen Lomza   und Bugmün­dung gebrochen.

Das Gesamtergebnis aus den Kämpfen vom 4. bis 6. August beträgt: 85 Offiziere und mehr als 14200 Mann gefangen, 6 Geschüße, acht Minenwerfer und 69 Maschinengewehre genommen.

Die Einschließungstruppen von Nowo- Geor giewsk drangen von Norden her bis zum Narew  durch. Das Fort Dembe wurde genommen. Von Süden her ist die Weichsel   bei Pienkow erreicht.

In Warschau   ist die Lage unverändert. Die Russen sezen die Beschießung der Stadt von dem östlichen Weichselufer aus fort.

Unsere Luftschiffe belegten die Bahnhöfe von Nowo Minsk und Siedlce   mit Bomben.

=

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Bei und nördlich von Iwangorod   ist die Lage unverändert.

Zwischen Weichsel   und Bug haben deutsche Truppen bei Ruskowola( südöstlich von Lubartow  ) die

feindlichen Stellungen gestürmt und nordöstlich von Lenczna den Austritt aus den dorti. gen Seenengen erzwungen.

Oberste Heeresleitung.

Notiz: Jara fließt etwa 60 Kilometer östlich von Poniewiez von Norden nach Süden; Ruskowola liegt 8 Kilometer südöstlich von Lubartow  .

*

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 7. August.  ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut­bart: 7. August 1915.

Russischer Kriegsschauplak.

Zwischen Weichsel   und Bug wird weiter ge­kämpft. Desterreichisch- ungarische Truppen drangen füdlich von Lubartow  , deutsche nordwestlich und nordöstlich Lenczna in die feindlichen Linien ein.

Sonst ist die Lage im Nordosten unverändert.

Italienischer Kriegsschauplah.

Im Görzischen stand das Frontstück östlich Polazzo­Redipuglia vormittags unter sehr heftigem feindlichen Artilleriefeuer. Nachmittags gingen mehrere italienische Bataillone gegen diesen Abschnitt zum Angriff vor, stellten jedoch nach kurzem Feuergefecht die Vorrückung ein.

An allen sonstigen Fronten des Küstenlandes, in Kärn­ ten   und in Tirol war nur Geschützkampf im Gange. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Höfer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See.

Das am 5. d. M. früh durch eines unserer Unterseeboote versenkte italienische Unterfeeboot war e= reida", das am 26. Juni auf gleiche Weise vernichtete Tor­pedoboot hieß ,, 5 P. N."

Am 29. Juli abends ist im Golf von Triest cin Fahrzeug auf eine unserer Minen gestoßen und in die Luft geflogen, ohne daß man damals wegen stür­mischen Wetters erkunden konnte, welcher Art das Opfer war. Nun hat sich mit voller Bestimmtheit ergeben, daß es das italienische Unterseeboot Nautilus" war, welches damals mit der ganzen Bemannung untergegangen ist. Schon früher sind das italienische Torpedoboot 6 P. N." und das bereits gemeldete Torpedoboot, 17 O. S." mit der ganzen Bemannung unseren Minen zum Opfer gefallen.

Flotten kommando.

Wo stehen wir?

Auf diese Frage, die Genosse Dr. Südekum jüngst im " Hamburger Echo" gestellt hat, hat schon einige Zeit vorher Genosse Heine die Antwort gegeben: Wir stehen hinter dem Kanzler und dem Kaiser. Seither sind noch einige andere Aeußerungen laut geworden, die die Sozialdemokratie als Stütze des Reichskanzlers aufgefaßt wissen wollten, Aeuße­rungen, die bei den Konservativen Hohn, bei den National­liberalen Eifersucht erweckt haben.

Der Standort der Partei ist freilich mit dieser Aussage nur relativ, eben in bezug zur Stellung des Stanzlers, aber noch nicht absolut bestimmt. Denn wir wissen ja nicht die für die eigene Standfestig­mit jener Sicherheit, teit so wünschenswert wäre, wo der Reichskanzler steht. Hat er doch in der Frage, auf die es ja in diesem Zusammenhang vor allem ankommt, wiederholt abgelehnt, wirklich präzise Er­flärungen abzugeben, was ja von seinem Standpunkt aus durchaus verständlich und bei der deutlichen Sprache aller bürgerlichen Parteien auch unnötig ist.

Aber die Sozialdemokratie braucht ja nicht nur die Be stimmung ihres Verhältnisses zur Regierung, sondern auch die ihrer fünftigen Beziehungen zu den bürgerlichen Parteien. Und da ist es doch wohl nicht zweifelhaft, daß ein großer Teil der sozialdemokratischen Führer die Hoffnung hegt, den Burgfrieden, oder wie die Franzosen   so schön sagen, den Waffenstillstand der Klassen" in eine Blockpolitik ausmünden zu sehen. Dazu ist aber logischerweise notwendig, daß nicht etwa bei Abschluß des Krieges ein heftiger Zwiespalt zwischen der Sozialdemokratie und den bürgerlichen Parteien entstände. Die Politik der bürgerlichen Parteien und der hinter ihnen stehenden wirt­schaftlichen Organisationen, von denen sie abhängig sind, ist aber unzweideutig bestimmt. Diese Politik hat ihre Ent­scheidung unzweideutig gefällt und wartet nur auf die mili­tärische Sanktionierung. Es ist also wohl jetzt die Reihe an der Sozialdemokratie, ihre Politik danach zu orientieren. Sahen wir seit Beginn des Krieges manche Genossen die im­perialistischen Gedankengänge und ihre Konsequenzen akzeptieren, so sehen wir jetzt viele Genossen aus innerpolitischen Gründen sehr besorgt, zwischen der Sozialdemokratie und den anderen Parteien keine Gegensäge aufkommen zu lassen. Die tünftige Blodpolitik wirft ihre Schatten

boraus.

Wir bemerken daher seit einiger Zeit in der Partei eine Stampagne, um sie für die Annahme von Kriegszielen, wie sie den Wünschen der bürgerlichen Parteien entspricht, geistig vor­Der russische Generalstabsbericht. Nacht mit größerer Stärke, besonders um die Höhe 213, im zubereiten, eine Kampagne, geführt mit halben Worten und Gebiete Fontaine aur Charmes und bei Saint Hubert. West- mehrdeutigen Wendungen, wie sie jener, revisionistischen Ueber­Petersburg, 6. August.  ( W. T. B.) Der General- lich der Höhe 215 versuchten die Deutschen   aus ihren Schüßen- flugheit" entspricht, die dem Genossen Stolb in seiner Naivität stab des Generalissimus meldet: Zwischen Duena und Niemen feine merklichen Aenderungen. Am 5. 8. gräben vorzustoßen. Sie wurden durch unser Feuer sofort so unsympathisch ist, aber trotzdem ihren Anwendern stets treff­schlugen wir die Deutschen  , welche uns in der Gegend der angehalten. Auf den Maas   höhen im Bois du Haut griff liche Dienste geleistet hat. Man kann dabei nicht gerade be­Quellen des Biveffaflusses angegriffen hatten, siegreich zu- der Feind zweimal ohne Erfolg an. Die Angreifer wurden haupten, daß die Urheber dieses Feldzuges durchaus im rück. Am linken Narewufer dauerte der sehr hartnädige mit Handgranaten und durch unser Infanteriefeuer zurück- Sinne und nach dem Wortlaut der Beschlüsse der von ihnen Kampf auf den Straßen nach Rozan   und Ostrol en fa geworfen. In Lothringen   bombardierten die Deutschen   sonst als so maßgebend angesehenen Parteikörperschaften östlich von Ostrow in der Nacht zum 5. Auguſt und den die Nacht über das Dorf Embermenil und unsere Stellung handeln. Aber sie meinen offenbar, daß auf ihrer Seite nun ganzen folgenden Tag fort. Eine Reihe unserer energischen um Reillon. Zwei deutsche Flugzeuge warfen auf Fraise im einmal die größere Einsicht in die notwendigen Konsequenzen Gegenangriffe hielt den Feind auf einer ausgedehnten Front Meurthetale etwa zehn Bomben, welche zwei Frauen und einer Politik vorhanden ist, die vor allem ihrem Geiste ent­und in einer Entfernung von etwa 10 Werst von diesem einen Soldaten töteten. In den Vogesen   eine ruhige sprungen ist, und die größere Einsicht gibt ihnen auch größere Flusse auf. Wir haben mehrere hundert Gefangene gemacht. Rechte als gewöhnlichen Quertreibern". Und da von dem Der heftige Kampf und das Gewehrfeuer dauert fort. An Nacht. In den Dardanellen ist seit Beginn des August Worte Quertreiber" die Gedankenassoziation ungezwungen der mittleren Weichselfront ist es nach unserem Rückzug auf das rechte Ufer ruhig. Warschau   wurde fein bemerkenswerter Zwischenfall zu melden, nur aussehende zum Genossen Heine lenkt, so erinnern wir uns die scharfe Kritik, die gerade er an Der letzten geräumt, um der Stadt die Wirkungen einer Beschießung Artilleriekämpfe und große Tätigkeit der Flugzeuge. Aktion des Parteivorstandes geübt hat. Denn, Wenn zu ersparen. Die fruchtlosen Versuche des Feindes, die von Paris  , 7. August.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht ihm besetzte Gegend zu erweitern, dauerten nur in der Gegend von Freitag abend. Im Artois, zwischen Somme   abtut, so ist das die denkbar schärfste Verurteilung, die er den Aufruf des Vorstandes als eine schöne Geste" bon Maciebige fort. Zwischen Weichsel   und Bug waren die Kämpfe vom 5. August östlich der Straße Travniki und Dise und im Aisnetal Artilleriekämpfe. Im West- man einer doch nach reiflichen Ueberlegungen, schwieriger Be­Bladava überaus hartnädig: Der Feind hatte das Feuer teil der Argonnen   beschoß der Feind den ganzen Tag ratungen und langem Zögern erfolgten Handlung des Vor­seiner zahlreich herangeführten Artillerie dort konzentriert, unsere Schüßengräben sehr heftig mit Granaten aller Kaliber. standes aussprechen kann. Wichtiger aber noch sind die Mo­was unsere Truppen zwang, ein wenig nach Norden Unsere Artillerie und die Kampfwerkzeuge in unseren tive, die den Abgeordneten Heine zu seiner Stellungnahme zurückzuweichen. Am rechten Ufer des Bug Schüßengraben beantworteten diese Beschießung. Im Walde veranlassen. Er will von solchen Schritten der sozialdemo­und ander Zlota Lipa und am Dnjestr   keinerlei Aende- von Apremont lebhafte Kanonade. In den Vogesen tratischen Leitung deshalb nichts wissen, weil sie den Schein verlief der Tag ruhig.

rungen.

Der französische   Tagesbericht.

ant

erweckt, als ob zwischen der Sozialdemokratie und der Masse des deutschen   Volkes eine Kluft bestünde. Da Genosse Heine Paris, 7. August.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht Vernichtung eines italienischen Luftschiffes. die Stellung der übrigen Parteien ja sehr genau kennt, so kann Rom  , 7. August.  ( W. T. V.) Meldung der Agenzia diese Mahnung nur den Sinn haben, die Sozialdemokratie müſſe bon Freitag nachmittag. Im Artois Hand­Stefani. Vergangene Nacht warf unser Luftschiff, Volta" granatenfämpfe um Souchez beinahe während der ganzen Bomben auf Pola, wohin bereits verschiedene glückliche Streif- Ausdruck kommen zu lassen, sie müsse auch hier auf die Propagierung es vermeiden, die ihr eigenartige Stellung zu entsprechendem Nacht. Vor Neuville- Saintva ast wurde ein deut- züge unternommen worden waren. Aus Gründen, welche man scher Angriffsversuch leicht angehalten. In den Argon  - noch nicht feststellen konnte, fiel das Luftschiff ins Meer. Die ihrer abweichenden Meinung verzichten. Aber während Heine nen sette der Kamsf mit Bomben und Fröschen wieder ein, Besagung, welche aus drei Offizieren und 13 Mann bestand, ist nur den zeitweiligen Verzicht empfiehlt, da ihm die Lage welcher von Artillerieaktionen unterstützt wurde, während der wohlbehalten. Sie wurde gefangen genommen. Deutschlands   für solche Erörterungen noch zu ungewiß erscheint