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Hoffnungen, aber feine Gewißheiten, und inzwischen ver- Verlust der Citta di Jefi lautet: In der vergangenen Rede Delcassés deshalb Beifall gefunden habe, weil sie den ge= gehen die Monate, immer neue Opfer fallen in diesem Nacht hat eines unserer Luftschiffe über Pola, wo bereits mit heimen Wünschen und den eingestandenen oder fürchterlichsten aller Kriege, der nach Ansicht einiger Illu- gutem Erfolg wiederholt Luftangriffe ausgeführt worden find, nicht eingestandenen Revanchegelüften der Fran­sionisten den deutschen   Militarismus zerschmettern sollte, und Bomben geworfen. Aus Gründen, deren Feststellung nicht mög- 30fen entsprach. einstweilen nur die Wirkung hat, den Militarismus in allen lich war, fiel das Luftschiff ins Meer. Die Besatzung, die aus unserer Kriegsschiffe von 25 auf 20 Jahre einstimmig annahm, zog Als der Deutsche Reichstag die Herabsehung der Lebensdauer Ländern zu befestigen und zu stärken. Wer auf die Gunst drei Offizieren und drei Mann bestand, ist heil und gefangen ge- Greindl daraus den Schluß, daß das deutsche Volt den Ernst der der Zeit baut, scheint fast nicht weniger wundergläubig als nommen. Das genannte Luftschiff Citta di Jeft ist bekanntlich Feindseligkeit Englands einsehe und deshalb ohne Murren die die bigotten Damen der royalistischen Aristokratie, die auf zum Niedergehen gezwungen worden.- unwahr ist in dem Kosten dieser Reform auf sich genommen habe. Sein Mensch­neue Hilfsaktionen der Jungfrau von Orléans   hoffen. Mit amtlichen Berichte was übrigens in Italien   gar nicht schreibt er hat hier jemals den absurden und unausführbaren den Wirklichkeiten muß rechnen, wer nicht bittere Enttäu- feststellbar- daß dieses Luftschiff Bomben abge- Gedanken eines Angriffs gegen England gehegt, aber alle Welt be­schungen erleben will, und die Wirklichkeiten lassen für Spe- worfen hätte. Es ist, bevor es über den Hafen flog, nieder- fürchtet einen englischen Angriff". fulationen, die über die Verteidigung des französischen   Bo- geholt worden. dens hinausgehen, schwerlich noch einen Raum.

Der türkische   Krieg.

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Inzwischen machte das vertragswidrige Vorgehen Frankreichs  in Marokko   weitere Fortschritte. Baron Greindl durchschaut flar die Methode des französischen   Vorgehens. Aus Anlaß des Weiß­buches über Marokko   weist er darauf hin, in wie flagrantem Gegen­sah zu den humanitären Reden Frankreichs   im Haag das Bom­bardement einer offenen Stadt wie Casablanca stehe.

Die Unaufrichtigkeit der Politik Pichons verurteilt er bei dieser Gelegenheit mit folgenden Worten:

Vielleicht ist es schon dieser Erkenntnis zu verdanken, daß die Botschaft Poincarés zum Jahrestag des Kriegsbeginns bei der Aufzählung der Kriegsziele in einem Punkte Zurückhaltung übt. Sie vermeidet erfreulicherweise Die Kämpfe im Kaukasus  . die Phrase von der Zerschmetterung Deutschlands   und seines Petersburg, 8. August.  ( W. T. B.) Die gestrige Mit­Militarismus und unterscheidet sich dadurch zu ihrem Vorteilung vom Stabe der Kaukasusarmee besagt: Am tale Vorgehen nicht nur in Marokko  , sondern in der ganzen " Zweifellos mußte man in Paris   vorhersehen, daß dieses bru­teil von vielen anderen französischen   und belgischen Kund- 5. August in der Küstengegend Gewehr- und Geschüßfeuer. mohammedanischen Welt eine fremdenfeindliche und vor allem anti­gebungen, die wir in den letzten Monaten vernommen haben, In der Richtung Olth warfen wir alle hartnädigen Gegen- französische Bewegung hervorrufen werde, die den gewünschten Vor­nicht zum wenigsten auch von manchen Reden und Aufsäten angriffe der Türken, die durch heftiges Geschützfeuer unter eine vorübergehende bezeichnet, die man aber offenbar au einer wand zu einer Offupation liefern sollte, die man zwar offiziell als des Genossen Vandervelde  . Freilich enthält sie noch immer stüßt wurden, und behaupteten die den Türken abgenommenen dauernden zu machen gedenkt. Am Quai d'Orsay ist man eine Wendung, die allerlei nicht unbedenkliche Auslegungen Stellungen. Die Türken bauen eifrig Schützengräben. In zu der Politit Delcassés zurüdgekehrt, hat ihr zuläßt: sie spricht von dem vom Friedensvertrag zu erwar- Richtung Saryfamysch widerstanden wir den Gegenangriffen aber noch dazu den Mantel der Heuchelei umge­tenden Schutz gegen einen offensiven Rückstoß der germa- erfolgreich. In der Gegend des Mergemir- Passes dauern die hängt. Doch selbst den beginnt man abzulegen." nischen Offensive". Das ist unklar und vieldeutig, und wer kämpfe an; in der Richtung auf Alaschkert entwickelten sich In einem Bericht vom 13. Mai 1908 sagte er bezüglich der Ab­will, kann zu der Vermutung kommen, daß der Präsident der unsere Operationen erfolgreich; eine wichtige türkische gesandten Mulay Hafids, die damals in Berlin   zum großen Aerger französischen   Republik   den Anhängern einer Eroberungs- Stellung auf der Paßhöhe wurde durch einen Rückenangriff haben die Abgesandten erklärt, daß Mulay Hafid fein Reich allen der Pariser   Regierung eingetroffen waren: Gleich zu Anfang politik, womöglich sogar den Schwärmern für die Rhein  - mit dem Bajonett weggenommen. Wir machten viele Feinde Europäern öffnen werde, die alle gleiche Rechte hätten. Ich frage grenze gewisse rhetorische Zugeständisse habe machen wollen. Aber andererseits steht dieser Auslegung die Tatsache ent- nieder, machten Gefangene und eroberten Maschinengewehre mich, ob fie die europäische   Politif so wenig kennen, um nicht au und andere Waffen. gegen, daß das Staatsoberhaupt keine Proklamation erlassen wird, die das Kabinett nicht zuvor gebilligt hat, und daß in diesem Kabinett die Vertreter der sozialistischen   Partei sitzen, die jeden Landerwerb mit der bekannten Ausnahme- auf das entschiedenste ablehnen.

Aus belgischen Archiven.

Berlin  , 8. August.  ( W. T. B.) Die Norddeutsche allgemeine Beitung" fährt mit der Veröffentlichung von Aftenstücken aus belgischen Archiven fort. Sie schreibt: Im Jahre 1908 machte der Zusammenschluß Rußlands  , Eng­lands und Frankreichs   weitere Fortschritte. Schon im Laufe des März sprach die russische   Presse von der Unvermeidlichkeit eines Krieges mit Deutschland  , und es mehrten sich die Anzeichen, daß auf dem Balkan   ein Zusammengehen Desterreich- Ungarns mit Rußland   schwierig geworden sei. Ende Mai erfolgte der Besuch Bei des Präsidenten der Französischen Republik   in England. dieſer Gelegenheit trat im" Temps" Herr Tardieu für die Ein­führung der allgemeinen Wehrpflicht in England ein. Den Anlaß dazu hatten die von König und Präsidenten gesprochenen Toaste im Buckingham Palast   gegeben. Der König hatte von entente permanente", der Präsident von entente resserrée" gesprochen und die Forderung des Temps" machte den Eindruck, als werde von Frankreich   eine Bedingung für Verwirklichung dieser auf ein Bündnis hindeutenden Reden gestellt. Von epochemachender Be­deutung war der Besuch, den König Eduard am 9. Juni 1908 dem Zaren vor Reval   machte. Er bezweckte die Ausschaltung Dester­revolutionäre Erhebung in der Türkei   zur Folge.

Einen neuen Beweis für diese Stellungnahme der fran­ zösischen   Sozialisten erbrachte an demselben Tage, an dem Hervé mit dem russischen Barismus abrechnete, der Zeit­artikel der Humanité". Hier forderte Marcel Ca­ chin   noch einmal mit aller Klarheit, daß jeder Gedanke an Eroberungen zu verbannen sei. Der Geist der Republik  fann nach ihm nur lebendig bleiben, wenn Frankreich   sich auf einen reinen Verteidigungskrieg beschränkt. Es darf keine Unterwerfung, feine Unterdrückung, feine Rechtsverlegung wollen. Es muß sich auch heute noch von den großen Ideen der Konstituante von 1790 leiten lassen: Die französische  Nation lehnt es ab, einen Krieg in der Absicht auf Erobe­rungen zu unternehmen. Sie wird niemals ihre Kräfte ge­brauchen, um ein Volf seiner Freiheit zu berauben." Ge­wiß, auch Marcel Cachin   sieht die Rückgewinnung Elsaß­Rothringens nicht als Eroberung, nicht als Annexion an, aber es verdient bemerkt zu werden, mit welcher Deutlichkeit er das Schicksal dieser Provinzen von dem Willen ihrer Bereich- Ungarns aus den Baltanangelegenheiten und hatte die wohner abhängig macht. Wenn Elsaß- Lothringen  ," so sagt er, französisch werden will, so muß sich jeder vor seinem Willen beugen."

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Oesterreichische   Richtigstellungen.

Der Revolution der Jüngtürken folgte die Proklamierung Bulgariens   zum selbständigen Zartum, Desterreich- Ungarn vollzog die Annexion von Bosnien   und der Herzegowina, und damit trat plötzlich eine serbisch- österreichisch- ungarische Frage in den Vordergrund, in welcher die Ententemächte gegen Desterreich­Ungarn Partei nahmen. Schon damals schien eine Weltkrisis Wien  , 8. August.  ( W. T. B.) Das Kriegspresse faum zu vermeiden. Daß sie trotzdem vermieden wurde, lag an quartier meldet über die italienische amtliche Bedem entschlossenen Eintreten Deutschlands   für Cesterreich- Ungarn richterstattung: Der Monte dei sei Busi ist, seitdem und daran, daß Rußland   sich noch nicht start genug fühlte, die er am 26. Juli vorübergehend verloren ging, von uns wieder- Rolle zu übernehmen, die ihm zugedacht war. Im März 1909 gewonnen worden und ist fest im eigenen Besiß. Der italienische konnte die Gefahr als überwunden gelten. Bericht vom 27. Juli meldet wohl die Erstürmung des Monte dei sei Bust, die folgenden Berichte verschweigen aber den Verlust dieses Berges, ebenso die gänzliche Räumung des Monte San dieses Berges, ebenso die gänzliche Räumung des Monte San Michele, der zuletzt am 27. Juli vorübergehend in italienischen Händen war. In den Verlautbarungen des italienischen General­stabes vom 28. Juli bis 31. Juli werden diese Dertlichkeiten nicht genannt, in jener vom 1. August wird von den italienischen Stellungen in der Gegend des Monte dei sei Busi gesprochen. Die italienische Linie verläuft dort am Südwesthang, zum Teil auf nächste Entfernung vor den eigenen Stellungen.

Wien  , 8. August.  ( W. T. B.) Aus dem Kriegspreffequartier wird gemeldet: Die amtliche italienische   Meldung über den

Am 9. Februar 1909 tam zwischen Deutschland   und Frankreich  ein Abkommen über Marokko   zustande, in dem Deutschland   die besonderen politischen Interessen Frankreichs   anerkannte, während es andererseits die wirtschaftliche Betätigung Deutschlands   in Maroffo sicherstellen sollte.

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wissen, daß Frankreich   feine gleichen Rechte für alle will( wir haben das zu unserem Schaden bei der Ernennung des Direktors der öffentlichen Arbeiten erfahren) und befürchtet, daß das Land sich beruhigt, statt es zu wünschen, weil es ihm den Vorwand neh­men würde, den es sucht, um seine Eroberungspläne verwirklichen zu können."

Die Stellungnahme der deutschen   Politik diesem illohalen Vor­gehen Frankreichs   gegenüber fennzeichnet er unter Hinweis auf das " Das Weißbuch zeugt deutsche   Marokko  - Weißbuch folgendermaßen: von Anfang bis zu Ende von dem eifrigen Bestreben der Kaiser­lichen Regierung, den unwahrscheinlichsten Behauptungen des Herrn Pichon und des französischen   Botschafters in Berlin   Glauben zu schenken, um nicht die maroffanische Frage erneut anschneiden zu müssen."

Baron Greindl war in Beurteilung der Marokkopolitik Frank­ reichs   scharfsichtiger als sein Pariser   Kollege, der in seinem Bericht vom 19. Januar 1909 die Versicherung Herrn Pichons ernst nimmt, daß die Regierung weder ein Protektorat noch die Eroberung Maroffos wünsche( 1), sondern die Achtung vor den internationalen Vereinbarungen(!) und die Vorteile, auf die sie Frankreich   ein Recht gäben.

Ueber den Besuch des Präsidenten Fallières   in England und die Rede, mit der Sir E. Grey den bevorstehenden Besuch König Eduards in Rußland   als gänzlich unpolitisch darstellte, äußert sich Greindl am 30. Mai folgendermaßen:

Man mag es Allianz, Entente nennen, oder wie man will, die vom König von England persön lich eingeleitete Gruppierung der Mächte besteht, und wenn sie auch nicht eine direkte und baldige Kriegsgefahr für Deutschland   bedeutet( was zuviel gesagt wäre), so liegt in ihr nichtsdestoweniger eine Berringerung der Sicherheit.

Die herkömmlichen friedlichen Versicherungen, die zweifellos auch in Reval   wiederholt werden dürften, bedeuten recht wenig im Munde dreier Mächte, die eben erst, wie Rußland   und England, wenn auch mit verschiedenem Erfolg, nur in dem Bestreben, sich zu vergrößern, ja ohne plausiblen Vorwand, die Eroberungskriege in der Mandschurei   und in Transvaal   geführt haben, oder die wie Frankreich   gerade jetzt zur Eroberung Marokkos   schreiten unter Nichtachtung feierlicher Versprechungen und ohne anderen Rechtstitel als die Uebertragung der Rechte Englands, die dieses selbst nicht besaß. Es find dieselben Mächte, die im Verein mit den Vereinigten Staaten  , die kaum ihren Raubkrieg gegen Spanien   hinter jich haben, im Haag als Ultrapazifizisten aufge­Es ist überaus lehrreich, die Haltung zu verfolgen, welche die treten sind. belgischen Gesandten in dieser Zeit einhielten. Der Dreibund hat während 30 Jahren den Die Selbstverherrlichung Delcassés mit ihren verletzenden An- Weltfrieden gesichert, weil er unter Führung spielungen auf Deutschland  , die schon Baron Greindl treffend ge- Deutschlands   stand, das mit der politischen Gliederung würdigt hatte, veranlaßte Herrn Leghait in Paris  , die Frage auf- Guropas zufrieden war. Die neue Gruppierung bedroht zuwerfen, ob nicht die Neugruppierung der Mächte ihn, weil sie aus Mächten besteht, die eine Revi­das Ergebnis eines umfassenden Programma sion des status quo anstreben, und zwar in so hohem sei, das in London   wundervoll erdacht wurde. Grade, daß sie Gefühle jahrhundertelangen Hasses zum Schweigen Baron Greindl aber spricht sich am 29. Januar dahin aus, daß die gebracht haben, um diesen Wunsch verwirklichen zu können." mann aus dem Jahre 1776 entdeckt. Das Credo der vierten dieser| Hymne darin. Noch einmal wurde jedes Notenblatt des Schrankes Messen enthielt nun, so berichtet Hamma, die Melodie der erst umgedreht, jede Ecke des Chores durchstöbert, der Meßner über die 1792 auftauchenden Marseillaise  ". Da diese Messen auch im anderen Schränke gehört( die aber nur Gewänder enthielten) und Rouget de l'Isle   seine Melodie in der Kirche gelernt hatte. Auch lich zu den ältesten Leuten mit musikalischer Vergangenheit. Da unterstützten innere Gründe die von Hamma beigebrachten äußeren. ergab sich denn eine erbauliche Tatsache. Einmal nämlich liegt im Charakter der jungbürgerlichen Kirchen­musit durchaus eine tropige und zuversichtliche Stimmung, wie fie Sodann aber scheint tatsächlich dieses die Marseillaise   atmet. denn das war es zunächst ausschließlich manchmal Kriegslied in einer Weise gesungen worden zu sein, die an die kirchliche Her­kunft erinnern würde. Nicht nur deuten darauf die Berichte von Ohrenzeugen über das erste Auftauchen der Marseillaise   in den Theatern der Revolution, es hat auch Goethe seinen Eindruck von der Marseillaise   beim Abzug der französischen   Jäger aus Mainz  1793 folgendermaßen geschildert: Sie waren ganz still bis gegen uns herangezogen, als ihre Musik den Marseillaiser Marsch an­stimmte. Dieses revolutionäre Tedeum hat ohnehin etwas Trau­riges, Ahnungsvolles, wenn es auch noch so mutig vorgetragen wird; diesmal aber nahmen sie das Tempo ganz langsam, dem schlei­Es war ergreifend und chenden Schritt gemäß, den sie ritten. furchtbar und ein ernster Anblick als die Reitenden, lange, hagere Männer, von gewissen Jahren, die Miene gleichfalls jenen Tönen gemäß, heranrüdten."

Das Urbild der Marseillaise. lfaß aufgeführt zu werden pflegten, lag die Möglichkeit vor, daß dann eine Wanderung von Bontius zu Bilatus angetreten, näm­

Ueber die noch immer ungeklärte Frage nach dem Komponisten der Marseillaise   hat neuerdings im Berliner Tageblatt" eine Kontroverse zwischen mehreren Musikgelehrten stattgefunden. Alexander Moszkowski   wollte den Gesang der Revolution als deutsches Eigentum reklamieren; Edgar I stel tat diesen Ver­such mit Gründen ab, deren wesentlichsten zu widerlegen ich in der Lage bin. Iftel glaubt nicht einmal an die Gristenz eines deutschen   Kapellmeisters Holzmann und stützt sich in seinem Unglauben u. a. auch auf Ernst Pasqué  , von dem er direkt sagt: Auch Pasqué selbst konnte im Jahre 1886 zu Meersburg   nicht im mindesten etwas von dem myfhischen Holzmann in Erfahrung bringen." Desgleichen habe sich Wilhelm Tappert.   ein etwas merkwürdiger Kronzeuge ungläubig über den" fabelhaften Kom­ponisten Holzmann" geäußert. Tappert hat zu allem Ueberfluß noch mit Hamma( der jenen Holzmann erfunden haben soll! F.) torvespondiert und ihn dabei auf den verfänglichsten Widersprüchen ertappt." Worauf zu sagen ist, daß Herrn Tappert ähnliche Er­tappungen nicht erspart geblieben sind.

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Um es fura zu machen, so müssen die Pasqué und Tappert ihre etwaigen Nachforschungen in Meersburg   sehr leichtfertig an­gestellt haben, denn ich selbst habe im Chor der dortigen Kirche vor drei Jahren mindestens eine Notenbandschrift von besagtem Holzmann gesehen.

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Vor zwanzig Jahren andere sagen schon vor vierzig schaffte der Bischof von Konstanz   die Instrumentalmusik in seinen Kirchen ab, so daß seitdem mur noch zur Orgel gesungen wird. Diese Tat fand natürlich den zu erwartenden Widerhall bei den untergeordneten Instanzen. Die Instrumente, soweit sie Kirchen­eigentum waren, wurden bestenfalls in einen Schrank gestopft, die alten Noten aber als Wurstpapier versteigert. Einiges soll ein Tapezierer erstanden haben, und so fist das Urbild der Marseillaise  , wenn es nicht als Umhüllung von Schweinernem hat dienen müssen, vermutlich in irgendeinem Meersburger   Stübchen unter der geblümten Tapete, um eines Tages abzubrennen oder abgerissen und auf den Dünger geworfen zu werden.

Und wie hart waren wir am Erfolge vorbeigestreift! Einer unserer Gewährsmänner, bei dem wir schokoladekaufenderweise nach jenen alten Noten forschten, brachte ganz beiläufig vor, daß noch am Morgen jemand zu ihm gesagt, es sei bor längeren Jahren einmal ein Herr dagewesen, um das Urbild der Mar­ seillaise   in einer Messe von Holzmann zu suchen. Wir waren Ueber die Behauptung Hammas, jenes Credo sei das Urbild uns einig, dies müsse ein gutes Omen sein, und fuhren flugs mit der Marseillaise   gewesen, soll sich vor fünfzig Jahren eine lite- dem nächsten Dampfer nach Hagnau  . Denn hier, so hieß es, wäre rarische Kontroverse entsponnen haben. Ich nahm, Anfang August man wohl mit den alten Notenschätzen vorsichtiger umgegangen. 1912 aus der Schweiz   zurückkehrend, die Gelegenheit wahr, von Rücksprache mit dem Lehrer, Besteigen des Chores, leere Schränke. Aber reißen wir ein Tagebuchblatt heraus, das jene Ent- Konstanz nach dem gegenüberliegenden Meersburg   zu fahren und Sier gab es überhaupt nichts mehr. Inzwischen erschien der deckungsfahrt nach dem Urbild der Marseillaise   schildert. Voraus an Ort und Stelle nachzuforschen. Der Organist der Stadtkirche Geistliche und gab seine Einwilligung zur Durchforschung des ein paar Daten über das, was man von der Sache vorher wußte. gab uns seinen Sohn mit, und wir stiegen durch das wundervolle Turmes. Irgendwo sollte irgendeine Kiste mit irgendwelchen alte Nest hinauf zur Stadtkirche und auf den Chor. Zwei Schränke Papieren stehen. Der Turm, sehr ait und ein sogenannter Römer­Dann was man nicht wußte. Vor 70 Jahren lebte in Meersburg   am Bodensee   der Musiker öffneten sich. Der eine enthielt alte Musikinstrumente, die nicht turm, war ja recht interessant, aber von Papieren barg er teine Fridolin Hamma als Organist der Stadtkirche. Hamma nahm mehr gebraucht werden; und daß sie nicht mehr gebraucht werden, Spur. Allerdings war da eine verschlossene Tür, aber sei es, daß später am badischen Aufstand teil und führte in der Folge als war eben das Verhängnis, wie wir noch sehen sollten. Der andere der Schlüssel von den Römern nach der Erbauung des Turmes in politischer Flüchtling ein ziemlich bewegtes Leben. Seine Spur Schrank barg außer dem gegenwärtig gebrauchten Notenmaterial den Bodensee   geworfen wurde, sei es, daß der Priester ihn nicht verliert sich in Stuttgart  , wo er vor 30 Jahren das Zentral- Musik- auch ein paar Stöße alter Noten, teils gedruckter, teils handschrift- hergeben wollte, jedenfalls ließ er sagen, hinter dieser Tür sei Magazin" leitete. Seine zahlreichen Lieder, Operetten und Ballette licher. Wir machten uns darüber her, in nicht geringer Hoffnung nichts. Aber versäumt hatte ich sicher nichts, denn nun suchte ich sind vergessen, aber sein Name ist auf eine sonderbare Weise mit auf glückliche Lösung des alten Rätsels. Es waren wirklich fast noch ein Mitglied des einstigen Kirchenorchesters auf, und da hörte der Marseillaise   verknüpft. Im Jahre 1910 war es faft nur die lauter Meffen aus dem achtzehnten Jahrhundert, aber mit lauter ich, daß man in Hagnau   die alten Noten gar verbrannt hatte. Das Credo der fleinen Messe Nr. 4 von Holzmann ist in der Arbeiterpresse, die in Deutschland   den hundertundfünfzigsten Ge- gleichgültigen Namen. Nur einmal tauchte ein Hamma auf, und wahrhaftig! eine Missa solemnis von Holzmann. Diözese Konstanz   schwerlich noch irgendwo aufzutreiben. Vielleicht burtstag des Rouget de l'Isle   feierte, während des Schöpfers der dann Marseillaise   noch fünfzig Jahre vorher auch in den bürgerlichen Nun ist nämlich in der Tat an einigen neueren Stellen zu lesen, taucht es in einem anderen Winkel der Südwestecke doch noch ein­Jener Hamma be- jenes Credo gehöre einer Missa solemnis an, aber Hamma hat aus- mal auf. Es find ja immer nur die geistigen Waffen gewesen, die Organen mit Wärme gedacht worden war. richtete 1861 in der Gartenlaube" über seine Entdeckung des Ur- drücklich betont, daß es sich um missae breves" handle. Immer- der Deutsche   zum Befreiungskampfe der Menschheit geliefert hat, bildes der Marseillaise  . Als Organist der Stadtkirche in Meers- hin gingen wir die Partitur mit Andacht durch und setzten zu und es wäre ein kleiner Troft, wenn auch das revolutionäre Ried Rudolf Franz. burg   hatte er nämlich 1842 in der Kirchenmusiksammlung sechs mehrerer Sicherheit auch die Orgel in Betrieb, um das Credo aufs der Lieder, das heute längst zu uns zurückgekehrt ist, als altes Lateinische fleine Messen des pfälzischen Hoffapellmeisters Holz- peinlichste zu beflopfen. Aber es war fein Taft Marseillaiser deutsches Gut erwiesen würde,

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