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Nr. 219.- 32. Jahrg.

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,, Sozialdemokrat Beriin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morikplah, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 10. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplag, Nr. 151 90--151 97.

Erfolgreiche Verfolgungstämpfe an der Ost- und Südostfront.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 9. August 1915.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Mit Tagesanbruch entwickelte sich ein Gefecht bei Hooge   östlich von pern.

In den Argonnen scheiterten französische Vor­stöße.

Gestern wurde bei Dammerkirch   und am Schwarzen See, heute früh bei Ypern  , Gondregauge und bei Har­boney je ein französisches Flugzeug durch unsere Kampfflugzeuge abgeschossen. Die letzten beiden Flugzeuge gehörten einem Geschwader an, das vorher auf die offene, außerhalb des Operationsgebietes liegende Stadt Saarbrüden Bomben geworfen, natürlich keinerlei militärischen Schaden angerichtet, wohl aber 9 friedliche Bürger getötet, 26 schwer und eine größere Anzahl leicht verlekt hatte.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Die Angriffstruppen von Kowno   haben sich näher an die Festung herangeschoben. Es wurden 430 Russen ( darunter 3 Offiziere) gefangen genommen und 8 Ma­schinengewehre erbeutet.

Auch gegen die Nord- und Westfront, bon 2om za machten wir unter heftigen Kämpfen Fort­schritte. 3 Offiziere, 1400 Mann wurden zu Gefangenen gemacht, 7 Maschinengewehre und 1 Panzerauto eingebracht.

Südlich von Lomza   wurde die Straße nach Ostrow erreicht und die Straße Ostrow- Wysz­fow überschritten. Die an einigen Stellen noch zäh standhaltenden Russen wurden geworfen.

Nowo Georgiewsk wurde auch im Osten zwischen Narew   und Weichsel   abgeschlossen.

Gegenüber von Warschau   wurde Praga be­fett, unsere Truppen dringen weiter nach Osten vor. In Warschau   wurden einige tausend Ge. fangene gemacht.

Südöstlicher Kriegsschauplah.

Die Armee des General   obersten v. Bohrsch überschritt in der Verfolgung die Straße Garwolin­Ryki( nordöstlich von Jwangorod).

Der linke Flügel der Heeresgruppe des General­feldmarschalls v. Madensen drängte die Russen über den Wieprz zurüd. Mitte und rechter Flügel nähern sich der Linie Ostrow- Hansk- Uchrusk( am Bug). Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 9. Auguft.( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 9. August 1915, mittags.

Russischer Kriegsschauplas.

Der von der Weichselfront zurückgewichene Feind wird ver­folgt. Desterreichisch- ungarische und deutsche Streitkräfte haben schon gestern zwischen der Eisenbahn Jwan gorod- Lukow und dem Orte Garwolin   die große Straße Warschau­Lublin in östlicher Richtung überschritten. Das linke Wieprz­nfer und das rechte Weichselufer bei Jwangorod find vom Gegner gefäubert. Unsere Truppen überfekten den Wieprz gegen Nordosten und Norden. Die Ge­fechtsfelder von Lubartow   und Miechow wiesen alle Spuren einer eiligen Flucht des Feindes auf. Die Zahl der von der Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand   gemachten Gefan= genen erhöhte sich auf 8000. Zwischen Wieprz und Bug wird weiter gekämpft. Am Dniestr auf=" märts scieczko warfen unsere Truppen die Russen an mehreren Bunften, wobei über 1600 Mann gefangent und fünf Maschinengewehre erbeutet worden.

Italienischer Kriegsschauplak.

Gestern stand der Südteil des Plateaus von Doberdo  stellenweise unter heftigem Geschützfeuer. Unsere Artillerie antwortete mit Erfolg. Auch in der Gegend von Plava herrschte erhöhte Artillerietätigkeit. Ein Versuch schwächerer feindlicher Infanterie, in unsere Stellungen bei 3 agora einzubringen, mißlang. An der Kärntener Grenze griffen kleinere feindliche Abteilungen an mehreren Punkten erfolglos an. Vor unseren Stellungen auf dem Bladnerjoch ließ der Feind über 100 Tote zurüd. Im Tiroler Grenz= gebiet wies eine unserer Patrouillen auf der Cresta Bianca ( Cristallogebiet) eine feindliche Halbkompagnie ab und brachte ihr hierbei erhebliche Verluste bei, ohne selbst auch nur einen Mann zu verlieren. Westlich Daone, am Lavanech, fand in der Nacht zum 8. Auguft ein lebhaftes Feuergefecht statt, an dem jedoch unsererseits feine Truppen beteiligt waren.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Höfer, Feldmarschalleutnant.

Ein Jahr Kriegswirtschaft.

in

Kriege werden heute nicht nur mit Heeresmassen und Waffen, sondern nicht minder mit Geld und wirtschaftlichen Machtmitteln ausgefochten. So wichtig auch die militärische Ausrüstung, die Leistungsfähigkeit der Truppen und das Maß der Kriegskunst auf beiden Seiten sein mögen, hängt doch nicht von ihnen allein Verlauf und Endergebnis des Krieges ab; die wirtschaftliche Struktur und Kraft der mit­einander ringenden Völker, ihr Reichtum wie ihr Können und ihre wirtschaftliche Anpassungsfähigkeit bestimmen gleichem, wenn nicht noch in höherem Maße die schließliche Kampfentscheidung. Jeder Krieg zwischen modernen Kultur­staaten ist deshalb nach dem erreichten Stande der fapital. stischen Entwickelung zugleich notwendig ein Wirtschaftsfrieg, ein Kampf der Wirtschaftsfräfte gegeneinander. Das gilt ganz besonders vom jezigen Völkerfrieg, in dem Deutschland  mit dem verbündeten Desterreich- Ungarn   im Osten dem größten Agrarstaat der Welt, im Westen den entwickeltsten Industrie- und Handelsstaaten gegenübersteht.

Als der Krieg begann, konnten deshalb den, der unvor­eingenommen die beiderseitigen wirtschaftlichen Kräfte in Vergleich stellte und abmaß, bange Zweifel beschleichen, wie sich der beginnende Riesenkampf trotz der militärischen Rüstungsfertigkeit Deutschlands   gestalten werde. Wird Deutschland  , wird vor allem Desterreich- Ungarn die finan. ziellen Mittel zur Striegführung, die damals noch pro Tag bescheiden auf nur 30-35 Millionen Mark für Deutschland, 20-25 Millionen Kronen für Desterreich veranschlagt wurden, aufzubringen vermögen und wie lange? Birdb Deutschland, wenn England es durch seine übermächtige Flotte vom Weltverkehr abschneidet, sich die zur Fortsetzung seiner industriellen Tätigkeit nötigen Roh- und Hilfsstoffe ver schaffen können? Wird es, abgeschlossen von der fremden Zu­fuhr, selbst aus eigenem alle jene vielfachen Materialien her­stellen können, die der moderne Krieg erforderte? Und wenn das gelingen sollte, wird nicht die Abschneidung der Nah­rungsmittelzufuhr, zumal der Kampf gegen Rußland   auch die deutsche Ostgrenze der früheren Lebensmitteleinfuhr ver­schließt, bald Mangel und Hungersnot in den deutschen Lan­den, und zwar zunächst gerade in den Industriegegenden hervorrufen? Hatte doch in den vergangenen letzten Jahren Deutschland   durchweg ein Sechstel seines ganzen Nahrungs­mittelbedarfs aus dem Auslande bezogen: Getreide, Vich, Butter, Eier, Obst, Südfrüchte, Gemüse, Kolonialwaren usw.

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So stellte der Kriegsausbruch ganz neue Probleme. Würden sie gelöst werden? Das vor wenigen Tagen abge­laufene erste Kriegswirtschaftsjahr hat darauf die Antwort gegeben, und selbst, wer der Wirtschaftsgestaltung dieses Jahres fritisch gegenübersteht und die Mängel sieht, muß zu­gestehen, daß sich troß der von England über das Teutiche Reich verhängten Kontinentalsperre das Wirtschaftsleben Der russische Generalstabsbericht. bertrieben, außer auf einer Front von 30 Metern. In den viel besser gestaltet hat, als selbst die größten Optimisten on­Vogesen hatte ein von den Deutschen   am Ende des zunehmen wagten vornehmlich dank der deutschen   Technik Petersburg  , 9. Auguft.( W. T. B.) Der Genera Ift ab gestrigen Nachmittags unternommener Angriff den Charakter und der Anpassungsfähigkeit der deutschen   Betriebsleiter wie des Generalissimus teilt mit: In der Richtung Riga  bertrieben wir den Feind aus der Gegend zwischen der Düna   äußerster Heftigkeit. Er war gegen unsere Stellungen am der Arbeiter an völlig veränderte Produktions- udn Arbeits­und dem Unterlauf der Eckau. Auf den Wegen östlich von ingetopf und Schragmännle und am Joche, das bedingungen. Wie manche neue Erfindung wie beispiels­Poniwiez dauern die Stämpfe wie zuvor ohne wesentliche diese beiden Höhen trennt, gerichtet. Die Angreifer wurden weise die Gewinnung von Salpeter aus dem Stidstoff der Luft oder Ersetzung von bisher als unentbehrlich geltenden Veränderung an. Die am 6. August abgeschlagenen Angriffe des völlig zurückgeworfen. Sie erlitten schwere Verluste. Vor Rohstoffen durch Surrogate, hat nicht gerade der eiserne Feindes gegen Kowno   und Ossowiec sind am folgenden der Front einer einzigen Kompagnie blieben über hundert 3wang dieses Kriegsjahres hervorgerufen! Freilich war zur Zage nicht erneuert worden. Aus der Narewlinie richtet Deutsche   tot in den Drahthindernissen. Verwendung solcher Ersatzmaterialien und Aufrechterhaltung der Feind andauernd heftige Angriffe auf die ganze Front, Paris  , 9. Auguft.( W. T. B.) Amtlicher Bericht des Produktionsprozesses vielfach ein williges Umlernen und wobei die Hauptmasse des Feindes gegen den Abschnitt von gestern nacht. Auf dem Westteile der Front einige ein Umgestalten bisheriger Verfahrungsweisen nötig; aber Lvenja(?) Ostrow gerichtet ist. Auf dem rechten diese sogenannte Umscha Itung" der Industric ist, wenn Ufer der mittleren Weichsel   verlief der 7. August ohne er Artillerieaktionen in Belgien   im Abschnitt Steenstraate­hebliche Kämpfe. Links der Wieprz hartnäckige Nachhut- Het Sas, im Artois   auf der Front von Santerre und im auch häufig nicht ohne starken Verschleiß der angewandten Maschinerien, in hohent Grade gelungen. Heute sehen wir, fämpfe. Bei den Gegenangriffen machten wir einige hundert Aisnetal, wo Soissons   bombardiert wurde. In den Ar­daß Nähmaschinenfabriken Schrapnells  , Klavierfabriken Gefangene. Zwischen Wieprz und Bug feine gonnen meldet man nur Kämpfe mit Bomben und Patronenhülsen, Seidenfabriken Verbandstoffe, Cantt­wesentliche Veränderung. Links des Bug zwischen den Handgranaten von Schüßengräben zu Schüßengräben. In fabriken Zeltbahnhoffe, Fahrradfabriken Feldbettstellen fabri­Flüssen Turjia und Lug drückten wir mit Erfolg auf die Woevre scharfe Artillerietätigkeit besonders im Gebiete von zieren usw. breite Front der feindlichen Vorhuten. Am oberen Bug, an Slota- Lipa und Dnjestr   stellenweise aussegendes Artillerie- liren und im Gebiete des Priesterwaldes. In den Vo. gesen griffen die Deutschen   abends wieder unsere Stel­feuer. lungen am Lingekopf an. Sie wurden vollständig zurück­geworfen. Der Hilsenfirst wurde vom Feinde start bom­

bardiert.

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In den ersten Wochen nach dem Kriegsausbruch sah es allerdings schlimm aus: die Herausziehung von Millionen fräftiger Männer aus ihren Arbeitsstätten, die Sperrung der Der französische   Tagesbericht. Eisenbahnen für den privaten Frachtverkehr, der Stillstand der Schiffahrt, der plötzliche Abbruch so mancher Handelsber­Paris, 9. Auguft.( W. T. B.) Amtlicher Bericht bindungen mit dem Auslande, dazu die Unsicherheit der näch ften Zukunft führte in vielen Industriezweigen eine völlige bon gestern nachmittag. Jm Artois Handgranaten­Ein englischer Hilfskreuzer torpediert. Geschäftsstockung herbei. Und in ihrem Gefolge tauchte das tämpfe um ou chez. In den Argonnen gelang es den Kopenhagen  , 9. August.  ( W. T. B.) Das Rigausche Bureau Gespenst zunehmender Arbeitslosigkeit auf. Aber noch und Deutschen  , am Abend des 7. August in eine unserer vor­springenden Feldschanzen im Westteile des Waldes nördlich Fon- meldet aus Kristiania  : Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge nach glätteten sich die Wogen. Die Betriebe richteten sich auf wurde gestern abend der englische   Hilfstreuzer India", die veränderten Verhältnisse, so gut es gehen wollte, ein; die taine Houvette einzubringen. Sie wurden durch einen Gegen- 7900 Tonnen, nördlich von Bodoe beim Einlaufen in den Bestfjord Eisenbahnen stellten sich wieder in den Dienst des Waren angriff verjagt und konnten sich nur im Horchposten vor unserer torpediert. Der schwedische Dampfer Goeftaland" ging mit transports, der Geschäftsverkehr erholte sich. Am besten ersten Linie behaupten. In der Nacht griff der Feind unsere 80 Mann der Besayung nach Narvit ab. Etwa 72 Mann wurden fommt diese Wandlung in der Arbeitslosenziffer zum Aus­Stellungen im Abschnitte La Fille Morte an. Er faßte in auf Helligvaert gelandet. Die Militärbehörden haben die nötigen druck. Unmittelbar nach Kriegsbeginn betrug bei den deut­einem unserer Schüßengräben Fuß. wurde aber sofort daraus Maßnahmen getroffen. schen Fachverbänden die Arbeitslosigkeit fast 221 Proz, uns