Nr.223.- 32. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Amt Morizplas, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 14. August 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplas, Nr. 151 90-151 97.
Fortjeßung der Berfolgungstämpfe großen Stils.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 13. August 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
In den Argonnen wurden mehrere französische Angriffe auf das von uns genommene Martinswert abgeschlagen.
Bei Zeebrügge wurde ein englisches Wasserflugzeug heruntergeschossen; der Führer ist gefangen geBei Rougemont und Sentheim( nordöstlich von Belfort ) zwangen unsere Flieger je ein feindliches Flugzeug zur Landung.
nommen.
Deftlicher Kriegsschauplak.
Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls v. Hindenburg . Die Angriffstruppen gegen Kowno machten Fortschritte.
Am Dawina- Abschnitt wiederholten die Russen ihre Angriffe ohne jeden Erfolg.
Zwischen Narew und Bug ging es weiter vorwärts, obgleich der Gegner immer neue Kräfte an diese Front heranführt und sein Widerstand von Abschnitt zu Abschnitt gebrochen werden muß.
Die Armee des Generals v. Schols machte gestern 900 Gefangene und erbeutete 3 Geschüße und 2 Maschinengewehre.
Bei der Armee des Generals v. Gall wit wurden seit dem 10. August 6550 Russen, darunter 18 Offiziere, gefangen genommen und 9 Maschinengewehre und ein Pionierdepot erbeutet.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.
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Unsere in Gewaltmärschen verfolgenden Truppen haben kämpfend die Gegend von Sokolow und nachdem die Stadt Siedlce gestern genommen war- den Liwiec Abschnitt( südlich von Mordy) erreicht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls v. Mackenfen. Die verbündeten Truppen sind auf der ganzen Front in voller Verfolgung.
Bei der Vorbewegung stoßen die deutschen Marschsäulen auf allen Straßen auf die zurückströmende arme polnische Landbevölkerung, die von den Ruffen, als sie den Rückzug antraten, mitgeführt worden war, jest aber, da sie den recht eiligen russischen Truppenbewegungen natürlich nicht mehr folgen kann, im tiefsten Elend freigegeben ist.
Oberste Heeresleitung.
Neue Zeppelin- Angriffe.
Amtlich. Berlin , 13. August 1915.( W. Z. B.) Unsere Marineluftschiffe haben in der Nacht vom 12. zum 13. August ihren Angriff auf die englische Ostküste erneuert und hierbei die militärischen Anlagen in Har wich mit gutem Erfolg beworfen. Trop starker Beschiekung durch die Befestigungen sind sie unbeschädigt zurückgekehrt.
Der stellvertretende Chef des Admiralstabes der Marine. gez. Behncke.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 13. Auguft.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 13. August 1915.
Russischer Kriegsschauplas.
In Oft galizien und im Raume von WladimirWolynskij ist die Lage unverändert. Westlich des Bug segen unsere Armeen die Verfolgung des schrittweise zurückweichenden Gegners fort. Die nördlich des unteren Wieprz vordringenden österreichisch - ungarischen Truppen find bis Radzyn gelangt. Unsere Verbündeten nähern sich Wlodawa .
Italienischer Kriegsschauplah.
An der Küstenländischen Front unternahm der Feind gestern und in der vergangenen Nacht wieder Annäherungsversuche, die jedoch schon durch das Feuer unserer Artillerie abgewiesen wurden. Ein italienisches Lager bei Cormons wurde mit Erfolg beschossen. Im Kärntner Grenzgebiete ist die Lage unverändert. An der Tiroler Grenze wurde südlich Schluderbach gekämpft. Der feindliche Angriff war auch hier vergebens: die Verteidiger blieben im vollen Befihe aller ihrer Stellungen. Die zurückgehenden Italiener wurden von ihrer eigenen Artillerie beschoffen. Im Etschtale vertrieb einer unserer Panzerzüge die feindlichen Feldwachen aus den Ortschaften Serravallo und Chizzola. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Höfer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See. Unterfeeboot 12" ist von einer Kreuzung in der Nordadria nicht zurückgekehrt. Laut amtlicher italienischer Meldung wurde es mit der ganzen Bemannung bersentt Am 10. d. M. zu Mittag ist ein feindliches Untersee= boot im Golf von Triest durch eine Mine vernichtet wor= den. Von der Besagung konnte niemand gerettet werden. Am felben Tage und am darauffolgenden belegten unsere See= flugzeuge die vom Feinde besezte Insel Belagosa mit Bomben und erzielten mehrere wirksame Treffer am Leuchthaus, an der Radiostation, an einem Wohngebäude im aufge= stapelten Material und in der Abwehrmannschaft. Ein feuerndes Geschüß mittleren Kalibers wurde voll getroffen, Die ein Maschinengewehr demontiert, ein Tender versenkt. Flugzeuge find tros heftiger Beschießung wohlbehalten einFlottenkommando. gerüdt.
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Gegen den Lebensmittelwucher.
,, Nun ist bei den Kaufleuten eine große Klage über die Edelleut oder Räuber, wie sie mit großer Gefahr müssen handeln, und werden drüber gefangen, geschlagen, geschaht und beraubt. Wenn sie solches um der Gerechtigkeit willen Aber Titten, so wären freilich die Staufleut heilige Leut. weil solch groß Unrecht und unchristliche Dieberei und Räuberei über die ganze Welt durch die Kaufleut, auch selbst untereinander, geschicht, was ist Wunder, ob Gott schafft, daß solch groß Gut, mit Unrecht gewonnen, wiederum verloren oder geraubt wird, und sie selbst dazu über die Köpfe geschlagen oder gehangen werden?... Also stäubt Gott einen Buben mit dem andern, ohne daß er dadurch zu verstehen gibt, daß Reuter geringere Räuber sind denn die Kaufleut, fintemalen die Kaufleut täglich die ganze Welt rauben, wo ein Reuter im Jahr einmal oder zwei, einen oder zween beraubt..." Doch wir müssen wohl abbrechen, denn was der brave Martin Luther weiterhin in seinen Büchern vom Kaufhandel und Wucher" Anno 1527 den Fürsten und Ratsherren geigt, das dürfte in der Zeit des Burgfriedens zarten Ohren gar zu derb flingen. Heutzutage wird die aus gleichende Gerechtigkeit auch nicht mehr durch die„ Edelleut" und Reuter" geübt, nur das hat sich nicht geändert, daß die Welt ausgeraubt wird, von denen, die die Gelegenheit wahrzunehmen wissen.
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Zu dem unheimlichen Fleisch- und Kartoffelwucher gesellt sich jezt der Milch, der Gemüse- und Obstwucher. Daß er besteht, das haben die Behörden vielfach anerkannt und selbst die Pastoren beschließen, an das„ christliche Gewissen" zu appellieren.( Wir empfehlen ihnen daher die Schriften Luthers und wünschen Erfolg!) Nur, schnurrig, wie Professoren nun einmal sind, findet sich einer aus dieser Zunft, der es wieder einmal besser weiß. In der Kriegstost bezeichnet es nämlich Herr Karl Oppenheimer , Professor der Physiologie( nicht zu verwechseln mit seinem Bruder Franz, dem bekannten Nationalökonomen!), als„ gefährliches Geschwäß, wenn auch die beste Presse" gegen den Lebensmittelwucher eifert. Der Herr mag ja in seinem aber Fache tüchtig sein, er hat in früheren Artikeln, in denen er Ratschläge er Ratschläge in bezug auf die Ernährung erteilte, bewiesen, daß von den Verhältnissen in den Haushalten der Arbeiter keine Ahnung hat. Wenn er jekt über die Preisgestaltung zu urteilen sich herausnimit anderen Leuten gefährliches Geschwäg" vorwirft, so muß sich die Presse das sehr energisch verbitten und an das alte gute Wort vom Schuster und dem Leisten erinnern, außerdem aber im Namen des Burgfriedens um etwas mehr Höflichkeit bitten. Vielleicht läßt sich der Herr Professor von seinem Bruder ein Privatissimum über die elementarsten Dinge der Nationalökonomie halten, ehe er weiter die Deffentlichkeit belästigt. Wir erwähnen seinen Artikel nur deshalb, weil er typisch ist für die banausenhafte Auffassung der Frage auch bei gebildeten Leuten. Da hat man etwas aufgeschnappt von Angebot und Nachfrage, die die Preise regulieren, von den gesteigerten Produktionskosten, die eine Steigerung der Preise bedingen, und mit solchen gemeinplägigsten Gemeinplägen wird dann alles abgetan.
Angebot und Nachfrage regeln den Preis allerdings, aber den unter schweren Verlusten für den Feind abgeschlagen; der Wiz ist halt, daß das Angebot in der heutigen Wirtschaft diese Verluste sind besonders ernst östlich von Ostrow, wo die schon längst durch Organisationen der Produzenten und der Händler geregelt wird, die dann die Preise monopolistisch festPetersburg, 13. August. ( W. T. B.) Der Generalstab deutschen Leichen vor unseren Stellungen ungeheuere Haufen sezen. Das gilt ganz besonders für die Versorgung der Großdes Generalissimus teilt mit: In der Gegend von Riga bilden. Vom Bug und der glota- Lipa ist keine städte mit Lebensmitteln: Fleisch, Milch, Butter, Gemüse, wiesen wir am Morgen des 11. August Versuche der Deutschen , wesentliche Aenderung zu melden. Am Dnjestr in der Obst, alles geht durch die Hände von Großhändlern, die unsere Vorposten über den Haufen zu. rennen, ab. In der Gegend der Mündung der Strypa hielten wir einen feind- Ringe" bilden; diese Händlerringe haben es schon in Richtung Jacobstadt- Dünaburg setzten unsere lichen Versuch zur Offensive überzugehen, an. Um 10. b. M. normalen Zeiten in der Hand die Preise zu treiben, jetzt aber, Truppen am 10. und 11. d. Mts. ihr Vorrücken mit Erfolg näherte sich der Feind mit großen Streitkräften wo die Ware knapp ist, haben sie um so leichteres Spiel. fort, wobei sie dem Feinde auf den Fersen folgten. In der gleichzeitig dem Eingang in den Meerbusen von Riga Die Produzenten sind in den letzten Jahren auch nicht faul Gegend nördlich von Wilkomir besetzten wir nach Stampf und den Aalandinseln und bombardierte die Leucht- gewesen und haben sich ebenfalls organisiert. So wird vielfach die Versorgung der Städte mit Milch beherrscht von Kowarst und Towjany und machten Gefangene. Bei Kowno türme. Nach einer Beschießung durch unsere Kriegsschiffe und einer Organisation der Landwirte der nächsten Umgebung, die meisen wir andauernd die Angriffe der Deutschen Batterien suchte der Feind schnell wieder das offene Meer auf. teine Konkurrenz zu befürchten haben, weil die Herbeiauf der Front westlich des Njemen bis zur Hessia schaffung aus größerer Entfernung zu kostspielig zurück. Dem Feinde gelang es nur, einige Erfolge beim wird. Ueber diese Ringbildung besteht eine ganze Literatur und im übrigen pfeifen es die Spaßen von den Dächern, daß der Viehhandel Berlins seit Jahr und Tag von dem Dußend Kommissionären beherrscht wird, daß in Markthallen die Händlerringe die Preise diftieren; die Kleinhändler sind vollständig von ihnen abhängig.
tampf stattfand. Auf der Front zwischen dem Narew und dem Bug setzten die Deutschen ihre hartnäckigen An
durch ein
Dorfe Gadlowo zu erringen, wo ein erbitterter Artillerie- Versenkung eines Fahrzeugs deutsches Flugzeug. griffe fort, besonders auf den Straßen von Lomza und Amsterdam , 13. August. ( W. T. B.) Das„ Handelsblad" meldet Sniadowo nach Kossow. Weiter südlich auf beiden aus Hoek van Holland : Nach einer Mitteilung eines Schiffers der Seiten der Eisenbahn Tschischew- Malkin gingen unsere englischen Schmad, Sumfries" aus Grimsby fischte das Schiff Truppen am Nachmittag des 11. zum Gegenangriff über. gestern früh bei dem Leuchtschiff Leemann, als ein deutsches Auf den Straßen an der mittleren Weichsel sind keine be- Flugzeug der Besatzung befahl, von Bord zu gehen. es an der Zufuhr billiger Futtermittel fehlt. Das bedeutet, deutenden Veränderungen eingetreten. Auf der Front zwischen Dann wurden zwei Bomben geworfen, die das Schiff zer Wieprz und Bug unternahm der Feind am 11. August eine Reihe störten. Nachdem die Besatzung fünf Stunden im Boot umhererbitterter Angriffe in der Richtung Barczew und auf den beiden getrieben war, wurde sie von Sch. 321 aufgenommen und in Blaar Chausseen nach Cholm und Wlodawa : sämtliche Angriffe wur- dingen gelandet.
Nun wird behauptet, die Preise steigen, weil die Produktionskosten steigen. Das ist nur sehr bedingt richtig. In der Landwirtschaft sind die Verhältnisse dahin geändert, daß daß Deutschland weniger Vieh halten kann, und daß die Sosten der Produktion von Fleisch und Milch etwas höher geworden sind. Die Produktion der Erzeugnisse, die der heiImische Boden hervorbringt, ist aber nicht teuerer geworden.