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Nr. 231.

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Berliner Volksblatt.

32. Jahrgang.

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Telegramm Adresse:

,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 22. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.

Kriegserklärung Italiens   an die Türkei  .

Konstantinopel  , 20. August.  ( W. T. B.) Der italienische   Botschafter Marquis Garroni hat heute der Pforte eine Note überreicht, worin erklärt wird, daß Italien   sich als mit der Türkei   im Kriegszustand befindlich betrachte.

Rumänien   im Weltkrieg.

Es gärt und kriselt auf dem Balkan  . Niemals waren vielleicht die Verhältnisse der Balkanstaaten zueinander un­

Zugleich hat der Botschafter seine Pässe verlangt. Als Gründe für Italien   durchsichtiger, verzwvidter und in sich verschlungener als jetzt.

Kriegserklärung werden angegeben: Die Unterstütung des Aufstandes in Libyen   durch die Türkei   und die Verhinderung der in Syrien   ansässigen Italiener an der Abreise.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 21. August 1915.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah. Keine besonderen Ereignisse. ma

Deftlicher Kriegsschauplak.

Heeresgruppe des Generalfeldmarichalis v. Hindenburg  . Bei den Kämpfen östlich von Kowno   wurden 450 Ge­fangene gemacht und 5 Geschüße erbeutet.

Südlich von Kowno   gab der Gegner auch seine Stellung an der Jesia auf und wich nach Osten zurück. Bei Gudele und Sejny   wurden russische Stellungen erstürmt.

In den Kämpfen westlich von Tykocin   verloren die Russen 610 Gefangene( darunter 5 Offiziere) und 4 Ma­sahinengewehre.

Die Armee des Generals v. Gallwiz nahm Bielsk  und warf südlich davon die Russen über die Biala. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Erneuter feindlicher Widerstand wurde gestern abend und während der Nacht gebrochen. Der Gegner ist seit heute früh im weiteren Rückzuge. Es wurden über 1000 Gefangene gemacht.

Feeresgruppe des Generalfeldmarshalls v. Mackenfen. Nachdem der linke Flügel über den Koterka- Abschnitt und den Bug an der Pulwa- Einmündung vorgedrungen war, setzte der Feind auch auf dieser Front den Rückzug fort.

Vor Brest  - Litewsk und östlich von Włodawa   wurden weitere Fortschritte gemacht.

Oberste Heeresleitung.

Meldung des Momiralstabes der Marine.

Amtlich. Berlin  , den 21. August 1913.( W. T. B.) Unsere Seestreitkräfte in der Ostsee sind in den Rigaischen Meerbusen eingedrun gen, nachdem sie sich durch zahlreiche geschickt gelegte Minenfelder und Netsperren unter mehrtägigen schwie­rigen Räumungsarbeiten Fahrstraßen gebahnt hatten. Bei den sich hierbei entwickelnden Vorpostengefechten wurde ein russisches Torpedo boot der Emir Bucharskii- Klasse vernichtet. Andere Tor­pedobovte, darunter Novik", und ein größeres Schiff wurden schwer beschädigt.

" 1

Beim Rückzug der Russen am Abend des 19. August in den Moonsund wurden die russischen Kanonen­boote Ssiwutsch" und Korejet" nach tapfe­rem Kampfe durch Artilleriefener und Torpedoboots­angriffe versenkt. Vierzig Mann der Besaßungen, darunter zwei Offiziere, fonnten, teilweise schwerver­wundet, durch unsere Torpedoboote gerettet werden.

Abreise des italienischen Botschafters aus Konstantinopel  .

Konstantinopel  , 21. August.  ( W. T. B.) Der italienische Botschafter Garroni ist am Nachmittag mit dem Personal der Botschaft abgereist. Der Schutz der italienischen Unter­tanen ist den Bereinigten Staaten übertragen worden. Ein Sekretär und zwei Dragomane sind in der Botschaft zurück­geblieben.

Drei unserer Torpedo boote wurden durch Minen beschädigt. Von ihnen ist ein Bootge­sunken, eins konnte auf Strand gesezt, eins in den Hafen gebracht werden. Unsere Verluste an Menschen­leben find gering.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes der Marine. gez. Behncke.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 21. August.  ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 21. August 1915, mittags:

Russischer Kriegsschauplas.

Der Feind leistete gestern an der unteren Bulwa und westlich Wisoko- Litowsk erneuert heftigen Widerstand gegen die nachbrängenden österreichisch  - ungarischen Truppen. Er ließ es an vielen Stellen auf den Bajonettsturm ankommen; so bei der Verteidigung des an der Straße nach Wisoko- Litowsk gelegenen Dorfes Tokary, das nach heftigem Ringen genommen wurde, und im Kampf um einen Stützpunkt bei Klukowiczy, dessen sich siebenbürgische Infanterie um Mitternacht bemäch­tigte. Mehrfach durchbrochen und durch deutsche Truppen auch bei Tymianka geworfen, räumten die Russen heute früh die Bulwaftellung und weichen gegen den Lesnia- Abschnitt zurüd. Vor Brest Litowsk   zegen wir den Einschließungsring abermals enger. Während die Verbündeten an die Krzna= Mündung vordrangen, warf Feldmarschalleutnant v. Arz den Feind beiderseits der von Biala heranführenden Straße gegen den Gürtel zurück. Unsere brückenkopfartige Stellung nördlich Wladimir- Wolynskij wurde erweitert, wobei unsere Truppen stärkere feindliche Abteilungen aus dem Feld schlugen. In Ostgalizien   blieb die Lage unverändert.

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Italienischer Kriegsschauplatz.

In Tirol standen ein Teil unserer Tonalestellung und die Werke auf den Hochflächen von Lavarone und Folgaria auch gestern unter schwerem Dauerfeuer. Ein italienisches Infanterieregiment, verstärkt durch Bersaglieri  , griff den Monte Coston zweimal vergeblich an. Ebenso wurde im Ges biete von Schluderbach der Versuch einer Alpini- Abteilung, auf die Forame- Schächte vorzubringen, abgewiesen. Im Kärnt= ner Grenzgebiete dauern die gewohnten Geschühkämpfe ført.

Die wiederholten Vorstöße starker italienischer Kräfte gegen den küstenländischen Abschnitt Flitsch- Tolmein blieben wieder ohne Erfolg. Ein Angriff auf unsere Vorstellung am Vrsic  scheiterte an dem unerschütterlichen Ausharren der braven St. Pöltner Landwehr und unserer Batterien. Vor dem Mrzli­Vrh verlør der Feind mindestens acht hundert Mann. Der Brückenkopf von Tolmein stand bis heute Mitternacht unter sehr heftigem Geschüßfeuer, worauf dann bei Kozarsce vier, gegen die Höhen südlich dieses Ortes drei gegnerische Vor­stöße folgten, die sämtlich an der zähen Tapferkeit unserer Truppen zerschellten. Auch gegen unsere Stellungen am Rande der Hochfläche von Deber do unternahmen die Italiener einen vereinzelten ergebnislofen Vorstoß. Sonst dauert dort und beim Görzer Brückenkopf der Artilleriekampf fort.

Eines unserer Flugzeuggefchwaber belegte Udine  mit Bomben und Brandpfeilen; sämtliche Flugzeuge kehrten wohlbehalten heim.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Höfer, Feldmarschalleutnant. brangen  

in den Rigaischen Meerbusen ein. Der Kampf zwischen unseren und den feindlichen Schiffen dauert fort.

Mit allen Künsten einer skrupellosen Diplomatie arbeitet der Vierverband, um durch Drohungen und Pressionen die Gegensätze zwischen den Balkanmächten niederzuhalten und sie durch Vorspiegelung lockender Zukunftsbilder zum gemein­samen Vorstoß gegen die Türkei   und Desterreich- Ungarn zu bewegen. Und sicherlich alle diese Staaten möchten gar gerne den Kampf des Vierverbandes gegen die Zentralmächte als günstige Gelegenheit benutzen, um sich unter Beiseiteschiebung aller früher von ihnen verfochtenen schönen Nationalitäts­ideen neue Gebiete anzugliedern; aber seit die Heere der ver­bündeten Zentralmächte weiter und weiter in Polen   und Rußland   vordringen, ist es ihnen zweifelhaft geworden, welche militärische Mächtegruppe siegen wird, die Zentral­mächte oder die englisch  - russisch  - französische Koalition. Dazu kommt, daß die Aufnahme Italiens   in dieses Bündnis durch den Plan Serbiens  , sich einen breiten Zugang zum Adriati­schen Meer zu sichern, wie andererseits durch die Ansprüche Griechenlands   auf Nordepirus mit der Bucht von Valona  einen dicken Strich gemacht hat.

Welche Gruppe der kriegführenden Großmächte hat die größten Gewinnchancen, welcher schließt man sich daher am besten an und wie vollzieht man diesen Anschluß, damit man unter möglichst geringer Einsegung eigener Kräfte schließlich möglichst große Vorteile aus dem Machtkampf herausholt? Das sind die Fragen, die die Staatsmänner" Griechenlands  wie Bulgariens   und Rumäniens   beschäftigen, wenn sich ihnen auch je nach der geographischen, politischen und wirtschaft­lichen Lage ihres Landes diese Fragen in verschiedener Form darstellen. Keiner dieser Staaten möchte den günstigen An­schluß an eine der beiden Gruppen verpassen, um bei der er­hofften Gebietsverteilung nicht zu kurz zu kommen; feiner möchte aber auch vorschnell handeln und vielleicht in der Uebereilung auf das verkehrte Pferd sehen, zumal er nicht weiß, ob nicht dann, wenn er sich auf die eine Seite schlägt, sein Nachbarstaat sich mit der anderen Seite verbündet und ihm möglicherweise in den Rücken fällt.

Dieses Aeugeln nach allen Seiten zur Erwischung des richtigen Augenblicks gibt der offiziellen Politik sämtlicher Balkanstaaten eine Unentschiedenheit und Unbestimmtheit, eine anscheinende Launenhaftigkeit, die geradezu zum Spott herausfordert, in der wechselvollen historischen Entwickelung der verschiedenen bunten Balfanfragen während der letzten Jahrzehnte aber ihre Erklärung findet. Je nach der Ge­staltung der Dardanellentämpfe, den einlaufenden Berichten von den östlichen und westlichen Kriegsschauplägen, den Ver­heißungen und Drohungen dreht sich die Wetterfahne der offiziellen Politik.

Vor allem gilt das von Rumänien  , dessen liberales Ministerium Bratianu   geradezu Erstaunliches auf dem Ge­biet der höheren politischen Equilebristik leistet- vielleicht weil dieses Land trop des äußerlichen kulturellen Firnisses in politischer Hinsicht, das heißt was die politische Durch­bildung seiner Bevölkerung anbetrifft, den anderen Balkan­staaten beträchtlich nachsteht. Die Arbeiterschaft, die große Masse der Klein- und Mittelbauern( die mittelbäuerliche Schicht ist übrigens im ganzen gering und hat nur in der Dobrudscha   einige Bedeutung) wie auch jene Bevölkerungs­schicht, die wir als kleinerer Mittelstand bezeichnen, hat so gut wie gar keinen Einfluß auf die Politik, vor allem nicht auf die Auslandspolitik Rumäniens  , das noch immer fast reiner Agrarstaat ist und dessen landwirtschaftliche Verhältnisse, wenngleich 1864 die Leibeigenschaft abgeschafft worden ist, einen halbfeudalen Charakter tragen.

Die politische Macht im Staate befißen die Großgrund­besizer nebst Großpächtern, die Großhändler und die so­genannten Intellektuellen der wenigen größeren Städte, vor­nehmlich Bukarests: ein im Verhältnis zum Bedarf des Bandes an Intelligenz" ziemlich zahlreiches Element, das, da es keine ausreichende Anstellung und Beschäftigung findet, zum Teil eine Schmarokereristenz führt, auf die Regierungs­politik aber im ganzen einen fast noch größeren Einfluß be­sigt als die Großgrundbesizerkaste, das Bojarentum, da es in der Hauptsache die Presse, das Gelehrtentum und die Bureaukratie beherrscht.

Die Kämpfe am Pruth  . Czernowitz  , 20. August.  ( W. T. B.) An den Fronten am Dnjestr   und am Pruth   finden fast ununterbrochene Ar- Indes, dieser Einfluß ist kein konstanter; er wechselt je tilleriefämpfe statt. Der Feind büßt jeden Bersuch, sich nach den politischen Umständen, und zurzeit bestimmt wieder unseren Stellungen zu nähern, mit erheblichen Verlusten. vornehmlich das Bojarentum die Auslandspolitik des Ka­Die russische Meldung über den Seekampf Ms Vergeltung für die Flieger bomben, mit denen binetts Bratianu  . Obgleich nämlich die Großgrundbefizer, bei Riga  . Czernowik jüngst belegt worden ist, warfen unsere die zumeist gar keine eigentlichen Rumänen sind, sondern Flieger gestern sechs Bomben auf die gegnerische Front, die vielfach Fanarioten( Abkömmlinge früher unter der türkischen Petersburg, 21. August.  ( W. T. B.) Der General  - mehrere Trainkolonnen trafen und beträchtlichen Schaden an- Herrschaft mit Verwaltungsposten belehnter türkischer stab teilt mit: Starke Kräfte der feindlichen Flotte richteten. Bevölkerung sicherzustellen. Lediglich ein Vorwand. Denn