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reten. Die daöei von der russischen   Regierung beobachtete passive Rolle wurde schon damals vielfach damit erklärt, daß es Rußland  sehr daran lag, im Hinblick auf eine neue in Frankreich   geplante große Anleihe die französischen   Negierungskreise nicht zu oerstirn- men und der französischen öffentlichen Meinung zu schmeicheln. Einige Wochen nach dem Besuch des Herrn Poincare in Ruß- land begab sich, einer Einladung der französischen   Regierung fol- gend, Großfürst Nikolai Nikolajewitsch   nach Frankreich  , um den französischen   Manövern beizuwohnen. In welcher Weise diese Reise des Großfürsten zu deutschfeindlichen Kundgebungen benutzt wurde, ist noch in frischer Erinnerung. Nach Beendigung der Manöver inspizierte der Großfürst in Begleitung seiner monte- negrinischen Gemahlin di« Befestigungen an der Ostgrenze, und Die Zeitungen wußten zu berichten, wie die Großfürstin von einem der Forts auS durch das Fernglas tränenden Auges die Türme von Metz   betrachtet habe. Mittlerweile hatte sich der politische Horizont Europas   immer mehr verfinstert. Drohende Wolken gingen über der Balkanhalb- insel auf. Herr Sasonow  , der Ende September bei König Georg in Balmoral   zum Besuch geweilt hatte, begab sich nach Paris  , wo im Einvernehmen mit dem Londoner   Kabinett die bekannte Formel betreffend die Aufrechterhaltung des Statusqno im Fall eines Krieges der Balkanstaaten mit der Türkei   vereinbart wurde. Bald darauf brach der Balkankrieg aus. Am 4. November bat die, wie eS schien, tödlich getroffene Türkei   um Friedensvermittlung und am 7. Dezember 1912 wurde der Vorschlag Greys, sie einer Botschafterkonferenz in London   zu übertragen, von allen Groß- mächten angenommen. In dieser kritischen Zeit hebt der belgische Gesandte Baron Betzens die Friedfertigkeit Deutschlands   hervor. Er schreibt:Es besteht kein Zweifel, daß der Kaiser, der Kanzler und der Staatssekretär des Auswärtigen leiden- schaftliche Anhänger de« Friedens find. Welches auch die Pläne sein mögen, die Herr von Kiderlen. Wächter, der sich mit großen Gedanken trägt, im Sinne hat, um seinem Lande die Sympathien der jungen Balkanmächte zu gewinnen, eines ist ganz sicher, näm- lich, daß er fest entschlossen ist, einen euro- päischen Brand zu vermeiden."' Um so nachdrücklicher hebt er das unsichere Schwanken Herrn Sasonows hervor:Ende der vorigen Woche lief in den Kanzleien Europas   das Gerücht um, daß Herr Saionow den Kampf gegen die Hof- Partei aufgegeben habe, die Rußland   in einen Krieg treiben will, wiewohl der Boden des russischen Reichs durch die Revolution unter- miniert und feine militärischen Vorbereitun- gen noch ungenügend sind. Aber seit zwei Tagen... ist auf die Beunruhigung der letzten Woche ein Gefühl des Ver- trauens gefolgt. Herr Sasonow   hat sich, so scheint eS, wiedec gefaßt und spielt beim Belgrader Hofe mit Eiser die gleiche Rolle, wie die deutsche Diplomatie am Wiener Hofe. Die Kriegsgefahr wurde allgemein an den europäischen   Höfen im Größenwahn Serbien  ? erkannt, dagegen ist nicht zweifelhaft, daß die Panslawistische   Partei in Rußland   das s«Bische Feuer schürte, wobei Herr Hartwig, der russisch« Gesandte in Belgrad  , mit Eifer sekundierte. Auch er gehörte zu dmr Politikern, von denen Baron Betzens sagt, daß sie wie Tittoni und JswolkSki in der auswärtigen Politik ihres Landeseine Kampfrolle" spielten. Man kann jedoch sagen, daß die Tätigkeit all dieser Männer kaum so verhängnisvoll sein konnte, wie ine des neuen Präsidenten der Französischen Republik  , deS Herrn Raimond Poincare, der am 18. Februar 1913 ins Eshsee einzog. Eine ungeheure Reklame war seiner Wahl vorausgegangen; es war, als sei der zu großen Entscheidungen drängenden Zeit der Führer gegeben worden. Aber Baron Guillaume, der von seinem Parisar Posten auS die Stimmung der Franzosen   genau verfolgen konnte, war von vornherein miß- iranisch. Er sagt« bezüglich der Wahl: Diese Beliebtheit des Präsidenten hat verschiedene Ursachen: seine Wahl war geschickt vorbereitet worden; man weiß ihm Dank dafür» daß er während seines Ministeriums geschickt genug operierte, um Frankreich   im europäischen   Konzert in den Vordergrund zu bringen; er hatte einigemale Glück mit seinen Aussprüchen, die großen Eindruck machten.In er st er Linie muß man darin ein« Kundgebung jene? alten französischen   Chauvi- niSmuS erblicke», der lange Jahre hindurch� ganz zurückgetreten war, aber seit den Zwischen. fällen von Agadir   wieder an Kraft gewonnen hat. Herr Poincare   ist Lothringer   nnd läßt keine Gelegemheit vorübergehe«, daran zu erinnern; er war der Mitarbeiter und der Anstifter der militaristischen Politik deS Herrn Millerand  ." Daß eS sich bei der Agitation für die dreijährige Dienstzeit nicht um eine Antwort«mf das deutsch  « Wehrgesetz, sondern um eine längst vorbereitete Maßregel handele, spricht der Gesandte direkt aus, indem er sagt:Die Zeitungen habe» übri- genS unrecht, wenn sie bei Besprechung der Pläne der französischen   Regierung dieselben als Ant-
wort auf die deutscherseits ergriffenen Maß- nahmen oarstellen. Viele find nur das Ergebnis seit langer Zeit unternommener Studie n." Im März, als die gefährliche Schärfung der österreichisch  -rus- fischen Beziehungen durch eine Verständigung über Verminderung der beiderseitigen Grenztruppen verdeckt wurde und Freiherr von Schoen sich Baron Guillaume gegenüber sehr besorgt über das Zu- nehmen des Chauvinismus in Frankreich   äußert«, gab dieser ihm vollkommen recht.Ich bemerke täglich", berichtete er,wie die öffentliche Meinung in Frankreich   alle Tage argwöhnischer und chauvinistischer wird. Man begegnet nur Leuten, di« versichern, daß ein baldiger Krieg mit Deutschland   gewiß, ja unvermeidlich sei." Auch Pichon denke so. Gewiß hatte die zweideutige Haltung Rußlands   dazu wesentlich beigetragen. Baron Betzens wußte davon daS Folgende zu erzählen:In einem mitteilsamen Moment hat mir der fran- zösische Botschafter in Berlin   nicht verhehlt, wie s ch w er es sei, auf die hochbegabten, ab er wankel- mutigen Politiker, die das mit Frankreich   ver- bündele Kaiserreich leiten, zu zählen, denn sie spielten auch mit ihm ein doppeltes Spiel. Herr Cambon hat sich insbesondere über den Einfluß beklagt, den Herr JSwolSki behalten hat, der sich persönlich an Oesterreich-Ungarn   rächen will und sich Mühe gibt, das Spiel zu verderben, wenn es den Anschein hat. daß jenes die Partie ge- w i n n t. Er erkannte auch ganz richtig, daß die Rolle, die JSwolSki in Paris   spielte, von Hartwig, dem russischen Gesandten in Belgrad  , Serbien   gegenüber gespielt wurde; der serbische Geschäftsträger in Berlin   habe es offen ausgesprochen, daß Serbien   nicht sechs Monat« lang vorgegangen wäre, ohne sich um die österreichischen Drohungen zu kümmern, wenn es nicht durch Herr» Hartwig, einen Diplomaten aus der Schule Jswolskis, dazu ermutigt worden wäre. Sasonow sei auch zu schwach, um dem Einfluß der Hofpartei und Panflawisten zu widerstehen, und seine Politik daher voller Widersprüche, was in Frankreich   verstimme und sich namentlich in der montenegrinischen Frag« in dem Streit um Skutari gezeigt habe: ES unterliegt keinem Zweifel, daß mau in Paris  dieser Winkelzügemüde ist, aber mau erträgt eben wenn auch unter Verwünschungen die Folgen des Bündnisses»nd läßt sich auf eine Bahn drän- gen, die zu einem allgemeinen Kriege führen kann." Es folgten die Zwischenfälle in Nancy  , das gefährliche Spiel mit der Aufführung chauvinistischer Stücke, so daß Baron Guillaume, dessen Berichte immer mehr den Charakter erregter Beunruhigung tragen, ausruft:Zweifellos werden diese Tatsachen beweisen worüber ich schon mehrfach die Ehre hatte. Ihnen zu berichten, daß die öffentliche Meinung in Frankreich   mehr und mehr chauvi- nistisch und unbesonnen wird. Mau sollte Maß- regeln ergreifen, um diese Störung einzudäm- men. die die Regierung seit den Zwischenfällen von Agadir   und der Bildung des Ministeriums Poincarö- Mille rand-Delcaff� wahrhaft er» mu t i g t ha t." Als in Paris   die Beratung de» Militärgesetzes im Juni 1913 vom Ministerium Briand   auf die Tagesordnung gesetzt wurde, schloß Baron Guillaume seinen Bericht mit der folgenden Betrach- tung, die seinem Scharfsinn wie seiner Gesinnung in gleicher Weise zur Ehre gereicht:Es steht also nunmehr fest, daß in die fran» zösische Gesetzgebung Bestimmungen aufgenommen werden sollen, die das Land wahrscheinlich nicht lange ertragen kann. Die Lasten des neuen Gesetzes werden für die Bevölkerung so schwer, die Aus- gaben, die eS mit sich bringt, werden so ungeheuer sein, daß das Land bald protestieren wird, und Frankreich   wird s i ch dann vor die Frage gestellt sehen: entweder zu«ut- sagen, was«» nicht wird ertragen können, oder in kürzester Zeit Krieg zu führen. Für di«, die das Volk in diese Lage gebracht haben, wird es eine schwere Verantwortung sein... Die Propaganda zugunsten de» Gesetzes über die dreijährige Dienstzeitzdurchdie ein Wiedererstehendes Chan- viniSmuS herbeigeführt werden soll, war ans- gezeichnet vorbereitet und durchgeführt; sie fing damit an, die Wahl des Herrn Poincarä zum Prä- sidenten der Republik   zu fördern; sie setzt heute ihr Werk fort, ohne sich um die Gefahren zu küm- mern. die sie herdoruft; da» Unbehagen im Lande ist groß." Nach Meldungen attS Hat»* beabsichtigt die belgische Regie- rung auf die letzten deutschen   Enthüllungen auS den belgischen Archiven in der Form eine» dritten GraubucheS öffentlich zu antworten.
Kehrt nach Lublin  . Bon H u g o S ch u l z- Wien. 12. August. Durch den vielgenannten Weichsel  -San-Winkel ging zuerst� die Fahrt. vorüber an dem greulich verwüsteten Tarnobrzeg, über Gefilde, die von hundert zu hundert Meter vom Spaten zerwühlt und mit rostbraunen Stachcldrähten verzäunt sind, vorbei an halb- zerstörten spanischen Reitern, an aufgestapelten Munitionskisten, an Gruppen arbeitender russischer Gefangener, an mächtigen Granattrichtern mit Wassertümpeln auf dem Kratergrunde, an spielenden und singenden Kindern, die nicht? ahn«: von den Schrecken, die sie noch kürzlich umtobten. Allerorten tiefe Weg- spuren des Verderbens, hinter jedem Heckenzann Ziegelschutt, zer- borstenes Gemäuer, verkohltes Sparrenwerk. Was die Arbeits- Hand des Menschen geschaffen, vermag die geballte Faust des Men- scheu wieder zu zermalmen; aber die Natur ist stärker als der Krieg, und gegen die Fülle ihrer Triebkräfte kommt seine noch so straff zusammengefaßte Zerstörerkraft nicht auf. DaS ist der Trost, wenn man über die Menschensiedlungen weg hinaus in die schrankenlose Breite der Landschaft den Blick sendet und das Gold der wogenden Saat gewahrt, oder dort, wo das Getreide geschnitten ist, die un- zähligen gelben Garbenbünde, dann die Wiesen mit leuchtenden Dotterblumen und weidenden Rindern, die Kartoffeläcker und die farbigen Felder, über deren grünem Blättergrund die Blüten des Futterklee» schwanken. Gegen diese Milliardenheer« des ewig sich erneuernden Leben» können die Millionenhcer« des modernen Krieges mit ihren stampfenden Tritt«: doch nicht» ausrichten, selbst die russische Äampstvalze, die sich jetzt ächzend zurückdreht, hinter- läßt im Ackerboden keine allzu tiefen Spuren. Bis Rozwadow am San fährt es sich schon ganz bequem, denn unsere Eisenbahner haben die zerstörte Strecke rasch in Ordnung zu bringen vermocht. DaS war kein leichtes Stück Arbeit, denn diese Bahn haben die Russen, ehe sie wegzogen, mit Muße und fast könnte man sagen, mit peinlicher Sorgfalt zerstört. AI  » die Unsrigen wiederkamen, waren nicht nur alle Schienen, sondern sogar alle Nägel weggeschleppt, die Stationsgebäude aber waren voll von verborgenen Minen nnd offen herumliegenden Bomben. Wo aber unsere Eisenbahner hinkamen, war in Viernndztvanzig Stunden alles in Ordnung. In kürzester Frist war auch die Not- brücke über den San ferttg, und die Verbindung mit der Anschluß. bahn nach Lublin  , die die Russen während des Kriege? erbaut haben, wurde ebenfalls sehr rasch hergestellt. Um so rascher, als die Russen es beim Rückzug unterließen, ihr eigenes Werk zu zer-
stören nnd sich wohl damit ttösieten, daß den Unseren das Um- nageln der Schienen auf die eigene Spurweite ohnedies saure Mühe geben werde. Auch diese Arbeit war aber in wenigen Tagen geschehen, und Anfang August gingen bereit» die österreichischen Etappenzüge bis über Krasnik hinaus. Freilich war e» noch ein vielfach stockender und mühseliger Verkehr, dessen Unvollkommen- heiten wir von Rozwadow an recht gründlich zu spüren bekamen. Wir hofften, in vi« Stunden KraSnik erreichen zu können,«S dauerte aber fast vierundzwanzig Stunden. DaS war nicht ange­nehm, aber angesichts der zermalmten Waggons, deren Trümmer da utnd dort neben dem Bahndamm lagen, und angesichts der drei grotesk verbogenen Lokomotiven, die in der Statton Kapruwka auf einem toten Gleife standen, wirkte diese Langsamkeit sehr de- «chigend. Jenseits der Grenz« führte un» der qualvoll langsam bummelnde Güterzug durch einen traurig öden Landstrich, der noch den Charakter der weiter südostwärts liegenden berüchtigten Tanewnicderung zeigt. So weit das Auge reicht dürre Steppen mit spärlichem Graswuchs, dazwischen weite Fläche», auf denen eine futztiefe Schicht von Flugsand lagert. Hier und da ein schütteres Wäldchen aus Sandkiefer», die grau und bestaubt aus dem dürren Boden ragen, wie wenn sie bloß hineingesteckt wären. Erst nahe bei Krasnik   verdichten sich die Kiefernwälder und ge- Winnen auch etwas reicheren Nährbode» für ihre Wurzeln; stellen- weise findet man dort sogar schon eine moosüberwucherte Humus- schicht ans dem Waldgrund. Bis nach KraSnik hat eS aber noch gute Weile. Viele Stunden lagen wir wie gebannt auf einer Statton mitten in der Sandstätt«. Weit und breit keine mensch- liche Ansiedlung, außer dem rasch gezimmerten Blockhaus«, in dem sich die Stationsbeamten Unterkunft bereitet haben. Sonst rings- um nur Flugsand und Wüstenei. Dicke Staubwolken in der Ferne umnebeln die kaum erkennbaren Umrisse einer marschierenden Truppenkolonne. Die einzige Augenweide, die sich bietet, ist ein deutscher Etappenzug, dessen Waggons sich im Laufe des Krieges in wohnliche Hütten verwandelt haben. Man sah die Fenster mit netten, weißen Vorhängen und außen Gittergesimfe mit Blumen­töpfen darauf. An einem der rollenden LandhäuSchen stand g«. schrieben:Tüchtige Wirtschafterin wird gesucht liebevolle Auf­nahme zugesichert Heirat nicht auSgeschloss«u" Nicht nur die Natur, sundern auch der menschliche Humor behauptet sich«über- sehrt gegen alle Schrecknisse des Krieges. Bei Krasnik   stiegen die acht polnischen Legionsschwestern au», die eine Strecke mit unserem Zuge gefahren waren, und wanderten, schwer belastet mit Körben und Rucksäcken, zu Fuß»veiter, um noch heute daS Feldspital zu erreichen, dem man sie zugeteilt hatte. Seit Beginn deS Krieges führen diese braven, opferftendigen Mädchen, von denen einige aus Russisch-Polen stammen, ihr dornenvolles
Nelöung öer italienischen   tzeeresleitung. Rom  , 22. August.  (W. T. B.) A m t l i ch e r B e r i ch t vom 21. A u g u st: Auf dem Hochplateau nordwestlich von A r s i e r o bemächtigten sich unsere Truppen in lebhaftem Angriffe einer bedeutenden österreichischen Verschanzung mis dem Westabhang des MonteMaggio. Im Hochcordevol: dauerte gestern der Geschützkampf fort. Unsere Artillerie zerstörte ein Hindernis auf der D o l o m i t e n st r a ß e jen- seits von A r a b o a und schoß es in Brand. Tie feindliche Artillerie versteifte sich auf weitere Zerstörung des Fleckens P i e V e und von Livinallongo(Buchenstein), wobei sie das Bürgerspital nicht schonte und es stark beschädigte. Merk- bare Fortschritte wurden im Talkessel von F l i t s ch erzielt, wo die Unsrigen in energischer Offensive die Front P l u z n a C e s s o c a gewannen. Die feindliche Artillerie, welche den Schneid der Unsrigen nicht brechen konnte, richtete ihr Feuer gegen die bewohnten Orte und verursachte neuerdings Schaden und Brände. Im Krn-Abschnitt fiel ein aus- gedehnter feindlicher Graben am nördlichen Hange des V r s i c nach erbittertem Kampf in unsere Hand. Alle Ver- suche des Feindes, ihn zurückzuerobern, wurden abgeschlagen. Andere Gegenangriffe auf unsere Stellungen bei Santa Lucia erlitten dasselbe Schicksal; wir nahmen hier einige Soldaten und einen Offizier gefangen. Auf dem Karst dauert unsere methodische Offensive fort. Gestern wurden dort einige Gräben genommen und ein Maschinengewehr mit Munition erbeutet. Am 20. August überflog eines unserer Fluggeschwader bei Tagesanbruch den feindlichen Flugplatz A i s o w i tz a östlich von Görz und beschoß ihn eine halbe Stunde lang erfolgreich; trotz des Feuers dreier Abwehr- batterien kehrten unsere Flieger untersehrt in unsere Linien zurück. Auf dem Rückfluge sichteten sie einen feindlichen Drachen, beschossen ihn mit Maschinengewehren und zwangen ihn zur Landung. Während unser Unternehmen sich kühn und glücklich in Uebereinstimmung mit dem Kriegsrecht gegen ein militärische? Objekt richtete, überflog an demselben Nach- mittag ein feindliches Geschwader U d i n e und warf 14 Vom- ben; 5 Bürger sind tot, darunter eine Frau, ein Mädchen und 3 Carabinieri. Auch Privathäuser wurden beschädigt. gez. C a d o r n a. Die itaiienische Kriegserklärung. Rom  , 22. August.<W. T. B.)(Meldung des Lgenzia Stefani.i Die italienische R e gier«» g hat an die Vertreter Italiens  im Auslände ein Rund schreibe» gerichtet. daS von der Agenzia Stefan: veröffentlicht wird. Bafel. 22. August.(28. T. B.) Nach einer hier vorliegenden Meldung derAgenzia Stefani" besagt das Rundschreiben der italienischen Regier«»« an ihre Vertreter in: Auslände, daß die türkische   Regierung den Lausanner Friedensver- trag alsbald nach seiner Unterzeichnung verletzt habe, und daß dies« Verletzungen bi» heute ohne Unterbrechungen andauerten. Die osmanische Regierimg habe niemals ernsthafte Maßregeln ge- troffen, welche die Feindseligkeit in Libyen   sofort hätten beendigen können, wie sie es feierlich versprochen habe, und habe nichts für die Freilassung der italienischen Kriegsgefangenen in Tripolitanien   getan. Die in der Ctzrenaika verbliebenen oSmani- schen Soldaten seien unier dem Kommando ihrer alten Offiziere geblieben, hätten sich fortgesetzt der türkischen   Fahne bedient und ihre Gewehte und Geschütz« behalten. Enver Bei habe in Libyen  die Feindseligkeiten gegen di« italienische   Armee bis Ende Novem- ber 1912 geleitet«nd Aziz Bei diese Gegend mit 809 Mann regu­lärer türkischer Truppen erst im Juni 1913 verlassen. Die Auf­nahme beider bei chrer Rückkehr in die Türkei   beweise genügend, daß ihr« Handlungen von der Kaiserlichen Behörde durchaus ge- billigt worden seien. Nach Aziz Bei» Abreise seien fortgesetzt Offiziere der türkische« Armee in der Chrenaika erngetroffeu, und zur Zeit, d. h. im April 191B, befänden sich außer hundert Ossi- zieren, deren Namen die italienische Regierung kenne. 35 junge Leute aus Benghasi dort, welche Enver im Dezember 1312 gegen ihre» Willen nach Konstantiiwpel in die Milttärschnle untgenom- man hätte, aus welcher sie alsbald nach der Ctzrenaika zurückge- sandt worden seien. Trotz gegenteiliger Erklärungen wisse man mit Sicherhett, daß der Heilrg« Krieg 1914 in Afrika   auch gegen die Italiener proklamiert worden sei; eine Mission aus türkischen Offizieren und Soldaten, die beauftragt war, den anfftändischen Führern der Senussi Gefchenke zu überbringen, sei kürzlich durch ein französisches Kriegsschiff aufgegriffen worden. Die friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen, welche die ttalienifche Regie- rung nach dem Lausanner Frieden zwischen den beiden Ländern
Nomadenleben. Zuletzt taten sie durch drei Monate unter ständiger Gefahr für das eigene Leben aufreibenden Dienst in einem Epwemisfpital; dafür werden sie zum Schluß ein Kreuzlern be- kommen. Rahe der Krasniker Station steht mitte» im Walde, umgeben von allerlei Etappenanstalten, ein Feldspital, das aus Brettern und Baumstämmen gezimmert und mit Laubwerk über- kleidet ist. Dorthin wendete ich mein« Schritt«, mitten durch ein Gewühl von russischen Gefangenen, die auf der Station die Güter- ivagen ausluden. Eine Tragbahre nach der anderen wurde vor dem Operationsraum dieses Feldspitals abgesetzt und aus jeder lag ein Schwerverwundeter, dem hier der Verband gelöst und erneuert werden sollte. Em junger ALiener Arzt leistete hier im Verein mit einer deutschen   Pflegerin eine Arbeit, bei der eS kaum zu einer Atempause kam.' Ein Verwundeter nach dem anderen wurde auf den Operationstisch gelegt, fast alle, die ich sah, hatten schwere Bauchschüsse und waren sehr abgemagert, die meisten aber befanden sich schon außer Gefahr. Ein junger Oberösterreicher, dem es am 16. Juli amhelliachten Tag", wie er sagte quer durch die Hüfte gegangen war, hatte sogar seine gute Laune wiedergefunden. Dagegen bot ein anderer Man», den sie auf der Bahre herbei- schleppten, ein furchtbares Bild deS Elends«nd der Qual. Das war nicht einmal ein Soldat, sondern ein Bauer, der das Unglück gehabt hatte, bei der Feldarbeit aus ein« vergessene Mine zu treten. Eine Hand hat es ihm abgerissen, die andere zerfetzt und zermalmt, von der Brust hat es Haut und Fleisch abgelöst, und das Gesicht war über und über mit verschwärten Wundmalen be- deckt. Der Arme mutzt« furchtbare Schmerzen ausstehen und da- bei konnten die Acrzte, mit denen ich sprach, nur gering« Hoffnung geben, ihn durchzubringen. Da bot der arme Füsilier, ein Metall- arbeiter, der daneben in der Baracke lag, obgleich ihm beide Beine abgenommen worden waren, doch ein freudigeres Bild. Er hatte seit Beginn des FeldzngeS gekämpft, beide Masurenschlachten mit- gemacht, und erst hier in Süd polen hatte ihn das Schicksal ereilt. Er trug aber fein Los, wie es schien, mit stoischer Ergebung und sogar mit gelassenem Humor.Ich»verde mich schon auch ohne Äeene fortbringe»," sagte er,wenn nur man unser Deutschland  nicht amputiert wird." Neben ihm lag ein alter ungarischer Land- wehrmann, dem«in Dumdumgeschoß den Oberschenkel zerfetzt hatte. Es war rührend, wie dieser selbst schwer leidende Mann sich unaufhörlich um den deutschen   Kameraden bemühte und ihm mit einem Tuche die Fliegen, die ihn belästigten, wegwedelte. So gute Menschen I Trotz eigener Qualen so voll Mitleid und Barm- Herzigkeit! So weich und liebevoll! Wer löst das Rätsel, wie ihr es vermochtet, auf dem Schlachtfeld so hart und so grimmig zu sein, so voll deS wildesten Trotzes und so heiß entbrannt von leiden- schaftlichem ZornI