Wehrmacht für einen anderen Zweck als für die Wahrung der Neutralität, wofür allein unsere Partei die Mobilisation gutgeheißen hatte, als notwendig betrachtet werde. Dabei hatte sich allmählich eine zwar nicht ausgedehnte, aber doch beachtenswerte Strömung gebildet, die sich hauptsächlich um das Sensationsblatt„Telegraaf " gruppierte, das durch fortgesetztes Wettern gegen Deutschland und eine einseitige Par- teinahme zugunsten der Alliierten eine bedenkliche Stimmung im Lande hervorrief. Ohne alle Ueberschätzung dieser „Kriegspartei" war trotzdem mit ihr als mit einer gegebenen Tatsache zu rechnen, um so mehr als immer mehr Stimmen von nicht einflußlosen Leuten(Journalisten, Professoren usw.) laut wurden, die betonten, von einer eventuellen Annexion Belgiens deutscherseits würde Holland so sehr mit- betroffen und gefährdet werden, daß es sich dagegen mit be- waffneter Hand zur Wehr setzen müsse.. Von den Kreisen, in denen diese Stimmungen lebten, wurde die Regierungsvor- läge iiber alle Maßen gefeiert. Desto mehr Grund für unsere Partei, mit aller Kraft einen Entwurf zu bekämpfen, der solchen Strömungen Oberwasser verlieh. In dieser Weise wurde der Kampf gegen die Vorlage zu gleicher Zeit ein Kampf für die Erhaltung des Friedens für Holland , und es ist eben diese Parole, die im Volke gar gewaltig gezündet und auch im Parlament zur starken Beschränkung des Gesetzes sehr viel beigetragen hat. Nun kam aber noch hinzu, daß wir den ganzen Fall zu betrachten hatten aus den Auffassungen, deren sich der ganze internationale Sozialismus, trotz aller momentanen Zerrissen- heit, über die letzten Ursachen des heutigen Krieges bewußt ist. Zunächst witterten wir in der Agitation zur Ausdehnung des Armeebestandes gewisse imperialistische Motive, wenn auch nicht in dem Sinne eines aggressiven, dann doch eines kon- servierenden Imperialismus, insoweit, als offenbar ins Auge gefaßt war, es könnten bei den Friedensverhandlungen die holländischen Kolonien in Mitleidenschaft gezogen werden und man wollte sich darauf vorbereiten, das Blut unserer Ar- beiter eventuell fiir das ungeschmälerte Erhalten des holländi- schen Kolonialbesitzes in die Wagschale zu werfen. Die Tat- sage, daß unser Parlament in den letzten Wochen an die 30 Millionen Gulden für die Ausdehnung der kolonialen Flotte votiert hat, spricht in dieser Hinsicht eine beredte Sprache. Unsere Partei aber hat die Verweigerung jedes derartigen aewalttätig-imperialistischen Abenteuers aufs nachdrücklichste dokumentieren wollen. Dann aber auch tat sich jetzt die Gelegenheit auf, durch die Tat zu beweisen, daß es uns ernst sei mit der Jnnehaltung des Kopenhagener Friedensprogramms vom Jahre 1910, das auch in der Kopenhagener neutral-sozialistischen Konserenz vom Monat Jamiar und in den Londoner und Wiener Kon- serenzen der Sozialisten der kriegführenden Länder aufs neue bestätigt ist, und das die Einschränkung der Rüstungen mit der allgemeinen internationalen Abrüstung als Endziel fordert. Die bürgerlichen Vertreter, die sich in ihren jüngsten Friedensausschüssen zu einer gleichen Forderung ausge- schwungen haben, mögen es für sich selber verantworten, wenn sie jetzt schon gleich dieses neugebackene Programm in ihrer politischen Praxis im Stiche lassen,— wir haben eine höhere Auffassung vom Werte unserer feierlichen Erklärungen. Zwar ist das Programm als internationales Programm abgefaßt und die Auffassung liegt nahe, daß es nur mittels zwischen- staatlicher Vereinbarung vollständig zu verwirklichen sei. Aber ebensosehr sind wir davon überzeugt, daß ein solches inter- nationales Programm die Richtschnur abzugeben hat für unsere Landespolitik und sie über die Stimmungen des Tages erheben muß. Jedenfalls erschien es uns als schnurstracks unserer internationalen Pflicht zuwiderlaufend, wenn wir einer so starken Ausdehnung unserer Armee zugestimmt hätten mitten in einem Kriege, bei dessen Abschluß wir eine allge- meine Einschränkung der unerträglichen und als so gefähr- lich erwiesenen Rüstungen anstreben wollen. Wir glauben mit unserer Haltung der erwähnten Militär- Vorlage gegenüber, sowohl unserer eigenen Arbeiterklasse und unserem Lande als guch der Internationale einen Dienst er- wiesen zu haben. 5- Rußlanüs Anerkennung öer überlegenen deutschen Millerie. Petersburg, 23. August. (W. T. B.) Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur. lieber die Räumung von Kowno und den wahrscheinlichen Verlust von Nowo-GeorgiewSk wird von zuständiger Seite ausgeführt: Wie betrübend auch die neuen Prüfungen für russische Herzen sind, so mutz man doch zugeben, daß die Macht der modernen Artillerie jede Deckung für die Ver- teidiger einer Festung illusorisch macht derart, daß nicht nur die Feldverschanzungen, sondern selbst dauerhafte Befestigungswerke fast machtlos sind, ihre zerstörende Kraft zu hemmen. Mit der mächtigen Artillerie erfordert ein plötzlicher Angriff auf eine Festung leine große Kunst, sondern mir eine groß« Anzahl Geschütze des neuen mächtigen Typs, vorausgesetzt, daß man reichlich Munition hat und ungeheure Opfer an Kanonenfutter bringt. Diese Bedingungen entscheiden fast den Erfolg, so wie eS die Erfahrung bei den belgischen und den russischen Festungen zeigt. In Zukunft sind Festungen nur noch in Verbindung mit den Operationen der Feldtruppen zu brauchen, wie eS die Beispiel« des langen Widerstandes von Ossowiec und V e r d u n zeigen. Während der verflossenen Periode leisteten uns Nowo-GeorgiewSk und Kowno einen großen Dienst als Stützpunkte für unsere Reserven an der Weichsel , dem Narcw und dem Njemen. Ihre Räumung ist ein Opfer an die über- legen« artilleristische Vorbereitung des Feindes. Jetzt erkennt jeder durch den Augenschein, wie vernünftig es war, Przemysl während der letzten Kämpfe am Sau nur so lange zu halten, wie eS für die Feldarmee notwendig war, und eS dann zu räumen, indem man vermied, dort eine beträchtliche Besatzung ein« zuschließen, deren Abtrennung die lebendige Kraft unseres Feldheeres gefchwächt hätte. Die Einberufung ües zweiten Aufgebots in Rußland . Paris , 22. August.(58. T. 53.) Meldung der Agence Havas. Der russische Kriegsminister meldet, daß demnächst die jüngsten Klassen des zweiten Aufgebots einberufen werden. Durch die Einberufung werden acht Millionen Mann unter 35 Jahren zum Heeresdienste herangezogen.
Der französische Tagesbericht. Paris , 23. August. (W. T. 53.) Amtlicher Bericht Von Sonntagnachmittag. Im A r t o i s nördlich von S o u ch e z wurde ein von schwachen Kräften ausgeführter
deutscher Angriffsversuch leicht und schnell angehalten. Im Labyrinth dauert der Kampf mit großen Bomben an. Im Gebiete von R o y e heftige beiderseitige Kanonade. In den V o g e f e n griff der Feind unsere Stellungen auf dem Kamm von Sondernach an. Er wurde vollkommen zurück- geworfen. Auf dem Gelände, welches wir am 18. August in dieser Gegend eroberten, zählten wir Hunderte von toten Deutschen . Auf der übrigen Front verlief die Nacht ohne Zwischenfall. Paris , 23. August. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von Sonntagabend. Im A r t o i s, besonders im Ge- biete von Neuville und Roclincourt lebhafte Tätigkeit der feindlichen Batterien, welche von unserer Artillerie heftig be- kämpft wurden. Gegenseitige ziemlich lebhafte Kanonade im Gebiete von Roye, auf dem Plateau von Ouennevisre, an der Aisnefront und um Reims / In den Argonnen meldet man nur Kämpfe mit Schützengrabenkampfwerkzeugen, beson- ders in Courtechausse. Im Woedre nördlich Flirey Kämpfe mit Bomben und Handgranaten. In den V o g e s e n im' Fechtgebiete einfache Kanonade./ Der italienische Krieg. Nelülmg öer italienischen Heeresleitung. Rom , 23. August. (W. T. B.) Amtlicher Kriegsbericht vom Sonntag. In der Zone des Monte Maggie nordwestlich von Arsiero beschoß gestern feindliche Artillerie mit Heftigkeit die neuen von uns eroberten Stellungen. Es war uns möglich, das von uns besetzte Gebiet auszudehnen. Im oberen Boitetal haben wir einige feindliche Schützen- grüben an der Spitze des Travenanzetales im Sturm ge- nommen und Gefangene gemacht, deren Zahl noch nicht fest- gestellt ist. Wir haben ebenfalls feindliche in den Felsen des Monte Cristallo eingenistete Patrouillen verjagt und das von uns besetzte Gebiet bis zum Monte Cresta ausgedehnt. Feindliche Artillerie eröffnete das Feuer gegen die Ortschaft Cortina d'Ampezzo , wo sie einigen Schaden verursachte. Im oberen Rienztal unternahm der Feind gegen unsere am weitesten vorgeschobenen Stellungen Angriffe, die zurückgewiesen wurden. Auf dem K a r st sind unsere Linien gestern ebenfalls ein wenig vorgerückt. Wir haben einen starken Schützengraben im Sturm genommen und 97 Gefangene, darunter zwei Offiziere, sowie ein gepanzertes Maschinengewehr eingebracht. Der Feind konzentrierte hierauf ein heftiges Feuer gegen diesen Teil unserer Front und warf odann seine Truppen im Sturm vor, die jedoch durch unser Feuer aufgehalten und darauf durch Bajonettangriff zurück- geworfen und verfolgt wurden. Unsere Flieger erneuerten gestern morgen ihren Angriff auf den feindlichen Flugplatz in A i s o v i z z a und verwüsteten ihn durch Abwurf von sechzig Bomben. Das mutige Geschwader wurde durch Abwehrgeschütze des Feindes beschossen, jedoch sind alle Flieger unversehrt zurückgekehrt. Zur italienischen Kriegserklärung an öie Türkei . Kristiama, 23. August. (W. T. B.) Italiens Kriegs. erklärung an die Türkei wird von der norwegischen Presse als sicherer Vorbote von Italiens Beteiligung an den Operationen auf der Gallipoli-Halbinsel oder der Küste Kleinafiens bezeichnet. Dies sei um so wahrscheinlicher, als Italien offenbar eingesehen habe, daß es im Angriff gegen Oesterreich doch nichts auszurichten vermöge, und sich deshalb auf die Verteidigung seiner Grenzen beschränken werde, wozu die Hälfte des jetzt gegen Oester- reich operierenden Millionenheeres genügen würde. Außerdem be- tont man, daß Italiens Eingreifen an den Dardanellen mehr oder weniger unmittelbaren Einfluß auf die Haltung der Balkanstaaten haben würde. »* * Nach einer Luganoer Meldung der«Köln . Volkszeitung" schreibt der» A v a n t i" zur Kriegserklärung Italiens an die Türkei : Diejenigen, welche den Krieg im Mai herbeisehnten und er- klärten, wußten zu gut. daß dieser nicht auf Aktionen in den Alpen und am Jionzo beschräntt bleiben konnte. Wer sich mit dem Dreiverband verbrüderte, durste keinen Krieg allein betreiben. Die sofortige Folge der Kriegserklärung werde Italiens Ein- greifen vor den Dardanellen sein. Vorläufig, schreibt das Blatt, enthalten wir uns jeder Aeußerung. Wenn einmal die leitenden italienischen Kreise Rechenschaft ablegen müssen über ihre von uns nicht gebilligten Richtlinien, dann werden sie nach Verdienst behandelt werden. Ein italiemsihes Grünbuch über öen türkisch -italienischen Konflikt. Mailand , 23. August. (W. T. B.) Der römische Korrespondent der«Stampa " drahtet seinem Blatte, Sonnino bereite ein Grünbuch über den türkisch -italienischen Konflikt vor. Der türkische Krieg. Meldung des türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 23. August. (W. T. B.) Der Bericht des Hauptquartiers vom 22. d. Mts. lautet: Der Feind griff die neue Front bei A n a f o r t a an, aber wir schlugen den Feind durch einen Gegenangriff vollständig zurück und brachten ihm schwere Verluste bei. Bei dem Angriff vom 21. d. Mts. erlitt der Feind gewaltige Verluste. Allein vor einem Teil unserer Gräben zählten wir mehr als 500 Tote und außerdem nahmen wir einen Offfzier und eine An> zahl Soldaten gefangen. Vor Ari Burnu und S e d d u l B a h r hat sich nichts Wesentliches ereignet. An der I r a k f r o n t griffen unsere Truppen eine eng- lische Ilbteilung bei Akike(?) am E u p h r a t an und fügten ihr große Verluste zu. Sie erbeuteten mehr als 200 Gewehre. An anderen Fronten ist keine Aenderung eingetreten. Türkisches Dementi. Berli«, 23. August. (W. T. 23.) Die türkische Botschaft teilt mit: Der amtliche englische Bericht vom 10. August 1915 meldet, daß während der Kämpfe der letzten Tage in dem südöst- lichen Abschnitt bei Kirthia die Engländer um 200 Meter vorgeschritten seien, Tschunekbair genommen hätten und dabei 350 Ge- fangene gemacht und Maschinengewehre erbeutet hätten. Der französische Bericht desselben TageS über dieselben Kämpfe meldet, daß die australischen Truppen 500 Gefangene gemacht und neun Maschinengewehre erbeutet hätten.— Der Inhalt dieser beiden Berichte entbehrt jeder Grundlage. Der Feind hat keinerlei Fortschritte bei Kirthia gemacht, hat nicht Tschunekbair genommen und kein einziges Maschinengewehr erbeutet. Die Angriffe, die er seit dem 3. August unternommen hat, sind unter unserem Feuer zu-
sammengebrochen. Es ist wahrscheinlich, daß er eine kleine Anzahl von Gefangenen gemacht hat, die jedoch die angegebene Ziffer nicht erreicht. Der Seekrieg. vom v-Sootkrieg. London , 23. August. (W. T. B.) Wie das Reutersche Bureau berichtet, wurde der Kapitän und die Besatzung des Dampfers « C o b e r"(3060 Bruttotonnen) aus London , der von einem Unter- seeboot versenkt wurde, durch den holländischen Dampfer „Monnikendam" gelandet. Nach einer Llohdsmeldung wurden die englischen Dampfer«Daghistan" und« W i n d s o r" versenkr, die Besatzungen gerettet, während der englische Dampfer «William Dawson " in die Luft geflogen ist. Zur Versenkung öer �rabic�. London , 23. August. (W.T.B.)„Daily Tele- a p h" meldet aus New Dork: Wilsons Sekretär u m u l t y sagte mit Bezug auf die Versenkung der „ A r a b i c" in einer Ansprache: Die geeinigte Nation unter- stützt den Präsidenten in dieser großen internattonalen Krise; sie wird, wenn nötig, für die unveräußerlichen Rechte der Amerikaner zu Lande und zur See auch das Leben einsetzen.
Genosie vanöervelöe öementiert. Die Baumeistersche I. K. schreibt: Am 14. Juli sprach Genosse Bandervelde in Paris (St. Denis ) und ließ sich auch über die Rolle Rußlands aus:„Staunen Sie nicht", rief er aus,„wenn ich auch Rußland in die Nationen ein- reihe, welche die Unabhängigkeit der Völker und die Sache des Fortschritts der Menschheit verteidigen. Eine hohe Persönlichkeil hat mir erklärt, daß Rußland die größte Demokratie sein könnte, wenn es nicht seit langem von den Bazillen des deutschen Einflusses vergiftet wäre. Und es tst wahr, ohne Zweifel. Der größte Teil des Absolutismus, unter dem das russische Volk zu leiden hat, kommt aus Deuffchland." Gegen diese Auffassung, die dem Pan- slawiSmus entstammt und die der ganzen russischen Geschichte ins Gesicht schlägt, wandte sich der«Vorwärts" und rügte sie in äußerst freundlichen und schonungsvollen Worten, wobei unser Zentralorgan lobend hervorhob, daß sich Bandervelde enthalten habe, auf der skandalösen Versammlung der Jingoes der Britischen Sozialisttschen Partei in Queens Hall zu erscheinen, obwohl er als Redner angekündigt worden sei. Hierauf antwortete Bandervelde in einem Leitartikel der „Humanite" vom 16. d. Mts., daß er in jener Versammlung gc- sprachen haben würde, wenn er damals nicht in Mailand gewesen wäre; er hätte neben Hyndman, Cachin, Hodge, Tillet usw. eine Rede gehalten im Sinne der Resolution der Londoner Konferenz vom Dezember 1914. Was Rußland betreffe, so habe er nicht von der Regierung gesprochen, sondern vom russischen Volke.„Wir wissen wohl", schreibt Bandervelde, ,chaß in den ersten Kriegs- monaten die herrschenden Kreise Rußlands nichts gelernt und nichts vergessen haben: die Finnen, die Polen , die Juden, die Mitglieder der ersten Duma, die Revolutionäre sind lebendige Be- weise für diese Tatsache. Aber hier handelte es sich um das russische Volk, das wir lieben, bewundern und dessen kaltblütigen und zähen Heldenmut wir begrüßen. Im vergangenen Jahre sagte mir jemand in Petersburg :«Rußland ist die größte Demo- kratie der Welt, regiert von einer deutschen Kolonie, die den Hof bildet." Es ist Wahres, viel Wahres in dieser paradoxen Erklä- rung. Die Reaktionäre der Umgebung des Zaren find nicht sämt- lich baltische Junker, aber sämtliche baltischen Junker sind Reak- tionäre schlimmster Sorte. Andererseits fage ich, daß es in dem kleinsten Finger eines Moskauer oder Petersburger Arbeiters mehr revolutionäre Kraft gibt, als im ganzen Körper, im ganzen Herzen und Kopfe eines Mitgliedes der Mehrheit des Vorstandes der deutschen Sozialdemokratie." Das gange russische Volk sei sich bewußt, daß dieser Krieg kein dynastischer, sondern ein natio- naler Krieg sei, von dem es seine Befteiung erwarte. Es wolle lieber mit dem Zaren zusammen in den Krieg gehen, als mit dem Kaiser in Frieden leben. Man müsse allerdings zugeben, daß die fteiheitlichen Eingeständnisse, die die russische Regierung letztbin der Duma, den Semstwos und den Gemeinden machte, die Folgen russischer Niederlagen seien. Nichtsdestoweniger behaupte er (Bandervelde) zusammen mit Krapotkin, Plechanow und Alinski , daß eine ruffische Niederlage ein« Aussöhnung zwischen der zarische» Knute und dem deutschen Stock bringen würde, während ein russischer Sieg dem Volke nützen würde.... J\u& öer italienischen Partei. Lugano , 17. August.(Eig. Ber.) Die Stellung der Parteigenossen zu den Hilfskomitees fährt fort, die Aufmerksamkeit der Parteiorgane zu beanspruchen. In Turin haben die Neuwahlen in das Lokalkomitee der Partei- organisation den Sieg der Jntranssgenten zur Folge gehabt, das heißt deffenigen Richtung, die gegen die Beteiligung an den ge- mischten Komirees ist, was höchst wahrscheinlich die Vertreter der Partei in den Komitees veranlassen wird, ihre Aemter niederzulegen. Noch be- zeichnender ist der Austritt der Genossen in Venedig aus dem Hilfs- komitee.«Zwei Monate der Mitarbeit haben den Genossen die Augen geöffnet, diejenigen, die am eifrigsten für die Beteiligung der Sozia- listen eingetreten waren, find zu den Bekämpfern der Teilnabme an dem gemischten Komitee geworden", so schreibt man dem.Avanti" aus Venedig . Den äußeren Grund zum Austtitt der Sozialdemo- traten aus dem Komitee gab die Art und Weise, wie die«demo- kratische" Mehrheit der Komitcemitglieder die Arbeitslosenfrage behandelte. Die Sozialisten bestanden darauf, die Arbeitslosenfrage sollte vom Komitee in direkter Verbindung mit der Gemeinde und dem Bürgermeister gehandhabt werden, demgegenüber beschloß die Majorität des Komitees, den Vorfitz einem alten General zu über- tragen, wodurch die Gemeinde und der Bürgermeister bezw. die soziale Rolle deS Komitees in den Hintergrund traten, und dem Komitee ein militaristisch-philantropisches Gepräge gegeben wurde. Gab dies Verfahren Anlaß zum Austritt der Genossen aus dem Hilfskomitee in Venedig , so sind die tieferen Ursachen, die ihn bc- dingt haben, von allgemeiner Tragweite und werfen ein Licht auf die Stellung der sozialistischen Partei zu den anderen Parteien auch in der Frage der Hilfskomitees. «Eine Grundverschicdenheit in den Gefühlen, in den Anschau- ungen, in der Betrachtungs- und Handlungsweise machte das weitere Zusammenarbeiten unmöglich", bemerkt der Venediger Kor- refpondent de?.Avanti", nachdem er hervorgehoben, in welche Wut die Vertreter der bürgerlichen Parteien gerieten, jedesmal wenn die sozialistischen Mitglieder des Komitees die ökonomischen oder politischen Organisationen des Proletariats erwähnten.«Wie Be- sessene wehrten sich die Betreffenden: Wir kennen keine Parteien, es gibt nur Italiener, Italiener, Italiener.... Konnten unsere Ge- nossen dieser Verletzung proletarischer Organisationen ruhig bei- wohnen? Gewiß nicht, auch blieben sie die Antwort nicht schuldig." Es unterliegt keinem Zweifel, daß auch in anderen Orten die- selbe Lage eintreten wird wie in Turin und Venedig . Das Zen- tralorgan der italienischen Partei bespricht die Frage der Be- teiligung der Genossen an den Hilfskomitees wie die Hilfskomitees überhaupt in einem Leitartikel, der den bezeichnenden Titel trägt: «Täuschen wir unS nicht und lassen wir uns nicht täuschen", in