Lage und Stimmung in Frankreich . Aus der Schweiz wird der„I. K.* geschrieben: Wer die Stimmung im französischen Volke richtig beurteilen will, darf sich weder durch die Auslassungen der sich immer noch siegessicher gebärdenden Presse, noch durch die dröhnenden Redens- arten in der Kammer oder an patriotischen Veranstaltungen, die von der Havas prompt in alle Welt telegraphiert werden, irre machen lassen. In Paris gibt es nur zwei Blätter, die bei aller Geneigt- heit, die Sache Frankreichs als die sicherste und gerechteste der Welt darzustellen, gelegentlich oppositionelle Töne anschlagen, vor scharfen Kritiken an der Regierung und an der obersten Heeresleitung nicht zurückschrecken: ClcmencemiS„Hamme Cnchains" und Herbes „Guerre Sociale". Diese beiden Publizisten haben nur das eine gemeinsame, dah der Geist der Auflehnung gegen jede sogenannte staatliche Autorität, die ständige Kritik und Nörgelei zu ihrem Lebenselement gehören. Sonst aber klafft zwischen Hervs und dem berüchtigten Ministerstürzer Clemenceau nicht nur der Gegensatz des freilich disziplinlosen Sozialisten und des intrigierenden Bourgeois, der immer noch einen guten Teil des Kleinbürgertums zu seiner Gefolgschaft zählt, sondern noch weit mehr der Gegensatz zwischen dem halbanarchistischen Konfusionsrat und dem Streber, der selbst wieder ans Ruder kommen möchte. Aus beiden Blättern kann man zur Genüge ersehen, dast es mit der heiligen Einigkeit unter der Oberfläche verteufelt schlecht bestellt ist und noch weit mehr kommt diese Stimmung in einein Teil der Provinzpresse zum Ausdruck. die sich von der Zensur weniger eingeschnürt fühlt, als die Blätter der Hauptstadt. Aus diesen freilich ziemlich unregelmäßig in die Schweiz ge- langenden Zeitungen, ebenso wie aus mündlichen Mtteilungen von Leuten, die aus Frankreich in die Schweiz gelangen, ergibt sich in ganz zweifelfreier Weise, daß die neuerdings wieder mit besonderer Heftigkeit ausgebrochene Fehde zwischen einem Teil des Parlaments und der Regierung auf nichts anderes zurückzuführen ist als auf die Mißstimmung und den Pessimismus in breiten Schichten des franzö- sischen Volkes, die wiederum ihre tiefste Wurzel in dem vollendeten Mißerfolg aller bisherigen englisch -französischen Offensivunter- nehmungen und dem noch handgreiflicheren Versagen des östlichen Verbündeten haben. Ein großer Teil dieser verzweifelten Stimmung der Franzosen macht sich in gepfefferten Satiren Luft, in Galgenhumoranwandlungen, die in der Presse um so häufiger zu finden sind, als die Zensoren für den tieferen Sinn solcher sarkasti- scheu Redensarten herzlich wenig Verständnis haben. AnS allodem, was in dieser oder jener Form über die gegenwärtigen Gedanken und Empfindungen der französischen Bevölkerung hierher dringt, geht übereinstimmend die eine Tatsache hervor, daß nicht nur die Kriegs- Müdigkeit Tag für Tag größere Kreise erfaßt, sondern in eben dem- selben Maße eine verzweifelte, hoffnungslose Stimmung Platz greift, die llcberzeugung innner allgemeiner wird, daß an eine erfolgreiche Offensive des Vierverbandes heute weniger als je zu glauben sei. Ganz unverhohlen spricht man vom Zusammenbruch der russischen Militärmacht, und der Umstand, daß nur wenige Franzosen jemals einen amtlichen deutschen oder österreichischen Bericht vom Kriegs- schauplatz zu Gesicht bekommen, trägt nicht wenig dazu bei, den Skepiizitmus zu erhöhen. Aus den mündlichen und schriftkichen Schilderungen französischer Soldaten, so wird nnS erzählt, empfange dieser schwarze Pessimis- muS täglich neue Nahrung. Gerade jene Leute, die mit den Zu- ständen an der Front und den Verhältnissen im Heere aus eigenster Anschauung vertraut sind, seien die letzten, dem Dogma vom endlichen sicheren Siege des Vierverbandes zu größerer KurSfähigkeit zu der- helfen. Und mit dem Vertrauen auf den Enderfolg beginne all- mählich auch der bisher unerschütterliche Glaube an die absolute Gerechtigkeit der französisch-russisch-englischen Sache ins Wanken zu geraten, beginne die Formel vom VerteidigungS- und BcfreiungS- krieg ihre Zugkraft zu verlieren. Gar mancher werfe sich in letzter Zeit die verfängliche Frage auf, ob der Dreiverband denn auch wirklich am Ausbruch des Krieges so ganz und gar unschuldig sei, ob Frankreich nicht am Ende durch das Bündnis mit dem russischen Zarismus in die Katastrophe hineingerissen wurde und ob es mit der englischen Selbstlosigkeit wirklich so bestellt sei, wie man dem Volke dies- und jenseits des Kanals seit mehr als einem Jahr vor- zuläuschcn sucht. Der Reflex aller dieser Volksstimmungen ist die wachsende Un- Zufriedenheit mit der Nnken Seite der Kammer, genährt durch fast unglaubliche Mängel in der Armeeversorgung, namentlich aber im Sanitätswesen, denen Taufende französischer Soldaten, die in den Schützengräben verwundet lagen, zum Opfer gefallen sind. Bei dieser Opposition handelt es sich nicht nur um Millerand, den die Radikalen wegen seiner Intimität mit den Kreisen der dunkelsten und gesährlichsten Reaktion aufs gründlichste hassen, sondern auch um Poincare und Joffre . Ersterein wirft man mehr und weniger offen Staatsstreichneigungcn im Interesse der klerikalen und monarchisti- scheu Rechten vor, letzterem Günsilingswirtschaft, das heißt Zurück- setzung der republikanischen Generale zugunsten der Offiziere, die sich aus den Kreisen der Monarchisten und übrigen reaktionären Eliguen rekrutieren. Zur Geheimtagung öer französischen Kammer. Lyon ,'J5. August.(85?. T. B.)„Nouvelliste" meld« aus Paris : Seit zwei Tagen wird der Gedanke, die Kammer als Gcheimkomitee tagen zu lassen, weniger günstig aufgenommen. Drei Gruppen waren anfänglich Anhänger des Gedankens, nämlich die gecinigten Sozialisten, die unabhängigen Sozialisten und die radikalen Sozialisten. Von den letzteren erklären mehrere, die Gruppe habe die Frage nicht erörtert, Franklin Bouillon habe in der Kammer nur in seinem eigenen Namen gesprochen. Auf Ersuchen des Deputierten Roche Brousse traten die Deputierten mehrerer rcpublikanisrben Gruppen zusammen und beschlossen ein- stimmig, sich dem Antrage aus Whalhnig von Geheimsitzungen zu widersetzen und falls ein Antrag überhaupt gestellt werden sollte, öffentliche und namentliche Abstimmung zu fordern. Man beginnt die Gefahren dieses außerordentlichen Verfahrens einzu- sehen. Man glaubt, daß es schwierig sein wird, die Debatte zu begrenzen, und daß man zu keinem praktischen Resulat gelangen wird. Gestern abend verlautete, daß der Antrag auf ein Geheim- komitee am Donnerstag nicht gestellt, sondern auf später verschoben werden wird. Im Kammcrgebäude machte sich gestern in allen Deputiertenkreisen lebhaste Erregung bemerklich. Die Kammer- bureauS arbeiten fieberhaft, um gemäß der.Hausordnung der Kammer das Programm für die Geheimsitzungen auszuarbeiten. o:?ne daß irgendwelche Verstöße gegen die Konstitution und die parlamentarische Gesetzgebung vorkommen können. Lorö Efher über die Kriegsüauer. Glasgow , 25. August. (W. T. B.) Lord Esher schreibt im „Glasgow Herald": Die Seemacht allein hat noch keinen Krieg entschieden. Der Kampf gegen Napoleon dauerte nach Trafalgar noch zehn Jahre fort. Salbungsvolle Selbsttäuschung ändert nichts an der Tatsache, daß Teutschland auf den Kriegs-
schauplätzen Europas bisher siegreich ist. Es kämpft auf der inneren Linie mit großem Geschick und furcht- barer Kraft. Es treibt die Russen vor sich her und setzt die Alliierten im Westen remis. Wenn wir nicht die Lage weit- schauend betrachten, wie Kitchener, der bei Kriegsbeginn sagte, daß er sich auf einen dreijährigen Krieg vor- bereite, werden wir nicht verhindern können, daß der Krieg in allgemeiner Erschöpfung endet, die nur Waffenstillstand bedeutet. Um einen dreijährigen Krieg durchzuhalten, sind Männer und Geld nötig. Zum Schluß appelliert Esher an die reichen Leute Glasgows, sie sollten auf alle Kriegsgewinne verzichten, und an die Arbeiter, auf eine Herabsetzung der infolge des Krieges abnorm ge- stiegenen Löhne einzugehen. die englischen Gewerkschaften gegen Sie Wehrpflicht. London , 25. August. (W. T. B.) Die Frage der all- gemeinen Wehrpflicht wird auf dem G e w e r k- schaftskongreß i n Bristol erörtert werden. Der parlamentarische Ausschuß bereitet einen Veschlußantrag vor, der in schärfster Weise gegen die Einführung der Wehr- Pflicht Stellung nehmen wird. Der Vorsitzende der Arbeiter- Partei Hodge teilte mit, daß fast a l l e M i t g l i e d e r die Wehrpflicht in jeder Form entschieden bekämpfen. Der Vorsitzende des Transportarbeiterverbandes Goslinge erklärte, das Transportgewerbe und mehrere große Industrien litten bereits stark unter Arbeitcrmangel, so daß alle Lebens bedürfnisse im Preise stiegen, ohne daß Aussicht auf Besserung bestehe. Die Verkehrsstockung in den Häfen beruhe auf dem Mangel an Arbeitern. Er habe es aufgegeben, Rekruticrungs reden zu halten, weil die Arbeiter nicht entbehrt und nicht ersetzt werden könnten. Neue Streiks in Englanö. London , 24. August. (W. T. B.) Gestern streikten sämtliche Bauarbeiter in Leeds . Sie verlangen eine Kriegszulage von 20 Proz., die die Arbeitgeber der weigern. In Huddersfield begann ein Streit infolge einer Verringerung der Kriegszulage. 300 Arbeiter feiern. Die Effenbahner in Cardiff forderten die Exekutive der Gewerkschaft auf, den Arbeitsvertrag, der seit Kriegsbeginn besteht, zu kündigen, und beantragen, wenn nicht eine Aktion aller Eisenbahner Großbritanniens zustande kommt, eine Aktion der Eisenbahner von Südwales einzuleiten, um eine Besserung der Lage zu erreichen. Als Grund werden die besonders hohen Preise dor Lebensmittel in Südwales angegeben. Der Streik der Kohlenablader in S w a n s e a, der einen Monat gedauert hatte, endete gestern. wie anüerwärts. London , 25. August.(33. T. 55.) Das Reuterschc Bureau meldet aus Johannesburg vom 23. August: In einer sehr stürmischen Sitzung der Arbeiterpartei, die viel fach von lärmenden Auftritten unterbrochen wurde, wurde ein Antrag der Friedensfreunde mit 8 3 gegen 29 Stimmen abgelehnt und ein Slntrag Creßwells angenommen, der die Regierung jeder Unterstützung zur Fortführung des.Krieges versichert. Das türkisch -bulgarische Abkommen. Sofia , 25. August. (T. U.) Die Nachricht von der definitiven Unterzeichnung des bulgarisch -türkischen Ab- kommens erweist sich als verfrüht. Tie Verhandlungen sind jedoch, wie von bcstinformierter Seite versichert wird, in so gutem Fortschreiten begriffen, daß ihre günstige Beendi- gung nur noch eine Frage von Tagen sein kann. Die Ver- trcter des Vierverbandes tun ihr Möglichstes, die bulgarische Regierung zu veranlassen, mit der Unterzeichnung des Ver- träges so lange zu warten, bis eine unzweideutige?lutwort Serbiens auf den Kollektivschritt der Entente vorliegt. In hiesigen offiziellen Kreisen ist mau aber überzeugt, daß die Entschließungen der bulgarischen Regierung in keiner Weise durch vertrauensunwürdige serbische Versprechungen beein- flußt werden könnten. politische Ueberstcht. Aus dem Reichstage. ?luch am Mittwoch beschäftigte sich der Reichstag noch mit den E r n ä H r u n g s f r a g e n. Aber weder der fortschrittliche Redner F e g t e r noch der Ilbgeordnete He st ermann (Wirtsch. Vg.) brachten dabei wesentlich neue Gesichtspunkte vor. Nach Schluß der Debatte wurde die sozialdemokratische Resolution über Znsamniensetzuiig und Befugnisse der Lebens- mittclzentralstelle angenommen. Bei der Erörterung mehrerer Resolutionen über Rechtsstreitigkeitcn im Kriege er- klärte Staatssekretär L i s c o auf Anfrage, daß seiner Ansicht nach die Exmittierung von Arbeiter- f a m i l i c n, deren Haupt im Felde steht, unzulässig ist. Weiter wurden n. a. Resolutionen angenommen, die die Hinzu- ziehung der Zlrbeiterorganisationen in den Beirat von Zwangs- kohlensyndikatcn und die Wiedereinführung der Sonntagsruhe im Zeitungsgewerbe fordert. Mit der Verordnung über Z w a n g s kohlensyndikate erklärte sich der Reichstag, trotzdem die Regelung des Syn- dikatswesens grundsätzlich ausschließlich Reichssacke sei, eben- falls einverstanden. Anträge auf Erhöhung der Kalipreise und Beseitigung der Kaliabgaben entfesselten eine kleine Debatte, fanden aber gleichfalls die Zustimmung des Hauses. Zu dem Kommissionsbericht über die K r i e g sbcsoldung wies Genosse S t ü ck l e n auf die Ungerechtigkeit hin, daß während des Krieges auch d i e Militärs— z. B. sogar recht hohe— Zulagen erhalten, die gar nicht im Felde stehen. Gegen die Vorwürfe, die Weigerung der Regierung, die Kricgsbesoldungsverordnung dem Reichstage zur Kontrolle und Beschlußiassung vorzulegen, verstoße gegen das Budget recht des Reichstages, verwahrte sick der Reichsschatzsckretär Dr. Holfferich und der stellvertretende Kriegsminister v. Wandel. Sie versprachen indes, allzu große Ungerechtig- keiten in der Kriegsbesoldung zu beseitigen. Trotzdem sie und die Zlbgeordneten Bassermann(natl.) und N e h b e l(k.) sich dagegen wandten, wurden Anträge auf Neuregelung der Kriegsbesoldungsordnung unter Mitwirkung des Reichstags angenommen. Das Hau? vertagte sich auf Donnerstag 3 Uhr, wo neben Resolutionen und Petitionen endlich auch der?lntrag auf Aenderung deS Gesetzes über den Belagerungs- zustand verhandelt werden soll. Hoffentlich widmet das Haus den politisch wichtigen Fragen des Belagerungszustandes! und der Pressezensur eine nicht minder ausgiebige Be- 1
sprechung wie den Ernährungsfragen. Die gegenwärtigen Schranken in der Betätigung innerpolitischen Lebens fordern jedenfalls eine gründliche Beleuchtung und rascheste Aenderung.
Doktrinarismus. Der„Post" wird unter dem Titel:„Doktrinarismus in der Sozialdemokratie"„von parlamentarischer Seite" geschrieben: „Der„Vorwärts" teilt mit, daß die Beschlüsse der sozialdemokratischen Parteiinstanzen über die Kriegszielc nicht vollständig veröffentlicht sind, es läßt sich daher zurzeit ein vollständig sicheres Urteil darüber nicht gewinnen. Mit dem hieraus sich ergebenden Vorbehalt kann man aber den Eindruck der sozialdemokratischen Leitsätze über die Kriegsziele kurz dahin zusammenfassen, daß danach, ungeachtet der Erfahrungen der Kricgszeit, in der Sozial- demokratie noch immer ein überaus starker Bodensatz von Doktri- nariSmuS und Ideologie vorhanden ist. und daß sie sich noch nicht entfernt zu dem Maße von Wirklichkeitssinn durchgerungen hat, der zur Zlufltellung unseren vaterländischen Interessen dienlicher Kriegsziele notwendig ist. Gleichwohl läßt die Fassung dieser Leitsätze, und zwar einschließlich desjenigen, welcher sich -gegen Ilnnexionen richtet, erhoffen, daß die Sozialdemokratie sich im Laufe der Zeit zu einer realistischeren Auffassung der Kriegsziele fortentwickeln und daß sich, wenn beim Friedens- schluß die Stellung Deutschlands in für ihre Zukunft notwendigen Weise ausgebaut, verstärkt und befestigt wird, die sozialdemo- kratische Fraktion des Reichstags damit abfinden wird."
Das Verbot der Nachtarbeit in den Bäckereien. Der Haushaltkonimission des Reichstag? lag in der Sitzung vom Mittwoch eine Resolution vor, in der die Verbündeten Regierungen ersucht werden: 1. Dem Reichstag eine Denkschrift zu unterbreiten über die Ersahrungen mit dem Nachtarbeitsverbot im Bäckereigewerbe während des Krieges: 2. das Nachtarbeitsverbot im Bäckereigewerbe in zweckenl- sprechender Form durch BundeSratSverordnung auch für die Friedenszeit b e st e h e n zu lassen. Nach einer zustimmenden Erklärung des Staatssekretärs Dr. Delbrück fand die Resolution einstimmig Annahme.
Höchstpreise für Butter, D-nark und Käse. Der Rat zu Dresden hat beschlossen, eine Eingabe an die in Frage kommenden Staats- bezw. Reichsbehörden wegen Beschaffung von Kraftfutter, Frachtermäßigung für Milchbeförderung und Fest- setzung von Höchstpreisen für Butter, Quark und Käse zu richten und mit dem Deutschen Städtetag wegen eines Vorgehens in dieser Richtung und wegen Zusammenfassung des Einkaufs von Lebens- Mitteln für die Gemeinden in Verbindung zu treten.
Kriegsbekanntmachungen. Erläuterung zum Befehl über die Rückkehr der Ein- wohner des okkupierten Polens . Amtlich. Berti«, 23. August. (W. T. B.) Seitens des O b e r- befehlShabers Ost sind durch Verordnung vom 3. Juli d. I. (Verordnungsblatt der Kaiserlich Deutschen Zivilverwaltung für Polen links der Weichsel— Nr. 13— Ostverlag in Posen) alle die- jenigen Einwohner Polens , die ihren Wohnsitz in dem der deutschen Zivilverwaltung unterstellten Gebiet Polens links der Weichsel haben, aufgefordert worden, zur Vermeidung von Geldstrafen in ihre Heimat zurückzukehren. Ausgenommen davon sind alle diejenigen Personen, welche im Deutschen Reiche oder in verbündeten Staaten in einem Arbeits- oder Dien st Verhältnis st ehe«. Da in polnischer Sprache erscheinende Blätter vorgenannten Erlaß in einer Form wiedergeben. die Zweifel darüber zuläßt, auf welche Arten von Arbeitern sich diese Ausnahmcvorschrift erstreckt, so wird hiermit darauf hinge- wiesen, daß sämtliche in Deutschland und in Verbündeten Staaten befindlichen ländlichen und industriellen Arbeiter sowie sonstige Per- sonen, die Arbeitsverträge eingegangen sind, von diesem Befehl nicht betroffen werden. Letzte Nachrichten. Gefechte an der serbischen und montenegrinischen Grenze. Wien , 23. August. (W. T. B.) Aus dem Kriegspressc- quartier wird gemeldet: An der Südostfront ist stetiges Ge- plänkel und zeitweise mäßiges Artilleriefeuer zu verzeichnen. Nächst S e m l i n wurde ein österreichisch-nngarisches Patrouillenboot durch serbische Batterien lebhaft aber ohne Erfolg beschossen. Feindliche Flieger werden oft über dem Banat sichtbar, wobei sie auch den Kurs über rumänisches Gebiet nehmen. An der montenegrinischen Grenze versuchten kleinere feindliche Abteilungen bei Bileca sowie östlich von Trebinje Vorstöße, um unsere Feldwachen zu überfallen, die Telephone zu zerstören und die Ernte zu vernichten. Alle dieic Vorstöße wurden mit Verlusten des Feindes abgewiesen.
Zwangsregclung der Arbeit in Belgien . Brüssel , 25. August. kW. T. B.) Der G e n e r a l g o u- verneur erläßt eine Verordnung, durch die jeder unter Strafe gestellt wird, der die Uebernahmc oder die Fori- setzung einer im öffentlichen Interesse liegenden und von den deutschen Behörden verlangten, seiner beruflichen Tötig- keit entsprechenden Arbeit ohne hinreichenden Grund ver- weigert. Es werden auch die Personen hestraft, die andere Personen durch Zwang, Drohung, Ueberrcdnng oder andere Mittel an der Arbeit für deutsche Behörden verhindern oder ihnen Unterstützung gewähren, damit sie die Arbeit ver- weigern. Im Zusammenhange mit der Verordnung Verden auch Maßnahmen über die Arbeitsschen verfügt, und es wird bestimmt, daß der, der die Uebernahme von Arbeit verweigert. obwohl er öffentliche oder private Unterstützung erhält, oder durch seine Ablehnung unterstützungsbedürftig wird, ebenfalls bestraft wird. Als hinreichender Weigerungsgrimd wird ins- besondere jeder ans dem Völkerrecht beruhende angesehen.
Keine Einigung im Waliser Bergarbeiterstrcik. London , 25. August.(23. T. B.) Meldimg des Reuter- scheu Bureaus. Me Einigungskommission, der die unentschie- denen Punkte in der Frage der Waliser Bergarbeiter vor- gelegt worden waren, hat keine Einigung zu erzielen ver- mocht und die Beratungen abgebrochen.