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Nr. 237.- 32. Jahrg.

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Berliner Volksblaff.

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 28. August 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.

Die Feitung Olita von den Ruffen geräumt.

Richtigstellung englischer Meldungen.

Amtlich. Berlin  , 27. Auguft.( W. T. B.) Am 16. Auguft hat eins unserer Untersecboote die bei Harrington an der Jrischen See liegende Benzolfabrik einschließlich des Benzollagers und der zugehörigen Koksöfen durch Geschüßfeuer vernichtet. Die Werke find mit hoher Stichflamme in die Luft geflogen. Die feinerzeit in der englischen Presse aufgestellte Behauptung, daß das Unterseeboot die offenen Städte Harrington, Parton und Whitehaven   beschossen habe, ist unzutreffend. Dasselbe U- Boot wurde am 15. Auguft in der Irischen See von einem großen Passagierdampfer ,, anscheinend der Royal Mail Steam Packet Comp. auf weite Entfernung beschoffen, obwohl es ihn nicht angegriffen hatte. Es wird ausdrücklich fest­gestellt, daß der Handelsdampfer von seinem Geschüb, also zum Angriff, nicht etwa zu seiner Verteidigung Gebrauch gemacht hat. Die englische Admiralität hat am 27. August bekanntgegeben, daß ein deutsches Untersecboot vor Oftende durch ein englisches Marineflugzeug vollständig zerstört und zum Sinten gebracht wor den sei. Diese Nachricht ist unzutreffend. Das Unterseeboot ift von dem Flugzeug zwar angegriffen, aber nicht getroffen worden. Es ist unversehrt in den Hafen zurückgekehrt.

calftabes

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes ber Marine. gez. Behnde.

Anmerkung des W. T. B.: Die zerstörte Bengolfabrik ist eine der größten Englands und für die englische   Sprengstofferzeu gung von um so höherem Werte, als es nur wenige derartige Werte in England gibt.

Der russische Generalstabsbericht. Petersburg, 27. Auguft.( W. T. B.) Mitteilung des Großen Generalstabes vom 26. Auguft. In Gegend Riga   teine Veränderung. Südwestlich Friedrichstadt   in Ge­gend Schönberg und Radziwilischki nahm der Feind, der Ver­stärkungen erhalten hatte, am 24. und 25. August den An­griff wieder auf. Ein hartnäckiger Kampf dauert an. In Richtung Dinaburg in Gegend Onikschti am Fluß Swenta haben wir die Deutschen   zurückgeworfen. In Richtung Wilna   hielten unsere Truppen den Feind am 24. und 25. August an den Stellungen vor Jewie auf und ziehen sich nun nach und nach längs der beiden Ufer des Flusses Wilija zu­rüd. Am mittleren Njemen und an der Front zwischen dem Oberlauf des Bobr und des ripet ziehen sich unsere Armeen gemäß dem empfangenen Befehl nach Osten zurü d. Der Feind bedrängt unsere Truppen nur in gewissen Richtungen und hat am 25. August seine Haupt­anstrengungen auf Bialystot gesammelt und auf dic Straßen, die in östlicher Richtung aus der Front Bielst­Kleschtscheli führen. An den anderen Abschnitten unserer Front im allgemeinen keine bemerkenswerte Veränderung.

Die kritische Lage Rußlands  .

London  , 27. August.  ( T. U.) Die Times" schreibt über die kritische Lage, in der sich Rußland   befindet: Die Nachrichten über die Gefechte zwischen der russischen und der deutschen   Seemacht im Golf von Riga stellen den zunehmenden Ernst der Lage im Osten in ein grelles Licht. Die deutsche Bedrohung der baltischen Provinzen scheint die gefährlichste aller Operationen zu sein. Der Besiz Rigas ist eine unumgängliche Notwendigkeit für den Versuch, die russische   Macht aus der Dünafront zu bertreiben, und deshalb machen die Deutschen   zu Land und zur See die größten Anstren­gungen, recht bald in den großen Seehafen einziehen zu können.- Die Bewegungen, sagt das Blatt weiter, welche Riga   und die Dünafront zum Ziele haben, bilden nur einen Teil des riesen­haften Planes, die nördliche und die zentrale Armee gefangen zu nehmen oder zu vernichten, ein Plan, der, wenn er glüdt, die ge­waltigste militärische Tat der Geschichte" sein würde. Das Blatt weiß nicht, ob die Deutschen   ihren Plan erreichen werden, aber so heißt es weiter, sie bringen doch große Opfer, welche als ein Maßstab ihrer eigenen Ueberzeugung hinsichtlich des Endsieges angesehen werden dürfen.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 27. August 1915.

Westlicher Kriegsschauplatz.

In der Champagne und auf den Ma a shöhen wurden französische Schanzanlagen durch Sprengung zer­stört.

In den Vogesen   wurde ein schwacher französischer Vorstoß leicht abgewiesen.

Deftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg  .

Die Gefechte bei Bausk, Schönberg( südöstlich von Mitau  ) und in der Gegend östlich von Kowno  dauern an. 2450 Russen sind gefangen, 4 Geschüße und 3 Maschinengewehre erbeutet.

..Südöstlich von Kowno   wurde der Feind geworfen.

Die Festung Olita   ist von den Ruffen geräumt und von uns besetzt.

Weiter südlich sind die deutschen   Truppen gegen den Njemen im Vorgehen.

Der Uebergang über den Berczowka- Abschnitt( öftlich bon Olomiec) ist erkämpft; die Verfolgung ist auf der ganzen Front zwischen Suchowola( an der Berezowka) und dem Bialowieska- Forst im Gange.

Am 25. und 26. August brachte die Armee des Generals von Gallwit 3500 Gefangene und fünf Maschinengewehre ein.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Die Heeresgruppe verfolgt; ihr rechter Flügel kämpft um den Uebergang über den Abschnitt der Lesna- Prawa ( nordöstlich von Kamieniec- Litowsk).

Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls v. Mackenfen. Nordöstlich von Brest- Litowsk   nähern sich unsere Truppen der Straße Kamieniec- Litowsk­Myszczyce.

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Südöstlich von Brest Litowsk   wurde der Feind über den Ryta- Abschnitt zurückgeworfen.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 27. Auguft.( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 27. August 1915.

Russischer Kriegsschauplak.

Die bei Brest  - Litowst geschlagenen russischen Armeen find in vollem Rüdzuge beiderseits der nach Minst führenden Bahn. Die Truppen des Erzherzogs Joseph Fer­ dinand   rückten gestern mittag durch die brennende Stadt Kamieniec Litowsk an der Lesna. Deutsche   Streit­kräfte verfolgen von West und Süd in der Richtung auf Kobrin  . Bei Kowel  , bei Wladimir Wolynskij und in Oftgalizien nichts neues.

Italienischer Kriegsschauplas.

Auf dem italienischen Kriegsschauplak fanden gestern nur bei Flitsch Kämpfe von einiger Bedeutung statt. Hier wiesen unsere Truppen einen feindlichen Angriff auf ihre Talstellungen zurüd.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalftabes: von Höfer, Feldmarschalleutnant.

Die fünfte Kriegstagung

des Reichstages.

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Je länger der Krieg dauert, um so mehr tritt neben das Interesse für die Waffentaten draußen, an denen nur ein Zeil der Bevölkerung unmittelbar beteiligt ist, das Interesse für die politischen Fragen, denen die ganze cr­wachsene Bevölkerung wenigstens theoretisch selbst teilnehmen fann. Bei Kriegsausbruch schienen die rein militärischen Vorgänge allein für die Lage Deutsch­ lands   entscheidend zu schein. Mit jedem weiteren Kriegsmonat wächst aber die Einsicht, daß die Regelung der verschiedensten innerpolitischen Beziehungen einen starken Einfluß auf die Lage der Bevölkerung auch in Kriegszeiten ausübt. Da unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Par­lamente die einzigen Stellen sind, wo alle Fragen eine durch keinerlei äußere Hemmungen eingezwängte Erörterung erfahren können, ist die Erwartung, die an die Kriegstagungen des Parlaments gefnüpft werden, jedes­mal eine recht große. Es wäre für die gesamte Entwicklung des politischen Lebens in Deutschland  äußerst gefährlich, wenn die Parlamente dieser Erwartung weitester Streise nicht voll entsprechen würden. Erst im letzten Heft der Neuen Zeit" hat Genosse Adolf Braun   sich ver­anlaßt gefühlt, darauf hinzuweisen, daß die Gefahr des Syndi­falismus, Anarchismus und des Antiparlamentarismus für die Arbeiterschaft nur überwunden werden kann, wenn die politische Vertretung der Arbeiterschaft möglichst energisch und tonsequent die ihr zukommenden Aufgaben löst.

Bei der vergangenen fünften Kriegstagung des Reichs­parlaments stand die Bewilligung neuer 10 Milliarden Kriegskredite im Vordergrund. Gerade weil von der anderen Seite die Einmütigkeit und Geschlossenheit bei der Abstimmung unterstrichen wird, ist es notwendig, zu wiederholen, daß diesmal die Zahl derjenigen Abgeordneten, die sich absicht­lich der Abstimmung fernhielten, ständig gewachsen ist. Wir glauben nicht irre zu gehen, wenn wir diese Tatsache darauf zurückführen, daß die vom Kanzler gegebenen Aufklärungen über das Kriegsziel der Regierung nicht der in weiten Kreisen gewünschten Klarheit entsprechen, zumal die Vertreter der bürgerlichen Parteien den betreffenden Sätzen der Kanzler­rede ohne Widerspruch des Kanzlers eine sehr weite Aus­legung gegeben haben. Wir haben schon im Anschluß an die Nede des Genossen David betont, daß wir es als einen Mangel empfinden, daß nicht wenigstens die sozialdemokratische Fraktion eine auch für den politisch wenig Gebildeten un­zweideutige Erklärung der Regierung über die Kriegsziele beranlaßt hat. Eine möglichst scharf umrissene Charakteri­fierung der spezifisch sozialistischen Friedensziele hätte sicher­lich eine unmißverständliche Antwort der Regierung hervor­gerufen.

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Nachdem die Kriegskredite zum vierten Male- be­willigt worden waren, begann der Reichstag   die Erörterung der gröbsten Mißstände, die sich während des Krieges heraus­gebildet haben. Gegenüber dem breiten Raum, den die Dis­kussion der Lebensmittelversorgung einnahm, trat nach unserem Empfinden die Debatte über die politische Lage zu sehr zurück. Erst am gestrigen lebten Sigungstage, und an ihm allein, wurde die wichtige Frage des Belagerungs­Genosse zustandes, speziell der Pressezensur, behandelt. Richard Fischer wies an einer Fülle von Beispielen nach, wie sehr gegenwärtig das gesamte politische Leben eingezwängt wird. Speziell bei der Presse liegen die Verhältnisse hente so, daß Genosse Fischer mit Recht ausführte, man fönne nicht mehr von einzelnen Uebergriffen und Mißbräuchen sprechen, sondern die ganze Handhabung sei derartig, daß die Presse­zensur in weiten Streisen als eine Art Ersatz des Sozialisten­gesezes empfunden werden müsse. Uebrigens leidet nicht nur die Presse unter den Maßnahmen der völlig souveränen Blatt weiter, daß in einer Zeit, wo Rußland   so tapfer schmerzliche Generalfommandos, auch das gesamte Vereins- und Ver­Schläge erträgt, schlimme Insinuationen in Petersburg   und sonst sammlungsleben wird unterbunden, und selbst die persönliche Gehör finden. Aber wenn alle Tatsachen bekannt werden, wenn Freiheit einzelner durch starke Eingriffe genannt ,, mili­das Dunkel, das nun über vielen Phasen des Krieges liegt, ber- tärische Schußhaft" aufgehoben. Der Vertreter der Zivil­schwunden ist, dann hat Rußland   keinen Grund, sich über die Hilfe regierung, Staatssekretär Dr. Delbrück, sagte zwar einige Das Blatt weist dann auf den hohen Ernst der Lage hin und zu beklagen, die es von seinen Alliierten empfangen hat und noch freundliche Worte für die Presse und gab auch Mißgriffe der erinnert dabei die Alliierten daran, daß sie den Ereignissen der empfangen wird. Die Dardanellenaktion, die von Frankreich   und in Betracht kommenden militärischen Behörden zu. Aber nächsten Tage mit Spannung entgegensehen müssen, obwohl der England so große Opfer forderte, widerspricht schon der Legende; gegen den Antrag der sozialdemokratischen Fraktion, den Be­beruhigende Bericht des Petersburger Korrespondenten die Un- denn diese Aktion wurde hauptsächlich unternommen, um den lagerungszustand wieder aufzuheben, wandte er sich, ebenso ruhe etwas vermindern würde. Nach dem Falle von Brest  - Litowst Druck auf Rußland   zu vermindern. England und Frankreich   wie die bürgerlichen Parteien ihn für unnötig hielten. Das dürfte sich diese Ansicht ändern. Das Blatt konstatiert mit Be  - haben die legten Ereignisse auf dem östlichen Kriegsschauplatz mit einzige Zugeſtändnis Delbrücks, um die Ungleichartigkeit in friedigung, daß die russische Regierung durch ihre Presse der Le- inniger Teilnahme und warmer Sympathie verfolgt, aber auch der Behandlung durch die Zensurbehörden zu beseitigen, näm­gende, als würden die westlichen Alliierten nicht ihren vollen An- mit dem Vertrauen, daß die unverzagte Ausdauer der Alliierten lich die Schaffung einer Zentralzenfurstelle, kann erst dann teil an der Kriegslage tragen, widerspricht. Es verstehe, sagt das am Schluffe triumphieren wird. wirklich als Verbesserung begrüßt werden, wenn durch diese

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