Einzelbild herunterladen
 

Dr. 237. 32. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonnabend, 28. August 1915.

Greys Antwort.

London  , 26. August.  ( W. T. B.)( Meldung des Reuterschen Bureaus.) Sir Edward Grey   hat folgenden Brief an die Beitungen gerichtet: Sir! In der Rede des deutschen  Reichskanzlers find einige Punkte, die meiner Meinung nach in einem Brief an die Presse behandelt werden können bis zu einer vollständigeren Uebersicht über die Lage, die besser auf eine andere Weise zu anderer Zeit gegeben werden sollte. Ich werde die Tat­sachen und die Anmerkungen, zu denen sie Anlaß geben, so kurz und deutlich wie möglich summieren und bitte um die Veröffent­lichung:

1. Der belgische Bericht über die Besprechung mit dem englischen Militärattaché wurde im letzten Herbst von deutscher   Seite veröffentlicht, um zu beweisen, daß Belgien  feine Neutralität an uns verkaufte und mit uns eine Verschwörung gegen Deutschland   betrieb. Die Unterredung, aus der zu diesen Swed   das größte Kapital geschlagen wurde, wurde dem Ministerium des Aeußern nicht mitgeteilt, ebenso wenig dem Kriegsamt, wie aus den Archiven hervorgeht. Wir haben zuerst den Bericht über die Unterredung gesehen, als Deutschland   sie veröffentlichte. Daraus geht deutlich hervor, daß sie nur auf den Fall Bezug nahm, daß Belgien   angegriffen werden würde. Eine Landung englischer Truppen in Belgien   sollte nur stattfinden, nachdem Deutschland   in belgiſches Gebiet eingefallen sei. Die englische Regierung wurde zu nichts verpflichtet. Es bestand keine Abmachung und Ueberein­funft zwischen der britischen   Regierung und Belgien  . Warum er­wähnt der deutsche   Reichskanzler diese informellen Besprechungen im Jahre 1906 und läßt er völlig beiseite, daß ich 1913 dem belgischen Gesandten sehr kategorisch sagte, daß wir hinsichtlich Belgiens   und anderer neutraler Länder wünschten, daß ihre Neu­tralität beachtet werden sollte und daß wir, solange diese nicht durch eine andere Macht verletzt würde, sicher keine Truppen nach ihren Gebiete senden würden. Man muß sich erinnern, daß der erste Gebrauch, den Deutschland   von dem belgischen Schriftstück machte, darin bestand, Belgien   eine unaufrichtige Haltung gegenüber Deutschland   vorzuwerfen. Was ist nun die Wahrheit? Am 29. Juli 1914 versuchte der deutsche Reichskanzler uns durch das Versprechen zukünftiger belgischer Unabhängigkeit dazu zu be­stechen, daß wir uns bei Ausbruch des Krieges an der Verlegung der belgischen Neutralität durch Deutschland   beteiligen sollten. Er nannte den belgischen Vertrag einen Fezen Papier  . Der deutsche  Staatssekretär des Aeußern erklärte, Deutschland   müsse durch Belgien   marschieren, um Frankreich   anzugreifen. Es habe nicht die Zeit, um anders vorzugehen. Es ist notwendig, die Erklärung des Herrn v. Jagow nochmals anzuführen. Die Kaiserliche Regierung mußte auf dem schnellsten und leichtesten Wege nach Frankreich  einmarschieren, um mit den Operationen rasch vorwärts zu kom­men und danach trachten, so schnell wie möglich zu einem ent­scheidenden Schlage auszuholen. Es bedeutete für die deutsche Sache Leben oder Tod, da die Deutschen  , wenn sie den südlichen Weg eingeschlagen hätten, infolge Straßenmangels und der Stärke der Festungen nicht ohne heftigen Widerstand, der mit großem Zeit­berlust gleichbedeutend war, durchgekommen wären. Dieser Beit­verlust würde für die Russen ein Zeitgewinn gewesen sein, um Truppen nach der deutschen   Grenze zu bringen. Die Schnelligkeit des Vorgehens war ein großer Gewinn für die Deutschen  , während Rußlands   Vorteil in dem unerschöpflichen Vorrat an Truppen lag. Im Reichstag   erklärte der deutsche   Reichskanzler am 4. August 1914 über die Verlegung der Neutralität Belgiens   und Luremburgs: Das Unrecht, ich spreche es offen aus, das wir damit tun, werden wir wieder gut machen, sobald unser militärisches Ziel erreicht ist. Die Verlegung der belgischen Neutralität war also wohl erwogen. obwohl Deutschland   die Neutralität tatsächlich garantiert hatte, und es gibt sicher nichts Verächtlicheres und Niedrigeres, als den Versuch, sie ex post facto zu rechtfertigen, indem man der un­schuldigen, harmlosen belgischen Regierung und dem belgischen Wolke den gänzlich falschen Vorwurf machte, daß sie gegen Deutsch­ land   ein Komplott geschmiedet hätten. Der Reichsfangler legt in feiner lebten Rede nicht den Nachdruck auf diese Anklage, die gegen Belgien   erhoben worden ist. Ist die Anflage zurückgezegen, und wenn ja, will Deutschland   das grausame Unrecht, das es Belgien  angetan hat, gut machen?

2. Die Verhandlungen über ein englisch deutsches Abkommen, auf die der deutsche Reichskanzler anspielte, ge­langten zu einem Bunkte, bei dem es klar war, daß fie einen Er­folg nur haben würden, wenn wir ein Versprechen abgäben, das barauf hinausgelaufen wäre, daß wir absolut neutral blieben, während Deutschland   freie Hand behalten hätte, sich im Rahmen seiner Bündnisse an einem europäischen   Kriege zu beteiligen. Dies fann und wird durch die Veröffentlichung des Verhandlungs­berichtes, der den Aufzeichnungen des Foreign Office entnommen werden wird, aufgeklärt werden.

-

-

Balkankonferenz, daß wir nicht auf einen diplomatischen Sieg einer Gruppe, sondern auf eine gerechte Lösung hingearbeitet hätten und bereit gewesen wären, uns gegen jeden Versuch, diese Konferenz unfair zum Nachteile Deutschlands   und Desterreich­Ungarns auszunüßen, gelehrt hätten. Die Weigerung Deutsch­ lands  , sich an der Konferenz zu beteiligen, hat nicht über die britische   Teilnahme an dem Kriege, wohl aber über die Frage, ob Europa   Krieg oder Frieden haben würde, entschieden. Sie unterzeichnete das Todesurteil vieler Hunderttausende, die in diesem Striege getötet wurden. Man muß auch nicht vergessen, daß der Bar von Rußland   dem Deutschen Kaiser vorschlug, daß die österreichisch- serbische Streitfrage durch das Haager Schiedsgericht entschieden werden solle. Gibt es einen einzigen aufrichtigen Menschen in Deutschland   und Desterreich- Ungarn  , der bei dem Rückblid auf das vergangene Jahr nicht bedauert, daß weder der britische noch der russische Vorschlag angenommen wurde? 5. Und was ist das deutsche   Programm, wie wir es aus der Rede des Reichskanzlers und den Aeußerungen der Poli­titer in Deutschland   entnehmen können: Daß Deutschland   eine Kontrolle über das Schicksal aller anderen Nationen ausüben will, es will der Schild des Friedens und der Freiheit der großen und fleinen Nationen" sein. Das sind die Worte des Reichskanzlers. Das würde einen eisernen Frieden unter preußischem Schild und deutscher Oberherrschaft bedeuten. Deutschland   allein würde die Freiheit genießen, die internationalen Verträge zu brechen und frei sein, sie zu vernichten, wenn es ihm gefalle und frei, jede Vermittelung auszuschlagen, frei, Krieg anzufangen, wenn es ihm paßt, frei, wenn es wieder in den Krieg zieht, frei wiederum, alle Regeln zivilisierter Kriegführung und Menschlichkeit zu Lande und zur See zu brechen, und während es so handeln würde, würde fein ganger Seehandel in Kriegszeit frei bleiben, wie es jeder Handel im Frieden sei. Es wäre sehr vernünftig, die Freiheit der Meere zum Gegenstande von Beratungen, Begriffsbestimmun­gen und Abkommen nach diesem Kriege zu machen, aber nicht als etwas Abgesondertes und nicht, solange kein Friede und teine Sicherheit gegen den Krieg und deutsche Methoden zu Wasser und zu Lande beſtehen. Wenn es Garantien gegen einen zukünftigen Krieg geben solle, so müßten sie allumfassend und wirksam sein und, Deutschland   ebenso wie die anderen Nationen, England ein­geschlossen, binden. Deutschland   will an erster Stelle stehen, der Friede für die anderen Nationen würde der sein, den Deutschland  gewährt. Das ist offenbar der Schluß, den man aus der Rede des deutschen   Kanzlers ziehen kann. Der Reichsschahsekretär fügt dem hinzu, daß die schwere Bürde von tausend Millionen durch Dekaden nicht von Deutschland   getragen werden müsse, sondern durch die, welche er die Anstifter des Krieges zu nennen beliebt. In anderen Worten: Auf Dekaden hinaus beanspruche Deutschland  , daß ganze Nationen, die ihm Widerstand geleistet haben, arbeiten sollen, um ihm in Form von Kriegsentschädigungen einen Tribut zu zahlen. Der Friede kann nicht unter solchen Bedingungen geschlossen wer­den. Das Leben der anderen Nationen würde dann weder frei noch erträglich sein. Die Reden des deutschen   Reichskanzlers und des Reichsschatzsekretärs zeigen, daß Deutschland   um die Ober­heerschaft und um einen Tribut kämpft. Wenn dem so ist, und solange es so ist, kämpfen unsere Verbündeten und wir und wir müssen fämpfen, um unser Recht zu leben, nicht unter Deutschlands  Oberherrschaft, sondern in wirklicher Freiheit und Sicherheit.

*

Die offiziöse Erwiderung.

anglaise en Belgique" auf englischem Papier in englischer Ne­daktion mit dem Bermerf:" These figures are under revision" eine Zusammenstellung dieses Hilfskorps, die nur aus dem eng­lischen Kriegsministerium oder Generalstab stammen kann. Wir unterbreiten hiermit der Oeffentlichkeit dieses neue Bei­spiel für die Wahrheitsliebe englischer Minister.

Sir Edward Grey   beruft sich darauf, daß er im Jahre 1913 dem belgischen Gesandten sehr kategorisch erklärt habe, daß Eng= land feine Truppen nach Belgien   senden werde, so­lange deffen Neutralftät nicht durch eine andere Macht verlegt würde. Wir lassen es dahingestellt, ob diese Erklärung wirklich so kategorisch war. Auch haben wir eben wieder gesehen, welcher Wert solchen englischen Erklärungen innewohnt. Das ist aber nicht das Entscheidende. Das Entscheidende ist, daß der englische  Generalstab, wie das nicht nur durch die mehrfach erwähnten Dokumente, sondern auch die englischen Karten und Handbücher über den belgischen Kriegsschauplab sowie die bei dem englischen Sekretär Grand- Watson gefundenen Dokumente bewiesen wird, den belgischen Generalstab zu einer so engen Zusammenarbeit und zu einer so weitgehenden Berücksichtigung der militärischen Pläne Englands veranlagt hat, daß dadurch eine einseitige mili­tärische Parteinahme Belgiens   zugunsten Englands herbeigeführt wurde.

Im

Sir Edward Greh erklärt des weiteren, es gäbe nichts Ber­ächtlicheres und Niedrigeres als den Versuch, die Verlegung der belgischen Neutralität, die Deutschland   tatsächlich garantiert habe, ex post facto burch gänzlich falsche Vorwürfe gegen die harmlose belgische Regierung zu rechtfertigen. Mit der Harmlosigkeit der belgischen Regierung haben wir uns bereits beschäftigt. übrigen stellen wir fest, daß deutscherseits ein Versuch, den deut­fchen Einmarsch in Belgien   nachträglich mit dem schuldhaften Verhalten der belgischen Regierung zu rechtfertigen, nie­mals gemacht worden ist. Die Gründe für den deutschen  Einmarsch in Belgien   hat der Reichskanzler in seiner Rede vom 4. August v. J. dargelegt, und er hat seitdem in seiner Rede vom 2. Dezember v. J. lediglich erklärt, daß, als die deutschen   Truppen das belgische Gebiet betraten, fie sich auf dem Boden eines Staates befanden, der seine Neutralität selbst längst durchlöchert hatte. Wir können uns des weiteren die Bemerkung nicht versagen, daß die Entrüftung über die Nichtbeachtung eines Vertrages, ber vor 75 Jahren zu ganz besonderen Zweden und unter ganz anderen Bedingungen geschlossen wurde, als sie jetzt vorlagen, in dem Munde des Vertreters eines Landes sonderbar anmutet, das über ein vor 25 Jahren ganz Europa   gegebenes feierliches Versprechen im Jahre 1904 zur Tagesordnung übergegangen ist und daß die dauernde Nichtachtung der vertraglichen Verpflichtungen, die Frankreich   be­züglich Maroffos übernommen hatte, stets auf das nachdrücklichste und selbst auf die Gefahr hin, wie im Jahre 1911, damit einen Strieg zu entfesseln, unterstützt hat.

Ueber die deutsch   englischen Verhandlungen des Jahres 1912 stellt Sir Edward Grey   den Beweis dafür in Aussicht, daß nur das Versprechen absoluter Neutralität durch England denselben einen Erfolg beschieden hätte. Wir sehen dem zu erwartenden Ergebnis englischer Entstellungsfünfte mit Inter­efse entgegen. In dem, was Sir Edward Grey   über die unmittel­bare Vorgeschichte des gegenwärtigen Krieges sagt, legt er dem Reichskanzler Behauptungen unter, die er nicht getan hat. Der Reichstanzler hat in seiner Rede nicht behauptet, daß Sir Edward Greh den Krieg gewünscht und geplant habe. Er hat Tediglich angesichts der Behauptung unserer einde, daß sie nicht triegsbereit gewesen seien, während Deutschland   den Krieg seit langem heimtüdisch vorbereitet habe, festgestellt, daß England ebenso wie seine Verbündeten mit dem vollen Bewußtsein seiner Striegsbereitschaft in den Kampf gegangen ist.

Was die vom Reichskanzler angeführte Bemerkung des Mi­nisters zu dem Fürsten Lichnowsky betrifft, so stellt Sir Edward Grey   sie in Abrede. Wir geben nachstehend den Wortlaut einer Aufzeichnung wieder, die der Botschafter über den betreffenden Teil seiner Unterredung vorgelegt hat. Sie lautet:

Sir Edward Grey   ließ mich wissen, daß er mich gern bor meiner Abreise noch einmal in seiner Wohnung fprechen möchte, um von mir Abschied zu nehmen; auch habe er mir eine vertrau­liche Mitteilung zu machen, die vielleicht für die Zukunft von Wert sein könne. Ich entgegnete, daß es mir überaus peinlich sei, angesichts der Wendung, die die Verhältnisse genommen hätten, ihm nochmals zu begegnen, daß ich aber, falls er es dringend wünsche, ihm seine Anregung nicht versagen und ungern eine Ge­legenheit versäumen würde, die vielleicht für die Zukunft beider Länder von Bedeutung sein könnte.

Die Norddeutsche Allgemeine Beitung" schreibt zu Greys Brief: Die Bornesausbrüche, mit denen die englische Presse die Reichstagsrede des Reichskanzlers auf­genommen hat, sind der beste Beweis dafür, wie eindrucksvoll sie gewesen ist. Wir verzichten darauf, uns mit den Auslassungen der englischen Publizistit zu beschäftigen, die durch ihre jahrelange terhebende Tätigkeit an dem Ausbruch des gegenwärtigen Strieges in so hohem Grade mitschuldig ist. Dagegen können wir uns einer Stellungnahme zu den Aeußerungen nicht enthalten, zu denen die Darlegungen des Reichskanzlers den Staatssekretär des Foreign Office Sir Edward Grey   veranlagt haben. In jeinem Brief an die englische Presse wendet sich der Minister zunächst der bel­gischen Frage zu. Der Reichskanzler hatte dieselbe in seiner Rede mur flüchtig gestreift, indem er darauf hinwies, daß die Verstöße der belgischen Regierung gegen ihre Neutralitätspflichten durch die Veröffentlichungen über die Besprechungen der englischen Militär­attachés mit den belgischen Militärbehörden bereits erwiesen seien, so daß es weiterer Beweise dafür, die die feindliche Presse in dem Sir Edward Grey   war sichtlich bewegt, als er mich empfing Berichte der belgischen Gesandten vermisse, nicht bedürfe. Sir und sagte mir, daß der Entschluß, den er hätte fassen müssen, Edward Grey   übergeht die in diesen Berichten gegen seine Politik für ihn der schwerste gewesen sei in seinem bisherigen Leben. enthaltenen Anklagen mit Stillschweigen. Um so eingehender be- Die Grwägung wäre hierbei ausschlaggebend gewesen, daß der schäftigt er sich mit der Frage der belgischen Neutralität und wider- Schaden, den England durch den Krieg erführe, durch die Beteili­legt dabei Behauptungen der Kaiserlichen Regierung, die dieselbe gung nicht viel größer würde als durch Passivität, und daß Eng­niemals aufgestellt hat. Es ist deutscherseits niemals behauptet land als beteiligte Macht noch mehr in der Lage sei, sein Wort worden, daß Belgien   seine Neutralität an England verkauft in die Wagschale zu werfen, als wie durch Neutralität, schon und mit ihm ein Komplott gegen Deutschland   geschmiedet habe. weil es alsdann jederzeit seinen Rückzug aus Deutscherseits ist behauptet und durch die aufgefundenen Doku- dem Kampfe androhen könne. Die Verlegung anerkann­mente bewiesen worden, daß die belgischen Militärbehörden mit ter internationaler Verträge, die von England gewährleistet seien, Vorwissen der belgischen Regierung den militärischen Plänen habe es ihm unmöglich gemacht, länger beiseite zu stehen, auch habe Englands Vorschub geleistet haben, und daß sich damit Belgien   eines er es nicht für tunlich gehalten, sich mit uns in einen Handel ein­Verstoßes gegen seine Neutralitätspflichten schuldig gemacht hat. zulaffen, wie der vom Herrn Reichskanzler vorgeschlagene, welcher Am 23. April 1912 hat der englische   Militärattaché Oberst Bridges die Bedingungen festlegen sollte für die britische   Neutralität. Er dem General Jungbluth erklärt, daß die englische Regierung die würde eine derartige Abmachung vom britischen Standpunkt aus Absicht gehabt habe, auf alle Fälle auch ohne Zustimmung der nicht für anständig gehalten haben, und es sei ihm unmöglich belgischen Regierung in Belgien   Truppen zu landen. Das belgische gewesen, mit einer Wacht, die leichten Herzens eingegangene Ber­Ministerium des Aeußern hat von dieser Unterredung Kenntnis pflichtungen bräche, sich in Verträge einzulassen. Er legte das erhalten. Wir richten hiermit an Sir Edward Grey   die Frage: Hauptgewicht, wie auch in seiner Rede, auf die belgische Frage, Hat die belgische Regierung durch ihren Gesandten in London   bei ohne dabei hinzuzufügen, wie er es im House of Commons   getan, der englischen   Regierung gegen diese Erklärung des englischen   daß England nicht zusehen dürfe, daß wir nicht nur Frankreich  , Militärattachés Protest erhoben, oder hat sie wenigstens angefragt, sondern auch Belgien   und Holland   durch unser Vorgehen in ein ob die Erklärung von der englischen   Regierung gebilligt werde? Abhängigkeitsverhältnis zu bringen suchten. Der Minister sagte ferner, er wünsche mir noch folgende ver­Wir können die Antwort Sir Edward Greys vorausnehmen: Die belgische Regierung hat eine solche Demarche in trauliche Mitteilung zu machen, die vielleicht für die Zukunft von London   niemals getan. Damit ist bewiesen, daß sie dazu Bedeutung sein könnte. Sollten die Ereignisse nicht den Verlauf entschlossen war, einer Verlegung ihrer Neutralität durch England nehmen, wie unsere Militärpartei zu erhoffen schiene, oder sollten zum mindesten keinen Widerstand entgegenzusehen. Man beachte wir, wie er inständig wünsche, in nicht zu ferner Zeit aus anderen den Unterschied: Auf die Vermutung hin, daß Deutschland   Gründen dem für Europa   so verhängnisvollen Kampfe ein baldiges eine Verlegung der belgischen Neutralität beabsichtigt, trifft Ende zu machen wünschen, so würde er stets bereit fein, Belgien   alle Vorbereitungen für die Intervention eines englischen falls er sich noch im Amt befände, die Vermittelung zu Hilfskorps. Auf die bestimmte Erklärung des englischen übernehmen und uns behilflich zu sein. Ihm liege jede Militärattachés, daß England die belgische Neutralität habe ber- Absicht fern, Deutschland   zu erbrüden( to crush leben wollen, rührt die belgische Regierung feinen Finger. Ein Germany), alles, was er wünsche, sei, den Frieden unter annehmbaren Bedingungen so bald wie Land, das so handelt, ist nicht neutral. möglich wieder herzustellen und das namenlose Unglüd, das die gesamte zivilisierte Welt betroffen, nach Möglichkeit ein­zuschränken.

3. Der Reichskanzler zitiert einen einzelnen Sab aus meiner Rede vom 3. August 1914, um zu beweisen, daß wir zum Kriege bereit waren. Schon im nächsten Sabe, den er hätte anführen tönnen, aber nicht angeführt hat, sagte ich: Wir werden, fürchte ich, durch diesen Krieg furchtbar leiden, gleichgültig ob wir uns daran beteiligen oder davon fernhalten. Ich über­laffe es jedermann außerhalb Deutschlands  , in jedem beliebigen neutralen Lande, zu urteilen, ob das Worte eines Mannes find, der den europäischen   Krieg wünschte und plante, oder eines Mannes. der sich bemüht hatte, ihn zu verhindern. Der Grad der falschen Auslegung eines vereinzelten Sages durch den deutschen   Reichs­Kanzler wird jedermann, der die ganze Rede liest, klar sein. Was die andere Erklärung, die mir zugeschrieben wird, betrifft, so sagte ich nicht einmal, als wir noch ganz freie Hand hatten und als Japan  , das unser Verbündeter war, noch nicht am Kriege beteiligt war, und wir noch keine Verpflichtung gegenüber den anderen Ver­bündeten eingegangen waren, wie jezt durch das Abkommen vom 5. September 1914, etwas so Lächerliches und Unrichtiges, wie, daß es im Interesse Deutschlands   läge, daß wir uns am Kriege be­teiligten, und daß wir es täten, um Rußland   zurückzuhalten. 4. Der Krieg wäre vermieden worden, wenn dem Konferenzvorschlage zugestimmt worden wäre. Deutschland   ent­schloß sich unter dem nichtigsten Vorwande, zum Kriege. Ich wollte nichts an einer formellen Frage scheitern lassen und erklärte mich bereit, jeder Art von Vermittelung zuzustimmen, die Deutschland  borschlagen fönnte; wenn mein Vorschlag nicht annehmbar sei, fagte ich, so fönnte die Vermittelung auf jede Weise, die Deutsch  land für möglich erachte, angebahnt werden, wenn Deutschland  nur im Interesse des Friedens auf den Knopf drüden wolle. Der deutsche Reichskanzler war nach seiner Rede nur für eine direkte Aussprache Wien  - Petersburg. Aber was für Aussicht auf Erfolg hatte diese, wenn, wie wir nachher hörten, der deutsche   Botschafter in Wien   die Meinung äußerte, daß Rußland   beiseite stehen würde, Was nun die Haltung Englands betrifft, so bemerkt Gir und wenn er auf seine Kollegen von vornherein den Eindruck Edward Grey  , daß weder dem Ministerium des Aeußern noch dem machte, daß er von Anfang an den Krieg wünschte und wenn englischen Kriegsqmt früher etwas über die bewußten Unter­sein Auftreten dort wahrscheinlich durch sein starkes persönliches redungen mitgeteilt worden sei, wie aus den Archiven hervorgehe. Auf meine Bemerkung, daß die Rolle des Schiedsrichters ihm Vorurteil beeinflußt wurde. Eines Tages wird die Welt vielleicht Selbst wenn diese Behauptung zuträfe, so würde dadurch die eng bei der Neutralität viel eher zugefallen wäre, entgegnete der erfahren, was sich zwischen Deutschland   und Oesterreich in betrefflische Regierung nicht von der Verantwortung für etwaige Miß- Minister, daß er im Gegenteil glaube, daß die Beteiligung bes serbischen   Ultimatums und dessen Folgen wirklich abgespielt hat. griffe oder Uebergriffe ihrer Unterorgane entlastet werden. Wir Englands die Dauer des Krieges eher beschränken könne, wie das Es ist nur zu klar geworden, daß der Vorschlag einer Konferenz, stellen aber hiermit weiter fest, daß mehrere der aufgefundenen Gegenteil." den wir machten, und dem Rußland  , Frankreich   und Italien   zu eingehenden Einzelausarbeitungen des Generals Ducarne über Wir überlassen es der Oeffentlichkeit, darüber zu entscheiden, stimmten, während Deutschland   dagegen Einspruch erhob, die ein- die Intervention eines englischen Hilfskorps in Belgien  , die wir ob die Schlußfolgerungen, die der Reichskanzler aus dieser Unter­zige Aussicht auf Frieden bet, und es bestand eine so begründete uns vorbehalten der Oeffentlichkeit zu übergeben, den Vermerk rebung gezogen hat, zutreffend waren oder nicht. Was den Hoffnung darauf. Serbien   hatte beinahe das ganze österreichische tragen: Communiqué à Mr. Barnardiston( fin Mars). Daß der sonstigen Inhalt der Unterredung betrifft, so sei erneut darauf Ultimatum angenommen, so hart und ungeheuer es war. Die Militärattaché diese Schriftstücke nicht zu seinem Privatgebrauch in hingewiesen, daß der Reichskanzler der englischen   Regierung be­unentschiedenen Buntte hätten in einer ehrenvollen und gerechten seinem Schreibtisch eingeschlossen hat, lehrt die Bemerkung in dem züglich der Unabhängigkeit Frankreichs  , Belgiens   und Hollands   die Weise in einer Konferenz, die eine Woche gedauert hätte, erledigt bekannten Bericht des Generals Ducarne  , daß der Chef des eng- weitgehendsten Garantien geboten hatte. Sir Edward Grey   hat werden können. Deutschland   hätte wijen können, ja mußte wiffen, lischen Generalstabes, General Grierson, den belgischen Kriegs- diefelben zurüdgewiesen. Wenn er nachträglich sein Vorgehen mit daß wir dabei eine ebenso ehrliche und ehrenhafte Rolle gespielt plan gebilligt habe. Gabe aber erheischt Gegengabe, und so finden dem Hinweis begründete, daß er vom britischen Standpunkte aus hätten, wie, nach Deutschlands   eigener Anerkennung, bei der wir denn in der fabalen Mappe mit der Aufschrift Intervention ein Eingehen auf die deutschen   Anerbietungen nicht für anständig